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Wissen bedeutet, Farbe zu bekennen

Team-Bossy a.D.
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23.02.2005
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Wissen bedeutet, Farbe zu bekennen

„Tom, wir müssen reden.“
Ich höre Andis Stimme noch längere Zeit in meinem Ohr, obwohl das Telefon schon längst wieder auf der Station steht. Trotz seiner knappen Worte kommen sofort Erinnerungen in mir auf, als wir in der Oberstufe bis zum Abi fast wie Kletten aneinander hingen. Ich sehe sein freches Grinsen direkt vor mir. Ohne es damals zu wissen, liebte ich ihn. Wir hatten nie Sex miteinander, aber wir waren in unserem Denken und Handeln oft eins, dass es bei manchen innigen Gesprächen zum Weinen schön war. Ich würde es mir zu einfach machen, wenn ich behaupte, der Lauf der Zeit hat unsere Freundschaft seicht werden lassen, wie es oft passiert, wenn sich nach der Schulzeit die Wege trennen.

Wie lange haben wir uns schon nicht mehr gesehen? Meine Sinne werden wach, obwohl ich bis gerade eben für den restlichen Abend nur an mein einsames Sofa und kühles Bier dachte. Das werde ich eben in unserer alten Stammkneipe trinken und hören, was Andi auf dem Herzen hat. Ganz unbeschwert freuen kann ich mich nicht auf die Aussicht eines gemeinsamen Abends. Dazu ist zuviel mit und zwischen uns passiert.

Rauchschwaden empfangen mich in der Kneipe, die wir früher oft als Letzte mit dem Wirt durch die Hintertür verlassen haben. Es war unser Wohnzimmer gewesen, in dem damals alles Wichtige stattfand. Wir feierten, was das Zeug hielt, oft auch ohne Grund; diskutierten endlos um Dinge, die uns bewegten und ein manches Mal wurde auch ein Liebeskummer nach intensiven Gesprächen und dem einhelligen Ergebnis, dass Frauen alle gleich seien, ausgiebig hinuntergespült. Aus der Küche taucht Joe, der Wirt, auf und grinst mich an: “Hey Leute, seh’ ich Gespenster oder ist das tatsächlich Tom?“, fragt er freudig in die Runde. Sein grauer Pferdeschwanz ist lächerlich dünn, sein Gesicht hager geworden und die Angesprochenen kennen mich nicht. Ich grinse zurück und bestelle ein Wie-immer.
Danach entdecke ich Andi in der hinteren Nische an dem kleinen Tisch, der gerne von Frischverliebten besetzt wird. Er steht auf und kommt auf mich zu. Wir halten uns kurz an den Schultern fest. Sein Schweißgeruch streift meine Nase. Andi roch schon immer streng, auch kurz nach dem Duschen. Kein Blick und keine Geste von ihm erinnert an alte Vertraulichkeit, alleinig die Nase wirbelt Erinnerungen ins Hirn. Unkonzentriert streicht er sich eine imaginäre Strähne aus der Stirn.
„Wie lange schon?“, frage ich ihn.
„Hab ich auch grade überlegt. Vielleicht ein halbes Jahr?“
„Kann’ hinhauen“, gebe ich bestätigend zur Antwort. Joe stellt das Pils auf den Tisch und ich proste Andi zu.
„Nun rück’ mal raus, was dich drückt“, fing ich die Unterhaltung direkt an.
„Es geht um Katja.“
Eigentlich weiß ich das ja schon seit dem Anruf. Andere Probleme hätte er ja mit ihr besprechen können.

Wären Andi und ich vor vier Jahren nur nie an diesem Open Air gewesen! Katja saß mit ihrer Clique direkt neben uns auf der Wiese, als wir uns alle in einer Umbaupause etwas von dem Gedrängel und der Lautstärke der Bands erholten. Ich schäkerte in Bierlaune mit ihr. Was war sie jung und wie konnte sie unbeschwert lachen! Ihre Haarlänge konnte ich nur erahnen, denn sie war in einem achtlos zusammengesteckten Knoten versteckt. Ich wünschte mir damals nichts sehnlicher, als diese Klammern aus ihrem dunkel glänzenden Haar zu ziehen, eine Strähne nach der anderen aus dem Nest zu lösen, um dabei immer wieder wie zufällig ihren schönen Hals berühren zu können. Sie strahlte mich an und zog mich unbekümmert mit in die Gesprächsrunde. Auch den offensichtlichen Altersunterschied schien sie nicht zu stören, obwohl ich wahrscheinlich doppelt so alt war. Andi zog es vor, auf dem Festivalgelände spazieren zu gehen. Katjas Aufmerksamkeit gehörte nur mir.

Andi holt mich aus meiner Erinnerung zurück in die Kneipe und beginnt zu erzählen: „Sie will unbedingt Kinder. Da wir schon seit über einem Jahr ausgiebig ohne Erfolg mit diesem Thema beschäftigt sind, haben wir uns untersuchen lassen.“
Ich bemerke irritiert, wie ein unbändiger Groll in mir aufsteigt, den ich nicht zügeln kann.
„Andi, du bist doch viel zu alt für weitere Kinder,“ sprudelt es aus mir heraus.
„Tom, ich bin siebenundvierzig, das ist doch nicht zu alt!“, rief Andi erstaunt eine Spur zu laut, so dass zwei leicht angeheiterte Jungs vom Nebentisch interessiert in unsere Richtung blicken.

Das Open Air-Gelände war ein weitläufiger alter Militärflugplatz. Als eine Heavy-Metal-Band sich als nächste Musikgruppe ankündigte, schlug Katja mir vor, das Gelände zu erkunden. Mein Herz hüpfte. Nach einem kurzen Spaziergang waren wir von dem ganzen Trubel entfernt. „Was willst du mit einem so alten Mann wie mich hier alleine?“ fragte ich Katja etwas keck.
„Du bist zwar älter, wirkst aber überhaupt nicht so. Mir gefällt, so wie du bist und was du sagst,“ gab sie lächelnd zur Antwort und gab mir einen Kuss auf die Wange. Ich war perplex, aber genauso freute ich mich über ihre spontane Zuneigung.

Danach gingen wir noch ein Stück und unterhielten sich über verschiedene Musikgruppen, wobei wir feststellten, dass sie ähnliche musikalische Vorlieben hatten. Sie erzählte von ihrem Wunsch, Biologie zu studieren und von ihrer frechen Katze. Ich sah sie unentwegt an und spürte eine Wärme in mir, die mich verwunderte. Ich schalt mich einen alten Spinner. Als wir zur Bühne zurückkamen, verschwand sie im kreischenden Getümmel der Topband des Tages. Wir hatten danach keine Zeit mehr für ein Gespräch, aber zum Abschied drückte sie mir ihre auf eine Zigarettenpackung gekritzelte Telefonnummer in die Hand. “Ich möchte dich wiedersehen“,
flüsterte sie mir zu, während ihr Haar an meiner Nase kitzelte.

Tagelang drehte und wendete ich die Schachtel in meinen Händen herum. Andi verstand meine Bedenken nicht: Junge Frau, wahrscheinlich Kinderwunsch, andere Interessen; und die Angst, irgendwann uninteressant zu werden, weil man ja zwanzig Jahre älter ist. Er war pragmatischer. „Wir laden sie zur Party am Samstag ein, dann wirst du ja sehen, wie es weitergeht.“
Sie kam und strahlte mich froh an. „Katja, ich möchte dich nicht auf eine falsche Fährte locken. Wir kommen nicht zusammen. Jeder von uns beiden hat doch ein ganz anderes Leben. Du willst sicher später einmal Kinder, hast noch so viele Ideen, Träume und Wünsche. Ich mag dich sehr, du bist eine tolle Frau, aber ich denke nicht, dass das mit uns gut gehen würde“, versuchte ich ihr meinen Standpunkt zu erklären.
„Tom, was ist denn so schlimm daran, wenn ich ein paar Jahre jünger bin?“, fragte sie verständnislos.
„Ich habe keine Lust mehr auf Beziehungsspielchen. Dazu habe ich keinen Nerv mehr. Du magst mich heute noch interessant finden, aber in drei Wochen sieht es vielleicht ganz anders aus.“
Ich weiß nicht, ob ich das damals selber geglaubt habe, aber ich war doch der Ältere und somit der Vernünftigere.
Katja verschränkte die Hände über ihrer Brust. Ihr einnehmendes Lächeln war verschwunden: “Wenn du kein Vertrauen hast, macht das auch alles keinen Sinn mit uns“.
Mit Andi tanzte sie den ganzen Abend und verbrachte auch die Nacht in seinem Zimmer. Ich erfuhr nie, was genau passierte. Ich war verletzt und fühlte mich von beiden unfair behandelt.
„Wie kann man bei der Liebe fair sein? Sie kommt, bewegt sich und geht, da können wir nur handeln“, fragte mich Andi tags darauf. Er hatte recht. Danach bekam ich zum ersten Mal unangenehm penetrante Magenschmerzen.

Ich denke laut nach: „Überleg mal, bis deine Kinder aus der Schule kommen, bist du ungefähr siebzig!“
„Ja und? Ich fühle mich noch nicht wie knapp fünfzig und wenn das für Katja in Ordnung ist, sehe ich keinen Grund, nur wegen meinem offiziellen Alter auf Kinder zu verzichten.“
„Nun gut, dass müsst ihr wissen“, gebe ich widerwillig zur Antwort. Andi kämpft für sein Glück und ich muss mir eingestehen, dass mir das etwas ausmacht.

„Katja hat sich zuerst untersuchen lassen. Bei ihr ist alles in Ordnung. Dann bin ich vor zwei Wochen zum Urologen. Der hat mir eröffnet, dass meine Spermien nichts mehr taugen.“
Andi sieht mich frustriert an.
“Liegt das am Alter?”
„Nein, das hat damit überhaupt nichts zu tun. Ob ich nun eben siebenundvierzig bin oder achtzig wäre, ist egal. Sie vermuten, dass es mit meiner jahrelangen Malaria-Prophylaxe zusammenhängt.“
„Und nun?“
„Das Thema war deswegen nicht vom Tisch. Sie schlug vor, Kinder zu adoptieren.“
„Ist das für dich ein Problem?“
„Ich will keine adoptierten Kinder. Das Risiko ist mir zu groß. Man weiß ja nicht, was für leibliche Eltern sie haben, wie sie sich entwickeln. Babys bekommt man auf legalem Weg sowieso keine. Schon ein Kleinkind kann soviel Scheiß durchgemacht haben, den du das ganze Leben nicht mehr gutmachen kannst. Das kommt für mich einfach nicht in Frage.“
„Ja, dann müsst ihr euch eben damit abfinden“, sage ich, in der Hoffnung, dieses Thema abschließen zu können.
„Nein, das ist es ja eben. Das eigentliche Problem ist ein anderes. David war gestern bei uns auf Besuch und hat einen Teil unserer Diskussionen mitbekommen. Der hatte eine abstruse Idee“, Andi lacht gequält, „und Katja fand die auch noch genial.“
David, denke ich, ist ja mittlerweile auch schon ein richtiger Mann. Schade, dass ich ihn völlig aus den Augen verloren habe. Früher haben wir oft an den Sonntagen zu dritt etwas unternommen, als Andi David an den Papa-Wochenenden bei sich hatte.
„David meinte, dass er uns seinen Samen spenden könnte“, sagt Andi leise.
„Was?“ bringe ich nur hervor.
„David sieht das mit seinen zwanzig Jahren total locker und viel zu naiv“, fuhr Andi fort,“ vielleicht hätte ich damals die gleiche Idee gehabt“, und kurz huscht ein Lächeln über das Gesicht, „aber stell’ dir das mal vor: Das wäre sein Geschwister und gleichzeitig sein Kind. Für mich wäre es Kind und Enkelkind in einem. Davon abgesehen, wie wir mit dieser irren Situation fertig werden sollen. Was würden wir dem Kind erzählen? Wem erzählen wir das überhaupt? Das geht doch nicht. Unmöglich! Oder?“
Mir ist das alles zuviel. Welche Blüten treibt denn so ein Kinderwunsch?
„Du erwartest aber jetzt nicht von mir, dass ich mich dazu in eine Richtung äußere?“ frage ich Andi fast flüsternd und lehne mich weit über den Tisch, um ihm nahe in die Augen sehen zu können.
„Ehrlich gesagt schon.“
„Und Katja...“, stocke ich, „Katja findet das gut?“
„Tom... ich weiß nicht, was ich machen soll. Katja ist ganz versessen darauf. Da mir David so ähnlich sieht, hat sie noch weniger Skrupel. Mit Ethik brauche ich ihr gar nicht zu kommen. Mir macht das Angst, dass sie so reagiert.“
Ich sehe sie vor mir, mit ihrem Frohmut, ihrem herzhaften Lachen. Dieses Bild bekommt graue Schlieren, wird unansehnlich und mir wird von einer Sekunde zur anderen kalt.
Ich betrachte Andi in seiner Hilflosigkeit und lange abwesende Wärme steigt für ihn in mir auf.
Er klopft wie früher mit seinem Zeigefinger von unten an den Tisch.
„Andi“, setze ich vorsichtig an, „ich kann dazu nichts sagen. Es wäre euch dreien gegenüber unfair.“
„Aber du bist doch mein Freund!“
„Deswegen kann ich dir doch aber so eine Entscheidung nicht abnehmen“, kontere ich.
„Du sollst mir doch nur deine Meinung sagen, bitte!“, sieht mich Andi flehentlich an.
„Ist dein Hadern nicht Zeichen genug?“, frage ich forsch.
Er lehnt sich zurück, trinkt einen Schluck Bier und starrt danach an die Decke.
„Komm’, lass uns noch eines trinken, über anderes reden und dann gehst du heim und schläfst drüber“, schlage ich ihm vor.
„Ist vielleicht das Beste“, stimmt er mir schulterzuckend zu.
„Joe, noch zwei“, rufe ich in Richtung Theke.
„Kommen sofort“, bekomme ich postwendend Antwort.
Ich habe das vage Gefühl, Andi wieder näher gekommen zu sein und meine Magenschmerzen ein Stück mehr verloren zu haben.

 

Hallo Bernadette,

deine Geschichte berührt mich, ist interessant, aber lässt mich etwas hilflos zurück. Du erzählst zwei Geschichten: einmal über die mögliche (Groß-)vaterschaft, dann über die Freundschaft zwischen Tom und Andi. Was ist mit der Beziehung: Will Andi zuviel (Hilfe, Rat)? Oder will Tom keinen Ärger, indem er sich einmischt? Auf jeden Fall ein wehmütiges Ende.

Ich finde die Geschichte lebendig geschrieben und die Dialoge stimmig.

jetzt Kleinkritk:

sonst hätte er nachgefragt, ob sie sich auf ein Bier treffen können
fehlt da ein "nicht"?

manchmal schreibst du etwas anonym:

Man feierte, oft ohne Grund, diskutierte endlos um Dinge, die sie bewegten und ein manches Mal wurde auch ein Liebeskummer nach intensiven Gesprächen...hinuntergespült
wären sie ja mit ihr zu besprechen gewesen
das könnte besser klingen

Kommaregel:

Er steht auf und Tom spürt
Komma vor "und", da Tom ein neues Subjekt ist
antwortet er und kurz huscht ein Lächeln
ebenso

Anführungszeichen: lieber keine, aber wenn, dann zwei

“ Vielleicht lag es gerade daran, dachte Tom.

auf Besuch
bei uns sagt man: zu Besuch

Gruß, Elisha

 

Hallo Bernadette,

du hast hier ein sehr interessantes Thema angeschnitten, das du gewohnt gekonnt rüber bringst.
Trotzdem macht diese Geschichte mich etwas unzufrieden.

Ich dachte zunächst die Beiden würden nun über die mögliche Vaterschaft Davids diskuttieren - im Prinzip wird dieses Thema aber nur angeschnitten. Gerade das wäre doch wirklich interessant gewesen - wie Andi das empfindet, wie er damit umgeht, wie sie sich entscheiden.
Er zieht seinen - wenn ich das richtig sehe - ehemals besten Freund zu Rate, erwartet, dass er sich auf seine Seite stellt bzw. wenigstens klar Stellung bezieht. Tom weigert sich (was ich absolut verstehen kann) und am Ende hat man es mit einer zerbrochenen Freundschaft zu tun.
Außerdem habe ich (vielleicht nur eingebildet, kann sein) gemeint zu spüren, dass Andi auch deswegen Angst hat, weil es zwischen Katja und David irgendwelche sexuellen Spannungen gibt oder er denkt, dass es sie gibt.

Jedes Thema wäre für sich wirklich interessant, aber in dieser Geschichte fand ich sie zu viel oder anders gesagt: Die Geschichte hätte - für meinen Geschmack - länger sein müssen, um all diese Themen behandeln zu können.

Vielleicht hattest du aber auch eine ganz andere Intention, die ich nicht verstanden habe.

Zwei Kleinigkeiten:

Er wird wach, obwohl er noch kurz davor sicher wahr, dass ihm der Tag im Büro schon alle Kraft geraubt hatte.

Oh cool, ich habe endlich einen Fehler bei Bernadette gefunden. ;)

„Moment“, warf Tom ein, „wieso wir? Du hast doch mit David, deinem erwachsenen Sohn, schon lange bewiesen, dass es an dir nicht liegen kann. Noch dazu ist er dir wie aus dem Gesicht geschnitten.“

Typischer Fall davon, dass die Prot. sich Dinge erzählen, die eigentlich nur der Info des Lesers dienen.

LG
Bella

 

Hi Elisha,

Was ist mit der Beziehung: Will Andi zuviel (Hilfe, Rat)? Oder will Tom keinen Ärger, indem er sich einmischt?
Tom ist überfordert und hat keine Kraft/Lust, sich mit solchen Problemen von Andi zu belasten. Früher war das mit denen zwei anders. Andi mag Tom weiterhin als Kumpel, mit dem man ein Bier trinken geht, aber wenn es so zur Sache geht, zieht er den Schwanz ein.
Andi geht es schlecht, sonst hätte er nachgefragt, ob sie sich auf ein Bier treffen können, um dem Arbeitsalltag für kurze Zeit ein kleines Schnippchen zu schlagen.
fehlt da ein "nicht"?

Nein. Andi sagte, dass er reden muss und nicht, dass er ein Bier trinken gehen will. Tom vermutet deswegen, dass es ihm schlecht geht.


Kommaregel:
Danke fürs Verbessern. Für mich gabs noch nie Kommas bei "und". :D


. Und er ist Psychotherapeut.“ Vielleicht lag es gerade daran, dachte Tom.

Anführungszeichen: lieber keine, aber wenn, dann zwei

Das Anführungszeichen ist ein Schlußzeichen des vorherigen Satzes. Ich habe den folgenden in eine neue Zeile genommen, dann wird es klarer.

Dich läßt die Geschichte etwas hilflos zurück. Für dich sind das zwei Plots. Ich wollte nicht einfach eine Trennungsgeschichte oder die des betrogenen Ehemannes als Anlaß für den Rückzieher von Andi nehmen, es sollte ja schon ein Thema sein, was wirklich schwer als Freund/Kumpel zu beurteilen ist ;).

Dank' dir :).
bernadette

 

Hi Bella,

Trotzdem macht diese Geschichte mich etwas unzufrieden.
Hey, Ziel erreicht: Dir gehts wie Andi :D.

Ich dachte zunächst die Beiden würden nun über die mögliche Vaterschaft Davids diskuttieren - im Prinzip wird dieses Thema aber nur angeschnitten. Gerade das wäre doch wirklich interessant gewesen - wie Andi das empfindet, wie er damit umgeht, wie sie sich entscheiden.

Aber ich schreibe doch aus der Sicht von Tom ;). Und der will das ganze doch gar nicht wissen...
Als Leser würde es mir sicher auch gefallen, wenn ich über diese interessante mögliche Familienkonstellation eine heisse Diskussion erleben dürfte: WAs hat das alles für emotionale und rechtliche Folgen...Aber darum geht es nicht.
(Habe ich etwa einen Plot verschenkt :hmm: ?)

Elisha habe ich ja schon kurz begründet, dass ich keinen 08/15-Aufhänger nehmen wollte.

Tom weigert sich (was ich absolut verstehen kann) und am Ende hat man es mit einer zerbrochenen Freundschaft zu tun.

So extrem wollte ich das nicht gezeichnet haben. Sie sind nicht im Streit auseinander und werden sicher wieder mal ein Bier zusammen trinken gehen - aber Tom wird nie wieder: Ich muss reden aus Andis Mund hören.

Zwei Kleinigkeiten:

Oh cool, ich habe endlich einen Fehler bei Bernadette gefunden. ;)
Den habe ich dir von Herzen gegönnt :).
Wärst du bei der Kommasetzung perfekt, könntest du wenigstens noch die fehlenden "und"-Kommata verbessern ;).

Typischer Fall davon, dass die Prot. sich Dinge erzählen, die eigentlich nur der Info des Lesers dienen.
Das ist mir selber schon beim Schreiben so in den Sinn gekommen, aber manchmal muss man mit der Kirche ums Dorf :shy:.

Danke für deine Gedanken und Worte.
bernadette

 
Zuletzt bearbeitet:

Holla Bernadette,
wie eben versprochen, gibts jetzt meine Kritik zu deiner Geschichte:

„Moment“, warf Tom ein
hier kein Zeitwechsel: , wirft Tom ein

Andi sah Tom hilflos an.
Nicht zwischen Präsens und Perfekt springen!
Andi sieht Tom hilflos an.

Vielleicht lag es gerade daran, dachte Tom.
Da machst dus schon wieder :D
Vielleicht liegt es gerade daran, denkt Tom.

Er kann sich keinen Reim auf das, was die Drei besprochen hatten, machen.
Warum umständlich formulieren, wenns auch leicht geht:
Er kann sich keinen Reim auf das machen, was die Drei besprochen hatten.

