Was ist neu

gesellschaft

Genre: gesellschaft

  1. Hydra schweigt

    Leo stand am Rand der Aussichtsplattform des Köktöbe, die unter dem klaren Himmel Almatys wie ein Balkon über der Stadt hing. Ein seltener Tag, einer, an dem die Dunstglocke, die sonst über der Stadt lag, verschwunden war. So glitzerten unten die Lichter wie verstreute Sterne in der...
  2. Eine Lichtung im Wald

    Bei Nacht scheint die Sonne so diskret. So schamhaft und versteckt. Sie scheint für die Diskreten, die Schamhaften, die das Werk ihrer Hände verborgen halten. Doch sie ist nicht ihr Freund. Licht bleibt Licht. So offenbart sie jeden Morgen das Schamhafte, das Versteckte und Diskrete im Licht der...
  3. Aprikosentage

    Wenn Jakub eine Sache verabscheut, dann sind es die verdammten Aprikosen. Den Baum hat sein Vater gepflanzt, vor wer weiß wie langer Zeit. Und er macht ja auch was her mit den langen, fast senkrecht in den Himmel greifenden Trieben, aber vor allem macht er Arbeit. Wenn Jakub eine Sache noch mehr...
  4. Epantau

    Nach einigen Stunden Flug zum Planeten Epantau ist ein sanftes Rütteln zu spüren, als der Transporter die obersten Schichten der Atmosphäre passiert. Das Dunkel des Alls ist nun leicht ins rötliche verschoben, der Planet erfüllt den Sichtbereich der Fenster fast vollständig. Doch trotz des...
  5. Abwärts

    Jens roch nach Fäulnis, Scheiße und einem Desinfektionsmittel, das irgendjemand in einem Anflug von Humanität in die Kanalisation gekippt hatte. Jens war ein C-Male, ein Arbeiter ohne Aussicht auf weibliche Zuneigung. Er kratzte den Schlamm von der Sohle seiner Gummistiefel und starrte in das...
  6. Einmal Koh Tao - immer Koh Tao

    Diether hatte die Doku gesehen. Sie spielte sich in seinem Kopf ab wie eine zerkratzte Schallplatte, während er auf dem Deck der Fähre stand und sich am rostigen Geländer festhielt. Koh Tao, die Insel des Todes. Mehr als zwanzig Westler waren in den letzten zehn Jahren verschwunden. Die...
  7. Supermao

    Thailand, das einst für Elefanten, Pad Thai und spirituelle Retreats bekannt war, hatte sich neu erfunden und hiess für viele nur noch Highland. Die Kiffer der Welt, Aussteiger, ausgebrannte Techies und pensionierte DJs strömten in Scharen herbei, nachdem die Regierung einen juristischen U-Turn...
  8. Das Geheimnis des Kleiderwerks

    Die Klasse verhielt sich wie immer. Die Mädchen tuschelten und schauten abwechselnd zu einem der Jungen, hielten die Hände vor den Mund und versuchten, das Gekicher zu verbergen. Die Jungen rauften, einige tauschten Pokémon-Karten oder Panini-Bilder. Manche saßen auch stumm an ihrem Platz...
  9. Jemand, der den Teufel gesehen hatte

    Mein Vater läuft voraus. Das tat er immer schon. Wir hinter ihm; er mit großen Schritten, den Rücken durchgestreckt, fünf Meter vor uns, auf dem Sandweg. „Wie bei den Türken“, nannte mein Bruder das; er sagte es, wenn meine Mutter, er und ich hinter meinem Vater liefen, auf dem Weg zu...
  10. Eine Örnopie

    Teil 1 Drei Tage mit Örnie Prolog Kelle ist ein alter Freund der Familie, er rief mich gestern komplett aufgeregt an. Er hat eine Bahnbrechende Erfindung in seiner Küche stehen. "Örnie, ich kann dir das nicht erklären, das musst du sehen." Hier stehen wir nun, meine Nichte und ich...
  11. Patchwork

