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10 Minuten

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12.06.2009
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10 Minuten

Ich stehe in der Eingangshalle der städtischen Polizeistation, tippele unruhig auf der Stelle vor und zurück, hin und her und schaue immer wieder hektisch auf meine Armbanduhr.
Noch fünf Minuten.
Noch vier.
Noch drei.
Langsam halte ich es nicht mehr aus. Oder, was heißt hier langsam. Ich halte es nicht mehr aus.
Halte dieses ewige ungewisse Warten einfach nicht mehr aus.
Ich will jetzt sofort in dieses Zimmer stürtzen, in das sie meine kleine Tochter gebracht haben.
Sie können sie mir doch nicht einfach wegnehmen. Sie braucht mich doch.
Mein Kopf ist leer mit Ausnahme von dem Gedanken daran, dass ich jetzt sofort zu Jessie will, dass ich sie in die Arme schließen und ihr sagen will, dass alles gut werden wird. Dass so etwas nie wieder passieren wird, dass ich in Zukunft besser auf sie aufpassen werde.
Es tut mir so leid, so unglaublich leid und ich wünschte ich wäre an ihrer Stelle.
Warum habe ich nicht besser auf mein kleines Mädchen aufgepasst.
Ich hätte wissen müssen, dass sie mit dreizehn noch viel zu jung ist um abends mit Freunden in die Diskothek zu gehen.
Sie ist doch noch viel zu jung. Viel zu klein, mein armes süßes Mädchen.
Noch eine Minute, dann gehe ich hinein.
Ich habe mir ein Zeitlimit gesetzt.
" Nach zehn Minuten Warten gehe ich hinein. ", habe ich zu denen gesagt.
Und gleich sind zehn Minuten vorbei. Ich muss doch zu meiner Kleinen. Es ist meine Schuld. Ich weiß, dass es so ist. Ich hätte wissen müssen, dass Jessica statt auf mich zu warten, alleine nach Hause laufen würde, wenn es ihr nicht gefiel. Ich hätte es doch wissen müssen.
Zehn Minuten sind rum.
Ich setze mich automatisch und zielsicher in Bewegung, doch genau in dem Moment, als ich die Tür aufreißen will, öffnet sie der junge Polizist von innen.
Er hat geweint.
Ich habe nicht oft Männer weinen sehen. Wenn selbst die stärksten Männer weinen, ist das ein schlechtes Zeichen.
Tausende grausame Möglichkeiten, was dieser Kerl mit meiner Tochter getan haben könnte, schießen mir in den Kopf und ich dränge die Bilder so gut es geht zur Seite, als ich anfange zu würgen.
Ich stolpere über den Türabsatz in den Raum und schaue mich suchend nach Jessie um. Meine arme kleine Jessie.
Zunächst sehe ich sie nicht, doch dann richtet sich mein Blick auf die kleine zusammengekauerte Gestalt, die in der Ecke des Raumes auf einem schwarzen Sessel sitzt und das Gesicht in die Hände gestützt hat.
Ich renne auf den unscharfen Punkt zu - die Tränen fließen inzwischen lautlos aber unaufhörlich und verschleiern meinen Blick - und reiße das kleine Mädchen, das so brutal und grauenvoll zur jungen Frau gemacht wurde, in meine Arme.
Sie ist viel zu früh erwachsen geworden. Meine arme Kleine.
Ich wiege sie in meinen Armen hin und her, wie ich es früher immer getan habe.
Ich höre ihr qualvolles Schluchzen, das aus den Tiefen ihrer Seele zu kommen scheint und wünschte ich könnte sie einfach an meine Wange drücken, ihr die unsichtbare Wunde wegpusten, einfach fortstreicheln, so wie ich das früher immer getan habe, als sie noch ein Baby war.
Es geht nicht mehr und die Verzweiflung drückt mir schwer auf die Brust und schnürt mir die Kehle zu.
Ich ringe einen kurzen aber endlos scheinenden Moment nach Luft und besinne mich dann wieder darauf, dass meine Jessie mich braucht.
Sie braucht mich jetzt. Ich muss stark für sie sein und das werde ich auch.
Ihre kleinen Hände, fast noch die eines Kindes, klammern sich an meinen Rücken und graben ihre Fingernägel fest in mein Fleisch.
Ich halte sie fest. Halte sie, bis ihr kein Laut mehr entrinnt.
Einen bangen Moment habe ich die idiotische Angst, sie erdrückt zu haben, doch dann spüre ich, wie sich ihre Brust langsam an meiner senkt und hebt.
Sie ist eingeschlafen.

