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Abschwung

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10.10.2006
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Abschwung

Ich höre Körber schon sagen, dies sei der Lauf der Dinge, am Anfang begegne man sich noch auf Klassentreffen, dann zu Hochzeiten, schließlich auf Beerdigungen. Aber Körber war schon immer ein Arsch.
Er steht neben mir in der ersten Reihe. Eine zweite gibt es nicht.
Der Pfarrer hat ein schwarzes Mützchen auf und liest aus dem Markus-Evangelium. Kati schluchzt, durchaus melodisch. Frank hat nur noch einen Arm, nicht mal den legt er ihr um die Hüften.
Ich starre auf die Schaufel neben dem Grab, auf das Häufchen Erde. Da liegt er: Silvio Peruzzi-Müller, Keyboarder und letztes aktives Mitglied der Gruppe Aufschwung. Das letzte Mal hab ich ihn auf der Rubin-Hochzeit meiner Tante gesehen, auf goldene konnte man kaum hoffen. Der Mann Altersdiabetes, man kennt das ja.
Silvio hat da den Alleinunterhalter gegeben: Ein Stern, der deinen Namen trägt, Sierra Madre del Sol und einiges über Blumen. Silvio hat mich die ganze Zeit angeschaut, während er das Fis gesucht hat oder das Cis oder einen Vorwand, mich auf die Bühne zu zerren; ich bin gegangen, bevor er Feierabend hatte.
Körber macht wenig Federlesen. Schaufel in die Erde, zwei mal. Zack, stehen geblieben, damit es so aussieht, als hätte er noch was zu sagen, dann geht er.
Kati schlurft. Früher, als ich mit ihr aus war, Jägerschnitzel, Salat dazu, Pommes, noch einen gigantischen Eisbecher und mir aufs Steak gestarrt, zwischen zwei Bissen. Ein Vorbau wie ein Sonnendach. Heute zittert ihr Ärmchen schwer unter der Last der cremefarbenen Handtasche. Frank eilt schnellen Schrittes zu ihr, als sie zusammenzubrechen droht. Drückt seine Schulter an ihre und geht in die Hocke, um einarmig Erde zu schaufeln. Er bleibt dann lange stehen, Kati neben ihm, bis der Pfarrer sich schon fast räuspern muss und auch Kati wird ganz heiser im Hals. Das viele Schluchzen.
Körber, so sehe ich nach einem Blick über die Schulter, schaut sich andere Grabsteine an, das Kriegerdenkmal aus dem ersten Weltkrieg, da noch Heldentod gestorben, beim zweiten nur den fürs Vaterland.
Ich gehe nach vorne, falte die Hände und hab nichts zu sagen. Gar nichts.

Auf dem Weg zu den Wagen muss Körber schon fast weg.
Kati sagt: „Ein anderes Mal gerne, aber jetzt möchte ich doch lieber alleine sein“, doch Frank lässt das nicht zu.
„Ich hab es ihm versprochen“, sagt er hart.
Termine, behauptet Körber, das habe ohnehin schon seinen Zeitplan durcheinander gebracht. Respekt erweisen, gut und schön, aber ein Leichenschmaus, das habe, aber nun wirklich, der gute Silvio sicher nicht gewollt.
Körber zieht die Autoschlüssel aus seiner Tasche, Frank schlägt sie ihm aus der Hand. Kati schluchzt. Ihre Handtasche zittert.
Körber stellt fest, er habe dies nun wirklich nicht nötig und bückt sich nach den Schlüsseln.
Ich stelle meinen Fuß darauf.

Wir fahren mit meinem Wagen zu Frank. Körber und Kati hintendrin, Frank neben mir, der gute Arm lehnt am Fenster. Er schaut mich an und ich denke: „Ich bin kein Verbündeter, mir geht nur Körber auf den Sack. Mit mir brauchst du nicht rechnen.“
Körber sagt, das grenze nun wirklich fast an Kidnapping.
Kati flüstert: „Sei doch mal ruhig.“

Kati starrt die Snackmischung auf der Mitte des Tischs an. Frank kramt mit einem Arm seine Plattensammlung durch. Ich bewache Körber. Körber isst ein paar Salzstangen.
Naja, sagt Körber. Vielleicht habe er doch ein paar Minuten. Es sei vielleicht an der Zeit, zur Ruhe zu kommen. Von Kidnapping könne nun wirklich keine Rede sein, da habe er wohl übertrieben.
Kati zündet sich eine West light an, nimmt gierig drei Züge. Ihre Haut ist wie aus Leder, die Haare glatt. Wenig übrig von der Voodo-Priesterin von damals. Brauner ist sie jetzt, fast schwarz. Für eine Mulattin könnte man sie halten, im Dunkeln und wenn es regnet. Hat sich die Magie abgehungert, erzählt jetzt, wie schön es damals doch war und wie sehr sie das vermisst habe. „Wisst ihr noch, wie wir mal fast erstickt sind in der Skihütte. Frank wollte Feuer machen und hat Zweige geholt.“
„Total feucht“, sage ich.
„Und dann war da so viel Rauch und du hast geschrien:“
Wir ersticken, brüllt Körber, wir ersticken. Er wirft die Hände dazu in die Luft und wedelt tuntig mit ihnen herum.
Kati lacht und zieht an der West light. „Und Silvio war an der Holztür und hat an ihr gezerrt und gerüttelt.“
„Dabei ging sie nach außen auf“, murmelt Frank und das Gestern ist vorbei.
In der Nacht in der Skihütte bin ich an Katis linker Brust eingeschlafen, ich glaub, Körber lag auf der anderen Seite. Nur gekuschelt. Wegen der Kälte, hat Kati gemeint.
Wenn ich ein langes Solo hatte damals, hat Kati getanzt. Ich hab nicht nur das Solo gespielt, sondern auch sie. Ihr Arsch ging auf und ab, ihre Brüste bebten, die Haare – in alle Richtungen. Körber den Bass dazu, Frank das Schlagzeug, Silvio den ganzen Rest: Keyboard, Mundharmonika und gesungen hat er auch noch.
Bei Voodo Kakooro dachte ich jedes Mal, sie kommt gleich. Aber nie. Nie mit uns. Kati hat sich verschenkt an richtige Männer, keine Jungs.
Körber starrt sie genau so an wie ich, mit dem Handrücken schiebt er ihr die Snackmischung näher. Schaut auf die Handtasche. Bestimmt Fotos darin von einem Mann, der ihm ähnlicher ist als mir.
„Hach ja“, sagt Kati und zieht an der West light. Man kann ihre Wangenknochen sehen, die Haut ist so gestrafft. Sie kriegt bald Risse.
„Ich find sie nicht“, ruft Frank. „Ich dachte, ich hätte sie noch, aber dann muss es auch ohne gehen.“
Frank setzt sich zu uns. „Ihr wisst, was wir uns versprochen haben“, sagt er, sein Arm ruht auf der Tischplatte wie der Hammer eines Richters.
Nichts habe er versprochen, sagt Körber. Keinem.
„Ich kann mich auch an kein Versprechen erinnern“, behaupte ich.
Kati legt eine Hand auf Franks Arm. „Lass gut sein“, sagt sie. „Das bringt jetzt nichts.“
„Ein Auftritt nur“, sagt Frank. „Mehr hätte Silvio doch gar nicht gewollt.“
Ach, sagt Körber, und winkt mit einer Hand ab.
„Ich kann doch gar nicht mehr singen“, sagt Kati.
„Dann musst du vielleicht wieder mal anfangen, was zu essen“, sagt Frank und Kati zieht ihre Hand schnell zurück.
Also er habe es nun wirklich rein gar nicht mehr nötig, sich lächerlich zu machen, meckert Körber. Gerade Bass, das sei anspruchsvoll.
„Kannste haken“, sag ich.
Und einarmige Schlagzeuger, führt Körber aus, könnten nun mal auch so selten den Rhythmus halten. Im Übrigen müsse er nun wirklich weg. Die Welt warte auf niemanden, und auf uns, so fügt er hinzu, schon lange nicht.
Frank greift hinter sich und hat zwei Drumsticks in der Hand. Hält sie wie Ess-Stäbchen. Trommelwirbel auf den Tisch, die Snackmischung wackelt. Voodoo Kakooro.
Körber schaut mich an, das Grinsen im Gesicht. Ich summe meine Gitarre dazu. Körbers Augen werden größer. Die Gitarre summt über meine Lippen, der Klang breitet sich im Mundraum aus, die Zunge schlägt gegen die Zähne, meine Wangen beben.
Dann Kati, leise nur, den Refrain, sie sucht nach den Worten, drückt die West light endlich im Aschenbecher aus und greift sich ins Haar, ans Ohr, so als hätte sie Kopfhörer auf.
Die erste Zeile: Frank trommelt, ich summe, Kati singt. Und Körber, endlich Körber, er hält sich die Faust vor den Mund und bläst dumpf hinein. Ba-dabb, Ba-dabb, Ba-dabb.
Katis Stimme zittert bei den hohen Tönen und bei den Tiefen muss sie husten, mehr als einen Trommelwirbel bekommt Frank nicht hin und meine Zähne tun schon nach der zweiten Strophe weh.
Als das Solo kommt, schließe ich die Augen und denke an Katis Arsch und an Silvio, aber wenn ich an Silvio denke, sehe ich ihn nur Sierra Madre del Sol orgeln, und als ich die Augen öffne, hat sich Kati eine West light angesteckt und Körber ist schon im Mantel, nur Frank trommelt noch.
Ich stehe auf und gehe. Draußen warte ich noch auf Kati und Körber. Frank weint. Man kann ihn hören.
Kati fass ich auf dem Weg zum Auto an den Hintern. Sie tut so, als wär da nichts.
Körber sagt, es sei wirklich schön gewesen, mal wieder zur Ruhe zu kommen.

 

Lol, Quinn, das Ende. :)
Hat was von "Alles wird gut" oder diese ganzen MTV-Werbespots, in denen sich junge, hippe Leute zufällig in der Bahn treffen und Musik machen.
Das einzige, was mir gefallen hat, war die Figurenkonstellation, ansonsten, na ja. Also, die Figuren spielen ganz klar ihre Rollen, man weiß, wer was macht, was der andere als nächstes sagen wird, so als würde man sie wirklich kennen. Ich gebe es zu, irgendwie habe ich diesen Sylvio, der wohl zu den Typen gehört, die immer ehrlich sind, auch irgendwie vermisst. Körber ist halt der Arsch - einer muss ja hinhalten, der Krüppel bekommt das Mädchen ab, das sonst sich nicht mit ihnen abgegeben hätte, nur auf "freunschaftlicher" Ebene, und der Ich-Erzähler, da bleibt nicht viel, er ist der stille Beobachter, schwimmt da irgendwie mit.

DIeCharaktere haben mir gefallen, den Anfang und den Mittelteil hättest du mit mehr Motivation schreiben können, ist irgendwie alles lustlos, also die Stimmung ist schon trist, ist ja auch gewollt, aber ich glaube, du hattest da auch nicht wahnsinnig Lust bei dieser Geschichte, ich spüre es jedenfalls nicht. Ich glaube, du hast die Geschichte nur wegen den Figuren geschrieben, wie so alte Freunde aufeinander treffen, und wie so ein Reunion aussehen würde, das "Kidnapping" hat was, da kann man schon irgendwie spüren, wie sie auf jeden Fall noch ein letztes Mal gemeinsam zusammensitzen wollen, auch wenn sie nur den Leichenschmaus essen, da kommt es schon raus, aber sonst sehe ich auch bei den Figuren nicht die Motivation. Dann erinnert man sich krampfhaft an irgendeine Szene von Sylvio, die wohl lustig sein muss. So läuft es ja auch in Filmen ab, hat sich der Autor gedacht. ;) Also, nein.
Und das Ende geht für mich gar nicht.

JoBlack

 

Hey Jo,

Lol, Quinn, das Ende. :)
Hat was von "Alles wird gut" oder diese ganzen MTV-Werbespots, in denen sich junge, hippe Leute zufällig in der Bahn treffen und Musik machen.
Das ist ja nicht das Ende. Es geht ja gerade schief.

Das einzige, was mir gefallen hat, war die Figurenkonstellation, ansonsten, na ja. Also, die Figuren spielen ganz klar ihre Rollen, man weiß, wer was macht, was der andere als nächstes sagen wird, so als würde man sie wirklich kennen. Ich gebe es zu, irgendwie habe ich diesen Sylvio, der wohl zu den Typen gehört, die immer ehrlich sind, auch irgendwie vermisst. Körber ist halt der Arsch - einer muss ja hinhalten, der Krüppel bekommt das Mädchen ab, das sonst sich nicht mit ihnen abgegeben hätte, nur auf "freunschaftlicher" Ebene, und der Ich-Erzähler, da bleibt nicht viel, er ist der stille Beobachter, schwimmt da irgendwie mit.
Ich find sie nicht so flach. Auch den Erzähler nicht. ;) Aber okay, kommt dann wohl nicht gut raus. Auf Körber steh ich übrigens.

DIeCharaktere haben mir gefallen, den Anfang und den Mittelteil hättest du mit mehr Motivation schreiben können, ist irgendwie alles lustlos, also die Stimmung ist schon trist, ist ja auch gewollt, aber ich glaube, du hattest da auch nicht wahnsinnig Lust bei dieser Geschichte, ich spüre es jedenfalls nicht.
Woah, doch. Es ist schon eine Art, sowas zu schreiben als hier, den Sommer/Frühling-"Ja, dann mein ich halt mal"/"Huch, du bist ja nackt"-Kram. ;)


Ich glaube, du hast die Geschichte nur wegen den Figuren geschrieben, wie so alte Freunde aufeinander treffen, und wie so ein Reunion aussehen würde, das "Kidnapping" hat was, da kann man schon irgendwie spüren, wie sie auf jeden Fall noch ein letztes Mal gemeinsam zusammensitzen wollen, auch wenn sie nur den Leichenschmaus essen, da kommt es schon raus, aber sonst sehe ich auch bei den Figuren nicht die Motivation. Dann erinnert man sich krampfhaft an irgendeine Szene von Sylvio, die wohl lustig sein muss. So läuft es ja auch in Filmen ab, hat sich der Autor gedacht. ;) Also, nein.
Und das Ende geht für mich gar nicht.
Jaaa, klar, die Konstellation war schon das Spannende, aber ich versteh, warum die Geschichte für dich nicht funktioniert. Hm, dass es so platt auf dich wirkt, ärgert mich jetzt, dachte da wär viel Kram drin.

Auf jeden Fall Danke fürs Lesen und den Kommentar
Quinn

 

Nein, flach und platt ist es nicht! Habe ich das gesagt? *hochscroll* Habe ich nicht. :)
Die Figuren haben mir gefallen, die Geschichte, weiß nicht, da bin ich noch nicht von überzeugt.

Es geht ja gerade schief.
Habe ich leider nicht gelesen, also selbst der Körber sagt ja, dass es ihm gut getan hat ("Körber sagt, es sei wirklich schön gewesen, mal wieder zur Ruhe zu kommen.") Das ist für mich kein Anzeichen dafür, dass etwas schief geht, oder schief gehen wird.
Auf Körber steh ich übrigens.
Ja, dem passt die Rolle, den finde ich ja auch gut, "Arsch" muss ja nicht immer was Negatives sein. :D Der bleibt zwar immer im Hintergrund, wird nie wörtlich direkt wiedergegeben, aber der sticht trotzdem heraus. Das hast du schon ganz fein gelöst. ;) Aber ich sagte ja schon, die Figuren mag ich wirklich.

Hm, dass es so platt auf dich wirkt, ärgert mich jetzt, dachte da wär viel Kram drin.
Nee, nur das Ende, damit komme ich nicht wirklich klar.
Aber warte mal ab, was die anderen sagen, ich schwimme eh geschmacklich gegen den Strom.

 

Yo Quinn,

coole story, gefällt mir, wie du die gestrandete Band einfängst und darbietest.
Für mich kamen die Figuren klar rüber, fand ich gut gezeichnet, so mit wenigen Strichen.
Schön dargestellter Konflikt - einerseits weg zu wollen, andererseits sich verpflichtet fühlen. Die Spannung zwischen dem, was früher einmal war und dem, was das heute davon ürbig gelassen hat. Gut.
Der Stil passt zur schnoddrigen Atmophäre, unterstreicht irgendwie die Hilflosigkeit der der Personen.
Schön, dass sie am Ende wenigstens das Lied versuchen. So komplett als Versagen habe ich die Angelegenheit gar nicht empfunden. Ein kurzer Hauch der Magie kann ja auch schon mal was bewirken.

Der Titel ist natürlich klasse.

sehr gerne gelesen

grüßlichst
weltenläufer

 

Hey Jo nochmal,

Habe ich leider nicht gelesen, also selbst der Körber sagt ja, dass es ihm gut getan hat ("Körber sagt, es sei wirklich schön gewesen, mal wieder zur Ruhe zu kommen.") Das ist für mich kein Anzeichen dafür, dass etwas schief geht, oder schief gehen wird.
Ja, Körber halt. ;) Das passt schon, also Weltenläufer sagt ja auch, es war kein totale Katastrophe, sie haben es zumindest halbherzig probiert, aber es ist jetzt bestimmt kein Mtv-mäßiger-Erfolg, sie versuchen das ja grade in dieser Naivität, wie schnell man die alten Zeiten wiederholen könnte, aber es geht eben schief - jedenfalls in meinen Augen.

Schönen Abend und so!
Quinn

Hey weltenläufer,

freut mich sehr, dass dir die Geschichte gefallen hat. Vor allem die Konstellation mit den Figuren und ihre Beziehungen zueinander, waren mir hier wichtig. Freut mich, wenn dich das erreicht.
Der verkappte Stil: Ich fand ihn auch zur Zeit passend, sollte schon eine kurze Nummer werden und der Stil sollte die Atmosphäre unterstützen.

Danke dir für den Kommentar
Quinn

 

Hey Quinn!

Ich höre Körber schon sagen, dies sei der Lauf der Dinge, am Anfang begegne man sich noch auf Klassentreffen, dann zu Hochzeiten, schließlich auf Beerdigungen. Aber Körber war schon immer ein Arsch.

Da habe ich automatisch nen Punkt gelesen nach "Dinge", und dann irritiert festgestellt, dass es ja weitergeht. Vielleicht macht sich ja ein Doppelpunkt nicht schlecht.

Das letzte Mal hab ich ihn auf der Rubin-Hochzeit meiner Tante gesehen, auf goldene konnte man kaum hoffen.

Hier fehlt mir irgend ein Wort vor "goldene". Vielleicht "eine" oder sowas.

Der Mann Altersdiabetes, man kennt das ja.

Der Mann heißt Altersdiabetes? Wenn im Zeitunsstil, und wenn es sein muss, dann mit Doppelpunkt. Oder irgendwie anders. Ein "hat" reinstellen oder so. Oder "Der Mann" weglassen.

Früher, als ich mit ihr aus war, Jägerschnitzel, Salat dazu, Pommes, noch einen gigantischen Eisbecher und mir aufs Steak gestarrt, zwischen zwei Bissen.

Wieder so ein Satztorso, klingt wie ausgegraben und nicht ganz erhalten. Weißt du, es mag ja gerne sein, dass man sowas möge kann, mir gefällts halt nicht, aber vielleicht bin ich da noch nicht weit genug. :)

Auf dem Weg zu den Wagen, muss Körber schon fast weg.

Wozu steht da ein Komma?

Kati sagt: „Ein anderes Mal gerne, aber jetzt möchte ich doch lieber alleine sein“, aber Frank lässt das nicht zu.

Wenn du eines der zwei "aber" streichst wirds runder.

Termine, behauptet Körber, das habe ohnehin schon seinen Zeitplan durcheinander gebracht. Respekt erweisen, gut und schön, aber ein Leichenschmaus, das habe, aber nun wirklich, der gute Silvio nicht gewollt.

Vielleicht kannst du im ersten Satz den Bezug ändern "Termine, ..., die hätten".

"Das habe" kommt dann gleich nochmal, zwei oder drei Sätze später.

West light

Mal hast du "light", mal "Light".

„Und dann war da so viel Rauch und du hast geschrien:“
Wir ersticken, brüllt Körber, wir ersticken. Er wirft die Hände dazu in die Luft und wedelt tuntig mit ihnen herum.

Erklär mir doch mal, wie du das da mit der Zeichensetzung, der direkten und indirekten Rede meinst. Müssten da nicht Anführungszeichen hin, um die "Wir ersticken"?

In der Nacht in der Skihütte bin ich an Katis linker Brust eingeschlafen, ich glaub Körber lag auf der anderen Seite.

Komma nach "glaub".

Körber den Bass dazu, Frank das Schlagzeug, Silvio den ganzen Rest: Keyboard, Mundharmonika und gesungen hat er auch noch.

Körber hä den Bass dazu. Was er mit dem Bass? Er ihn. Aha. Ich das nicht gut.

Aber nie.

Okay, jetzt hast du mich. Das ist Kunst und ich verstehe es nicht.

Dann Kati leise nur, den Refrain

Komma nach "Kati".

Wirkt ein wenig steril auf mich, aber das kann daher kommen, dass ich noch nicht im passenden Alter bin, um mich in die Personen hineinzuversetzen. Ich kann allerdings sagen, dass sie mich alle anwidern. :)

Handwerklich ist das Ding sicherlich okay.

Schöne Grüße,

yours

 

Hallo Quinn,
die Figuren sind gut gezeichnet; mich stört, dass immer wieder diese Konjunktivkonstruktionen vorkommen, die der Geschichte so was beiläufiges verleihen, so, als rattere der Erzähler mal eben runter, was da passierte. Irgendwie ist es mir eine Spur zu lakonisch, vielleicht ja von Dir gewollt, doch ich empfinde es als Defizit. Die Geschichte als solche ist schön, es war ja die erste von zwei Beerdigungsgschichten an diesem Tag. Ob das was mit dem bevorstehenden Allerheiligen zu tun hatte?
Gruß,
Jutta

 

Hallo Quinn,

mein erster Eindruck von...

Er steht neben mir in der ersten Reihe. Eine zweite gibt es nicht.
Der Pfarrer hat ein schwarzes Mützchen auf und liest aus dem Markus-Evangelium. Kati schluchzt, durchaus melodisch. Frank hat nur noch einen Arm, nicht mal den legt er ihr um die Hüften.
... hä ... ? -- Ist das Humor ... schwarzer vielleicht?

Klingt irgendwie so wie in den alten Ami Filmen wenn da „Komiker“ dargestellt werden. Ich hatte das Gefühl gleich würde jemand mit einem Schildchen aus dem Bildschirm springen, auf dem steht, „Alle ma lache - ha.. ha-ha.. ha..“

Die gesamte Handlung hatte ungefähr soviel Tiefgang wie ein Plattbodenschiff bei Ebbe. Der Text scheint ein verzweifelter Versuch zu sein den „Kahn“, über den Boden mit der Restfeuchte, ans rettende Ufer zu zerren.

Das Erstaunliche dabei ist ... diese hirnverbrannte Handlung mit den nervtötenden Dialogen ... es könnte sogar real sein...

„Mehr hätte Silvio doch gar nicht gewollt.“
ja denn, wenn´s so is...

Gruß, Keinstein

 

Hallo yours,

Der Mann heißt Altersdiabetes? Wenn im Zeitunsstil, und wenn es sein muss, dann mit Doppelpunkt. Oder irgendwie anders. Ein "hat" reinstellen oder so. Oder "Der Mann" weglassen.
Wenn man "Mann" wegließe, wüsste man ja nicht, wer nun Altersdiabetes hat. Also du kannst mit den Ellipsen wenig anfangen, ich finde sie machen den Text grade reizvoll und schaffen auch die Stimmung, die wiederum vielen nicht gefällt.
Weiß nicht, wie man das ändern könnte, also ich könnte den Text auch glatter bügeln, dann würde er aber viel von seinem Reiz verlieren, den wohl nur wenige (mich eingeschlossen) sehen.

Wirkt ein wenig steril auf mich
Ja, so hätte ich das jetzt nicht gesehen, aber es ist wohl letztlich ein Problem.

Ich kann allerdings sagen, dass sie mich alle anwidern. :)
Und dass es keine richtigen Sympathieträger hier gibt, das zweite.

Danke dir für deine Kritik, viele der stilistischen Sachen hab ich übernommen, einige auch nicht, aus den genannten Gründen
Quinn

Hallo Maria,

Vor allem sein Hass auf Körber hat mir sehr gut gefallen.
Jau, darum ging's mir beim Schreiben vor allem. Das Dreiecksverhältnis da Körber-Erzähler-Kati.

Die Charaktäre sind wunderbar gezeichnet, doch nachdem ich die Geschichte fertig gelesen hatte, dann ... naja, es hat mich nicht so richtig satt gemacht.
Hm, das hab ich jetzt schon einige Male über die Geschichte gehört, irgendwas scheint zu fehlen, dass weiter in die Geschichte reinzieht, ich denke, da ist schon viel drin, aber es rauscht wohl am Leser vorbei.
Ich weiß nicht, was man da machen kann, aber vielen Dank für deine Kritik ;)
Hat mich sehr gefreut
Quinn

Hallo Jutta,

die Figuren sind gut gezeichnet; mich stört, dass immer wieder diese Konjunktivkonstruktionen vorkommen,
Hm, die Konjunktivkonstruktionen hat ja nur Körber. Als jemand, der gar nicht richtig da ist.

die der Geschichte so was beiläufiges verleihen, so, als rattere der Erzähler mal eben runter, was da passierte. Irgendwie ist es mir eine Spur zu lakonisch, vielleicht ja von Dir gewollt, doch ich empfinde es als Defizit.
Ich denke das ist wirklich das PRoblem, ob ich da als Autor zu viel Angst davor hatte, es zu dick zu machen und lieber diese Form gewählt haben; hör ich öfter die Kritik, dass die emotionale Ebene dem Leser fehlt, weil sie wohl da ist, aber nicht nahegelegt wird.
Ist schwer da was zu machen, glaub ich, weil das auch einfach meine persönliche Vorliebe ist; mal probieren, näher an die Figuren ranzukommen, aber ... na ja. Ich schau mal.

Danke dir für die Kritik
Quinn

Hey Keinstein,

Die gesamte Handlung hatte ungefähr soviel Tiefgang wie ein Plattbodenschiff bei Ebbe. Der Text scheint ein verzweifelter Versuch zu sein den „Kahn“, über den Boden mit der Restfeuchte, ans rettende Ufer zu zerren.
Nein, das stimmt nicht. Der Text hat, zumindest nach meinem Verständnis, relativ viel Tiefe. Mir scheint es hier mal wieder so zu sein, dass ich einen Veriss über eine Geschichte geschrieben habe und dann kommt der Autor mit Wut im Wanst und will sich irgendwie rächen. Ich erleb das ja nun nicht zum ersten Mal. Als jemand, der durchaus harte Kritiken schreibt, kenne ich das Phänomen zu Genüge, und es führt letztlich dazu, dass man einer bestimmten Sorte Autor (dem ewigen Provokateur, dem ewigen Sonderling, dem ewig verkannten Genie) keine Kritiken mehr schreibt.

Oder dass man auf diese Revanchekommentare dann anders reagiert, zum Beispiel:
Hallo Keinstein,

Gruß
Quinn

 

Hallo Quinn,

und wieder wird's nix mit dem Verriss*g*! Im Gegensatz zu Keinstein konnte ich Tiefsinn erkennen, und zudem einen hohen Unterhaltungswert. Eigentlich eine geradezu klassische (Film)Situation, die du zum Ausgangspunkt der KG gewählt hast: ein guter Freund und Weggefährte wird mit einem Haufen Erinnerung an "bessere Zeiten" begraben. Alte Zeiten, die einem wieder in den Sinn kommt, Melancholie, Resignation und alte Gefühle, in denen es kurzzeitig zu knistern beginnt. Die Figuren gefallen mir, sie sind wahrhaftig, mit Ecken und Kanten.

Was soll ich sagen? Mich hat es (wieder einmal) gut unterhalten.

Rick

 

Hallo zusammen!

@ Quinn

Durch die anderen Rezensionen fühle ich mich in dem bestätigt, was ich Dir bereits im Chat sagte. Die Geschichte ist gut, aber ihr fehlt etwas, um sehr gut zu sein.
Frank könnte eine Schlüsselfigur in dem Versuch sein, das Geschehen dem Leser etwas näher zu bringen. Um den Leser auch wirklich zu packen und emotional zu berühren, müßtest Du die Stelle, an der die verbliebenen Freunde nochmal anfangen zu musizieren, erheblich eindringlicher schreiben und den Moment weitaus mehr ausreizen.
Ich weiß nicht, wie die anderen das sehen, aber das sind die beiden Punkte, bei denen ich ansetzen würde.
Letzteres ist, wie ich von Dir weiß, nicht unbedingt gewollt. Aber dem Leser durch die Figur des Frank noch weitere Informationen zuzuspielen, wäre auf alle Fälle eine Maßnahme, die Du in Betracht ziehen solltest.

@ Keinstein

Ganz, ganz schlechter Stil!

Auf bald!

Theryn

 

Hallo Quinn,

kann es sein, daß Du meinen Beitrag zu Deiner Geschichte nicht richtig zu Ende gelesen hast?
Man kann Ami Filme lieben oder auch nicht und deswegen die Quintessenz zum Schluß.
Da stand ...

Das Erstaunliche dabei ist ... es könnte sogar real sein...

Gruß, Keinstein

 

Hi Quinn!
Bin endlich soweit! Ich musste sie ein paar Mal lesen, um zu verstehen, was mir daran gefällt und was mich stört.

Die Figuren gefallen mir – das hast du einfach drauf, die Psychologie so in kleine Details zu packen, dass die als Charaktere wie aus dem Nichts lebendig werden. Körber ist als Arschloch mein Favorit, ganz klar! :D Aber die anderen - der Sensible, die kaputte Diva - haben auch ihr starkes Profil – nur der Erzähler ist im Vergleich etwas blass – nur im Vergleich, wohlgemerkt.

Was mich nicht so mitgerissen hat, war die Sprache. Komisch eigentlich, weil die Charakterisierung ja auch darüber geht. Jemand hat den Stil als lakonisch beschrieben – ich habe ihn eher als asthmatisch empfunden. Durch die vielen Ellipsen, aber vor allem durch die Aneinanderreihung von kurzen Hauptsätzen nach dem Schema SPO, wie hier:

Körber zieht die Autoschlüssel aus seiner Tasche, Frank schlägt sie ihm aus der Hand. Kati schluchzt. Ihre Handtasche zittert.
Körber stellt fest, er habe dies nun wirklich nicht nötig und bückt sich nach den Schlüsseln.
Ich stelle meinen Fuß darauf.

Er steht neben mir in der ersten Reihe. Eine zweite gibt es nicht.
Der Pfarrer hat ein schwarzes Mützchen auf und liest aus dem Markus-Evangelium. Kati schluchzt, durchaus melodisch. Frank hat nur noch einen Arm, nicht mal den legt er ihr um die Hüften.
Ich starre auf die Schaufel neben dem Grab, auf das Häufchen Erde. Da liegt er:

Will nicht sagen, dass das nicht wirkt oder dass es schlecht wäre. Für mich erzeugte es nur nicht eine „lakonische“ oder melancholische Stimmung, wie ich sie hier eher hätte nachvollziehen können, sondern eher eine leicht gestresste. Schau: Ich habe die vier gesehen, die einen Freund begraben und anschließend die guten alten Zeiten für den Augenblick aufleben lassen wollen. Sie waren mal alle auf dem Weg zum Erfolg, führten ein Rock’n Roll-Leben und waren einfach cool. Jetzt sind sie mehr oder weniger ihre eigenen Schatten, mehr oder weniger kaputt, der eine körperlich, der eine menschlich usw. Wracks! (Scharf ausgedrückt.)
- Der Anlass für das Treffen, die Beerdigung, das „Totenmahl“ und die Szene zum Schluss, das sind alles tragische Motive, die mir durch den Erzählton eine Spur zuviel karikiert werden.
-
Sowas wie hier allerdings hat beides, Tragisches und Komisches:

Katis Stimme zittert bei den hohen Tönen und bei den Tiefen muss sie husten, mehr als einen Trommelwirbel bekommt Frank nicht hin und meine Zähne tun schon nach der zweiten Strophe weh.

Überhaupt gefällt mir der Schluss sehr! Aus den genannten Gründen. Da kommen so der frühere Glanz und das jetzige Elend auf einmal zum Ausdruck: Die letzte Probe ist gleichzeitig der letzte Auftritt. Die Band löst sich auf, nichts verbindet mehr die vier Übriggebliebenen. (Und Körber hat’s gewusst. :))

Gruß
Kasimir

 

Hallo Rick,

Im Gegensatz zu Keinstein konnte ich Tiefsinn erkennen, und zudem einen hohen Unterhaltungswert.
Das freut mich, in letzter Zeit bin ich ein sehr erfreuter Autor. :)

Eigentlich eine geradezu klassische (Film)Situation, die du zum Ausgangspunkt der KG gewählt hast: ein guter Freund und Weggefährte wird mit einem Haufen Erinnerung an "bessere Zeiten" begraben. Alte Zeiten, die einem wieder in den Sinn kommt, Melancholie, Resignation und alte Gefühle, in denen es kurzzeitig zu knistern beginnt. Die Figuren gefallen mir, sie sind wahrhaftig, mit Ecken und Kanten.

Was soll ich sagen? Mich hat es (wieder einmal) gut unterhalten.

Ist doch schön; diese Resignation und Distanz vor der eigenen Vergangenheit, fand ich wichtig.

Danke dir! Schön unterhalten zu haben
Quinn

Grüß dich Theryn,

Durch die anderen Rezensionen fühle ich mich in dem bestätigt, was ich Dir bereits im Chat sagte. Die Geschichte ist gut, aber ihr fehlt etwas, um sehr gut zu sein.
Ich glaube es fehlt etwas, dass den Leser stärker in den Text involviert, während alle Beteiligten versuchen, sich nicht in das Geschehen involvieren zu lassen.

Frank könnte eine Schlüsselfigur in dem Versuch sein, das Geschehen dem Leser etwas näher zu bringen. Um den Leser auch wirklich zu packen und emotional zu berühren, müßtest Du die Stelle, an der die verbliebenen Freunde nochmal anfangen zu musizieren, erheblich eindringlicher schreiben und den Moment weitaus mehr ausreizen.
Ja, bis eben auf Frank, der involviert ist und sein möchte. Die Stelle, an der sie versuchen zu muszieren, könnte man effektvoller beschreiben; ich habe grad in der Geschichte allerdings auch versucht, mich möglichst zurückzunehmen - wobei das dann auch wieder in der Reduziertheit als "asthmatisch" empfunden wurde.

Ich bin, ganz offen, unsicher, was ich mit der Geschichte anfangen soll. Ob nicht durch ein Zuviel die Reserviertheit der Stimmung verloren gehen könnte, das Schale der Situation. Wobei gerade dieses Schale eben viele Leser - völlig zu Recht - kalt lässt und die Geschichte eben auch so reserviert betrachten lässt. Man müsste als Leser also stärker dazu gezwungen werden, sich auf die Figuren einzulassen, ohne dass der Text dadurch an Wirkung verliert.

Ich weiß nicht, wie ich das machen soll, ganz ehrlich, das ist auch ein furchtbarer Schwachpunkt bei mir, ich krieg's praktisch nie hin, in eine Geschichte, deren Fehler ich durchaus sehe, dann noch mal korrigierend einzugreifen; das war bei der uralten Horror-Nummer da mit der Pflanzen-Monster-Konkubine schon so und hier wird's wohl ähnlich sein.
Ich krieg das nicht so hin

Danke dir in jedem Fall für den Kommentar und auch für die Zeit, die du im Chat mit mir und der Geschichte verbracht hast. Es war - auch wenn es sich vielleicht jetzt so darstellt - ganz sicher keine verlorene Zeit, ich hab viel gelernt!

