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Zu früh (2. Fassung)
(geändert!)
Anja öffnete die Wohnungstür. Ihr Herz klopfte heftig und ihr Mund war trocken.
Seit den acht Uhr Nachrichten hatte sie schon dieses ungute Gefühl. Im Radio wurde von einem schweren Verkehrsunfall auf der A 5 berichtet, und ihr Partner Ralf-Dieter war zu diesem Zeitpunkt auf dem Weg zu einem Geschäftstermin auf der besagten Autobahn. Nervös hatte sie versucht, ihn übers Handy anzurufen, denn normalerweise war er beim Autofahren zu erreichen, weil er seine Freisprechanlage immer eingeschaltet hatte. Aber diesmal war nur die Mailbox geschaltet. Mit mulmigem Gefühl ging sie an die Arbeit und versuchte sich zu konzentrieren. Am frühen Nachmittag versuchte sie noch einmal, ihn telefonisch zu erreichen, aber das Handy war immer noch ausgeschaltet. Anja verstand das nicht, denn Ralf-Dieter hatte ihr erklärt, dass das Meeting nicht so lange dauern würde und er dann anschließend zu Hause wäre.
Sie hielt es nicht mehr länger auf der Arbeit aus und faselte etwas von einem Wasserrohrbruch. Ihr Partner, falls er gesund und munter zu Hause anzutreffen war, würde dies als Kontrollsucht und Nachspionieren bezeichnen.
An der Garderobe hing eine Damenlederjacke, von der süßlicher Parfümgeruch ausging. Wie in Trance hängte Anja ihre dunkle Kostümjacke daneben und ging zum Schlafzimmer, dessen Tür halb geöffnet war. Sie erblasste, erfasste zuerst gar nicht was sie da sah: Auf dem zerwühlten Bett lagen zwei Menschen eng umschlungen. Blonde Locken, heftiger Atem.
Ralf-Dieter und eine Frau mit zerzausten Haaren, sahen erschrocken auf. Die Dame zog die Bettdecke über ihre Blöße und schaute Anja aus großen, hellblauen Augen an. Ihr Gesicht hatte einen dümmlichen Ausdruck angenommen.
"Und tschüss!" schrie Anja, knallte heftig die Schlafzimmertür zu, so dass der Putz von der Decke herunterrieselte und rannte ohne Jacke und Schirm in die kalte Herbstluft hinaus. Er rief ihr etwas hinterher, aber Anja hörte es nicht mehr.
Der Nieselregen hatte sich in der Zwischenzeit zu einem Regenschauer verdichtet. Ziellos eilte Anja durch die Stadt. Der Lidschatten lief ihr als schwarzes Rinnsal über die Wangen, der Wollrock hatte sich voll Nässe gezogen und klatschte ihr beim Laufen schwer gegen ihre Beine. Die Handtasche fest unter ihren Arm geklemmt, sprintete sie zu einer Straßenbahn und stieg ein. Sie hatte kein konkretes Fahrziel, freute sich aber über die Wärme im Abteil. Einige Leute starrten sie an.
"Ich muss ja fürchterlich aussehen" dachte sie und öffnete die Handtasche, um nach ihren Taschenspiegel zu suchen.
Ein heftiger Ruck ging durch den Wagen, als die Straßenbahn an einer Kreuzung abrupt zum stehen kam. Fluchend wurden die Menschen nach vorne katapultiert. Anja rammte mit dem Kopf in einen Nylonrucksack und entschuldigte sich gleich darauf bei einem jungen Mann mit schulterlangen, dunklen Haaren.
"Keine Ursache", lachte dieser und entblößte eine Zahnlücke an den oberen Schneidezähnen.
"Guck mal, rollen da etwa deine Moneten über den Flur?" fragte er und deutete auf zwei 1-Euro-Stücke, die parallel über den Boden wirbelten. Anja drängte sich an ihm vorbei, bückte sich und hob die Münzen auf. Die Straßenbahn fuhr ruckelnd an.
"Wo hat dieser Fahrer nur seinen Führerschein gemacht, wahrscheinlich nicht in der Fahrschule sondern in der Baumschule", schimpfte Anja und taumelte zur Haltestange. Erschrocken bemerkte sie, dass ihre Handtasche immer noch geöffnet war. Schnell stopfte sie den Spiegel zurück, verstaute die Münzen bei ihrem Schlüsselbund und klappte den Bügelverschluss zu.
Der junge Rucksackträger, stand nun in unmittelbarer Nähe zu Anja und nahm Blickkontakt mit ihr auf. Sie fühlte sich gestört. Ja, vielleicht früher einmal, hätte Anja Gefallen an so einem Typ, wie dem da gefunden. Nun konnte sie nichts fühlen. Ähnlich einem Schock nach einem schweren Unfall, begannen allmählich die Schmerzen. Gedanken, die sich in ihrem Kopf drehten, ihre Schläfen klopfen ließen.
Fragen die auftauchten: "Soll ich wieder zurück nach Saarbrücken, in die Pension 'Papa, Mama' einziehen und allen vom Scheitern meiner Beziehung erzählen? Aber dann müsste ich meinen Job bei der Bank kündigen. Nein, das geht nicht!"
Dann Ralf-Dieter - niemals wieder sein spitzbübisches Lächeln sehen und bei seinen Umarmungen, seinen muskulösen Körper spüren. Bei dem Duft von "Joop"-Rasierwasser wird ihr auf längere Zeit zum Heulen zu Mute sein.
"Eigentlich hätte ich mit so etwas rechnen müssen, meine Freundinnen hatten mich damals ausdrücklich gewarnt, diesen Schritt zu tun", grübelte Anja. Natürlich hatte sie nicht auf deren Rat gehört. Nach Anjas Auffassung wollten ihre Bekannten ihn nur madig machen.
"Ja, etwas Besseres als diesen Typen hätte sie verdient, der würde sie doch nur ausnutzen".
Dem konnte sie nicht ganz zustimmen, zumindest was das Finanzielle betraf. Anja war zwar die Besserverdienende in der Beziehung, aber Ralf-Dieter steuerte einen Großteil für Miete und Unterhaltskosten bei. Außerdem machte er ihr oft kleine Geschenke. Ihre Interessen stimmten nicht überein und sie unternahmen vieles getrennt. Genau das war es, was Ralf-Dieter als "Freiräume" bezeichnete und die Beziehung aufrecht hielt, weil sie nicht so aneinander klebten.
"Ich war zu naiv gewesen, das war es. Ich hatte ihm geglaubt was er sagte. Dabei gab es öfters Situationen, bei der ein Hinterfragen recht sinnvoll gewesen wäre. Aber ehrlich sein und etwas zugeben, das konnte Ralf-Dieter nie!" grübelte Anja und fühlte, dass ihr wieder die Tränen über die Wangen rollten. Diesmal waren es Tränen des Zorns.
Anja öffnete die Handtasche erneut, um nachzusehen, ob sie genug Geld für die Rückfahrt nach Saarbrücken dabei hatte. Ein Schreck durchzuckte sie, ihr Herz blieb einen Augenblick stehen: "Wo ist mein Geldbeutel?"
Hektisch durchwühlte Anja den Inhalt ihrer Handtasche: Schlüsselbund, jetzt nutzlos, Reklamezettel von einem Pizza-Home-Service, hätte sie längst mal entsorgen müssen, jedoch das Portmonee blieb verschwunden. Ohne Bargeld und Scheckkarte war sie verloren.
"Suchst du etwas?" wurde Anja von dem dunkelhaarigen Rucksackträger gefragt. "Übrigens, ich bin der Tom."
"Anja", stellte sie sich vor und angelte aus ihrer Handtasche ein Taschentuch hervor.
"Du siehst total fertig aus. Komm, lass uns noch etwas zusammen trinken."
Anja stieg mit ihm an der nächsten Haltestelle aus. Vor einer winzigen Kneipe, über der mit orangenen Leuchtbuchstaben stand: "Zum Revier - Übernachtung und Frühstück", blieb er stehen, öffnete für Anja die Tür und ließ sie eintreten. Wärme, Tabakgestank und das süßliche Liebesgesülze von US 5 aus der altmodischen Jukebox, drang ihnen entgegen. Die Einrichtung war schlicht, massive Holztische und Stühle. Tom winkte den Wirt herbei, der fluchend an den Schankhähnen herumschraubte: "Hallo Willi, bring uns mal bitte zwei Glühwein!"
Tom musterte Anjas nasse Kleidung und bemerkte: "Schön, dass du nun auch den Absprung geschafft hast."
Anja wusste nicht, was sie darauf antworten sollte.
"Spinner", dachte sie, sagte es aber nicht.
"Du brauchst mir gar nichts erklären, ich kann mir alles selbst zusammenreimen", sagte Tom.
Anja nickte abweisend, während sie einen großen Schluck vom Glühwein nahm.
"Ich hatte nämlich diese Tretmühle und die ganzen Leute satt, die mir immer sagen wollten, was ich zu tun und machen habe." Er zündete sich eine Zigarette an und erklärte selbstbewusst: "Ich bin nun mein eigener Chef."
"Hast du eine 'Ich-AG' gegründet?" fragte Anja.
Tom lachte: "So ungefähr." Er öffnete seinen Rucksack. Gummibälle und bunte Bänder quollen heraus.
"Ich bin Zauberer und Jongleur", sagte er nicht ohne Stolz. "Ich verdiene manchmal viel, manchmal wenig, aber immer reicht es für eine gute Mahlzeit und ein Dach über dem Kopf."
"Ich bin Bankkauffrau, und war bis vor kurzem noch glücklich und zufrieden in dieser Riesenstadt Frankfurt."
"Jetzt nicht mehr so glücklich?", fragte Tom und sah sie herausfordernd an.
"Wenn ich ehrlich bin, total unglücklich!" antwortete Anja, durch den Glühwein gelockert.
"Und warum, wenn ich fragen darf, Ärger im Beruf oder Partnerschaft?"
"Partnerschaft, würde ich mal sagen. Vor kurzem dachte ich noch, ich hätte das große Los gezogen. Ich war glücklich und so dumm. Jetzt ist es aus. Ich habe die Beziehung beendet. Und wie ich meinen Partner einschätze, kratzt es ihn nicht. Er hat ja einen guten Ersatz für mich gefunden. Ich weiß nur, ich will ihn nie wieder sehen."
"Und du bist nun auf der Suche nach einer Bleibe für die Nacht. Hast du keine Freundinnen oder Bekannte bei denen du einige Zeit unterschlüpfen könntest bis du eine neue Unterkunft gefunden hast?"
"Nein, so einfach ist das nicht. Im Saarland, meiner Heimat, habe ich viele Freunde und Bekannte gehabt. Die Leute waren viel herzlicher. Hier sind alle irgendwie so isoliert, so egoistisch."
"Und was ist bei deinem näheren Umfeld, deinem Arbeitsplatz?"
"Da hat sich bis auf ein bisschen Smalltalk beim Frühstück und Mittagsessen noch nichts ergeben. Seit einem Monat arbeite ich hier und ich schließe nun mal nicht schnell Freundschaften."
"Ja, am Arbeitsplatz schließt man, zumindest im Rhein-Main-Gebiet, nicht so schnell Freundschaft. Alles läuft so in etwa auf Konkurrenz hinaus. Aber was ist mit deiner Wohnung, deiner Nachbarschaft. Ich zum Beispiel hatte, als ich noch in meiner Mietwohnung in Enkenheim wohnte, recht nette Kontakte zu den anderen Mietern im Hause. Meine Grillparties auf dem Balkon waren berühmt berüchtigt. Außerdem hatte ich immer ein paar Leute, mit denen ich ein Schwätzchen halten konnte."
"Bei meinen Nachbarn habe ich leider die Arschkarte gezogen", antworte Anja und trank ihren Glühwein aus.
"Wie ich dir ja schon gesagt habe, ich bin nicht so zugänglich und etwas misstrauisch. Also die einzige Person, mit der ich ab und zu einen Gruß und ein paar Worte wechsele, ist eine ältere Frau, die Frau Schmidt. Sie grüßte mich fröhlich und winkte mir zu, als ich sie zum ersten Mal im Treppenhaus stehen sah. Später erfuhr ich, dass das Winken ihrer Tochter und ihrer Enkelin gegolten hatte, die nach mir durch die Haustür kamen. Ansonsten war ich leider mit Niemanden hier in engeren Kontakt getreten. Die liegen mir nicht so und ich liege denen nicht."
"Soll vorkommen. Und ist wirklich niemand Nettes und Annehmbares dabei."
"Am Anfang fand ich den Mieter unter uns, den Herrn Schwaiger, ganz symphatisch, zumal er so lustig wirkte. Später stellte sich heraus, dass das alles nur Sarkasmus war. Ralf-Dieter hatte ihn und seine Frau zu einem Kennenlernabend eingeladen. Herr Schwaiger musterte mich mit einem Blick der zu sagen schien 'muss denn d i e auch dabei sein' und sagte dann, dass er an diesen Abend mit seiner Frau ins Musical "Stomp" gehen wollte. Ein anderes Mal vielleicht. Ein anderes Mal gab es leider nicht."
"Die Antipathie schien wohl auf Gegenseitigkeit zu beruhen."
"Das kann man sagen. Von nun an grüßte er mich immer so von oben herab. Meistens hatte er noch einen Spruch parat, der witzig sein sollte, für mich aber nur sarkastisch war. Du musst dir diesen Typen vorstellen, mittelalt, graublonde Haare, die sich in der Mitte langsam lichten. Aber anstatt sie zu einem modischen Kurzhaarschnitt zu trimmen, hat er sie auf Schulterhöhe hängen, was ihn an einen Zirkusclown erinnern lässt. Seine Hosen trägt er meistens mit Hosenträger - soll wohl witzig aussehen, ha, ha, ha - und seine T-Shirts und Hemden quellen mit einer Fettwulst über den Bund. Dabei hat er eine richtig tolle Frau. Groß, schlank, mit langen, dunklen Haaren. Sie trägt meistens enge Jeans, die sie in Stiefel steckt. Eine der wenigen Frauen, die in Stiefel gesteckte Jeans gut tragen kann. Sie erinnert mich im Großen und Ganzen an die 'Katze mit Hut', weiß nicht wieso, von der Augsburger Puppenkiste. Was ich nicht verstehe ist, warum kann so eine tolle Frau sich in so einen Typen vergucken? Wahrscheinlich hat ihr das große Mundwerk und Selbstbewusstsein dieses Herrn Schwaiger imponiert."
"Ist diese 'Klassefrau' wenigstens nett?"
"I wo, die ist hochmütig, grüßt mich in letzter Zeit auch nicht mehr."
"Und wen gibt es sonst noch in deiner Nachbarschaftsnegativliste?" fragte Tom und bestellte sich ein Bier.
"Tja, da wäre diese Frau auf unserer Etage, die Frau Blümler. Die ist geschieden und arbeitslos, das habe ich von der Frau Schmidt erfahren. Das "Blümchen", so wird sie hier im Haus genannt, hat schon von Anfang an etwas gegen mich gehabt. Sie musterte mich und meine Klamotten, als ob sie mich fragen wollte, was so eine "Tussi" in dieser Wohngegend zu suchen hätte. Frau Blümler ist ziemlich moppelig, trägt billige Klamotten und wäscht wahrscheinlich ihre Haare nur einmal in der Woche. Fettig hängen ihr die schwarzen Strähnen ins Gesicht, bäh!"
Tom lachte, zündete sich eine Zigarette an und bestellte für sich und Anja noch einen Glühwein.
"Die einzige Frau, mit der ich mich noch so einigermaßen verstanden hatte, war die Lisa. Sie ist zwar erst Anfang zwanzig aber schon topp im Bankgewerbe. Elegant gestylt kommt sie daher: dunkles Kostüm, weiße Zuchtperlenohrstecker, hohe Pumps. Sie ist Single und wollte nur vorübergehend in diesem herabgekommenen Wohnblock bleiben, bis sie genug Geld verdiente und ihre Traumwohnung gefunden hätte. Am Anfang grüßten wir uns und wechselten öfters mal ein paar Worte, aber später freundete sie sich mit dem ollen Herrn Schwaiger und seiner Frau an und von da ab grüßte sie mich nur noch knapp und sprach nichts mehr persönliches mit mir."
"So, so, so", murmelte Tom spöttisch und schüttelte seinen Kopf.
"Das wär’s dann, obwohl die Leute im Haus im Durchschnitt so in meinem Alter sind, habe ich zu Niemand engeren Kontakt bekommen. Ich weiß nicht woran es liegt. Vielleicht, weil die Hessen so stur sind."
"Vielleicht liegt es auch an dir", bemerkte Tom, worauf ihn Anja sofort mit einem ärgerlichen Blick bedachte.
"Ich bin müde", sagte sie. "Der Tag und der Glühwein, haben mir noch den Rest gegeben. Ich möchte mich gern hinlegen, egal wohin."
Tom stieg die Wendeltreppe hoch und rief: "Hallo Willi, könntest du bitte noch ein Gästebett in meinem Zimmer bereitstellen, für diese junge Dame da." Er schaute zu Anja: "Du bist doch damit einverstanden?" Anja nickte, bedankte sich. Was Besseres konnte ihr eigentlich gar nicht passieren, so ganz ohne Heim und ohne Geld und den Kopf schwer vom Alkohol.
Neugierig folgte Anja ihm zum Gästezimmer. Zwei Schlafgelegenheiten waren vorhanden, ein Doppelbett auf dem Tom saß, und die Stoffbänder aus seinem Rucksack nach Farben sortierte, und ein kleines Bett unter der Dachschräge. Tom verabschiedete sich kurz und sagte, er wolle dem Wirt Bescheid sagen, dass er sich um das Gästebett kümmere.
Anja war kalt, sie hatte einen regelrechten Schüttelfrost. Bis Tom und der Wirt mit dem Bettzeug zurückkamen, legte sie sich zum Aufwärmen unter Toms Bettdecke. Es war ein gutes Bett, nicht zu weich, wahrscheinlich mit Federkern. Überraschend spürte sie unter dem Kopfkissen einen harten Gegenstand. Sie zog das Kissen beiseite. Hier lag unverkennbar schwarz und abgegriffen: ihr Geldbeutel!
"Mein Geldbeutel!" Anja war erst erleichtert, dann empört. Konnte es sein, dass Tom, ihr Gastgeber, der Dieb war? Erst gab er sich als großzügiger Spender aus, ließ sie auf seine Kosten in der Pension übernachten und sich so richtig schön ihren Frust von der Seele reden. Und dabei war er die ganze Zeit über schon im Besitz ihres Geldbeutels. Ob das zu seinen Zaubertricks zählte, den Leuten unbemerkt die Brieftaschen zu entwenden?
Vielleicht aber hatte er ihren Geldbeutel auch nur gefunden, als er bei dem plötzlichen Stopp in der Straßenbahn aus ihrer leichtsinnigerweise geöffneten Handtasche fiel. Möglicherweise wusste er auch nicht, dass sie die Besitzerin war und hätte ihn wahrscheinlich am nächsten Tag im Fundbüro abgegeben.
Anja entnahm ihrem wieder gefundenen Geldbeutel einen zwanzig Euroschein, suchte nach einem Kuli in ihrer Tasche und schrieb auf die Rückseite eines Werbezettels:
"Vielen Dank. Der Geldbeutel war mir. Hier ist dein Finderlohn!“
Anja legte den Geldschein auf Toms Bett und schlich sich unbemerkt durch die Schankstube nach draußen.