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Zozo

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04.03.2018
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Zozo

»Warum isst du die Weißen nicht?«, fragt Zozo.
»Die Weißen, die sind gemein«, antwortet Oriol. Er pickt ein Weißes aus der Tüte, legt es quer auf den Daumennagel und schnippt es im hohen Bogen weg. Es fällt mit einem leisen Patsch ins Wasser. Ein Fisch schnappt danach. Kleine Ringe tanzen auf der Oberfläche, der Fisch schlägt kräftig mit der Schwanzflosse und taucht unter.
Die Sonne steht tief und tanzt mit flirrenden Strahlenspitzen auf dem Wasser, ein löcheriger Vorhang aus graubraunen Wolken zieht vor dem orangeblau gefleckten Himmel auf.
Der Fisch ist aufgetaucht und wackelt einen langgezogenen Halbkreis, bevor er zuckt und untergeht. Kurz darauf dreht sich der helle Bauch nach oben.
Oriol schüttelt den Kopf. »Da war wohl jemand zu gierig.« Durch die schwarzen Strähnen, die ihm über die Stirn fallen, streift sein Blick Zozo, er senkt den Kopf. Zozo starrt auf die Stelle, wo der Fisch im Wasser treibt. Die Strömung unter der Steinbrücke nimmt ihn auf, schaukelt ihn sachte.
»Hast du das gewusst?«, fragt sie. Oriol zuckt die Schultern, dreht den Rücken zum Wasser, stützt beide Hände hinter sich auf die Brüstungsmauer.
»Ist doch egal, oder?«, sagt Oriol und Zozo fragt sich, ob er die Absicht meint oder den Fisch. Er knistert mit der Tüte, greift sich den nächsten Drobs.
»Wer sagt's denn, einmal 'Engelsblau', Teufel nochmal, das brennt auf der Zunge wie Schlumpfscheiße.« Oriol pfeift durch die Zähne, steckt sich den Blauen in den Mund und schnauft wie ein Pferd.
Zozo muss grinsen, weil sie noch nie darüber nachgedacht hat, ob Schlümpfe auch scheißen und ob die Scheiße blau ist, geschweige denn ob die auf der Zunge brennt. Sie weiß, er zieht eine Show ab, aber das ist gerade egal. Zozo sucht seinen Blick.
Oriol schaut über das Wasser, macht den Mund auf und streckt ihr die blaue Zungenspitze raus.
»Du bist echt merkwürdig.«
Mit seinen gelben Augen erwidert er Zozos Blick, klappert mit den angespitzten Zähnen und knurrt sie an. Zozo schluckt. Gerade wenn sie sich ein wenig näher fühlt, macht er wieder sowas. Oriol ist wirklich sehr speziell. Wie er sie anschaut, wie er redet und was er sagt, fremd ist das, niemand redet so. Nicht da, wo sie herkommt, aber von da kommt er ja auch nicht.
Sie wendet den Blick ab, schaut runter auf ihre nackten Knie. Unter ihren knallroten Lackboots wälzt sich träge der dunkle Fluss zwischen den vermoosten Brückenpfeilern hindurch. Vor der Brücke versinken die letzten Sonnensplitter im schwarzen Wasser.
»Gibt's überhaupt welche, die gut schmecken?« fragt sie.
»Klar, die Roten, hm, nach blutigem Steak … und die Gelben«, sagt Oriol und grinst.
»Wonach schmecken die, was meinst du?«, fragt er.
»Weiß nicht, obwohl warte, Zitrone ..., ganz sicher Zitrone.«
Oriol fletscht die Zähne, hält Zozo die Tüte hin. »Nimm mal eins.«
Zozo fingert in die Tüte, holte ein Gelbes heraus, riecht daran und rümpft die Nase. Sie knabbert ein winziges Stück ab und nimmt es in den Mund. Schnell spuckte sie es aus und wischt über den Mund.
»Alter, ist das widerlich, wer isst so was?«
Oriol kneift die Augen zu und grinst. Er hält die Hand auf. Zozo sagt nichts und legt den Rest vom Gelben auf seine Handfläche.
»Ich … und alle, die so sind wie ich.«
Oriol wirft das Gelbe in die Luft und schnappt es mit dem Mund. Beim Kauen verzieht er keine Miene. Als er rülpst, klopft er mit der Faust auf die Brust und zeigt mit einem Lachen seine blanken Eckzähne. Sein Atem riecht nach Schwefel.
Er sucht Zozos Blick, kommt dem Gesicht näher, flüstert in ihr Ohr. »Weißt du, ich mag manches, was sonst niemandem gefällt.« Oriol küsst ihr den Hals, knabbert ein wenig mit den Eckzähnen am zarten Fleisch, Zozos Nackenhaare stellen sich auf, sie hebt das Kinn und dreht den Kopf leicht …

– »Sonja!« –
Zozo tippt zweimal auf die rechte Kante, der UltraVR Helm löst sich von Stirn und Schläfe und klappt auf. Sie blinzelt, schiebt das Teil auf die Station. Mist, sie hat nicht mitbekommen, dass Frau Berger aufgewacht ist.
– »Sonja!« –
»Ist gut, ich komme.« Zozo reibt die Augen, fährt mit den Fingerspitzen über die gerötete Haut der Schläfe. Ihre Hand wandert tiefer, zu der Stelle an ihrem Hals, wo er sie angehaucht hat. Sie spürt dem Ziehen nach, hinunter in die Brust, atmet tief und wartet, bis es aufhört.
Als sie die Tür öffnet, schaut Frau Berger sie mit großen Augen an.
»Sonja, wo bleiben Sie denn?« Der Fernseher gegenüber dem Pflegebett ist auf maximale Lautstärke gestellt. Die übliche Vorabend-Quizshow läuft. Das Abendbrot auf dem Tablett ist kaum angerührt.
»Ich war kurz nebenan.«
– »Wie?« – Applaus vom Band brandet auf. Zozo geht zum Pflegebett, wiederholt ihre Antwort und setzt ein Lächeln auf.
»Sonja, gleich kommen die Nachrichten, ich möchte vorher noch auf Toilette.« Der Moderator stellt die nächste Frage, im Sekundentakt zählt ein nervtötender Beeper rückwärts. Zozo atmet laut aus. Sie dreht den Tablettwagen zur Seite, schlägt die Bettdecke zurück, fasst beide Beine an den Unterschenkeln und dreht sie nach vorne. Sie bückt sich, hebt die Pantoffeln auf und steckt sie über Frau Bergers verkrümmte Zehen, dann richtet sie sich auf.
Vorsichtig greift sie hinter die Achseln, eine Wolke aus altem Schweiß nimmt ihr den Atem. Sie hält die Luft an, zieht Frau Berger in den Stand und dreht sie zum Rollstuhl. Als sie umgreift, lässt Frau Berger sich fallen. Zozo hält sie an den Händen fest, so gut sie kann. Die alte Frau stöhnt.
»Der Jerome …, ach schon gut.«
Zozo erwidert leise: »Tut mir leid, aber ich bin nicht der Jerome.« Zozo spürt den Schmerz im unteren Rücken und den aufsteigenden Zorn, denn sie kennt das, das Stechen wird sie bis morgen begleiten.
Mit kleinen Schritten schiebt sich Frau Berger Richtung Bad, der Rollstuhl rollt gegen den Türrahmen. Zozo zieht ihn zurück, schiebt ihn zur Türmitte. Frau Berger will nicht geschoben werden, sie besteht darauf, alles selbst zu tun, wozu sie noch in der Lage ist. Bevor Frau Berger durch die Tür gefahren ist, schaltet Zozo das Licht an.
Sie geht in die Küche, setzt Teewasser auf und schaut aufs Smartphone. Eine Nachricht. Komme später, Bahn fährt nicht, sorry, bis später, LG Karola.
– »Scheiße!« –
Draußen im Licht der Straßenlaternen tobt Eisregen, heftiger Wind fegt durch die kahlen Zweige der alten Kastanien. Zozo wird den Bus verpassen, der nächste fährt erst kurz vor acht. So lange wird er nicht on bleiben und auf sie warten. Heute Morgen sah es nicht nach schlechtem Wetter aus, sie hat nur eine dünne Jacke. Bis sie zuhause ist, wird sie nass sein bis auf die Knochen.

»Stabil, Alter.« Zozo geht an den Türstehern vorbei in den Club, schlängelt sich durch die Leute. Auf dem Mainfloor wird geshuffelt, eine halbe Treppe drunter liegt die BLCKBX. Zozo hält sich fest, der Bass ist komplett brutal, fetzt ihr durch die Waden. Trettmann Zeugs. Schwarzlicht lässt Zähne und Augen blitzen, tunkt Brillen, Armbänder und Schnürsenkel in grelles Neon. Er wird nicht da sein, sagt sie sich und schaut sich um. Kein Oriol, nur einige ihr unbekannte Vamps. Tief unten in ihrer nassen Jacke hat sie eine halbe Benzo gefunden, schmeißt sie ein und spült mit einem Drink vom nächsten Tisch. Wenig später setzt die Wirkung ein. Auf der Backwall labert ein Influencer, hält schwarze Sneaker und bedruckte Festivalklamotten in die Kamera, der nächste wirbt für Eckzahnimplantate, product placing speziell für Vamps.
Zozo hebt die Arme, auf dem Floor ist es heiß, ein dampfender Strudel aus Leibern, der sie aufnimmt und in der Mitte ausspuckt. Sie dreht sich im Kreis, saugt das Ultraviolett mit den Augen auf und schließt die Wimpern, hinter ihren Lidern flackerts, ihre roten Lackboots kicken im Takt. Sie atmet schneller, ein Lächeln stiehlt sich in ihr Gesicht. Endlich fühlt es sich richtig an, für einen kurzen Moment ist sie nicht lost, sondern ganz bei sich, auch ohne Oriol.
Dann nimmt sie jemand in den Arm, sie lässt die Augen geschlossen, will nicht wissen, wer sie berührt, genießt das Streichen von Haut über Haut. Sie atmet den anderen Duft, fährt mit den Fingern durch unbekannte Haare, lässt sich tragen von Händen und tastenden Fingerspitzen, bis diese zu forsch und zu fordernd werden. Mit einem Ruck löst sie sich, hat genug.
Hinter dem DJ versammeln sich die Vamps, eine Sekunde später sind sie im vapor steam verschwunden, es riecht nach Eisen, winzige Schwebteilchen glitzern strahlendweiß im Licht der Scheinwerfer, sinken zu Boden wie ein ausgeworfenes Netz. Dann klart es wieder auf, auf vielen Armen und Köpfen verbleibt ein zarter Raureif aus leuchtenden Partikeln. Durch die Bewegung der Tanzenden bleiben sie in Bewegung.
Oriol ist zwischen den Vamps aufgetaucht, großes ballyhoo, er lacht und lässt seine Eckzähne blitzen. Neben ihm steht eine Rothaarige, er beugt sich hinunter zu ihrem Ohr, nimmt sie in den Arm. Zozo steht starr, kann sich nicht bewegen, atmet nicht. Oriol küsst den Hals der Rothaarigen, wie er es vor wenigen Stunden bei ihr getan hat. Die Rothaarige dreht sich zu ihm hin und sie fangen an, einander aufzuessen.
Eine Rakete explodiert in Zozos Kopf. Das Britzeln, das sie hinterlässt, zieht wie tausend Wunderkerzen bis in die kleinsten Nervenenden. Dann spürt sie nichts mehr, der Schmerz in ihr ist ausgebrannt, eine große Leere macht sich breit, wischt über ihre Seele wie ein nasser kalter Lappen.
Nach ein paar Stunden oder so sind sie fertig mit Küssen und Oriols Blick schweift rüber zu ihr, er löst sich aus der Gruppe, kommt auf sie zu. »Zozo, es ist nicht so … warte.« –
Zozo reißt sich den Helm vom Kopf und pfeffert das Teil durchs Zimmer. »So eine Scheiße!« Ein Heulkrampf schüttelt sie durch. Der Wecker zeigt ein Uhr achtunddreißig.

