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Zentaur

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21.06.2005
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Zentaur

Das erste Mal sah er sie in einem Wald, als er sie wie Großwild jagte. Er hatte sich vorsichtig herangepirscht; sie kniete an einem Bach und schöpfte mit den hohlen Händen Wasser über ihren glänzenden, weißen Leib. Irgendwann hob sie das zarte Gesicht und schaute direkt in seines, und statt davonzulaufen, lächelte sie ihn an. Er hatte Pfeil und Bogen noch immer auf sie gerichtet. „Ich wusste nicht, wie schön dein Volk ist“, stammelte er, und sie lächelte weiter und betrachtete ungeniert seine Beine und Füße.

Als er sie das nächste Mal dort sah, im Wald, am Bach, hatte er schon viele Wochen auf sie gewartet, Tag um Tag, Nacht um Nacht, und seine Augen leuchteten vor Freude, als sie sich umständlich neben ihn kniete und von ihrem Volk erzählte, und wie der Krieg zwischen ihrem und seinem Volk begonnen hatte.
Von da an sahen sie sich jeden Tag.

„Meine Süße, mein Schönstes ... Ich würde die Meinen überzeugen können, ich weiß es, wenn sie dich nur sähen...“ Ihre Stimmen und ihr heißer Atem vermischten sich mit dem flüsternden Wind. „Sie werden mich töten, mein Herz, und dich mit dazu. Und wenn nicht sie, dann wird mein Volkes es tun. “ „Es kann Friede sein zwischen meinen Leuten und deinen, es kann ...“ Er liebkoste ihr Haar. Es duftete nach den zerdrückten Gräsern rings um sie. „Nein“, flüsterte sie, und legte ihre schmale Hand auf seinen Schoß, „Noch nicht. Aber wir können es geschehen lassen.“
Er schloss die Augen, als sie ihn küsste.

Das ganze Dorf stand stumm vor der Schmiede und starrte ins das Hochaufgeschichtete Feuer. Auf den Gesichtern der Älteren lagen Sorge und Kummer, ihre Stirnen lagen in ernsten Falten und ihre Lippen waren fest zusammengepresst. Die jüngeren waren unruhig. Sie warfen sich hin und wieder neugierige Blicke zu, versuchten stumme Botschaften auszutauschen, und immer wieder glitten ihre Augen heimlich zu der Hütte, die gerade außerhalb des Feuerscheins lag. Wurden sie von den Älteren erwischt, rügte umgehend ein stummer, kalter Blick dieses Vergehen.

Vor dem Eingang der Hütte beobachteten zwei Männer die versammelten Dorfbewohner eingehend. Die Armbinden und Schärpen, die sie trugen, wiesen sie als Wächter des Großen Rates aus, und als solche konnten die Dorfbewohner sich ihnen nicht widersetzen. Der Rat hielt ihre Gemeinschaft zusammen, der Rat schützte sie und hielt sie rein in diesem jahrzehntealten Krieg gegen die Menschen. Ihre Kriegsspeere waren noch dunkel und rot vom Blut des Menschenmannes, den sie in einer der Hütten versteckt gefunden hatten.

Ein dumpfes Stöhnen aus der Hütte ließ die Wächter zusammen zucken. Die Dorfbewohner wurden, falls das möglich war, noch starrer. Der kleinere der beiden stampfte ungeduldig mit den Beinen. „Sie reagieren kaum ... vielleicht hat sie ja gar nicht gefrevelt, vielleicht war der Mensch ja nur zufällig...“ „Oh, halt die Klappe, ja?“ zischte der andere wütend und warf dabei einen unsicheren Blick über die Schulter auf den dunklen Eingang der Hütte hinter ihm. „Aber das dauert wirklich zu lange. Wie lange kann das schon dauern, wenn ...“ Die Miene seines Gefährten ließ ihn abrupt verstummen. Die beiden richteten ihr Augenmerk wieder auf die Dorfbewohner vor ihnen, die schon seit Stunden stur ins Feuer starrten: Während die Sonne untergegangen war, als der Mond aufgegangen war, und auch jetzt, als er wieder hinter die Hügel sank, harrten sie nahezu bewegungslos aus. Ab und zu peitschte ein Schweif wütend die noch immer schwüle Nachtluft.

