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Zwetschge

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25.05.2018
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Zwetschge

Nicht, dass es eine Rolle spielt, aber der Zwetschge ist tot. Das kam so: Gestern saß ich in der Kneipe, wie eigentlich jeden Tag, und natürlich kam dann irgendwann auch der Zwetschge vorbei. Ich musste gar nicht aufsehen, um das Naserümpfen zu erahnen, das da in der Luft lag, lange ist's ja noch nicht her mit den Gerüchten, von wegen, dass da was mit der Kleinen von den Müllers war, dass der Zwetschge sich an ihr vergangen haben soll. Ich hab da nie so wirklich viel drauf gegeben, weil ich ja fand, dass der Zwetschge selbst noch ein halbes Kind war, zuzutrauen wär's ihm aber schon, der Kerl hatte ja 'n Haufen Unsinn im Kopf, wenn der Tag lang war. Ein Mal kam er zum Beispiel hier in die Kneipe, stellte sich, ohne ein Wort zu sagen, mitten auf den Tresen, und pisste los.
Ja, so einer war das, und außerdem war er 'n Zwerg, auch schädelmäßig. Da war nämlich nicht viel los bei dem.

Also, zu viel taugte der nicht. Aber weil seine bucklige Mutter was zu futtern brauchte und der Zwetschge ja dem Alter nach schon erwachsen war, musste er das Geld für die beiden ranschaffen. Die Bucklige jagte ihn morgens aus dem Haus und dann ging er Blumen pflücken, und heimkommen durfte er erst wieder, wenn er die Blumen losgeworden war und stattdessen ein paar Münzen in der Tasche hatte.
Zuerst fanden die Leute das auch noch lustig und steckten ihm gerne mal was zu, aber nach 'ner Weile war's eigentlich nur noch langweilig und nervig. Und als dann auch noch die Gerüchte rumgingen, da nagten der Zwetschge und seine arme Mutter so richtig am Hungertuch.

Gestern hatte der Wirt jedenfalls Namenstag, und natürlich wurde da schon vormittags so heftig gebechert, dass die Ersten bereits unter'm Tisch lagen, als der Zwetschge mit seinen Blumen vorbeikam. Ich war ja kurz davor, ihm den Strauß abzukaufen, das waren nämlich ganz besondere Blumen, sag ich dir, keine Ahnung, wo er die herhatte, knallegelb waren die und so'n bisschen haben die mich an die Trompeten von den Wandermusikanten erinnert, die hier im Sommer immer durch die Stadt ziehen. Aber bevor's so weit kam, standen schon zwei von den Saufbrüdern vor'm Zwetschge und ich konnte noch hören, wie einer von denen den armen Kerl zulallte.
»Hömma, Zwetschge«, hat der gesagt, »wenn'de deine ollen Blumen da wegfutterst, dann kriegste von uns doppelt so viel Knete als wie'de sonst dafür bekommen würdest.«
Man konnte richtig dabei zusehen, wie's zu rattern anfing in dem Zwergenschädel, die Zunge hat er rausgestreckt und sich fast die Finger verrenkt, als er rausfinden wollte, wie viel doppelt so viel eigentlich ist. Irgendso'n Kerl, den ich gar nicht kenn, meinte noch, seinen Senf dazugeben zu müssen, »Lass das mal besser bleiben, Junge« hat der gesagt, aber da war's beim Zwetschge schon wieder vorbei mit Denken, der hatte schon angefangen, den Strauß ratzeputz wegzufuttern.
Das war vielleicht 'n Anblick, wie der die riesigen Blüten auffrisst, kann man sich gar nicht vorstellen, was da in der Kneipe für 'ne Stimmung herrschte! Und irgendwie dachte dann auch keiner mehr an die Sache mit der Kleinen von den Müllers, der Zwetschge wurde an den Tresen gepflanzt und man goss ihm was zum Saufen ein und feierte ihn, als ob in Wahrheit er derjenige wär, der Namenstag hat.

