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Über den Wert des Lebens

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02.01.2005
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Über den Wert des Lebens

Unauffällig liegen die Zigarettenpackungen auf dem festlich dekorierten Holztisch. Es ist egal, auf welche Seite man sie legt, an einem Spruch kommt man nie vorbei. Raucher sterben früher. Rauchen macht impotent. Wenn du nicht aufhörst zu rauchen wirst du sterben du Idiot!
Offensichtlicher kann man nicht gewarnt werden, aber dennoch schenkt niemand diesem stillen Alarm Aufmerksamkeit. Unauffällig, aber präsent, wie ein Krebsgeschwür im Anfangsstadium.
„Willst du eine?“, fragt Bernd, der schon wieder so betrunken ist, dass er gar nicht merkt, dass ihm Spucke an den Wangen hinunterläuft.
„Nein Danke, Bernd. Ich hänge an meinem Leben, weißt du?“
„Ich doch auch“, lacht er und steckt sich eine Marlboro an.

Gierig schlingt seine Ehefrau Petra ihr Hähnchen hinunter und wird immer dicker, auch wenn dies auf den ersten Blick gar nicht mehr möglich ist. Ich frage mich, wie viel Fett ihr Körper noch vertragen kann, bevor er einfach explodiert.
„Was starrst du denn so auf mein Essen“, fragt sie und die Frage ist berechtigt denn mit einer Mischung aus Ekel und Erstaunen beobachte ich noch immer Petras Teller.
„Ich,… ich hab mich nur gefragt, ob das wohl schmeckt was du da isst“, lüge ich.
„Das ist doch ganz normales Hähnchen“, antwortet sie etwas verwirrt.
„Habe ich noch nie gegessen, weißt du“, sage ich zu ihr. Ohne es zu wollen klinge ich so, als wenn ich mich dafür schuldig fühlen sollte.
„Ach ja, du bist ja Vegetarier.“ Mitleidig guckt sie sich meinen Teller an, aber nur kurz, denn an ihrem Hähnchen sind noch Reste dran.

Judith sitzt allein vor Kopf des Tisches. Sie sieht traurig aus. Erst kürzlich sprangen ihr Ehemann und ihr Sohn in den riesigen See am Wald. Das Verbotsschild ignorierten sie genauso wie das komisch sprudelnde Wasser. Der Sog riss beide in die Tiefe.
Ich setze mich zu ihr, lege meinen Arm um sie.
„Hallo Judith“, fange ich an, „es ist schön, dass du heute gekommen bist. Unterhalt dich doch ein bisschen mit den anderen, das wird dir gut tun, dich auf andere Gedanken bringen.“
Doch sie hört nicht zu, starrt nur ins Leere. Meine Worte erreichen sie gar nicht.
Erst jetzt sehe ich das Blut an ihren Händen. Es fließt aus ihrem Handgelenk. Noch bevor ich etwas sagen kann, fällt sie in Ohnmacht.

„Oh mein Gott, oh mein Gott! Sie hat sich die Pulsadern aufgeschnitten, wir brauchen einen Arzt!“ Ich drehe mich um und sehe Bernd und Petra. Sie gucken mich an, bewegen sich jedoch kein Stück.
„Lass mich noch kurz aufrauchen“, spricht Bernd leise und gemütlich. „Das Essen war nämlich köstlich und die Zigarette danach will ich genießen, verstehst du?“
Petra hat sich wieder ihrem Essen zugewandt. Das Hähnchen hat sie schon gegessen und jetzt leckt sie den Teller ab.
Mit offenem Mund hocke ich vor meiner sterbenden Freundin. Sie atmet noch leise. Wütend renne ich ins Haus und schnapp mir das Telefon. Am anderen Ende der Leitung erwartet mich eine Bandansage. „Sie rufen außerhalb der Gesprächszeiten an, bitte wenden sie sich an einen Notarzt.“ Ich suche die Nummer, doch die Zeit wird nicht reichen, das weiß ich.

