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Abschied

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02.06.2007
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Abschied

Eine Socke fehlt. Wo ist bloß diese verdammte Socke?!
Ich suche Dennis Zimmer ab, schaue unter dem Bett nach, zwischen seiner Wäsche, finde sie aber nicht.
„Was suchst du?“, fragt Dennis.
„Meine Socke.“
Er geht zum Bett, greift dahinter und bringt ein kleines, blaues Stück Stoff zum Vorschein. „Die hier?!“ Um seine Lippen zuckt es neckisch.
„Oh.“ Ich nehme sie entgegen und stecke sie in die Reisetasche.

Als ich vor über einem Jahr zum ersten Mal aus dem Zug am Celler Bahnhof ausstieg pochte mir das Herz bis zum Hals. Ich blickte mich unsicher um, suchte das Gleis nach jemanden ab, sah keinen. In meinen Muskeln kribbelte es. War ich den ganzen weiten Weg umsonst gefahren? Mir wurde es ganz flau in der Magengegend.
Leicht zitternd gehe ich Richtung Treppe. Vielleicht steht er ja dort.
Ich hatte meinen Blick gerade ausgerichtet und stand schon auf der ersten Stufe als mir jemand auf die Schulter tippte.
„Du siehst einen aber auch nicht, was?“, fragte mich eine mir bekannte Stimme.
Ich drehte mich um. Ein etwas kräftiger Kerl stand vor mir. Er überragte mich mindestens einen halben Kopf.
Ich spürte wie sich meine Lippen bewegten als ich dieses freundliche Gesicht sah. „Dennis.“ Es war mehr eine Feststellung als eine Frage.
Dennis nahm mich in die Arme und drückte mich feste. Das erste Mal dass er mich so in den Arm nahm und nicht das letzte Mal. Dann packte er meine Tasche und trug sie für mich auf dem Weg zum Auto.
„Ich freue mich, dass du gekommen bist.“ Er grinste bis zu beiden Ohren. „Du siehst genau wie auf dem Bild aus, das du mir geschickt hast.“
Ich mochte etwas sagen, doch zu mehr als einem Nicken und zittrigem Lächeln war ich nicht imstande.
„He, nicht so schüchtern.“ Dennis zog mich noch mal in seine Arme und küsste mich auf die Stirn.
Später, wenn ich ihm mit Leib und Seele verfallen war, würde ich auch nicht mehr schüchtern sein …

„Hast du alles?“
Ich blicke auf. Direkt in das Gesicht meines Freundes. „Jopp.“
Er nimmt die Tasche und trägt sie bis zum Auto. Wie beim ersten Mal.
Im Auto legt er für mich eine Onkelz-CD ein, obwohl er die Band gar nicht mag. Ich muss daran denken, dass er so viel für mich tut und immer versucht hat, mir alles zu geben.
Auf der Fahrt zum Bahnhof sind wir beide sehr still.

„Ich hätte gern nen Bild von uns Beiden gemeinsam.“
Wir lagen gemeinsam im Bett und umschlangen uns ganz fest. Es war schön seine Wärme zu spüren und sein Herzschlag hören zu können.
„Können wir machen“, antwortete ich und kuschelte mich noch enger an ihn. Ich hatte ein wohliges Gefühl in mir. Für diesen Moment waren nur er und ich wichtig.
„Warte mal kurz.“ Dennis stand auf und ließ mich alleine im Bett und Zimmer zurück. Ich hörte, wie er im Bad etwas suchte.
„Was hast du vor?“, rief ich.
„Zieh dich obenrum aus. Ich werde dich massieren.“ Dennis erscheint in der Tür, in der Hand hielt er eine Flasche Babyöl.

Wir stehen am Bahnhof. Tränen laufen mir an den Wangen runter. Er hält mich ganz fest. Ich wünschte, er würde mich nie loslassen, würde sagen, dass ich bleiben soll, würde mich davon abhalten in den nächsten Zug zu steigen.
Es ist wie das erste Mal als wir uns voneinander verabschieden mussten. Kein bisschen einfacher. Nicht nach diesem Jahr.
Ich löse mich von Dennis und blicke in sein Gesicht. Es schmerzt. Dieser Abschied ist mir zuwider. Ich sehe in seine braunen Augen und das Herz wird mir schwer.