Alles schön und gut bis hier, aber nach 'ner Weile wurde der Zwetschge laut und beschwerte sich über seinen trockenen Mund. Da hat man ihm halt noch mehr zu saufen gegeben, aber der Mund wollte nicht mehr feucht werden, und komisch fand ich ja auch, dass der Zwetschge plötzlich so merkwürdige Augen hatte. Da war gar nix Weißes mehr zu sehen, nur noch schwarz.
Ja, und dann ging's so richtig los, auf einmal stand der Zwetschge wieder auf dem Tresen und zerriss sich das Hemd, »Da bummts, da bummts!« brüllte er, wie am Spieß, und deutete dabei da hin, wo das Herz sitzt. Die ganzen Saufbrüder haben sich gekringelt vor Lachen, aber dem Zwetschge war gar nicht mehr zum Lachen zumute, der kreischte wie ein Wahnsinniger mit seinen Kuhaugen und kratzte sich die Brust blutig, als wollte er sich das Herz rausreißen. Da wurd's mir zu bunt und ich dachte, den muss mal einer an die frische Luft bringen, der hat zu viel gesoffen, der kleine Mann, aber als ich auf ihn zuging, da zerschlug er seinen Bierkrug und starrte mich an, als ob ich ihm ans Leder wollte, und dann, ich stand direkt vor ihm, dann rammte er sich den zackigen Bierkrug in den Hals und das Blut schoss aus ihm raus und dann war's ganz still, als der Zwetschge vom Tresen krachte und tot auf'm Boden lag.

Nee, das war kein schöner Anblick, und noch schlimmer war's, als wir's seiner Mutter verklickerten, dass es den Zwetschge jetzt nicht mehr gibt, da sackte die zahnlose Alte nämlich auf der Türschwelle in sich zusammen und war in ihren Lumpen verschwunden, nur der Buckel ragte noch in die Höhe.
Na ja, aber so ist das Leben, und wirklich gut hat der Zwetschge es ja eh nicht gehabt, hier, bei uns.

 

Hallo jimmysalaryman,

deinen Einwand finde ich sehr interessant. Als ich den Text nämlich geschrieben habe, hatte ich das tatsächlich noch in etwa so umgesetzt, wie du es dir gewünscht hättest - ich habe den Leser ausgeblendet und die Geschichte direkt an den "Mann am Tresen" gerichtet, ich wollte auch die gesamte Geschichte in Anführungszeichen packen.

Lustig, dass du da gerade diese Stelle

Du weißt ja, gestern, der Wirt, Namenstag und alles, und klar, muss ich dir nicht sagen, vormittags schon alle brack und unterm Tisch, als der Zwetschge mit seinen Blumen vorbeikam.

hervorhebst und "verbesserst", weil ich das nämlich anfangs fast genau so drin hatte, dieses "weißt ja, dass der Wirt gestern Namenstag hatte".

Auch das "sag ich dir" hast du entdeckt, das noch ein Überbleibsel von der Urfassung ist, das ich einfach übersehen habe - kurz vor Einstellen habe ich die nämlich alle rausgeschmissen, diese direkten Ansprachen, die "weißt ja"s und "kannste dir ja vorstellen"s. Auch, weil die Person, der ich die Geschichte zuerst gezeigt habe, mich darauf hingewiesen hat, dass das wie aus einem Kinderbuch klingt, leicht infantil, und ja, das fand ich dann auch und hab es bleiben lassen.

Wahrscheinlich benötigt einfach eine Menge Eindenken in und Identifikation mit dem Erzähler, um das gekonnt umzusetzen, ohne, dass es störend oder aufgesetzt wirkt. Momentan ist es allem Anschein nach noch ein Mischmasch aus Leser und Tresennachbar. Ich werde mit etwas Abstand mal überlegen, ob ich das noch anpassen möchte, ob ich denke, dass mir das gelingt und ob ich glaube, dass es die Geschichte auf eine andere Ebene heben kann. Spannend und überdenkenswert finde ich deinen Kommentar allemal, daher vielen Dank fürs Draufstoßen!

Liebe Grüße,

Lani

 

Hallo Lani,

von sowas kann ich echt ein Liedchen singen ... wohne in einem Dorf ...:-)

Der Metzger Ortsausgang hatte mal ein Schild an seiner Tür "Wegen Krankheit geschlossen".
Nun passierte tatsächlich folgendes, am anderen Ende des Dorfes, hatte er, laut der Leute einen Schlaganfall und war in der Nacht verstorben. Erste Beileidsbekundungen auf Facebook u.s.w.
Hat ihn ziemlich überrascht, als er nach seiner Blinddarm OP nach Hause kam.

Daher, die Geschichte tut gut daran nicht zu detailliert auf alles einzugehen. Immerhin sind das ja nur Saufbrüder und deren Gerede bleibt in der Regel eben an der Oberfläche.

Du könntest auf manches näher eingehen, ich glaube nur, der Plauderton würde darunter leiden.
Daher von meiner Seite ...
That's it.

Gern gelesen, liebe Grüße
Charly

 

Hallo wieselmaus,

vielen Dank für deine Eindrücke :)

Da sind keine Menschenfreunde beim Saufen und wirklich auch keine Gartenfreunde.

:D

Ich schließe mich denen an, dass du den Ich-Erzähler in die Geschichte mit dem missbrauchten Mädchen einbinden könntest. Aber dann würde sie deutlich länger werden, und ich weiß nicht, ob die dichte Atmosphäre im Wirtshaus nicht etwas untergehen würde.

Ja, das war auch mein Gedanke, ich wäge da aktuell noch ab. Ich weiß nämlich auch nicht, ob ich den Erzähler, so grässlich auch erscheinen mag, so darstellen möchte. Er ist ja in vielerlerlei Hinsicht schon sehr grausam, in seiner Beiläufigkeit, seiner Abgestumpftheit, gleichzeitig blitzt aber auch ein Funken Menschlichkeit durch, finde ich. Wenn er den Zwetschge vor die Tür bringen will zum Beispiel oder im Schlusssatz. Keine Ahnung, ob ich ein komplettes Monster aus ihm machen möchte. Andererseits, wenn man das, wie es hell vorgeschlagen hat, am Ende beiläufig einbaut, wäre das sicher auch stark, vielleicht würde man sich noch mehr schütteln, wenn man erfährt, brr, und dem hab ich so lange zugehört! Mal schauen.

Ein von der Umwelt verachtetes menschliches Wesen wird mit Engelstrompeten ins Paradies befördert. Wenn das nicht Zynismus ist!! Oder doch ein Trost für die Mutter??

Hm, so weit habe ich gar nicht gedacht. Möglicherweise hat sie tatsächlich die Hoffnung, dass er dort weniger leidet und findet in dem Gedanken ... Trost.

Engelmacherin ist meine Assoziation in diesem Kontext, ebenfalls ein euphemistischer Ausdruck aus einem ebenso gruseligen Umfeld. Gut gewählt!

Das hat jetzt nur noch indirekt was mit der Geschichte zu tun, aber wo wir schon bei Assoziationen sind, der Engelmacher - in diesem Kontext tatsächlich sehr passend - hat mich eben daran erinnert, dass ich mir mal vorgenommen hatte, eine Engelmachergeschichte zu schreiben - dabei kam ich aber recht schnell zu der Erkenntnis, dass das unheimlich viel Feingefühl benötigen würde, um nicht einfach nur ... pervers und abstoßend zu wirken, und habe den Plan vorläufig verworfen, um mir nicht die Finger daran zu verbrennen. Aber ... Ja, du hast die Idee mit deiner Anmerkung wieder wachgekitzelt, dafür danke ich dir, und auch für den Rest deines Kommentars - freut mich sehr, dass die Geschichte dich mitreißen konnte :)

Hallo linktofink,

auch dir ganz herzlichen Dank für deinen Leseeindruck :shy:

Ich muss zugeben, dass es mir gefällt, dass du diese auf den ersten Blick etwas fremd, abwegig wirkende Geschichte auf "unsere Welt" überträgst und deine Gedanken dort weiterspinnst. Das ist sicher nicht der schlechteste Effekt, den eine Geschichte haben kann.

Kann man halt nix machen …, oder?

Doch, irgendwas immer ..., oder?

Liebe Grüße,

Lani

 

Hallo Lani,

ich find ja den Namen Zwetschge schon mal total gut. Lautmalerisch klingt das nach matschig, nach nicht viel wert, nach mit dem kann man’s ja machen, den zerquetsch ich mit der linken Hand. Uaah.

Kennst du eigentlich Helge Schneider? (Falls nicht, gibt ein paar YouTube Videos von ihm ...) Der erzählt gerne mal von seinem „Eduscho-Studium“, wie er im Stehcafe alten Männern beim Quatschen zugehört hat und daraus entstand dann Material für seine Shows.

Nicht, dass es eine Rolle spielt, aber der Zwetschge ist tot.

Dieser erste Satz ist der Hammer.

Ich hab da nie so wirklich viel drauf gegeben, weil ich ja fand, dass der Zwetschge selbst noch ein halbes Kind ist, zuzutrauen wär's ihm aber schon, der Kerl hatte ja 'n Haufen Unsinn im Kopf, wenn der Tag lang war.

Hier kommst du mit den Zeiten (und dem Konjunktiv) in’s Schwimmen. An den fett markierten Stellen rutschst du in die Gegenwart, davor und danach bist du in der Vergangenheit.
Ich hätte hier erwartet: „… selbst noch ein halbes Kind war, zuzutrauen gewesen wär’s ihm aber schon …“ oder, wenn dir das zweite Konstrukt für den Suffkopp zu komp-p …, dingsda :D ist, dann halt Indikativ: „ … zuzutrauen war’s ihm aber schon …“
Mir ist schon klar, dass der Text wie gesprochene Rede ist und deswegen der Indikativ angesagt ist. Wie gesagt, hier geht es mir um die Zeit.
Na ja, vielleicht willst du es trotzdem so lassen. Wäre wohl vertretbar. Vielleicht genügt es, sich das bewusst zu machen, was hier sprachlich passiert. Weißt du, was ich meine?

Man konnte richtig dabei zusehen, wie's zu rattern anfing in dem Zwergenschädel, die Zunge hat er rausgestreckt und sich fast die Finger verrenkt, als er rausfinden wollte, wie viel doppelt so viel eigentlich ist.

Sehr, sehr eindringlich beschrieben. :eek:

aber dem Zwetschge war gar nicht mehr zu Lachen zumute

Ich dachte, das heißt: zuM Lachen zumute, aber wer weiß?

Na ja, aber so ist das Leben, und wirklich gut hat der Zwetschge es ja eh nicht gehabt, hier, bei uns.

Das letzte Komma scheint mir überflüssig zu sein.

Souverän geschrieben, ist auch ohne Kenntnisse in Botanik oder Pharmakologie verständlich,und diese Beiläufigkeit, mit der das alles erzählt wird, gut gemacht! :thumbsup:

Beste Grüße
Anne

 

Hallo Raindog,

ich habe leider gar nichts mehr beizutragen zu deiner Geschichte, aber ich finde sie, wie so viele hier, nämlich auch so gut, dass ich dir das einfach sagen muss! Die Erzählstimme passt total, ich sehe diese drögen, abgestumpften Säufer vor mir und denke: Genau so ist es wahrscheinlich gewesen!

du machst es mir wunderbar einfach mit deinem Wohlfühlkommentar :) Vielen Dank dafür, und ich empfinde deine Rückmeldung trotz ihrer Kürze nicht weniger wertvoll als andere :thumbsup:

Hallo josefelipe,

Alles klar, und ich nehme an, wie bei der Wörterbörse hast Du um dieses – aus meiner Sicht – nicht allgemein bekannte giftige Blumendings Deine Geschichte gesponnen. Völlig okay, nur ist ein solcher Text ebenso wie einer, der sich mit medizinischen oder krankheitsbedingten Problemen beschäftigt, nicht jedermann zugänglich.

Wenn ich die Geschichte so betrachte, dann fühle ich mich fast schlecht dabei. Tatsächlich habe ich aber kaum einen Gedanken daran verschwendet, dass jemand mit Engelstrompeten nichts anfangen kann, ich hatte sogar die Befürchtung, dass die eingestreuten Hinweise viel zu plakativ sind und man es vielleicht noch subtiler gestalten müsste.
Ja, das ist blöd, ist ja für das Verständnis schon nicht unwichtig, dass man den Zusammenhang erkennt zwischen dem Blumengefutter und dem, was infolgedessen passiert. Sonst besteht nämlich die Gefahr, das die ganze Angelegenheit ein bisschen sehr an den Haaren herbeigezogen erscheint.

Darum muss sich der Autor kümmern.

Nur - was kann man da tun? Ein Schild an die Blumen hängen, "Achtung, giftig!"? Das wird nicht funktionieren. Die ganze Geschichte über den Haufen werfen oder zumindest diesen "Grundpfeiler" zu sprengen, der ja doch sehr zur "Besonderheit" dieser Geschichte beiträgt? Ich denke, mir bleibt einfach nur zu hoffen, dass der Leser versteht, und wenn nicht ... schade, doof, Mist.

Die Gefahr, nicht 100% der Leser zu erreichen, besteht wohl immer, aber ja, ich verstehe deinen Einwand, dass es am Autor liegt, die offensichtlichsten Hindernisse aus dem Weg zu räumen, die Wenigsten stehen auf Rätselraten. Aber man darf sich dabei auch nicht selbst einschränken, denke ich. Trotzdem danke fürs Aufmerksammachen auf die Thematik, ich werde in Zukunft definitiv stärker darauf achten, auf etwaiges "Geheimwissen" zu verzichten.

Warum ich mich nochmals melde? Na, weil Du mich in Deiner Antwort an Novak angefunkt hast:

Und ich hoffe, du hast das nicht falsch verstanden (ich glaube nicht), ich habe jedenfalls nicht gedacht, bäh, der redet Blödsinn, damit kann ich nichts anfangen, zum Glück passt mir der nächste Kommentar besser in den Kram - nee, gerade der Kontrast macht die Meinungen hier ja so interessant und hilft dabei, die Sinne zu schärfen.

Daher danke, dass du noch mal vorbeigeschaut hast, und bis bald!

Liebe Grüße,

Lani

 

Nur kurz:

Lani schrieb:
josefelipe schrieb:
Darum muss sich der Autor kümmern.
Nur - was kann man da tun? Ein Schild an die Blumen hängen, "Achtung, giftig!"?
Ich finde nicht unbedingt, dass du ein Schild an die Blumen hängen müsstest :D. In dem Zusammenhang kommt mir dennoch nochmals in den Sinn, was ich dir schon geschrieben habe (ich ergänze Nachfolgendes ein wenig):
hell schrieb:
Ich muss da natürlich an Engelstrompeten denken. Ist natürlich etwas strange, dass niemand dazwischenfunkt, von wegen giftig und so. Ich denke, irgendjemand weiß das schon, vielleicht lassen sie ihn ja auch bewusst das Zeug fressen, allerdings hätte es mir gefallen, wenn später wenigstens einer gesagt hätte: Mann! Lasst den mal. (Fr)Iss das (bloß) nicht, Schwachkopf!, und der dann irgendwie mundtod gemacht worden wäre: "Ne, lass den mal schön fressen! Ist doch auch kein Kostverächter, unser Zwetschge. Stimmt doch!" Dann griffest du auch den Faden mit der Kleinen wieder auf. Nur so 'ne Idee.
Mir ging es ja nicht darum, klarzustellen, dass die Blümchen giftig sind, mich hat eher gewundert, dass das niemand der Kneipenbrüder zu wissen scheint. Die haben schließlich die Teile, im Gegensatz zu uns Lesern, auch vor Augen. Aber wenn du noch in dieser Richtung was machen würdest, hättest du auch den Nicht-Botanikern zumindest einen klitzekleinen Hinweis gegeben, dass es eben keine Gänseblümchen sind, die er da fressen soll, meine ich. Kannst ja mal darüber nachdenken, Lani.

Gruß


hell

 
Zuletzt bearbeitet:

Ich sprenge mal eben kurz die Reihenfolge, aber hell, klar, der Gedanke kam mir gleich nach meinem Kommentar an josefelipe auch, natürlich kann man da zumindest noch einen kleinen Hinweis einbauen, dass mit den Blumen was nicht stimmen könnte. Nach wie vor eher subtil, keine Ahnung, ob das einen wirklich hell:schiel:hörig werden lässt, aber ja, ich hab es mal ein bisschen abgeändert:

Man konnte richtig dabei zusehen, wie's zu rattern anfing in dem Zwergenschädel, die Zunge hat er rausgestreckt und sich fast die Finger verrenkt, als er rausfinden wollte, wie viel doppelt so viel eigentlich ist. Irgendso'n Kerl, den ich gar nicht kenn, meinte noch, seinen Senf dazugeben zu müssen, »Lass das mal besser bleiben, Junge« hat der gesagt, aber da war's beim Zwetschge schon wieder vorbei mit Denken, der hatte schon angefangen, den Strauß ratzeputz wegzufuttern.
Das war vielleicht 'n Anblick, wie der die riesigen Blüten auffrisst, kann man sich gar nicht vorstellen, was da in der Kneipe für 'ne Stimmung herrschte! Und irgendwie dachte dann auch keiner mehr an die Sache mit der Kleinen von den Müllers, der Zwetschge wurde an den Tresen gepflanzt und man goss ihm was zum Saufen ein und feierte ihn, als ob in Wahrheit er derjenige wär, der Namenstag hat.

Danke fürs nochmalige Wachrütteln :thumbsup:

Liebe Grüße,

Lani

 

Hallo Piep,

sehr cool, wirklich. Beim Lesen hatte ich das Gefühl, mir gegenüber sitzt ein resignierter Säufer an der Bar und erzählt über den Verlauf seines gestrigen Abends.

Freut mich, dass es funktioniert hat :) Und auch, dass dir der erste und letzte Satz positiv aufgefallen sind, ich finde, das rundet eine Geschichte noch mal auf ganz besondere Weise ab, wenn die "funktionieren".

Da versteh ich die Apostrophe nicht ganz - wenn de und wie de müsste es meiner Meinung nach heißen. Er lässt ja keine Silbe aus.