Man fragt sich wirklich schon kurz nach dem Lesen, was diese Geschichte denn jetzt aussagen will. Geht es um die Adoptionsthematik oder Samenspende?
Nein, es geht wohl einfach um diese Freundschaft, die anscheinend nur dadurch funktioniert hat, dass Tom für Andi dagewesen ist. Ich vermute hinter dieser Freundschaft aber ein recht einseitiges Verhältnis. Tom hat anscheindend keine Lust mehr, sich um die Probleme des Jüngeren zu kümmern und das ist auch durchaus nachzuvollziehen.
In der Hinsicht, nämlich indem du das rüberbringen konntest, hat deine Geschichte ihren Zweck erfüllt.
Ansonsten ist es wieder einmal eine deiner typischen Dialoggeschichten, die mir wie immer gefallen hat. Kommt ohne viel Handlung aus und bleibt trotzdem interessant, das liegt sicher auch daran, dass das Thema gut gewählt war. Ich habe nichts inhaltisches zu meckern...

Eike (das Narbengesicht :D)

 

Hi Starsailor,

danke für dein waches Zeit-Auge ;).

Nein, es geht wohl einfach um diese Freundschaft, die anscheinend nur dadurch funktioniert hat, dass Tom für Andi dagewesen ist. Ich vermute hinter dieser Freundschaft aber ein recht einseitiges Verhältnis. Tom hat anscheindend keine Lust mehr, sich um die Probleme des Jüngeren zu kümmern und das ist auch durchaus nachzuvollziehen.
Wie kommst du darauf, dass Andi jünger ist?

In der Hinsicht, nämlich indem du das rüberbringen konntest, hat deine Geschichte ihren Zweck erfüllt.

Also Thema nicht verfehlt, ist ja schon was.

Danke für deine lieben Worte.
bernadette

 
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Seien Sie mir gegrüßt Madame Bernadette,

Ich dachte mir, ich lese einfach einmal eine Geschichte eines erfahreneren Mitglieds, um mir eventuell etwas abzuschauen und dann ist das gleich eine Geschichte, in der es um ein derart heikles Thema geht.
Zur Handlung kann ich leider wenig sagen, da es mir schwer fällt mich in eine derartige Situation hineinzuversetzen und ich daher auch keine dir hilfreichen Schlüsse ziehen kann.

Allerdings fragte ich mich während des Lesens, ob Tom nun Andis Vater ist oder nur ein väterlicher Freund.

Einige kleine Fehler habe ich jedoch gefunden:

Andi geht es schlecht, sonst hätte er nachgefragt, ob sie sich auf ein Bier treffen können

. . . , ob sie sich auf ein Bier treffen könnten.

. . . um sich mit Andi im "Deutelmoser" zu treffen.

Ist mir des öfteren aufgefallen.

Man feierte, oft ohne Grund, diskutierte endlos um Dinge, die sie bewegten . . .

Man diskutiert über Dinge, die einen bewegen.
Außerdem verwendest du zuerst das neutrale, distanzierte "Man" und gehst dann zu ". . die sie bewegten" über.
". . die einen bewegten" wäre hier zu bevorzugen

. . . und ein manches Mal wurde auch ein Liebeskummer nach intensiven Gesprächen und dem einhelligen Ergebnis, dass Frauen alle gleich seien, ausgiebig hinuntergespült.

Ich finde diesen Satz etwas unglücklich aufgebaut.
Das erste ein ist grammatikalisch inkorrekt, das zweite ebenfalls, da Liebeskummer kein rationaler Gegenstand ist und daher auch nicht zählbar.

Besser fände ich: . . . und manchmal ertränkten sie gemeinsam ihren Liebeskummer, einig in dem Punkt, dass alle Frauen gleich seien.

Er steht auf und Tom spürt vertraut den kräftigen Druck seiner Arme auf dem Rücken, als sie sich begrüßen.

Auch ein unglücklich aufgebauter Satz.
Besser wäre vielleicht: Er geht auf ihn zu und als sie sich zur Begrüßung umarmen, spürt er den vertrauten Druck von Andis kraftvollen Armen auf seinem Rücken.

Ich hoffe du nimmst es mir nicht übel, dass ich, unwissender Anfänger, dich kritisiere.

MfG

Miller

 

Salut Miller,

Allerdings fragte ich mich während des Lesens, ob Tom nun Andis Vater ist oder nur ein väterlicher Freund.
Da sprechen zwei Tatsachen dagegen:

„Moment“, wirft Tom ein, „wieso wir? Du hast doch mit David, deinem erwachsenen Sohn, schon lange bewiesen, dass es an dir nicht liegen kann. Noch dazu ist er dir wie aus dem Gesicht geschnitten.“

Dann würde der Opa aber sehr distanziert von seinem Enkel sprechen.
Zudem haben sie ja früher viele Kneipennächte zusammen verbracht. Ich denke nicht, dass dies in einer Vater-Sohn-Konstellation üblich ist.
Es sind alte Schulfreunde oder einfach Kumpels, die früher viel zusammen unternommen haben.

Ich hoffe du nimmst es mir nicht übel, dass ich, unwissender Anfänger, dich kritisiere.
Die Anzahl der Beiträge sagt überhaupt nichts über das Wissen/Können des Mitglieds aus, es zeigt lediglich, dass sich hier doch einige wohlfühlen :).
Wobei ich dazu sagen will, dass ich hier schon einiges gelernt habe, aber trotzdem davon ausgehe, dass einige, die frisch hier reinschneien, mehr Ahnung haben.

Deine Verbesserungsvorschläge schaue ich mir nochmal genauer an, einiges wird sofort geändert (weil es schlicht falsch war) und bei den Formulierungen, die dir aufgestoßen sind, denke ich noch drüber nach.