„Nicht so traurig. Wir sehen uns doch wieder“, versuchte Dennis zu trösten. Dabei war er selbst kurz vorm weinen. „Es hat doch erst mit uns angefangen.“ Er strich mit Tränen aus den Augen.
Es war das Ende des erstens Treffen. Eine ganze Woche war ich bei ihm gewesen. Aber er hatte recht. Wir würden uns wiedersehen. Trotzdem konnte ich die Tränen einfach nicht halten. Es tat einfach weh. Ich wusste, dass ich ihn schrecklich vermissen würde.
„Und wir telefonieren auch jeden Tag.“ Er nahm mich in seine Arme und hielt mich einfach nur fest. Das war es, was ich brauchte. Seine Wärme, seine Liebe. Wie sollte ich bloß die nächsten zwei Monate überstehen?
„Aber das ist kein Ersatz“, schluchzte ich und hörte ihn nun auch weinen.


„Es tut mir leid“, flüstere ich. Ein neuer Schub Tränen kommt. Auf dem Gleiß wird angesagt, dass der Zug einfährt.
„Es ist doch ok. Ich verstehe es.“ Auch Dennis hat Tränen in den Augen. Das sehe ich jetzt. Und das macht es mir nicht einfacher.
Als der Zug eingefahren ist und gehalten hat, berühren seine Lippen noch mal die meinen. Dann steige ich in den Zug ein. Erhält mich nicht zurück. Ich blicke noch einmal zu ihm.
Da steht er, mit nassem Gesicht und feuchten Augen. Ich wende mich ab, weil ich das nicht ertragen kann. Schmerz scheint mich innerlich zu zerreisen. Schreien will ich. Das wissen, ihn nie wieder zu sehen, schmerzt. 500 km sind doch zu weit. Und ohne dass jemand in vorhersehbarer Zeit zum anderen ziehen kann, wird mich diese Entfernung innerlich zerreißen. Arbeit. Schule.

Es tut mir leid, denke ich, aber ich kann nicht mehr. Der Zug fährt los und keiner hat mich rausgeholt …

 
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Ich glaube, ich habe die Geschichte in die falsche Rubrik gestellt. >.< Ich hab iwie das Gefühl, sie gehört mehr in Romantik. >.<

Ich bin mir nicht sicher, ob sie ein wenig lang geraten ist, also für die story, die sie erzählt. Ich habe auch noch mal eine Version, die um die hälfte kürzer ist, sollte das der fall sein.

Über Kommentare und Kritik freue ich mich natürlich immer :)

 

Hallo Nakio,

die Länge deiner ohnehin recht kurzen Kurzgeschichte fand ich in Ordnung; ich halte sie sogar beinahe für notwendig, um die Empfindungen deiner Protagonistin, etc. zu beschreiben. Allerdings sind einige Sätze drin, die inhaltlich kaum von Bedeutung sind. Zum Beispiel erscheint mir der Absatz mit der Socke vollkommen überflüssig. Eher hätte ich an deiner Stelle Dennis genauer geschildert, usw.

Der Aufbau mit dem häufigen Szenenwechsel verwirrte mich zunächst etwas. Das kursiv Gedruckte spielt sich wohl gerade eben ab (daher das Präsens), während hingegen die Absätze in der Normalschrift sich auf das erste Treffen vor über einem Jahr beziehen (Vergangenheit). Besser hätte es mir gefallen, wenn du die komplette Geschichte ohne Szenenwechsel verfasst, und die Rückblicke stattdessen in den fließenden Text mit eingearbeitet hättest. Aber das ist sicherlich Ansichtssache. ;)

Hinsichtlich Rubrikwahl würde ich ebenfalls eher zu "Romantik" tendieren, obwohl die Kurzgeschichte auch in Alltag nicht ganz verkehrt ist.

Inhaltlich ist die Kurzgeschichte beinahe eine Momentaufnahme, es geht "nur" ums Abschied nehmen, ohne dass handlungsmäßig sonderlich viel geschieht. Daher finde ich die Kurzgeschichte nur bedingt unterhaltsam. Aber sie ist sicherlich eine gute Schreibübung. ;)

Sprachlich ist die Geschichte mittelmäßig, etliche Textpassagen könnte man treffender formulieren. Zum Beispiel glaube ich nicht, dass es in den Muskeln kribbeln kann. In der Magengegend, ja. Aber in den Muskeln ... das hab ich noch nicht erlebt. ;)

Orthografisch sind noch Fehler drin, auch hinsichtlich Kommasetzung. Evtl. bitte noch mal Korrektur lesen.

Ich hoffe, ich konnte dir mit meinem Feedback weiterhelfen. :)

Viele Grüße,
Michael

 

Hallo Nakio,

der Kommentar von Michael bringt ziemlich gut rüber, was auch ich an deiner kg zu bemängeln habe.
Was hier fehlt, ist der Kick. Abschied, in Ordnung, darüber kann man schreiben. Doch auch hierbei gilt es den Leser für sich zu gewinnen, es in gewisserlei Hinsicht spannend - lesenswert - zu machen. Das gelingt dir leider nicht so gut.
Den Schmerz, den deine Prota anscheinend fühlt, kann ich lediglich lesen, nicht aber fühlen. Du bewegst dich hier zu sehr an der Oberfläche und auch die verdient noch einige Bügelgänge ;)

Wenn du möchstest, verschiebe ich deine kg nach Romantik, schreib mir einfach ein PM.
Ach ja, und bitte unterlass doch Kommentare wie diese:

Über Kommentare und Kritik freue ich mich natürlich immer
das trifft auf so ziemlich jeden user hier zu. Beteilige dich selbst ein bisschen aktiver, dann bekommst du auch selbst mehr Kritik. Im übrigen hast du auf eine recht ausführliche Kritik von mir unter deiner Geschichte "die Zeit danach" bis heute noch nicht reagiert - das musst du natürlich auch nicht, aber es wirkt schon komisch, wo du dich doch so über Kritik freust ;)

grüßlichst
weltenläufer

 

erst einmal danke für die kritik :)

hmm ich sehe ein, dass da nicht gerade viel schwung reinkommt und auch nicht den leser motiviert. ich weiß leider nicht, wie ich das verbessern soll. aber ich werde mir mühe geben, den schmerz des protas besser rüber zu bringen. wegen kommata und rechtschreibfehlern werde ich noch einmal schauen. :)

@ weltenläufer
die wurde von dir kommentiert? sorry, ich war ne zeitlang aus zeit gründen hier nicht anwesend, dann habe ich das owhl übersehen >.< *gleich mal schauen geh*

 

Liebe Nakio

Die Länge deines Textes gefiel mir sehr gut. Die Länge war nach meinem Geschmack genau richtig.

Doch womit ich Mühe hatte: Sie haben sich also in Liebe getrennt, nach einem Jahr, hängen so sehr aneinander und da ist die Distanz von 500 Kilometern zuviel? Das wirkt irgendwie unglaubwürdig, finde ich. Zumal sie sich sofort so vertraut waren. Das widerspricht sich irgendwie.

Ich fand die Einschübe in Kursiv, diese Rückblenden gut. Nur konnte ich der Geschichte nicht ganz folgen. Was mich auch noch interessieren würde: Küsst eine Internet-Bekanntschaft die andere gleich beim ersten Treffen auf die Stirn?

Das: "Vor über einem Jahr.." am Anfang deines Textes würde ich weglassen. Es verwirrt den Leser – zumindest mich :schiel:

Ich denke der Stoff deiner Geschichte gibt vieles her. Wenn du dich ein bisschen prägnanter fasst vielleicht und wirklich nochmals über die Rechtschreibfehler gehst. (Hattest du je ein woLLiges Gefühl im Bauch?)

Ich hoffe meine Kritik bringt dir ein bisschen was. Ich freu mich jedenfalls auf deine neuen Geschichten.

Machs gut! :)

 

@ sternenkatz
es mag wirklich unwahrscheinlich wirken, dass sich ein paar in liebe trennt, weil 500km zu weit sind. leider muss ich aus erfahrung sagen, dass es das wirklich gibt. die geschichte ist bloß zum teil erfunden. ich selbst habe mal ne beziehung geführt, die über 500km ein ganzes jahr schief gegangen ist bis ich gesehen habe, dass ich ihn, in der zeit wo ich ihn nicht sehen konnte, viel zu sehr vermisst habe und michd ass innerlich kaputt gemacht hat. aber ich werde versuchen, es besser rüber zu bringen bzw. es glaubhafter zu machen. danke für den hinweiß und die angesprochenen textstellen werde ich auch noch mal durchschauen :)

 

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