Kerkos verlagerte sein Gewicht und winkelte das linke Hinterbein an. Der Grund ihres Hierseins liess ihn immer wieder erschaudern. Wie konnte eine der Ihren bloß einen Menschen ... er wollte gar nicht zu Ende denken. Und die entsetzliche Monster, lebensunfähig und hilflos, die aus solchen ... Verbindungen ... hervorgingen! Angewidert dachte er an all die Male, als ihm diese Kreaturen vom Rat beschrieben worden waren. Der Rat hatte Recht, musste Recht haben: diese Wesen, menschliche Körper mit absurd großen Pferdeköpfen, ohne die Fähigkeit, rational zu denken. Natürlich mussten sie getötet werden. Er wischte sich kalten Schweiß von der Stirn; entsetzt über die Bilder in seinem Kopf stieß er Kerkos an: "Hast du so ein ... Ding schon mal gesehen?" fragte er, und hoffte, dass der andere das zittern in seiner Stimme nicht hörte. Der starrte unbewegt geradeaus. "Nein. Niemand hat das bisher gesehen. Ein solcher Frevel ist schon lange nicht mehr geschehen, das letzte Mal lange vor dem Krieg gegen die Menschen."
Kerkos konnte sich nicht den Gedanken verkneifen, dass Maliks Rede auswendig gelernt geklungen hatte.

Wieder erklang das grausige Stöhnen aus der Hütte, dann beruhigendes Geflüster. Der größere Wächter schauderte und scharrte mit den Hufen im vom Regen der letzten Tage aufgeweichten, schlammigen Erdreich. Wieder vergingen einige Minuten, in denen das gequälte Stöhnen stoßweise hinter dem groben Wollteppich, der den Eingang verdeckte, hervordrang. Schließlich hielt Kerkos es nicht mehr aus. „Ich geh jetzt da rein, Malik, und es ist mir egal, was du sagst! Wenn es wirklich ein ...“ Er brach ab, verbiss sich mühsam das Wort, das auf seiner Zunge lag, zuckte mit den Schultern und fuhr fort: „ ... dann werden wir es töten müssen.“ Malik sah seinem Gefährten nervös nach, während dieser in der Hütte verschwand. Seine Ohren währenddessen waren auf die Dorfbewohner vor ihm gerichtet. Deren Haltung war bei Kerkos’ Worten drohender geworden, Hufe stampften den Boden, Schweife peitschten die kühle Nachtluft. Der Krieg dauerte schon zu lange, sie hatten zu viele Verluste erlitten. Sie würden keinen der ihren mehr kampflos aufgeben, so viel war klar. Der Rat mochte sie beschützen, aber hier ging es um jemanden, den sie liebten und schätzten, egal, was passiert war, und ob sie gefrevelt hatte. Egal, wer oder was ihre Kind war. Unruhig packte Malik seinen langen Kriegsspeer fester.

Kerkos’ Augen brauchten einen Moment, um sich an das dämmrige Licht in der Hütte zu gewöhnen. Noch bevor er das Chaos in dem stickigen Raum sehen konnte, roch er es. Verbrannte Kräuter, Weihrauch und Urin. Blut. Eine Menge Blut. Die Gestalt, die auf dem Strohlager unter dem Rauchabzug lag, wand sich vor Schmerz, ihre Beine schlugen auf das Stroh, der Oberkörper über dem Pferdeleib war gespannt wie eine Bogensehne. Eine ältere Frau beugte sich zu der Gebärenden nieder, die Vorderbeine eingeknickt, die Hände tröstend massierend und streichelnd. „Du hast es bald hinter dir, mein Schatz, wirst sehen, es wird ein prächtiges Kind sein, ein prächtiges Kind ... Nicht mehr lange jetzt, wirst sehen ... du machst das sehr gut, meine Schöne, sehr gut, ich kann die Vorderbeine schon sehen ...“ Ein Schrei quälte sich aus dem schweißgebadeten Gesicht der Mutter, und der Rest des Kindes schob sich aus dem Mutterleib auf das blutige Stroh. Sowohl Kerkos als auch die Hebamme zuckten zurück. Damit hatten sie nicht gerechnet. „Bei meinen Ahnen, bei meinen Ahnen ...“, flüsterte Kerkos ungläubig. Das Neugeborene blieb erschöpft liegen, die vier Beine staksig und lang. Der nasse, schmale Kopf mit den langen Pferdeohren darüber wand sich suchend nach der Mutter um, doch die hub an zu einem noch schrecklicheren Schrei, und ein zweites Kind glitt aus der sterbenden Mutter neben seinem Geschwisterchen ins Stroh. Zwei Händchen, zu Fäusten verkrampft, winkten nach der Mutter, zwei Beine, weich und weiß und rund, strampelten beleidigt.

Als Kerkos aus dem Halbdunkel der Hütte trat, war er bleich. Malik getraute sich nicht, ihm in die Augen zu sehen. Kerkos wankte ein wenig, wischte sich den Schweiß von der Stirn und sagte dann leise: „Es ... es sind zwei Kinder. Kein lebensunfähiges Wechselbalg, kein Menschenleib mit Pferdekopf. Zwei Kinder. Ein Zentaur, und ein Mensch."

Maliks Gesicht zuckte erst ungläubig, dann zunehmend ratloser. "Aber wenn es kein Wechselbalg ist ... ich meine, welches sollen wir dann ..." Kerkos zuckte ratlos mit den Schultern. "Sie sind Geschwister. Ein Zentaur und ein Mensch. Der Rat kann nicht ... sie sind Geschwister, nicht war? Sie haben wahrscheinlich beide ... gemischtes Blut. TRotz allem." Er ließ seinen Speer sinken. "Und als Waisen sind sie beide Mündel des Rates. Beide, Malik." Maliks Miene entspannte sich, und Hoffnung trat in sein Gesicht.


„Wir werden sie verstehen lassen, mein Liebster. Wir werden diesen Krieg beenden. Er dauert schon zu lange, und zu viele haben unsere Völker schon verloren.“ „Wie?“ Sie lächelt ihr sanftes Lächeln. "Es braucht nur noch einen Hoffnungsschimmer, mein Herz."

 

Hallo!

Hmm, das hier ist mehr oder weniger ein "Auftrag", ich sollte nichts aus der Hintergrundgeschichte mehr als andeuten, und es sollte um einen Zentauren-Mensch Konflikt gehen.

Ich finde es bisher total unausgegoren, besonders wie das Ende des Konflikts angedeutet werden könnte ... weiß aber schon seit Tagen nicht weiter.

Bin also für alle Anregungen und Kritiken extrem dankbar!

Lg Ardandwen

 

Hallo ardandwen!

Zwei Liebende aus unterschiedlichen Völkern, die im Klinsch liegen. Irgendwie kommt einem das bekannt vor. :) Musste vielleicht schon zwei mal zu oft als Motiv herhalten, aber bei einer guten Umsetzung kann es durchaus noch Schwung entfalten. Dieser Schwung kommt bei dir allerdings leider nicht ganz so in Fahrt. Eigentlich fast noch schlimmer: Deine Geschichte erzählt nichts, sie ist bloße Andeutung für eine, ein Auftakt quasi. Die Eigenständigkeit sehe ich zumindest nicht. Sorry für die deutlichen Worte: Keine Geschichte da.

Noch ein paar Details:
- Warum geht der Prot eigentlich alleine auf die Jagd nach den Zentauren? Krieg klingt für mich größer.

-

Kein Wechselbalg, kein Menschenleib mit Pferdekopf.
Sind doch Zentauren, oder? Pferdeköpfe gäbe es da sowieso nicht.

-

welches sollen wir dann ...
Na, das Menschending. Ist doch eine einfache Lösung.

-

"Sie sind Geschwister. Der Rat kann nicht ... sie haben Geschwisterseelen, nicht war?"
Aje, dann muss Aberglaube oder sowas herhalten. Das "Ende" ist wirklich nicht so das Wahre, sorry.

Um noch was Positives zu sagen: Stilistisch liest sich die Geschichte ganz gut. Aber ohne Inhalt bringt das leider auch nichts.