Dass ich den Kneipennamen nicht in Anführungsstriche setze, ist vielleicht nicht ganz korrekt, aber es soll ausdrücken, dass es für die Prots eine ähnliche Bedeutung hat, wie wenn sich zwei Fußballfreunde in das Stadion verabreden: Es ist altbekannt, gehört zum Leben und muss deswegen nicht gekennzeichnet werden.

Danke fürs Lesen und Kommentieren.
bernadette

 

Hi bernadette,

interessante Geschichte, die mich anspricht und wo sich der Konflikt allmählich aufbaut.

Inhalt:
Tom wird zu seinem besten Freund Andi gerufen, der vor einer wichtigen Entscheidung steht. Er ist nicht mehr zeugungsfähig und seine Frau will unbedingt ein Kind. Obwohl die beiden eine lange Freundschaft verbindet, will Tom sich hier nicht äußern.

Wir haben hier gleich mehrere Konflikte.
Einerseits natürlich die Ursache für das Treffen der beiden, der vor allem innere Konflikt von Andi, der sich mit dem späten Kinderwunsch seiner Frau/Freundin auseinandersetzen muß. Weiterhin die inneren Probleme, den Zeugungsunfähigkeit sind auch eine mentale Belastung für den Mann. Und dann auch der zunehmende Druck seines Sohnes aus erster Ehe und seiner neuen Frau.
Der zweite Konflikt ist der Hauptkonflikt, nämlich der des Protagonisten Tom, der dazu irgendwie ein Statement abgeben soll.

Und dieser Konflikt, der eigentliche Grund für diese Geschichte, kommt mir eindeutig zu kurz. Ich werde versuchen, zu analysieren, woran das liegt.

Ich glaube, ein wichtiger Grund ist die Perspektive. Du erzählst es aus der Sicht von Tom. Durch diesen Filter kommt einiges bei mir an, nämlich dass die beiden oft zusammengehangen haben und auch vieles schon durchgemacht, aber der eigentliche Konflikt wird dann plötzlich ausgeblendet. Was ist mit Tom? Welche schlechten Erfahrungen hat er gemacht, dass er jetzt nicht einen Rat in die eine oder andere Richtung oder irgendwas mittiges abgibt? Und immer wenn der Druck auf Tom zu groß wird, dann flüchtest Du in die Beschreibung der Fete in der Kneipe oder das Auspacken der Zigarette. Geradeso, als wäre der Erzähler Tom selber, der sich irgendwie weigert, mit dem Thema auseinanderzusetzen. Das ist etwas unbefriedigend für den Leser.
Einerseits haben wir den personalen Erzähler, der den Abstand hat und damit auch die Erzählung da halten sollte, wo es spannend wird. Doch wenn es spannend wird, beginnt er zu eiern, als wäre es ihm (dem Erzähler) unangenehm. Insofern habe ich mich wirklich gefragt, warum Du es nicht aus der Ich-Perspektive von Tom erzählst, dann kann man das eine oder andere miterleben und fühlt sich ähnlich unentschlossen, wie Tom und flüchtet auch wie Tom, aber in dieser Konstellation ist mir dieser Konflikt zu schwach ausgeleuchtet (jetzt wo ich die anderen Meinungen gesehen habe, geht es wohl auch den anderen so). Und wenn ich Andi wäre, hätte ich dem Freund zumindest irgendwelche Ausflüchte entlockt, warum er sich nicht äußern will. Ansonsten habe ich das Gefühl, es gibt einen wichtigen Grund, warum Andi nicht weiter in Tom dringt.
Du sagst:

Tom ist überfordert und hat keine Kraft/Lust, sich mit solchen Problemen von Andi zu belasten. Früher war das mit denen zwei anders.
Unser Regisseur würde sagen: Das kannst Du ins Programmheft schreiben, aber man sieht es nicht.
Ich sehe keinen überforderten Tom. Ich sehe keinen Tom, der merkt dass er überfordert ist. Ich sehe niemanden, der es für sich weiterspinnt und der da nicht mit reingezogen will und der für sich abwägt, wie er da jetzt mit möglichst wenig Verlusten wieder rauskommt.
Ich sehe einen, der seine Zigaretten auspackt und sagt: Tut mir leid, ich sage nix und muß jetzt gehen.
Und das ist zu wenig, wenn Du es so aufbaust.
Dann fehlt der Figur Tom die dritte Dimension. Irgendwas muß bei ihm passieren, was ich auch sehen kann. Er kann sich beschissen fühlen, er kann Ausflüchte machen, er kann ähnliche Geschichten, die er erlebt hat, andeuten. Aber er kann nicht, nichts machen, denn dann vermutet der Leser, dass da irgendwas ist, was ihn so handeln lässt.
Du lässt ihn hilfesuchend umherblicken und Luft holen. Er lässt Katja sogar was ausrichten, aber mir fehlt was.
Ich denke, Du könntest hier was einweben, was Tom plastischer macht. Wie wär´s mit einer Exfrau, die ein Kind von einem anderen in die Ehe mitbrachte? Das kannst Du ab und zu einflechten und aufbauen und dann versteht man das.
Dann versteht man die Bedenken eines Vaters mit Kindern, die nicht die eigenen sind.
Ich glaube, man erwartet als Leser auch eine Haltung des Autors, die irgendwo zwischen den Zeilen rauskommt und um diese kommst Du durch Deinen Tom derzeit auch herum kannst Dich schützen, aber der Leser merkt das und wenn Du diese Geschichte erzählst, dann brauchst Du eine eigene Haltung zu diesem Thema. Das Thema anschneiden, ist eine Sache, dem Leser etwas mitgeben, eine oder mehrere Richtungen, die andere. Ansonsten ist es nur halb fertig.

Aus handwerklicher Sicht hatte ich einige Male Probleme zu erkennen, wer was sagt.

An der Theke wird ein Happy Birthday gegrölt.
„Lass’ uns ein Stück gehen. Raus hier aus dem alten Mief.“
„Dir ist es zuviel.“
„Ja.“
„Dann willst du mir nicht helfen?“
„Auf dem Sofa ist immer Platz.“
Für mich wirken einige Repliken etwas künstlich und vordergründig zur Information an den Leser.
„Ich dachte, du solltest gehen können, wenn es dir reicht. Du kennst mich doch. Ich sitze dann bis in den Morgen.“
„Hier kommt niemand mehr aus unserer Altersklasse her, der uns stören könnte.“
Ich hatte noch nie Probleme, dich alleine auf dem Sofa sitzen zu lassen, das weißt du. Nun rück’ mal raus.“
Du hast doch mit David, deinem erwachsenen Sohn, schon lange bewiesen, dass es an dir nicht liegen kann.

Nein, das hat damit überhaupt nichts zu tun. Ob ich nun eben siebenundvierzig bin oder achtzig wäre, ist egal. Sie vermuten, dass es mit meiner jahrelangen Malaria-Prophylaxe zusammenhängt.“
„Lass’ uns ein Stück gehen. Raus hier aus dem alten Mief.


Ich denke, man kann hier das Gespräch lebendiger machen und so natürlicher die Infos auch in Richtung Leser schicken.

Weiterhin habe ich irgendwie das Gefühl, das schlecht belegbar ist, dass in dieses „Männergespräch“ zu viel Weiblichkeit einfließt.
Das beginnt mit dem sehr weiblichen Satz „wir müssen reden“.
Aus meiner Sicht sind Männer nicht so direkt und Du lässt ja Tom auch darüber sinnieren, dass es Andi schlecht geht, aber ich fürchte, selbst wenn es dringend ist, dann ist es unwahrscheinlich, dass jemand so anfängt.
Mögliche Alternativen, die Dringlichkeit zu zeigen, wären
- man geht in eine Kneipe, die eigentlich nicht so schön ist, dafür aber näher
- Andi holt Tom ab
Ob Männer sich umarmen, darüber kann man streiten, aber dem Druck nachfühlen, nun da bin ich dann schon relativ sicher, dass dies nicht unbedingt typisch ist.
Was mir noch auffiel ist das Suchen des Blickkontaktes und selbst da, wo Tom das Unheil aufsteigen spürt, sucht er die Augen des Gegenübers.
Der folgende Satz ist für mich sehr unorganisch:

„Du erwartest aber jetzt nicht von mir, dass ich mich dazu in eine Richtung äußere?“ fragt Tom vorsichtig und lehnt sich ganz weit über den Tisch, um Andi nahe in die Augen sehen zu können.
Verbal geht Tom in Deckung, lehnt sich aber auf den Tisch und sucht Blickkontakt. Vielleicht klingt das gut, aber ganz natürlich und vor allem männlich ist dies für mich nicht.

Fazit:
Dadurch, dass Deinen Protagonisten dem Hauptkonflikt entziehst, fehlt der Geschichte die grundlegende Intention und das ist sehr schade. Die Figurenkonstellation und die Thematik lässt einiges erhoffen. Aus meiner Sicht ist zu überlegen, wie man den Konflikt oder wenigstens das Ausweichen aus dem Konflikt motiviert. Möglicherweise fällt dies aus einer anderen Perspektive leichter.

Aus technischer Sicht würde ich zusätzlich folgendes anmerken:

Er sieht in viele Gesichter, die man am nächsten Morgen von müdem Körpern getragen auf ihrem Schulweg beobachten könnte.
Welcher Schulweg? Wofür ist das wichtig?

Bedächtig zieht er das Zellophan von der neuen Packung und zündet sich in scheinbarer Ruhe eine Zigarette an. Andi hängt an seinen Lippen. Die sollen den Filter in Ruhe lassen. Worte sollen sie formen. Wie eine Katze zum Sprung sitzt er auf der vordersten Kante des Stuhles.
Hier wechselst Du kurz in die Perspektive von Andi.

Der Konflikt erwächst ja aus der familiären Samenspende, die Adoptivproblematik hast Du durch Andi schon teilweise durchexerziert. Aus meiner Sicht fehlen hier aber die gängisten Methoden.
- normale Samenspende
- Adoption von Babies
Damit der Konflikt stark wirkt, musst Du hier auch gute Argumente finden. Der gescheiterte Psychotherapeut ist ein Argument, aber eigentlich kein richtiger Grund, der für mich die Adoptionsdiskussion beendet.

Andi faltet seine Hände. Da schau an, was das Unterbewusstsein zu Tage bringt, überlegt sich Tom und stellt ihn sich kniend in einer Kirchenbank vor. Andi ist Atheist.
Auch hier kann ich Tom nicht folgen. Aus meiner Sicht hat er zu diesem Zeitpunkt gar nicht mehr die Distanz um solche Abstrakten Beobachtungen und Folgerungen zu erzeugen.

Ich denke dieser Druck, der auf Tom lastet, sollte langsam zunehmen. Und Du solltest versuchen, diesen Druck zu intensivieren, indem Du auf einige beschreibende Schlenker verzichtest. Derzeit entweicht viel Luft, da Du als Erzähler aus Toms Sicht einerseits die Situation schilderst und andererseits Toms Ausweichmanöver schilderst.
Der Absatz mit den Stones ist für mich so ein Schlenker und auch einige Beschreibungen in Verbindung mit Äußerungen der Figuren. Wenn Du eine parallele Handlung in der Kneipe schilderst, dann muß diese irgendeine Analogie zur Thematik haben. Ansonsten kann ich nicht nachvollziehen, warum wir ab und zu rüberblenden.