Hm, ja, stimmt schon, macht eigentlich keinen Sinn so. "wenn de" fände ich allerdings recht hässlich, als würde etwas fehlen. Vielleicht "wennde", aber ... Ach, ich weiß nicht, ideal ist das wohl alles nicht, finde aber die aktuelle Variante irgendwie ansprechend.

wurd's

:thumbsup:

Insgesamt tip top - hab's sehr gerne gelesen!

Über tip top beschwere ich mich ganz sicher nicht - vielen Dank für deine Rückmeldung!

Hallo Charly1406,

Der Metzger Ortsausgang hatte mal ein Schild an seiner Tür "Wegen Krankheit geschlossen".
Nun passierte tatsächlich folgendes, am anderen Ende des Dorfes, hatte er, laut der Leute einen Schlaganfall und war in der Nacht verstorben. Erste Beileidsbekundungen auf Facebook u.s.w.
Hat ihn ziemlich überrascht, als er nach seiner Blinddarm OP nach Hause kam.

Ohje :D Ja, und wenn der Nachbar, den man anno Tobak mal ein Bier trinken sehen hat, vom Krankenwagen abgeholt wird, dann ist dem schlimmen Alkoholiker mit Sicherheit die Leber geplatzt ...

Freut mich, dass du das mit dem In-die-Tiefe-gehen ähnlich siehst wie die meisten hier, dahingehend wird sich jetzt auch nichts mehr ändern, ich sehe das mit dem Plauderton da nämlich genau so wie du.

Vielen Dank für deine Rückmeldung, und weil ich die Diskussion mitbekommen habe, bei der du dich plötzlich irgendwie im Mittelpunkt wiedergefunden hast - würde mich freuen, wenn du uns erhalten bleibst.

Liebe Grüße,

Lani

 

Hallo Anne49,

ich find ja den Namen Zwetschge schon mal total gut. Lautmalerisch klingt das nach matschig, nach nicht viel wert, nach mit dem kann man’s ja machen, den zerquetsch ich mit der linken Hand. Uaah.

Damit hast du mir die Sache erklärt – ich war von Anfang an davon überzeugt, dass der Zwetschge Zwetschge heißen muss, dass das perfekt zu ihm passt, jetzt weiß ich auch warum.

Kennst du eigentlich Helge Schneider? (Falls nicht, gibt ein paar YouTube Videos von ihm ...) Der erzählt gerne mal von seinem „Eduscho-Studium“, wie er im Stehcafe alten Männern beim Quatschen zugehört hat und daraus entstand dann Material für seine Shows.

Helge Schneider kenne ich, das Eduscho-Studium nicht – werde mal reinschauen. Ich finde es immer toll, wie manch einer beim Helge fast sauer wird, weil das so hirnverbrannter Blödsinn ist, und andere sich gar nicht mehr einkriegen … So muss das sein.

Ich hätte hier erwartet: „… selbst noch ein halbes Kind war, zuzutrauen gewesen wär’s ihm aber schon …“ oder, wenn dir das zweite Konstrukt für den Suffkopp zu komp-p …, dingsda ist, dann halt Indikativ: „ … zuzutrauen war’s ihm aber schon …“

Hm, ja, das "ist" war ursprünglich auch ein "war", irgendwas störte mich dann aber daran, wohl, dass ich selbst auch "ist" gesagt hätte, hätte ich das einfach so vor mich hergesprochen. Aber ja, ganz zufrieden bin ich damit nicht. Es soll ja so halbschlau dahergebabbelt wirken, aber ich denke, sooo clever wirkt er aufgrund einer korrekt gebrauchten Zeitform dann auch nicht – zumindest den Konjunktiv verkackt er ja immer noch. Daher wird es jetzt wohl wieder zum "war" – danke für den Hinweis.

Eben ist mir aufgefallen, was mich noch daran gestört hat: Im Satz davor gibt es auch einen auf "war"-endenenden Einschub und wenn ich an dieser Stelle wieder eines setze, wirkt das rhythmisch recht repetitiv, deshalb bleibe ich vorläufig doch beim "ist" und schaue mit Abstand noch mal drauf. Uff. So viel gerede wegen drei Buchstaben. :shy:

Ich dachte, das heißt: zuM Lachen zumute, aber wer weiß?

Ich glaube, du dachtest richtig.

Das letzte Komma scheint mir überflüssig zu sein.

