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Zeit für Optimisten

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19.12.2010
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Zeit für Optimisten

Wecker klingelt. Ich wehre mich nicht und stehe auf. Gehe ins Bad, dusche, putze mir die Zähne, tusche mir die Wimpern, bereite mich auf einen weiteren Tag vor, an dem ich mir nur noch wünsche, endlich wieder ins Bett zu gehen.
Ich frühstücke -nichts. Mir wird schlecht wenn ich dran denke, morgens schon was zu essen. Ich bin nicht magersüchtig, habe auch keine Bulimie oder so was. Ich hab morgens einfach keinen Hunger. Stattdessen mache ich mir einen halben Liter Instant-Kaffee, den ich innerhalb einer halben Stunde herunter kippe. Ich mache mir noch einen Liter in einer Thermosflasche, die ich in meine Schultasche packe. Hossa, so sollte ich den Tag schon überstehen! Rosige Aussichten dank Koffein.
Ich schwinge mich aufs Fahrrad, schon fast acht Uhr. Um halb beginnt der Unterricht. Ich brauche zwar nur fünf Minuten für den Schulweg, aber so schaffe ich vor Unterrichtsbeginn noch eine Tasse Kaffee.
Halb Neun- ein dreifaches Hoch auf die Kaffee-Industrie. Die dritte Welt sorgt dafür, das ich wach bleibe, sorgt für meine Intelligenz, für meinen Schulabschluss. Super. Einen herzlichen Dank an die Kinder, die meine Kaffeebohnen gepflückt haben. Vielleicht übernehm ich ja mal eine Patenschaft für einen von euch. Später, wenn ich dank meines Schulabschlusses viel Geld verdiene.
Zwanzig vor neun. „Ihr werdet keinen Ausbildungsplatz bekommen weil der Markt überlaufen ist.“
Halb elf. Pause, Kaffee trinken, weiter. Wach aussehen oder zumindest so tun als ob man es wäre.
Zwölf. „Ihr werdet keinen Job bekommen, weil ihr im Accessment-Center versagt, weil ihr zu dumm für Mathe seid.“
Ein Uhr. Eigentlich Zeit fürs Mittagessen, hab aber keinen Hunger. Werde langsam wieder müde. Noch eine Tasse Kaffee.
Halb Zwei. „Ihr werdet keinen Studienplatz bekommen, weil euer NC zu schlecht ist. Und wenn doch, könnt ihr es euch nicht leisten, weil ihr dafür sorgen müsst, dass eure Eltern Butter aufs Brot kriegen im Altersheim.“
Halb Drei. Tasse Kaffee? Fuck, leer. Egal, nur noch eine Stunde, dann geht’s weiter.
Halb vier. „Ihr werdet eure Kinder später nicht ernähren können, wenn ihr weiterhin so wenig lernt.“
Ich schwinge mich wieder aufs Fahrrad. Wird wohl nichts mit der Patenschaft, ich krieg ja eh keinen Job.
Ich komme zu Hause an, wechsle meine Klamotten, setze mich an meinen Schreibtisch und lerne. Ich lerne nicht für die Schule, ich lerne fürs Leben. Ich möchte Linguistik studieren und beschäftige mich mit Vektoren und Matrizen. Wie sinnig. Aber- wenn ich kein Mathe kann, versage ich im Leben.
Ich will Drechslermeisterin werden und lerne Griechisch. Aber- wenn ich kein Griechisch kann, werd ich mir auch nie Urlaub in Griechenland leisten können.
Ich möchte Hausfrau und Mutter werden. Aber- wenn ich keine Atommodelle zeichnen kann, kann ich meinen Kindern das Fläschchen nicht warm machen und sie müssen elendig verhungern.
Wer sich dieses Prinzip ausgedacht hat, hat irgendetwas Grundlegendes übersehen.
Halb sieben. Könnte mal Abendessen für meine Familie auf den Tisch stellen. Ich gehe runter und mache Brote für meine Mutter, meinen Bruder und mich- mein Stiefvater hat Spätschicht und ist nicht da. Die beiden sitzen vor dem Fernseher, reagieren kaum auf meine Frage, was sie dazu trinken wollen. Ich mach mir noch einen Kaffee, verziehe mich wieder in mein Zimmer- Moment, hab was vergessen. Ich sollte auch mal langsam was essen. Ich schmiere mir auch ein Brot und esse es zu Darwins Evolutionstheorie.
Halb neun. Na, noch einen Kaffee? Könnt nicht schade, muss immerhin noch einen Aufsatz über Shakespeare verfassen, zwar erst zu Übermorgen, aber vielleicht komme ich endlich mal wieder dazu ein Buch zu lesen, wenn ich ihn heute schon schreibe.
Halb eins. Ich gehe ins Bad, schminke mich ab, zieh mein Schlafshirt an und geh ins Bett. Ich lese noch ein halbe Stunde, dann mache ich das Licht aus und denke vor dem Einschlafen noch: Hey, ich hab ja wieder super funktioniert heute.

 
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Hallo Tea Lady, herzlich willkommen auf kg.de!

Da du geschrieben hast, dass du das Korrigieren von Fehlern hier überbewertet findest, spare ich mir die Mühe.

Du beschreibst hier (ziemlich schwafelig) den Tagesablauf einer Schülerin in Hinsicht auf zwei Themen: Kaffeeliebe und Schulverdrossenheit.
Dabei gibt es nichts Überraschendes oder Neues, ich finde die Geschichte relativ gehaltlos, sie hat mir wenig bis nichts gegeben (außer ein paar Schulerinnerungen).

Etwas gestört hat mich der stakkatohafte Stil. Mir kam der Gedanke, dass der massive Kaffeegenuss der Prot damit in Zusammenhang stehen könnte, doch habe ich dann keine markanten Unterschiede in den Bereichen, in denen sie keinen Kaffee trinkt, bemerken können.
Gleich der erste Satz

Wecker klingelt.
gefällt mir nicht. Klar, man könnte sagen, die Prot ist gerade aufgewacht und noch nicht in der Lage/Stimmung, vernünftige Sätze zu artikulieren, aber trotzdem wirkte das auf mich lieblos hingeklatscht. Gerade beim ersten Satz ist das ungünstig, denn gerade der soll ja fesseln und zum Weiterlesen animieren.

Soweit, ich hoffe, du kannst das eine oder andere aus meinen Anmerkungen ziehen..

Viele Grüße,
Maeuser

 

Hallo Tea Lady!

Deine Idee, und was du aussagen möchtest ist schon verständlich, aber die Umsetzung ist nicht gelungen, finde ich. Irgendwie habe ich die ganze Zeit gehofft, dass die Schülerin endlich mal was zu essen bekommt. Ist aber wohl nicht das, worauf du hinauswillst...
Du beschreibst eine Schülerin, die ihren Alltag "herunterbiegt" und nicht weiß wofür sie das überhaupt macht. Da sprichst du sicher vielen aus der Seele.
Ich kann mir die Schülerin auch nicht vorstellen, mir fehlt eine genauere Beschreibung ihrer Persönlichkeit.
Kannst sicher noch einiges draus machen.

Liebe Grüße
Katze

 

Erstmal Danke für eure Beiträge und die konstruktive Kritik von Katze.
Aus deinen Anmerkungen, Maeuser, entnehme ich zuerst einmal den geradezu beleidigenden Tonfall. Ich stelle das nicht hier rein, um heruntergemacht zu werden, sondern um meinen persönlichen (!) Stil zu verbessern. Deine Bemerkungen sind verständlich, natürlich kann dir nicht alles gefallen, das verlange ich auch gar nicht, nur fände ich ein wenig Respekt angebracht. Und da möchte ich auch noch einmal Katze danken. Mit deinen Anregungen lässt sich nun wirklich etwas anfangen :)
Vielleicht hätte ich es, in Bezug auf den "stakkatohaften Stil" eher unter der Rubrik Experimente ansiedeln sollen, da gäbe ich dir dann recht.
Ich weiß ja nicht, ob du es interessanter gefunden hättest, hätte ich den Versuch mit dem Satz "Mein Wecker klingelt und ich sehe mich kaum in der Lage, einen zusammenhängenden Satz geschweige denn eine optimistische fröhliche Semantik herauszubringen" begonnen.
Das Korrigieren von Fehlern bemängele ich nicht, nur die wertenden Zusätze zu den Berichtigungen finde ich unpassend.
Vielen Dank trotzdem, ich werde mal sehen, in wie weit ich diesen Versuch noch überarbeiten kann!
Liebe Grüße!

 
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Ich bin verwirrt - warum "geradezu beleidigender Tonfall"?

Vielleicht stört dich eher, dass ich nur negative Sachen angesprochen habe?
Wenn ich kommentiere, schreibe ich die Dinge auf, die mir in Erinnerung geblieben sind. Und wenn das nur negative sind - tja. Trotzdem lassen sich alle meine Kommentare konstruktiv verwerten.
Vielleicht bin ich manchmal zu drastisch, das mag sein. Ich halte das hier zwar nicht für einen solchen Fall, aber lass mich dir trotzdem versichern, dass es keinesfalls meine Absicht ist, dich "herunterzumachen", sondern dir meine Meinung zu deiner Geschichte zu sagen, deswegen hast du sie schließlich hier reingestellt.

Die Grammatik, Rechtschreibung und Semantik wird häufig (für meinen Geschmack) allzu krass bemängelt und korrigiert.
Das Korrigieren von Fehlern bemängele ich nicht, nur die wertenden Zusätze zu den Berichtigungen finde ich unpassend.
Die Inkonsistenz merkste selbst? ...

Semantik bedeutet übrigens Bedeutungslehre.

 

Hallo Tea Lady!

Das ist eher ein Tagebucheintrag als eine Geschichte. Eine Geschichte hat einen Höhepunkt, irgendwo, und eine Veränderung mit drin. Eine Hürde, an der sich der Protagonist messen kann, die er überwinden kann, irgendwas.

Bei dir ists nur eine laue Erzählung, was den Tag über passiert, in einem recht selbstgefälligen Ton und am Ende ists wie am Anfang.

Hey, ich hab ja wieder super funktioniert heute.

Daraus könnte man eigentlich ne Geschichte machen. Du könntest zeigen, wie sie scheitert, dass sie das Funktionieren nervt, dass sie nicht funktionieren will, dass sie es nur für andere tut und nicht für sich. Dafür bräuchtest du mehr Hintergründe, damit auch andere, die keine Schüler sind, dein Thema verstehen können.

Mir kommts vor, als hättest du bei dem Text sehr viel Wut rausgelassen. Aber wenn du nur gegen die Wand haust, erreichst du nichts, außer dass dich jeder blöd anschaut und dir deine Finger weh tun. Mach was damit - was Ordentliches - wenn du etwas ändern willst.

Bis bald,

yours

 

Ein gewisser, monotoner Rhythmus stellt sich beim Lesen ein. Das finde ich nicht unangenehm...ansonsten ist es die chaotische Gedankenwelt einer koffeinierenden Schülerin, die ihren Weg noch nicht gefunden hat...wer weiß: vielleicht wird ja mal eine Schriftstellerin aus ihr?

PS: Man sollte hier aller Kritik gewachsen sein, auch der ungerechten...

KK

 

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