»Guten Morgen, Sonja, schöner Tag heute, nicht wahr? Um zehn kommt der Friseur ... Alles in Ordnung bei Ihnen?« Frau Berger sitzt in ihrem Bett, die Decke glattgestrichen und unter die Beine geschlagen. Nachtdienst-Karola ist alte Schule, letztes Jahrtausend, alles neat and clean. Sogar vom Frühstück hat Frau Berger gut gegessen, das Tablett steht noch auf dem Wagen.
»Alles okay, Frau Berger«, sagt Zozo, »ich bin nur ein bisschen erkältet und müde.« In Wirklichkeit ist das Licht zu hell und das Radio zu laut.
»Aha, ein bisschen erkältet also …« Frau Berger schaut sie prüfend an.
»Wollen Sie uns einen Tee kochen, Sonja?«
Die Kastanien sind mit sauberem Schnee bestäubt. Tausend dunkle Zweige mit weißen Riesen-Augenbrauen glotzen sie an. Zozo ist froh, dass nicht auch noch die Sonne scheint und alles unecht glitzert.
»Bin gestern erst spät zuhause gewesen, weil ich lange auf den Bus warten musste. Und bei dem Wetter …«
»Ja, da muss man sich schon richtig anziehen. Sie stecken mich aber nicht an, Liebes?«
»Nee, Frau Berger, ich bin nur ein bisschen angeschlagen, aber nicht richtig krank. Mir fehlt gerade Zeit zum Durchschnaufen, bei den vielen Vertretungsdiensten ...«
»Sie können sich ja gleich was hinlegen, ich komme schon klar, aber dann auch wirklich ausruhen und nicht wieder das Ding auf den Kopf.« Frau Berger tippt an ihre Schläfe.
Zozo spürt den kalten Stich im Bauch, sie denkt an heute Nacht, an schwarze und rote Haare. Und dann kommt die Wut. Ihr liegt es auf der Zunge, Frau Berger zu sagen, dass sie keine Ahnung hat, wie es ihr geht und was ihr fehlt, weil sie es selbst auch nicht weiß, und dass sie in ihrer Wohnung nichts von der Welt mitbekommt und sich trotzdem rausnimmt, über sie zu urteilen.
»Dabei weiß die einen Scheiß!« Das ist Zozo rausgerutscht und sie kann es nicht mehr zurücknehmen, nur noch versuchen, es zu entkräften. »Entschuldigen Sie bitte.« Zozo will nach Hause, will sich einbuddeln in einen riesigen schweren Kissenberg, graben bis zur schwarzen Mitte, und dann das ganze Elend aus sich rauskotzen.
»Schon gut, das ist schon okay. Was raus muss, darf raus, immer.«
Frau Berger schaut sie an. »Es kann sein, dass ich einen Scheiß weiß, wie sie meinen. Ich bin ja nicht mehr up to date und ich kenne Sie nicht gut, aber auf mich wirken sie nicht glücklich. Dabei hätten Sie allen Grund dazu. Ich möchte Ihnen etwas erzählen, dann verstehen Sie vielleicht, warum ich das meine.«

Zozo startet im Dungeon, seit Ewigkeiten mal wieder. Sie weiß, wo sie alles findet, Stein raus, Schlüssel blau, holt sich hinter der Tür den Beißer, erledigt die beiden Wachen, Treppe hoch und nichts wie raus. Draußen links, links, rechts, mittig, links, rechts über die Wackelsteine, nach der Landung direkt rollen und springen, den Troll im Dunkeln erwischen und seine Rüstung abgreifen. Drüber damit und upleveln, ping, sie beginnt zu schwitzen, lange nicht mehr dagewesen, aber sie hat's noch drauf.
Hetz, hetz, hetz, den shortcut die schmale Brücke hoch, die roten Harpyien im Anflug aus der Luft angeln, sie verliert durch eine Kralle den Trollhelm, Shit! Und weiter! Durch den Torbogen in den Swamp, Überfall der schmierigen Lizards, durchbattlen, der Beißer läuft heiß, Smaragd von der Brust des Anführer reißen, Rüstung ist auf acht Prozent, Herz vierunddreißig, ping: level up!
Sie ist da, der dritte Baum links war es, fahles Leuchten zwischen den Wurzeln. Zozo bückt sich, greift das Flammenschwert. Als sie den Smaragd in den Griff drückt, glüht das Teil sofort auf wie frisch geschmiedet und stellt den Flammenkranz auf wie ein Gockel den Kamm. Jetzt kann er kommen, der dämliche Fucker, und – surprise – lässt der sich nicht lange bitten. Der Boden bebt, kleine Wellen ziehen durch den Swamp, Bäume werden zur Seite gedrückt wie Grashalme, uff. Dann der grässliche Schrei, aber Sie hat das Flammenschwert, tada! Ducken, die gammelige Pranke vorbeizischen lassen, vom liegenden Baumstamm abspringen, Zack, Seite aufschlitzen und dann bääm das Schwert in den Rücken. Der Swampboss ist erledigt. –
Zozo blendet die Hilfstastatur ein und tippt ungefähr fünftausend mal den de luxe Cheatmove, eine Kombi aus alt, strg, entf und Sonderzeichen, bevor das Flammenschwert aus ihrer Hand verschwindet und im Accountinventar auftaucht. Shüsh, sie hat's geschafft!
Back, back, back durchs Menu, Brücke am Vormittag, die Sekunden, die das Setting geladen wird, hofft sie ..., dann steht sie auf der Brücke, natürlich kein Oriol und auch niemand sonst in der Nähe.
Zozo ruft das Inventar auf und wählt das Flammenschwert aus, sofort britzelt es in ihrer Hand. Durch den Smaragd aktiviert sie die Flammen, führt einige Streiche durch die Luft. Das Schwert summt und flammt, es funzt. Zozo schaut ins Wasser, der gestern tote Fisch ist wieder da, leuchtet in der steilen Sonne silbrig und glubscht. Sie beugt sich über das Geländer, holt aus und schlägt so stark sie kann übers Wasser. Ein Blitzkaskade entlädt sich und bringt das Wasser zum Blubbern. Der Fisch treibt wieder oben. Perfekt! Zozo lächelt.

»Als ich so alt war wie Sie, war ich einen ganzen Sommer lang in Griechenland unterwegs. Traveln haben wir das damals genannt, ich weiß nicht, was ihr heute sagt, vielleicht dasselbe. Ihr seht euch ja auch viel am Handy und im Internet, soziale Medien und so, das gab es damals noch nicht, hat manches direkter gemacht.
Jedenfalls habe ich im Süden Kretas jemand kennengelernt, einen jungen Mann aus Freiburg, ein Schauspieler, der gerade seine erste Theaterrolle gespielt hatte. Das war der Joe, von Johannes. Und der Joe machte auch richtig lange Urlaub an einem einsamen Strand, wo es nur eine kleine Taverne gab, die auf einem großen Felsen im Meer stand. Kleinigkeiten zu Essen gab's da und frisch gebrühten Mokka. Der Grieche, dem die Bude gehörte, fuhr regelmäßig mit dem Boot Vorräte organisieren und hat die Leute am Strand mit dem Nötigsten versorgt.
Ab und zu gingen welche von den Strandmenschen ins nächste Dorf, wobei Dorf schon übertrieben ist bei nur zwei Handvoll Häusern. Eines davon, das direkt am Anleger, das war eine Pension mit drei Zimmern, einem Briefkasten und einem winzigen Restaurant, da hab ich den kennengelernt. Joe hatte da in einer Abstellkammer seinen großen Rucksack deponiert mit der ganzen warmen Wäsche für Deutschland. Am Strand brauchte er ja nichts, da liefen alle rum wie Adam und Eva. Jedenfalls hat er was aus dem Rucksack geholt oder es gab Post für ihn, ich kann mich nicht mehr erinnern.«
»Und ... wie haben Sie Typen kennengelernt?«
»Ich bin vom Boot runter und saß kaum, da hat der mich angeschnorrt wegen einer Zigarette. Bisschen verwegen sah der aus, der Joe, mit seinen wilden Locken und dem Ohrring und dunkel wie ein Brathähnchen war der von der vielen Sonne. Normal kann ich Schnorrer nicht leiden, aber der Joe, der war nicht so einer, der hatte eine Art, so offen und zugleich geheimnisvoll. Man konnte ihm einfach schlecht böse sein und ich glaube, das wusste der auch.« Frau Berger lächelt, nimmt einen Schluck von ihrem Tee.
»Beim Rauchen hat er mir von dem Strand erzählt und dann bin ich am selben Nachmittag dahin. Er hat mich schon neugierig gemacht mit seinem Strand, Sweet Water Beach hat er ihn genannt – aber der wahre Grund war nicht der Strand …, natürlich nicht.«
»Kann ich mir denken«, sagt Zozo, ein kurzer Oriol-Stich in der Brust.
Frau Berger streicht mit flachen Händen über die Decke. Ihre Augen schauen in die Ferne, wo das vorbeizieht, was sie damals erlebt hat.
»Schön war's mit Joe, für mich war's das erste Mal, so Hals über Kopf. Der Strand jedenfalls, der war ein Traum, feine weiße Kieselsteinchen und das Süßwasser, das sprudelte an einigen Stellen direkt aus dem Boden. Man musste nur eine Kuhle graben und die Hände reinhalten. So etwa …« Frau Berger legt die Hände übereinander, formt eine Schale. »Das hat gereicht.«
Zozo nickt, sie ist noch nie in Griechenland gewesen, nur in Österreich und Belgien. Zu mehr hat das Geld bisher nicht gereicht.
»Wo haben die Leute denn gepennt?«
»Einige wenige direkt vorne am Strand, wo es weniger Mücken gab. Aber die meisten unter einem Felsüberhang weiter hinten, da waren Steine aufgeschichtet, gegen den Wind. Jeder hatte seine kleine Mauer, da haben auch wir geschlafen. Ich kann mich erinnern an viele Abende am Lagerfeuer und wir haben so viel geredet.
Was soll ich sagen, es blieben noch knappe drei Wochen, bevor ich wegen meines Studiums zurück musste.«
»Hm, blöd ... und dann?«, fragt Zozo.
»Ich flog zurück und Joe ist geblieben. Ich hatte seine Nummer in Freiburg und er hatte mich zu sich eingeladen. Aber daraus wurde nichts. Oben an der Abbruchkante stand eine Pumpstation die das Dorf mit Süßwasser versorgte. Betrieben wurde sie von einem Dieselgenerator, der Tag und Nacht vor sich hin wummerte.
Ob sich durch die Vibrationen ein Teil der Felswand gelöst hat oder ob es andere Gründe gab, wurde von offizieller Seite nie untersucht. Jedenfalls hat der Hangsturz fast alle unter sich begraben, die nahe an der Wand schliefen. Joe hatte es nicht geschafft, er war unter den dreizehn Toten.«
»Shit, das war bestimmt hart.«
»Ja, das war es, damals, aber das ist ja schon eine Ewigkeit her.« Frau Berger schaut in Zozos Augen und Zozo spürt, dass noch was kommt.
»Manchmal denke ich noch an Joe und auch an einen bestimmten Abend am Lagerfeuer. Jemand meinte damals, dass er nicht sicher sei, ob er Kinder in die Welt setzen will, wegen der schweren Zeiten, der Überbevölkerung und der atomaren Bedrohung.«
»Hab davon gehört«, sagt Zozo.
»Joe hat geantwortet, selbst wenn wir alle in einer Katastrophe sterben, ob es denn nicht auf jeden einzelnen Tag ankommt, den ein Mensch auf der Welt lebt und auf die Momente des Glücks. Und ob das nicht reichen würde. Das habe ich nie vergessen.«
Frau Berger wischt mit dem Zeigefinger unter dem Auge lang und blinzelt. Sie hält Zozo die Hand hin.
»Ich bin übrigens die Walli.«
»Äh, und ich die Zozo. Sonja sagt eigentlich niemand zu mir ..., außer Ihn… äh, dir.«
»Okay …, Zozo, weißt du, auf die Gefahr hin, dass ich wieder einen Scheiß erzähle …, aber sobald die Silke da ist, solltest du zu ihm und mit ihm reden.«
»Sicher, das werde ich tun, glaub mir.«

