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Wirklich kein Grund

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12.12.2006
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Wirklich kein Grund

Dezember, noch lag kein Schnee. Der November war glücklicherweise mittags noch sehr warm gewesen, nachts aber hatte Ralph schon gefroren im Schlafsack. Jetzt also Dezember, noch nicht kalt genug, um mit gewissem Anrecht sein Überlebensscherflein zusammenschnorrren zu können, aber schon kalt genug, um tiefer als sonst in den Schlafsack zu kriechen. Weihnachten, wenn die Leute ihr Herz entdecken, war auch noch weit weg.

Heute hatten die Leute es anscheinend besonders eilig. Sein Teller war noch leer. Dabei war es schon Mittag. Ralph hoffte auf die Zeit, wenn die Leute aus der S-Bahn strömen, auf den späten Nachmittag. Er hatte sich zwei Schrippen gekauft, beim Bäcker, das einzige heute im Magen. Das Geld von gestern hatte gerade noch für einen Joint gereicht.

Eine junge Frau blieb stehen, griff in die Manteltasche und warf eine Münze in den Teller. Ralph dankte stumm, mit einem Kopfnicken.

Das Haus, in dem er seinen Schlafsack tagsüber parkte, lag in einer Seitenstraße, über und über mit tauben Sprüchen dekoriert, eine halbe Ruine, kaum noch Fensterscheiben. Der Besitzer hatte es vor Jahren rückübertragen bekommen, und nun fehlte ihm das Geld, es zu sanieren. Ein paarmal war die Polizei erschienen, hatte die Hausbesetzer überprüft, aber niemanden mitgenommen.

Ralph hatte sich einen Raum gesichert, seine Casa mia. Eher eine Abstellkammer, als dass man ihn einen Raum nennen könnte, das Klo, dessen Spülung nicht funktionierte, lag gleich nebenan. Es stank bestialisch in der Casa mia, niemand war scharf darauf, ihn aus ihr zu vertreiben.

Am Tage saß er unter der S-Bahn-Brücke, auf einem Stück Decke, ein Tellerchen zu Füßen. Abends, falls er genug Kleingeld beisammen hatte, ging er zurück in die Casa mia.
Falls es nicht reichte, um sich am nächsten Tag einen Döner leisten zu können und einen Kaffee in der nahen Imbissbude, saß er noch lange nach dem Dunkelwerden auf seinem Stammplatz. Dann sagte er schon mal ein paar enttäuschte Worte zu den Vorübergehenden, und dies waren die einzigen Worte des Tages.

Die anderen im Haus mieden ihn, so als ob der Gestank der Casa mia an ihm haften würde. Vielleicht deshalb, Ralph duschte jeden Tag. Mal im Gemeindehaus, aber der Weg dorthin war reichlich weit, mal im öffentlichen Bad, falls es das Kleingeld erlaubte. Den Obdachlosen sah man ihm nur an, weil er sich kleidete wie ein Paradiesvogel, mit Cowboyhut, bunter Weste, weiten bestickten Pluderhosen und Springerstiefeln aus einer kostenlosen Kleidersammlung.

Ralph war nicht mehr jung genug für das Leben auf der Straße, fast dreißig. Seine Familie, die Mutter und zwei Brüder, aus denen etwas geworden war, wenn auch der ältere, ein Ingenieur, seit drei Jahren arbeitslos in seiner Plattenbauwohnung herumsaß, ließ sich nicht blicken in der Casa mia. Mitunter, wenn andere im Haus Besuch bekamen, tat es weh, so allein in der Bude, früher war er ein geselliger Mensch. Früher, ehe die Geschichte mit den Nazis passierte.

Damals hatte er eine eigene Bude, eine richtige mit Innenklo, Küche und Mietvertrag. Aber schon damals fiel er auf, weil er, arbeitslos, in Imbissbuden herumlungerte, und wenn er ein paar Joint geraucht hatte, geriet ihm die Welt durcheinander. Zwei-, dreimal begann er eine Prügelei mit seinesgleichen, und dann gab es Terror in der Gegend, einmal nahm ihn die Polizei für eine Nacht aufs Revier mit. Den Nazis war der Peace-Aufkleber auf seinem Rucksack ein Dorn im Auge, und eines Nachts, als er von einer seiner Streiftouren zurückkam, überfielen sie ihn auf der Treppe. Er wehrte sich, so gut er gegen die drei Mann ankam. Am nächsten Tag zog er aus, in das besetzte Haus. Das war vor zwei Jahren gewesen.

Bald würde Weihnachten sein. Er hasste das Getue mit Weihnachten. Für ihn würde Weihnachten eine Zeit wie jede andere sein, er würde auf seinem Stammplatz sitzen und auf das Klirren des Kleingelds warten. Vielleicht würde er sich eine Kerze kaufen, aber Kerzen bargen Erinnerungen, und mit Erinnerungen hatte er nichts am Hut.

„Was ist denn das? Ralph!“

Ralph fuhr zusammen: die Mutter. Sie stand vor ihm, wahr- und wahrhaftig. Die Mutter.
Er erhob sich.

„Mach keinen Terror“, sagte er.

Die Mutter schwieg. Stumm ging sie neben ihm her. „Hast du etwas gegessen?“, fragte sie, als sie vor der Imbissbude standen. Ralph war die Sache peinlich. Dass die gutgekleidete Frau neben ihm seine Mutter war, konnten die anderen nicht wissen. Sicher dachten sie sonstwas. Es war ihm nicht egal, was sie dachten. Morgen würde es unter ihnen herum sein: Ralph ist schon so runter, dass er sich sogar mit alten Nutten abgeben muss.

Er wollte das Übliche, einen Döner und einen Kaffee. Es gab zwei Tischchen in der Ecke, die Mutter steuerte darauf zu. Sie legte einen Fünfzig-Euro-Schein vor Ralph hin, ohne ein Wort. Ralph griff zu, auch ohne ein Wort.

„David hat jetzt wieder Arbeit“, sagte sie dann. Ralph reagierte nicht.

Sie versuchte ihr Glück erneut. „Und Paul ist in München“, sagte sie.

Das Gespräch wollte nicht in Gang kommen. Die Mutter erhob sich. „Du weißt, wo ich wohne.“ Sie wollte ihn umarmen, Ralph wehrte ab. „Lass! Albernes Getue.“

Er ging zurück an seinen Stammplatz. Heute abend würde er sitzen, bis er anfror. Der Schein in der Hose war kein Grund, um vorzeitig zu verschwinden.

Wirklich kein Grund.

 

Hallo Estrel,

die Nazis würde ich rauslassen, selbst, wenn es in der Realität so gewesen sein mag. In der Geschichte erlebe ich sie aber nicht als glaubwürdigen Grund für deinen Prot, aus einer Wohnung in die Obdachlosigkeit zu ziehen, sondern eher als zwanghaft eingefügtes Aktualitätselement. Dabei hat die Geschichte das gar nicht nötig, denn im Grunde ist es ein Text über Verhärtung und Hilflosigkeit im Umgang miteinander.
Und die Szene mit der Mutter hat mich berührt. Annäherungsversuche, Blockaden, da brauche ich keinen Grund, warum es einmal zerbrochen ist. Ich spüre den verletzten Stolz, die Sehnsucht und die Angst vor der Sehnsucht.

Lieben Gruß, sim

 

Gut, lass ich raus. Aber jeder fragt sich, wie es denn kam, dass einer auf der Straße lebt. Aber du hast recht, es wirkt ein bisschen zu aktuell.

Lieben Gruß
Estrel

 

HI!
Das mit den nazis fand ich auch komisch, die machen einmal Stress und sofort zieht er neben ein Klo?!
Insgesamt finde ich die Kg sonst gut, nur der Anfang ist nicht so toll, zwar gut, aber es gibt niy Neues zu erfahren, ein Obdachloser eben und der Teil in dem etwas passiert, ist sehr kurz, also die verhältnisse stimmen für mich irgendwie nicht.
Die Idee an sich mit dem Obdachlosen und Weihnachten finde gut und auch gut umgesetzt.

MFG Steeerie

 

Liebe Steerie, den Nazi-Teil habe ich deshalb hineingenommen, weil Nazis, zumal offen prügelnde Nazis, anfangs für uns Ostdeutsche etwas Ungewohntes waren. Und das waren sie auch für Ralph. Und da er schon sowieso halb auf der Straße lebte und mit ihr vertraut war, wusste er, dass dieser Überfall nicht der letzte sein würde.
Ein bisschen bin ich entsetzt über deine lakonische Feststellung: Nun ja, eben ein Obdachloser. Als ob Obdachlosigkeit ganz selbstverständlich zur Zivilgesellschaft gehören würde. Ich will mit der Geschichte darauf hinweisen, dass etwas nicht stimmt in dieser Gesellschaft, und insofern halte ich sims einseitige Orientierung auf das Psychologische ein wenig zu kurz gegriffen.

Lieben Gruß
Estrel

 

Hallo Estrel,

hier muss ich ein Missverständnis klären. Die einseitige Orientierung auf das psychologische entspringt deiner Geschichte, denn da hat sie ihre besten Momente.
Nazis und Obdachlose gehören zu unserer Gesellschaft, Nazis unter anderem in der Weise, dass sie aus Wut und Hass auch schon Obdachlose überfallen haben. Die gesellschaftlichen Aspekte werden aber durch deren Erwähnung nicht abgedeckt. Für sie müsstest du tiefer gehen.
Ich hatte bei den Nazis in deiner Geschichte eher das Gefühl, die Autorin wollte sie unbedingt in der Geschichte haben, um den gesellschaftlichen Anspruch zu erfüllen, egal ob er in die Geschichte passt oder die Geschichte ihn hergibt. Sie wirken mir also nicht "zu aktuell", sondern "zu sehr auf Aktualität gezwungen".
Ähnlich ist Steeeries Bemerkung "Nun ja, eben ein Obdachloser" zu verstehen. Obdachlose in der von dir dargestellten Form haben unter Hobbieautoren ähnlich wie Borderlinekranke, Missbrauchsopfer oder Selbstmörder Konjunktur. Diese Themen erzeugen Emotionen und setzten die Autoren auf die vermeintlich sichere Seite, politisch korrekt und aufrüttelnd zu schreiben.
Und darin steckt der Irrtum deiner Geschichte. Das Leben eines Obdachlosen kann sich fast jeder von uns vorstellen. Und bei der Menge an Obdachlosen, die uns täglich begegnet, gehören sie, so zynisch es klingt, zur zeit selbstverständlich zur Zivilgesellschaft. Ein gesellschaftlicher Aspekt wäre also, genau das herauszuarbeiten. Darstellung von Leiden taugt nur zur Erzeugung eines schlechten Gewissens. Ein schlechtes Gewissen aber nicht zur Auseinandersetzung.
Der Punkt, an dem deine Geschichte Neues bietet, ist der Dialog des Obdachlosen mit seiner Mutter, die ihm ihrer Eleganz wegen peinlich ist. Da komme ich ins Nachdenken, nicht nur der Psychologie wegen, sondern auch, weil dort ein gesellschaftliches Phänomen so nebenbei auftaucht. Auch für Obdachlose gibt es eine Art Gruppenidentfikation, eine Orientierung an Werten, die sich psychologisch nicht, in der Beurteilung von Dingen aber sehr wohl von der Gesellschaft unterscheidet.
Ob das so ist, weiß ich nicht, darüber müsste ich recherchieren, mich mit Obdachlosen unterhalten und feststellen, ob sie sich in der Geschichte und in diesem Wertesystem wiederfinden.
Aber da du ja die Autorin bist, unterstelle ich natürlich, du hast dies getan, bevor du die Geschichte geschrieben hast. Denn irgendwo her musst du es ja wissen.

Lieben Gruß, sim

 

Ich weiß nicht, ob Obdachlose, AIDS-Kranke usw. Konjunktur haben. Das ist für mich ein Nebenaspekt. Diese Geschichte ist ursprünglich und indirekt eine Antwort auf eine äußerst sentimentale, christlich verbrämte andere Geschichte anderen Ortes, ich lasse meine Geschichte nicht drucken, so dass die Angst, die Flut der Obdachlosengeschichten (wo werden sie eigentlich abgedruckt?) würde damit erweitert, unbegründet ist.
Ich habe mich bemüht, jede Sentimentalität zu vermeiden, und hoffe, dass mir dies auch gelungen ist.

