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Wir sehen uns dann morgen

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08.10.2005
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Wir sehen uns dann morgen

Wir sehen uns dann morgen.

Freitagabend, nein eigentlich schon Samstagmorgen. 1 Uhr. Wie immer saß er dort in seiner Stammkneipe an der Theke. Er starrte auf sein halbleeres Bier. Er sieht sich um und merkt plötzlich, dass seine Freunde, mit denen er gekommen war, schon längst gegangen sind. Und plötzlich sitzt sie neben ihm. Sie lächelt.
Sie beginnen gleich, sich zu unterhalten. Seine Stimme klingt müde, ihre zufrieden. Sie erzählt von ihrem Leben, ihrem sechs jährigen Sohn, welchen sie mit 19 bekommen hatte. „Ja, er war meine erste große Liebe“, antwortet sie. Sie erzählt weiter, von ihrer Arbeit in Kairo als Lehrerin bei einer Hilfsorganisation und von Menschen, die man dort trifft. Er sitzt still neben ihr und lauscht ihren Erzählungen. Er selbst war noch nie weiter als 500 Kilometer von seiner Heimatstadt entfernt und wenn – dann nur für kurze Zeit.
Nachdem einige Zeit vergangen ist, ruft der Kellner „Sperrstunde! Wir gehen!“. Sie fragt: „Schauen wir weiter?“ und lächelt. Er nickt und sieht sich noch mal um und folgt ihr nach draußen. Ein paar Minuten später findet er sich wieder an der Theke des nächsten Lokals – sie sitzt neben ihm.
Sie unterhalten sich, trinken noch ein Bier und dann meint sie, sie sei müde. Sie nehmen sich ein Taxi und fahren zu ihm. Er ist schon seit den letzten drei Bier blank und so zahlt sie auch das Taxi.
Vier Stunden später, um neun Uhr morgens meint sie, sie müsse jetzt gehen. Doch er bittet sie noch ein wenig zu bleiben. Sie lächelt. Er hält sie im Arm und sie erzählt, wie es wohl wäre, wenn alles anders wäre. Und ein wenig später, dass sie jetzt wirklich los müsse, da ihr Freund mit dem nächsten Flieger aus Kairo komme. Er sagt nichts, für was auch.
Er begleitet sie noch zum Taxistand, wo auch schon eines bereit steht. „Es macht doch nichts, wenn wir aufs Nächste warten, oder?“ Er schüttelt den Kopf.
Nach ein paar, wenigen Minuten fragt sie dann, ob sie sich wieder sehen werden. Er weiß es nicht. „Und können wir wenigstens so tun als ob, nur so tun, als ob wir uns morgen wieder sehen würden?“. Er lächelt. Sie umarmt ihn und flüstert ihm noch etwas zu. Wir sehen uns dann morgen.

 

Herzlich willkommen auf kg.de!

Hat mir gefallen, irgendwie. Unkompliziert. Was ich herauslese, kann ich nur aus dem ziehen, was nicht dasteht. Die distanzierte Nüchternheit hüllt die ganze Episode in eine zerbrechliche Rätselhaftigkeit, schön und ungreifbar.

Mehr nicht, nur noch Detailanmerkungen (teilweise sehr subjektiv):

  • Wie immer saß er dort - Weshalb Präteritum? Gerade nach der Zeitangabe ist das doch eher falsch.
  • dass seine Freunde, mit denen er gekommen war schon längst - “war, schon”; zudem gefiele mir “die Freunde” besser
  • Sie beginnen sich gleich zu unterhalten. - Bitte umformulieren, z.B.: “Sofort beginnen sie eine Unterhaltung.”; andernfalls umstellen und mit Komma: “Sie beginnen gleich, sich zu unterhalten.”
  • ihrem sechs jährigen - Bin in der RR nicht bewandert, muß das getrennt werden?
  • als Lehrerin in einer Hilfsorganisation - “bei einer”
  • von Menschen die man dort trifft. - “Menschen, die”
  • und wenn – dann nur für kurze Zeit. - “wenn, dann”
  • vergangen ist ruft - “ist, ruft”
  • Sie fragt, “Schauen wir weiter?” - Doppelpunkt statt Komma wäre normaler, anderfalls vielleicht ohne Anführungszeichen.
  • und dann meint sie, sie wäre müde. - “sei müde”; besser gefiele mir zudem “sagt sie”
  • Doch er bittet sie noch wenig zu bleiben. - “sie, noch ein wenig”
  • sie erzählt wie es wohl wäre wenn alles anders wäre. - Kommata fehlen, Vorschlag: “erzählt, wie es wohl wäre (sein könnte), wäre alles anders”
  • da ihr Freund mit dem nächsten Flieger aus Kairo kommt. - “komme”
  • oder?”. - Punkt überflüssig
  • Nach ein paar, wenigen Minuten fragt sie dann ob sie sich wieder sehen würden. - “dann, ob”; bevorzuge “werden” statt “würden”; die Doppelung “paar, wenigen” mißfällt mir

 

danke für dein kommentar und deine anmerkungen.

mal sehen, ob ich mal wieder etwas schreibe...

 

Hallo lovejunkie,

in deiner Geschichte sind mir zwei Gegensätze aufgefallen. Einerseits lässt du viele Fragen offen. Ich weiß z.B. nicht viel über die mysteriöse Frau, die sich einfach neben deinen Prot setzt. Da hätte ich gerne noch ein paar mehr Informationen mehr. Vielleicht ab und zu eine kleine Bemerkung über ihr Aussehen.
Andererseits gibst du wieder sehr genaue Angaben, z.B. bei den Uhrzeiten, wie alt der Sohn ist usw. Hier wäre mir ein bisschen Ungenauigkeit lieber gewesen. Besonders auffällig erschien mir das bei den 500 km Entfernung.

Noch einige kurze Anmerkungen:

Er sieht sich um und merkt plötzlich, dass seine Freunde, mit denen er gekommen war, schon längst gegangen sind. Und plötzlich sitzt sie neben ihm.

das erste "plötzlich" durch "auf einmal" ersetzen.

Er nickt und sieht sich noch mal um und folgt ihr nach draußen.

das erste und durch ein Komma ersetzen.

Nach ein paar, wenigen Minuten fragt sie dann, ob sie sich wieder sehen werden.

Komma nach paar streichen.

Wir sehen uns dann morgen.

Denkt das dein Prot? Dann würde ich es kenntlich machen. Ansonsten ist das "wir" hier nicht angebracht.


Viele Grüße
bambu

 

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