Was ist neu

Wo liegt eigentlich das deutsche Hinterland?

Mitglied
Beitritt
02.12.2004
Beiträge
4

Wo liegt eigentlich das deutsche Hinterland?

Im November 1996 erhielten wir Besuch aus Thüringen, unserer Meinung nach dem Hinterland der deutschen Einheit. Das erste Mal kamen sie nach vielen Jahren wieder einmal nach Berlin, Andrea und Jürgen. 10 Jahre waren seit ihrem letzten Besuch vergangen und seither war viel passiert, die Mauer gefallen, ganz Deutschland hat sich verändert und Berlin war um das dreifache gewachsen. Ehemalige Randberliner wohnten jetzt mitten in der City. Wir, als inzwischen schon großstadterfahrene Rucksackberliner, wollten natürlich unseren Thüringern unsere Stadt und besonders das Berliner Nachtleben um den Kurfürstendamm herum vorführen, unter anderem wollten wir das Ku’Dorf zeigen, mit seinen verschiedenen Diskotheken. Jürgen maulte zwar: „Da hätte ich auch zu Hause bleiben können, auf unserem Kuh-Dorf.“ „Nun warte es doch erst mal ab und lass dich überraschen, du alter Miesepeter“ meinte Andrea.

Gesagt getan und los ging’s, mit der S-Bahn zum Bahnhof Zoo. Nachdem wir uns die Rolltreppe hinab, durch die Menschenmassen, die an einem Samstagabend unterwegs waren, durchgekämpft hatten, wollte Jürgen in der Touristikinformation etwas fragen. Also ist Jürgen losgestürzt durch die Glasdrehtür und Andrea hinterher. Wollte sie jedenfalls, aber da immer nur einer durchpasst, ist Andrea mit voller Wucht gegen das Glas gelaufen. Jürgen meinte darauf nur ironisch: „Na ja, wer sich so blöd anstellt ...! Solche Türen haben wir auf unserem Dorf nicht.“

Die direkte Umgebung vom Bahnhof Zoo fanden die beiden nicht schön, aber das kann schließlich jeder bestätigen, der schon mal dort gewesen ist. Wir wollten ja auch nicht den Bahnhof zeigen, sondern die Gedächtniskirche und das Europa-Center und natürlich den Ku’damm..

Der Irish-Pub im Europa-Center mit seinem langen Tresen wartete schon auf uns, leider nicht mit einem Plätzchen. Aber als es uns dann endlich gelungen war, ohne uns zu verlieren uns durch die Mengen zu schieben, wurde sogar ein Tisch frei und wir löschten erst mal unseren Bierdurst. Die Stimmung war wie immer dort Klasse und unseren beiden Thüringern hat es gefallen. Live Musik ist doch immer wieder schön.

Nach einer Weile allerdings wollten wir weiter um die Häuser ziehen und so suchten wir uns einen Ausgang und ab Richtung Ku’damm. Aber was war das? Wir waren in dunklen Gängen gelandet, kamen an Sexshops vor und kein Ku’damm war in Sicht! Hatten wir etwa den falschen Ausgang genommen? Jetzt aber aufpassen und nur keine Blöße vorm Besuch geben, loslaufen, hieß unsere Devise, vorwärts immer – rückwärts nimmer. „Gleich da vorn kommt der Ku‘damm, es ist nicht weit, nur ein paar Meter“. Andrea und Jürgen guckten ziemlich skeptisch. Aber was sollten sie schon sagen? Wir waren hier die Einheimischen und kannten natürlich den Weg.

Minuten später – immer noch kein Ku‘damm in Sicht. Also, Abbiegen und nach rechts, die Richtung müsste stimmen. Wieder nichts! Also zurück und in die nächste Straße eingebogen. Sicher waren wir uns jetzt nicht mehr. „Da vorn, gleich sind wir da.“ Die Gesichter wurden immer finsterer. Mussten wir etwa doch zugeben, dass wir uns verlaufen hatten? Bloß nicht, also, in die nächste Straße rein, rechts rum und weiter ging’s. „Irgendwo da vorn ist der Ku’damm!“ Die beiden glaubten uns nicht mehr, es wahr ihnen deutlich anzusehen.

Wieder nichts! Das gibt’s doch nicht, das kann doch nicht sein. Die Straßen wurden immer dunkler und immer dubioser wurden die Bars, an denen wir vorbeikamen. Wir waren voll im Hinterland des Ku’damms gelandet. Jürgen feixte und Andrea frage uns scheinheilig: „Na ihr Großstädter? Verlaufen?“ Erwischt, wir konnten es nicht mehr leugnen. Da kam uns in unserer Verzweiflung die rettende Idee „Lasst uns ein Taxi nehmen!“, nach einer Stunde bei Minusgraden durch viele verschiedene Straßen schien uns das die Erlösung zu sein. In dieser dunklen Gegend war jedoch gar nicht so einfach eins zu bekommen. Endlich sahen wir ein freies Taxi und wir sind erleichtert eingestiegen. „Wohin soll es denn gehen“ murmelte der Fahrer. „Wir wollen zum Ku’Dorf.“ Der Taxifahrer dachte, wir wollen ihn auf den Arm nehmen, als wir unser Ziel sagten und war schon kurz davor, uns wieder rauszuschmeißen. Unsere Thüringer retteten uns mit ihrem Dialekt und der Taxifahrer war so gnädig und hat uns ortsfremde Touris gefahren, einmal um die Ecke und wir waren am Ku‘Dorf, für 3 DM, die kürzeste und billigste Taxifahrt, die er in 30 Jahren Taxifahren jemals hatte.

Durchgefroren stiegen wir zum Ku‘Dorf hinab, um gleich darauf wieder zu flüchten. Unsere schon mächtig feucht-fröhlichen Mitmenschen waren vorm Eingang gerade dabei, ziemlich schlagkräftige Argumente zu tauschen und die Polizei war auch schon da. Obwohl uns bitterkalt war, empfanden wir diese aufgeheizte Atmosphäre dann doch als zu heikel für uns. Daher sind wir weitergezogen und in Joes Biersalon eingekehrt. Endlich fand unser Abend seinen Höhepunkt, es spielte Godzilla, ein schöner Tisch war auch frei und das Kilkenny schmeckte super, wie immer.

Der ganze Abend war natürlich ein voller Erfolg, je nach Betrachtungsweise. Wir Hauptstädter haben uns maximal blamiert, der Thüringer Dialekt kam gegen die Berliner Schnauze an und brachte uns im Endeffekt ans Ziel. Allerdings die Erfahrung, mal das „Ku’damm-Hinterland“ kennen zu lernen, war nicht schlecht und unsere Thüringer Hinterländler haben seither immer einen Grund zum Lästern, wenn wir uns sehen. Der eigentliche Knüller stellte sich nämlich am nächsten Morgen heraus, als wir im Stadtplan geschaut haben, wo wir eigentlich langgelaufen sind: Sternenförmig sind wir in dunkler bitterkalter Nacht um den Ku‘damm herum gelaufen, immer kurz davor, sind wir wieder in die andere Richtung vom Ku‘damm wegmarschiert. Und da soll mal einer sagen, Hinterland gäbe es nur in der Provinz!


Richard Martin Bradley
(R. M. Bradley)

 

Hallo R. M. Bradley,

Nachdem ich deine Geschichte gelesen hatte, wußte ich nicht, was ich davon halten sollte. Am Ende hatte sie mir etwas besser gefallen, da hier deine Aussageabsicht - fremd sind wir alle auf der Welt - zum tragen kommt. Ansonsten muss ich dir leider sagen, dass dein Text viele Fehler in Zeichensetzung und Ausdruck aufweist, und er deshalb anstrengend zu lesen ist. Meine Lesemotivation sank von Satz zu Satz. Mit daran Schuld ist die belanglose Handlung. Ein Dorfbesuch in der Stadt.
Die Städter fügen sich vorbildhaft in das Klischee ein, der Herr ihrer Stadt zu sein. Der Besuch aus Thüringen tut es ebenso, und findet sich dementsprechend in der Großstadt nicht zurecht, rennt gegen Glasscheiben. Ich kann mich zwar damit abfinden, dass du gerade auf diese klischeebeladene Situation gesetzt hast ("Diese Hinterländler!"), um die Wendung am Schluß überaschender zu gestalten. Dennoch finde ich, dass du damit mehr Langeweile als Würze beim Lesen produziert.
Dein Sprachstill wirkt sehr unausgereift. Viele alltägliche Wendungen verwendest du, die aber das Geschehen nur unzureichend tragen und Desinteresse hervorrufen. Nur ein Beispiel : Gesagt getan und los ging’s, mit der S-Bahn zum Bahnhof Zoo. Hier ist außerdem das Komma falsch. Um eine bestimmte Stimmung zu implizieren, versuche Bilder mit deinen Worten zu malen.
Insgesamt gefällt mir deine Kurzgeschichte nicht. Versuche die Fehler, die mir zuerst ins Auge stachen, auszumerzen, und übe dich an weiteren Texten.

Wir, als inzwischen schon großstadterfahrene Rucksackberliner, wollten natürlich unseren Thüringern unsere Stadt und besonders das Berliner Nachtleben um den Kurfürstendamm herum vorführen, unter anderem wollten wir das Ku’Dorf zeigen, mit seinen verschiedenen Diskotheken.

Das Wort großstadterfahrene gibt es nicht.
herum zeigen, mit seinen vielen (einladenden) Diskotheken

Nachdem wir uns die Rolltreppe hinab, durch die Menschenmassen, die an einem Samstagabend unterwegs waren, durchgekämpft hatten, wollte Jürgen in der Touristikinformation etwas fragen.

Komma hinter hinab weg. Satz beginnt zwar schwergewichtig mit Nebensätzen, endet aber in einer simplen Aussage. Liest sich schleppend.
, wollte Jürgen in der Touristenauskunft etwas in Erfahrung bringen
.

Jürgen meinte darauf nur ironisch:

Schon wieder meinte. Ironisch? Wohl eher: gemein oder spöttisch.

Die direkte Umgebung vom Bahnhof Zoo fanden die beiden nicht schön, aber das kann schließlich jeder bestätigen, der schon mal dort gewesen ist.

Direkt hemmt das Lesefluss, da es ein Fremdwort ist. Das kannst du doch auch anders ausdrücken, oder?

Aber als es uns dann endlich gelungen war, ohne uns zu verlieren uns durch die Mengen zu schieben, wurde sogar ein Tisch frei und wir löschten erst mal unseren Bierdurst.

Dreimal uns und einmal unseren – etwas zuviel uns.

Die Stimmung war wie immer dort Klasse und unseren beiden Thüringern hat es gefallen.

Die Stimmung war dort wie immer klasse, und unseren beiden Thüringern gefiel es auch sehr.

Die beiden glaubten uns nicht mehr, es wahr ihnen deutlich anzusehen.

war

Wir waren voll im Hinterland des Ku’damms gelandet.

Zu viel getrunken, oder warum voll?

„Lasst uns ein Taxi nehmen!“, nach

Komma weg, Nach groß. Die direkte Rede endet regulär mit einem Satzzeichen (!) und stellt somit einen vollständigen Satz dar.

Endlich sahen wir ein freies Taxi und wir sind erleichtert eingestiegen.

, und stiegen erleichtert ein

„Wohin soll es denn gehen“ murmelte der Fahrer.

Komma vor murmelte

Liebe Grüße,
moonaY

 

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom