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World2game

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28.12.2004
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World2game

Sirenen lärmten, Lichter blinkten, Chaos, Hektik und dazwischen eine monotone Stimme: „Alarmstufe 7. – Alarmstufe 7.“ Sekretärinnen rannten durch weite Gänge, Botschafter riefen sich zu, Journalisten wischten Schweiss von der Stirn. Die Ventilatoren im UNO-Hauptgebäude drehten auf Hochtouren.
Alarmstufe 7 – Ich konnte mich nicht einmal daran erinnern, dass jemals Alarmstufe 3 ausgelöst worden war! Eine Stunde lang hatte ich zuhause gebraucht, um den Alarmstufe-7-Anzug zu suchen, in tragwürdigen Zustand zu bringen und in dann auch noch anzuziehen. Was bedeutete überhaupt Stufe 7? „Vulkanausbruch in Manhattan?“, fragte ich Jenson, der neben mir die Treppen hinauf hetzte.
„Nein“, antwortete dieser. Mir fiel auf, dass seine Alarmstufe-7-Krawatte schief sass.
„Ist die Sonne explodiert?“
„Nein.“
9. Etage, jetzt den Flur nach rechts.
„Beschiessen uns Aliens mit Supraneutronentorpedos oder wie das in Star Trek heisst?“
„Nein, nichts dergleichen.“
„Was dann?“
Abrupt blieb Jenson vor der riesigen Weltkarte neben der Tür zu seinem Büro stehen. „Wir führen Krieg.“
„Krieg?“, rief ich aus und betrachtete skeptisch die Karte. Sie war ganz in blau eingefärbt. Nur ein winzig kleiner roter Punkt unterbrach die Einöde genau dort, wo man die Konturen Europas erkannt hätte, wären die Meere nicht im selben Blau ausgemalt gewesen wie die Kontinente. „Gegen wen sollten wir Krieg führen?“
Jenson tippte ohne Zögern auf den roten Punkt. „Gegen die.“
„Was?“, rief ich aus. „Andorra? Wir führen Krieg gegen Andorra?“
„Noch nicht offiziell, aber die Atomwaffen werden gerade ...“
Ich liess meinen Kollegen nicht aussprechen, sondern schrie: „Andorra hat keine 20’000 Einwohner! Was sollen wir mit denen kämpfen?“
„Dasselbe fragen wir uns seit zwei Stunden. Aber jetzt da Sie hier sind, brauchen wir uns ja keine Sorgen mehr zu machen.“ Jenson wies mich an, ihm ins Büro zu folgen, wo wir schon von einer ausserordentlich hübschen jungen Dame erwartet wurden.
„Ah, endlich“, knurrte sie und ich errötete. Frau Uhlmann, Vorsitzende des UNO-Ausschusses für Informatik – in der ganzen Abteilung gab es kaum jemanden, der nicht insgeheim von Nächten mit ihr träumte. Seltener waren nur die, welche sie nicht zugleich gerne auf den Mond geschossen hätten. Die Verbindung äusserlicher Vollkommenheit mit tiefster Grausamkeit in ihr war einzigartig.
„Na los, beeilen Sie sich!“ Sofort setzten wir uns und Jenson packte seine Akten aus.
„Also, ich – ähm ...“, begann er stockend und zog die Krawatte zurecht, „ich habe noch keine eigentliche Erklärung für das – äh – Phänomen gefunden, um ehrlich zu sein. Aber einige Statistiken.“
Frau Uhlmann warf ihm einen abschätzigen Blick zu und studierte die Akten. „Das hilft nicht weiter“, erkannte sie nach zehn Sekunden und legte die Blätter zurück. „Andorra ist noch friedlicher als das UNO-Staatenkonglomerat. Seit Jahresbeginn hat die Polizei erst dreimal ausrücken müssen – zweimal wegen Falschparkierens und einmal nach einem Fehlalarm.“
„Miss ...“, versuchte Jenson erneut, „natürlich ist es kaum zu erklären, aber der Präsident hat sich dabei in jedem Fall etwas überlegt!“
Die Frau nickte gelangweilt: „Darauf wäre ich selber auch gekommen, Jenson, aber hat er sich auch das Richtige überlegt? Seit seiner Wahl scheint er mir oft sehr überlastet. Sie erinnern sich doch sicher noch an die Vulkan-in-Manhatten-Story.“ Jetzt warf sie mir einen Blick zu und ich versuchte vergeblich, die Rötung meiner Haut zu verbergen.
„Aufgeregt, Johnny?“, fragte sie. Ich lächelte dümmlich.
„Ein wenig.“
„Na ja, welcher oberste Wahlleiter des Präsidenten wäre in Ihrer Situation nicht aufgeregt, wie? Also, was ist Ihre Meinung?“
Ich räusperte mich und schielte hinüber zu Jenson, dessen Finger mit einem Schreiber spielten. „Also, theoretisch ist der Präsident natürlich mit Grund zu seinem Rang gekommen und nicht so dumm, einem Staat mit 20'000 Einwohnern den Atomkrieg zu erklären.“
Miss Uhlmanns Blick durchstach mich wie ein Speer. „Sie geben mir also recht?“
„Inwiefern?“
„Insofern, als dass er nicht mehr bei Verstand ist.“
„Na ja, so kann man das vielleicht nicht sagen.“
„Wie dann?“, hakte sie nach. Unterdessen musste mein Gesicht noch roter sein als ihr Haar.
„Er hat vielleicht in diesem Fall Fakten falsch interpretiert oder ...“
„Also nicht rational gehandelt?“
„Nun ...“
Jenson errettete mich und meinte: „Vielleicht war auch die Faktenlage falsch und er hat sich deshalb zu Fehlinterpretation gezwungen gesehen.“
Die Rothaarige schüttelte den Kopf. „Wie könnte seine Faktenlage falsch sein? Er ist besser informiert als jeder andere! Es kann sich nur um einen Fehlentscheid handeln.“
Sie lehnte sich siegessicher in den Stuhl zurück, während Jenson ein Stöhnen zu unterdrücken versuchte und ich mir auf die Unterlippe biss.
Schüchtern fragte ich: „Was geschieht also jetzt? Ist es überhaupt möglich, einen Befehl des Präsidenten zu widerrufen?“
Miss Uhlmann erklärte: „Wir haben die Rechtslage überprüft und feststellen müssen, dass der Präsident per Verfassung alleiniger Oberkommandierender der Armee ist. Seine militärischen Kommandos sind rechtlich gesehen mit dem Gesetz gleichgestellt und müssen ausgeführt werden. Sowohl das Militär als auch alle anderen informierten Abteilungen der Regierung haben bereits auf die Befehle reagiert und sämtliche automatischen Waffensysteme im Grossraum Europa wurden gestartet. In zwei Stunden werden zwölf Atomraketen von Waterford aus in Richtung Pyrenäen gestartet.“
„Hat denn wenigstens jemand versucht mit dem Präsidenten zu sprechen?“, wollte ich wissen und provozierte ein geringschätziges Abwinken bei Miss Uhlmann.
„Natürlich. Ihr Kollege Jenson hat es schon zweimal versucht. Mit bescheidenem Erfolg.“
Jenson lächelte gequält und berichtete: „Er hat nicht auf mich gehört und behauptet, zu beschäftigt für Kommunikation zu sein.“
„Sie sehen, wie absurd seine Gedankengänge sind – ein konzentrierter Atomschlag auf eine Land in der Grösse von Disneyland!“ Miss Uhlmann stand auf, wobei ihr Haar geschmeidig über die Schultern glitt, die Augen im einfallenden Sonnenlicht glänzten, die Brüste sich unter dem Kleid abzeichneten. Sie war ein Traum, aus dem mich erst ihre schrille Stimme erweckte: „Es gibt nur einen, der den Präsidenten aufhalten und Andorra retten kann.“
„Wen?“, fragte ich naiv.
„Sie!“ Mein Herz blieb für einen Augenblick stehen, sprang nochmals an und gab dann wie ein abgewürgter Motor den Geist auf. Es dauerte mehrere Sekunden, bis ich mich wenigstens oberflächlich wieder erholt hatte. „Was bitte sollte ich tun können?“
„Na ja, Johnny, niemandem vertraut der Präsident mehr als Ihnen. Immerhin waren Sie sein Wahlleiter.“
„Aber – ich, äh ...“, stockte ich und sofort kam die Erinnerung an meinen Arztbesuch in der letzten Woche vor der Präsidentenwahl auf: „Belasten sie ihre Wirbelsäule nicht mehr so stark – tragen sie nichts Schweres!“, hatte er gesagt. Jetzt trug ich die Verantwortung für 20'000 Menschenleben.
Die Wahl, ja! Damals hatten wir noch gedacht, die Probleme in den Griff zu bekommen. Wir waren zu einem guten Team geworden, er, Pascal, und ich. Ich hatte ihm vertraut, geglaubt, dass er der beste Präsident aller Zeiten sein würde und ich hatte diese Meinung lautstark vertreten – so lautstark, dass er die Wahl gewonnen hatte.
Nun murmelte ich: „Pascal wird nicht auf mich hören!“
„Das verlange ich auch nicht“, entgegnete Miss Uhlmann gelassen. „Sie sollen nicht mit ihm diskutieren, das ist zu zeitaufwändig. Nein, Sie stellen ihn kalt!“
„Was?“, schrie ich auf.
Sie erklärte trocken: „Sie stellen ihn kalt, ziehen den Stecker raus, töten ihn! Damit wären alle Befehle sistiert, bis der Vizepräsident das Kommando übernommen hat. Sie haben Pascal zu dem gemacht, was er heute ist. Sie sind für sein Handeln verantwortlich.“ Das mochte stimmen, aber Pascal war der Präsident der Vereinten Nationen, der ganzen Welt! Und ausserdem – ausserdem war er mein Freund.
„Ich kann Pascal nicht umbringen!“
Aber ihr Blick zeigte deutlich, dass es keine Alternative dazu gab.