Gut, das soll´s vorerst gewesen sein:
Ist jetzt etwas umfangreicher geworden, aber daran kannst Du sehen, wie wichtig mir diese vielen Kleinigkeiten sind und das ich nach wie vor an das Potential dieser Geschichte glaube. Aus meiner Sicht kann man die Thematik ja auch noch etwas erweitern (Altersunterschied zwischen Andi und seiner Frau und die Frage, ob man hier noch ein Kind will). Grundlegend ist aber wie gesagt die Haltung des Autoren zu der Thematik, die mit herausschimmern sollte.

Gruß
mac

 

Hallo bernadette,

jetzt will ich auch mal eine ältere Geschichte ausgraben …

Zuerst denkt man, jetzt geht es um die Adoptions/Samenspendeproblematik, doch dann merkt man, dass dies für dich der Aufhänger zur Darstellung der Freundschaft ist.
Ich kann verstehen, dass man sich bei so einer Thematik als Freund nicht äußern will, Tom scheint überfordert. Die Überschrift lautet: „Wissen bedeutet, Farbe zu bekennen“ - doch Tom hat eine Information bekommen, so richtig `wissen´ kann er nicht welche Faktoren Andis oder Katjas Verhalten bestimmen (und er will, dass dies so bleibt).
Offen bleibt für mich, warum Andi Tom fragt, warum weiß e nicht, dass die Beziehung schon auseinander gedriftet ist?
Eine interessante Kombination der Themen.

„„Wieso musst du jetzt gerade einen Schluck trinken?“ quengelt Tom“

- weiß nicht - das Verhalten kommt mir zu kindisch vor.

„Er kann sich keinen Reim auf das, was die Drei besprochen hatten, machen.“

- Das ist kein Wunder, er weiß ja noch nicht, was sie besprochen haben. Er kann sich nicht vorstellen, worauf abgezielt wird.

„Früher wollte er mehr wissen. Er freut sich auf die klare Nachtluft.“

- Stärker finde ich: Früher hätte er (sicher; wahrscheinlich) mehr wissen wollen.

L G,

tschüß Woltochinon

 

Hi Woltochinon,

na, da hast du ja gerade eines meiner schwierigen Geschichten-Kinder herausgezupft. Macsoja hat sich schon vor längerer Zeit einmal sehr intensiv damit auseinandergesetzt, wir hatten noch zusätzlichen Mailkontakt deswegen, und es gibt auch schon eine angefangene Überarbeitung, die momentan brach liegt. Ich schreibe das nun aus Sicht von Tom um. Weil aber das ganze so komplex ist - so ist es dann eben :Pfeif: - wenn man soviel gleichzeitig in eine Story packen will, dass ich mal einen richtigen Schubs brauchen werde. Nun kommen ja auch endlich nächste Woche die Ferien nach Ba-Wü und die Kids sind zwei Wochen weg - da mache ich mich dann dran. Solange warne ich hier noch weitere Leser! Danke trotzdem oder eben gerade fürs Ausgraben, das freut einem immer :) und mich hat es wieder einmal gerüttelt, endlich an dieser Baustelle weiterzumachen.
Dann auch werde ich deine Anmerkungen berücksichtigen.


Liebe Grüße
bernadette

 

Diese Geschichte ist nun grundlegend überarbeitet, basierend auf folgenden Kritikpunkten:

Ich glaube, ein wichtiger Grund ist die Perspektive. Du erzählst es aus der Sicht von Tom. Durch diesen Filter kommt einiges bei mir an, nämlich dass die beiden oft zusammengehangen haben und auch vieles schon durchgemacht, aber der eigentliche Konflikt wird dann plötzlich ausgeblendet. Was ist mit Tom? Welche schlechten Erfahrungen hat er gemacht, dass er jetzt nicht einen Rat in die eine oder andere Richtung oder irgendwas mittiges abgibt?

Und immer wenn der Druck auf Tom zu groß wird, dann flüchtest Du in die Beschreibung der Fete in der Kneipe oder das Auspacken der Zigarette. Geradeso, als wäre der Erzähler Tom selber, der sich irgendwie weigert, mit dem Thema auseinanderzusetzen. Das ist etwas unbefriedigend für den Leser.
Einerseits haben wir den personalen Erzähler, der den Abstand hat und damit auch die Erzählung da halten sollte, wo es spannend wird. Doch wenn es spannend wird, beginnt er zu eiern, als wäre es ihm (dem Erzähler) unangenehm. Insofern habe ich mich wirklich gefragt, warum Du es nicht aus der Ich-Perspektive von Tom erzählst, dann kann man das eine oder andere miterleben und fühlt sich ähnlich unentschlossen, wie Tom und flüchtet auch wie Tom, aber in dieser Konstellation ist mir dieser Konflikt zu schwach ausgeleuchtet (jetzt wo ich die anderen Meinungen gesehen habe, geht es wohl auch den anderen so).

Ich habe in die erste Person gewechselt und zuviel Nebenhergeplänkel rausgezogen, die Sache also etwas verdichtet.

 

Du bist ja ganz schön fleissig :)

Danke, Heiko fürs Lesen und und deine Meinung dazu abgeben.

Manchmal denke ich, die Pubertät tritt in die zweite Phase.
Das Wort zum Sonntag :D.

bernadette

 

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