Was ist neu

2006-12-15: Horror - Was steckt in dir?

Rainer schrieb:
Eigentlich eine Frechheit, dass man für das Posten von Storys auf kg.de kein Geld bekommt! Bestimmt lacht Mirko uns alle aus, badet in einem Meer aus Geld und wirft die Golddukaten in die Luft, dass sie ihm auf die Glatze prasseln. :dozey:
Was soll das, Rainer? Wenn jemand mit meiner Arbeit Geld verdient, dann ist es nur fair, wenn ich dafür angemessen entlohnt werde. Bei kg,de wird, im Gegensatz zu einem kommerziellen Verlag wie Lerato, nachweislich kein Geld verdient, jede Vergleich in dieser Richtung ist also nichts als Täuschung.

 

Dion schrieb:
Was soll das, Rainer? Wenn jemand mit meiner Arbeit Geld verdient, dann ist es nur fair, wenn ich dafür angemessen entlohnt werde. Bei kg,de wird, im Gegensatz zu einem kommerziellen Verlag wie Lerato, nachweislich kein Geld verdient, jede Vergleich in dieser Richtung ist also nichts als Täuschung.

Ich bezweifle aber stark, dass etwa Lerato Reichtümer mit Anthologien anhäufen kann. Wir reden hier nicht von einem ganz großen Verlag, der in Auflagen von hunderttausend rechnet, sondern von kleinen Projekten, die ein paar Dutzend Bücher verkaufen. Es ist doch absurd anzunehmen, dass Lerato mit solch einer Anthologie zehntausende Bücher verkauft und zig tausend Euro einstreift! Weshalb sonst machen die meisten Kleinverlage bereits nach kurzer Zeit wieder dicht? Weil die Herausgeber mit zwei Anthologien Millionen gescheffelt und weitere Projekte nicht mehr nötig haben? Oder nicht vielmehr deshalb, weil Kleinverlag neben viel Arbeit für die Eigner auch geringe Entlohnung oder gar Verluste einbringen?
Der Gleich mit kg.de ist keine "Täuschung": Eurer Logik nach müsste Mirko jede Menge Reibach machen, da er einerseits Amazon-Werbung schaltet und andererseits keinen Cent an "uns" auszahlt. Das Prinzip ist das gleiche, denn du scheinst zu verkennen, dass es auch Ausgaben gibt und die Einnahmen wohl höchstens dafür reichen, den Server, etc. zu bezahlen.
Aber was soll´s: Dann veröffenlicht halt nur in Anthologien, mit denen ihr viel Geld verdient. Viel Spaß beim Suchen. :dozey:
Oder, halt: Macht doch selber einen Kleinverlag auf!

 

Mit dem Geld verdienen bei Anthologien ist es so eine Sache. Sicher gibt es Anthologien, die Geld abwerfen. Z.B. verkauft sich unsere gerade erschienene Anthologie „Ladykillers“ ganz gut. Das ist eine Krimianthologie und da war es abzusehen, dass sie recht gut laufen wird. Daher gibt es da für die Autoren auch eine Tantiemenbeteiligung, was auch im Ausschreibungstext angekündigt war.

Der Punkt ist aber, dass die meisten Anthologien eben keinen Gewinn abwerfen, sondern man eher rote Zahlen schreibt. Bei einigen Anthologien hat man 100 oder 200 Euro Gewinn. Wenn man dann aber mal die Zeit rechnet, die in einem solchen Projekt steckt, macht man schon wieder miese.

Wir geben selbst keine Verkaufszahlen offiziell bekannt, aber z.B. am Wettstreit der Literaturplattformen, denn der Website-Verlag 2005 veranstaltete, konnte man sehen wieviel Bücher verkauft werden. Der Gewinner (Antho? – Logisch! Mit „Zeit“ hatte einige 100 Bücher verkauft, viele Zahlen lagen aber auch unten 100, eine sogar bei knapp unter 60, wenn ich mich recht erinnere. Fragt mal Marc Albrecht, den Verleger, ob er damit Geld gemacht hat.