Zuhause zieht Zozo den Helm auf, versucht es auf dem Gothyard, es wimmelt vor Vamps. Über die Grabsteine flackert rote Laufwerbung, künstliche Fackeln erleuchten die Wege. Kunstvoll mit rotem Samt ausgeschlagene Särge stehen am Wegesrand, am Fußende ein Messingschild mit kleinem QR-Code. Alles zahlbar in Cryptos.
Aus den Speakern tönt ein Spinett, irgendwas mega Uraltes, die Vamps gehen total ab, stellen sich in Formation und beginnen mit dem Schreittanz. Fräcke und bauschige Röcke wippen im Takt, weiße Blusen und Hemden leuchten hell aus der Dunkelheit. Die meisten Kragen der Fräcke sind hochgestellt, dazwischen blitzen spitze Zähne beim Lachen.
Die Musik wechselt, ein harter Goth Rave wummert los, sofort zerfällt die Formation in ein wild moshendes Durcheinander. Zozo liebt die Musik, an einem anderen Tag wäre sie schon mittendrin, heute hat sie andere Pläne.
An mehreren Plätzen wird Bloodeaux vom Fass ausgeschenkt, Pillen und Drobs. Zozo holt sich einen Drink. »Hier, probier mal!« Jemand tanzt sie an, hält ihr einen Drobs hin, Zozo lehnt ab. Der Typ lacht. »Magst wohl keine Silverdrobs ... «
»Zisch ab!«
Zozo hat keinen Nerv, geht weg von ihm, schaut sich um, ob sie wen kennt.
Durch schwarze Beine flackert das Campfire. Dort suchen und finden sich Leute, die Matches erhalten haben. Zozo hält darauf zu, drängelt sich durch Grüppchen, eine Vorahnung schleicht sich an, kriecht ihren Nacken hoch, lässt sie trotz Feuer schaudern. Da ist er. Das piece of vampshit tanzt mit der Rothaarigen im Feuerschein auf der anderen Seite, Funken stieben hoch in den Nachthimmel. Er hält sie an der Hand, sie tanzen Discofox-Mist, aber nicht mehr lange! Die Rothaarige dreht sich in Oriols Arm ein und lässt sich von ihm küssen, schlingt die Arme um seinen Hals, wühlt in seinem Haar. Alles schön sichtbar im Lichtkreis des Feuers.
Zozo lächelt kalt, holt das Flammenschert aus dem Inventar, aktiviert es und geht langsam um das Feuer herum. Die Vamps weichen zurück. Oriol sieht Zozo kommen, erschrickt, sein Blick wandert nach unten auf das flackernde Schwert in ihrer Hand. Er rührt sich nicht, wirkt wie gelähmt, aus seinem Gesicht ist jegliche Farbe gewichen. Die Rothaarige fällt hin, kriecht rückwärts in Sicherheit.
Zozo hebt das Schwert mit beiden Händen über den Kopf, die Flammen strahlen heller als das Campfire. Mit großen Schritten geht sie auf ihn zu, die Zeit scheint stillzustehen, sie sieht die Panik in seinen Augen, lächelt und gibt ihm einen Luftkuss. Dann schlägt sie zu. Die Klinge schwirrt durch die Luft und bleibt einen Zentimeter vor seiner Nase stehen. Winzige Blitze schlagen über auf Oriols Gesicht, der vor Schmerz aufschreit. Für einen Moment britzelt das Schwert weiter, dann erlischt es. Oriol fällt in sich zusammen, vorne auf der Hose ein Fleck, wimmernd sinkt er auf die Knie. Zozo drückt den Smaragd aus dem Schwert. Zeit zu gehen.

Zozo sitzt im Zug nach Hamburg. Außer ihr sind kaum Leute im Abteil, neben ihr steht ihr neuer Rucksack. Nach dem Verkauf des Helms ist noch genug übrig für die nächsten Wochen. Überstundenausgleich. Eine Nachricht kommt rein. Gute Reise wünscht die Walli. Smiley.
Vor dem Fenster fliegen Straßenlaternen durch die Dunkelheit. Die Bäume im Lichtschein haben einen zarten grünen Frühlingsflaum. So grün wie der Smaragd, der an einer Kette um ihren Hals hängt. Zozo schreibt zurück. Danke, bis bald. LG, Zozo.
Sie fingert in die Seitentasche des Rucksacks, holt aus der Colorado-Tüte einen gelben Frosch mit Schaumzuckerbauch, er schmeckt zuverlässig nach Zitrone.
In der anderen Hand hält sie das Ticket, sie hat es ausgedruckt. Der heutige Tag steht darauf, die Abflugzeit und die Zeit der Ankunft ein paar Stunden später in einem magischen Ort mit passendem Namen.
Chania klingt für Zozo nach Süden, nach salziger Luft und nach Menschen am Strand.

 

Moin @linktofink ,

Hurra, eine Geschichte von Dir! Okay, nicht ganz so märchenhaft wie ich es liebe, aber wie war das mit dem Wunschkonzert :lol:

Menschen am Strand
Okay, was das wohl wird - der Titel sagt mir gar nichts (und im Nachhinein würde ich sagen - Luft nach oben :sealed:)

Er pickt ein Weißes aus der Tüte, legt es quer auf den Daumennagel und schnippt es im hohen Bogen weg. Es fällt mit einem leisen Patsch ins Wasser.
ich liebe Deine Beschreibungen, immer herrlich detailliert, treffend, Bilder auslösend. Ich nehme mal an, dass das Patsch Absicht ist, platsch ist ja gebräuchlicher ...

Die Sonne steht tief und tanzt mit flirrenden Strahlenspitzen auf dem Wasser, ein löcheriger Vorhang aus graubraunen Wolken zieht vor dem orangeblau gefleckten Himmel auf.
Irgendwer wird Adjektivitis monieren und schräge Bilder - ich mag es!

Zozo starrt auf die Stelle, wo der Fisch im Wasser treibt.
Das war mir zu umständlich: starrt auf den treibenden Fisch (von mir aus auch im Wasser :-))

Wie er sie anschaut, wie er redet und was er sagt, fremd ist das, niemand redet so. Nicht da, wo sie herkommt, aber von da kommt er ja auch nicht.
Hier baust Du Spannung auf, ich will wissen, worum es geht. Im nachhinein, hätte ich vielleicht irgendwo noch gerne eine Verdeutlichung, auf diese unreale Welt. Aber natürlich kapiert man es.

Vor der Brücke versinken die letzten Sonnensplitter im schwarzen Wasser.
:herz:, wahrscheinlich, weil Du gegen die außergewöhnlichen Bilder reale Beschreibungen setzt. Oder mein Geschmack passt einfach gut dazu.

»Klar, die Roten, hm, nach blutigem Steak … und die Gelben«, sagt Oriol und grinst. »Wonach schmecken die, was meinst du?«, fragt er.
»Weiß nicht, obwohl warte, ganz sicher Zitrone.«
Oriol fletscht die Zähne und hält Zozo die Tüte hin. »Nimm mal eins.«
Auch neugierig machend

»Ich … und alle, die so sind wie ich.«
Oriol wirft das Gelbe in die Luft und schnappt es mit dem Mund. Beim Kauen verzieht er keine Miene. Als er rülpst, klopft er mit der Faust auf die Brust und zeigt mit einem Lachen seine blanken Eckzähne.
Brr - den Typen machst Du mir echt nicht sympathisch. Ich muss mir mal was abschauen zum Einbau von "Bösewichten"

»Weißt du, ich mag manches, was sonst niemandem gefällt.« Zozos Nackenhaare stellen sich auf, sie hebt das Kinn und dreht den Kopf leicht …
Hier könnte jetzt alles mögliche passieren ...

– »Sonja!« –
Zozo tippt zweimal auf die rechte Kante, der UltraVR Helm löst sich von Stirn und Schläfe und klappt auf. Sie blinzelt, schiebt das Teil auf die Station. Mist, sie hat nicht mitbekommen, dass Frau Berger aufgewacht ist.
Und da ist er - der Wendepunkt! Da diskutieren ja gerade wieder einige drüber - passt perfekt! Werde ich mir wohl auch mal als Hausaufgabe stellen - Wendepunkte!

Der Fernseher gegenüber dem Pflegebett steht auf maximaler Lautstärke. Die übliche Vorabend-Quizshow läuft.
läuft? den Nachsatz einfach al Ellipse oder mit einem Gedankenstrich dranhängen?

»Ich war kurz nebenan.« – Wie?« – Applaus vom Band brandet auf. Zozo geht zum Pflegebett, wiederholt ihre Antwort und setzt ein Lächeln auf.
Da würde ich vor "Wie" einen Absatz setzen, sieht aber auch eher nach einem Umbaufehler aus, die Anführungszeichen am Anfang fehlen.

Als sie umgreift, lässt Frau Berger sich fallen.
Gut beschrieben, der Umsetzvorgang. Der letzte Satzteil hört sich aber irgendwie komisch an. als wenn sie ihr aus der Hand rutscht. Wenn Du das meinst, ist es natürlich okay.

Sie geht in die Küche, setzt Teewasser auf und schaut aufs Smartphone. Eine Nachricht. Komme später, Bahn fährt nicht, bis später, LG Silke.
Ja, ich habe es kapiert, aber wenn ich ehrlich bin, hätte ich gerne irgendwo gelesen, das es die zweite Schwester/Betreuung ist. Wahrscheinlich meiner Denkfaulheit geschuldet.

Zozo wird den Bus verpassen, der nächste fährt erst kurz vor acht. So lange wird er nicht on sein und warten. Heute Morgen sah es nicht nach schlechtem Wetter aus, sie hat nur eine dünne Jacke, bis sie zuhause ist, wird sie nass sein bis auf die Knochen.
Da habe ich lange gebraucht. Erst dachte ich, Du hast die im Pronom vertan, dann war ich bei Geschlechtervielfalt. Bis mir einfiel, dass wohl Oriol gemeint ist. Vielleicht etwas aufräumen, ist etwas hin und her.

Zozo hält sich fest, der Bass ist komplett brutal fetzt ihr in die Waden.
Ist da was zu viel oder fehlt einfach nur ein Komma vor fetzt?