Wie so immer, nur meine unbedeutende Meinung.

Beste Grüße

Nothlia

 

Ja, Nothalia, da hast du schon mit allem Recht, das fuchst mich ja so.

Ich weiß nur einfach nicht, wie ich da ne vernünftige, runde Sache draus machen kann, wenn ich mich an die Angaben halten soll ...
Naja, also ein Menschenleib mit Pferdekopf wäre dann ja genau das "Wechselbalg", das die Wächter nicht haben wollen, ein Zentaur wärs sicher nicht.

Danke für die Kritik jedenfalls, werde eben weiter grübeln müssen ...

LG

Ardandwen

 

Hallo ardandwen!

Hmmm, ich fürchte, so richtig kann ich Dir auch nicht weiterhelfen. Zwei Dinge sind mir allerdings aufgefallen:

> Du musst unbedingt nochmal Deine Geschichte auf Rechtschreibung überprüfen. Da sind viele Dinge, die Dir Dein Korrekturprogramm bestimmt auch schon angekreidet hat!
> Die Namen Malik und Kerkos (vor allem Malik) kommen mir irgendwie bekannt vor. Ich meine, sie schon mindestens zweimal in anderen Büchern gelesen zu haben. Das hat mich ein bisschen gestört. Vielleicht fallen Dir noch andere Namen ein.

Mitreißen konnte mich die Geschichte, in diesem Status jedenfalls, auch noch nicht. Aber Du sagst ja selbst, dass Du unzufrieden bist.
Ich finde aber, dass daraus noch was Gutes werden kann ... also, nicht aufgeben!

Gruß
Friedesang

 

Hallo ardandwen,

ich lese gerne Fantasy und schaue nicht so sehr darauf, ob das Thema schon x mal behandelt wurde und die Namen auch schon immer verwendet wurden. Mir war die Lösung neu und sie hat mir deshalb gefallen. Vielleicht kann ma alles viel besser schreiben, aber ich habe auch diese Geschichte gerne gelesen.

LG

Jo

 

Also ich muss sagen, dass mir die Geschichte recht gut gefallen hat.
Da du ja aber geschrieben hast, dass es sich dabei um eine Art Auftragsarbeit handelt wäre es vielleicht sinnvoll jenes etwas näher zu erläutern. Da ja dann ganz unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt werden müssten.
Wenn ich jetzt nur die Geschichte an sich betrachte fehlt mir noch etwas der Konflikt der Situation und der Hintergrund. Warum herrscht dieser Krieg, warum müssen die Kinder getötet werden, gab es schonmal eines dieser Kinder ...?
Ansonsten fand ich es aber wie bereits erwähnt angenehm zu lesen und unterhaltend.

Liebe Grüße
Ultra

 

Hallo Friedesang,

hoi, das mit den Rechtschreibfehlern ist mir natürlich peinlich, wird sofort behoben.
Mit den Namen, ach weißt, Malik ist ja nichtmal ein Fantasyname, sondern ein realer, und Kerkos ... finde aber, dass sich immer neue Namen auszudenken eine schlechte Geschichte net verbessert ;-)
Trotzdem Danke für die Ermutigung am Ende, werd mal schauen, was ich mit meinem momentan völlig fantasielosen Hirn noch herzaubern kann ;-)

Hallo Jobär,

Das freut mich natürlich, dass die Geschichte auch jemandem gefällt, noch dazu, wenn es ein viellesender Forumsnutzer wie du bist!
Grüßle!

Hallo Ultra,

Dank auch für deinen Kommentar!
Gut, die Hintergrundgeschichte und der Konflikt muss besser beschrieben werden, da werd ich mich mal gleich dransetzen.
Zum Auftrag selbst: Ist für eine kleines Projekt zum Thema "Zentaur" in ner von ein paar Leuten für eine Zentaurenbegeisterte Freundin hier in Augsburg, ich sollte nur die Zentaurengesellschaft nicht zu sehr erklären oder ausmalen, sondern praktisch eine "klassische" offene Kg sein ... auch damit die anderen freiere Hand haben (visuelle und audiogestaltung zum Thema)

Vielen Dank!

Ardandwen

 

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