Was ist neu

1979

Seniors
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14.08.2012
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1979

„Bist noch wach, Stefan?“
„Mhh.“
„Rauchen wir noch eine?“
„Mhh.“
„Stell dir mal vor, dass wir jetzt von da hinten auf einmal Musik hören, ganz leise, … Orgelmusik von Bach oder so was in der Art.“
„Du spinnst, echt.“
„Und langsam wird‘s lauter.“
„Heilige Scheiße!“


„Im Finstern rauchen ist irgendwie fad, findest nicht auch?“
„Ja, bringt‘s irgendwie nicht, komisch.“
„Wieso komisch?“
„Na, weil man raucht doch mit dem Mund und nicht mit den Augen, oder?“
„Hast auch wieder recht … Oder Tubular Bells.“
„Was?“
„Weißt eh, Mike Oldfield, … wär auch echt gruselig.“
„Find ich nicht. Das hab ich nämlich gehört, wie ich zum ersten Mal mit der Sabine geschmust hab.“
„Da hätte aber Death on two legs von Queen auch gepasst.“
„Trottel.“


„Stefan? … Stefan?“
„Hmm?“
„Schlafst schon?“
„Fast, was ist?“
„Hast das Buch vom Max Frisch gelesen, wo sich diese zwei Typen in der Riesenhöhle verirren und sich der eine den Haxen bricht?“
„Stiller!“
„Was?“
„Stiller, so heißt das Buch.“
„Genau, … die sind doch da irgendwo in New Mexiko, Carlsbaderhöhle oder so, echt scheißtief drin im Berg und dann haut‘s den einen wo runter. Und zack, ist sein Haxen hin.“
„Kann mich erinnern, ja, … und dann sind sie echt im Orsch. Im Orsch der Erde sozusagen, hähä.“
„Genau, und irgendwann gibt‘s Mord und Totschlag und nur einer schafft‘s raus.“
„Echt leiwande Geschichte … kann ich jetzt bitte schlafen?“


„Stefan?“
„Was ist jetzt wieder?“
„Stell dir vor, du wachst auf in der Nacht, willst Licht machen und findest die Zünder nicht.“
„Jessas, Alter, du bist wirklich irre!“
„Und dann kramst im Finstern rum und mein Schlafsack ist weg, und ich bin auch weg!“
„Sehr witzig, haha! ... Aber dann stell du dir jetzt vor, du wachst auf in der Nacht, ich bin weg, die Lampen sind weg, aber ich hab dir die Streichhölzer dagelassen, sagen wir mal fünf Stück, hähä“
„Toll, und eine Zigarette.“
„Zwei, ich bin ja nicht so.“
„Und dann die Musik von hinten!“
„Können wir jetzt bitte aufhören?“


„Scheiße, hast das gehört?“
„Ja … ein kleiner Stein halt.“
„Na ein sehr kleiner Stein war das aber nicht … Ich hätt mir vor Schreck fast in die Hose gebrunzt, kein Scheiß!“
„Geh bitte, Stefan, das war nur ein Stein!“
„Und es kommt nur ein Stein am Tag runter, oder was? Hast das wo gelesen? Vielleicht in der Höhlenbedienungsanleitung?“
„Hör mal, weißt wie alt die Höhle ist? Die gibt‘s schon ewig, meinst die hat mit dem Zamkrachen extra auf uns gewartet?“
„Und die ganzen Riesentrümmer, die da rumliegen? Die müssen ja auch mal runtergekommen sein, du Schlaumeier, oder glaubst vielleicht, die habens von einer Baufirma da herlegen lassen?“
„Genau, im Auftrag vom Alpenverein.“
„Blödmann! … Brrr, schlafen kann ich jetzt echt nimmer … außerdem ist mir saukalt, echt ein Klumpert der Schlafsack!“
„Meiner ist super, echt warm, hähä!“
„Danke, da fällt mir ja ein Stein vom Herzen, … wurscht, morgen beim Runtergehn werd‘n wir eh wieder schwitzen wie die Büffel.“
Mir ist heiß, ich bin heiß, ach warum sind denn nicht alle so heiß, ja isses denn ein Wunder? Dann kam mein Boyfriend unter uns‘re kalte Brause, tach Herr Wixmann wie man weiß, essis heiß! … Jetzt Nina Hagen wär super, was? Hätt ich doch den Walkman mitnehmen solln. … Noch einen Tschick?“
„Danke. Die Sabine packt‘s überhaupt nicht.“
„Was, dass du rauchst?“
„Die Nina Hagen.“
„Na geh! Das Mädel spinnt. Auf was steht‘n die? Auf die Kelly Family?“
„Naja, weißt eh, halt mehr so auf Klassik …“
„Hast dir da ein höheres Töchterchen geangelt, was?“
„Sehr witzig. … Hast sie gesehen vorige Woche im Club 2?“
„Die Sabine? Nein.“
„Trottel, die Nina Hagen!“
„Klar, Wahnsinn! … noch dazu mit meinem Vater, scheiß an Paula, ich hab geglaubt der Alte kriegt gleich einen Herzinfarkt, der hat‘s echt im Schädel nicht ausgehalten, wie sie da an ihrer -“
„HUAHH … Scheiß an!“
„Das war jetzt aber echt ein ordentliches Trumm, bist du deppert!“
„Max, mach jetzt endlich die Scheißlampe an!“
„Okay, dann können die verdammten Steine wenigstens besser zielen.“

 

Hallo ernst offshore,

eigentlich mag ich keine reinen Dialoggeschichten. In der Regel müssen sie sich zu sehr an Humor klammern. Deine Dialoggeschichte ist unterhaltsam und es gelingt ihr, mir als Leser das Gefühl zu vermitteln, an einer lebensechten Unterhaltung teilzuhaben. Das mit dem Rauchen im Dunkeln hat mich echt amüsiert, das hat mich, als ich noch aktiver Raucher war, immer wieder beschäftigt. Für mich hatte Rauchen immer mit Rauch zu tun, den ich beim Ausstoßen auch sehen wollte. Sah ich ihn nicht, war Rauchen langweilig. Ich habe mich auch oft gefragt, ob Blinde rauchen.

Okay, du siehst, dein Text hat stellenweise bei mir angedockt.

Aber so wirklich erkenne ich nicht, welche Geschichte sich mir aus dem Dialog zu offenbaren versucht. Konzept: Campen zwei in einer Höhle und labern über dies und das. Wenn das dein Plan war, dann hast du das 1:1 umgesetzt. Wenn mehr dahinter steckte, hab ich als Leser das nicht wirklich erkennen können.

Aber irgendwas muss es ja auf sich haben, mit deiner Entscheidung, diesen text unter "Seltsam" zu posten und ihn mit einer speziellen Jahreszahl zu versehen.

Na ja, vielleicht stehe nur ich auf dem Schlauch ...

Hatte ich eigentlich schon geschrieben, dass ich keine reinen Dialoggeschichten mag? ;-)

Rick

 

Rick schrieb:
und ihn mit einer speziellen Jahreszahl zu versehen.

1979 drehte ich Schwarzer Krauser und hatte bei Dunkelheit das Problem, die Klebeseite vom Blättchen zu erwischen. In dem Jahr war ich beim ersten Oldfield-Konzert (er spielte u.a. Tubular Bells), hatte mindestens 2 Queen-LPs und konnte jeden Text von Nina mitsingen. Die Kelly-Familie war natürlich nur peinlich und Frisch las man als Lektüre in der Schule.

Also mir ist klar, wieso die Jahreszahl als Titel steht. Wäre der nicht, würde ich auch in der Kritik erwähnen, dass der Text so mit zeitlich begrenzten Dingen gespickt ist, dass die Jüngeren nicht soviel damit anfangen können.
Bach ginge ja noch, aber Oldfields sphärisches Tubular Bells (übrigens lange Zeit eine meiner Lieblings-LPs) muss man kennen, um dem Protagonisten folgen zu können, was er denn für eine Stimmung meint.

Seltsam (eher Sonstige) als Rubrik verstehe ich auch nicht. Ansatzweise fand ich es sogar witzig, weil ich auch so eine Freundin habe, die, wenn wir mal zusammen übernachten, x-Mal mit irgendwas anfängt zu quatschen, obwohl ich schlafen will. Da hat man dann irgendwann keinen Nerv mehr, aber irgendwie mag man das Gespräch ja auch - es ist dann eine sehr zwiespältige Situation und man gibt sich aber (insgeheim gerne) geschlagen - denn man hat das ja nicht jede Nacht.

Schlimm, wenn man jemand in einer festen Beziehung hätte, der so drauf ist.

Wie Rick fand ich, dass die Dialoge authentisch wirken, da sitzt man wie ein Mäuschen nebendran.
Es ist eigentlich aber trotzdem wie ein Sketch, den man am 50. Geburtstag desjenigen aufführen könnte, der dauernd nachfragt. Gerne gelesen, einige déjà-vues gehabt, aber viel wird auch nicht hängenbleiben.


„Echt leiwande Geschichte … kann ich jetzt bitte schlafen?“
mit diesem österreichischen Ausdruck kann ich nichts anfangen, kannst du das bitte mal übersetzen?

Liebe Grüße
bernadette

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo ernst offshore,
ich mag Dialoggeschichten gern, besonders, wenn die beiden so ein bisschen aneinander vorbeireden und einer der beiden dussliger ist als der andere.
Was mir besonders gut gefiel, klar, wie immer, die Idee, Musiktitelchen einzufügen, die so schön das Zeitkolorit angeben, genauso aber auch das Gespräch weiterführen:

„Weißt eh, Mike Oldfield, … wär auch echt gruselig.“
"Find ich nicht. Das hab ich nämlich gehört, wie ich zum ersten Mal mit der Sabine geschmust hab.“
„Da hätte aber Death on two legs von Queen auch gepasst.“
„Trottel.“
:lol:

Gibt noch viel mehr so Stellen, hab echt oft sehr gegrinst. Vielleicht sollten alle, die gerne mal einen Humortext loswerden wollen, ihn in Seltsam posten, dann ist die Erwartung anders und der Lustikus wird nicht gescholten.

Aber jetzt mal zur Deutung.
Max und Stefan schlafen in einer Höhle. 1979 heißt es, weil es 1979 war (die Musik und so). Ist genau der Zeitgeist von damals, die Musik, das feeling. Wahrscheinlich ist Rick zu jung!!!
Und in Seltsam ist es, weil du dich vor der Humorrubrik gedrückt hast, lieber ernst. :D
(Eigentlich wollte ich den Kommentar mit unzähligen Smileys überschwemmen. Weißt schon, warum, gell? Aber zu doll will ich dich natürlich auch nicht veräppeln, wirst ja noch gebraucht!!!! Hier fehlt eigentlich schon wieder ein Smiley! Ein netter natürlich.)

Nein, ich weiß natürlich nicht, warum es in Seltsam ist und ob ich einfach was verpasst habe. Ich mochte das Geschichtchen, ich mochte die Schmunzeleien und das Spiel mit der Musik. Und wie da die Steine runterpoltern und der eine die Gefahr gar nicht sieht. Ich mochte auch die Dialekt-Einsprengsel.

Was mir aber auch aufgefallen ist, das gilt glaub generell für Dialoggeschichten, man muss ein bisschen aufpassen, dass das nicht in die Richtung verlängerter Witz abmarschiert, wenn es sich beispielsweise zu sehr auf die Pointe reduziert. Das ist bei dir zum Glück nicht der Fall, weil neben den Witzeleien sich dieses Steingeschehen abspielt und die Kerle sich über den Dialog gegenseitig charakterisieren.

Habs gern gelesen. Viele liebe Grüße
Novak

Für bernadette: Skifoan is des leiwandste, wos mer sie nur vorstellen kann
Wolfgang Ambros.

das beste, schönste würd ich das übersetzen.
Lied vom Ambros kennst du aber. Oder? Hat doch Generationen von Skianfängern aus dem Schlaf getrieben.

 
Zuletzt bearbeitet:

Ja, hallo noch mal,

1979 würde ich aber nicht zwingend mit Mike Oldfields Tubular Bells in Verbindung bringen (wurde ja bereits 1973 veröffentlicht), und 1979 veröffentlichte Oldfield nach Hergest Ridge, Ommadawn und Incantations mit Platinum bereits sein fünftes Solo-Album, erstmalig mit kürzen Stücken.

Ich denke bei 1979 z. B. immer an The Cure und The B 52's ;-)

Insofern ...

Rick

 

Hallo ernst,

mir gefällt's schweinemäßig gut. :D
Hab es heute Nacht das erste Mal gelesen, und - vielleicht war es auch der Zeit geschuldet - am Ende dachte ich, das wäre eigentlich eine kleine Horrorgeschichte. Aber nur subtil Horror, da sind auch einige komische Elemente drin, die mich zum Schmunzeln gebracht haben.

Was mir richtig gut gefällt, ist, dass du dem Leser heimlich still und leise verklickerst, dass die beiden Typen in ner Höhle liegen. Also das hat mir sehr gut gefallen. Irgendwann dachte ich, Ach soooooo! Geil! Die Art, wie du das machst, lässt mich aber auch ein wenig in Richtung Horror denken. Erst Stiller, dann:

„Stell dir vor, du wachst auf in der Nacht, willst Licht machen und findest die Zünder nicht.“
dann plötzlich die Steinchen, und du beendest die Geschichte, bevor das Licht angehen kann.
Also ich frage mich nun ernsthaft, ob sie nun vielleicht tatsächlich die Zünder nicht finden ... Uaah, Hilfe! Gruselig! :)

Wie gesagt, ich finde die Geschichte toll, Dialoggeschichten mag ich sowieso gerne, besonders, wenn die Sprecher so klar zugeordnet werden können. Und das können sie, denn du hast sie ausreichend charakterisiert.

Leiwande Geschichte! ;)

Sehr gerne gelesen,
PSS

 
Zuletzt bearbeitet:

@ Rick
stimmt, die haben auch viel mitgetragen - aber ehrlich, das hast du doch jetzt alles nachgesehen, die Veröffentlichungen mit Mike und was '79 so neu war - oder weißt du das aus dem Kopf heraus?

Insofern hätte er auch als Titel schreiben können: In den 70-ern oder so ähnlich - mir ging es ja nur um den Zeitgeist, der da, drei-vier Jahre hin- oder her, geherrscht hat.

@ Novak
ja, den Ambros, Hirsch, Danzer, Heller und wie sie alle heißen - aufm Speicher gibt es noch das Vinyl dazu, jedoch fand ich dieses Skilied so schlagermäßig, dass ich mich nicht damit auseinandergesetzt habe.

 

Hallo ernst offshore,

für mich ist diese Geschichte so was wie Traubenzucker, geht gut runter, aber keine Langzeitwirkung.

Also ansich ist die Geschichte nett geschrieben, da kommt man gut durch, schmunzelt hier und da (wobei ich ehrlich gesagt mit dem Zeitkolorit nichts anfangen kann, sprich andere werden da sicher mehr Spaß mit haben). Dieses Aneinandervorbeireden ist auch gut umgesetzt. Die Sache ist nur, dass da eigentlich nichts passiert. Gut, da ist die Bedrohung durch die Steine. Aber ehrlich gesagt reden die zuviel, um da Gruse etc. aufkommen zu lassen. Das ist wie in den Horrorfilmen gruselig ist es erst, wenn sie aufhören zu reden und das funktioniert nun mal nicht wirklich in einer Dialoggeschichte.
Generel denke ich, sind Dialoggeschichten eigentlich verkappte Hörspiele, sprich was du hier drin hast, ist nicht das Endprodukt, sondern quasi das Skript aus dem noch was gemacht wird. Also mit guten Sprechern kann das sicher ganz nett sein.

Noch so ne Sache, ich hab lange gebraucht, bis mir klar war, dass die in einer Höhle sind - sprich mir kam gerade der erste Absatz etwas seltsam vor, weil ich den Kontext nicht hatte. Ist jetzt nicht schlimm, wollte es nur anmerken.

Ich merk schon, ich hacke da viel auf den Rahmenbedingungen rum, bin wohl kein Typ für Dialoggeschichten. Also nicht zu negativ nehmen, aber mein Tipp: Schreib "richtige" Geschichten :). Sowas funktioniert meistens nur als Gag oder Experiment für einen selbst - was ja nichts schlimmes ist - aber ich denke du erreichst damit weniger Leser als mit "klassischen" Texten.

Gruß,
Kew

 

Hallo offshore

„Find ich nicht. Das hab ich nämlich gehört, wie ich zum ersten Mal mit der Sabine geschmust hab.“
„Da hätte aber Death on two legs von Queen auch gepasst.“

Da musst ich lachen.

„Danke, da fällt mir ja ein Stein vom Herzen,

Find ich auch gut, die Formulierung, wo er sich zuvor vom heruntergefallenen Stein fast in die Hose "gebrunzt" hat. Warum fängt überhaupt auf einmal er an, sich zu fürchten - davor wars doch eher der namenlose Kumpel, dems nicht so wohl war ...?

Auch wenn ich von 1979 nix mitbekommen hab, mangels Geburt und so, hab auch ich die Geschichte mit einem Schmunzeln im Gesicht gelesen. Cooler Dialog. Der macht Lust auf mehr - ja, ich hätte wirklich gerne gelesen, wie es den beiden in der Höhle weiter so ergeht. Was machen sie dort? Finden sie wieder raus?

Zur Rubrik: Das Schmunzeln verrät ja bereits, dass ich es auch eher belustigend als beängstigend fand. Auch das mit dem Stein jetzt, das ist ja kein ernsthaftes Droh-Szenario, wie gesagt, durch dieses "fällt mir ein Stein vom Herzen" wird ja auch das wieder durch den Kakao gezogen. Also ich finde, die Figuren kommen trotz der wenigen Sätze sympathisch und realistisch rüber, eben deshalb denke ich, würde es sich lohnen, da noch ein wenig Arbeit reinzustecken.

Grüsse,
Schwups

 
Zuletzt bearbeitet:

Servus ihr alle,

so ein kurzer Text, uns so viel habt ihr dazu zu sagen, das finde ich wirklich nett und, ja, witzig irgendwie.