Zozo hebt die Arme, auf dem Floor ist es heiß, ein dampfender Strudel aus Leibern, der sie aufnimmt und in der Mitte ausspuckt. Sie dreht sich im Kreis, saugt das Ultraviolett mit den Augen auf und schließt die Wimpern, ihre roten Lackboots kicken im Takt. Sie atmet schneller, ein Lächeln stiehlt sich in ihr Gesicht. Endlich fühlt es sich richtig an, für einen kurzen Moment ist sie nicht lost, sondern ganz bei sich, auch ohne Oriol.
sehr gute Tanzszene!

Hinter dem DJ versammeln sich die Vamps, Oriol ist jetzt unter, er lacht und lässt seine Eckzähne blitzen.
Das Fette habe ich von der Einordnung nicht verstanden, wo stelle ich ihn mir vor? Jetzt überlege ich gerade, ob der Dancefloor oben lag?

Neben ihm steht eine Rothaarige, er beugt sich hinunter zu ihrem Ohr, nimmt sie in den Arm. Zozo steht starr, kann sich nicht bewegen, atmet nicht.
sehr nahe! mag ich!

Zozo reißt sich den Helm vom Kopf und pfeffert das Teil durchs Zimmer. »So eine Scheiße!« Ein Heulkrampf schüttelt sie durch. Der Wecker zeigt ein Uhr achtundreißig.
Oh! Wendepunkt oder Bruch! Ich hatte nicht gedacht, das dieses auch nur in der onlinewelt spielte, es war so real. Gut gemacht!

Frau Berger sitzt in ihrem Bett, die Decke glattgestrichen unter die Beine geschlagen.
Müsste da ein Komma rein? Klingt ungeschickt, schräg.

Tausend weiße Riesen-Augenbrauen glotzen sie an.
Super beobachtet! Genauso sehen Kastanienzweige aus!

Zozo liegt es auf der Zunge, Frau Berger zu sagen, dass sie keine Ahnung hat, wie es ihr geht und was ihr fehlt, weil Sie ihr Leben nicht kennt und dass sie in ihrer Wohnung nichts von der Welt mitbekommt und sich trotzdem rausnimmt, über sie zu urteilen.
Das ist ein echter Denksatz! Sei gnädig, mache ihn doch etwas einfacher ... Vielleicht bin ich aber auch nur müde :drool:

»Dabei weiß Sie einen Scheiß!« Das ist Zozo rausgerutscht und sie kann es nicht mehr zurücknehmen, nur noch versuchen, es zu entkräften. »Entschuldigen Sie bitte.«
Klingt nicht logisch! Warum soll sie hier in der dritten Person sprechen? Dabei wissen Sie einen Scheiß?

Bloodeaux vom Fass
würg - aber ein cooler Name

Eine Rakete ist in Zozos Kopf explodiert.
Warum nicht direkter: explodiert in Zozos Kopf ?

Mit einem Mal ist alles zu viel und komplett falsch. Zozo spürt es, das ist nicht ihre Welt, wird es nie sein, denn sie gehört nicht dazu. Das was sie hier finden kann, das ist alles nicht wahr. Sie nimmt den Helm ab und legt ihn weg.
Okayyyyy - mir etwas zu schnell, so ganz kaufe ich das noch nicht. So eine plötzliche Abwende ... aber okay, es gibt alles!

wo es nur auf einem großen Felsen im Meer eine kleine Taverne gab.
Der Satz klingt wie falschrum aufgebaut. Für meine Ohren :hmm:

Der Strand jedenfalls, der war ein Traum, feine weiße Kieselsteinchen und das Süßwasser, das sprudelte an einigen Stellen direkt aus dem Boden. Man musste nur eine Kuhle graben und die Hände reinhalten.
Ah! Ich habe mal eine Bericht über diese "Bar" gesehen, mit dem Strand. Cool, kann es mir also toll vorstellen.

der Tag und Nacht leise vor sich hinwummerte.
wenn der Widerspruch gewollt ist - okay! Aber leise wummern gibt für mich kein "Bild"? Ton?

»Joe hat geantwortet, selbst wenn wir alle in einer Katastrophe sterben, ob es denn nicht auf jeden einzelnen Tag ankommt, den ein Mensch geliebt wird und glücklich ist. Und ob das nicht reichen würde. Das habe ich nie vergessen.«
Gute Lebensmotto, egal in welcher Situation!

In der Hand hält sie das Ticket. Der heutige Tag steht darauf und die Zeit von der Ankunft in Chania, ein magischer Name für einen magischen Ort. Chania klingt für Zozo nach Süden, nach salziger Luft und nach Menschen am Strand.
Ja! Für mich schmeißt hier eine sehr junge Oma Ihr Leben über den Balkon. Passt!
Ich habe es genossen, mich in Deine zwei Welten zu trauen, als Happyend Liebhaberin (vor allem kurz vor Weihnachten) geht für mich der Schluss voll auf.
Herzliche Grüße
witch

 

Hallo @linktofink,

zwei interessante gegensätzliche Welten beschreibst du in deinem Text!

Zozo muss grinsen, weil sie noch nie darüber nachgedacht hat, ob Schlümpfe auch scheißen und ob die Scheiße blau ist, geschweige denn ob die auf der Zunge brennt. Sie weiß, Oriol zieht eine Show ab, aber das ist gerade egal.
Tja, was man im Leben nicht alles versäumt ... das lockert den ganzen Abschnitt auf. Die ausgiebige Beschreibung der einzelnen 'Pillen' war mir zu langatmig.

Sie bückt sich, hebt die Pantoffeln auf und steckt sie über Frau Bergers verkrümmte Zehen, dann richtete sie sich auf.
Du schreibst Gegenwart, bis auf "richtete" - warum?


So lange wird er nicht on sein und warten.
"on" diese zwei Buchstaben stechen unangenehm aus dem Text hervor. Warum nicht 'Lange wird er nicht warten'?

Zozo spürt den kalten Stich im Bauch, sie denkt an heute Nacht, an schwarze und rote Haare. Und dann kommt die Wut. Ihr liegt es auf der Zunge, Frau Berger zu sagen, dass sie keine Ahnung hat, wie es ihr geht und was ihr fehlt, weil Sie ihr Leben nicht kennt und dass Sie in ihrer Wohnung nichts von der Welt mitbekommt und sich trotzdem rausnimmt, über sie zu urteilen.

Das kann ich anhand des Geschilderten nicht nachvollziehen: Frau Berger ist doch eher verständnisvoll und fürsorglich (ermuntert sie zum Schlafen während der Arbeitszeit). Ein über sie 'Kritisierend-Urteilen' sehe ich auch nicht.
Ungerecht ist auch der Vorwurf "dass sie keine Ahnung hat, wie es ihr geht und was ihr fehlt" - das ist auch nicht ihre Aufgabe und woher soll Frau Berger das auch wissen? Diese Aussage kann ich aber trotzdem akzeptieren, da man aus Wut solch unpassenden Aussetzer haben kann.

Ich brauche diese manchmal recht detaillierten Beschreibungen des Alltäglichen nicht, aber das ist eine persönliche Vorliebe.
Gelungen finde ich deine Grundidee der total verschiedenen Erfahrungswelten, die nur eine kleine Schnittmenge haben. Zumindest auf den ersten Blick: Geht es um Grundsätzliches, wie Liebe oder Schmerz sind sich selbst sehr verschiedene Personen näher, als sie zuerst ahnen.

Ein ansprechender Text!

L G,

Woltochinon

 

Hello @linktofink --

hier nun mein Besuch bei dir :) nach deinem bei mir ...

Leider fühle ich mich nicht sonderlich gut geeignet, deinen Text zu kommentieren, weil er sowohl stilistisch wie auch von der 'Architektur' und 'Machart' recht weit weg ist von dem, was ich lese und schreibe.

Ich habe das Gefühl, mir eigentlich einen Film anzuschauen, so 'anschaulich' beschreibst du, und das nicht nur bei gewählten Passagen (die man dann heranzoomt), sondern ungewöhnlicherweise durchgängig. Dadurch werden die Szenen -- für mich -- sehr kleinteilig. Das ist keine Kritik. Das passt für deine Geschichte, für mich ist es ungewöhnlich. Wie du beschreibst, finde ich originell, alles wird plastisch, bekommt Farbe, Geruch. Jede Sekunde bekommt derart 'Gestalt', und irgendwann bin ich dann eingetaucht. Im Text viele 'Bonbons', so nenne ich jetzt mal coole Formulierungen, davon reichlich; dafür: wenig, sehr wenig Handlung im Außen. Die Drops-Szene, die Disko-Szene, alles im VR, minutiös, sehr ausgiebig.
Ich werde deine Geschichte ein ander Mal noch mal lesen, vermutlich sind da in Details noch Dinge auszugraben, die man beim Einmal-Lesen nicht mitbekommt. Wie sie dann zum Griechenlandurlaub kommt, ehrlich gesagt, ich habe den Vorgang nicht verstanden (wenn ich das jetzt jemandem erklären wollte, das gäbe ein Gestammel).

Im Großen und Ganzen kann ich daher kaum was zu deiner Geschichte beitragen. Es gibt auch kaum etwas, was offensichtlich irgendwie 'besser gemacht werden könnte'.

Daher zitiere ich nur wenig.

»Ich bin vom Boot runter und saß kaum, da hat der Joe mich angeschnorrt wegen einer Zigarette. Bisschen verwegen sah der aus, der Joe, mit seinen wilden Locken und dem Ohrring und dunkel wie ein Brathähnchen war der von der vielen Sonne. Normal kann ich Schnorrer nicht leiden, aber der Joe, der war nicht so einer, der hatte eine Art, so offen und sympathisch. Man konnte ihm einfach schlecht böse sein und ich glaube, das wusste der auch.« Frau Berger lächelt, nimmt einen Schluck von ihrem Tee.
»Schön war's mit Joe, für mich war's das erste Mal, so Hals über Kopf.
Da kapiere ich nicht, wieso sie am laufenden Band 'der Joe' sagt, es nervt ab dem dritten Mal ein wenig. Das ist etwas, was ich ändern würde, außer natürlich, du hast dafür einen Grund ...

Zozo sitzt im Zug nach Hamburg. Außer ihr sind kaum Leute im Abteil, neben ihr steht ihr neuer Rucksack. Eine Nachricht kommt rein. Gute Reise wünscht die Walli. Smiley. Vor dem Fenster fliegen Straßenlaternen durch die Dunkelheit. Die Bäume im Lichtschein haben einen zarten grünen Frühlingsflaum.
In der Hand hält sie das Ticket. Der heutige Tag steht darauf und die Zeit der Ankunft in Chania, ein passender Name für einen magischen Ort. Chania klingt für Zozo nach Süden, nach salziger Luft und nach Menschen am Strand.
Das Ende gefällt mir, ein schöner Ausklang. Wie beschrieben, wenn man davon absieht, dass ich bislang keine echte Vorstellung davon habe, wie es dazu gekommen ist.
Vielleicht kommt das dann bei einer zweiten, eventuell dritten Sichtung :)

Gruß von Flac

 

Hallo @linktofink

Die Geschichte ist sehr gut geschrieben. Beim Durchlesen habe ich nur ein zwei Kleinigkeiten bemerkt und der Stil hat mir gefallen. Die Beschreibung der Welt, in die ZoZo eintaucht, ist geeignet, den Leser da mit hineinzuziehen und es gibt viele schöne Vergleiche (manche sind auch drüber, wie ich finde). Diese ZoZo taucht in eine Kunstwelt voller Vamps ab, wo sie in Oriol verliebt ist, unglücklich verliebt. Dann redet ihr Frau Berger gut zu und das ist der letzte Auslöser dafür, dass sie wieder in die Spur kommt und sich dem wirklichen Leben zuwendet. Habe ich das ungefähr richtig zusammengefasst?

