Hallo @crawling.death ,
versteh mich nicht falsch, ich finde solche Tools auch ganz gut (die können einem die Augen öffnen i.e. sensibilisieren), aber rate zu nicht-elektronischen Übungen / Tricks - du willst ja dein Hirn trainieren, nicht die KI. Und: weil s.u. *
Super wichtig: Ausdrucken.
Dabei kann es zusätzlich helfen, wenn du den Text nicht in dem Font druckst, in dem du immer schreibst - allerdings sollte das Gedruckte nicht so crazy aussehen, dass es ablenkt. Sowas Times New Roman 12 Pkt. -> Calibri 11 oder so, mit vielleicht noch breiteren Randleisten. Oder setz es als Normseite.
Gedrucktes verzeiht jedenfalls wesentlich weniger als der Monitor.
Wenn du dann siehst, dass du z.B. viele Beschreibungen vom Gehen hast, von Positionsbestimmungen oder viele Einschränkungen (leicht, etwas, kurz ...) oder viele unds (meine persönliche Allergie, weil das schnell kindlich klingt), kannst du die auch mit verschiedenen Textmarkern anstreichen und dann gucken, wie bunt es am Ende ist.
Das ist ein wesentlich besserer (nachhaltigerer) Lernprozess, als wenn du ein Programm suchen lässt und dann nur passiv streichst.
Extrem gut ist auch: Wenn dein Text fertig ist, gib dir eine fiktive Zeichenbegrenzung, die ca. 20% unter der aktuellen Zahl liegt. Kürze nicht passagenweise, sondern Satz für Satz und Wort für Wort.
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Schreibenden wird oft geraten, viel zu lesen und das ist keinesfalls irgendwie verkehrt. Aber das trainiert nur den passiven Wortschatz - wir haben aber solche ungewollten Wiederholungen, weil uns nicht genügend aktives Vokabular zur Verfügung steht. Da wird zu einer täglichen Übung geraten (ich mache das viel zu selten, aber es macht irren Spaß): Gib dir eine Minute Zeit (Stoppuhr = Alarm) und suche dir ein Ausgangswort, sagen wir: etwas, das mit sehen zu tun hat. Schreibe in der Minute alle Synonyme auf, die dir einfallen und das auch auf möglichst verschiedenen Sprachebenen:
schauen -> glotzen, gucken, blicken, starren, ansehen, spähen, linsen, beobachten, einen Blick riskieren.
(Meine Minute ist um und das ist nicht besonders viel.)
Jetzt kann man ein Synonymwörterbuch (Woxicon finde ich sehr gut) nehmen und abgleichen, an was man nicht gedacht hat. Dann kannst du das Wort in zwei oder drei Wochen noch mal nehmen und erinnerst dich an mehr.
Wichtig dabei: Beachten, in welchem Kontext das Wort was genau bedeutet. Sonst hast du am Ende nicht viele Synonyme im Kopf, sondern falsche Begriffe für deine Sachverhalte.
*) Hier und hier sind englischsprachige Artikel (eines britischen Phantastiklektors) dazu, der das sehr, sehr gut und anschaulich erklärt, warum das 'Tool' dein eigener Kopf sein muss.
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Ach ja, Tool: Es gibt einen bullshitometer = BlaBlaMeter.
Ich finde grad nicht mehr die Version, die die Füllwörter nicht rauseditiert, sondern xxx anstelle setzt, dann sieht man viel besser, was nicht fehlt, wenn man die killt. (Es geht auch nicht darum, restlos alles zu eliminieren, aber da eben mehr Bewusstsein für zu entwickeln.) Was ich da im Kopf hab, strich auch Wortwiederholungen an.
Ganz frei ist man nie davon - und sowas zu wissen und dann auch umzusetzen sind durchaus zwei paar Schuhe *gn*, aber ich hoffe, dass all das ein bissl hilft.
Viel Spaß jedenfalls!