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80%
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Sie roch nach Aprikosen, Orangen, Blüten aller Art. Er streifte sanft mit seiner Nasenspitze ihren wunderschönen Rücken entlang der Wirbelsäule hoch. Die Ankunft am Hals trieb ihren Puls nach oben, so spürte er es, als seine Hand ihre linke Brust verließ und seine Finger zwischen ihren Rippen hindurch glitten und sich in den weichen Formen ihres Bauches verloren.
„Was ist Liebe?“ Sie hatte ihm gestanden, dass sie keine für ihn empfand. Alles solle so bleiben wie es ist, hatte sie ihn damals dringlich gebeten. Er war nie der Mensch gewesen, der absolute Hingabe oder vollkommenes Verlangen nötig hatte geschweige denn diese Art von Emotion für jemanden entwickeln konnte. Das hatte ihn oft erschreckt, aber letztlich kalt gelassen.
Er biss ihr gierig in den Nacken und presste sie näher an sich. Sie schnaufte lustvoll auf.
So kannte sie ihn nicht, so in die Offensive gehend. Zurückhaltung und Zärtlichkeit wichen Lust und nackter Obsession.
Ihren linken Oberschenkel im Griff drehte er sie fordernd auf sich und richtete sich auf. Seine Hände umschlossen dicht ihren Po und sie setzte sich auf ihn, während er ihre Brust gegen seine drückte. Ruckartig ließ er sie nach hinten Fallen, um sie sogleich wieder aufzufangen. Tausend Küsse und feuchte Berührungen seiner Lippen bahnten sich ihren Weg den gestreckten Oberkörper hinauf zu ihrem anmutigen Gesicht.
Auf für sie wunderliche, aber wahnsinnig prickelnde Weise spielte seine Zunge mit der ihren und ihren Lippen. Es glich einem verführerischen Tanz, wie sie sich im schneller werdenden Takt auf seinem Schoß auf und ab bewegte.
„Wie kann man das Wort „Liebe“ nach zwei Monaten überhaupt schon in den Mund nehmen?“
Vielleicht kommt Liebe erst im Alter, vielleicht musste sie reifen und unter Kompromissen wachsen, damit man der Schwere dieses Wortes überhaupt gerecht wird. Das war zumindest immer seine Einstellung gewesen, eine Einstellung, mit der er mehrere, belanglose Affären geführt hatte.
„Ich mag dich sehr gern. Liebe ist das nicht“. Damals hatte er ihr wenig schockiert erklärt, dass das kein Problem sei, „richtig verliebt“ sei er auch nicht. Komisch kam es ihm nur vor, auf der anderen Seite stehen zu müssen.
Er erschrak auch dieses Mal, aber nicht der Gleichgültigkeit wegen, sondern wegen der Betroffenheit, die er verspürte.
Betroffen war er davon, immer nur 80% für sie sein zu können, und niemals 100%. Ein Teil würde immer fehlen und ihm wäre nie die Möglichkeit gegeben, diesen Teil auszufüllen. Das war es, die Möglichkeit, die er brauchte. Und irgendwie war das Alles das erste Mal so. Führte er das Ganze so fort wie es war, würde er sich irgendwann selbst hintergehen.
Lustvoll wurde zu gierig, gierig zu wild und wild zu animalisch, bis beide schließlich den Höhepunkt erreichen sollten.
Schweiß umhüllte ihre Körper. Sie ließ sich neben ihn ins Kissen fallen und legte seine Hand um ihre Hüften.
Er starrte an die Decke und versuchte Scham zu empfinden.
„Soll ich das Licht ausmachen?“. Sie mochte es, wenn er über Nacht blieb. Er stand teilnahmslos vom Bett auf und zog sich an. Verwundert schaute sie zu ihm auf.
Es war das erste Mal, dass sie miteinander geschlafen hatten.
„Damit du weißt, was du nicht haben kannst.“, sagte er trocken, aber ohne jeden Anschein von Genugtuung in seiner Stimme. Er packte seinen Rucksack und öffnete die Zimmertür.
Ein letzter Blick richtete sich zum Bett und wie sie so verdutzt da lag, der passenden Worte nicht mächtig, stieg unheimliche Genugtuung in ihm auf. Ein Türschlag, sanft.
Er verließ das Haus, trat ein in prasselnden Regen. Was hatte er erwartet? Eine wehmütige, bereuende Geste ihrerseits? Am Ende sogar Tränen? Er musste fast über sich selbst lachen bei dem Gedanken. „Weiterlaufen.“ „Froh sein, dass es regnet.“