 

Hallo syscolin,

hm. Ich bin etwas unschlüssig, was deine Geschichte angeht. Was ich rausgelesen habe, ist deine Kritik an unvernünftigem Verhalten, auch wenn man es oft besser weiß. Die Menschen denken oft kurzfristig und sind nicht in der Lage, die Folgen ihres Handels zu bedenken. So weit, so gut. Im letzten Absatz überzeichnest du das Ganze, absichtlich denke (hoffe) ich, um deutlich zu machen, wo wir enden werden wenn wir nichts unternehmen. Leider war mir in deiner Geschichte der erhobene Zeigefinger viel zu deutlich, die Moral viel zu explizit. Ich fühlte mich geradezu unter Druck gesetzt und angeklagt, weil ja jeder von uns ab und an unvernünftig handelt - wir trinken Alkohol, essen ungesunde Dinge, sehen Fernsehen anstatt uns zu bewegen...

Zwei Fehler noch:

Gierig schlingt seine Ehefrau Petra ihr Hähnchen hinunter und wird immer dicker, auch wenn dies auf den ersten Anschein gar nicht mehr möglich ist.
dem ersten Anschein nach oder auf den ersten Blick
Mitleidig guckt sie sich meinen Teller an, aber nur kurz, denn an ihrem Hähnchen waren noch Reste dran.
Gegenwart

Liebe Grüße
Juschi

 

über den wert des lebens

Hallo Juschi!

Vielen Dank für das Lesen und Kommentieren der Geschichte!

Im letzten Absatz überzeichnest du das Ganze, absichtlich denke (hoffe) ich, um deutlich zu machen, wo wir enden werden wenn wir nichts unternehmen.
Ja, das war absicht, wirklich! ;)

Ich fühlte mich geradezu unter Druck gesetzt und angeklagt, weil ja jeder von uns ab und an unvernünftig handelt - wir trinken Alkohol, essen ungesunde Dinge, sehen Fernsehen anstatt uns zu bewegen...
Na ja, ich bin da natürlich auch nicht viel anders. Ich wollte das alles einfach nur übertrieben darstellen und natürlich zeigen, wo das enden kann.

Die Fehler, die du mir aufgezeigt hast, habe ich dankend zur Kenntnis genommen und korrigiert!

Danke!

Mfg, Robert S.

 

über den wert des lebens

Hallo kingofloss!

Danke auch dir für das Kommentieren der Geschichte!

Ich denke, wenn du die kleinen Schwächen des Alltags, die wir alle haben, etwas dezenter darstellen würdest, und nicht den Hauptcharakter von ihnen freisprächest, so würdest du deutlich mehr Glaubwürdigkeit erzielen.
Ich habe den pefekten Protagonisten gebraucht, denn durch ihn sollte der Kontrast deutlich werden. Außerdem wollte ich ihn gar nicht "perfekt" darstellen, so wie du gesagt hast, sondern einfach nur "normal". Er raucht zwar nicht und ist Vegetarier, aber das heißt ja nicht dass er perfekt ist, oder?

beim lesen dachte ich nicht: "Ach ja, ich sollte auch mal weniger trinken!"
Ganz Ehrlich, ich wollte hier niemandem ein schlechtes Gewissen machen, ich trink selber gern und öfters auch mal viel aber Priorität war eigentlich der Effekt des Nachdenkens, das reicht mir schon ;)

und machst gleich ne Satire draus?
Interessante Idee, wär auch ne Möglichkeit

Ich muss zugeben, dass die Geschichte eher eine Fingerübung war und eine Art Ablenkung zu meiner neuen Grusel Geschichte, bei der ich grad nicht weiter komme... Aber als die kleine Geschichte fertig war wollte ich sie dann doch posten, vielleicht findet ja noch jemand etwas gutes dran, denn ich mag sie eigentlich :D

Ciao, Rob S.!

 

Mahlzeit,
da haben wir also einen fürsorglichen, nichtrauchenden Vegetarier in einer Welt aus Gleichgültigkeit und Fettsucht.
Mir fehlt das Kostüm mit einem dicken roten "V" drauf, oder wie er die Welt vor dem bösen Mäces-Clown rettet.
Die trauernde Frau ist auch noch da, klar, wie könnte sie die "Komm-wir-schmeißen-unser-Leben-weg"-Party verpassen, und nutzt den Abgang ihrer unachtsamen Familie für eine gelungende Suizidinszenierung. Auch Super-V kann sie nicht mehr retten, da in dieser bösen Parallelwelt die Notrufnummern ausgewechselt wurden. Von Rauchern, vermute ich.
Über den Wert des Lebens?
Eher über den Wert von Handlung.
Grüße,
...para

**********************************

Offensichtlicher kann man nicht gewarnt werden, aber dennoch schenkt niemand diesem stillen Alarm Aufmerksamkeit.
"Offensichtlicher" und "stiller Alarm" reiben sich mE. Na klar, im Wortsinn geht´s, aber: Ein stiller Alarm spricht nur einen Sinn an, wäre Sehen & Hören nicht "offensichtlicher" i.w.S.?