Ich werde über ihre Träume wachen, er wird sie nicht auch noch dorthin verfolgen.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Kallisto,

wenn ich die KG richtig verstanden habe, handelt sie von einem Vater, dessen Tochter vergewaltigt wurde. Du spielst also mit dem Grauen und das kommt nachvollziehbar rüber aber folgende Stelle ist mir echt im Halse stecken geblieben, weil du die falschen Bilder verwendest:

und reiße das kleine Mädchen, das so brutal und grauenvoll zur jungen Frau gemacht wurde, in meine Arme.
Sie ist viel zu früh erwachsen geworden. Meine arme Kleine.

ein Mädchen kann nicht durch Vergewaltigung zur jungen Frau oder zur Erwachsenen gemacht werden, sondern sie wird dadurch zerstört.

Zur jungen Frau werden oder erwachsen werden sind mMn viel zu positive Bilder, die sogar so etwas wie einen inneren Reifungsprozess implizieren. Passender wäre vielleicht: "aus der Kindheit gerissen".

 

Hallo Kallisto,

Langsam halte ich es nicht mehr aus. Oder, was heißt hier langsam. Ich halte es nicht mehr aus.
Umgangssprache, das passt nicht zu etwas Geschriebenem.

Und nun eine Ansammlung von Beschreibungen, die nicht passen:


meine kleine Tochter gebracht haben.
mein kleines Mädchen aufgepasst.
Ich hätte wissen müssen, dass sie mit dreizehn noch viel zu jung ist
Sie ist doch noch viel zu jung. Viel zu klein, mein armes süßes Mädchen.
Ich muss doch zu meiner Kleinen.
Meine arme kleine Jessie.
und reiße das kleine Mädchen, das so brutal und grauenvoll zur jungen Frau gemacht wurde, in meine Arme.
Sie ist viel zu früh erwachsen geworden. Meine arme Kleine.
Ihre kleinen Hände, fast noch die eines Kindes, klammern sich an meinen Rücken und graben ihre Fingernägel fest in mein Fleisch.

Mit Dreizehn ist man kein kleines Kind mehr, keine Kleine. Das liest sich, als würde von einer 6-8 jährigen gesprochen werden.

Du versuchst hier aus der Sicht eines/r Vaters/Mutters zu schildern und das ist dir leider mißlungen.

Einen weinenden Polizist mag es auch einmal geben, aber das Bild hier bei einer Vergewaltigung zu bemühen, ist etwas auf die Tränendrüse gedrückt.

Du kannst schreiben - aber suche dir Themen aus, von denen du Ahnung hast. Es gibt hier auch die Rubrik Jugend und ich lese gerne z.B. authentische Berichte aus dem Alltag dieser Leute :).

Viele Grüße
bernadette

 

@Bernadette: na eben WEIL es die Sicht des Elternteils einnimmt, kann man das "Kleine" usw durchaus stehen lassen.


Ansonsten finde ich die Geschichte ausbaufähig, v a dass das Kind sofort einpennt erscheint mir in Anbetracht der Geschehnisse sehr realitätsfern.

 

Hallo Kallisto,

ich habe Deine Geschichte aus Sicht der Mutter des Mädchens gelesen, wohl, weil ich selbst weiblich bin. Keine Ahnung. Der Vater kam mir, ehrlich gesagt, gar nicht in den Sinn. Aber ich denke, dass ich eher nebensächlich.

Allerdings denke ich, dass ein Elternteil, der in so einer Situation steckt, mitunter ganz andere Gedanken hat, als die, die Du hier beschrieben hast. Sicher, Trauer und Schuldgefühle werden auch dabei sein, aber mir fehlt irgendwie die Wut, die Verzweiflung. Mir kommt es enorm weichgezeichnet vor.

Den weinenden Polizisten würde ich ehrlich gesagt streichen. Das ist zuviel des Guten.

Ich werde über ihre Träume wachen, er wird sie nicht auch noch dorthin verfolgen.

Wenn es doch nur so einfach wäre ...

Der Text liest sich flüssig, kein Holpern, Fehler wären mir jetzt auch nicht aufgefallen, o.ö. . Aber es ist eben etwas zu sehr auf die Tränendrüse gedrückt.

Liebe Grüße,
gori

 

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