Das könnte zweifellos ein schöner Plot sein. Diesmal ist es die Oma, welche hier trotz ihrer Gebrechlichkeit die Stärkere von den beiden ist. Altersweisheit als ein Thema, das in der Challenge noch gefehlt hat. Aber die Wandlung von ZoZo ist für mich nicht richtig nachvollziehbar. Das ist doch die entscheidende Stelle in der Geschichte. Eine Rakete explodiert in ihrem Kopf und zack-bumm will sie raus aus der Kunstwelt. Dabei hat ihr Frau Berger zu dem Zeitpunkt noch nicht mal ihre Geschichte erzählt. Die Menschen am Strand haben am Ende nur Einfluss auf das Reiseziel ZoZos.

Auf den Plot bezogen würde ich sagen: ZoZo sollte erst nach der Geschichte von Frau Berger erkennen, dass sie nicht in diese Vamp-Welt gehört. Sie könnte anschließend in die VR-Welt abtauchen und erst dann sollte die Rakete explodieren.

An der Stelle noch nachbessern und in meinen Augen wäre es eine wirklich gute Geschichte. So nur eine gute, aber allemal sehr lesenswerte. Die Bilder der Kunstwelt – wirklich toll. Obwohl das speziell am Anfang für meinen Geschmack zu sehr ausufert.

Hier noch Kleinigkeiten:

Endlich fühlt es sich richtig an, für einen kurzen Moment ist sie nicht lost, sondern ganz bei sich, auch ohne Oriol.
Die Pflegerin steht im Mittelpunkt der Story und die arme Oma ist nur Beiwerk, aber ein entscheidendes.
Die Zweige der Kastanien sind mit sauberem Schnee bestäubt. Tausend weiße Riesen-Augenbrauen glotzen sie an.
Das passt nicht. Augenbrauen können nicht glotzen.
»Hier, probier Mal!« Jemand tanzt sie an,
mal

Grüße
Sturek

 

Hallo @greenwitch,

vielen Dank für deine Zeit und deinen Kommentar! Lass mal schauen ...

Hurra, eine Geschichte von Dir! Okay, nicht ganz so märchenhaft wie ich es liebe, aber wie war das mit dem Wunschkonzert :lol:
Das Märchenhafte habe ich diesmal dir überlassen. :D
Menschen am Strand
Okay, was das wohl wird - der Titel sagt mir gar nichts (und im Nachhinein würde ich sagen - Luft nach oben :sealed:)
Ja, ich habe nach dem gemeinsamen Nenner gesucht und für mich passte das, weil es auch ein starkes Thema in der Geschichte ist.
ich liebe Deine Beschreibungen, immer herrlich detailliert, treffend, Bilder auslösend. Ich nehme mal an, dass das Patsch Absicht ist, platsch ist ja gebräuchlicher ...
Danke, witch, mit dem Patsch oder Platsch bin ich nicht so ganz glücklich, mir ist nur noch nichts besseres eingefallen.
Irgendwer wird Adjektivitis monieren und schräge Bilder - ich mag es!
Ja, die VR-Welt soll teilweise überfrachtet und auch künstlich rüberkommen, also gehört das so, ich wollte sogar da noch nachlegen, lass es jedoch lieber.:sealed:
Im nachhinein, hätte ich vielleicht irgendwo noch gerne eine Verdeutlichung, auf diese unreale Welt. Aber natürlich kapiert man es.
--- wahrscheinlich, weil Du gegen die außergewöhnlichen Bilder reale Beschreibungen setzt. Oder mein Geschmack passt einfach gut dazu.
Meine Idee: das Setting ist strange, künstlich und unwirklich. Das was Zozo erlebt ist zwar virtuell, aber dennoch so real wie nur möglich.
Brr - den Typen machst Du mir echt nicht sympathisch. Ich muss mir mal was abschauen zum Einbau von "Bösewichten"
Kannst dir den Orioltyp gerne ausleihen, wenn du ihn brauchen kannst.
Und da ist er - der Wendepunkt! Da diskutieren ja gerade wieder einige drüber - passt perfekt! Werde ich mir wohl auch mal als Hausaufgabe stellen - Wendepunkte!
Einige Leser werden das okay finden oder gar gut, wie du, von anderen wird Deus Ex Machina Kritik kommen oder der Vorwurf des Betrugs am Leser, weil alles nur geträumt ist. Die sollen mal kommen ...:D
Der Fernseher gegenüber dem Pflegebett steht auf maximaler Lautstärke. Die übliche Vorabend-Quizshow läuft.
läuft? den Nachsatz einfach al Ellipse oder mit einem Gedankenstrich dranhängen?
läuft wäre eine Dopplung mit dem Folgesatz, ich hab jetzt: ist auf ... gestellt daraus gemacht.
Da würde ich vor "Wie" einen Absatz setzen, sieht aber auch eher nach einem Umbaufehler aus, die Anführungszeichen am Anfang fehlen.
Behoben.
Gut beschrieben, der Umsetzvorgang. Der letzte Satzteil hört sich aber irgendwie komisch an. als wenn sie ihr aus der Hand rutscht. Wenn Du das meinst, ist es natürlich okay.
Ja, ist so gemeint, pflegebedürftige alte Leute können oft die Körperspannung nicht mehr halten.
Ja, ich habe es kapiert, aber wenn ich ehrlich bin, hätte ich gerne irgendwo gelesen, das es die zweite Schwester/Betreuung ist. Wahrscheinlich meiner Denkfaulheit geschuldet.
Wenn es sich so erschließt, muss ich es ja nicht im Text erklären :Pfeif:
Zozo wird den Bus verpassen, der nächste fährt erst kurz vor acht. So lange wird er nicht on sein und warten. Heute Morgen sah es nicht nach schlechtem Wetter aus, sie hat nur eine dünne Jacke, bis sie zuhause ist, wird sie nass sein bis auf die Knochen.
Da habe ich lange gebraucht. Erst dachte ich, Du hast die im Pronom vertan, dann war ich bei Geschlechtervielfalt. Bis mir einfiel, dass wohl Oriol gemeint ist. Vielleicht etwas aufräumen, ist etwas hin und her.
Hab es begradigt: So lange wird er nicht on bleiben und auf sie warten.
Ist da was zu viel oder fehlt einfach nur ein Komma vor fetzt?
Kommafail.
Zozo hebt die Arme, auf dem Floor ist es heiß, ein dampfender Strudel aus Leibern, der sie aufnimmt und in der Mitte ausspuckt. Sie dreht sich im Kreis, saugt das Ultraviolett mit den Augen auf und schließt die Wimpern, ihre roten Lackboots kicken im Takt. Sie atmet schneller, ein Lächeln stiehlt sich in ihr Gesicht. Endlich fühlt es sich richtig an, für einen kurzen Moment ist sie nicht lost, sondern ganz bei sich, auch ohne Oriol.
sehr gute Tanzszene!
Merci!!
Hinter dem DJ versammeln sich die Vamps, Oriol ist jetzt unter, er lacht und lässt seine Eckzähne blitzen.
Das Fette habe ich von der Einordnung nicht verstanden, wo stelle ich ihn mir vor? Jetzt überlege ich gerade, ob der Dancefloor oben lag?
Nöö, war einfach rumgestammelt, habs jetzt hoffentlich verbessert: Oriol ist zwischen den Vamps aufgetaucht, großes ballyhoo, er lacht und lässt seine Eckzähne blitzen.
Oh! Wendepunkt oder Bruch! Ich hatte nicht gedacht, das dieses auch nur in der onlinewelt spielte, es war so real. Gut gemacht!
Danke, wie gesagt, das Erlebte soll möglichst real sein, deshalb auch die vielen Sinneseindrücke.
Frau Berger sitzt in ihrem Bett, die Decke glattgestrichen unter die Beine geschlagen.
Müsste da ein Komma rein? Klingt ungeschickt, schräg.
Hab ein helfendes "und" gekauft.
Tausend weiße Riesen-Augenbrauen glotzen sie an.
Super beobachtet! Genauso sehen Kastanienzweige aus!
Sturek meinte, Augenbrauen könnten nicht glotzen, deshalb hab ich das umgebaut: Tausend dunkle Zweige mit weißen Riesen-Augenbrauen glotzen sie an.
Zozo liegt es auf der Zunge, Frau Berger zu sagen, dass sie keine Ahnung hat, wie es ihr geht und was ihr fehlt, weil Sie ihr Leben nicht kennt und dass sie in ihrer Wohnung nichts von der Welt mitbekommt und sich trotzdem rausnimmt, über sie zu urteilen.
Das ist ein echter Denksatz! Sei gnädig, mache ihn doch etwas einfacher ... Vielleicht bin ich aber auch nur müde :drool:
Ja, du warst bestimmt sehr müde! Im Ernst, ich denke, das muss mit power raus und ich erlaube mir, den Satz so zu lassen.
»Dabei weiß Sie einen Scheiß!« Das ist Zozo rausgerutscht und sie kann es nicht mehr zurücknehmen, nur noch versuchen, es zu entkräften. »Entschuldigen Sie bitte.«
Klingt nicht logisch! Warum soll sie hier in der dritten Person sprechen? Dabei wissen Sie einen Scheiß?
Nee, in Gedanken wird sie Fr. Berger nicht siezen, hab jetzt: dabei weiß die einen Scheiß.
Bloodeaux vom Fass
würg - aber ein cooler Name
hehe.
Eine Rakete ist in Zozos Kopf explodiert.
Warum nicht direkter: explodiert in Zozos Kopf ?
done.
Mit einem Mal ist alles zu viel und komplett falsch. Zozo spürt es, das ist nicht ihre Welt, wird es nie sein, denn sie gehört nicht dazu. Das was sie hier finden kann, das ist alles nicht wahr. Sie nimmt den Helm ab und legt ihn weg.
Okayyyyy - mir etwas zu schnell, so ganz kaufe ich das noch nicht. So eine plötzliche Abwende ... aber okay, es gibt alles!
Das hab ich zwar schon geändert, denke aber, dass ist noch nicht ganz im Reinen, also markierte Baustelle.
wo es nur auf einem großen Felsen im Meer eine kleine Taverne gab.
Der Satz klingt wie falschrum aufgebaut. Für meine Ohren :hmm:
Aktuell: wo es nur eine kleine Taverne gab, die auf einem großen Felsen im Meer stand.
der Tag und Nacht leise vor sich hinwummerte.
wenn der Widerspruch gewollt ist - okay! Aber leise wummern gibt für mich kein "Bild"? Ton?
okay, das leise ist weg.
»Joe hat geantwortet, selbst wenn wir alle in einer Katastrophe sterben, ob es denn nicht auf jeden einzelnen Tag ankommt, den ein Mensch geliebt wird und glücklich ist. Und ob das nicht reichen würde. Das habe ich nie vergessen.«
Gute Lebensmotto, egal in welcher Situation!
Kein Widerspruch.
a! Für mich schmeißt hier eine sehr junge Oma Ihr Leben über den Balkon. Passt!
Ich habe es genossen, mich in Deine zwei Welten zu trauen, als Happyend Liebhaberin (vor allem kurz vor Weihnachten) geht für mich der Schluss voll auf.
Danke! Ich denke auch, das was momentan in der Welt passiert, ist schlimm genug, da ist son bissl Eskapismus schon absolut okay.