Stimmt wohl, rein grammatikalisch, ich empfinde den Schluss so aber als eindringlicher, glaube ich, durch dieses gezwungene Stocken im Rhythmus, das einem durch das Komma vorgeschrieben wird, so ein Wink von Reue wird dadurch deutlich in seinen Worten, dass er den Satz nicht einfach so beläufig runterrattert – bilde ich mir zumindest ein in meinem verschrobenen Schädel …

Vielen Dank für deine Rückmeldung, deine Eindrücke und deine Hilfestellungen – ich dachte fast, der Punkt, an dem ich etwas Neues erfahre, neue Denkanstöße bekomme, ist überschritten, aber da hab ich mich wohl getäuscht – das scheint eine endlose Angelegenheit zu sein. Gut so :)

Liebe Grüße,

Lani

 

Dat tut mich leid um'n armn Zwetschge,

kannze mich glauben,

liebe Lani!,

ob man sowat jern lesen daaf, weiß ich nich. Eher wohl nich. Hab aba auch kein schlecht Jewissen. Nur'n janz klein bissken für sein Mudder. Getz isse allein und er is raus aus'm Kreislauf, Blumen und Leergut sammeln, saufen undet Elend ertränken. Braucher auch nich mehr fürchten, wenner ma die Abfallcontainer vom Aldi oder'n Lidl plündert, dat ihn einer verklacht. Hat halt allet zwo Seiten. Und so mir nich, dir nich abtreten is doch besser als wochenlang vor sich hinkrebsen müssen,

lass Dich dat jesacht sein vonnet

windje

 

Hey Lani,

is jetzt offtopic, aber ich weiß mir nicht anders zu helfen, und auch auf die Gefahr hin, dass ich mich jetzt als absolut technische Null oute, aber ich habe Probleme mit dem Abschicken persönlicher Nachrichten. Manche kommen an, andere verschwinden im Nirvana, nix in meinem Postausgang. Keine Ahnung, was ich da falsch mache. Muss ich ein @ vor den Namen setzen? Oder nicht? Oder irgendwas bei der Anrede beachten? Ich krieg immer die Meldung, dass es die Adresse nicht gibt, also merkwürdig ... Denke mal, meine PN hat dich nicht erreicht. Vielleicht magste mir ja mal erklären, wie das geht. Peinlich peinlich, ich weiß, aber egal ... Also bitte nicht persönlich nehmen, ich find das richtig cool, was du da machst und hab mich echt totgelacht! Hut ab!

Liebe Grüße von Chai

 

Lieber Friedrichard,

schön (?), dass du Mitleid für den armen Bub und seine vielleicht noch ärmere Mutti empfindest, und schön, dass du mich davon wissen lässt :shy:

Ich glaube ja gar nicht, dass es einen Aldi oder einen Lidl gibt, wo der Zwetschge herkommt, aber was ich glaube, ist ja eigentlich auch egal, wobei ich das hier

Und so mir nich, dir nich abtreten is doch besser als wochenlang vor sich hinkrebsen müssen,

ja auch glaube, und mit seinem Glauben nicht alleine dazustehen, ist zumindest ein schönes Gefühl.

Daher vielen Dank für deine Rückmeldung, du treuer Begleiter!

Hi Chai,

hat ja mittlerweile geklappt ;)

Liebe Grüße,

Lani

 

Hallo Lani,

eine herrliche Geschichte. Der Ton ist konsequent, die Distanz durchgängig, da kann man tatsächlich Freude empfinden beim Lesen, obwohl die eigentliche Geschichte eine tief tragische und deprimierende ist. In meinen Augen eine sehr gute Balance, man kann sich einfach nur lustig unterhalten fühlen, das Drama ausblenden, oder sich auch berühren lassen. Die Wertung bleibt beim Leser. Sehr schön, genau die richtige Länger, weiter ausgeholt, würde das zwangsläufig in Schieflage geraten. Bin übrigens über diesen Thread auf die Geschichte gestoßen. Finde, dort ist dein erster Satz gut aufgehoben!

gerne gelesen

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo @weltenläufer,

freut mich sehr, dass du den Zwetschge noch mal ausgegraben hast :)

Und mindestens genauso sehr freue ich mich darüber, dass du selbst dabei Freude empfunden hast - ist ja ein richtiger Freudentaumel hier - und mich das wissen lässt. Da bleibt mir dann auch gar nicht viel mehr übrig außer mich zu bedanken, ebenso bei @hell für die Erwähnung im Erste-Satz-Thread!

