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Zur falschen Zeit am falschen Ort

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18.12.2009
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Zur falschen Zeit am falschen Ort

- Ding Dong, Ding Dong - Mh, das kann doch nicht sein, welcher - DING DONG! „Ist ja gut ich bin unterwegs!“ Nicht mal ausschlafen kann ich dabei bin ich noch nicht mal nüchtern. Wie spät ist es? Fuck schon halb vier, das ist bestimmt Danny.

„Na endlich, warst du im Koma oder was? Ich klingle schon seit 10 Minuten.“
„Ja ja, sorry man war gestern Abend echt übel, komm erstma rein, ich brauch nen Kaffee, haste noch was zu rauchen?“
„Ja klar, für einen reicht’s noch, aber wir müssen gleich mal bei Derek vorbei.“
„Ok, fahren wir mit deinem Wagen?“
„Hatte ich geplant, mit deiner Dreckskarre kann man sich ja nicht sehen lassen.“
„Ich weiß, aber besser als nix, ich wasch mich mal eben und zieh mir was an, setz dich ins Wohnzimmer, kannst ja schon mal bauen.“

Ich schlendere noch halb benommen durch meinen Flur in Richtung Badezimmer, während Danny es sich im Wohnzimmer gemütlich macht und alles zum Bauen rausholt. Ich bin Mike, 22 Jahre alt und friste ein ziemlich unbeschwertes Leben in dem es hauptsachlich um Drogen, Alkohol und Party geht. Mein bester Freund Danny ist einen Monat älter als ich. Man kann unsere Freundschaft getrost als Sandkastenbekanntschaft bezeichnen. Vom gleichen Kindergarten auf dieselbe Schule und von dort in denselben Stadtteil von Berlin. Ausbildung? Naja, wie sagt man so schön, ich habe mich bemüht, aber von der Tatsache abgesehen, dass Fleiß in meinem Wortschatz noch seltener benutzt wird als Ehrgeiz, waren meine Erfolgsaussichten mit einem Realschulabschluss von 3,8 sowieso von Anfang an leicht überschaubar. Ich habe es mittlerweile immerhin geschafft mit Gelegenheitsjobs, sei es am Rande oder schon in der Kriminalität über die Runden zu kommen. Ab und zu schaffe ich es auch vier Wochen am Stück bei meinem Vater in der Firma zu arbeiten. Man wird dort gar nicht schlecht bezahlt, was man jetzt in der Kartonherstellungsbranche nicht unbedingt erwarten muss. Nun gut, ich habe es nicht erwartet. Aber mal ganz ehrlich, abgesehen von dem Geld, Kartons herstellen? Die nächsten 20 oder 30 Jahre? Nein ganz ehrlich, vorher hänge ich mich im Dachstuhl auf. Nein, ich bin gar nicht mal unzufrieden mit meinem Leben, vielleicht ist Gelegenheitssex, Glücksspiel und Alkohol keine Lebenseinstellung, aber Spaß macht es allemal. Wenn es wirklich schlecht läuft ist ja immer noch Danny da, von seinem Abschluss mit 3,7 mal abgesehen gibt es nicht mehr viele Unterschiede zwischen uns beiden. Bis auf die Tatsache dass sein Vater, ein wohlhabender Unternehmer, ihn in allen Belangen unterstützt und ihn nicht, entgegen meines Vaters, dazu zwingt „sich alles selbst zu erarbeiten“, aber das ist ein anderes Thema.
Nach dem ich ausgiebig geduscht habe und erstaunlicherweise noch ein sauberes T-Shirt sowie eine Jeans und eine frische Boxershort in meinem Schrank finden konnte, gehe ich zurück ins Wohnzimmer wo der halbe Joint im Aschenbecher auf mich wartet.
“Hast du dich noch geschminkt, oder was hast du solange im Bad gemacht? Mal abgesehen davon, dass das Ergebnis die Zeit schon mal gar nicht rechtfertigt!“
„Halt die Fresse, wenigstens bin ich nicht wie so ein Mädchen schon um eins abgehauen.“
„Nicht wie, sondern wegen einem Mädchen man, im Gegensatz zu dir kriege ich es gerne noch mit wenn ich eine ficke.“
„Nur weil du Penner besoffen keinen hochkriegst.“
Ich grinse Danny an und mache mich auf den Weg Wasser zu holen ohne dabei Anstalten zu machen den Joint aus meinem Mund zu nehmen.
“Du hast gar nicht mehr mitbekommen das es gestern noch Stress gegeben hat oder?“
„Ne, was war denn los?“
„Ach hier Tarek, der Cousin von Derek hat sich so ne Olle klar gemacht. Hat ihrem Freund wohl nicht so gefallen und da hat er Tarek die Zähne ausgeschlagen.“
„Nicht im Ernst, oh man da wird Derek ja gut drauf sein.“
„Lass es uns rausfinden.“

Ich drücke den Joint aus und schnappe mir meine Schlüssel während Danny den Fernseher ausmacht, dann verlassen wir die Wohnung. Auf dem Weg zu Derek legen wir noch einen Zwischenstopp an einer Tanke ein Zigaretten, Cola und einen Sixer Bier für heute Abend. Bei Derek angekommen fällt mir sofort auf, dass etwas nicht stimmt.
„Verdammt die Tür war gestern aber noch vorhanden,“ meint Danny,
während er mit einem großen Schritt über die Trümmer der Eingangstür steigt. Im Flur sieht es so aus wie es die eingetreten Tür hat vermuten lassen, irgendetwas ist ziemlich hart und häufig an die Wand geschlagen worden. Die zurück gelassenen Macken und der abgesplitterte Putz lassen den Flur, zusammen mit den Holz- und Glassplittern der Tür und dem mitten im Gang liegenden Briefkasten, wie nach einem Amoklauf aussehen. Ich drehe mich grinsend um und meine:
„Hoffentlich lebt Derek noch, sonst müssen wir uns nachher nen neuen Dealer suchen.“
„Irgendwann schlagen sie dir auch noch mal dein Gesicht ein,“ erwidert Danny,
in dessen Gesichtsausdruck ich erkennen kann dass er den Anblick wohl nicht ganz so lustig findet. Zu meiner Überraschung hängt die Tür von Derek noch in ihren Angeln. Nach mehrmaligem Klopfen geht die Tür auf und Derek steht, für mich wiederum nicht so überraschend, mit blauem Auge, Schnittverletzungen im Gesicht und einer bandagierten Hand vor mir.
“Scheiße, Derek! Hab ich dir nicht gesagt das dein Hang zum SM dich irgendwann mal umbringt?“
Ich gebe ihm lachend die Hand und schiebe mich an ihm vorbei in seine Wohnung.
„Halt bloß dein Maul, im Gegensatz zu diesem scheiß Tommy kann man in meiner Bude wenigstens noch wohnen“, raunt mir Derek entgegen,
er schließt die Tür hinter sich und wir gehen in sein Wohnzimmer. Hier sieht es ein wenig aus wie im Flur, nur dass es hier nichts Außergewöhnliches ist.
„Warum lässt du den Flur nicht einfach so? Dann fällts nicht auf wenn du hier nicht aufräumst. Was war hier eigentlich noch los, alles wegen Tarek?“
„Tarek? Tommy dieser Idiot schlägt meinem Cousin erst alle Vorderzähne aus und meint dann, hier bei mir zu Hause weiter Terror zu schieben.“
„Was war dann los?“
„Wir saßen hier mit ein paar Jungs und haben was getrunken, als der auf der Straße total durchdreht. Da sind wir raus, haben ihm gezeigt, was er hier zu melden hat und meinen Cousin ins Krankenhaus gebracht. Als wir wiederkamen, wartete Tommy schon hier. Zu zehnt oder so sind die hier angetanzt, das Ergebnis habt ihr ja schon gesehen.“
„Oh verdammt Derek, immer die gleiche Scheiße! Nächste Woche hat Tommy wieder ne Neue und an die Otze von jetzt erinnert sich kein Arsch mehr. Was willste denn wegen Tommy machen? Oder war’s das?“
Durch Dereks Gesicht huscht ein fieses Lächeln, in dem Moment wird mir klar, dass noch lange nichts gelaufen ist.
„Wegen ihm machen? Keine Sorge, das hat sich schon erledigt. Nachdem die gestern hier weg waren, sind wir bei Tommy zu Hause vorbei. Dieser verdammte Idiot, ne riesen Fresse bei uns und dann zu Hause mit seiner Familie wohnen. Auch egal, auf jeden Fall sind wir zu ihm nach Hause, haben seinem Vater freundlich erklärt was los ist und ihm seine scheiß Hütte angezündet.“
„Scheiße, Derek das kannst du doch nicht bringen,“ schreit Danny ihn an.
Ich und Derek gucken uns mit dem gleichen verwunderten Gesichtsausdruck an.
„Du solltest aufhören mit der Hormonbehandlung, du bist ja schon ne halbe Pussy,“ wirft Derek ihm entgegen um dann gemeinsam lachend mit mir abzuklatschen.
„Aber jetzt mal ohne Witz,“ entgegne ich. „Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass Tommy das auf sich sitzen lässt, jede Wette, der überlegt jetzt schon, wie er dich als nächstes dran kriegt.“
„Wollen wir doch mal sehen was er machen will, die nächsten Wochen wird er erstmal mit renovieren beschäftigt sein. Aber ma neben her, ihr seid doch nicht hier, um mir euer Mitleid auszudrücken.“
„Was soll ich sagen, Derek, du scheinst den sechsten Sinn zu haben“, grinse ich ihn an.
„Oder liegt es daran, dass wir die letzten Monate regelmäßig bei dir auf der Matte stehen?“
„Das wird wohl der sechste Sinn sein,“ entgegnet Derek und verschwindet kurz in einem Nebenzimmer. In der Zeit holen Danny und ich schon mal unser Geld raus.
„Und Jungs, was habt ihr heute noch vor,“ fragt Derek, während er die Tür zum Nebenzimmer beim Zurückkommen wieder hinter sich schließt.
„Eigentlich nichts mehr, ich kann von gestern noch kaum gradeaus gucken und Danny ist auch nicht der Fitteste. Sollen wa noch einen rauchen, bevor wir wieder starten?“
„Ne jetzt nicht, ersma duschen und dann muss ich noch en paar Besorgungen machen, beim nächsten Mal Mike.“
„Alles kla, dann machen wir uns jetzt auch wieder aufn Weg.“
Derek bringt uns zur Tür, gibt uns die Hand und lässt uns raus. Dann geht alles sehr schnell. Derek hat das Schloss noch nicht ganz entriegelt, da fliegt die Tür auf, ich bekomme einen Schlag auf den Hinterkopf und werde zur Seite geschleudert. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie mindestens zehn Leute im Flur um die Haustür stehen und auf sie einstürmen, ich bekomme noch einen Schlag mit. Danach wird mir schwarz vor Augen.

Mittlerweile sind drei Wochen vergangen. Ich weiß jetzt, dass Derek sich vertan hatte, Tommy hatte nicht zuerst seine Wohnung renoviert. Während ich ausgeknockt im Flur lag müssen Danny und er mächtig kassiert haben. Derek hat die ganze Aktion nicht überlebt, er ist noch vor Ort an seinen Verletzungen gestorben. Danny liegt noch im Krankenhaus und lernt grade wieder zu kauen. Viel reden konnte er bis jetzt noch nicht, aber ich glaube, er hatte viel Zeit um über sein Leben nachzudenken. Und ich? Nunja, eine Gehirnerschütterung habe ich auch davongetragen, aber anscheinend war ich dadurch, dass ich im Flur lag, wohl nicht im Blickfeld von Tommy und seinen Leuten. Ich bin grade auf dem Weg zu Marvin, auch wenn es traurig um Derek ist, mein Leben geht ja schließlich weiter und ohne Gras komme ich nach einer Party einfach nicht klar. Und mal unter uns, zweimal im Leben kann man ja nicht so ein Pech haben wie ich und Danny, oder?

 
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Hallo Don90,

so ein Korrektur-Center ist doch eine feine Sache, trotzdem habe ich noch einen Kommafehler entdeckt: - Danny bringt uns zur Tür gibt, uns die Hand - das Komma kommt nach der Tür.
Ansonsten habe ich bei den Dialogen deiner Geschichte nicht immer so durchgeblickt, das liegt vielleicht auch daran, dass ich mit Leuten in so einem Mileu noch nichts zu tun hatte.
Der Sinn der Geschichte - du wolltest wohl den Alltag eines Nullbock-Looser-Kiffers schildern, der in seinem Leben nichts ändern will.

Gruß
Leia4e

 

Hallo Leia4e,

Ersteinmal danke fürs lesen und für den Kommentar. Den Fehler habe ich natürlich eben ausgebessert.

Hatte nicht gedacht das die Dialoge so unverständlich sind, was genau ist denn nicht klar?

 
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Hallo Don90,

zum Beispiel: "Nächste Woche hat Tommy wieder eine Neue an der Otze".
Okay, so spricht man in der Szene. Ich z. Bsp. rätsle, was bedeutet das? Hat Tommy etwa eine neue Kundin an der Nadel etc.

Gruß
Leia4e

 

„Oh verdammt Derek, immer die gleiche Scheiße! Nächste Woche hat Tommy wieder ne Neue und an die Otze von jetzt erinnert sich kein Arsch mehr.

Du hast den Satz nicht ganz richtig gelesen, Otze ist ein umgangssprachlicher, zugegeben ziemlich abwertender Begriff für eine Frau.

 

Hallo Don90,

jetzt verstehe ich den Satz.
"Otze", als Schimpfwort für Frau habe ich, obwohl ich öfters Berlin besuche, noch nicht bewusst mitbekommen. Gut zu wissen, das Wort könnte ich mir mal merken. Bei uns in Südhessen gibt es für den Begriff u. a. "blöde Schrunz", der "artverwandt" mit "Otze" sein könnte.:)

Gruß
Leia4e

 

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