Herzliche Grüße zurück, peace, l2f

 

Zeitweise dachte ich: Wow! Das ist mein Siegertext! Nur leider kam dann mehr und mehr die Challenge-Oma mit ins Spiel, was immer noch gut gemacht ist, mich jedoch nicht mehr restlos überzeugen konnte.

Hallo @linktofink!

Im Grunde zielt meine Kritik in die gleiche Richtung wie die der Vorkommentatoren: Zozos Sinneswandel kommt aus dem Nichts und mündet dann auch noch im Gegenteil: Raus aus der generierten Welt, rein ins Naturparadies.
Auch erschien mir die Oma nicht durchgängig. Zunächst empfand ich sie eher kratzig bis verbittert, und dann plötzlich sehr verständnisvoll und wohlwollend.
Das Happy End kann man mögen oder nicht. Nur wenn schon vieles rosig wird, warum nicht gleich alles? Die Oma, die ja kein unwesentlicher Bestandteil der Geschichte ist, bleibt ohne jeden weiteren Satz in ihrem Elend zurück. Lass sie doch mitfahren! :D

Die Sonne steht tief und tanzt mit flirrenden Strahlenspitzen auf dem Wasser, ein löcheriger Vorhang aus graubraunen Wolken zieht vor dem orangeblau gefleckten Himmel auf.
Ich mag ja solch ausufernd beschreibende Sätze, wenn sie zur Geschichte passen. Aber das ist schon etwas viel für einen Satz, oder?

»Stabil, Alter.« Zozo geht an den Türstehern vorbei in den Club, schlängelt sich durch die Leute. Auf dem Mainfloor wird geshuffelt, eine halbe Treppe drunter liegt die BLCKBX. Zozo hält sich fest, der Bass ist komplett brutal, fetzt ihr durch die Waden. Trettmann Zeugs. Schwarzlicht lässt Zähne und Augen blitzen, tunkt Brillen, Armbänder und Schnürsenkel in grelles Neon. Er wird nicht da sein, sagt sie sich und schaut sich um. Kein Oriol, nur einige ihr unbekannte Vamps. Tief unten in ihrer nassen Jacke hat sie eine halbe Benzo gefunden, schmeißt sie ein und spült mit einem Drink vom nächsten Tisch. Wenig später setzt die Wirkung ein. Auf der Backwall labert ein Influencer, hält schwarze Sneaker und bedruckte Festivalklamotten in die Kamera, der nächste wirbt für Eckzahnimplantate, product placing speziell für Vamps.
Zozo hebt die Arme, auf dem Floor ist es heiß, ein dampfender Strudel aus Leibern, der sie aufnimmt und in der Mitte ausspuckt. Sie dreht sich im Kreis, saugt das Ultraviolett mit den Augen auf und schließt die Wimpern, hinter ihren Lidern flackerts, ihre roten Lackboots kicken im Takt. Sie atmet schneller, ein Lächeln stiehlt sich in ihr Gesicht. Endlich fühlt es sich richtig an, für einen kurzen Moment ist sie nicht lost, sondern ganz bei sich, auch ohne Oriol.
Dann nimmt sie jemand in den Arm, sie lässt die Augen geschlossen, will nicht wissen, wer sie berührt, genießt das Streichen von Haut über Haut. Sie atmet den anderen Duft, fährt mit den Fingern durch unbekannte Haare, lässt sich tragen von Händen und tastenden Fingerspitzen, bis diese zu forsch und zu fordernd werden. Mit einem Ruck löst sie sich, hat genug.
Hinter dem DJ versammeln sich die Vamps, eine Sekunde später sind sie im vapor steam verschwunden, es riecht nach Eisen, winzige Schwebteilchen glitzern strahlendweiß im Licht der Scheinwerfer, sinken zu Boden wie ein ausgeworfenes Netz. Dann klart es wieder auf, auf vielen Armen und Köpfen verbleibt ein zarter Raureif aus leuchtenden Partikeln. Durch die Bewegung der Tanzenden bleiben sie in Bewegung.
Oriol ist zwischen den Vamps aufgetaucht, großes ballyhoo, er lacht und lässt seine Eckzähne blitzen. Neben ihm steht eine Rothaarige, er beugt sich hinunter zu ihrem Ohr, nimmt sie in den Arm. Zozo steht starr, kann sich nicht bewegen, atmet nicht. Dann schweift Oriols Blick rüber zu ihr, er löst sich aus der Gruppe, kommt auf sie zu. »Zozo … warte.«
Zozo reißt sich den Helm vom Kopf und pfeffert das Teil durchs Zimmer. »So eine Scheiße!« Ein Heulkrampf schüttelt sie durch. Der Wecker zeigt ein Uhr achtunddreißig.
Das ist der Teil, der mich komplett gepackt hat. Mich richtig mitgenommen hat – davon würde ich sehr gerne eine eigenständige Geschichte lesen!
Aber sie passt auch hier hervorragend, weil der Kontrast kaum härter ausfallen könnte.

Alles in allem ist das ein guter Text. Aber ich sehe es wie @Sturek, an ein paar Stellschrauben gedreht könnte er herausragend werden!

Gruß,
Sammis

 

Hallo @Woltochinon und vielen Dank für deinen Kommentar,

hat was gedauert mit der Antwort, weil ich weiter an der Geschichte rumdrechsle.

zwei interessante gegensätzliche Welten beschreibst du in deinem Text!
Ja, der Kontrast sollte möglichst stark sein. Gut zu lesen, dass du beide interessant findest.
Die ausgiebige Beschreibung der einzelnen 'Pillen' war mir zu langatmig.
Kann ich verstehen, hab da schon was weggenommen, denke aber auch, dass es vllt. nicht schlecht ist, wenn der Text sich langsam aufbaut und die Figuren agieren lässt.
Du schreibst Gegenwart, bis auf "richtete" - warum?
Korrigiert, war ein Fehler.
"on" diese zwei Buchstaben stechen unangenehm aus dem Text hervor. Warum nicht 'Lange wird er nicht warten'?
Hab das geändert: So lange wird er nicht on bleiben und auf sie warten. Vllt. geht das.
Das kann ich anhand des Geschilderten nicht nachvollziehen: Frau Berger ist doch eher verständnisvoll und fürsorglich (ermuntert sie zum Schlafen während der Arbeitszeit). Ein über sie 'Kritisierend-Urteilen' sehe ich auch nicht.
Ungerecht ist auch der Vorwurf "dass sie keine Ahnung hat, wie es ihr geht und was ihr fehlt" - das ist auch nicht ihre Aufgabe und woher soll Frau Berger das auch wissen? Diese Aussage kann ich aber trotzdem akzeptieren, da man aus Wut solch unpassenden Aussetzer haben kann.
Die Zozo ist momentan besonders empfindlich und zusammen mit der aufsteigenden Wut denkt sie sich in diese Spirale und äußert den Satz aus Versehen, er rutscht ihr raus.
Ich brauche diese manchmal recht detaillierten Beschreibungen des Alltäglichen nicht, aber das ist eine persönliche Vorliebe.
Die realistische Schilderung des Alltags ist mir schon wichtig, um den Kontrast zu haben zum Paralleluniversum.
Gelungen finde ich deine Grundidee der total verschiedenen Erfahrungswelten, die nur eine kleine Schnittmenge haben. Zumindest auf den ersten Blick: Geht es um Grundsätzliches, wie Liebe oder Schmerz sind sich selbst sehr verschiedene Personen näher, als sie zuerst ahnen.
Darum ging es mir auch, zwischen den beiden Frauen liegen ja mindestens zwei bis drei Generationen, heutzutage sind das Welten. Aber es gibt auch Verbindendes wie romantische Erfahrungen.
Ein ansprechender Text!
Danke dir, Woltochinon und peace, l2f

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@Sturek und @Sammis, ich hatte selbst den Eindruck, dass die Wandlung zu hopplahopp ging, angestoßen durch eure Lesart habe ich den Text jetzt stellenweise umgeschichtet und einen neuen Absatz dazugeschrieben. Vllt. habt ihr Zeit und mögt mal reinschauen, ob es so besser für euch funktioniert.

Viele Grüße und peace, l2f

 

Hallo @linktofink!

Der hinzugekommene Absatz ist eine gut geschriebene Beschreibung eines Spielverlaufs – aber eben auch nur die Beschreibung eines Spiels, plus etwas, das wir schon wissen. Das bläht den Text mMn nur unnötig an falscher Stelle auf.
Die Umstellung, zu der ja auch @Sturek geraten hat, hat durchaus geholfen. Das Problem aber nur abgemildert. Im wahren Leben beendet man solch eine toxische Beziehung ja eher selten ad hoc. In der Regel zieht sich das hin, braucht mehre Anläufe, bis man da rauskommt. Etwa so: Sie setzt den Helm ab, weil sie erkennt, dass das alles Quatsch ist. Zwei verheulte Stunden später ist sie wieder drin, weil sie nicht anders kann. Sie sieht ihn erneut mit der Rothaarigen, flippt aus, feuert den Helm in eine Ecke. Tags drauf geht sie wieder rein, fest dazu entschlossen, es der Rothaarigen zu zeigen. Ich bin besser als die, kann ihn für mich gewinnen! Und oh Wunder, die RH ist weg, er zugänglicher, Rosen ploppen am Horizont auf. Tage später taucht eine Blonde auf, wtf!, jetzt reichts! Sie verhökert den Helm, kauft das Ticket. Aber dann, was hab ich getan? Ich muss wieder rein! Ich kann es noch schaffen, es muss gut werden! Verdammt! Die Kohle reicht nur noch für einen gebrauchten Helm. Das Ding spinnt, aber egal, geht schon, Hauptsache ich komm rein …
Am Ende ist sie emotional durch, die Erkenntnis da und das Geld weg. Die Oma hilft ihr aus und endlich singen die Vögelein in den Wolken!

Das würde dann natürlich ein viel längerer Text – aber nur so kann ich mir das realistisch vorstellen.

Gruß,
Sammis

 

Hallo @linktofink

Das geht schon in die Richtung, die ich mir vorgestellt habe. Die einzelnen Teile sind mehr miteinander verzahnt. Zum Beispiel hast du jetzt am Ende einen Bezug zu der Anfangsszene auf der Brücke, das gelbe Teil spielt eine Rolle, und auch Frau Berger nimmt mehr Einfluss auf Zozo.

Allerdings machst du mit dem Start im Dungeon einen komplett neuen Schauplatz auf, der meiner Ansicht nach kaum etwas Wesentliches zur Geschichte beiträgt. Da vertrete ich die radikale Ansicht: Weg damit und lass Frau Berger stattdessen gleich ihre gesamte Geschichte erzählen. Nimm die Meinung mit der gebotenen Vorsicht. Ich schreibe gerne mal fremde Geschichten um, aber letzten Endes muss der Autor entscheiden und nach seiner erzählerischen Absicht gehen.

Grüße
Sturek

 

Nabend @FlicFlac,

und sorry für die späte Antwort. Ich hab jetzt drei Abende überarbeitet und aus Zeitgründen das Kommentieren vernachlässigt.