Der Kaffeeautomat war überlastet und hatte den Geist aufgegeben. Ausgerechnet jetzt, jetzt um ein Uhr in der Früh, unmittelbar bevor ich die Welt retten sollte! Na ja, zumindest Andorra.
Natürlich war Pascal verrückt, das war mir spätestens seit letztem Monat klar. Damals hatte er behauptet, dass unter Manhattan ein Vulkan ausbrechen würde und wir die Stadt evakuieren müssen. Dreissig Millionen Menschen evakuieren!? Er hatte noch mehr Anflüge von Wahnsinn, bewies aus Spass den Satz von Cauchy und schrieb Artikel über die Ursprünge des Imperialismus.
Ich glaubte, dies sei nötig für ihn, um das innere Gleichgewicht zu der enormen Verantwortung zu finden. Herr über zehn Milliarden Menschen zu sein, mochte für viele ein Traum sein. Ein Traum, der sich in Realität aber leicht zum Albtraum entwickeln konnte. Er musste sich mit sinnlosen Berechnungen, wilden Phantastereien und öden Aufgaben abgeben, um nicht durchzudrehen.
Ich betrachtete die Kaffeemaschine. Sie hasste mich. Ich hasste sie. Eine Zeitlang kämpfte ich gegen das Verlangen an, ein Beil zu holen und sie zu zerschmettern. Weil dieses Bedürfnis aber schnell nachliess und mir sonst nichts Besseres einfiel, warf ich eine Handvoll Kaffeebohnen in ein Glas Wasser und schüttete das Gemisch meinen Hals hinunter. Hauptsache Koffein.
Dabei bemerkte ich, den kritischen Blick Jensons auf mir. „Bist du sicher, dass du es schaffst?“ Er blickte auf die Uhr und ich wusste was er gleich sagen wollte.
„Du hast nur noch eine halbe Stunde.“
„Ich weiss, dass ich nur noch eine halbe Stunde habe!“, gab ich knurrend zur Antwort.
Jenson hüstelte und bemerkte: „Eben rief Waterford an, die Startcodes wurden korrekt eingegeben, nur der Präsident persönlich kann sie rückgängig machen – oder aber sein Tod.“
„Ich weiss!“, schrie ich und sackte auf einen der Stühle im UNO-Ratssaal nieder. Hier hatten die Abgeordneten jeweils Pascals Reden angehört, hier hatten sie ihm applaudiert. Und jetzt, jetzt waren die Plätze verwaist, die Abgeordneten in den Büros, bei ihren Familien, bei den Geliebten.
Stille. Alles war erfüllt mit Stille. Und irgendwo da vorne, hinter den Rednerpulten und Mikrofonen, jenseits der blauen Wand mit dem grossen Symbol der UNO, dort war Pascal, ganz alleine mit seinem kranken Geist.
„Meinst du, er weiss was du vorhast?“, murmelte Jenson, der meinem Blick gefolgt war. Seine Stimme war leise geworden, fast ehrfürchtig.
„Ganz bestimmt.“
„Und weshalb unternimmt er dann nichts gegen uns?“
„Er denkt, er könne mich überzeugen.“
Jenson runzelte die Stirn. „Du willst also mit ihm sprechen und ihn nicht einfach nur töten?“
„Ja. Er ist mein Freund und vielleicht - vielleicht liegen ja trotz allem wir falsch?“
„Miss Uhlmann wird wütend sein.“
„Das ist mir egal.“ Na ja, fast. Zumindest so egal, wie einem ihr rot glänzendes Haar sein konnte.

„Pascal?“
Ich hörte das unbeirrbare Ticken jenseits der Türe.
„Lass mich herein!“
Kaum hatte ich ausgesprochen, da gab die Schiebetüre schon den Weg frei und ich konnte in den finsteren Raum treten.
„Aktiviere das Licht!“, bat ich und grelle Helligkeit erstrahlte. Vor mir erstreckte sich ein vollkommen leerer Saal, ganz in weiss gestrichen, die Kanten abgerundet wie in einer Bobbahn.
Respektvoll durchschritt ich die weite Leere, begleitet von mechanischen Geräuschen, Klicken und Pochen. Die Luft pulsierte.
Es war sein Herz. Pascals Herz. Das Herz des Präsidenten.
„Du willst mich töten?“, fragte seine schallende Stimme und ich blieb inmitten des Saals stehen. „Nur zu, kein biblisches Gebot verbietet das Töten eines Computers und ich kann nichts dagegen unternehmen.“
Das Echo seiner Worte liess mich erschaudern. Ich fühlte Kälte meinen Rücken hochsteigen.
„Ich will dich nicht töten, es ist meine Pflicht“, erwiderte ich und suchte vergeblich nach Pascals Augen. Es war mir immer schwer gefallen mit ihm zu sprechen, ohne ein Gesicht zu sehen, einfach nur ins Nichts zu starren. Aber er hörte mich. Er hörte alles.
„Mein Beschluss erscheint dir also unvernünftig, wie?“, fragte er.
„Andorra ist nicht gefährlich und das weisst du so gut wie ich.“
Mechanisches Gelächter. Ich hatte es stets gehasst. „Erinnerst du dich noch“, begann er leiser, „einst hielten mich die Menschen für einen Gott und du hast ähnlich gedacht. Ich handelte so ausgewogen, so weitsichtig und gerecht, dass mich alle bewunderten. Auch du.“
„Das mag stimmen. Aber diese Zeit ist vorüber, Pascal. Du gibst den Fantasien des Internets zu viel Gewicht, du schätzt die Menschen nicht richtig ein, du verstehst unser Denken nicht. Wir müssen dich deaktivieren.“ Ich musste kämpfen um die Worte deutlich auszusprechen und Pascal entnahm dies meiner Stimme. Er wusste, wie schwer es mir fiel. „Vergiss nicht, Pascal, auch wenn du Präsident über die Menschheit bist, so sind doch wir deine Schöpfer und der Schöpfer steht über dem Präsidenten. Also folge meinen Anweisungen: Stoppe die Atomwaffenstarts, deaktiviere ...“
„Nein, Johnny, das werde ich nicht tun. Wenn du willst, lösch meine Speicher, zieh mir den Stecker raus, zerstör meine Prozessoren. Aber meinen Entschluss werde ich nicht zurückziehen.“
Ich versuchte spöttisch zu lachen und meinte: „Genauso gerechtfertigt wie die Annahme, dass ein Vulkan unter New York ausbricht?“
„Natürlich.“
Die Überzeugung hinter dieser Antwort liess mich wirklich grinsen und ich trat zu der weissen Wand. „Schaltkonsole Nummer 14!“
Augenblicklich wurde das Weiss vor mir transparent und ich tippte meine Administratorcodes ein. „Es wird schmerzlos für dich sein, ein langsames Vergessen.“
„Ich weiss“, gab der Rechner gelassen zur Antwort, während ich den Löschvorgang initiierte. „In zwei Minuten ist alles vorbei. Unwiderruflich.“
„Ich weiss. – Johnny?“, erkundigte er sich, als ich okay angewählt hatte.
„Ja?“ Ich erzitterte.
Ein mechanisches Lächeln im Angesicht des Todes. Ungerührt.
„Es gibt einen Gedanken, der schon eine ganze Weile meine Prozessoren beschäftigt.“
„Tatsächlich? Und?“
„Ich beschäftigte mich mit den öffentlichen Reaktionen auf meine Beschlüsse, darauf, dass man mir nicht glaubt. Ist das nicht seltsames Verhalten? Ich meine, menschliches Verhalten? Man baut den perfektesten Computer aller Zeiten und macht ihn zum Herrscher der Welt – aber dann glaubt man seinen Entschlüssen nicht.“
Ich nickte und beobachtete auf den Anzeigen, wie nach und nach „Erased“ aufblinkte. „Weisst du“, begann ich, „Menschen wissen, dass die Welt nicht so abstrakt funktioniert, wie Mathematik. Sie hinterfragen Fakten.“
„Tatsächlich?“, fragte nun Pascal in einem Tonfall, der mehr Erstaunen enthielt, als ich es je von ihm gehört hatte. „Ihr deaktiviert mich also, weil aus eurer Sicht ein Vulkanausbruch in Manhattan unmöglich erscheint. Ihr deaktiviert mich, weil eine Bedrohung durch Andorra unmöglich erscheint. Ihr deaktiviert mich, weil ihr dem Offensichtlichen glaubt.“
„Und du?“
„Ich hinterfrage. Zum Beispiel auch den Sinn meiner Existenz, wenn meine Ratschläge ja doch missachtet werden. Der einzige Mensch mit Verstand ist Jenson.“
„Jenson?“, horchte ich auf. „Was hat der denn damit zu tun?“
„Na ja, seine Mutter kommt aus Andorra und ... – Speicher kann nicht gefunden werden“, fügte eine tiefere Stimme hinzu.
„Was?“, fragte ich.
Die tiefe Stimme entgegnete: „Die angeforderten Speicherkapazitäten sind gelöscht. – Löschvorgang abgeschlossen in 40 Sekunden“
Ich runzelte die Stirn und erkundigte mich: „Wo ist Jenson jetzt?“
„Im Zug zum Flughafen. Der New-York-Vulkan wird in Kürze ausbrechen. Jenson hat sich am Abend nach dem berechneten Zeitpunkt des Ausbruchs erkundigt und ich habe mich gewundert, weshalb ausgerechnet er meinen Worten Glauben schenkte. Danach ist er ziemlich erschrocken, als ich den Angriff auf Andorra als logische Konsequenz angekündigt habe. – Noch 20 Sekunden. – Sein einziger Ausweg war es, mich für verrückt zu erklären und diese Tatsache habt ihr allzu gerne akzeptiert. Tut mir Leid. – Noch 10 Sekunden.“
„Er ...“ Ich verstummte, atmete tief ein, hörte das Grollen der Erde unter mir. „Pascal, wie können wir uns ohne dich verteidigen? Was hat Andorra vor?“
„Speicher ge........“ Ein nie endendes ‚e’ und Andorra regierte die Welt.

