Zauber des Augenblicks
Jeden Tag sehe ich ihn. Doch mehr als ihn ansehen, kann ich nicht. Nicht lächeln, nicht sprechen, nicht berühren. Ich weiß nicht, wie er darauf reagieren würde. Und so viel Mut besitze ich nicht, dass ich ihn wenigstens anlächeln könnte....
Jeden Tag in der Schule, vor der Schule, nach der Schule, wenn wir uns begegnen, in den Gängen der Schule, im Schulhof, an der Haltestelle, in der Bahn, sehen wir uns tief in die Augen. Keiner von uns lächelt dem anderen zu. Einfach nur den anderen ansehen, in die Augen schauen. Er hat wundervolle Augen. Dunkle wunderschöne Augen. Ich habe noch so schöne Augen gesehen.
Ich erinnere mich noch genau an unseren ersten Blickkontakt. Ich hatte einen schlechten Tag, so fühlte ich mich und sah dementsprechend aus. Ich stand mit meiner Freundin, in der Pause vor einem Klassenzimmer und erzählte ihr wie schlecht es mir ging. Irgendwie sah ich kurz hinter ihr und genau in dem Augenblick kam er, mich ansehend, heran. Ich versank in seinen Augen. Ich konnte an nichts mehr denken. Nichts mehr hören, und außer seinen Augen, sah ich nichts. Ich fühlte, wie sich mein Herzschlag immer weiter beschleunigte. Seine Augen sind so dunkel, dass ich die Nacht darin sehe, tiefe endlose Dunkelheit. Es war als wäre die Welt stehen geblieben.
Doch da zog mich meine Freundin mit sich, damit sie frische Luft schnappen konnte. Und als ich mich zu ihm herumdrehte, sah ich, dass er sich auch umgedreht hatte und mir nachblickte. Wir lächelten uns nicht zu, wir sahen uns einfach nur an. Ich konnte nicht lächeln, ich war einfach von seinen Augen fasziniert. Und seit diesem Augenblick, bin ich seinen Augen verfallen. Ich sehe in seine Augen und vergesse für ein paar Augenblicke, die Welt um mich herum.
Ich weiß nicht wie es weitergehen soll. Ich weiß nicht, ob wir jemals eine Stufe höher steigen werden, ob sich je einer von uns traut den anderen wenigstens anzulächeln. Doch wenn einer lächelt, wird der Zauber dieser Augenblicke wahrscheinlich vergehen......