Liebe Grüße,

Lani

 

Hallo @Lani

nimmst du noch Kommentare an :D?
Deinen Text habe ich kurz nach dem Hochladen gelesen, doch bis ich dazu kam einen Kommentar zu schreiben, war schon alles gesagt. Jetzt krieg ich, zum einen, die Story nicht mehr aus dem Kopf und zum anderen fühle ich mich als Monnemerin (»Kaaf mer ebbes ab«) fast verpflichtet, was zu schreiben.

Nicht, dass es eine Rolle spielt, aber der Zwetschge ist tot.

Ein Hammer, dieser erste Satz. Habe sofort ein Bild vom Erzähler. Nicht seine äußere Erscheinung, eher charaktermäßig. Wahnsinn, wie dir das gelingt. Der Satz ist es würdig, in der Hell'schen-Liste aufgenommen zu werden. Gratuliere.
Btw. bei »Zwetschge« dachte ich zuerst an einen Alkoholiker (Zwetschgenwasser).

Ich mag den Ton in deiner Geschichte sehr. Hatte während des Lesens das Gefühl, direkt vom Erzähler angesprochen zu werden, als säße ich neben ihm in der Kneipe. Das erreichst du, wie ich finde, vorallem durch den umgangsprachlichen Stil und den Füllwörtern (so, ja).
An manchen Stellen könnte man aber, wenn man es denn wollte, ein wenig streichen, ohne diesen Plauderton zu verlieren.

nach 'ner/war's, bevor's/unter'm, so'n

Ich glaube nicht, dass deine Apostrophe immer richtig sind. Das erste schon. Beim zweiten (Verschmelzung) darf man es weglassen, und bei den anderen gehört ein Leerzeichen davor.

Das war vielleicht 'n Anblick, wie der die riesigen Blüten auffrisst, kann man sich gar nicht vorstellen, was da in der Kneipe für 'ne Stimmung herrschte!

Ich fände es angenehmer zu lesen, wenn du vor »kann« einen Punkt setzen würdest. Ich hatte hier zuerst Probleme, »kann man sich gar nicht vorstellen« richtig zuzuordnen.

Ja, Lani, ein krasser Text. Super geschrieben und mitreißend bis zum Schluss. Auch wenn man schnell ahnt, wie es enden wird.
Die Botschaft darin habe ich erkannt: Hier geht es nicht nur ums Saufen. Es geht darum, sich über Andersartige lustig zu machen. Und da sich das leider niemals ändern wird, bleibt deine Geschichte immer zeitgemäß.

Habs gerne gelesen und als ich das mit dem Blumenpflücken las, kamen ein paar schöne Erinnerungen hoch :)

Viele Grüße
Tintenfass

 

Hey @Tintenfass,

nimmst du noch Kommentare an :D?

Na klar, immer her damit :)

Jetzt krieg ich, zum einen, die Story nicht mehr aus dem Kopf und zum anderen fühle ich mich als Monnemerin (»Kaaf mer ebbes ab«) fast verpflichtet, was zu schreiben.

Ich weiß gar nicht, was mich mehr freut - dass du die Story nicht mehr aus dem Kopf bekommst oder dass du sie sogar aus Monnemerinnen-Sicht lesen kannst.

An manchen Stellen könnte man aber, wenn man es denn wollte, ein wenig streichen, ohne diesen Plauderton zu verlieren.

Ja, da werde ich demnächst, vielleicht am Wochende, noch mal ausdünnen. Bei der Erstkorrektur mussten bereits um die zwanzig "so"s und "ja"s dran glauben, trotzdem kann ich mir gut vorstellen, dass da immer noch Platz für Kürzungen ist.

Ich glaube nicht, dass deine Apostrophe immer richtig sind. Das erste schon. Beim zweiten (Verschmelzung) darf man es weglassen, und bei den anderen gehört ein Leerzeichen davor.

Auch darum werde ich mich kümmern - danke für den Hinweis :thumbsup:

Ich fände es angenehmer zu lesen, wenn du vor »kann« einen Punkt setzen würdest. Ich hatte hier zuerst Probleme, »kann man sich gar nicht vorstellen« richtig zuzuordnen.

Hier ebenso :shy:

Die Botschaft darin habe ich erkannt: Hier geht es nicht nur ums Saufen. Es geht darum, sich über Andersartige lustig zu machen. Und da sich das leider niemals ändern wird, bleibt deine Geschichte immer zeitgemäß.

So ein kurzes Fazit und doch bedeutet es mir so viel, weil es so treffsicher das ausdrückt, was ich mit dieser Geschichte aussagen wollte. Vielen, vielen Dank für deine Rückmeldung, liebes Tintenfass, ich habe mich sehr darüber gefreut!

Liebe Grüße,

Lani

 

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