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Wunderschöne Augen
Das Zimmer war verraucht. Es war nicht sie, sondern irgendetwas in der Luft, ein Hauch von Sünde, welcher wie ein Aphrodisiakum in meine Nase drang und meine Sinne betörte, ja, mich fast handlungsunfähig machte. Oder, um es auf den Punkt zu bringen, eigentlich roch es einfach nach Sex. Aber damit konnte ich leben, und wer sie kannte, der wusste, dass sie es auch konnte.
„Darling, was zu trinken?“ Die vermeintliche Unschuld stand ihr in ihr kindliches Gesicht geschrieben. Sie versuchte mich zu bezaubern, mich in ihren Bann zu ziehen. Wozu eigentlich diese Mühe? „Weißt du Darling, ich habe mich wahnsinnig nach dir gesehnt, ohne dich fühle ich mich so einsam.“ Na gut, dagegen fiel mir was ein.
Oh Gott, was hatte diese Frau für einen Körper! Volle Lippen und Brüste, Beine, die endlos schienen, eine Haut die sich wie Samt anfühlte und diese Augen, ach, die Augen waren es, die diese Frau ausmachten, sie waren der Grund warum ihr jeder verfiel. Verdammt, was war es warm in diesem Zimmer, die Hitze schien mich zu erwürgen.
Ich weiß nicht, wie lange wir schon aufeinander lagen, als die Tür ruckartig aufplatzte und zwei gorillaartige Gestalten auf mich zu stürmten. Sie begleiteten mich sanft durch den Raum, oder um etwas genauer zu werden, begleiteten sie meinen Kopf, weniger sanft als zuvor die Dame auf der ich lag, auf direktesten Weg in das nahe gelegene Aquarium.
Der erste der beiden Gorilla flüsterte zärtlich: „Wo ist der Scheiß, du Penner?!“ Und ehe ich mich versah war mein Kopf im Wasser. „Immer noch nicht genug? Du sparst dir ´ne Menge Ärger, wenn du mit der Sprache rausrückst!“
Der zweite Gorilla hatte weniger Interesse für mich, dafür für meine Bettgelegenheit: „Bei dir alles in Ordnung?“
Sie entgegnete: „Wieso hat das denn so lange gedauert? Ich dachte schon ihr kommt nie! Meint ihr ich mache das hier zum Vergnügen?! Beeilt euch, ich warte unten auf euch Versager…“, worauf sie den Raum verließ. Gorilla Zwei reagierte schnell wie ein Elitesoldat: „Klar Chefin, wird sofort erledigt, dauert nicht lange!“
„Was ist jetzt, sprichst du, oder muss ich dich hier ertrinken lassen?“ Und ab ins Wasser. „Okay, okay!“, keuchte ich bei einer meiner Luftpausen. „Es, es ist alles in meinem Auto. Die, die Schlüssel liegen auf der Nachtkommode von der Schlampe.“ Die Faust in meinem Magen verriet mir dass das wohl zu weit gegangen war: „Du solltest lernen, wie man Frauen behandelt, Kleiner. Man nennt Frauen nicht 'Schlampe', Kleiner. Schon gar nicht, wenn sie so schöne Augen haben! Verstanden, Kleiner?“ Als ich am Boden lag, verriet mir ihr leiser werdendes Lachen, dass sie verschwanden.
Na ja, erst mal aufs Bett legen und ne Kippe rauchen. Ob jemand wegen des Krachs die Polizei holen würde? Wer wollte mir schon was nachweisen.
„Darling, bist du dir sicher dass sie tot sind?“ Dazu sagte ich nichts. Brauchte ich auch nicht, dieses Verhalten war ich gewöhnt, beim ersten Mal sind sie alle nervös. Sie sah mich an. Sie wusste genau, dass die Überlebenschancen in einem explodierenden Auto geringer als jeder Lottogewinn sind. Verdammt, waren ihre Augen schön.