    Es lief wieder einmal alles anders und gar nicht so, wie er es sich vorgestellt hatte. In Martins Vorstellung waren die Dinge immer anders. Da war Familie ein idyllischer Ort, voll Verständnis und Liebe, da waren seine Söhne Musterbeispiele wohlerzogener Jungs und er jedes Jahr aufs Neue »Vater...
  12. Madlen

    Madlen Kassandra lebte kaum zwei Monate in der Pizzeystraße. An einem trüben Freitagnachmittag im Mai klingelte es an der Tür, gerade, als sie in ihren Sitzsack gefallen und hatte eine Flasche Bier geöffnet hatte. Der Türspion zeigte einen riesigen, schwarzbehaarten Kopf auf einem kleinen...
  13. Ghostwriter

    Obwohl ich viele Jahre ausschließlich im Hintergrund gearbeitet habe, wurde meine berufliche Tätigkeit landesweit öffentlich bekannt und zwar auf eine Weise, die mich lange Zeit belastete. Es begann damit, dass ich als loyaler Mitarbeiter der kommunalen Verwaltung, Registrator im Stadtarchiv...
  14. Zu wenig Temperament

    Eine Freundin schickt mir eine Mail. „Kanntest du ...?* Du bist doch aus dem Osten?“ Ich kannte. Als ich vierzehn war, gaben sie in der DDR mal eine Zeitschrift für junge Literatur heraus. „Temperamente“. Das Heft war groß angekündigt worden, junge, unbekannte Autoren sollten ein Chance...
  15. Der Rat

    An dem Geländer direkt vor mir hing eine Reihe von Tropfen. Langsam wurden sie größer, bis sie fielen, aber es blieb immer ein Teil zurück, der die Basis für den nächsten Tropfen bildete. Ich staunte jedes Mal, dass mehr hängen blieb, als ich beim Fall erwartete. Nur einmal liefen...
  16. Der Router blinkt rot – und ich sehe schwarz

    Ich bin ein friedliebender Mensch. Ich glaube an Diplomatie, Kompromisse und den Nutzen tiefer Bauchatmung. Aber wenn mein Router rot blinkt, werde ich zu jemandem, der in einem Tarantino-Film die Hauptrolle spielen könnte. Es beginnt immer gleich: Ich sitze da, will nur kurz was nachschauen –...
  17. L.O.V.E.

    L is for the way you look at me Der neue Arzt schaut mich verkniffen und überheblich zugleich an, wirft den Kopf zurück und fährt sich durch sein etwas zu langes, welliges Deckhaar. Ich rutsche auf dem Stuhl im Untersuchungszimmer hin und her. „Sie sind noch jung, Sie wollen sicher auch mal ins...
  18. Grüne Hölle

    Es kam mir nicht so vor, als wenn es hier heute Abend etwas mit Geldverdienen werden könnte. Der Wellblechzaun am Postbahnhof zog sich endlos hin. Er war zu hoch, als dass er sich überblicken ließ, und man konnte deshalb nicht sehen, was sich auf der anderen Seite befand. Wo war die Tür im Zaun...
  19. Käthe

    „Da hab ich gewohnt, das hab ich verlassen.“ (aus dem Song „Sehnsucht nach der Schönhauser“ von Barbara Thalheim) Eines Tages kam eine alte Bekannte bei mir auf Arbeit vorbei. Ich hatte zu der Zeit einen befristeten Job im Kiezcafe in der Wühlischstraße und wohnte in Friedrichshain. Ein Kumpel...
  20. Bis es ruhig wird

    Mara ist unruhig. Sie spürt die Unruhe in ihrer Brust, in der es sich anfühlt, als wenn ihr Herz Flügel bekäme und anfinge zu flattern. Ihre Atmung wird schneller, und in ihren Beinen spürt sie, wie die Nerven in ihren Waden zucken, gestreckt und gedehnt werden wollen, wie sie sich ständig...

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom