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Zwei alte Männer
"Wenn einer grübelt dann doch wohl ich", sagte Lucifer zu Gott. "Schliesslich bin ich doch der, der stets das Böse will aber nur das Gute schafft. Was glaubst du wohl, was mich das ankotzt".
Er warf die Serviette so wütend auf den Tisch, dass der Kaffee die weisse Hose Gottes braun färbte.
Der alte Mann schnippte eine pummelige Blondine herbei, die mit einem Lappen bewaffnet, eilfertig seine Hose säuberte. Am Schritt angekommen lehnte sich Gott leicht seufzend zurück und lies das Pummelchen eine Zeit lang rubbeln.
"Mein Gott", rief Lucifer aus, "das ist ja zum Hörner raufen, sich das angucken zu müssen. Schick die Kleine wieder zurück zum Torwächter, bevor noch einer mitbekommt, dass sie unten fehlt".
Grummelnd scheuchte Gott sie weg, nicht aber ohne ihr vorher in den ausladenden Hintern zu kneifen.
Lucifer wischte sich die Krümel eines Brötchens aus dem Bart und meinte kauend: "Also, bei der Nächsten, die hier ankommt, müssen wir echt diplomatisch entscheiden, zu wem sie kommt. Es kann nicht angehen, dass du dir alle Blondinen, Brünetten und Rothaarigen unter deine göttlichen Nägel reisst und für mich nur die Haarlosen und die Männer übrig bleiben".
„Ich dachte immer, der Teufel wäre schwul“, entgegnete Gott. "Habe ich dich nicht so erschaffen? Ich werde schon langsam vergesslich. Und was die Frauen angeht: Du kannst die Schwarzhaarigen haben. Die haben immer so eine krasse Unterarmbehaarung, das törnt mich echt ab“.
„Dann kann ich wenigstens die Schwarzhaarigen vor deinem Zugriff retten“, meinte Lucifer. Gott entwand dem Teufel das Brötchen und biss herzhaft hinein. „Was meinst denn damit?“, fragte er kauend.
„Ich meine deine alberne Verkleidung als Arzt im weissen Kittel, der bei allen Frauen unter vierzig erst eine Brustkrebsvorsorgeuntersuchung machen muss, bevor die ausführliche Anamnese beginnt“.
„Psst, sei doch mal ruhig“, fahrig unterbrach Gott seinen besten Freund, „Hörst du nichts?“
„Doch, da kommt jemand die Treppe hoch. Ist bestimmt einer der Torwächter, die werden immer sauer, wenn sie uns hier oben auf der Dachterasse erwischen".
Die Balkontür schwang auf, und Raffael, einer der Torwächter, kam auf die beiden zu, ganz in Weiß, mit weißen Turnschuhen. „Hey alter Mann und Mr. Schmitt. Dacht ich´s mir, dass ich euch beide hier oben erwische. Es ist Zeit für eure Medizin, und dann ab zur Gruppentherapie.“