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Zahltag

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30.07.2020
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Zahltag

Wilm erwachte früh am Morgen aus einem unruhigen Schlaf. Er hatte wieder einen dieser verdammten Träume gehabt. Es war jedes Mal derselbe Traum, das wusste er. Er konnte ihn aber nur nicht recht greifen. Es lag alles wie in einem dichten Nebel. Schreie, Stimmen, nein, eher Gemurmel und dazu dieses Rauschen. Es musste etwas zu bedeuten haben, da war er sich sicher. Ganz sicher war er der Auserwählte, der Held irgendeiner obskuren Prophezeiung, der dazu bestimmt war, eine junge und schöne Prinzessin zu retten, um mit ihr in einem Schloss zu wohnen, viele Kinder zu zeugen und… Oh, ihm wurde ganz warm in der Leistengegend bei dem Gedanken ans Kinderzeugen mit jungen Prinzessinnen. Ob wohl noch Zeit wäre, um …?

„Wilm!“, schallte es von unten herauf. Sein Vater war also schon aufgestanden und würde ihn kein zweites Mal zur Arbeit rufen. Die Prinzessinnen mussten warten. Heute war ein Tag von besonderer Schönheit, denn es war Zahltag. Nach getaner Arbeit würde er seine Lohntüte für den vorangegangenen Monat von seinem Vater, und gleichzeitigen Meister, erhalten. Das bedeutete für Wilm traditionell den Besuch einer Schenke in der Stadt am Abend.

Eilig sprang er aus seinem Daunenbett, wusch sich das Gesicht mit eiskaltem Wasser aus der Schüssel, die auf dem Beistellschrank stand, und hastet geschwind zum Abort. „So viel Zeit muss sein“, dachte er und freute sich auf den heutigen Tag. Die Sonne war gerade erst im Begriff aufzugehen und es galt noch so viel zu erledigen. Die Tiere mussten versorgt, die Ställe ausgemistet und die Felder kontrolliert werden. Sein Vater war, was die Felder anging, sehr penibel, seit dem Vorfall vor ein paar Jahren. Nun, wenn er wüsste, wie es sich damals mit der Gerste wirklich zugetragen hatte. Er grinste und schämte sich auch ein wenig. Wie dem auch sei, seinem Vater kamen wohl genug Arbeiten in den Sinn, damit sein Sohn ja nicht auf der faulen Haut liegen würde. Er hatte also noch reichlich zu tun, bevor er in den wohl verdienten Feierabend entschwinden konnte. Er streifte sich seine einfache, ländliche Kleidung, bestehend aus einer braunen Hose und einem einst weißen Leinenhemd über und ging die Stufen des alten Bauernhauses hinab zur Feuerstelle.

Über dem Feuer hing ein alter Kochtopf aus Gusseisen. Ein großer Eichentisch samt Bestuhlung stand mitten im Raum. Seine Mutter warf gerade ein Stück Schweineschwarte in den Topf und rührte kräftig mit einem alten Holzlöffel darin herum. Sie war eine stämmige Frau von mittlerem Alter, trug eine blassblau gemusterte Schürze und war höchstens eins fünfzig groß. Ihr ergrautes Haar hatte sie unter einer Haube versteckt. Grantig schaute sie drein. In den letzten Jahren hatte sie etwas zugelegt und wirkte daher gestaucht, ja geradezu quadratisch, in etwa wie ein laufender Würfel. Er musste unweigerlich schmunzeln. Würde sie noch auf einem Schemel stehen, hätte das sich ihm bietende Bild etwas von einer verschrobenen Hexe, die beim Brauen irgendeines Zaubertrankes zugange war.

Ganz falsch war dies gar nicht, denn sie hatte ihren Trank bereits aufgetischt. Es gab Haferschleim. „Oh wie herrlich“, dachte er, „endlich wieder Haferschleim. So wie gestern, vorgestern, den Tag davor und den davor. Nein Moment, hatte es nicht am Dienstag Grießbrei gegeben?“ Wie dem auch sei, viel Magisches hatte der klebrige Inhalt seiner Schüssel jedenfalls nicht an sich. Er setzte sich und fing an das trockene Zeug hinunterzuwürgen. Verstohlen warf er einen Blick auf die alte Ann, die grimmig drein blickend in ihrem Sessel saß und Rüben schälte. „Hoffentlich spricht sie mich nicht an“, dachte er. Sie war an die tausend Jahre alt und hatte nur noch drei Zähne, die sich alle im hinteren Teil ihres runzeligen Mundes befanden. Man konnte kein Wort verstehen, wenn sie mit einem sprach. Er nickte immer nur und stimmte ihr zu. Sein Vater meinte einmal, die alte Ann hätte behauptet, man könne sich so gut mit Wilm unterhalten, er höre immer so aufmerksam zu.

„… oder hast du heute etwas anderes vor?“, fragte seine Mutter Marla. „Hmm?“, war das Einzige, was er mit vollem Mund zu Stande brachte. „Ich habe dich gefragt, ob du heute Abend wieder deinen ganzen Monatslohn für billiges Bier und noch billigere Mädchen in der Stadt ausgeben wirst. Oder hast du etwas anderes vor? Und wage es nicht, nochmal mit vollem Mund zu Antworten“, drohte seine Mutter und schwang dabei bedrohlich mit dem Kochlöffel, „ach und es heißt wie bitte und nicht Hmm, Jüngelchen.“

Er hasste es, wenn seine Mutter ihn so nannte, aber vermutlich hatte sie Recht. Manchmal war er noch ein Jüngelchen. Er war bereits neunzehn Sommer alt und hatte noch nicht viel erreicht. Er hatte zwar die Lehre auf dem Hof seines Vaters beendet und konnte nun überall als Knecht arbeiten, aber viele seiner Freunde hatten bereits ein Haus, eine eigene kleine Familie oder waren im Begriff beides zu erreichen. Er hingegen liebte seine Unabhängigkeit, die Freiheit alles tun und lassen zu können was er wollte. Nun, zumindest solange seine Eltern es duldeten. Für seinen Vater war er eine gute und günstige Arbeitskraft, aber Wilm glaubte auch, dass sein Vater stolz auf ihn war. Er wusste, eines Tages würde Wilm den Hof übernehmen und damit in seine Fußstapfen treten. Seine Mutter allerdings, machte sich, so wie jede Mutter im Lande, Sorgen um ihren Sohn.

„Bekomme ich noch eine Antwort?“, drängte seine Mutter. „Hmm?“, entfleuchte es Wilm und schon schoss der Kochlöffel knapp an seinem linken Auge vorbei. Er schluckte und sagte: „Ich meine wie bitte, Mutter?“ „Du hast mich schon verstanden!“, giftete seine Mutter. Die alte Ann schaute auf und brummelte etwas Unverständliches vor sich hin.

„Siehst du, Großmutter weiß es auch so“ sagte er, aß eilig die letzten Bissen Haferschleim, hob den Kochlöffel auf und brachte ihn seiner Mutter an die Feuerstelle zurück. Ein kräftig brauner Eintopf köchelte im alten Eisentopf darüber, das Mittagsmahl. „Ich werde mir, denke ich, heute Abend etwas die Kehle in der Stadt anfeuchten. Ein, zwei Getränke auf unser aller Gesundheit und auf eine gute Ernte können nicht schaden“, sinnierte er vor sich hin.

„Jüngelchen, du trinkst, seit du zu trinken begonnen hast, auf unsere Gesundheit und auf eine gute Ernte. In der Zeit ist dein Großvater an Fieber verstorben, deinen Vater plagen seine Gelenke, Großmutter droht auch die letzten Zähne zu verlieren und es herrscht seit zwei Jahren Dürre. Vielleicht solltest du, wenn du schon trinken musst, auf die Gesundheit der Nachbarn und einen harten Winter trinken“, ächzte seine Mutter.

„Mutter, ich werde es heute Abend beherzigen“, er drückte ihr einen Kuss auf die Wange und entschwand durch die Seitentür in den Hof.

 

Hallo @Buchhalter

Herzlich willkommen hier.
Dein Text enthält noch viele Rechtschreibfehler (Zeichensetzung; Groß- und Kleinschreibung): nicht gut für die Lesbarkeit.
Deshalb verschiebe ich die Geschichte ins Korrekturcenter.
Du hast vier Wochen Zeit für Ausbesserungsarbeiten, kannst dich dann bei dem zuständigen Moderator des Korrekturcenters melden. Der verschiebt den Text wieder in die Rubrik Kurzgeschichten.

Viel Erfolg und viele Grüße
Isegrims

 

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