Auch wenn es nach außen oft so erscheint, dass man mit Anthologien viel Geld verdienen kann, ist das schlichtweg ein Irrglaube (zumindest in Kleinverlagen). Zu einem gewissen Teil geht es auch darum neue Autoren zu „entdecken“. Gerade durch die Ausschreibungen, werden eben auch Autoren aufmerksam auf den Verlag. Was wiederum dazu führt das mehr Manuskripte angeboten werden, die auch Aussichten auf Erfolg haben.

Wenn jemand Geld mit dem Schreiben verdienen will, ist das sein gutes Recht und ich wünsche jedem das dies auch gelingt. Letztendlich träumen doch die meisten davon mal davon ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können. Und wenn jemand mindestens 100 Euro pro Beitrag verdienen will, ist das auch ok. Man sollte dabei aber die Realität nicht aus den Augen verlieren. Wie Rainer schon sagte. Zahlen ich 30 Autoren jeweils 100 Euro, sind das 3000 Euro. Wie soll man die denn auch nur annähernd als Gewinn wieder einnehmen?

Bei Prosa-Anthologien ist das schlichtweg unmöglich, wenn die Autoren „unbekannte“ Autoren sind. Das sollte jedem Autor klar sein… und ehrlich gesagt ist es das eigentlich auch. An unseren Ausschreibungen haben sich in den letzten knapp 2 Jahren fast 1000 verschiedene Autoren beteiligt und davon sind wirklich 90-95% durchaus realistisch.

In diesem Sinne

Daniel

 

Rainer schrieb:
Es ist doch absurd anzunehmen, dass Lerato mit solch einer Anthologie zehntausende Bücher verkauft und zig tausend Euro einstreift!
Wer redet hier von zig-tausend Euro? Lea hat gesagt, daß schon 100 Euro als Honorar für eine Kurzgeschichte in einer Anthologie genügen würden.


Rainer schrieb:
Der Gleich mit kg.de ist keine "Täuschung": Eurer Logik nach müsste Mirko jede Menge Reibach machen, da er einerseits Amazon-Werbung schaltet und andererseits keinen Cent an "uns" auszahlt.
Das hat niemand gesagt, das ist allein auf deinem Mist gewachsen und offenbart nur deine Denke – eine reine Unterstellung, auf die nicht eingehen werde.

 

Dion schrieb:
Wer redet hier von zig-tausend Euro? Lea hat gesagt, daß schon 100 Euro als Honorar für eine Kurzgeschichte in einer Anthologie genügen würden.

Wir dir vom im Kreis drehen nicht selber schon schwindlig? Rechne mal nach, wieviel 100 Euro mal x Autoren in einer Anthologie ausmachen würden. Und dann frage mal nach, wieviele Exemplare der Anthologie verkauft werden müssten, um auch nur kostendeckend arbeiten zu können. Wenn du annimmst, dass ein Kleinverlag mal eben locker ein paar tausend Exemplare einer Anthologie mit meist unbekannten Hobby-Autoren verkaufen kann, dann beglückwünsche ich dich zu deiner positiven Lebenseinstellung. Die Realität schaut nun mal anders aus.
Im Übrigen würde ich mir natürlich auch eine Honorierung wünschen. Wenn dies wirtschaftlich nicht möglich ist oder nicht angeboten ist, dann muss man das zur Kenntnis nehmen. Bewerbt euch bei Bertelsmann & Co - die zahlen gute Honorare. Da ich realistisch bin weiß ich, dass ich ein letztklassiger Schmierfink bin und niemals bei einem großen Verlag eine Chance hätte. Soll ich deshalb auf jegliche Veröffentlichung verzichten, weil ich bei den Großen nicht unterkomme und bei den Kleinen keinen Cent bekomme?
Aber gut: Jeder wie er will und kann. Ich will, kann aber nicht. Wenn ihr es könnt, schön für euch.

 

Hallo zusammen,

wenn's allein und ausschließlich darum geht, mit Schreiben auf Biegen und Brechen Kohle zu machen, dann ist das gar nicht so schwer. Man muss das Handwerk beherrschen und bereit sein, sich von allen literarisch abgehobenen Ideen und Formulierungen zu befreien. Man muss bereit sein, die Scheiße zu schreiben, die man selbst nie lesen würde. Ich weiß, dass es funktioniert, aber halt nicht so lange, weil man irgendwann die Schnauze voll hat.

Von Anthologie-Veröffentlichungen größere oder überhaupt Einnahmen zu erwarten, halt ich für unrealistisch. Kurzgeschichten interessieren in Masse keine Sau. Da eine Erwartungshaltung aufzubauen, entspräche nicht den Gesetzen des eigentlich nahezu nicht vorhandenen Marktes.

100 Euro? Liegen ja auch nicht gerade üppig über Null und würde mir nicht das Gefühl geben, jetzt aber wirklich alles für meine Geschichte rausgeholt zu haben.

Zitat lea victoria: "Wenn ich mich gedruckt sehen will benutze ich meinen Drucker"

Das ist ja wirklich obercool und lässig! Eine für mich wirklich neue Erkenntnis. Und wenn ich meine Texte auf meinem Monitor sehen will, brauche ich sie einfach über die entsprechende Datei aufzurufen. Ich müsste sie eigentlich nirgendwo posten.

Grüße von Rick

 

Sobald man mit Zahlen und Fakten ankommt, wirds auf einmal still in der Diskussion... seltsam ;-)

In diesem Sinne

Daniel

 

@Rick: Das liest sich recht desillusionierend, weil es beinhaltet, dass letztlich das, was man selbst lesen und schreiben möchte, niemanden interessiert.
Gerade bei deinen Geschichten eigentlich unvorstellbar.
Und um ehrlich zu sein, auch etwas, mit dem ich mich für mich nicht abfinden möchte. Natürlich weiß ich, dass ich noch dazulernen muss, aber ich möchte trotzdem an der Illusion festhalten, gut genug zu sein, dass es auch einen Markt für das geben müsste, was ich schreibe und wie ich es schreibe. Es kann nicht Sinn eines Literaturbetriebs sein, sich verbiegen zu müssen, um Erfolg zu haben (das sollte ohnehin nie Sinn sein.). Ja, ich weiß, ich bin ein Träumer.

@toolatenow: Ich fürchte, das Unbehagen liegt nicht in den Fakten. Bei genauerer Betrachtung wird jeder sehen, dass mit Anthologien kein Geld zu verdienen ist. Da steckt der Teufel mE im Detail:
Anthologien sind eine gute Möglichkeit, überhaupt gedruckt zu werden. Und ich weiß noch, wie es mir mit meinem ersten Autorenvertrag für eine Anthologie ging. Ich bin Kompromisse eingegangen, habe zu sprachlichen Verlusten "ja" gesagt, zu Einschnitten im dramaturgischen Bogen meiner Geschichte, weil ich die Hoffnung hatte, es ist ein Anfang. "Es geht nur darum, mir erstmal einen Namen zu machen", war meine Überlegung.
Und ich hatte mit diesem Vertrag sogar das Glück, einen Honorarvertrag zu haben, war also im Vergleich zu den meisten Anthologieautoren noch relativ privilegiert, auch wenn man sich leicht ausrechnen kann, was dabei herauskommt, wenn sich neun Autoren zehn Prozent des Umsatzes teilen.
In Buchhandlungen finden Kleinverlage und vor allem Anthologien kaum statt. Sie landen nicht in den Auslagen, nicht im Schaufenster und wenn ich als Autor die Läden abklappere, muss ich Bücher da lassen, für deren Verkauf ich kein Geld bekomme, sondern mir nur Bücher ausleihen darf.
Trotzdem klappert man erstmal ab, es geht ja darum, sich einen Namen zu machen. Nur genau das funktioniert nicht. Kleinverlage scheinen jenseits der Literaturszene stattzufinden, bilden sozusagen ihre eigene Subkultur, bestehend aus einem festen Zirkel der Amateurautoren und ohne Zweifel engagierten Verlegern, die das Beste wollen, denen aber auch die Investitionsmittel fehlen, das zu erreichen. So schwimmt diese Szene in ihrem eigenen Saft und führt nicht voran.
Um also wenigstens ohne zu große Verluste herauszugehen, müssen möglichst viele Autoren in der Anthologie untergebracht werden, denn aus den Autoren, deren Stolz und deren Bekanntenkreis entsteht der Umsatz. Das ist wie bei Schultheaterstücken, bei denen sich das Publikum aus Eltern und Bekannten zusammensetzt.
Das hat mit Bezahlung der Autoren erstmal weniger zu tun, als mit dem individuellen Gefühl von Stillstand.
Wenn diese Bücher dann so sind, dass es an Qualität fehlt, was Aufmachung, Lektorat und Auswahl der Geschichten betrifft, entsteht Frust, der anders geäußert wird. Hier wird der Blick auf einmal auf irreale Dinge wie das, was der Verleger verdienen könnte gerichtet.
Wenn ich für mich beschlossen habe, mich kaum noch an solchen Ausschreibungen zu beteiligen, hat das weniger mit Bezahlung zu tun, als mit dem Umstand, dass ich auf kaum eines der bisher entstandenen Projekte besonders stolz war. Am schlimmsten war eine Anthologie (nicht in deinem Verlag), in die 60 Texte unterschiedlicher Autoren zum Teil grauenhafter Qualität gequetscht wurden und bei der eine Geschichte "Der Einzigste" heißen durfte, ohne dass ein Lektor eingegriffen hätte.
Die Anthologie „Verfolgt“ aus deinem Verlag rangiert aber, auch das muss ich leider sagen, was die Qualität der Aufmachung und der Geschichtenauswahl betrifft, in meiner Negativliste schon auf Platz 2. Zwar gibt es darin wenig Rechtschreibfehler (den einen oder anderen dürfte ich auch nicht monieren, bei „Exzess“ habe ich bestimmt auch einiges übersehen), aber in jeder Geschichte falsche Nebensatzeinleitungen und zum Teil inkonsistente Formulierungen.
Die zweite negative Erfahrung, die ich gemacht habe, ist, dass ein Kleinverleger zwei meiner Geschichten, die in jeweils unterschiedlichen Büchern seines Verlags erschienen waren und für die ich gezielte Verträge hatte, ohne mich zu fragen in ein drittes Buch übernommen hat. Darauf angesprochen hat er mich erst belogen, er hätte "alle" Autoren informiert (von denen, die ich davon kenne, hatte er keinen informiert) und auf weitere Nachfrage hin den Kontakt einfach abgebrochen.
Natürlich muss ich hier differenzieren, denn aus diesem Verhalten kann und will ich nicht auf andere und schon gar nicht auf dich (irgendwie merkwürdig, in unserem Mailverkehr siezen wir uns immer) schließen. Aber es hat sich bei mir dadurch das frustrierende Gefühl eingeschlichen, die Leistung, die ich bringe, wird nicht geachtet.
Das hat, wie gesagt, erstmal nichts mit Bezahlung zu tun, geld habe ich schließlich auch nicht (was natürlich meinen Ehrgeiz genau so bremst, da ich schlicht nicht mehr die Möglichkeiten habe, Bücher vorzufinanzieren, die ich dann in Buchhandlungen tragen oder bei Lesungen verkaufen kann), sondern mit dem Gefühl der Stagnation, die durch das Schwimmen im eigenen Saft entsteht.
Und ich denke, es ist dieses Gefühl der Stagnation und der Chancenlosigkeit, aus diesem Kreislauf auszubrechen, das Anthologien zum Teil auch in den negativen Ruf bringt.

 

Sehr schöner Kommentar, sim.

Auch, wenn ich aus Spaß schreibe, und mir immer wieder sage: Es geht nicht ums Geld; natürlich halte ich an der ... Illusion (oder ist es Hoffnung?) fest, irgendwann einen gewissen Bekanntheitsgrad zu erreichen.
Unmöglich ist das nie, aber eben doch sehr sehr schwer.

Allerdings hätte ich auch nie gedacht, überhaupt so weit zu kommen, wie ich es bin. Zumindest hier auf KG.de habe ich Stammleser gewonnen, was mich sehr freut, und ich habe mich im Laufe der letzten drei Jahre extrem verbessern können (wenn ich nur an meine ersten Geschichten denke).

Leicht ist es nie, aber ich möchte den Gedanken an etwas mehr Erfolg auch nicht als Illusion abtun.

 

toolatenow schrieb:
Sobald man mit Zahlen und Fakten ankommt, wirds auf einmal still in der Diskussion... seltsam ;-)
Da kann ich nicht still bleiben. :D

Ein fertiges Paperbackbuch (Digitaldruck, Format 13x19 cm, Buchdeckel in beschichtetem Papier zu 150g/m², 4/0 Farbdruck und glatte Folienbeschichtung auf den Außenseiten, 200 Seiten auf handelsüblichen Papier zu 80 g/m²) kostet unter 1,90 € frei Haus, wenn man nur 200 Stck. drucken läßt, bei höheren Auflagen noch weniger.

Da heutzutage alle Autoren die Texte in digitaler Form liefern, muß man hierzu kein Geld ausgeben, oft auch nichts für das Titelbild, da auch hier der Künstler froh sein muß, gedruckt zu werden. Der Lektor kostet nicht mehr als 300 €, die Gestaltung macht man per Computerprogramm, alles in allem kosten die Bücher zwischen 500 bis 700 €, d.h. bei einem üblichen Verkaufspreis von 7 € (im Laden 9,95 €) ist man spätestens ab 100 Stck. in der Gewinnzone, d.h. ab da verdient man midestens 7 € pro Buch.

Dion

PS: Möchte mich an das Lob für sims Kommentar anschließen, denn es belegt einmal mehr: Jeder hat seine eigene Wahrheit.

 

@Dion

Du kehrst aber den Zeitaufwand, der hinter so einer Sache steht, unter den Teppich.

Auch einen Kleinverlag zu führen, bedeutet Arbeit, und die findet nunmal in der Freizeit statt. Ich denke, man sollte diesen Faktor nicht vergessen.

 

Cerberus81 schrieb:
Auch einen Kleinverlag zu führen, bedeutet Arbeit, und die findet nunmal in der Freizeit statt. Ich denke, man sollte diesen Faktor nicht vergessen.
Natürlich bedeutet es Aufwand, Cerberus, aber das ist selbstgewähltes Schicksal. Doch was ich bei diesen Dingen nicht leiden kann, ist das Jammern, wenn’s Mal nicht so hinhaut wie geplant oder erhofft. Und wenn’s doch klappt, dann wird der Gewinn selbstverständlich eingesackt, im Stillen natürlich - deswegen werden auch keine Verkaufszahlen genannt, es wird immer nur mit ungefähren Zahlen operiert oder schlicht behauptet, das Buch verkauft sich gut, jenes aber schlecht, beides nicht überprüfbar.

Es ist eine bekannte Tatsache, daß auch große Verlage mit Erlösen von Bestsellern oder Quasibestellern ihre weniger erfolgreichen Bücher subventionieren, warum also sollte das bei Kleinverlagen anders sein? Aber daraus ableiten zu wollen, daß man deswegen keine Honorare zahlen könne, das geht zu weit, denn Nichts, absolut Nichts kriegt man in dieser Welt umsonst, nur wir Schreiber sollen unser Einfallsreichtum und unser Können umsonst hergeben?

Unternehmerisches Risiko gehört zum Verlagsgeschäft, aber hier wird versucht genau dieses Risiko auf die Schulter denjenigen zu übertragen, die im Falle eines Erfolgs an diesem finanziell nicht partizipieren können – mit anderen Worten: Sie kriegen sowohl in dem einen wie auch in dem anderen Fall nichts!

 

Dion schrieb:
Ein fertiges Paperbackbuch (Digitaldruck, Format 13x19 cm, Buchdeckel in beschichtetem Papier zu 150g/m², 4/0 Farbdruck und glatte Folienbeschichtung auf den Außenseiten, 200 Seiten auf handelsüblichen Papier zu 80 g/m²) kostet unter 1,90 € frei Haus, wenn man nur 200 Stck. drucken läßt, bei höheren Auflagen noch weniger.
Bevor ich auf die anderen Punkte eingehe, eine Frage. Wo soll es ein Buch mit 200er Auflage zu einem Preis von 1,90 Euro geben??? Das würde mich wirklich interessieren. Ich hab ja nun in den letzten 2 Jahren Angebote von dutzenden Druckereien gesehen, aber 1,90 frei Haus, ist absolut unrealistisch.

Daniel

 

dion schrieb:
Da heutzutage alle Autoren die Texte in digitaler Form liefern, muß man hierzu kein Geld ausgeben, oft auch nichts für das Titelbild, da auch hier der Künstler froh sein muß, gedruckt zu werden. Der Lektor kostet nicht mehr als 300 €, die Gestaltung macht man per Computerprogramm, alles in allem kosten die Bücher zwischen 500 bis 700 €, d.h. bei einem üblichen Verkaufspreis von 7 € (im Laden 9,95 €) ist man spätestens ab 100 Stck. in der Gewinnzone, d.h. ab da verdient man midestens 7 € pro Buch.
Also das ist eine absolute Milchmädchenrechnung, wenn ich das mal so deutlich sagen darf. 1.90 Euro pro Buch ist absolut unrealistisch. Ne 200er Auflage gibt’s nicht unter 3 Euro pro Buch, eher noch mehr. Vielleicht geht ein Billigstanbieter da noch etwas drunter, aber einen gewissen Qualitätsstandart sollte man doch halten.
Da sind wir dann schon bei 600 Euro. Den Lektor würd ich mit weniger annehmen, das bekommt man auch für 200 Euro. Sind wir schon bei 800. Da ist aber auch die Arbeitszeit nicht eingerechnet, die man damit hat, und die ist beachtlich! Dann kommen die Freiexemplare für Autoren, Herausgeber, deutsche Bibliothek etc., sind noch mal locker 150 Euro. Und dann natürlich das Honorar für die Autoren. Wieviel wollten wir annehmen 100 pro Autor? Nehmen wir mal nur 20 Autoren an, dann sind das nochmal 2000 Euro. Dann sind wir bei 2950 Euro.
Mit 200 Büchern kann man aber nur höchstens 2000 Euro einnehmen (bei 9,95)… das stellt uns vor ein Problem oder?

Und da hab ich doch noch einiges vergessen. Was ist mit der Umsatzsteuer, die für jedes Buch abgeführt werden muss? Was mit den Tantiemen für den Herausgeber? Was mit Porto und Verpackung (bei kostenlosem Versand)? Was ist mit den Exemplaren, die auf dem Postweg auf mysteriöse Weise verschwinden? Was ist mit den Exemplaren, die bei Kunden ankommen und die einfach sagen „Ich hab nichts bekommen“? Was ist mit den Kunden, die bestellen und nicht bezahlen (und das sind selbst unter den Autoren eine beachtliche Zahl)? Was ist mit dem Kostenaufwand für die Buchhaltung? Was ist mit den Kosten für Rezensionsexemplare? Was ist mit den Bestellungen die man versandkostenfrei mit Buchhandelsrabatt ins Ausland liefert, wo man manchmal Glück hat, wenn das +/- Null werden? Was ist mit Abgaben an die Künstlersozialkasse?

Da ist nichts mit 7 Euro pro Buch verdienen, ab 100 Exemplaren. Allein wenn man die festen Kosten abrechnet, gehen da ein paar Euro ab (siehe oben).

Natürlich bedeutet es Aufwand, Cerberus, aber das ist selbstgewähltes Schicksal.
Wenn du deinem Job nachgehst, ist das auch selbstgewähltes Schicksal, aber trotzdem möchtest du das nicht umsonst machen, oder?

deswegen werden auch keine Verkaufszahlen genannt, es wird immer nur mit ungefähren Zahlen operiert oder schlicht behauptet, das Buch verkauft sich gut, jenes aber schlecht, beides nicht überprüfbar.
Warum sollte ein Verlag so genaue Angaben machen? Wenn du ein Geschäft hast und irgendjemand kommt zur Tür rein und sagt „Tach auch, leg mir doch bitte mal deine Verkaufs- oder Geschäftszahlen auf den Tisch.“, würdest du das machen?
Alle Autoren, Herausgeber, Lektoren, die Tantiemen bekommen, bekommen auch die genauen Verkaufszahlen, „Fremde“ nicht.

absolut Nichts kriegt man in dieser Welt umsonst, nur wir Schreiber sollen unser Einfallsreichtum und unser Können umsonst hergeben?
Du bekommst ein Belegexemplar und du bekommst die Chance einen Schritt weiter zu gehen. Dir einen Namen zu machen (auch wenn das extrem schwer ist). Viele Autoren deren Romane bei uns veröffentlicht werden, haben mit Kurzgeschichten angefangen. Kurzgeschichten für die sie meist auch kein Honorar bekommen haben. Aber sie haben auf sich aufmerksam gemacht und haben jetzt einen Vertrag, bei dem sie auch Geld bekommen für ihre Leistung.

Außerdem gibt es bei vielen Ausschreibungen auch Preise. Allein in diesem Monat werden bei uns Geldpreise im Wert von 500 Euro vergeben, außerdem eine Wochenendreise in ein 4 Sterne Hotel, dazu einige Sachpreise. Bei unserer Lyrikausschreibung „Leben und Tod“ gab es Geldpreise, ebenso bei unserer ersten „Schülerausschreibung“.

Unternehmerisches Risiko gehört zum Verlagsgeschäft, aber hier wird versucht genau dieses Risiko auf die Schulter denjenigen zu übertragen, die im Falle eines Erfolgs an diesem finanziell nicht partizipieren können – mit anderen Worten: Sie kriegen sowohl in dem einen wie auch in dem anderen Fall nichts!
Wo überträgt man denn Risiko auf die Autoren? Wo haben die Autoren denn ein finanzilles Risiko???

In diesem Sinne

Daniel

 
Zuletzt bearbeitet:

Im Vielem hast du Recht, Daniel, doch nicht bei allen: Meine Kalkulation betraf Kosten, wenn man Autoren kein Honorar zahlt – immerhin ist das der Grund unserer Diskussion, oder?

Es geht also darum, ab wann der Verleger mit einem solchen Buch in die Gewinnzone kommt. Dazu habe ich versucht zusammen zu stellen, was an Kosten anfällt, und zwar anhand eines Angebots, das mir vorliegt:

bezugnehmend auf Ihre Preisanfrage vom 22.09.06, können wir Ihnen gemäß der Materialbeschreibung folgende Preisangaben machen. Das unten aufgeführte Angebot bezieht sich ausschließlich auf den Digitalen Druck:
Das fertige Buch im Format 13x19 cm gemäß:
•Buchdeckel in beschichtetem Papier zu 150g/m², 4/0 Farbduck und glatte Folienbeschichtung auf den Aussenseiten
•200 Seiten in Handelsüblichen Papier zu 80 g/m², 1/1 s/w-Druck
•Klebebindung (Paperback)
100 Stück zum Einzelpreis von € 1,80
500 Stück zum Einzelpreis von € 1,70
1.000 Stück zum Einzelpreis von € 1,49
2.000 Stück zum Einzelpreis von € 1,20
Zahlungsbedingung: Zahlungseingang 30 Tage ab Monatsende des Rechnungsdatum
Transport: Transportkosten werden gesondert in Rechnung gestellt
Lieferzeit: zu vereinbaren
Über Ihre Antwort würde ich mich freuen und stehe für eventuelle Fragen zur Verfügung. In der freudigen Erwartung mit Ihnen eine Geschäftsverbindung einzugehen verbleibe ich
mit freundlichen Grüßen.
Du siehst, ich habe vorsichtig gerechnet und wegen der Transportkosten noch etwas draufgeschlagen.

Die anderen Ausgaben, die du aufführst sind in der Tat vorhanden, doch manche, wie die Mehrwertsteuer zum Beispiel, sind zum Teil Kostenneutral, andere, wie Versandkosten zum Beispiel, werden an Buchhandlungen weiterberechnet, und bei Direktversand spart man sich eh den Buchhändlerrabatt, da kann man diese Kosten locker selbst tragen.

Aber egal, selbst wenn ab einer gewissen Anzahl nicht mehr 7 €, sondern nur noch 4 € Gewinn pro Buch herausspringen, die gehören dem Verleger allein, der Autor sieht davon nichts, er hat lediglich den Nachteil, daß er die eine Geschichte nicht noch einmal drucken lassen kann, denn alle verlangen nur nach unveröffentlichten Texten - ein Autor hat nur einmal die Chance, für sein Werk Geld zu verlangen, und die hat er bei einer solchen Anthologie für immer verschenkt.

Ich plädiere dafür, Bücher im Selbstverlag herauszubringen, auch der uns allen bekannte Fantasy-Wunderkind Christopher Paolini hat das erste Buch der Eragon Trilogie selbst herausgebracht und in über 100 Vorlesungen auch selbst verkauft, bis er eben „entdeckt“ und von einem Großverlag neu herausgebracht wurde.

Von den Großen der Vergangenheit fällt mir Marcel Proust ein, der den ersten Band seines Hauptwerkes „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ selbst verlegt hat - weil niemand ihn drucken wollte! :D

 

dion schrieb:
Es geht also darum, ab wann der Verleger mit einem solchen Buch in die Gewinnzone kommt. Dazu habe ich versucht zusammen zu stellen, was an Kosten anfällt, und zwar anhand eines Angebots, das mir vorliegt:
100 Stück zum Einzelpreis von € 1,80
Und ich sag wieder das gleiche. Das ist absolut unrealistisch. Das wird dir auch jeder bestätigigen, der schon mal ein Buch in niedriger Auflage drucken lassen hat. Vielleicht kannst du mir per PM mal schreiben von welcher Druckerei das Angebot ist. Denn wenn das wirklich stimmen sollte (was ich mir beim besten willen nicht vorstellen kann) würde JEDER Kleinverlag dort drucken lassen und dann wärs auch kein Problem bei kleinen Auflagen zumindest kleine Honorare zu zahlen.

Die anderen Ausgaben, die du aufführst sind in der Tat vorhanden, doch manche, wie die Mehrwertsteuer zum Beispiel, sind zum Teil Kostenneutral,
Kostenneutral??? Wie meinst du das?

Aber egal, selbst wenn ab einer gewissen Anzahl nicht mehr 7 €, sondern nur noch 4 € Gewinn pro Buch herausspringen, die gehören dem Verleger allein,
Du lässt immer etwas die Realität unter den Tisch fallen. Du hast Recht, wenn ein Buch wieder erwarten ein großer Verkaufserfolg wird, dann hat der Verleger den Gewinn, aber du vergisst dabei ja auch das das bei der absoluten Überzahl der Bücher nicht der Fall ist. Und da ist das „Problem“ 2.Auflage ja noch nicht einmal mit angerissen.

Ich plädiere dafür, Bücher im Selbstverlag herauszubringen, auch der uns allen bekannte Fantasy-Wunderkind Christopher Paolini hat das erste Buch der Eragon Trilogie selbst herausgebracht und in über 100 Vorlesungen auch selbst verkauft, bis er eben „entdeckt“ und von einem Großverlag neu herausgebracht wurde.
Eine tolle Erfolgsgeschichte… solchen Geschichten werden auch immer wieder gern angebracht. Ausnahmen gibt es immer. Leider wird nie gesehen das einer Erfolgsgeschichte tausende oder zehntausende gegenüberstehen, die es nicht geschafft haben. Und das gilt ja nicht nur für die Buchbranche.

In diesem Sinne

Daniel

 

toolatenow schrieb:
Kostenneutral??? Wie meinst du das?
Die eingenommene Steuer wird mit der ausgegebenen verrechnet, nur die Differenz wird abgeführt.

Alles weitere per PM.

 

Hm, ich habe bis jetzt auch keine Empfangsbestätigung bekommen. Hoffe mal, dass alles angekommen ist. :)

 

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