Gruß
Quinn

Hallo Kasimir!

Die Figuren gefallen mir – das hast du einfach drauf, die Psychologie so in kleine Details zu packen, dass die als Charaktere wie aus dem Nichts lebendig werden. Körber ist als Arschloch mein Favorit, ganz klar! Aber die anderen - der Sensible, die kaputte Diva - haben auch ihr starkes Profil – nur der Erzähler ist im Vergleich etwas blass – nur im Vergleich, wohlgemerkt.
Ja, Körber mag ich auch gern. ;) Der Erzähler wird meist nur indirekt charakterisiert, das ist dann oft ein Schwachpunkt bei der Ich-Perspektive.

Was mich nicht so mitgerissen hat, war die Sprache. Komisch eigentlich, weil die Charakterisierung ja auch darüber geht. Jemand hat den Stil als lakonisch beschrieben – ich habe ihn eher als asthmatisch empfunden. Durch die vielen Ellipsen, aber vor allem durch die Aneinanderreihung von kurzen Hauptsätzen nach dem Schema SPO,
Stimmt, das ist letzlich immer ein Problem bei Ich-Erzählern, deren Stimmung selbst "unpoetisch" ist, man muss da fast immer ein wenig tricksen und es fällt dann schwer.
Der Erzähler bemüht sich, sich nicht involvieren zu lassen. Nüchtern zu bleiben angesichts der eigenen Vergangenheit, es eben gerade nicht "intensiv" werden zu lassen.

Jetzt sind sie mehr oder weniger ihre eigenen Schatten, mehr oder weniger kaputt, der eine körperlich, der eine menschlich usw. Wracks! (Scharf ausgedrückt.)
Aber es ist sich doch keiner der dreien (Frank davon ausgenommen) dieser Sache bewußt. Vielleicht spielt das irgendwo mit, aber Körber oder Kati rennen doch nicht rum und trauern den alten Zeiten nach und gestehen sich somit ein, dass in ihrem Leben irgendwas fehlen würde - der Erzähler auch nicht.
Die tun ja einen Teufel, so einen Gedanken auch nur aufkommen zu lassen. Das ist vielleicht das, was viele so abschreckt. Dass da eben kein Bewusstsein und keine "ehrliche" Melancholie aufkommen will, dass die im heutigen Leben der drei keinen Platz mehr hat.
Als der Erzähler Silvio auf dem Geburtstag da spielen sieht, flüchtet er vor ihm, er geht der Konfrontation aus dem Weg. Als Frank am Ende weint, hauen alle vor ihm ab.

Überhaupt gefällt mir der Schluss sehr! Aus den genannten Gründen. Da kommen so der frühere Glanz und das jetzige Elend auf einmal zum Ausdruck: Die letzte Probe ist gleichzeitig der letzte Auftritt. Die Band löst sich auf, nichts verbindet mehr die vier Übriggebliebenen. (Und Körber hat’s gewusst. )
Körber ist, wenn man so will, der Authentischste, weil er sich gar keine Mühe gibt, irgendetwas aufrecht zu erhalten. Er ist so wie er redet. Nur in der einen Situation, als er Kati die Snackmischung da hinstellt, spiegelt er den Erzähler wieder (was der natürlich hasst wie die Pest), denn der Erzähler hat noch dieses betont Lässige vor sich selbst.
Und auch Kati, die ja jetzt mit den modernen Insignien der Weiblichkeit (Schlankheit, Handtasche, Bräune) dasteht und schwärzer ist als je zuvor - und dann gleichzeitig nicht mehr - das ist halt arg komrpimiert, aber ich denke da unterstützt die Form wirklich den Inahlt.
Ich weiß nicht, letztlich müsste man die Geschichte breiter und ausführlicher, auch klarer auslegen. Dem Leser die Gedanken eher aufzwingen; sonst rauscht die Geschichte wohl an vielen vorbei.
Eben weil der normale Wanrhinweis (Achtung! Hier bitte interpretieren!) durch eine besonderen Glanz der Sprache wegfällt. Die Lust oder die Anregung, hier als Leser tätig zu werden, sollte sich - jedenfalls war das der Plan - nicht durch eine Überfülle an Symbolen oder Metaphern ergeben )wo man als Leser dann dasteht und sich fragt: Und wofür steht jetzt der gelbe Kanarienvogel?), sondern im Gegentiel. Gerade an den Lücken.

Das klappt bei der Geschichte wohl einfach nicht in dem Maße wie ich es mir vorgenommen habe, da ist der Fehler bei mir zu suchen. Vielleicht liegt er auch in der Distanz des Erzählers zum Erzählten, der letzlich der Begeisterung der Leser im Wege stehen muss.

Danke dir für den Kommentar! Hat mich wieder zum Nachdenken angeregt
Und ja! Mit mir dilletierendem Autor hat man es nunmal nicht so leicht ;)
Quinn

Hallo Regi,

auch dir danke für den Kommentar.

Gruß
Quinn

 

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