„Willst du eine?“, fragt Bernd, der schon wieder so betrunken ist, dass er gar nicht merkt, dass ihm Spucke an den Wangen hinunterläuft.
Kann sein, dass ich einem anatomischen Irrtum aufsitze, aber warum hat er Speichel an der Backe? Lamaattacke?

wird immer dicker, auch wenn dies auf den ersten Blick gar nicht mehr möglich ist.
Das soll cremig sein, ist es aber nicht. Abgedroschen und wenig logisch, wenn du mal eine 280-KG-Frau gesehen hast (die per BW-Lasthubschrauber das Krankenhaus wechseln sollte).

Ich frage mich, wie viel Fett ihr Körper noch vertragen kann, bevor er einfach explodiert.
Hihi, da kommt mir ein Satz aus einer anderen Geschichte in den Sinn: "Dann explodierte der Golem aus Fett".

fragt sie und die Frage ist berechtigt denn mit einer Mischung aus Ekel und Erstaunen beobachte ich noch immer Petras Teller.
Klingt gestelzt.

„Ich,… ich hab mich nur gefragt, ob das wohl schmeckt was du da isst“, lüge ich.
„Das ist doch ganz normales Hähnchen“, antwortet sie etwas verwirrt.
„Habe ich noch nie gegessen, weißt du“, sage ich zu ihr. Ohne es zu wollen klinge ich so, als wenn ich mich dafür schuldig fühlen sollte.
Hm. Er wirft ihr vor, es nicht zuz wissen, fühlt sich aber schuldig, es selber noch nie gegessen zu haben? Zudem kenne ich bisher nur anklagende Vegetarier, keine schuldbewussten.

Das Verbotsschild ignorierten sie genauso wie das komisch sprudelnde Wasser. Der Sog riss beide in die Tiefe.
Der Teufelssee.
Sprudeln: Etwas steigt auf. Sog: Etwas zieht nach unten...

Unterhalt dich doch ein bisschen mit den anderen, das wird dir gut tun, dich auf andere Gedanken bringen.“
"den Anderen"

schnapp mir das Telefon. Am anderen Ende der Leitung erwartet mich eine Bandansage. „Sie rufen außerhalb der Gesprächszeiten an, bitte wenden sie sich an einen Notarzt.“ Ich suche die Nummer, doch die Zeit wird nicht reichen, das weiß ich.
"schnappe"
Notarzt: 112?

 

wert des...

Hey Paranova, danke fürs Kommentieren!

da haben wir also einen fürsorglichen, nichtrauchenden Vegetarier in einer Welt aus Gleichgültigkeit und Fettsucht.
So weit, so gut

da in dieser bösen Parallelwelt die Notrufnummern ausgewechselt wurden
Es ist halt Mittwoch Abends, da haben Ärzte frei

Lamaattacke?
Nee, muss Kinn heißen, hast Recht

Hihi, da kommt mir ein Satz aus einer anderen Geschichte in den Sinn: "Dann explodierte der Golem aus Fett".
Noch nie was von gehört, also auch nicht abgeguckt ;)

Der Teufelssee.
... hat erst gesprudelt, dann kam der Sog. Nicht gleichzeitig. Aber ehrlich, sowas gibts!

Bei allem anderen hast du Recht, danke für die Hinweise und auch dir sag ichs noch mal: Ich muss zugeben, das die Geschichte nur eine Fingerübung war, ich habe sie missbraucht wenn du so willst um bei einer anderen Horrorstory voran zu kommen und falls es dich interessiert, es hat geklappt ;)

Danke nochmal!

 

Hoi, mal meinen Senf dazu.

Hier wird ja ordentlich dran herumkritisiert, und es gibt auch den ein oder anderen Punkt, der mir aufgefallen ist.

Kritisch aus der Sicht eines zumindest der Annahme nach perfekten Prots (gesagt wird nirgends das er einer ist!), etwas das bei einem längeren Text sicher der Überarbeitung anheim hätte fallen müssen.

Andererseits bildet er in der Kürze der Geschichte einen Gegensatz, den Kontrast. Und somit finde ich das ganze gelungen. Die Atmosphäre ist beklemmend surreal und doch wieder erschreckend real. Gut umgesetzt, auch wenn doch die `Gegenstände` deiner Kritik eher etwas banal wirken. Aber das ist es ja auch, was einfach zu sehr in der Normalität verschwunden ist und worüber sich nur noch wenige Gedanken machen, Dinge, die so wie sie sind destruktiver Natur sind, die wir aber einfach so zu akzeptieren uns angewöhnt haben.

Von daher finde ich den Text so wie er ist sehr gut!

 
Zuletzt bearbeitet:

über den wert des lebens

@ Judas

Vielen Dank für deine positive Kritik! Ich hatte den Glauben schon aufgegeben ;)


@ S.H.

Auch dir Danke für das Kommentieren der Geschichte erstmal!

Während fleischessende Raucher und Dicke feige sind und nur an sich denken, sind Vegetarier, Nichtraucher und vegetarische Nichtraucher rechtschaffene Menschen, die so weit in ihrer Macht versuchen müssen, den Rest der Menschheit zu retten.
Nein! Das meinte ich überhaupt nicht. Ich habe den Protagonisten nur als Kontrastperson gebraucht, das hat nichts damit zu tun, dass Vegetarier die besseren Menschen sind (bin selbst natürlich auch keiner). Ich hätte die Geschichte auch in einer Fabrikhalle spielen lassen können und dann hätte ich ihn auch als Kontrastfigur gebraucht, statt Vegetarier wäre er Musterarbeiter.

finde ich es immer sehr unglücklich, Meinungen allzu deutlich in Geschichten zu verarbeiten.
:thumbsup: Eigentlich sehe ich das genauso, wollte es dieses Mal aber doch mal anders probieren, war aber auch das letzte Mal dann ;)

Gruß, Rob!

 

Hi S.H.,

ich muss hier mal ganz krass wiedersprechen. Erstmal sind Meinungen in Textenb die absolute Regel. Selbst wenn es unbewusst geschieht, versteckt, mit dem Holzhammer oder wie auch immer, Meinungen des Autors fließen immer zu einem gewissen grad mit in den Text. Das ist auch gut so, sonst würde lesen bald eintönig und langweilig.

Was ich an deiner Kritik bedenklich finde, ist die sich mir aufdrängende Voreingenommenheit. Gut, selbige ist heute oft zu fienden, besonders wenn man versucht an der Gesellschaft Kritik zu üben.

Auch wirst du nicht mehr lange viel Freude am Lesen haben, wenn du nur noch Sachen hören willst, die du noch nicht weißt. Warum denn so engstirnig? Es gab alles schon einmal. Es sind nur immer wieder neue Sichtweisen. Und auch die banale Sichtweise einer Sache hat ihre eminent wichtige Berechtigung, denn sie ist normalerweise die erste Sichtweise einer Sache, wenn man sich mit etwas beschäftigt. Es kommt mir ein wenig so vor, als wolltest du dein persönliches Mißfallen an der Geschichte (was völlig legitim ist) allgemein begründen, und das ist bei mir nicht so toll angekommen.

Dann verreitest du dich sehr arg in gewissen Moralismen, die du selber vertrittst. Ich nehme mal an, dass du ein relativ starker Raucher bist (einfach eine Vermutung, korrigier mich wenn ich mich irre ;) ). Du hältst das für einen Teil deiner Selbstentfaltung und aus deiner Sicht ist es eine. Was Raucher aber gern vergessen und verdrängen, ist, das jeder Nichtraucher im Einzugsbereich des blauen Dunstes ein 30% höheres Risiko hat an Krebs zu erkranken, als normal. Hier wird die Selbstentfaltung und Selbstbestimmung des Individuums (und das ist es schon gar nicht mehr, Raucher sind eine flächendeckende Seuche (das ist eine Meinung!) geworden die geradezu gewerkschaftlich und ohen Rücksicht (das ist eine Tatsache!) ihre Sucht verteidigen) zu egoistischer und rücksichtsloser Durchsetzung eigener Interessen.
Soviel zu freier Entfaltung! (das ist im Kontext des Rauchens übrigens für einen durch passives Rauchen an Lungenkrebs erkrankten ein Schlag gegen seine Menschenwürde, deshalb sollte man vielleicht auch mal durchdenken was man als Selbstentfaltung mit moralischer Legitimation verkaufen will!)

Die anderen Dinge, das Fressen (denn das war es worauf der Autor anspielte, nicht direkt auf das Fleisch! so interpretiere ich das zumindest), das völlige ignorieren hilfloser anderer Menschen die schwere Probleme haben, das sind alles banal gewordene Übel unserer Gesellschaft.
Und da passt dein satz hervorragend rein wenn du sagst:
Ich begreife nicht, was du mir sagen willst, weil das, was offensichtlich gesagt wird einfach viel zu banal ist um eine Aussage daraus zu ziehen, es sei denn, du willst mir Dinge sagen, die ich längst weiß und das kann ja nicht Sinn der Aktion sein.

Vielleicht begreifst du ja was ich dir damit sagen will? Wäre schön!


Die Unbewusstheit der Menschen heute ist erschreckend und dein Kommentar zeigt allzu deutlich die Abstumpfung unserer Gesellschaft, die nicht einmal in der Lage ist, ihre eigenen Probleme überhaupt zu SEHEN, geschweige denn zu beheben!

Andererseits heißt ein Sprichwort doch auch: Getroffene Hunde bellen!

...

Liebe Grüße,
Judas

 

oh, ich wusste nicht, dass die Kritiken nicht diskutiert werden dürfen... ^^

also wirklich, vogel-strauß-methode ist aber nicht sehr... egal...

 

Ich hab nicht mit dir eine Ansicht diskutiert sondern deine Kritik widerlegt. Das ist ein Unterschied. Deshalb gehört das sehr wohl hier rein.

 

Um mal auf die Geschichte zurück zu kommen:

Hallo syscolin,

als Diskussionsgrundlage sicherlich gut. Unterhaltsam und auchprovokant in den Kontrapunkten, insofern finde ich die Geschichte gut.
Das Ende funktioniert für mich allerdings nicht, denn der Notruf 112, die erste Nummer, die man in einem solchen Fall wählt, kennt keine Bürozeiten. Solche Details können eine gute Geschichte zunichte machen. Hier ist es vor allem überflüssig, da für die Haltung der anderen Protagonisten irrelevant.

Deine beiden letzten Absätze sind mir zu moralisierend, aber fangen wir mit den ersten beiden an. Da hatte ich nämlich noch den Eindruck, du gehst auf den Konflikt der jeweils beteiligten aus. Der Raucher achtet sein Leben offensichtlich nicht, gefährdet es in Unvernunft, aber genau diese Gefährdung, die Freiheit dazu, gibt ihm ein Stück Lebenswert.

Ähnlich der zweite Absatz, die Frau genießt, achtet nicht auf das Leben, dass ihr geschenkt wurde, lebt es aber im Hier und Jetzt, genießt es und erachtet es, so wie sie es erlebt als lebenswert.

In diesen Grundgedanken geht ja auch dein Titel. Es hätte sicherlich weitere dieser Polarisierungen, über die man wunderbar streiten kann, gegeben und ich hätte mir gewünscht, du wärest dabei geblieben.

Im dritten Absatz änderst du das auch noch nicht, nur die Perspektive. Die Frau sitzt am Fluss, hat das verloren, was ihr am Liebsten ist, kann nicht mehr genießen, achtet ihr Leben nicht, bringt sich um, nicht durch Zigaretten, nicht durch Genuss, sondern durch einen Schnitt.

Aber der letzte Absatz. Der Egoismus einer jungen Selbstmörderin wird nicht in Frage gestellt. Hier wird Betroffenheit vorausgesetzt. Raucher und Fleichesser werden aber zu Karikaturen, in dem ihnen unterstellt wird, ihre Lebenshaltung sei so egoistisch, dass sie seelenruhig zusehen würden.
Das hast du sicherlich auch so übertragen gemeint, wie es ankommt. Das Weiterrauchen, luftverpestend, immer zu Lasten der anderen gehend, die auf dem Packungen vermerkten Warnhinwiese gelten ja nicht nur für den Aktiv-, sondern auch für den Passivraucher.
Die Fleichkonsumentin, immer zu Lasten der Kreatur Tier lebend, der Tod anderer ist ihr egal, solange sie nur speisen kann. Da wird es moralinsauer und, das widerum rechne ich der Geschichte aber nicht als Minus an, natürlich auch diskussionsbedürftig.
Dass die Szene im nicht übertragenden Sinne nicht funktioniert, dürfte dir beim Schreiben schon klar gewesen sein, denn du willst doch nicht ernsthaft behaupten, dass Raucher und Fleichesser so verdorben sind, dass sie im Enzelfall nicht sofort Hilfe leisten würden.