Purersternenstaub nennt ihn schweinemäßig gut, toll und leiwand, und vermeint gar die Ansätze einer Horrorgeschichte darin zu entdecken, und mag ohnehin Dialoggeschichten, ebenso wie Novak und anders als Rick und Kew, die Dialoggeschichten eigentlich nicht mögen. Novak und bernadette kommen problemlos mit den Zeitbezügen zurecht, Kew wiederum ist dafür zu jung, er schmunzelt jedoch hie und da, beschwert sich allerdings auch, weil ihm zu spät ein Licht aufging, dass die zwei in einer Höhle biwakieren, was wiederum Purersternenstaub gefiel, dieses langsame Entschlüsseln der Örtlichkeit. Ja, und Schwups musste nicht nur schmunzeln, sondern sogar lachen und obendrein schaffte er es, ein Wortspiel zu entdecken, das selbst mir bisher verborgen blieb, das mit dem vom Herzen fallenden Stein, das war wirklich unbeabsichtigt.
Kurzgesagt: wunderbar kontrovers eure Reaktionen.
Aber beinahe einhellig erwähnt ihr die Authentizität des Gequatsches von Max und Stefan. Und dass die zwei, trotz der Kürze des Textes, irgendwie erlebbar und fassbar werden. Genau darum ging es mir eigentlich.
Und jetzt habe natürlich auch ich einiges zu erklären.

Also: Den Titel änderte ich erst in der allerletzten Sekunde vor dem Posten. Ursprünglich hieß der Text ganz unverfänglich Geldloch (das ist der Name eines großen Höhlensystems in den niederösterreichischen Alpen, der hätte wohl niemandem von euch irgendwas gesagt.)
Mir war aber klar, dass die Anspielungen in der Geschichte wirklich nur für über Fünfzigjährige verständlich wären, und habe sozusagen im letzten Moment gekniffen, dachte, wenn ich im Titel explizit auf den Zeitpunkt des Geschehens hinweise, kann sich dann schwer wer aufregen, dass er nicht durchblickt.
Und solltet ihr mich jetzt fragen, warum ich die Geschichte nicht einfach heute spielen lasse, mit Verweisen auf Dinge, mit denen die Mehrzahl der Leser etwas anfangen kann, muss ich kurz in Offtopic-Gefilde abschweifen: Ich entdeckte erst im letzten Sommer das Schreiben für mich und erzähle damit in erster Linie mir und meinen Söhnen (und jetzt euch) aus meiner Jugend, zumal es mir im Moment schlicht an Phantasie mangelt, mir Geschichten auszudenken.
(Und 1979 hatte Nina Hagen ihren legendären Auftritt im Club 2, einer Live-Diskussionssendung des ORF, das war für damalige Verhältnisse ein gewaltiger Skandal, der dem Moderator sogar den Job kostete)

Aber zurück zum Text:
Die Szene spielt in der absoluten Finsternis einer Höhle. („In einem Bärenarsch ist es hell und freundlich dagegen“, zitiert Stefan in der Erstfassung einen Ausspruch aus einem aberwitzig durchgeknallten Comix-Film aus jener Zeit, Tarzoon, Schande des Dschungels … kennt auch niemand mehr.)
Also, die Szene spielt in der absoluten Finsternis einer Höhle.
Wäre es die Anfangssequenz eines Filmes, sähe man einige Minuten nur die schwarze Leinwand und hörte ausschließlich das Gespräch der beiden.
Das war gewissermaßen meine selbstgewählte Aufgabenstellung:
Ich wollte versuchen, mit nur ganz wenigen Dialogzeilen, die obendrein echt und nicht situationserklärend klingen sollten, so viel wie möglich an Information zu vermitteln. Wer spricht da, wie alt sind die? Wie sind die drauf, die zwei? Wo sind sie? Wann spielt sich das ab?

Dass es keine Geschichte im eigentlichen Sinn ist, beanstandet Kew zu Recht, weil ja wirklich nicht viel passiert. (Den tollen Plan finde ich auch toller)

Im Grunde war es ja nur eine sprachliche Spielerei von mir, ein Herumprobieren. Und vor der Humorrubrik habe ich mich nicht gedrückt, liebe Novak, an die habe ich nicht einmal gedacht, was euch grinsen und schmunzeln lässt, ist schlicht das lebensechte Gequatsche von Zwanzigjährigen, so sehe ich das.
Kurz erwog ich die Abteilung Experimente, zu Seltsam gab ich es dann wahrscheinlich deshalb,
weil ich in meinem Leben wenig Eindrücklicheres und Seltsameres erlebte, als jene Nächte damals in der Höhle.
Bevor ich jetzt wieder ins Offtopic drifte, will ich Schluss machen.

Vielen Dank euch allen für Lob, Ermunterung, konstruktive Kritik, für alles halt.

offshore


Sollte die Geschichte in dieser Rubrik wirklich fehl am Platz sein, habe ich gegen eine Verschiebung nach wohin auch immer keine Einwände.

 

Hallo ernst offshore

Mir war aber klar, dass die Anspielungen in der Geschichte wirklich nur für über Fünfzigjährige verständlich wären ...

