Was ist neu

Zurück im Zimmer

Mitglied
Beitritt
29.01.2007
Beiträge
7
Zuletzt bearbeitet:

Zurück im Zimmer

Zurück im Zimmer. Tisch, Lampe, alter langsamer PC, Stuhl. Lange Zeit hatte er hier verbacht. Mathe, Deutsch, BWL, Latein. Dann kurz raus; Volleyball. Gleich wieder zurück; Mathe, Deutsch BWL, Latein.
Eigentlich wollte er gut sein, dann war es ihm aber doch nicht so wichtig gewesen. Dennoch hatte er immer weitergemacht. Einfach so. Hatte vielleicht die Zeit gefehlt, Wünsche reifen zulassen? Vielleicht war es aber auch Verantwortungsgefühl gewesen. Oder war er einfach zu bequem gewesen, sich selbst zu hinterfragen? Er wusste es nicht. Er wusste nur, dass er weiter gemacht hatte. Immer weiter.

Eigentlich wäre es doch auch ein schönes Gefühl, gut abzuschließen. So hatte er immer gedacht. Diese Täuschung war es, die ihm nun immer bewusster wurde. In kleinen akkurat gedruckten Zeilen war das Ergebnis zementiert worden. Wie ein Denkmal aufgestellt vor aller Augen, konnte er es in der Zeitung lesen. Sachlich wurden alle Fakten präsentiert; seine Ziffer war es, die aus der tabellarischen Reihenfolge hervorstach.

„Eins“, stand hinter dort geschrieben; „Eins Komma Null“. Ein Durchschnitt, wie er den meisten unmöglich schien. Ein Durchschnitt, von dem sie alle nur träumen konnten! Er hatte ihn erreicht, dennoch konnte es ihn nicht erfreuen. Was sagte es schon über ihn aus? Ein Streber, das war er für seine Klassenkammeraden. Selbst die Lehrer, Verwandten und Freunde, die ihm alle gratulierten, bestätigtem ihm dies. Was sei er doch für ein außergewöhnlicher junger Mann und wie stolz wären alle auf ihn. Alle hatten sie es ja schon immer gewusst: er würde etwas Besonderes werden! Besonders, das war er jetzt vielleicht, aber nicht so wie er wollte. Was hatten sie ihm alle gegeben? Respekt, aber nichts mehr! Nun war ein Zitat, eine Anekdote, ein gutes Beispiel sogar. Der Junge, an den die Mütter in der Nachbarschaft dachten, wenn sie ihre Kinder mehr lernen sollten. Das Vorführobjekt, das war er jetzt, doch kein Mensch!

Die Zeitung, er hasste sie. Sie hatte ihn dazu gemacht. Die Fakten, die kannte sie alle. Aber nicht mehr! Wer er wirklich war, konnte sie keinem erzählen. Dies wollte sicher auch keiner wissen. Sein Bild hatte schließlich schon jeder. Leicht reden, dass konnten sie alle. In ihren Zimmern stand ein Flachbild-Fernseher, ein neues Ikea-Sofa, das Dolby Surround System und der Highend PC mit DSL-Anschluss. Er hatte nichts davon gehabt, nicht einmal genügend Platz für sich. Doch hatte er immer den Willen gehabt, den Willen dort raus zu kommen. Nichts von all dem Luxus hatte sein Zimmer belegt. Nichts hatte ihn belegt! Er hatte nur den Tisch, die Lampe, den alten langsamen PC, den Stuhl und sich. Das hatte genügt. Das hatte ihn zu dem gemacht, was er heute war.

Nun folgte die Leere. Das Ziel war erreicht, doch war mit der Aufgabe auch jeglicher Sinn weggefallen. Respekt hatte er erreicht, doch wollte er ihn? Wollte er ihn von den Menschen, die alles hatten und doch nichts waren? Andererseits, konnte er nicht vielleicht auch sein wie sie? Einfach abschalten, Spaß haben, die schöne Zeit genießen. Ernst war er immer gewesen, gelacht hatte er viel zu wenig. Raus gehen und Feiern, das sollte er machen!

Plötzlich klingelte das Telefon. Einer der Klassenkammeraden war am Apparat. Einer, von der er es am wenigsten erwartet hatte. Heute Abend sollte er mitkommen, zum Feiern. Ein gute Gelegenheit, dacht er sich. Abschalten, einfach nur Spaß haben. Beinahe unglaublich, dass sein Bekannter genau in diesem Moment mit dieser Frage kam. Vielleicht waren die anderen ja gar nicht so falsch, wie er gedacht hatte. Kurz überlegte er noch, dann wollte antworten. Er öffnete den Mund, als der Andere etwas einwarf. Was dieser genau sagen wollte, hatte er nicht verstanden, doch war es die Richtung gewesen. Irgendetwas mit Gratulationen, Respekt, Anerkennung und all dem musste er hören. Die Zeitung, sie hatte es allen erzählt. Sie hatte ihn zur Respektsperson gemacht. Eine menschliche Statue, die sich nun jeder in sein Zimmer stellen wollte. Das war er nicht! Er wusste wieder was er wollte!

„Vielleicht ein anderes Mal“, hatte er gesagt. Abgelehnt hatte er, mit diesen banalen Worten, die in ihrer Betonung ein anderes Mal schon jetzt ausschlossen. Überrascht hatte der Andere nicht geklungen. Sicher hatte er so eine Antwort schon erwartet. Der Piepston schallte noch nach, als er den Hörer einige Sekunden an seinem Ohr gepresst ließ. Dann war es wieder still. Zurück im Zimmer!

 

Hallo Hagbard Celine,

leider hat mir deine Geschichte nicht allzu gut gefallen. Hauptsächlich deswegen, weil ich deinen Protagonisten nicht verstanden habe.
Es ist sicherlich richtig, dass hochbegabte Menschen es oftmals schwer haben, von der Gesellschaft akzeptiert zu werden. Vor allem Kinder haben es sehr schwer und oft sind sie der Gegenstand von Spott und Streitereien.
Sicherlich ist auch dein Protagonist sehr ungewöhnlich und wird nicht von allen akzeptiert. Allerdings bezweifle ich, dass die Zeitung daran Schuld ist. Ich denke, dass er seit seiner frühesten Kindheit von Gleichaltrigen nicht richtig akzeptiert wurde.

Und warum geht er nicht mit den Anderen Feiern? Das ist doch genau das, was er sich noch ein paar Sekunden vorher gewünscht hat! Was ihn schließlich davon abhält, fand ich sehr fadenschneidig. Ist doch logisch, dass andere Menschen ihm gratulieren - aber warum sollten sie ihn vorzeigen wollen?

Und so entsteht bei mir der Eindruck, dass dein Protagonist einfach ein Jammerer ist, der ständig etwas findet, womit er unzufrieden sein kann. Und da er auch in der Ausarbeitung sehr blass bleibt, interessiert er mich auch nicht besonders. Ändern könntest du das vielleicht, indem du ihm noch einen Hintergrund neben seinem guten Abschluss gibt - vielleicht ist da ein Mädchen, mit dem er gerne ausgehen würde (und er traut sich nicht, sie anzusprechen), vielleicht hat er auch soviel gelernt, weil er einen bestimmten Traum hatte (z. B. ein bestimmter Job wie Arzt etc.)... Es wäre in diesem Zusammenhang auch nicht schlecht, wenn du ihm einen Namen geben würdest. Protagonisten ohne Namen finde ich immer sehr unpersönlich.

Ich hoffe, ich konnte dir mit meinen Anmerkungen weiterhelfen.

Einen lieben Gruß, Bella

 

Hallo!

Schließe mich im Wesentlichen der Vorrede an. Ich habe die Geschichte immerhin bis zum Ende gelesen und mir ist nichts Interessantes oder Aussagefähiges aufgefallen. Dazu ist deine Geschichte teilweise unglaubwürdig.

Ein paar Anmerkungen:
- Gute Noten bedeuten nicht automatisch, dass derjenige ein Genie sein muss. Und gute Noten entstehen auch nicht unbedingt durch viel lernen. Meiner Meinung nach sagen Schulnoten so gut wie gar nichts über Intelligenz aus. Deshalb sollte es mit einem Bonus sozusagen vielleicht deutlicher werden, dass der Typ wirklich intelligent ist - ein außergewöhnliches Hobby zum Beispiel.
- Insgesamt erfährt man recht wenig von der Hauptperson, außer dass er sich über alle anderen ärgert.
-