Leider fühle ich mich nicht sonderlich gut geeignet, deinen Text zu kommentieren, weil er sowohl stilistisch wie auch von der 'Architektur' und 'Machart' recht weit weg ist von dem, was ich lese und schreibe.
Dafür ist die Challenge da, zum Verlassen der eigenen Komfortzone. :D
Ich habe das Gefühl, mir eigentlich einen Film anzuschauen, so 'anschaulich' beschreibst du, und das nicht nur bei gewählten Passagen (die man dann heranzoomt), sondern ungewöhnlicherweise durchgängig.
Wow, da bin ich völlig fein mit, weil das Anschauliche meiner Art zu schreiben entspricht.
Wie du beschreibst, finde ich originell, alles wird plastisch, bekommt Farbe, Geruch. Jede Sekunde bekommt derart 'Gestalt', und irgendwann bin ich dann eingetaucht.
Schön, dass du eintauchen konntest und nicht aus der Geschichte gekickt wurdest.
Im Text viele 'Bonbons', so nenne ich jetzt mal coole Formulierungen, davon reichlich; dafür: wenig, sehr wenig Handlung im Außen. Die Drops-Szene, die Disko-Szene, alles im VR, minutiös, sehr ausgiebig.
Im "Außen" ist es bei wenig Handlung geblieben, dafür verzahnt sich VR und Realität jetzt besser und die Streifzüge durch die VR-Welt wurden ausgeweitet.
Ich werde deine Geschichte ein ander Mal noch mal lesen, vermutlich sind da in Details noch Dinge auszugraben, die man beim Einmal-Lesen nicht mitbekommt.
Vor allem ist es jetzt eine etwas andere Story.
Wie sie dann zum Griechenlandurlaub kommt, ehrlich gesagt, ich habe den Vorgang nicht verstanden (wenn ich das jetzt jemandem erklären wollte, das gäbe ein Gestammel).
Da warst du nicht alleine, das meinten alle Leser und die Leserin auch. Deshalb habe ich hin und her geknobelt und den Text grundlegend überarbeitet, inkl. neuem Schwerpunkt.
Großen und Ganzen kann ich daher kaum was zu deiner Geschichte beitragen. Es gibt auch kaum etwas, was offensichtlich irgendwie 'besser gemacht werden könnte'.
Da hab ich schon noch einiges gefunden, bin aber dem Sound denke ich treugeblieben.
Da kapiere ich nicht, wieso sie am laufenden Band 'der Joe' sagt, es nervt ab dem dritten Mal ein wenig. Das ist etwas, was ich ändern würde, außer natürlich, du hast dafür einen Grund ...
Hab die Joe-Dichte reduziert, danke für den Hinweis.
Das Ende gefällt mir, ein schöner Ausklang. Wie beschrieben, wenn man davon absieht, dass ich bislang keine echte Vorstellung davon habe, wie es dazu gekommen ist.
Vielleicht kommt das dann bei einer zweiten, eventuell dritten Sichtung
Das Ende ist auch so geblieben, wenn auch um einige Details ergänzt.

Man liest sich, peace, l2f

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Hey @Sturek,

vielen Dank für deinen Kommentar und deinen Vorschlag, die Geschichte umzustellen. Nach der ersten Überarbeitung Montag, bin ich gestern und heute nochmal richtig mit dem Löffel durch die Geschichte und hab noch Kräuter dazugetan.

Die Geschichte ist sehr gut geschrieben. Beim Durchlesen habe ich nur ein zwei Kleinigkeiten bemerkt und der Stil hat mir gefallen. Die Beschreibung der Welt, in die ZoZo eintaucht, ist geeignet, den Leser da mit hineinzuziehen und es gibt viele schöne Vergleiche
Merci, die VR-Welt habe ich noch ausgeweitet
(manche sind auch drüber, wie ich finde)
War tatsächlich Absicht, die VR-Welt sollte bunt und drüber rüberkommen und die Frau Berger-Welt nüchtern, anstrengend und schlicht.
Diese ZoZo taucht in eine Kunstwelt voller Vamps ab, wo sie in Oriol verliebt ist, unglücklich verliebt. Dann redet ihr Frau Berger gut zu und das ist der letzte Auslöser dafür, dass sie wieder in die Spur kommt und sich dem wirklichen Leben zuwendet. Habe ich das ungefähr richtig zusammengefasst?
Ja, für Version eins passte das so, für Version drei würde ich das anders sehen.
Das könnte zweifellos ein schöner Plot sein. Diesmal ist es die Oma, welche hier trotz ihrer Gebrechlichkeit die Stärkere von den beiden ist. Altersweisheit als ein Thema, das in der Challenge noch gefehlt hat.
Die Oma ist jetzt nicht mehr der entscheidende Faktor, weil ich Zozo noch mehr in den Mittelpunkt gerückt habe und sie aus dem zaudernden, unglücklich Verliebtsein rausgeholt und ins Handeln gebracht habe. Mir ist es bei der Beschäftigung mit dem Text sehr wichtig geworden, sie nicht in der Opferrolle als Betrogene zu lassen, sondern eine starke Gegenreaktion zu schreiben.
Aber die Wandlung von ZoZo ist für mich nicht richtig nachvollziehbar. Das ist doch die entscheidende Stelle in der Geschichte. Eine Rakete explodiert in ihrem Kopf und zack-bumm will sie raus aus der Kunstwelt. Dabei hat ihr Frau Berger zu dem Zeitpunkt noch nicht mal ihre Geschichte erzählt. Die Menschen am Strand haben am Ende nur Einfluss auf das Reiseziel ZoZos.
Die Wandlung von Zozo war das große Manko, das alle bemängelt haben. Insbesondere die Abkehr von der VR-Welt, ich denke, das wird jetzt klarer.
Die Menschen am Strand haben jetzt den Titel verloren, das passte nicht mehr, da es jetzt mehr um Zozo geht, um ihre Selbstermächtigung, als um den Joe.
Auf den Plot bezogen würde ich sagen: ZoZo sollte erst nach der Geschichte von Frau Berger erkennen, dass sie nicht in diese Vamp-Welt gehört. Sie könnte anschließend in die VR-Welt abtauchen und erst dann sollte die Rakete explodieren.
Damit hast du den Stein zur Umstellung ins Rollen gebracht, der Rest folgte sukzessive und ergab sich aus der neuen Prämisse.
An der Stelle noch nachbessern und in meinen Augen wäre es eine wirklich gute Geschichte. So nur eine gute, aber allemal sehr lesenswerte. Die Bilder der Kunstwelt – wirklich toll. Obwohl das speziell am Anfang für meinen Geschmack zu sehr ausufert.
Okay, da würde mich interessieren, wie den Text jetzt liest.
Die Pflegerin steht im Mittelpunkt der Story und die arme Oma ist nur Beiwerk, aber ein entscheidendes.
Das ist jetzt noch mehr der Fall. :Pfeif:
Das passt nicht. Augenbrauen können nicht glotzen.
Danke, geändert, jetzt glotzen die dunklen Zweige.

Jetzt zu deinem Kommentar Nr. 2, für den ich mich auch herzlich bedanken möchte!

Das geht schon in die Richtung, die ich mir vorgestellt habe. Die einzelnen Teile sind mehr miteinander verzahnt. Zum Beispiel hast du jetzt am Ende einen Bezug zu der Anfangsszene auf der Brücke, das gelbe Teil spielt eine Rolle, und auch Frau Berger nimmt mehr Einfluss auf Zozo.
Das war der Zwischenstand von Montag, inzwischen ist viel passiert!
Allerdings machst du mit dem Start im Dungeon einen komplett neuen Schauplatz auf, der meiner Ansicht nach kaum etwas Wesentliches zur Geschichte beiträgt.
Das stimmte für die Version Nr. 2 von Montag Abend, der Dungeon ist aber dringeblieben und macht jetzt voll Sinn. :D
Da vertrete ich die radikale Ansicht: Weg damit und lass Frau Berger stattdessen gleich ihre gesamte Geschichte erzählen. Nimm die Meinung mit der gebotenen Vorsicht. Ich schreibe gerne mal fremde Geschichten um, aber letzten Endes muss der Autor entscheiden und nach seiner erzählerischen Absicht gehen. Grüße
Nöö, Frau Berger darf immer noch, aber Zozo darf noch viel mehr.
Und keine Sorge, ich bleibe meiner erzählerischen Kompass treu, was nicht heißt, dass ich Anregungen und andere Meinungen nicht schätze und verwerte, im Gegenteil.

Komme bald auf Gegenbesuch, spätestens Freitag, peace, l2f

 

Hi @linktofink,

hier mein angekündigter Gegenbesuch.

Insgesamt hat mir Dein Text gut gefallen. Schön betonter Kontrast zwischen dem Alter und der Jugend durch das Thema VR. Die Sprache gefällt mir in weiten Teilen der Geschichte auch gut, das klingt locker routiniert.
Auch dieses Wechseln zwischen digitaler Welt und Realität hat für mich funktioniert. Das folgt natürlich schon irgendwo diesem klassischen Traum-Einstieg, allerdings finde ich es durch VR interessant umgesetzt und im Gegensatz zu den meiner Meinung nach schlechten Beispielen erfüllt der Einstieg hier nicht nur eine Aufmerksamkeit generierende und ein Stück weit den Leser verarschende Rolle sondern ist ganz klar als zentraler Bestandteil der Handlung erkennbar.

Allerdings sehe ich schon auch noch einige Punkte, die für mich nicht ideal funktionieren. Sprachlich finde ich, dass Zozo teilweise etwas „pseudo-jung“ klingt. Auch bei Frau Berger habe ich durch ihr Denglisch das Gefühl, dass die Sprache nicht recht zu der restlichen Zeichnung der Figur passt (Quizshow am Abend; volle Lautstärke etc. klingt für mich jetzt nach einer eher klassischen Oma).
Was ich auch nicht ganz verstehe, ist, warum Du in der VR-Welt das Essen dieser Drobs und die Geschmäcker so stark betonst, wenn das doch vermutlich eines der Dinge ist, das sich in der virtuellen Welt nicht sehr authentisch anfühlen (im Vergleich dazu funktioniert die Vamp-Disko für mich sehr viel besser).
Mein Hauptkritikpunkt ist allerdings die Verknüpfung zwischen der Geschichte von Frau Berger und dem Handeln Zozos. Zunächst finde ich die eingeschobene Gaming-Szene nicht sehr organisch platziert und ehrlich gesagt auch nicht besonders aufschlussreich (abgesehen davon, dass sie so das Schwert erhält). Dann stellt sich für mich so ein bisschen die Frage, was Frau Berger weiß, bzw. was ihre Intention von der Geschichte ist. Dass sie sehr wohl (vom Leben) Bescheid weiß, da sie diese Erfahrung mit Joe gemacht hat? Dass ihre Erfahrung im echten Leben spielte und das VR-Zeug von Zozo doch nichts gescheites ist? Dass es, im Gegensatz zu ihrem Fall, für Zozo und ihren Oriol noch Hoffnung gibt? So hätte ich jetzt den Rat, mit ihm zu sprechen, verstanden. Aber dann passt für mich das digitale Töten nicht wirklich. Wenn es aber darum ging, dass man vielleicht mehr in der „realen Welt“ leben sollte, warum geht Zozo denn überhaupt noch einmal zurück. Abgesehen davon, dass dies ja viele Emotionen rückblickend relativiert und ich schon glaube, dass eine intensive virtuelle Beziehung ähnliche psychische Folgen hat wie eine „Richtige“.
Mir ist schon klar, dass Intention und Wirkung in der echten Welt auch oft genug in keinem kausalen Verhältnis zueinander stehen. Allerdings ist es aus meiner Sicht für Literatur schon wichtig, dass alle Charaktere irgendwo eine Intention haben und man diese heranziehen kann um die Geschichte nachzuvollziehen. Das fehlt mir aktuell noch etwas wodurch mir die Wirkung der Geschichte Frau Bergers für die weitere Handlung etwas konstruiert vorkommt.

Hier meine konkreten Anmerkungen:

das brennt auf der Zunge wie Schlumpfscheiße
Das ist mir sprachlich eine Nummer zu kindlich.

Zozo spürt den Schmerz im unteren Rücken und den aufsteigenden Zorn, denn sie kennt das, das Stechen wird sie bis morgen begleiten.
Wirkt für mich etwas umständlich, dass der Zorn die Reaktion auf einen sie die nächsten Tage begleitenden Schmerz sein soll. Ist doch wahrscheinlich eher der Schmerz und Frust in diesem Moment. Deshalb würde ich die Erklärung streichen.

Komme später, Bahn fährt nicht, bis später, LG Silke.
Also auch mir war nicht klar, dass Silke eine andere Pflegekraft ist. Wenn man es weiß, ist es logisch aber mein erster Gedanke war es nicht. Ich weiß nicht, wie sehr Du an den Namen hängst, aber habe hier kurz gedacht, dass ich Sonja und Silke verwechselt habe (vor allem, da Sonja durch die Verwendung von Zozo sich bei mir jetzt auch nicht sehr eingebrannt hat). Vielleicht eher etwas ohne S?

Zozo wird den Bus verpassen, der nächste fährt erst kurz vor acht. So lange wird er nicht on bleiben und auf sie warten.
Vielleicht noch stärker aufzeigen, dass sie auch bis dahin keine Pause mehr nehmen kann weil theoretisch könnte sie ja auch wieder während der Arbeit den Helm aufsetzen und muss dafür nicht zwingend zuhause sein.

Zozo hält sich fest, der Bass ist komplett brutal, fetzt ihr durch die Waden.
Würde ich streichen.

Silke ist alte Schule, letztes Jahrtausend, alles neat and clean.
Da ich beim ersten Lesen Silke nicht als Pflegekraft vor Augen hatte, dachte ich kurz, dass Silke hier Frau Berger bezeichnet.

Sie können sich ja gleich was hinlegen, ich komme schon klar, aber dann auch wirklich ausruhen und nicht wieder das Ding auf den Kopf.«
Die Formulierung sagt mir nichts, aber ist vielleicht etwas Regionales.

»Dabei weiß die einen Scheiß!« Das ist Zozo rausgerutscht und sie kann es nicht mehr zurücknehmen, nur noch versuchen, es zu entkräften.
Glaube darauf bist Du in den Kommentaren schon mal eingegangen, aber ich finde ein „Dabei wissen Sie einen Scheiß!“ sehr viel natürlicher. Oder Du machst deutlicher, dass sie das vor sich hinmurmelt, dann passt das abstrakte "die" wieder. Aber aktuell schreit sie das für mich und dann passt die direkte Anrede besser.

»Als ich so alt war wie Sie, war ich einen ganzen Sommer lang in Griechenland unterwegs. Traveln haben wir das damals genannt, ich weiß nicht, was ihr heute sagt, vielleicht dasselbe
würde den letzten Part streichen. Und „traveln“ finde ich schon auffallend modern.

»Und ... wie haben Sie Typen kennengelernt?«
Fehlt da ein „den“?

»Okay …, Zozo, weißt du, auf die Gefahr hin, dass ich wieder einen Scheiß erzähle …, aber sobald die Silke da ist, solltest du zu ihm und mit ihm reden
Das ist jetzt aber auffallend konkret. Woher weiß sie das? Eventuell 1-2 Rückfragen/Kommentare Zozos in ihre Erzählung einbauen, aus denen klar wird was Zozo beschäftigt.

Aus den Speakern tönt ein Spinett, irgendwas mega Uraltes, die Vamps gehen total ab, stellen sich in Formation und beginnen mit dem Schreittanz.
Würde ich streichen.

An mehreren Plätzen wird Bloodeaux vom Fass ausgeschenkt, Pillen und Drobs.
:lol:

Vielen Dank für’s Einstellen!
Liebe Grüße und viel Erfolg bei der Challenge!
Takinios

 

Hallo @linktofink

Aber Zozo sollte doch nur mit ihm reden und nicht gleich das Schwert zücken. :)

Ich war natürlich neugierig zu sehen, wie du den Plot inzwischen verändert hast.

So macht der Start im Dungeon tatsächlich Sinn. Sie hat also schon vor der Erzählung von Frau Berger ihren Plan gefasst. Die Welten von Frau Berger und Zozo sind jetzt noch gegensätzlicher geworden und trotzdem findet sich eine Brücke. Frau Berger beeinflusst Zozo nicht so direkt, wie ich mir das vorgestellt hätte, aber der Einfluss ist da. So ist es natürlich realistischer.

Ich plädiere nach wie vor dafür, die virtuellen Welten vorsichtig zu kürzen, aber das ist sicher auch eine Frage, des persönlichen Geschmacks.

Hier noch Kleinigkeiten, die mir auch bei der neuen Version aufgefallen sind:

»Dabei weiß die einen Scheiß!« Das ist Zozo rausgerutscht
Sie wissen einen Scheiß!
der Beißer läuft heiß, Smaragd von der Brust des Anführer reißen, Rüstung ist auf acht Prozent,
Des Anführers
»Und ... wie haben Sie Typen kennengelernt?«
Die Frage wirkt ein bisschen komisch, denn kurz vorher hat sie ja gesagt: “da habe ich den kennengelernt.“
Zozo lächelt kalt, holt das Flammenschert aus dem Inventar
Flammenschwert

Grüße
Sturek

 

Hey @Sammis,
vielen Dank für deinen Kommentar,

Zeitweise dachte ich: Wow! Das ist mein Siegertext! Nur leider kam dann mehr und mehr die Challenge-Oma mit ins Spiel, was immer noch gut gemacht ist, mich jedoch nicht mehr restlos überzeugen konnte.
Wie du später schreibst, geht es um den Kontrast zwischen der virtuellen und realen Welt und mit der dargestellten Tristesse könnte es für einen jungen Menschen kaum härter sein.
Im Grunde zielt meine Kritik in die gleiche Richtung wie die der Vorkommentatoren: Zozos Sinneswandel kommt aus dem Nichts und mündet dann auch noch im Gegenteil: Raus aus der generierten Welt, rein ins Naturparadies.
Die Rückmeldungen stellten unisono das Problem des Sinneswandels aus dem Nichts dar, da musste ich auf jeden Fall was tun und ich denke, jetzt ist das Motiv klar und geht tiefer in die generierte Welt. Auch dir vielen Dank für den deutlichen Hinweis.
Auch erschien mir die Oma nicht durchgängig. Zunächst empfand ich sie eher kratzig bis verbittert, und dann plötzlich sehr verständnisvoll und wohlwollend.
Da sind zwar Leerstellen, mMn sind die verkraftbar. Frau Berger ist wirklich anfangs kratzig, das ändert sich und sie geht auf Zozo zu, als sie merkt, dass die bedrückt ist und iwas mit sich rumschleppt.
Das Happy End kann man mögen oder nicht. Nur wenn schon vieles rosig wird, warum nicht gleich alles? Die Oma, die ja kein unwesentlicher Bestandteil der Geschichte ist, bleibt ohne jeden weiteren Satz in ihrem Elend zurück. Lass sie doch mitfahren! :D
Dich hat die Oma doch gestört und jetzt soll Zozo sie mitnehmen nach Griechenland? Nöö, das muss die Zozo alleine machen :D Aber die Walli sitzt auch nicht im Elend, sie wird doch bestens versorgt.
Die Sonne steht tief und tanzt mit flirrenden Strahlenspitzen auf dem Wasser, ein löcheriger Vorhang aus graubraunen Wolken zieht vor dem orangeblau gefleckten Himmel auf.
Ich mag ja solch ausufernd beschreibende Sätze, wenn sie zur Geschichte passen. Aber das ist schon etwas viel für einen Satz, oder?
Absicht, ich möchte die virtuelle Welt bunt und drüber haben und die Realität nüchtern und trist.
Das ist der Teil, der mich komplett gepackt hat. Mich richtig mitgenommen hat – davon würde ich sehr gerne eine eigenständige Geschichte lesen!
Aber sie passt auch hier hervorragend, weil der Kontrast kaum härter ausfallen könnte.
Danke! Und ja, so sehe ich das auch, der harte Kontrast war Anliegen.
Alles in allem ist das ein guter Text. Aber ich sehe es wie @Sturek, an ein paar Stellschrauben gedreht könnte er herausragend werden!
Habs versucht, ob der Text dadurch gewinnt, müssen andere beurteilen.

Nehme deinen zweiten Komm. auch direkt mit.

Der hinzugekommene Absatz ist eine gut geschriebene Beschreibung eines Spielverlaufs – aber eben auch nur die Beschreibung eines Spiels, plus etwas, das wir schon wissen. Das bläht den Text mMn nur unnötig an falscher Stelle auf.
Uff, das war der erste Umbau Montag Abend, danach folgte die sortierende Überarbeitung von Dienstag und Mittwoch. Ich hoffe, jetzt ist es klarer.
Die Umstellung, zu der ja auch @Sturek geraten hat, hat durchaus geholfen. Das Problem aber nur abgemildert. Im wahren Leben beendet man solch eine toxische Beziehung ja eher selten ad hoc. In der Regel zieht sich das hin, braucht mehre Anläufe, bis man da rauskommt.
Sie sieht ihn erneut mit der Rothaarigen, flippt aus, feuert den Helm in eine Ecke. Tags drauf geht sie wieder rein, fest dazu entschlossen, es der Rothaarigen zu zeigen. Ich bin besser als die, kann ihn für mich gewinnen! Und oh Wunder, die RH ist weg, er zugänglicher, Rosen ploppen am Horizont auf. Tage später taucht eine Blonde auf, wtf!, jetzt reichts! Sie verhökert den Helm, kauft das Ticket. Aber dann, was hab ich getan? Ich muss wieder rein! Ich kann es noch schaffen, es muss gut werden! Verdammt! Die Kohle reicht nur noch für einen gebrauchten Helm. Das Ding spinnt, aber egal, geht schon, Hauptsache ich komm rein …
Da ist bei mir der Gedanke entstanden, Zozo aus der üblichen Opferrolle rauszuschreiben und sie aktiv ins Handeln zu bringen. Das Hin und Her, das du vorschlägst, ist mit an der Stelle zu schwach und zauderhaft und müsste sich ewig hinziehen, um das glaubhaft abzubilden.
Ich wollte von einer verletzten Zozo eine adäquate Gegenreaktion sehen, indem sie dem Typen, der mit ihr spielt und sie verarscht, mit gleichen Mitteln antwortet. Das ist hart, aber für mich legitim, weil es aus der Rolle fällt, die Frauen in der Beziehungsanbahnung oft zugeschrieben wird: das umworbene, stillhaltende Objekt zu sein, während der Typ das Agens in dem Ganzen sein soll. Sie löst sich davon, dreht den Spieß um. Liegt mir näher als ein ewiges Gefühlschaos. dennoch danke für deine Gedanken und Vorschläge.

Peace, l2f

 

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