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gesellschaft

Genre: gesellschaft

  1. Für dich

    Das Erste, was ich wahrnahm, war das monotone Piepen des EKGs. Eine Infusion tropfte langsam durch die Kanüle in meinem Arm. In der Luft hing ein säuerlich-metallischer Geruch. Draußen war es diesig und kühl; ein schwacher Lichtstrahl fiel mitten in den Raum. Fuck. Was war passiert...
  2. Ein schöner Mensch

    Aus dem Lautsprecher trällert Weihnachtsmusik. Sie passt nicht zu dem grauen Himmel und den Regenwolken, die betongrau über den Dächern der Altstadt hängen. In meinem Kassenhäuschen sitze ich, über ein Buch gebeugt, und warte auf Kundschaft. „Warum fahren keine Kinder mit dem Karussell?“ Ein...
  3. Perfide Freiheit

    Das Erste, was auf einer stationären Entgiftungsstation passiert, ist, dass sie deine Taschen umkrempeln, dein Zeug durchsuchen und dir alles abnehmen, womit du dir theoretisch etwas antun könntest – Ladegerät, Gürtel, Schnürsenkel. „Reine Vorsichtsmaßnahme“, sagen sie. Sie wissen, was auf dich...
  4. Entscheidungen

    Ausgerechnet nach der Sorgerechtsverhandlung lief ich Anna, einer alten Studienfreundin in die Arme. Ohne meinen Widerspruch zu hören, schleppte sie mich in diese Bar. Wir sitzen am Tresen und ich stürze bereits den zweiten Caipirinha hinunter. „Katie, mach langsam! Du sollst erzählen!“ „Was?“...
  5. Chrissy (14): Zwischen Kochlöffel und Katzengeburt

    Tante Traudl liebte ihre Groschenromane. Für achtzig Pfennige holte sie sich jede Woche das neueste Heft aus dem Kramerladen. Da es in unserem Dorf keine Bücherei gab und ich niemanden kannte, der außer der Bibel noch etwas anderes las, wurde es zu meinem Hobby, Tante Traudls Sammlung zu...
  6. Trip Like I Do

    Christoph hatte sich sein Leben immer als Schallplatte vorgestellt. Kein seltenes Sammlerstück, das auf Börsen gehandelt wird, sondern eine ehrliche, solide Pressung. Ein rotes Label, schwarzer Schriftzug, irgendwo zwischen Melancholie und Techno. Kein Hit, aber auch keine Fehlpressung. Nur...
  7. Novelle Das karge Land

    Morgen würde der Adlerjunge in Ennos Comic fünfzehn werden und sich auf den Weg durch das Land der Schmerzen machen. Enno wusste nicht, was den Adlerjungen erwartete, nur, dass seine Reise lebensgefährlich sein würde. „Was meinst du, Basko?“, fragte er den Mischlingsrüden, der neben ihm im Gras...
  8. Sommer, Sand, Sowjetliteratur

    Der Suchscheinwerfer der Küstenwache gleitet über den Strand. Ich versuche mich in meinem Strandkorb so klein wie möglich zu machen, aber ich weiß, es wird mir nichts nützen. Bald werden sie kommen und mich verhaften und mir vorwerfen, dass ich über das Meer abhauen will. Drei Monate darauf...
  9. Das Rauschen des Stillstands

    Die Kälte biss immer schärfer in ihre Gesichter. Der Wind trieb Papierfetzen über den leeren Parkplatz, die sich in einem Stapel abgenutzter Reifen verfingen. Über allem hing ein dumpfes Brummen: der gleichmäßige, vibrierende Bass des Truckmotors. Timmy fröstelte, schob die Hände tief in die...
  10. Kalter Kaffee

    „Kalter Kaffee schmeckt eben doch gut!“, fuhr er sie an und schlug dabei mit der Faust auf den gedeckten Frühstückstisch. Sie hatte ihn gefragt, ob er ihre Tasse mit warmem Kaffee aus der Küche auffüllen könne. „Was ist denn falsch mit dem Kaffee, der noch in deiner Tasse ist?“, fragte er...
  11. Lydias Blutige Gnade

