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Genre: gesellschaft

  1. Jemand, der den Teufel gesehen hatte

    Mein Vater läuft voraus. Das tat er immer schon. Wir hinter ihm; er mit großen Schritten, den Rücken durchgestreckt, fünf Meter vor uns, auf dem Sandweg. „Wie bei den Türken“, nannte mein Bruder das; er sagte es, wenn meine Mutter, er und ich hinter meinen Vater liefen, auf dem Weg zu...
  2. Eine Örnopie - Drei Tage mit Örnie

    Der Ofen - Tag 1 Es ist Ende März, die Terrasse ist wieder eröffnet. Die Professoren von nebenan kommen in den Genuss vom Tageslicht und die Nachbarschaft darf wieder teilhaben an Holsten Edel, Zigaretten und nur dem HSV. "Der Dorsch ist der atlantische Kabeljau, wenn ich es dir doch sage"...
  3. Patchwork

    Es lief wieder einmal alles anders und gar nicht so, wie er es sich vorgestellt hatte. In Martins Vorstellung waren die Dinge immer anders. Da war Familie ein idyllischer Ort, voll Verständnis und Liebe, da waren seine Söhne Musterbeispiele wohlerzogener Jungs und er jedes Jahr aufs Neue »Vater...
  4. Madlen

    Madlen Kassandra lebte kaum zwei Monate in der Pizzeystraße. An einem trüben Freitagnachmittag im Mai klingelte es an der Tür, gerade, als sie in ihren Sitzsack gefallen und hatte eine Flasche Bier geöffnet hatte. Der Türspion zeigte einen riesigen, schwarzbehaarten Kopf auf einem kleinen...
  5. Ghostwriter

    Obwohl ich viele Jahre ausschließlich im Hintergrund gearbeitet habe, wurde meine berufliche Tätigkeit landesweit öffentlich bekannt und zwar auf eine Weise, die mich lange Zeit belastete. Es begann damit, dass ich als loyaler Mitarbeiter der kommunalen Verwaltung, Registrator im Stadtarchiv...
  6. Zu wenig Temperament

    Eine Freundin schickt mir eine Mail. „Kanntest du ...?* Du bist doch aus dem Osten?“ Ich kannte. Als ich vierzehn war, gaben sie in der DDR mal eine Zeitschrift für junge Literatur heraus. „Temperamente“. Das Heft war groß angekündigt worden, junge, unbekannte Autoren sollten ein Chance...
  7. Der Rat

    An dem Geländer direkt vor mir hing eine Reihe von Tropfen. Langsam wurden sie größer, bis sie fielen, aber es blieb immer ein Teil zurück, der die Basis für den nächsten Tropfen bildete. Ich staunte jedes Mal, dass mehr hängen blieb, als ich beim Fall erwartete. Nur einmal liefen...
  8. Der Router blinkt rot – und ich sehe schwarz

    Ich bin ein friedliebender Mensch. Ich glaube an Diplomatie, Kompromisse und den Nutzen tiefer Bauchatmung. Aber wenn mein Router rot blinkt, werde ich zu jemandem, der in einem Tarantino-Film die Hauptrolle spielen könnte. Es beginnt immer gleich: Ich sitze da, will nur kurz was nachschauen –...
  9. L.O.V.E.

    L is for the way you look at me Der neue Arzt schaut mich verkniffen und überheblich zugleich an, wirft den Kopf zurück und fährt sich durch sein etwas zu langes, welliges Deckhaar. Ich rutsche auf dem Stuhl im Untersuchungszimmer hin und her. „Sie sind noch jung, Sie wollen sicher auch mal ins...
  10. Grüne Hölle

    Es kam mir nicht so vor, als wenn es hier heute Abend etwas mit Geldverdienen werden könnte. Der Wellblechzaun am Postbahnhof zog sich endlos hin. Er war zu hoch, als dass er sich überblicken ließ, und man konnte deshalb nicht sehen, was sich auf der anderen Seite befand. Wo war die Tür im Zaun...
  11. Käthe

    „Da hab ich gewohnt, das hab ich verlassen.“ (aus dem Song „Sehnsucht nach der Schönhauser“ von Barbara Thalheim) Eines Tages kam eine alte Bekannte bei mir auf Arbeit vorbei. Ich hatte zu der Zeit einen befristeten Job im Kiezcafe in der Wühlischstraße und wohnte in Friedrichshain. Ein Kumpel...
  12. Bis es ruhig wird

    Mara ist unruhig. Sie spürt die Unruhe in ihrer Brust, in der es sich anfühlt, als wenn ihr Herz Flügel bekäme und anfinge zu flattern. Ihre Atmung wird schneller, und in ihren Beinen spürt sie, wie die Nerven in ihren Waden zucken, gestreckt und gedehnt werden wollen, wie sie sich ständig...
  13. Drei Tage

    Alles wie immer, hatte sie gesagt. Seit drei Tagen bin ich bei meiner Mutter und seit drei Tagen machen wir alles wie immer. Einkaufen, kochen, spülen, die blauen Messer in die linke, die silbernen in die rechte Schublade. Wie immer radeln wir nebeneinander in ihrer Muckibude, wie sie es nennt...
  14. Und plötzlich war alles anders

    Wenn mich jemand fragt, warum ich diesen Weg gegangen bin, antworte ich, mir blieb keine andere Wahl. Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Es gibt immer eine Alternative. Eines Nachts kam sie an mein Bett, bot mir lächelnd die Hand und lockte mit sanfter Stimme. Ich widerstand und entschied...
  15. Bericht von unten

    Das Rattern der Förderbänder, das Hämmern der Faltpressen, der großen Industrietrockner und Waschmaschinen, alles vermischt sich zu einem Dröhnen. Ohne Unterbrechung von Schichtanfang bis Schichtende. Die Luft ist feucht und heiß, das Atmen fällt schwer. Ich stehe am Band in Halle A und meine...
  16. Fisch is Mus

    Als im großen idiotischen Ozean ein kleiner Wahlfisch des Wählens überdrüssig wird, wählt er, vielleicht aus Verblendung, vielleicht aus Verbitterung, die Verzierung durch eine Schiffsschraube. Das Ergebnis ist einschneidend. Die Wahlfischhaut ist gezeichnet. Blut überall. Der Wahlfisch bereut...
  17. Festhalten

    Und dann heißt die Band auch noch Memory Bane. Sven findet, sie klingen wie Knocked Loose mit Trompete. Ob das mutig ist oder bescheuert, muss das Internet entscheiden. Sven macht nur Fotos. Den Kids gefällt es. Den Hardcore-Kids. Ein paar davon sind sechzehn, ein paar sind sechsundvierzig...
  18. Königliche Einsicht

    Im Schatten eines Baobabs hielt der König der Tiere Thronrat. Er schlug träge mit dem Schweif und hörte sich den Bericht eines Ministers an. „… die Tiere hungern und dürsten, Majestät, und die Gefängnisse sind übervoll.“ Der Gepard hatte mit ernster Stimme gesprochen. Ein Raunen ging durch den...
  19. Wie der Himmel beinahe nicht entstand

    Gott stand auf und machte sich einen Kaffee. Zufrieden kam er zurück und schlürfte den Kaffee in langen Schlucken. „So, dann wollen wir mal. Heute ist der Himmel dran, nicht?“ Petrus schaute erst etwas neidisch auf den Kaffee, dann zu Gott. „Ja, wenn wir im Plan bleiben wollen.“ „Hölle ist...
  20. Das Ende der Flucht

    Willem ließ die Pütz ins Wasser fallen, holte sie an der Leine ein, betrachtete sein Spiegelbild in dem dunklen Eimer. Es gefiel ihm nicht. Missmutig ging er nach achtern zum Eingang der Kajüte, holte heißes Wasser in einem Messingkessel und schüttete davon in die Pütz. Er ging noch einmal...

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