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26.01.2006
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für M.

Der Putz in unserer Ein-Zimmer-Wohnung fällt von der Decke, aber es ist uns egal. Alles ist uns egal. Ob es schneit oder regnet, schwarz oder rot, was auch immer passiert - es ist egal.

Wir haben uns.

"Noch ein Bier?", fragst du.
"Klar."
Du reichst mir die Flasche.
"Was machen wir nachher?"
"Keine Ahnung", sagst du. "Gehen wir tanzen?"
"Okay."

Das Bier rinnt erfrischend meine Kehle hinunter, und ich sehe dich lächelnd an. "Ich liebe dich."
"Ich weiß", grinst du. "Ich dich auch."

Dann haben wir Sex. Wild, leidenschaftlich, frei. Keine Regeln, keine Tabus außer den unsrigen.

Regeln waren uns schon immer egal. Wozu auch Regeln? Das ist was für Angepasste. Für Mitschwimmer. Für Leute ohne Rückgrat. Nichts für uns. Wir sind anders. Wir brauchen niemanden, niemand braucht uns, und niemand kann uns was vorschreiben.

Unsere Eltern haben das schnell kapiert. Ich bin raus mit 18, nach dem Abi, und du warst 19. Klar, sie haben Stunk gemacht, wollten uns hindern, haben uns Vorträge gehalten, uns zu erpressen versucht. Eltern eben. Zukunft und bla. Aber was soll's? Es ist unser Leben, oder nicht? Und es ist unser Weg. Den haben wir uns ausgesucht, und wir werden ihn bis zum Ende gehen. Wir beide. Gemeinsam.

Wir haben uns nie gefragt, ob es ein "Ohne-den-anderen" gibt. Gibt es auch nicht. Ohne uns wären wir nicht mehr wir. Dann wäre es du und ich, und das will keiner von uns.

 

Hi Magnolia,

mir persönlich ist es zum einen zu sehr aus einen lyrischen Ich geschrieben, zum anderen zu sehr eine Beschreibung, denn eine Geschichte.
Ich sehe leider auch kein erzählerisches Experiment darin.
Es mag ein privater Text sein, wichtig für das Du, an das er gerichtet ist. Der Leser ist dabei nur ein Voyeur, dem das lyrische Ich, warum auch immer, sein Intimleben offenbart, etwas lesen lässt, das nicht für ihn bestimmt ist.

Es mag mancher sagen, ja, so empfinde ich meine Liebe auch, das macht es aber noch nicht zu einer Geschichte, sondern eben höchstens zu lyrischer Prosa.

Sorry, sim

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Magnolia,

das ist nun mein Betthupferl für heute. Der Text ist lakonisch, kalt, kompromisslos, klar, gradlinig und ohne irgendwelche Wortspielereien. Wie eine Dokumentation.

Ein Experiment kann ich allerdings auch nicht erkennen, selbst nach nach mehrmaligen und intensiven Lesens nicht.

Und für den Schluss habe ich einen Vorschlag, weil ich irgendwie das Gefühl hatte, es würde rhythmisch besser passen.

Wir haben uns nie gefragt, ob es ein "Ohne-den-anderen" gibt. Gibt es auch nicht. Ohne uns wären wir nicht mehr wir. Dann wärst du nur du, und ich wäre nur ich, und das will keiner von uns.

Sofern du das so überhaupt zum Ausdruck bringen wolltest.

So, nun gehe ich mit deinen Gedanken ins Bett. Gute Nacht.

Grüße von Rick

P. S.: Hätte ich fast vergessen. Die Geschichte hat mich angesprochen, weil meine Gedanken den Raum drum herum gut füllen konnten. Hat mir gefallen.

 

@Magnolia,

ah, was Neues von dir! :) Allerdings etwas kurz - und mir da nicht griffig genug. Im Gegensatz zu Sim halte ich es nicht für ein Gedicht, aber als Geschichte ist es mir etwas zu beliebig, bis auf den letzten Abschnitt:

Wir haben uns nie gefragt, ob es ein "Ohne-den-anderen" gibt. Gibt es auch nicht. Ohne uns wären wir nicht mehr wir. Dann wäre es du und ich, und das will keiner von uns.
Das hat Aussagekraft, die dem Rest des Textes fehlt.

Gruß, Elisha

 

Guten Morgen ihr drei!

Zunächst einmal danke für die schnelle Reaktion auf dieses... ja, Experiment. Sicher, der Text ist kurz, aber meiner Meinung nach steht da sehr viel mehr drin, was - zugegebenermaßen - nur wirkt, wenn man diese Gedanken selbst schon in ähnlicher Weise hatte oder sich mehr damit befasst hat.
Das Experiment dieses Textes bestand auch fast genau darin. Sehen, ob es beim Leser ankommt, ohne dass er etwas über die Prots weiß, oder über deren Situation, und ob alleine die Stimmung ausreicht, um die Sätze wirken zu lassen. Ist, wenn ich das so betrachte, nur am Ansatz geglückt ;)

@sim:

Der Leser ist dabei nur ein Voyeur, dem das lyrische Ich, warum auch immer, sein Intimleben offenbart, etwas lesen lässt, das nicht für ihn bestimmt ist.
Ja, das ist die Frage ;) Ist es wirklich nicht für den Leser bestimmt?
Es mag mancher sagen, ja, so empfinde ich meine Liebe auch, das macht es aber noch nicht zu einer Geschichte, sondern eben höchstens zu lyrischer Prosa.
Kann man nicht auch über die Liebe anderer dadurch reflektieren und überlegen, ob so etwas für einen selbst nicht vielleicht auch möglich wäre? Oder ob man das überhaupt will?

@Rick:

das ist nun mein Betthupferl für heute.
wie schön :)
Der Text ist lakonisch, kalt, kompromisslos, klar, gradlinig und ohne irgendwelche Wortspielereien. Wie eine Dokumentation.
Ja, das war Teil des "Experimentes" (das ich vermutlich einfach falsch aufgefasst habe), und ich finde, dass es gut passt, um eben genau das
Die Geschichte hat mich angesprochen, weil meine Gedanken den Raum drum herum gut füllen konnten.
zu erreichen.
Hat mir gefallen.
Danke. Das freut mich sehr.

Dein Vorschlag ist mir eine Spur zu ausfomuliert, da steht es ZU genau, was ich sagen will (ich hoffe, das macht Sinn), aber ich denk nochmal in Ruhe drüber nach. Danke :)

@Elisha:
Danke auch dir fürs Lesen und Kommentieren.

aber als Geschichte ist es mir etwas zu beliebig,
Hm, ja, das ist gut möglich. Es war auch nicht als etwas "Spezielles" geplant. Außer durch die Aussage.

LG,
Mag

 
Zuletzt bearbeitet:

Kann man nicht auch über die Liebe anderer dadurch reflektieren und überlegen, ob so etwas für einen selbst nicht vielleicht auch möglich wäre? Oder ob man das überhaupt will?
Natürlich kann man das, darum geht es doch nicht, sondern darum, dass dies für mich keine Geschichte ist, sondern nur eine Beschaffenheitsanalyse einer Partnerschaft. Es gibt keine Entwicklung, außer einem knappen Dialog um ein Glas Bier keine Handlung und noch nicht einmal eine nachvollziehbare Schilderung, dass es zwischen den beiden wirklich so ist, wie behauptet.
Sie kennen keine Regeln für sich oder nur ihre eigenen? Das muss ich einfach glauben, weil die Autorin es so will, es mir aber nicht zeigt.
Ist es wirklich nicht für den Leser bestimmt?
Für mich ist es eindeutig nicht bestimmt. Warum sollte es einen Leser interessieren, wie es zwischen A und B aussieht und warum muss er wissen, dass sie sich für was besseres halten als die vielen angepassten Spießer um sich herum, wenn dies nicht aus einer Handlung hervorgeht?
Vor so einem Jahr ungefähr wurden wir hier mit solchen intimen Innerlichkeitsplattitüden überschwemmt. Viel zu viele Autoren fühlten sich berufen, ihr temporäres Gefühl zu irgendwas ohne eine Erhöhung ins Allgemeine trotzdem zur Allgemeingültigkeit zu erklären, ohne nachvollziehbare Handlung zu behaupten und es uns wie ihr eigenes Sperma schlucken zu lassen (was ein blödsinniger Vergleich ist, weil solche Werke meistens von Frauen kommen).
Nein, so leid es mir tut, es ist einer dieser Texte, bei denen ich ein Telefonat mit der Freundin empfehle, weil ich nichts darin finde, dass ihn in irgendeiner Weise lesenswert und interessant für mich macht. Er entspringt nur einem Mitteilungsbedürfnis des Autoren von seinem momentanen Gefühl. Wenn dem nicht so ist, erweckt er in mir trotzdem diesen Eindruck.

Sorry, sim

Achja, der Inhalt all dieser Texte, der Ausdruck der Verbundheit, ließe ich praktischerweise meistens in einem einzigen Satz zusammenfassen: Du bist mir so nah, dass ich Ich zu dir sagen möchte.

 

Hallo sim,

danke für die Erklärung. Ich werde solche "Experimente" dann künftig hier nicht mehr posten.

Viel zu viele Autoren fühlten sich berufen, ihr temporäres Gefühl zu irgendwas ohne eine Erhöhung ins Allgemeine trotzdem zur Allgemeingültigkeit zu erklären, ohne nachvollziehbare Handlung zu behaupten und es uns wie ihr eigenes Sperma schlucken zu lassen (was ein blödsinniger Vergleich ist, weil solche Werke meistens von Frauen kommen).
In der Tat ein blödsinniger Vergleich. Aber nicht wegen der Frauen ;)
Achja, der Inhalt all dieser Texte, der Ausdruck der Verbundheit, ließe ich praktischerweise meistens in einem einzigen Satz zusammenfassen: Du bist mir so nah, dass ich Ich zu dir sagen möchte.
Sicher. Wenn man danach geht, hätten wohl 90% aller Werke nie geschrieben werden brauchen. Man hätte auch schreiben können: Ich liebe Dich.
Nun ja.

LG,
Mag

 

hi magnolia

wenn ich sowas schreibe, heißt es immer, das wäre keine Geschichte.

2 glückliche menschen halt, denen alles egal ist. und weiter?

besonders poetisch ist es auch nicht, trotz lyrischem ich.

handlung: keine. ich bin erstaunt, dass du was ohne handlung posten darfst, und ich nicht.

gruß

 

Hallo magnolia,
Ich sehe schon eine Geschichte..., wenn du weiter schreibst.

Wir beide. Gemeinsam.

Wir haben uns nie gefragt, ob es ein "Ohne-den-anderen" gibt. Gibt es auch nicht. Ohne uns wären wir nicht mehr wir. Dann wäre es du und ich, und das will keiner von uns.

Das würde ich komplett streichen. Alles was davor steht könnte eine Einleitung zu einer spannenden Geschichte sein. Der Konflikt könnte sich zum Beispiel entzünden, weil die Vorstellungen der ProtagonistIn von Zukunft und und eingetretener Realität auseinanderdriften.

Ach ja, ein Experiment im Sinne dieser Rubrik sehe ich nicht. Vielleicht ein persönliches ;)
Lieben Gruß, Goldene Dame

 

Magnolia schrieb:
Dann haben wir Sex. Wild, leidenschaftlich, frei. Keine Regeln, keine Tabus außer den unsrigen.
[...]
Unsere Eltern haben das schnell kapiert. Ich bin raus mit 18, nach dem Abi, und du warst 19.

Klingt für mich wie "unsere gemeinsamen Eltern". Welche Tabus haben denn Geschwister beim Sex?

Das ganze riecht für mich sehr nach "Alltag". Da kommt es jetzt hin.

 

Hi sim,

Für mich ist es eindeutig nicht bestimmt. Warum sollte es einen Leser interessieren, wie es zwischen A und B aussieht und warum muss er wissen, dass sie sich für was besseres halten als die vielen angepassten Spießer um sich herum, wenn dies nicht aus einer Handlung hervorgeht?
Ja nun. Das soll vorkommen, dass es nicht jeden anspricht, oder? Mancher Leser zieht daraus vielleicht etwas für sich und anderer eben nicht. That's life.

Vor so einem Jahr ungefähr wurden wir hier mit solchen intimen Innerlichkeitsplattitüden überschwemmt.
Tschuldigung, da war ich noch nicht hier und habe das verpasst. Ich überlege eh, den Text löschen zu lassen, oder ihn eben komplett neu zu formulieren. Ich bin, wie du weißt, keine Experte in Sachen Literatur, ich gehe da von meinem Gefühl aus. Aber mir selbst als Leser bringen auch Texte etwas, die einfach nur eine Glocke in mit zum klingen bringen (das war jetzt aus dem Englischen - mir fehlt grad die passende deutsche Übersetzung). Gut möglich, dass ich KG.de hier falsch einschätze oder nutze oder was auch immer.

Aber danke für deine Anregungen.

Hi Aris,

wenn ich sowas schreibe, heißt es immer, das wäre keine Geschichte.
Ja, nu. Das heisst nicht, dass es hier eine ist, oder? *g* (s.o.)

besonders poetisch ist es auch nicht, trotz lyrischem ich.
Sollte es auch nicht sein.

handlung: keine. ich bin erstaunt, dass du was ohne handlung posten darfst, und ich nicht.
Tja. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass sich Handlung nicht immer in Sätzen darstellen muss. Klar, ich kann dem Leser alles vorkauen. Ihn selbst denken zu lassen, ist offenbar zu viel verlangt ;)

Ja, ich weiß, das hier hat nicht funktioniert. Ich mach es auch nicht nochmal. Es war eine interessante Erfahrung und dabei belasse ich es auch. Hier.

Hallo Goldene Dame,

Ich sehe schon eine Geschichte..., wenn du weiter schreibst.
Ja, das ist richtig. Es wäre eine. Aber genau das wollte ich nicht. Wie vorher schon gesagt - Experiment misslungen. Klar, kann man daraus eine Geschichte machen, nur dachte ich, eben diese Geschichte spielt sich im Kopf der Leser ab. Tut sie offenbar nicht. Nun gut.

Ach ja, ein Experiment im Sinne dieser Rubrik sehe ich nicht. Vielleicht ein persönliches
Da kannst du Recht haben. Aber danke auch dir für deine Anmerkungen. Ich überlege gerade ersthaft, da eine Geschichte im eigentlichen Sinne draus zu machen. Danke.

LG,
Mag

 

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