    Lydias blutige Gnade - 31.03.1992 – 22:59 Uhr – Hamburg - Rotlichtviertel "Du bist zu weich für diesen Job! Hab´ ich dir vor Jahren schon gesagt, Harvey!", brüllte ich über das Knallen der Gewehrschüsse hinweg. "Ich bin nicht zu weich, sondern ich habe noch einen kleinen, beschissenen Rest...
  12. Hydra schweigt

    Leo stand am Rand der Aussichtsplattform des Köktöbe, die unter dem klaren Himmel Almatys wie ein Balkon über der Stadt hing. Ein seltener Tag, einer, an dem die Dunstglocke verschwunden war, die sonst über der Stadt lag. So glitzerten unten die Lichter wie verstreute Sterne in der...
  13. Eine Lichtung im Wald

    Bei Nacht scheint die Sonne so diskret. So schamhaft und versteckt. Sie scheint für die Diskreten, die Schamhaften, die das Werk ihrer Hände verborgen halten. Doch sie ist nicht ihr Freund. Licht bleibt Licht. So offenbart sie jeden Morgen das Schamhafte, das Versteckte und Diskrete im Licht der...
  14. Epantau

    Nach einigen Stunden Flug zum Planeten Epantau ist ein sanftes Rütteln zu spüren, als der Transporter die obersten Schichten der Atmosphäre passiert. Das Dunkel des Alls ist nun leicht ins rötliche verschoben, der Planet erfüllt den Sichtbereich der Fenster fast vollständig. Doch trotz des...
  15. Abwärts

    Jens roch nach Fäulnis, Scheiße und einem Desinfektionsmittel, das irgendjemand in einem Anflug von Humanität in die Kanalisation gekippt hatte. Jens war ein C-Male, ein Arbeiter ohne Aussicht auf weibliche Zuneigung. Er kratzte den Schlamm von der Sohle seiner Gummistiefel und starrte in das...
  16. Einmal Koh Tao - immer Koh Tao

    Diether hatte die Doku gesehen. Sie spielte sich in seinem Kopf ab wie eine zerkratzte Schallplatte, während er auf dem Deck der Fähre stand und sich am rostigen Geländer festhielt. Koh Tao, die Insel des Todes. Mehr als zwanzig Westler waren in den letzten zehn Jahren verschwunden. Die...
  17. Supermao

    Thailand, das einst für Elefanten, Pad Thai und spirituelle Retreats bekannt war, hatte sich neu erfunden und hiess für viele nur noch Highland. Die Kiffer der Welt, Aussteiger, ausgebrannte Techies und pensionierte DJs strömten in Scharen herbei, nachdem die Regierung einen juristischen U-Turn...
  18. Das Geheimnis des Kleiderwerks

    Die Klasse verhielt sich wie immer. Die Mädchen tuschelten und schauten abwechselnd zu einem der Jungen, hielten die Hände vor den Mund und versuchten, das Gekicher zu verbergen. Die Jungen rauften, einige tauschten Pokémon-Karten oder Panini-Bilder. Manche saßen auch stumm an ihrem Platz...
  19. Jemand, der den Teufel gesehen hatte

    Mein Vater läuft voraus. Das tat er immer schon. Wir hinter ihm; er mit großen Schritten, den Rücken durchgestreckt, fünf Meter vor uns, auf dem Sandweg. „Wie bei den Türken“, nannte mein Bruder das; er sagte es, wenn meine Mutter, er und ich hinter meinem Vater liefen, auf dem Weg zu...
  20. Eine Örnopie

    Teil 1 Drei Tage mit Örnie Prolog Kelle ist ein alter Freund der Familie, er rief mich gestern komplett aufgeregt an. Er hat eine Bahnbrechende Erfindung in seiner Küche stehen. "Örnie, ich kann dir das nicht erklären, das musst du sehen." Hier stehen wir nun, meine Nichte und ich...

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