Was hatten sie ihm alle gegeben? Respekt, aber nichts mehr!
Das jeder ihm Respekt entgegenbringt, wage ich mal zu bezweifeln.
-
Die Zeitung, er hasste sie. Sie hatte ihn dazu gemacht.
Das ist Unsinn. Soweit soetwas überhaupt in der Zeitung irgendwo erwähnt wird, haben das die meisten Leute am nächsten Tag spätestens wieder vergessen. Familie, Nachbarn vielleicht noch. Aber ob er wirklich so behandelt wird? Nein, eher nicht.
-
Die Fakten, die kannte sie alle. Aber nicht mehr! Wer er wirklich war, konnte sie keinem erzählen.
Na, dann kennen die Leute die Fakten ja gerade nicht!
-
Er hatte nur den Tisch, die Lampe, den alten langsamen PC, den Stuhl und sich. Das hatte genügt. Das hatte ihn zu dem gemacht, was er heute war.
Das klingt so, als wenn man automatisch intelligenter ist, wenn man aus reichem Hause kommt. Betonung auf die soziale Herkunft ist schon Okay, aber die Darstellung hier finde ich nicht so glücklich.
-
Eine menschliche Statue, die sich nun jeder in sein Zimmer stellen wollte.
Das bezweifle ich sehr.

Nicht entmutigen lassen! ;)

Beste Grüße

Nothlia

 

Hallo Bella, hallo Nothlia!

Vielen Dank für eure ausführlichen Beiträge. Ich denke sie können mir gut helfen, diese Geschichte noch besser aufzuziehen. Schließlich soll meine Person verstanden werden! ;-)

Bella schrieb:
leider hat mir deine Geschichte nicht allzu gut gefallen. Hauptsächlich deswegen, weil ich deinen Protagonisten nicht verstanden habe.

Der Protagonist ist hochbegabt und auch schulisch erfolgreich. Dennoch ist er nicht zu frieden damit und will auch nicht als etwas Besonderes angesehen werden. Er denkt radikal und kann nur schwer locker sein und grübelt anscheinend auch zu viel über sich nach. Dies macht es ihm schwer, Spaß zu haben.

Bella schrieb:
Allerdings bezweifle ich, dass die Zeitung daran Schuld ist. Ich denke, dass er seit seiner frühesten Kindheit von Gleichaltrigen nicht richtig akzeptiert wurde.

Die Zeitung ist keine Ursache, sie ist ein Auslöser. Er sieht sich an den Pranger gestellt für etwas, worauf andere stolz wären. Er möchte nicht darauf reduziert werden.

Bella schrieb:
Und warum geht er nicht mit den Anderen Feiern? Das ist doch genau das, was er sich noch ein paar Sekunden vorher gewünscht hat! Was ihn schließlich davon abhält, fand ich sehr fadenschneidig.

Es ist sein radikales Denken. Das Lob macht ihm keine Freude, sonder stößt ihn ab. Im Grunde ist es auch nicht seine Welt zu feiern, zumindes hat er es vorher nicht gemacht. Es ist die eigene Unzufriedenheit, die ihn hier antrieb es ausprobieren zu wollen. Er will für einen Moment auch so wie die anderen sein. Dann fällt er zurück in sein Denkmuster.

Nothlia schrieb:
- Gute Noten bedeuten nicht automatisch, dass derjenige ein Genie sein muss. Und gute Noten entstehen auch nicht unbedingt durch viel lernen. Meiner Meinung nach sagen Schulnoten so gut wie gar nichts über Intelligenz aus. Deshalb sollte es mit einem Bonus sozusagen vielleicht deutlicher werden, dass der Typ wirklich intelligent ist - ein außergewöhnliches Hobby zum Beispiel.

Hmm, da könnte man sich etwas überlegen. Es sollte schon hervorgehen, dass er wirklich intelligent ist und nicht nur fleißig allein. Ich denke über etwas geeignetes nach.

Nothlia schrieb:
Das jeder ihm Respekt entgegenbringt, wage ich mal zu bezweifeln.

Das ist so gemeint, dass alle seine Leistungen anerkennen (vielleicht auch durch Neid) ihn aber darauf beschränken. Ohne seine Leistungen würde er nicht wahrgenommen werden, ist seine Befürchtung.

Nothlia schrieb:
Das ist Unsinn. Soweit soetwas überhaupt in der Zeitung irgendwo erwähnt wird, haben das die meisten Leute am nächsten Tag spätestens wieder vergessen.

Kommt darauf an. Solche außergewöhnlichen Fakten bleiben schon im Gedächtnis. Aber wie schon oben erwähnt, es ist nur ein Auslöser.

Nothlia schrieb:
Na, dann kennen die Leute die Fakten ja gerade nicht!

Fakten soll heißen seine Noten. Seine Geschichte, ihn als Mensch, kennen sie nicht.

Nothlia schrieb:
Das klingt so, als wenn man automatisch intelligenter ist, wenn man aus reichem Hause kommt. Betonung auf die soziale Herkunft ist schon Okay, aber die Darstellung hier finde ich nicht so glücklich.

Seiner Ansicht nach lenkt dies alles nur vom Wesentlichen ab. Er sieht sich als klüger, weil er nicht abgelenkt wurde.


Ich hoffe meine Figur ist jetzt etwas verständlicher. Ich denke darüber nach, wie ich es im Text noch logischer machen kann. Über weitre Tipps freue ich mich natürlich.

Viele Grüße,

Hagbard

 

@Hagbard

Es freut mich, dass du mit meinem Kommentar etwas anfangen kannst.

Für mich ist auch nicht ganz klar geworden, dass dein Protagonist hochintelligent ist. Ich habe es eher so aufgefasst, dass er ein ziemlicher Streber ist. Vielleicht kannst du das deutlich machen, wenn du z. B. eine Rückblende zu seiner Kindheit einbaust.
Es ist ja oft so, dass hochintelligente Kinder mit Gleichaltrigen nichts anfangen können, weil die Anderen viel länger brauchen um bestimmte Spiele zu kapieren (nur so als Beispiel).

Evtl. kannst du dir in diesem Wikipediaarikel ein paar Anregungen holen:

http://de.wikipedia.org/wiki/Hochbegabt

Lieben Gruß,
Bella

 

Hallo Hagbard,

mit Verlaub, Dein Prot wirkt eher wie ein Underdog, ein Rocky Balboa, der es den anderen durch das Mehr an Fleiss und Einsatz beweisen will und beweist denn wie ein Hochbegabter.
Dafür finde ich seine Ablehnung bzgl. der Partyoption nachvollziehbar und präsent, doch auch hier ist es eher der Trotz eines Aussenseiters, der nicht unbedingt wegen seiner Intelligenz sich ausgrenzt, sondern weil es am Ende eines Lebenstraumes feststellt, daß er sein Ziel erreicht hat.

Also wenn es Dir wirklich um die Hochbegabung ging, dann lass ihn weniger schwitzen, weniger angestrengt sein, vielleicht spielt er Schach im Club oder löst komplexe Gleichungen im Kopf.
Und mit z.B.

Besonders, das war er jetzt vielleicht,
bestätigst Du den Underdog, denn der Hochbegabte wäre nicht erst jetzt besonders, sondern halt sein Leben lang schon immer gewesen.

Grüße,
C. Seltsem

Einer, von der er es am wenigsten erwartet hatte.
dem
Vielleicht waren die anderen ja gar nicht so falsch, wie er gedacht hatte.
die Anderen
Ein gute Gelegenheit, dacht er sich.
dachte er sich

 

Hallo Hagbard Celine,

Deine Geschichte hat Potential, aber ich muß mich leider meinen Vorrednern anschließen; für mich kann der Protagonist auch eher so rüber, als wär er anstatt außergewöhnlich begabt einfach nur wahnsinnig fleißig. Der Einstieg hat mich auch schon auf diese Fährte hingewiesen; er ist sehr, sehr fleißig.

Dagegen: Ist jemand wirklich hoch begabt, muß er logischerweise gar nicht soviel lernen wie seine Mitschüler, denn er begreift alles sehr schnell, wenn nicht sogar auf Anhieb.
Das ist jetzt auch mein Kritikpunkt: Vielleicht wäre es besser, wenn Du ihn entweder zum fleißigen Streber machst oder ihn hochbegabt sein läßt. Hier ist Deine Phantasie gefragt, was die Geschichte betrifft; ich hätte es gut gefunden, wenn Du mehr aus seinem Leben erzählt hättest, auch mehr darüber, wie er in der Schule mit Mitschülern umgegangen ist und wie diese mit ihm. Das hätte die Geschichte wohl auch einen Tick lebendiger gemacht. :)

Liebe Grüße
stephy

 

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom