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Alla Salute!

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06.08.2005
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Alla Salute!

Als Maike die Haustür schloss, blieb sie einen Augenblick unschlüssig stehen. War das wirklich die richtige Entscheidung gewesen? Sie dachte mit Wonne an das Prickeln während des gemeinschaftlichen Gemüse-Schnibbelns und später beim Vertilgen der Speisen, an die Sätze, die sie einander entlockt hatten, verzaubert über Banalitäten. Es war ein gutes Date gewesen!
Während sie den Autoschlüssel herauskramte, spürte sie noch Konnis Whiskey-Lippen auf ihrem Mund, vermischt mit ihrem Sherry, wischte sich noch einmal über die verschmierten Wimpern, ohne das Jucken aus den Augen reiben zu können und atmete gegen den Druck in ihren Bronchien an. Nein, keiner war mehr fahrtüchtig, und eine Übernachtung kam nicht infrage. Sie roch die Abgase, die immer noch schwer zwischen den hohen Häuserfronten klebten und ging die paar Schritte zum Parkplatz. Schweigend rollte sie ihren Schlafsack aus und klemmte sich darin hinter das Lenkrad, den Sitz etwas zurückgestellt. Morgen würden sie noch auf dem Balkon frühstücken, doch es war aussichtslos.

Maike hatte sich die richtigen Worte ihrer Krankheitsgeschichte für die Vorstellungsrunde zurechtgelegt, doch Gerda winkte ab: „Lasst uns nicht zurückblicken auf euer Leid! Hier geht es doch darum, was jede für die eigene Gesundheit tun kann.“
Verletzt verzog Maike das Gesicht und fühlte sich in ihren Befürchtungen bestätigt. Sie sollte nicht von ihrer Entwicklung erzählen, die sie immer mehr in einen Gelee von Luftnot und Ängsten hatte abtauchen lassen, zäh wie die Sekrete, die sie aus Luft- und Speiseröhre spie? Nicht von damals, vom letzten Semester ihres Studiums, als sie bei ihrer Freundin Melanie auf dem Teppich zum erstenmal auf „Hoppel“ reagiert hatte?
„Ich glaube, ich werde allergisch“, hatte sie verwundert festgestellt und mit distanzierter Neugier in sich beobachtet, wie die Augen zu jucken begannen und die Enge durch die Luftröhre hinaufstieg. Ein anfangs harmloses Spiel, gepaart mit dem Gefühl, nun dazu zu gehören. Schließlich hatten die anderen Mädels auch Heuschnupfen oder Hautausschläge.
Doch die Situationen häuften sich, die erste Symptome auslösten. Beim Gang in den staubigen Keller, dem Picknick auf der Wiese, dem Streicheln von Nachbars Dackel zeigten sich immer öfter Beschwerden. Gelassenheit wurde zu Unbehagen, interessant wurde lästig und belastend.

Maike bereute, gekommen zu sein. Diese seltsame Mischung aus Frauen-Power und esoterischen Spinnweben von eigener Kraft! Warum hatte sie sich diesem grazilen Persönchen anvertraut, das die grauen Haare zu einem Zopf mitten auf dem Kopf zusammenband wie die hässliche Schwester in einem alten deutschen Film! Wieso konnte es unwichtig sein, zu erwähnen, wie ihr der feste Grund unter den Füßen weggesackt war, als die ersten Anfälle sie überfielen?

„Maike, ich will deine Erfahrungen bestimmt nicht abwerten.“ Gerda sah sie freundlich an, und um ihre Augen tanzten winzige Fältchen. „Aber mir ist die Zielrichtung wichtig, hin zur Gesundheit. Kannst du mir ein Erlebnis schildern, bei dem etwas gut war?“
Der Garten tauchte unvermittelt vor Maikes innerem Auge auf, Büsche und Wiese eingehüllt in eine weiße Pracht. Ein kalter Reiz an ihren Fußsohlen, ein wohliger Schauer durch Steißbein und Rumpf bis in die Schulterblätter, und dann der Übergang zu tiefem, entspannten Atmen.
„Barfuß im Schnee. Im Winter, nur ganz kurz“, stammelte sie.
„Ja, das klingt gut!“ Gerda strahlte sie an. „Behalte das Gefühl!“

Tatsächlich strahlte etwas von dem Wintererlebnis in den jetzigen Augenblick, und erneut entschloss sich Maike, es hier noch einmal zu versuchen. Was blieb ihr auch übrig? Sie hatte dieses Gesundheitsseminar gebucht, war mit den Frauen hier in dieser Einöde und würde erst in zwei Wochen zurückfahren. Und jede noch so alberne Übung wäre besser als das, was sie zu Hause erwartete: entweder um Luft wie um ihr Leben zu ringen oder eingepackt zu sein in dämpfende Dosen, stimmungslos, hoffnungslos, ohne Freude versunken.

Sie ließ sich auf das „Hier“ ein, diese karge Felsenlandschaft, in der sich Körper und Seele Ruhe gönnen konnten, ohne ständig von Reizen attackiert zu werden. Anders als daheim, wo Krankheit als ständiges Programm im Hintergrund mitlief, während Maike mit dem tagtäglichen Stress auf der Arbeit oder mit der Partnersuche beschäftigt war, wurde hier Salutogenese, also das Schaffen von Gesundheit, zu ihrer einzigen Aufgabe. Den anderen Frauen ging es ebenso: Zunächst befangen in den Räumen oder auf der Terrasse des alten Häuschens, ließen sie sich behutsam auf verschiedene Übungen und Spiele ein oder genossen den Raum, den aufsteigenden Gedanken nachzugehen und sie in den selbst gestalteten Notizbüchern festzuhalten. Mit wachsendem Zutrauen folgten Spaziergänge durch Kräuterwiesen hinunter zum Bach.

Auch Selina, mit der Maike die urige alte Kammer teilte, söhnte sich mit der Umwelt aus. Während sie bei ihrer Ankunft kaum noch Nahrung zu sich genommen hatte, weil fast alles ihre Haut mit Ausschlägen zu verunstalten drohte, konnte sie sich schon am zweiten Tag auf die Kost einlassen, die ihnen hier angeboten wurde.

„Ich bin gespannt, wie das daheim wird!“, sagte Maike zu ihr am Ende der ersten Woche.
„Ja, hoffentlich können wir das mit nach Hause nehmen.“ Selina zog die Nase kraus. „Ich meine, für zwei Wochen ist es hier ja okay, aber auf Dauer will ich nicht bleiben. Hier ist ja nun wirklich nichts los.“
„Gut, was würde Gerda sagen: Wollen wir doch mal sehen, was wir gelernt haben!“ Maike durchforstete ihr Notizbuch. „Wir haben die Angst-Stopp-Übung, Fantasiereisen, unsere Affirmationen ... Was ist deine liebste?“
Es gibt eine Lösung. Praktisch überall einsetzbar.“ Beide lachten.
„Meine erste war: Ich sterbe nicht. Was das für eine Stütze war, so mitten im Anfall.“
„Und dabei völlig falsch formuliert“, neckte Selina. „Sterbe – nicht – tsts. Sollten Affirmationen nicht positiv und mit angenehmen Inhalten gebildet werden?“
„Papperlapapp, sie hat geholfen.“

Der Abschied nahte, und für den letzten Nachmittag planten alle gemeinsam ein Abschlussritual. Sie wollten an dem kleinen Bergsee feiern, mit Tänzen auf der Wiese, einem gemeinsamen Mahl, Kartenziehen ...
„Ich habe da noch etwas, und ich hoffe, dass sich alle drauf einlassen können“, kündigte Gerda ihren Vorschlag an. „Wie wäre es, unter der alten Wurzel durchzutauchen, so als Übergang in eine neue Zukunft?“
„In den See?“ „Ist der nicht zu kalt?“ Altvertraute Angst in den Stimmen.
„Ich traue uns das schon zu“, sagte Gerda verschmitzt.
Maikes Brustkorb zog sich zusammen. Hatte sie nicht mit dem Schwimmen im Hallenbad ihre letzte Verschlimmerung eingeleitet, die bei Anfällen zu dem völligen Verschluss der Bronchien geführt hatte, so dass sie mit weit aufgerissenen Augen wie ein röhrender Hirsch nur abwarten konnte, bis die ersten Luftpartikel wieder Einlass erlangten und sie erneut mit dem Leben verbanden? Aber hier war kein Chlor im Wasser, versuchte sie sich zu beruhigen, nur lange getautes Eis von den Bergspitzen da oben. Ihre Brust entspannte sich wieder, und sie sagte zögerlich: „Na gut, versuchen wir es.“

Es war ein behagliches Gefühl, nebeneinander an der Arbeitsplatte zu stehen und Gurken, Pilze und Paprika zu zerteilen. Bei dem Griff zu den Tomaten berührten sich ihre Hände, und beide lachten.
„Na, noch alles im grünen Bereich?“, fragte Konni und sah ihr prüfend in die Augen.
„Ja, alles klar. Bei den ersten Anzeichen ziehe ich mich einen Augenblick zurück und tauche noch mal in meiner Fantasie in den See. So mache ich das immer, wenn es haarig wird.“
„Haarig ist gut.“ Beide sahen unwillkürlich zu „Tim“ und „Tom“ hinüber, die auf der Couch zu einem schwarz-weißen Klumpen vereinigt waren und leise schnarchten.
„Gut, dass wir es noch einmal versucht haben, nach all der Zeit!“ Konni legte seinen Arm um ihre Schulter und küsste sie. Seine Lippen schmeckten nach dem Rotwein, den sie mitgebracht hatte, und sie leckte kurz über die Oberlippe. Als wäre es ein Signal, schenkte er noch mal nach und reichte ihr das Glas: „Alla Salute!“
„Ja, auf die Gesundheit!“, stieß sie mit ihm an, „und: auf uns!“

 

Hallo Elisha,

Diese seltsame Mischung aus Frauen-Power und esoterischen Spinnweben von eigener Kraft!
Leider der einzig esoterikkritische Satz in deiner Geschichte. Alles andere liest sich für mich leider wie ein missionarischer Text. Nichts gegen heile Welt, aber als Geschichte liest sich ein Konzept das von Beginn an funktioniert leider nur leidlich spannend. Der leise Zweifel bevor alle meine Entchen in dem See schwimmen, reicht mE da nicht aus.
Ja doch, lösungsorientierte Psychokonzepte bei somatischen Krankheiten sind im Trend, die Kranken haben die Lösungen für Umweltverschmutzungen durch industrielle Profitgier in sich zu suchen, schließlich können wir nur uns selbst ändern, nicht unsere Umwelt. Was sind sie auch so empfindlich. Schön, wenn es da hilft sich das Gegenteil einfach einzureden.
So macht man psychologische Erkenntnisse leider zur politischen Reaktion, zum neuen Opium des Volkes. Früher lag das Heil im Glauben an das Jenseits heut im Glauben an die eigene Kraft. Das Schlimme ist, beides ist richtig, nur eben nicht so absolut, dass man die Vergiftung der Umwelt aus kapitalistischen Interessen darüber so einfach ausblenden kann.

Ich bin sicher, du wolltest nicht so einen erzreaktionären Schmarrn schreiben. Leider hast du es trotzdem.

Lieben Gruß, sim

 

Hallo Elisha,

deine Geschichte lässt mich irritiert zurück, denn ich habe ihren Sinn nicht erfasst.
Was wolltest du sagen, mitteilen?

Beide Handlungsstränge, die der Begegnung mit Konni und die des Aufenthaltes der Allergiegeplagten sind fast wie zwei Fremdkörper nebeneinander, ohne Verbindung.
Du wirst dir aber dabei garantiert etwas gedacht haben.
Nur ich finde es nicht heraus. Sorry.

Sprachlich wars ganz nett zu lesen, aber ich fühle mich am Ende nicht wohl, eben, weil ich mich frage: wozu?

Lieben Gruß
lakita

 

Hallo Sim,

schade, ich hatte mich gefreut, dass du meine Geschichte gelesen hast und mit einem Kommentar reagierst. Hab überlegt, ob deine Aversion gegen Frauen-Power oder dein Interesse an Salutogenese überwiegen - leider ballst du beides in eine Richtung.

Leider der einzig esoterikkritische Satz in deiner Geschichte.
Ist es heutzutage nur pc, die Esoterik zu kritisieren? Es könnte ja auch was dran sein; was hältst du davon?
Nichts gegen heile Welt, aber als Geschichte liest sich ein Konzept das von Beginn an funktioniert leider nur leidlich spannend.
*Kopf schüttel* Das tut es ja eben nicht. Das erste Date muss die Prot abbrechen. Sie lässt sich, mit Zweifeln, auf ein neues Konzept ein, bricht Regeln, um es sich anzueignen:
„Und dabei völlig falsch formuliert“, neckte Selina. „Sterbe – nicht – tsts. Sollten Affirmationen nicht positiv und mit angenehmen Inhalten gebildet werden?“
„Papperlapapp, sie hat geholfen.“

Ich habe gar nichts über Umweltverschmutzung geschrieben, aber dass Allergien zunehmen, ist eine Wechselwirkung zwischen Umwelt und Organismus - und die zweite Seite hat mich interessiert.

Ich kann doch auch eine Schwulengeschichte lesen und gut finden, ohne alles niederzumachen, nur weil mir die Erfahrungen fremd sind. Von dir wünsche ich mir da auch mehr Toleranz.

Und gepostet habe ich die Geschichte, weil ich gern ein stilistisches Feedback gehabt hätte.

Gruß, Elisha

 

Hallo Lakita,

Upps: Überschneidung. :)

Die beiden Dates mit Konni bilden die Rahmengeschichte; dazwischen die Entwicklung vom ersten zum zweiten.

Das erste Date muss Maike abbrechen, weil sie auf Tim und Tom, Konnis Tiere, allergisch reagiert. Dazwischen das Seminar in den Bergen (mit ihrer Krankheits- und Genesungsgeschichte), wodurch ein zweites Date erst möglich wird.

Ganz im Gegensatz zu Sims Meinung wollte ich dem entgegenwirken, was sich in der Medizin immer mehr breitmacht: alles unterdrücken, Antibiotika, Cortison, Hauptsache schnell wieder einsetzbar und funktionierend. Ich hoffe, dass mitklingt, dass mehrere Faktoren zusammen kommen ( Auslöser, Stress, eigene Einstellung und Handlungen).

Danke für die Nachfrage und das Feedback.

Gruß, Elisha

 

Hallo Elisha,

das erste Date, das abgebrochen werden musste, ist für mich Rahmenhandlung, danach geht es über in einen für mich leider wirklich missionarischen Heile heile Gänschen Bericht. Und wenn du dir esoterische Werbeseiten im Netz anschaust wirst du fast immer das Muster deiner Geschichte finden. Kunde B war skeptisch, bis er erleuchtet wurde.
Im Übrigen habe ich keine Aversion gegen Frauenpower, sondern eine gegen Frauen, die es emanzipiert finden, sich verarschen zu lassen. Unter Frauenpower verstehe ich ein politisches, kein spirituelles Bewusstsein. Diese Begriffe sollten da doch bitte getrennt bleiben. Spirituelles Bewusstsein wird leider Gottes heute allzuoft benutzt, um die Frauen wieder in den Hexenbereich zu katapultieren.
Dein Vergleich mit der Homosexualität hinkt schon deshalb, weil ich ja erstens durchaus ein spiritueller Mensch bin und zweitens Erfahrungen gesammelt habe. Um die Erfahrung geht es mir ja nicht. Ich stelle gar nicht in Zweifel, dass sich durch eine Veränderung der Einstellung für einen etwas verändern kann. In einer Geschichte wie deiner wird aber eine politische Botschaft daraus. Und an dem Punkt bin ich empfindlich, denn politisch ist es grober Unfug und unterlassene Hilfeleistung zu sagen, an euren Krankheiten seid ihr selbst Schuld. Ihr habt sie nur, weil ihr sie haben wollt. Das ist aber die Botschaft, die aus deiner Geschichte spricht. Das hat mir Frauenpower nichts zu tun, es sei denn, Frauenpower bedeutet ab heute für dich, den Frauen zu sagen, an ihrer Vergewaltigung sind sie selbst Schuld.

Sorry, Elisha, du kannst mir dialektisch keine Intoleranz einreden. Du hast eine Geschichte geschrieben, nach deren letzter Konsequenz es für alle Arbeitgeber möglich sein muss, ihre kranken Arbeitnehmer sofort zu entlassen, weil jede Krankheit vom Arbeitnehmer selbst gewollt ist. Du hast eine Geschichte geschrieben, nach deren letzter Konsequenz Krankenkassen keine Behandlung mehr bezahlen müssen, weil sie sich die Wirkung der Umweltgifte ja selbst eingeredet haben. Du entlastest die Schuldigen zu Ungunsten der Unschuldigen. Und Ackermann ist nur der Chef der deutschen Bank, weil er ein so göttliches Karma hat, nicht etwa wegen seiner kriminellen Energie.
Das ist die Aussage deiner Geschichte, ob du es schreiben wolltest oder nicht.

Stilistisch lässt sich zu deiner Geschichte nichts sagen. Sie strickt halt simple Sätze an einander, bei denen du nun wirklich nichts mehr falsch machen kannst.

Lieben Gruß, sim

 

@sim

Das ist die Aussage deiner Geschichte, ob du es schreiben wolltest oder nicht.
Okay, wenn du der Ansicht bist, erübrigt sich eine Diskussion. Ich frage mich mal wieder, welche Geschichte du gelesen hast; meine kann es nicht sein.

Stilistisch lässt sich zu deiner Geschichte nichts sagen. Sie strickt halt simple Sätze an einander, bei denen du nun wirklich nichts mehr falsch machen kannst.
Und das ist nur verletzend.

Gruß, Elisha

 

Hallo Elisha,

danke für die schnelle Antwort, so kann ich noch zeitnah antworten.

Im ersten Absatz, also dem kursiv Geschriebenen, gelange ich nicht mal ansatzweise auf die Spur, dass die Protagonistin ein Allergieproblem hat.
Sie hat verschmierte Wimperin und muss sich deswegen die Augen reiben (das muss ich auch, wenn ich die verschmiert hab) und etwas lastet schwer auf ihren Bronchien. Könnte ne Erkältung oder alles Mögliche sein. Verstehst du?

Auch, wenn ich lese, dass sie im Schlafsack im Auto schläft, komme ich nicht im Traum darauf, dass der Grund eine Allergie gewesen ist. Ich war gespannt auf die Beziehung mit Konni,weil da schien was nicht zu stimmen, wenn sie im Auto schläft. Fing also spannend an für mich.

Da bist du zu karg in deinen Angaben, setzt zuviel Geduld und Kombinationsgabe voraus.

Klar könntest du von mir fordern, dass ich sorgfältiger lese und zwischen den Zeilen studiere und vor allen Dingen eine Geschichte zweimal auf mich wirken lasse und mir Zeit nehme bis ich mehr dahinter steige.
Ich glaube aber, dass es eine Illusion ist, wenn man als Autor in der heutigen Zeit beim Leser so viel Zeitpotential vermutet.
Es macht Sinn, wenn man dem Leser ein büschen über die Klippen hilft und ihm auch wertvolle zeitsparende Tipps gibt.

Sodann ging es dir um eine quasi alternative Behandlungsmethode, also sagen wir um eine von vielen Methoden, sich von einer Krankheit zu lösen. Ich könnte schwören, dass deine Protagonistin nicht als geheilt zurück kehrt, aber ich les es nochmals jetzt.
...
Ja, ich bleibe dabei, auch, nachdem ichs das zweite Mal gelesen habe. Aus der Story wird nicht klar, dass sie genesen ist. Sie kommt nur gestärkt zurück.

Was klar und deutlich beschrieben ist, ist der Ablauf der zwei Wochen, es wird dort alles Mentale um das Geschehen Allergie herum bearbeitet und näher betrachtet und quasi umprogrammiert.
Das hast du gut beschrieben.
Ist mir aber für eine gute Kurzgeschichte viel zu langweilig. Das interessiert doch keinen, es sei denn er ist selbst allergieerkrankt, aber dann wählt er doch eher einen Sachbericht.

Wie wäre es, wenn du einen Krimi schreiben würdest? Der Freund deiner Prota hat vor sie umzubringen. Er wird sie einfach den ganzen Allergieauslösern aussetzen, sie einsperren vielleicht...etc...ich hatte mal selbst so eine Idee, dass jemand gegen Katzenhaare allergisch ist und nachts bei einem Freund schläft, sich die Tür in seinem Schlafzimmer nicht mehr öffnen lässt und dann durch eine Katzenklappe eine oder mehrere düstere vierbeinige Gesellen ihn umbringen,indem sie nix anderes tun als die Nacht mit ihm zu verbringen, zu kuscheln, sich an ihn zu schmiegen und sich ausführlichst zu putzen.
*diabolischgrins*
Also zurück zu dem Plot für dich: deine Prota soll um die Ecke allergie(rt) werden und hat aber nun dieses Seminar hinter sich, was der Täter mit Spökenkram oder Dummfug abtut und nicht ahnt, dass sie mentale Kräfte entwickelt hat, die sie retten. Na? :)

Wie auch immer, deiner Geschichte fehlt es an Informationen, denn wenn du den Fokus auf das gesundheitliche Geschehen setzen wolltest, dann tu es auch und fange einfach dort an, wo sie in der Runde sitzt. Und am Ende lass sie mit Konni (übrigens sind Tim und Tom total überflüssig und ich weiß auch nicht wozu diese Namen da stehen müssen) Gemüse putzen und ihn überrascht sein, dass sie das kann und lass ihn aus dem Staunen nicht mehr herauskommen und sich wundern, dass sie so stabil geworden ist.
So wie sie da jetzt steht, ist deine Geschichte leider eine Art Rohrkrepierer, also eine Kanonenrohrallergie :D

Lieben Gruß
lakita

 

Aloha

Als Maike die Haustür schloss, blieb sie einen Augenblick unschlüssig stehen. War das wirklich die richtige Entscheidung gewesen? Sie dachte mit Wonne an das Prickeln während des gemeinschaftlichen Gemüse-Schnibbelns und später beim Vertilgen der Speisen, an die Sätze, die sie einander entlockt hatten, verzaubert über Banalitäten. Es war ein gutes Date gewesen!
Also ich find diese Sprache/Formulierung schrecklich und das dann noch als Einstieg in eine Geschichte <-- mE keine sehr gut Idee, ich wollte nämlich deswegen schon gleich wieder mit lesen aufhören, bei jedem Anderen hätte ichs wahrscheinlich auch getan.
Während sie den Autoschlüssel herauskramte, spürte sie noch Konnis Whiskey-Lippen auf ihrem Mund, vermischt mit ihrem Sherry, wischte sich noch einmal über die verschmierten Wimpern, ohne das Jucken aus den Augen reiben zu können und atmete gegen den Druck in ihren Bronchien an.
Das sind zuviele "Sprünge" in einem Satz von Autoschlüssel über Lippen zu Wimpern und dann Bronchien; das passt nicht.
Häuserfronten klebten und ging die paar Schritte zum Parkplatz. Schweigend rollte sie ihren Schlafsack aus und klemmte sich darin hinter das Lenkrad, den Sitz etwas zurückgestellt. Morgen würden sie noch auf dem Balkon frühstücken, doch es war aussichtslos.
Also das versteh ich nicht. Im Schlafsack hinter dem Lenkrad und dann Frühstück auf dem Balkon :confused:
in einen Gelee von Luftnot und Ängsten hatte abtauchen lassen,
Nich das ich heute meinen Meckertag hätte, aber ich hab die Geschichte noch nicht mal halb durch und mein Bedarf an "farbigen Metaphern" is bereits mehr als gedeckt.
Gelassenheit wurde zu Unbehagen, interessant wurde lästig und belastend.
Den würde ich streichen.
Maike bereute, gekommen zu sein.
Maike bereute es, hier zu sein. - fänd ich besser - Passivsätze nerven mich. ;)
Warum hatte sie sich diesem grazilen Persönchen anvertraut, das die grauen Haare zu einem Zopf mitten auf dem Kopf zusammenband wie die hässliche Schwester in einem alten deutschen Film!
Also das kannst du aber besser. So charakterisiert man doch nicht. Ich werd gleich Nachtschatten auf dich loslassen oder leavictoria. :D
Wieso konnte es unwichtig sein, zu erwähnen, wie ihr der feste Grund unter den Füßen weggesackt war, als die ersten Anfälle sie überfielen?
Is mir zu kompliziert. Wie wäre es so: Wieso war es unwichtig zu erwähnen, dass ihr die ersten Anfälle den Boden unter den Füßen weggezogen hatten. Manchmal macht man einen Satz unnötig kompliziert, wenn man krampfhaft versucht "das/dass" wegzulassen. *nur so ne Feststellung aus eigener Erfahrung*

Also ehrlich gesagt kann ich nicht viel mit dem Text anfangen. Es bleibt alles zu belanglos, blass und leer. Die Protagonisten sind völlig leblos, man kann weder zum Schauplatz noch zu deinen Charakteren irgendeine Beziehung aufbauen. Die Zeilen ziehen sich wie Kaugummi ohne das wirklich mal was passiert. Man kann nicht mal sagen das es voraussehbar ist, weil deine Kg keinen wirklichen Anfang und kein wirkliches Ende hat. Du steigst irgendwo in die Handlung ein und versuchst dich dann durch Erinnerungen und Rückblicke zu erklären. So funktioniert das nicht.

Mal ne Kätzerische Frage: Was würde passieren wenn du aus der Ich-Perspektive schreibst und den Tempus wechselst? Denk mal ne Weile drüber nach. ;)

Lieben Gruß, Ph:gelb:

 

Hallo elisha,

Die beiden Dates mit Konni bilden die Rahmengeschichte; dazwischen die Entwicklung vom ersten zum zweiten.

eine Überleitung würde der Geschichte gut tun, da man als Leser im Grunde genommen nicht ahnt, dass eine Liebesbeziehung wegen zweier Tierchen zum Scheitern verurteilt sein sollte, wenn die Protagonistin nicht eine alternative Heilungsmethode versucht hätte.

Leider, liebe Elisha, hat mich deine Geschichte nicht überzeugen können. Mir kam es sovor, als würde die Erzählstimme munter über Krankheiten plappern, dessen Leid sie nicht kennt. Fakt ist, dass viele Menschen an Asthmaanfällen sterben, wenn sie nicht ihre Notfallmedikation zur Hand haben. Fakt ist, dass einige Allergien auf Tierhaare mittels einer Hyposensibilisierung geheilt werden können. Fakt ist, dass Allergien nicht nur psychosomatische emotionale KinkerlitzchenSymtome sind, wie hier dreist erzählt wird.

Ich weiß nicht welcher Teufel dich geritten hat, aber seriöse alternative Heilmethoden weisen darauf hin, dass man ihre Therapie nur als Ergänzung zu den bewährten Heilmethoden sehen kann.
Außerdem sucht die medizinische Forschung neue Heilmethoden und Medikamente. Ich kenne einige, weil ich versucht habe, meinen Sohn in ein Programm mit aufnehmen zu lassen.
Diese Geschichte ist daher aus meiner Sicht, nicht nur weil ich betroffen bin, sehr unreflektiert und unbesonnen erzählt.
Eins weiß ich mit Gewissheit: Scharlatane gibt es genug, die aus menschlichem Leid Profit schlagen.

LG
Goldene Dame

 

Elisha schrieb:
@sim

sim schrieb:
Zitat:
Das ist die Aussage deiner Geschichte, ob du es schreiben wolltest oder nicht.
Okay, wenn du der Ansicht bist, erübrigt sich eine Diskussion. Ich frage mich mal wieder, welche Geschichte du gelesen hast; meine kann es nicht sein.
Therapeutin schrieb:
Hier geht es doch darum, was jede für die eigene Gesundheit tun kann.
Therapeutin schrieb:
Maike, ich will deine Erfahrungen bestimmt nicht abwerten. Aber mir ist die Zielrichtung wichtig, hin zur Gesundheit. Kannst du mir ein Erlebnis schildern, bei dem etwas gut war?
Gebetsmühleartig wird es wiederholt. Den Zielrichtung ist die Krankheit (deswegen bist du krank) = Schuldzuweisung, bis die Frauen es selbst glauben.
Anders als daheim, wo Krankheit als ständiges Programm im Hintergrund mitlief, während Maike mit dem tagtäglichen Stress auf der Arbeit oder mit der Partnersuche beschäftigt war, wurde hier Salutogenese, also das Schaffen von Gesundheit, zu ihrer einzigen Aufgabe.
Nun mag man sagen, ja, okay, so nebensächliche Dinge wie Arbeit (Broterwerb) und Partnersuche gehören halt zum leben und rauben die Energie für dich, aber ich empfinde sie hier als krankmachendes Lebensmuster charakterisiert.
Patientin schrieb:
Ja, hoffentlich können wir das mit nach Hause nehmen.
Der Satz gehört natürlich in so eine Geschichte. Schon, weil man ihn tatsächlich bei jeder dieser Seminare 10 bis 20 Mal am Tag hört.
„Und dabei völlig falsch formuliert“, neckte Selina. „Sterbe – nicht – tsts. Sollten Affirmationen nicht positiv und mit angenehmen Inhalten gebildet werden?“
Ja, in der Tat, das ist gegen die Regel und zeigt, dass die Dame schon einige solcher Seminare hinter sich hat.
„In den See?“ „Ist der nicht zu kalt?“ Altvertraute Angst in den Stimmen.
Vielleicht sogar berechtigte Angst?

Mein Problem ist doch gar nicht, dass ich den therapeutischen Ansatz in Zweifel ziehe, ich wehre mich gegen die Erhebung zu dem politischen Allgemeingut, das dahintersteckt und dass ich textlich begründen kann. Das ist reaktionär. Und sei sicher, es ist deine Geschichte, die du gelesen hast.

Ganz im Gegensatz zu Sims Meinung wollte ich dem entgegenwirken, was sich in der Medizin immer mehr breitmacht: alles unterdrücken, Antibiotika, Cortison, Hauptsache schnell wieder einsetzbar und funktionierend.
Hättest du das getan, hättest du bei mir offene Türen eingelaufen.
Ich hoffe, dass mitklingt, dass mehrere Faktoren zusammen kommen ( Auslöser, Stress, eigene Einstellung und Handlungen).
Nein, das kommt eben (bei mir) nicht an.
sim schrieb:
Stilistisch lässt sich zu deiner Geschichte nichts sagen. Sie strickt halt simple Sätze an einander, bei denen du nun wirklich nichts mehr falsch machen kannst.
Elisha schrieb:
Und das ist nur verletzend.
Was bitte ist daran verletzend? Die Bescheinigung, dass du routiniert genug bist, einen Text zu schreiben? Er weist halt keine stilistischen Auffälligkeiten auf, das ist weder gut noch schlecht, es ist halt nur so, dass ich dazu nichts sagen kann.

Lieben Gruß, sim

 

@ Lakita, Phoenix und Goldene Dame,

danke für eure Kommentare.

@Lakita

Klar könntest du von mir fordern, dass ich sorgfältiger lese und zwischen den Zeilen studiere und vor allen Dingen eine Geschichte zweimal auf mich wirken lasse und mir Zeit nehme bis ich mehr dahinter steige.
Ja, mit dieser Geschichte ist es so. Da steht viel zwischen den Zeilen.
Ich mag Geschichten, bei denen ich mitdenken muss; die etwas noch eingepackt halten. Ich kann auch aushalten, eine Information noch nciht zu haben oder noch nicht deuten zu können, wenn es später Sinn ergibt. Das macht mir als Zuschauerein und Leserin Spaß.

In diesem Fall ist es mit dem ersten Date: es muss nicht klar sein, was schiefgelaufen ist. Erst beim zweiten - spätestens bei der Erwähnung von "Tim" und "Tom"( !)- sollte es dämmern.

Dein Krimi-Vorschlag ist ne nette Idee, aber natürlich hat es nichts mit meiner Geschichte zu tun. Vllt schreibst du ihn lieber? ;)

@Phoenix
Schade, ich fand den ersten Absatz schön. Und mit den Sprüngen: Muss ich nochmal überlegen.

Also das versteh ich nicht. Im Schlafsack hinter dem Lenkrad und dann Frühstück auf dem Balkon
Sie wollte bei ihm übernachten. Keiner von beiden darf noch fahren, also schläft sie im Auto. Und morgens frühstückt sie noch mal bei ihm.

Sag bite mal genau, was an der Charakterisierung von Gerda nicht stimmt.

Man kann nicht mal sagen das es voraussehbar ist, weil deine Kg keinen wirklichen Anfang und kein wirkliches Ende hat.
Hm. Ich verstehe nicht, warum du das findest. Ich dachte, sie wäre gut strukturiert:

- Erzählstrang 1: Vergangenheit/ erstes Date
- Erzählstrang 2: Gegenwart des Seminars , verwoben mit der Krankheitsgeschichte
- Erzählstrang 1: Gegenwart/zweites Date (sollte ich es ins Präsens setzen?)

Mit der Perspektive habe ich vorher überlegt; normalerweise schreibe ich ja in der Ich-Perspektive.Ich denke noch mal drüber nach.


@Goldene Dame

eine Überleitung würde der Geschichte gut tun, da man als Leser im Grunde genommen nicht ahnt, dass eine Liebesbeziehung wegen zweier Tierchen zum Scheitern verurteilt sein sollte, wenn die Protagonistin nicht eine alternative Heilungsmethode versucht hätte.
Wie schon zu Lakita: eigentlich muss man das da noch nicht verstehen. Ich dachte, durch die klare Trennung in Absätze und kursiv/ nicht kursiv wäre angekündigt, dass ein anderer Erzählstrang anfängt.

Mir kam es sovor, als würde die Erzählstimme munter über Krankheiten plappern, dessen Leid sie nicht kennt.
Die Erzählstimme? Das klingt wie ein Erzähler mit Meinung. Ist doch gar nicht in dieser Geschichte.