Liebe Grüße
Estrel

 

sim schrieb:
Obdachlose in der von dir dargestellten Form haben unter Hobbieautoren ähnlich wie Borderlinekranke, Missbrauchsopfer oder Selbstmörder Konjunktur.
Estrel schrieb:
ich lasse meine Geschichte nicht drucken, so dass die Angst, die Flut der Obdachlosengeschichten (wo werden sie eigentlich abgedruckt?) würde damit erweitert, unbegründet ist.
Von den Hobbieautoren lässt kaum jemand seine Geschichten drucken, es geht eher um die Flut solcher Geschichten in Foren wie diesen.
Ob es dir gelungen ist, jede Sentimentalität zu vermeiden, hängt davon ab, was du unter Sentimentalität verstehst.
Diese Geschichte ist ursprünglich und indirekt eine Antwort auf eine äußerst sentimentale, christlich verbrämte andere Geschichte anderen Ortes
Das kann ich als Leser nicht wissen. Ich kann den Text nur so beurteilen, wie ich ihn vorfinde.
Es ist schon schade, dass du über meinen recht guten Eindruck von dieser Geschichte beleidigt bist, weil er dir zu einseitig ist. Ich hatte dich so eingeschätzt, dass du verstehen würdest, warum mir der gesellschaftliche Aspekt, den du gern in der Geschichte hättest, fehlt.
Der gesellschaftliche Aspekt definiert sich für mich nicht im hineisenden Zeigefinger "schaut her, es gibt Obdachlose". Das weiß ohnehin jeder, sondern in der Auseinandersetzung genau mit der von dir als lakonisch empfundenen Bemerkung steeeries.
Mir persönlich ist es zu sentimental, einfach nur in Stationen zu beschreiben, wie schlecht es ihm geht. Das ist noch keine Auseinandersetzung.
Und noch einmal, da du ja positive Bemerkungen zugunsten beleidigter Reaktionen gern zu überlesen scheinst. In der Szene mit der Mutter verliert es die Sentimentalität und wird richtig gut.

Frohe Weihnachten, sim (der es ätzend findet, nun auch über positive Kritiken noch diskutieren zu müssen, weil die Autorin sich missverstanden in ihrer Eitelkeit gekränkt wähnt)

 

Sim, zunächst danke ich dir, dass du mir deine knappe Zeit geopfert hast. Aber: Mir geht es doch nicht um meine Autoreneitelkeit, sondern mir geht es wirklich um die Sache. Ich brauche kein Lob, ich kenne meine eigenen Stärken und Schwächen ganz gut. Wie kann man an dieses Thema herangehen, unter Vermeidung von Sentimentalität, eher als Protest gegen gesellschaftliche Zustände? Ich dachte, ich kriege hier ein paar praktische Hinweise, wie man eine wirklich gute Geschichte schreibt. Was ist an dieser Geschichte falsch? Was würdest du wie anders schreiben? Versteh mich richtig, sim, ich bin überhaupt nicht eingeschnappt, ich akzeptiere deine Argumente, aber für mich ist offen der Tipp, wie ich es besser machen könnte.

Liebe Grüße
Estrel

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Estrel,

aus diesem Grund habe ich das Positive ja hervorgehoben.
Für den gesellschaftlichen Hintergrund bedürfte es einer anderen Struktur der Geschichte, die sich von der Schilderung des Tagesablaufs löst.
Die Struktur deiner Geschichte hat ihre Stärke im Privaten, in der Beziehung zwischen Mutter und Prot. Und in dieser privaten Beziehung hebst du durchaus den Plot in eine allgemeine Betrachtung. Psychologie ist dabei auch gesellschaftlich. Denn das Misstrauen, das dein Prot seiner Mutter gegenüber hegt, die Barriere, die sich zwischen ihm und ihr aufgebaut hat, hat sich ja zwischen ihm und den Hilfsangeboten der Gesellschaft auch aufgebaut.
Gesellschaftlich scheitert Integration oft auch daran, dass wir Menschen mit den Mechanismen in den Kreis zurückholen wollen, mit denen wir sie vertrieben oder aussortiert haben.
Ich kann als Tipp nur etwas wiederholen, was ich, zugegeben eher nebenbei, in einer früheren Antwort geschrieben habe:

sim schrieb:
Ob das so ist, weiß ich nicht, darüber müsste ich recherchieren, mich mit Obdachlosen unterhalten und feststellen, ob sie sich in der Geschichte und in diesem Wertesystem wiederfinden.
Aber da du ja die Autorin bist, unterstelle ich natürlich, du hast dies getan, bevor du die Geschichte geschrieben hast.
Um das Thema gesellschaftsrelevant anzugehen, bedarf es mE der Recherche, in diesem Fall einer Heidenarbeit, die aber nicht unmöglich ist, da es in jeder Stadt Magazine wie Hinz und Kunzt gibt, bei denen man eine Menge sehr hilfsbereiter und großartiger Menschen trifft.
Die Aussage: "Es gibt Obdachlose, also kann mit unserer Gesellschaft etwas nicht stimmen" müsste vielleicht präzisiert oder auch in Frage gestellt werden. Zum Beispiel:
Wodurch entsteht Obdachlosigkeit trotz aller sozialen Netze?
Wodurch entsteht sie individuell und welche Rückschlüsse lassen sich daraus auf die gesellschaftliche Entstehung ziehen?
Wird Integration nicht meistens als "zurück zur Leistung" verstanden?
Wenn jemand an einer Leistungsgesellschaft scheitert, wie viel Angst kann es eventuell machen, diesen wieder zu Leistung zu zwingen?
Wenn jemand die Erfahrung gemacht hat, die Leistungsgesellschaft war zuvor nicht an seiner Leistung interessiert, warum sollte er glauben, wenn diese Gesellschaft auf einmal behauptet, doch daran interessiert zu sein?
Lange Rede kurzer Sinn: Die Fragen müssen tiefer sein. Sie bedürfen in der Literatur nicht zwangsläufig einer Antwort, aber sie müssen entstehen.
Für den individuellen Protagonisten einer Geschichte ist Psychologie unabkömmlich. Viele Menschen erleiden Verluste, viele halten dem Leistungsdruck nicht stand und die Leistung vieler Menschen ist nicht gefragt.
Die Mehrheit davon schafft es trotz allem, in einer günstigen Wohnung mit einem geringen Bedarfsdeckungssatz irgendwie zu überleben. worin besteht der Unterschied bei deinem Prot, warum hat er es nicht geschafft? Individualität und Gesellschaft haben hier eine Wechselwirkung.

Schön an dieser Art, sich mit einer Materie, über die man schreiben möchte, auseinanderzusetzen ist, neben der Stimmigkeit, die man seiner Geschichte so geben kann, vor allem das Wissen, das man selbst erlangt.
Es ist natürlich immer die eigene Entscheidung, ob man sein Hobby derart aufwendig gestalten möchte, bei Geschichten mit gesellschaftlichem Anspruch halte ich persönlich es aber für wichtig.

Lieben Gruß, sim

 

Lieber Sim, hab herzlichen Dank für die lange Antwort.
Nur eines gibt es, wo ich eine gänzlich andere Meinung als du habe, und sie basiert auf Erfahrung, nämlich: Obdachlosigkeit ist eben nicht nur ein individuelles Problem, sondern vor allem ein gesellschaftliches. Wie kann es nämlich geschehen, dass sich ein Mensch aus der gewohnten Welt ausklinkt, welche Auffangmechanismen haben da nicht funktioniert? Ich habe auf dein Anraten den Absatz mit den Nazis herausgenommen, in dem es auch um Arbeitslosigkeit geht. Dies war der Anlass für sein Aussteigen, von dem mir ein Obdachloser erzählt hat. Jedes Wort ist beweisbar. Auch dann, wenn man glaubt, es dürfte nicht wahr sein, weil nämlich die sozialen Netze usw. usw. Zum Nutzen des Textes wäre es vielleicht angebracht, den gesamten sozialen Hintergrund wegzulassen und nur die Szene mit der Mutter stehenzulassen?

Liebe Grüße
Estrel

 

Lieber Morphin, du hast die Schwachstelle in der Geschichte genannt. Ich hätte also noch einen Dialog von Obdachlosen untereinander einflechten müssen, wo all diese Hintergründe Ralphs zur Sprache kämen. Da ich mir aber es nicht zutraue, diese Sprache aufs genaueste und eben wahrste wiederzugeben, habe ich darauf verzichtet und lieber erzählt. Das ist für eine Kurzgeschichte nicht ganz korrekt, es hindert den Erzählfluss, ich weiß. Hab Dank für deine Meinungsäußerung.

Viele liebe Grüße
Estrel

 

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