Nun ja das beruhigt mich jetzt ein wenig, denn ich muss gestehn, dass für mein Verständnis, der tiefere Sinn verborgen blieb.

Ich wollte versuchen, mit nur ganz wenigen Dialogzeilen, die obendrein echt und nicht situationserklärend klingen sollten, so viel wie möglich an Information zu vermitteln. Wer spricht da, wie alt sind die? Wie sind die drauf, die zwei? Wo sind sie? Wann spielt sich das ab?

Das ist dir auf jeden Fall gelungen. Ich konnte (trotz tiefer Dunkelheit) Max und Stefan vor mir sehen.

Sehr gern gelesen.

LG
Nachtschatten

 

Orgelmusik von Bach oder sowas in der Art.
Na so was, schon wieder so was!, - aber darf an solch einem Leckerbissen überhaupt so [et]was bemängelt werden? Mitnichten und Neffen!, denn – ich zitiere aus Kantate Nr. 100 BWV 100 „Was Gott tut, das ist wohlgetan …“

1979 entdeckte Neil Young, dass Rost niemals schlafe,

lieber ernst,

wie die Höhlenforscher Stefan und Max entdecken, dass der Berg lebe, derweil auf dem Antipodium der Höhle die Namensvettern Angus & Malcolm Young mit ihrer bisexuellen Truppe die Autobahn zur Hölle nutzen, den nun wiederum der menschenfressende Idi Amin mied und nicht zur Hölle fuhr - einen Preis, den er sich an sich redlich verdient hatte -, um bei Freund Ghadafi und den Saudis Asül zu finden.

Ähnliche Gespräche sind mir auch noch aus den frühen 1960-er Jahren vertraut, wenn die Geusen (keine Bange, nicht die Aufständischen in den spanischen Niederlanden, so alt bin ich nun auch wieder nicht) mal wieder in Kothen übernachteten und inmitten des kegelförmigen Zelts ein Lagerfeuer über Nacht brannte. Man konnte sicher sein, dass der eine oder andere Scout der eingeteilten Nachtwache aus Sorge um den Funkenflug durch tiefschürfende Gespräche wachhielt. So behaupte ich mal:

Max hat Angst vorm Berg und die Angst hält Wacht und Quatschen wach.

Darum muss ich auch der Rede

„Ja, bringt‘s irgendwie nicht, komisch.“
widersprechen: Der kleine, leichte Text ist weder komisch (i. S. von „seltsam“) noch unmöglich. Kurz: er ist realistisch. Und schräg, wie's dem Jean-Paul-Liebhaber nur recht sein kann!

Gern gelesen vom

Friedel

 

Dass du den Text sehr gerne gelesen hast, liebe Nachtschatten, und trotz tiefer Dunkelheit sehenden Auges und offenen Herzens durch die Geschichte gegangen bist, freut mich wirklich, zumal du der altersmäßigen Zielgruppe offenbar noch nicht angehörst …

… anders als Friedel, der mich mit Recht schon wieder korrigiert:

Na so was, schon wieder so was!, …

Jetzt ist mir das schon wieder passiert, jessas!
Ich erscheine dir mittlerweile wohl vollkommen lernresistent zu sein, lieber Friedel, ich glaube, das war nun schon dein fünfter Hinweis auf diesen leidigen Lapsus, und ich kann und will ihn schwerlich mit der Verwendung in der direkten Rede rechtfertigen. Manchmal bin ich einfach blöd im Schädel.
Sehr nett jedenfalls, dass du die Rüge im weiteren Satz relativierst:

… aber darf an solch einem Leckerbissen überhaupt so [et]was bemängelt werden?

Du meine Güte, und auf dein Zitat aus der Bach-Kantate will ich gar nicht weiter eingehen, nur so viel:

Unter allen Dingen ist menschliche Bescheidenheit am leichtesten totgeräuchert und totgeschwefelt, und manches Lob ist so schädlich wie eine Verleumdung.

Das sagte, erraten, lieber Friedel, Jean Paul. Und da auch ich nur ein Mensch bin, sag ich jetzt einfach mal, lassen wir die Kirche im Dorf.

Zu seiner Meinung über Angus & Neil & Malcolm Young befragt, antwortete Jean Paul angeblich folgendes:

Unter der Tonkunst schwillt das Meer unseres Herzens auf wie unter dem Mond die Flut.

Kann ich mir zumindest vorstellen.

Vielen Dank für deinen Kommentar

offshore

 

Manchmal bin ich einfach blöd im Schädel.
Sammer dat nich' alle,

lieber ernst,

denn wat ma' drin is', will auch drin bleiben. Aber woher weißtu, dass ich gern mit Johann Paul Friedrich Richter gern ein' anstoß (& nie bayreuth)? Zum 250. schreib ich in aller Bescheidenheit - so hab ich es mir vorgenommen - 'ne Rezension - Titel: "Konjekturalbiographie". Denn warum sollte unser einziger konsequenter Satiriker vergessen werden?

Gruß

Friedel

 

Ich hab den Text auch gern gelesen und mit einem Schmunzeln, hab auf eine Pointe oder eine sinnstiftende Wendung gehofft, hab aber keine gefunden.
Mal als Beispiel für so etwas, das ich hier vermisst habe:
http://bachmannpreis.orf.at/bachmannpreis/texte/stories/117531/index.html

Auch hier viel Geschnatter, viele Gedanken, viel Drumherum und durch die letzte Wendung des Textes erkennt man den Hintersinn in allem, was vorher so locker und leicht wirkte.
Auf so etwas hab ich bei deinem Text ein bisschen gehofft, ich weiß auch nicht wieso. Ich finde solche sehr kurzen Kurzgeschichten liest man häufig so, dass man denkt: Sicher kommt am Ende noch was, mit dem im Kopf ich den Text nochmal ganz neu lesen werde, ein Konstrukt.
Dein Text ist eher: Hier ist es, wie es war. Ich beschreib's euch. Das hat natürlich auch was. Es ist eher naturbelassen, wenn man so will.

Ich hab's gern gelesen und geschmunzelt. Bin skeptisch bei Dialoggeschichten, aber die hier war schön kurz und knackig und ich mag das Dialektale gern.

Ob der Text jetzt grade in "Seltsam" stehen muss, da hätte sich auch Humor, Alltag oder Sonstiges angeboten. Jede Rubrik hat eine bestimmte Färbung, die der Leser dann im Hinterkopf behält. Und vielleicht wartet man - gerade weil es in Seltsam steht - hier auf eine "literarische" Wendung.

 

Servus Quinn,

hab‘ ich ja doch einigen Leuten ein Schmunzeln entlocken können, selbst dir, das freut mich schon.
Aber gleichzeitig empfinde ich diesen Kommentar von dir, ebenso wie jenen damals zu meiner Debütgeschichte, in erster Linie als Wink mit dem Zaunpfahl, als freundliche Aufforderung gleichsam, ich möge vielleicht doch ein bisschen mehr darüber nachdenken, wie und was ich den Lesern eigentlich erzählen will, oder, um es mal ganz pragmatisch zu sagen, ob die schiere Lust am Fabulieren wirklich ausreichende Legitimation dafür ist, wildfremden Menschen Sachen einfach vorzusetzen, nur weil, nun ja, man sie selber mag. Als gäbe es nicht sowas wie eine gerechtfertigte Erwartungshaltung der Leserschaft, oder, wie du es in diesem Fall ausdrückst, gar einen Anspruch auf eine "literarische" Wendung. Danke jedenfalls für den „Ansporn“ und danke auch für deinen Hinweis auf Kathrin Passigs Text, den fand ich wirklich toll, ob ich irgendwelche Lehren daraus ziehen kann weiß ich nicht. Das Lesen fiel mir schon immer leichter als das Schreiben, wem nicht?
Noch fühle ich mich ganz am Anfang und ich fühle mich wohl dabei.

Gruß,
offshore

 

Hallo,

das ist gar nicht als Wink mit dem Zaunpfahl gemeint, sondern ganz banal, als das, was mir halt zu dem Text durch den Kopf ging. Man kann ja sehen, wenn man aktiv im Forum ist, was die einzelnen Kritiker sonst so machen, was sie schreiben, was sie kommentieren, wie sie in anderen Threads ticken, so dass man die Kritiken dann ein Stück weit auch selbst einordnen kann.

Ich mein, wenn ich sowas schreibe, das gar nicht als Teil einer Agenda oder eines Seitenhiebs, sondern ich les den Text und denke mir meine Sachen dazu. Das ist nicht gemeint als: Ich erwarte vom Autor das und das, sondern das ist einfach nur - wie ich glaube - ehrliches, ungefiltertes Feedback.

Das halte ich für sehr wichtig. Ich hab mir auch angewöhnt, die Kritik zu schreiben, unmittelbar nachdem ich den Text gelesen habe oder - bei Detailkritiken - noch währenddessen. Aber natürlich ist es die Aufgabe das Autors, dann aus der Kritik auch rauszufiltern, was ihm weiterhilft und was nicht.

Ich möchte aber auf keinen Fall hier als der böse Polterer rüberkommen, der immer nur sagt: Das reicht nicht, da muss noch mehr her; entsprich gefälligst meinen Ansprüchen. Sondern einfach nur als: Ich hab das gelesen, ich hab mir das und das dabei gedacht, kein Haken, kein doppelter Boden, no strings attached - wie man auf englisch sagt.

Schön, dass dir der Text von der Passig gefallen hat. Ich mochte den damals auch sehr gern.
Das hier ist eine sehr freie Plattform, ich hab oft den Eindruck Autoren sehen hier Wände und Einschränkungen und Anforderungen, die gar nicht richtig da sind. Also die Toleranz des Forums ist, meiner Ansicht nach, hoch. Es wirkt nur anders, weil Forenmitglieder ständig "Das ist keine Geschichte" unter Blogeinträge schreiben, die sich hier als Geschichten maskieren, aber das hat andere Gründe und das soll auf keinen Fall irgendwen in seiner erzählerischen Kreativität einschränken. Ich glaube das will nicht eine einzige Person im Forum in irgendeiner Weise. Vielleicht, so denke ich manchmal, wäre es ganz gut, wenn wir ein paar Leute hätten, die so wären, damit der Bedarf mancher nach inspirierender Reibung gedeckt wird, aber die kleine Spitze richtet sich ausdrücklich nicht gegen dich.

Frohes Fest und gute Nacht, ich wollt das nur noch mal betonen alles
Quinn

 

Hallo ernst offshore

Ich hatte die Geschichte vor zwei Wochen schon mal gelesen, ohne einen nachhaltigen Eindruck. Da mir heute etwas mehr Freiraum bleibt, habe ich verschiedene Geschichten durchgesehen und blieb an dem Titel wieder hängen. Die Jahreszahl gibt mir ein individuelles Bild, wie ich die Zeit damals erlebte. Anderseits assoziiert sie wie ein Zahlensymbol Orwells 1984. Beides sind insofern natürlich entstellende Blendungen, da deine Geschichte ihren eigenen Gehalt hat und als solches gelesen werden will.

In meinem Verständnis ist es eine sehr, sehr brave Jungengeschichte ohne Ecken und Kanten. Wenn 1979 für die Jahreszahl steht, spiegelt sie dies kaum, da die Namen Oldfield, Queen und Hagen auch in andern Jahren präsent waren. Auch gab es in diesem Jahr Ereignisse, die markant waren. Es fragt sich natürlich für wen, und da es noch Jungs waren, ist es so nicht unmöglich. Was sie von andern Geschichten hier abhebt, ist, dass sie rein in Dialogform verfasst ist. Ein m. E. schwieriges Unterfangen, da die Dialoge ohne weitere Stilmittel den Leser faszinieren müssen, Bilder schaffen, die ihn verblüffen. Mich packte sie unter diesen Vorzeichen nicht, erreichte nur geringen Unterhaltungswert und blieb für meinen Geschmack im Seichten. Da half mir auch ein zweites Lesen nicht auf die Sprünge. Doch wofür ich dir Respekt zeuge, ist, dass du sie so umzusetzen wagtest. Nur, der Titel empfinde ich störend, so brav war jene Zeit im Allgemeinen nicht, wie es die Geschichte ist.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Servus Anakreon,

vielen Dank für deinen Kommentar. Den betrachte ich gewissermaßen als nützliches Korrektiv zu den eher wohlwollenden Meinungen der anderen. In meiner Antwort weiter oben hab ich ja schon erklärt, wie es zum Titel kam und was meine eigentliche Intention beim Schreiben des Textes war, ich sah das eher so als eine Art Übung im Dialogverfassen.
Du bemängelst zu Recht die fehlende Tiefe der Geschichte und machst mir gleichzeitig bewusst, dass ich da viel mehr hätte herausholen bzw. hineinstecken können, und ja, finde ich jetzt eigentlich auch schade, dass ich die Chance verpasst habe, mehr draus zu machen …
Wer weiß, vielleicht nehme ich noch mal Anlauf, ich glaube nämlich, dass in der Höhlenepisode einiges an Potential schlummert.

Also, ich will deinen Kommentar, ebenso wie den von Quinn, als Ansporn für die Zukunft sehen.

Danke und schöne Grüße,
offshore

 

Hi ernst,

ich klick mich gerade durch "oben schwimmende" Texte ;), und mir fällt auf: diesen Text hatte ich gelesen, gegrinst, gemocht - und wusste aber eben schon nicht mehr, worum es dabei ging.
Also eben nochmal gelesen, wieder gegrinst.
Was der Text will, erreicht er bei mir, das ist ein netter kleiner Happen, so Unterhaltung-to-go. Schwarzhumorig, wenn man das so lesen will - bei dem Ende hat meine makabere Phantasie weitergesponnen, dass den beiden demnächst ein Stein auf den Kopf fällt oder die ganze Höhle einstürzt oder ...
ja, fiese, gute Geschichte :)

 

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