Mich stört es immer, wenn sich jemand auf Grund seiner Lebenshaltung für einen besseren Menschen hält. Mir ist das höchst suspekt und sollte angesichts des bekanntesten deutschösterreichischen Vegetariers eh zu denken geben.

Lieben Gruß, sim

 

Judas schrieb:
Ich hab nicht mit dir eine Ansicht diskutiert sondern deine Kritik widerlegt. Das ist ein Unterschied. Deshalb gehört das sehr wohl hier rein.
Nachdem ich euren Disput jetzt gelesen habe: Das hast du eindeutig nicht. Du hast dich eher in Spekulationen über die Haltung von S.H. ergangen und eine grundsätzliche Lesehaltung in Frage gestellt. Das hat aber mit der Geschichte nichts zu tun und gehört deshalb auch nicht hier her.

Weiteres dazu bitte ab jetzt wirklich per PN

Lieben Gruß und vielen Dank, sim

 

Hey sim!

Danke dass du dir die Zeit für das Kommentieren meiner Geschichte genommen hast!

als Diskussionsgrundlage sicherlich gut.
Wie man sieht... :shy:

Notruf 112, die erste Nummer, die man in einem solchen Fall wählt, kennt keine Bürozeiten.
Ja, das ist mir leider zu spät eingefallen... Du hast natürlich Recht. Ich wollte mit diesem Aspekt etwas Ironie in die Geschichte bringen, da- wenn die Idee geklappt hätte und logisch wäre- es so ausgesehen hätte, dass selbst Ärzte dem Protagonisten nicht helfen wollten.
Diesen Punkt will ich noch mal betonen, denn du hast in deiner Kritik auch folgendes geschrieben:

denn du willst doch nicht ernsthaft behaupten, dass Raucher und Fleichesser so verdorben sind, dass sie im Enzelfall nicht sofort Hilfe leisten würden.
Wie ich vorher schon ein Mal gesagt hatte, aus der Fleischfresserin und dem Raucher hätte ich auch sonstwen machen können um einen Kontrast zu dem Protagonisten zu schaffen!
Wenn du es genau wissen willst, ich rauche selber. Aber meiner Meinung nach hat das keine Auswirkungen auf die Glaubwüridgkeit der Geschichte, denn wie ich auch schon mal geschrieben hatte, ich wollte niemandem ein schlechtes Gewissen machen, sondern nur zum Nachdenekn anregen, so wie ich nachgedacht hab in einer Kneipe als mir die Zigarttenpackung mit ihrem Spruch ins Auge fiel ;)

Mich stört es immer, wenn sich jemand auf Grund seiner Lebenshaltung für einen besseren Menschen hält.
Auch wenn ich der Auto dieser Geschichte bin, bin ich bestimmt nicht so ein Mensch, der andere kritisiert, weil sie scheinbar kein so wertvolles Leben haben , wie man selbst. Punkt.

Danke nochmal sim!

 

Hi syscolin,

ich wollte auch keinesfalls von deinem Prot auf dich schließen. Im Gegenteil. Auch wenn die Simplifizierung hier ja kritisiert wurde, finde ich sie in diesem Falle der Geschichte angemessen, denn genau sie ist es, die verstört und zu Widerspruch anregt.

Lieben Gruß, sim

 

Hi,

wollte bloss anmerken: ich saufe, ich rauche (meine Rentenversicherung freut es), ich froene genitaler Leibesertuechtigung und doch: ich handle meist nach dem kategorischem Imperativ. ;)

Was ich witzig finde, ist eher, dass Leben an sich als moralisch guter Wert angenommen wird. :hmm:

Und zum Passivrauchen:
Ist sicher nicht nett (und wenn es wen im Raum stoert, rauche ich halt vor der Tuer), aber dann koennen wir das Spiel dahin treiben, dass ueber Autofahren (toetet erheblich mehr Menschen durch Abgase und Unfaelle) und jede Art von Glauben (toetet meine geistige Gesundheit) zu diskutieren waere.
:D

Die Story hat denn leider auch einen laecherlichen moralischen Stinke..., aeh, Zeigefinger.
Das kann und muss man ihr vorwerfen.

Proxi

PS: Ich kenne sogar Suizide, die Rauchen und Saufen und...

 

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