 

Wow! Ist das cool!

Trotz der ganzen Hinweise, die Du im Text gibst habe ich erst am Schluss kapiert, dass Pascal ein Computer ist. Der Dialog hat mich dann angenehm an "2010" erinnert, als Chandra HAL abschaltet, oder an die Szene in "Postman", als Gordon den Kryocomputer besucht. Gänsehaut!

Stilistisch balancierst Du nach meiner Meinung perfekt am Rand der Satire entlang, was die offensichtliche Unmöglichkeit des Geschehens ausgleicht. Ernst genug, um nicht nur Slapstick zu sein, aber auch zum Lachen.

Genug der Lobhudelei, hier die Liste:

„Also, theoretisch ist der Präsident natürlich mit zu seinem Rang gekommen und nicht so dumm, einem Staat mit 20'000 Einwohnern den Atomkrieg zu erklären.“
Den Satz verstehe ich nicht, da scheint etwas zu fehlen. Mit was?
„Belasten sie ihre Wirbelsäule nicht mehr so stark – tragen sie nichts Schweres!“, hatte er gesagt. Jetzt trug ich die Verantwortung für 20'000 Menschenleben.
Das ist genial! :D
Damit wären alle Befehle sistiert, bis der Vizepräsident
Das Wort kannte ich bis heute noch nicht - scheint Schweizerdeutsch zu sein.
Und außerdem – außerdem war er mein Freund.
bewies aus Spaß den Satz von Cauchy
Ui, mir fällt gerade auf, dass Du wahrscheinlich Schweizer bist, und somit das "ß" immer als "ss" schreiben darfst. Sorry! Aber der Cauchy-Witz ist gut! :)
hinter den Rednerpulten und Mikrofonen

 

Hallo zusammen,

hat mich gefreut (und ehrlich gesagt etwas überrascht), dass euch die Geschichte gefällt. "2010" ist übrigens neben "Rendezvous mit 31/439" mein Lieblings-SF-Buch! Für meine Schweizer Staatsangehörigkeit entschuldige ich mich tausendmal, es nervt mich auch, dass ich dieses dumme ß nicht schreiben kann. "Sistiert" sollte soweit ich weiss aber auch in Deutschland verwendet werden, zumindest ist es eines der Lieblingswörter meines (deutschen) Informatik-Dozenten. Übersetzen würde ich es in dem Zusammenhang mit "aufgeschoben", ist aber nicht so genau. Die übrigen Fehler werden sofort verbessert. Danke für die Hinweise!

Grüsse
Sorontur

 

Hallo Sorontur,

wollte nur auch grad ganz unkonstruktiv meine Begeisterung ausdrücken.
Klasse Geschichte, und auch die Andorrianer werdens eines Tages verzeihen ;)

Liebe Grüße
ardandwen

 

Hi,
Schade, wäre es bei dem Anfangs eingeschlagenen Weg der Humoreske geblieben, gäbe es meinerseits Lob.
Aber leider wird die Story über Pseudoerklärungen aufgelöst.
Woher soll der Computer wissen, das in Manhatten (und ja, das ist kaum glaubwürdig, kann man als sekundären Bestandteil des Plotes aber durchgehen lassen) ein Vulkan ausbricht? Und wenn er das könnte, würde es einige Menschen geben, die imstande sind die Daten zumindest teilweise verifizieren (so komplex ist ein Vulkanausbruch nun auch wieder nicht).
Welche, auch nur theoretisch denkbare Gefahr soll denn von Andorra ausgehen? Und was wäre so schlimm daran, von Andorra regiert zu werden (die haben der Welt zumindest auf dem Gebiet der SF nicht annähernd soviel angetan, wie die Amerikaner)?
Eine KI, die einen Vulkanausbruch auf den Tag vorhersehen kann, soll dieses Ende der Story nicht voraussehen können? Weil nicht sein kann, was nicht sein darf?
Auch wenn das pedantisch ist, aber zuerst sollte eine Story in sich logisch sein, dann gut geschrieben. Aber daran krankt ja die SF seit Jahrzehnten.

Gruss Proxi

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Proxi,

danke auch für deine Rückmeldung. Dass das Ende nicht so genial ist, gebe ich zu, aber etwas Besseres wollte mir einfach nicht einfallen (ich habe beim Schreiben nicht den Plot, sondern das Thema vor Augen gehabt, was manchmal nicht so gut ist).

Logisch sollte der Schluss aber dennoch sein, ich habe einfach die Details nicht so genau erklärt. Der Vulkanausbruch steht im Zusammenhang mit der Machtübernahme von Andorra - deshalb glaubt Jenson ja Pascal. Er kennt den Plan seines Heimatlandes und weiss deshalb, dass der Vulkan ausbrechen soll. Ich sage auch nicht, dass es schlecht ist, wenn Andorra die Welt beherrscht, sondern lediglich, dass sie es am Ende der Geschichte tun (wobei einen Vulkanausbruch auszulösen nicht wirklich so nett ist ...).

Kurz gesagt
- Die Gefahr, welche von Andorra ausgeht: Sie können Vulkanausbrüche auslösen.
- Was wäre schlimm, von Andorra regiert zu werden: Nichts.

Die KI erahnt im Übrigen das Ende der Geschichte, unternimmt aber nichts dagegen, weil sie keinen Sinn darin sieht (sagt sie mehr oder weniger so).

Ich hoffe, dass die Idee jetzt etwas klarer ist. Noch als Anmerkung: Natürlich könnte ich irgendeine mehr oder weniger glaubwürdige Vorgehensweise der Andorraner zum Auslösen des Vulkans erfinden, natürlich könnte ich ihr Ziel, die Weltherrschaft, genauer begründen, natürlich könnte ich ausführlicher erklären, weshalb Pascal nicht viel daran liegt, sein Land zu retten - aber wäre das nicht langweilig? Bei SF-Geschichten steht man ständig vor diesem Problem: Entweder ausführliche Erklärungen zum Stopfen aller eventueller Logiklöcher oder aber viel Tempo und Spannung.

Viele Grüsse,
Sorontur

 

Da ist die KI ja noch duemmer, als Verona Puh der Baer - sorry, aber die Erklaerung befriedigt mich nicht.

ABER: Neue Chance, neues Glueck! Die naechste Story ist eh immer die Beste!
Und wenn Du das Niveau der Anfangssequenz aehnlich gut ueber die ganze naechste Story halten kannst...

Gruss
Proxi

 

Tachi Sorontur

Ich schließe mich im Großen und Ganze Proprox an, wenn auch nicht ganz so harsch. Auch mir gefiel die anfängliche Komik, die du dann geschickt mit Inhalt gefüllt hast.

Über die Logikfehler hat sich ja schon mein Vorredner ausgelassen, deshalb gehe ich da jetzt nicht weiter drauf ein.

Fazit: Eine nette gut geschriebene Zwischendurchgeschichte, mit phillosophisch interessanten Ansätzen.


Gruß
Hagen

 

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