Und wie kommst du darauf, dass ich verharmlosen will? Es geht doch um Maikes Entwicklung vom ersten Symptom bis zu Anfällen mit Todesangst (

„Meine erste [Affirmation] war: Ich sterbe nicht.Was das für eine Stütze war, so mitten im Anfall.“


Hatte sie nicht mit dem Schwimmen im Hallenbad ihre letzte Verschlimmerung eingeleitet, die bei Anfällen zu dem völligen Verschluss der Bronchien geführt hatte, so dass sie mit weit aufgerissenen Augen wie ein röhrender Hirsch nur abwarten konnte, bis die ersten Luftpartikel wieder Einlass erlangten und sie erneut mit dem Leben verbanden?

Und jede noch so alberne Übung wäre besser als das, was sie zu Hause erwartete: entweder um Luft wie um ihr Leben zu ringen oder eingepackt zu sein in dämpfende Dosen, stimmungslos, hoffnungslos, ohne Freude versunken.


Und wo steht, dass sie keine Medikamente nehmen soll? :confused:

Du kannst mir glauben: es ist kein Zufall, dass ich diese Geschichte jetzt schreibe, und ich weiß genau, wovon ich schreibe.


Insgesamt bin ich erschüttert, was in meine Geschichte reingelesen wird, was da nicht drin steht. Ich weiß nicht, woran es liegt. Vllt ist es einfach ein polarisierendes Thema.
Ansonsten: zeigt mir bitte am Text auf, worauf eure Interpretationen basieren.

Gruß, Elisha

 

Hallo sim,

eigentlich wollte ich mit dir nicht mehr diskutieren, weil ich mich einfach nur runtergeputzt gefühlt habe. Trotzdem schätze ich deine Mühe, dich mit meiner Geschichte auseinanderzusetzen, und deshalb lass ich mich doch noch mal drauf ein (und weil du es bist ;) ).

Zitat von Therapeutin
Maike, ich will deine Erfahrungen bestimmt nicht abwerten. Aber mir ist die Zielrichtung wichtig, hin zur Gesundheit. Kannst du mir ein Erlebnis schildern, bei dem etwas gut war?
Gebetsmühleartig wird es wiederholt. Den Zielrichtung ist die Krankheit (deswegen bist du krank) = Schuldzuweisung, bis die Frauen es selbst glauben.
Hier liegt das große Missverständnis, glaube ich. Es geht nicht um Krankheit, (primär) nicht um das Entstehen von Krankheit und weiß Gott nicht um Schuld. Es geht um Gesundheit.
:google: doch mal den Begriff "Salutogenese", dann wird es klar.
Ich finde das ein ganz wichtiges, sinnvolles Konzept, das sich erst langsam in Forschung und Praxis durchsetzt.

Vllt kannst du es ja doch noch andes sehen. *sigh*

Gruß, Elisha

 

Hallo Elisha,

Ja, mit dieser Geschichte ist es so. Da steht viel zwischen den Zeilen.

NEIN ! Tut es nicht! Immerhin hab ich deinen Text nun schon mehrere Male gelesen, um mich grad nicht dem Vorwurf auszusetzen, ich hätte eiligst überlesen. Du siehst da viel mehr drin, als dort steht.

Und dann passiert nämlich sowas:


Insgesamt bin ich erschüttert, was in meine Geschichte reingelesen wird, was da nicht drin steht. Ich weiß nicht, woran es liegt. Vllt ist es einfach ein polarisierendes Thema.

NEIN! Du polarisierst doch gar nix. Es liegt an der mangelhaften Darstellung bzw. Aufbereitung des Plots. Der lässt halt all diese Missverständnisse zu.

Im Moment möchte ich am liebsten mich umdrehen und fragen "wo ist hier die Kamera", denn deine Reaktion auf meine Kritik könnte glatt eine aus neukerchemers Satiren sein, wo er uns Kgler aufs Korn nimmt. Köstlich. ;)


Mein Rat: schlaf ne Nacht drüber, morgen siehst du garantiert klarer.

Lieben Gruß
lakita

 

Hi Lakita,

ich hatte doch gar nichts gegen deine Kritik. Okay, merkwürdig ist, wenn du aus einer Geschichte eine ganz andere machen willst, aber das scheinst du öfter zu tun. ;) Das ist eher amüsant. Oder deine Art.

Ich denke ja auch, dass es einen Grund in der Geschichte gibt, wenn etwas so falsch verstanden wird. Und ich glaube, der Knackpunkt ist die Szene mit Gerda, die nicht zurück (zur Krankheit) sondern nach vorn (hin zur Gesundheit) schauen will. Da ist wohl der Verdacht mit der Schuld (sim) und der Verharmlosung (GD) aufgekommen.

Ich lasse das mal sacken.

Gruß, Elisha

 

Hallo Elisha,

leider muss ich mich den anderen anschließen. Deine Geschichte hat mir nicht besonders gut gefallen.
Dabei geht es mir nicht in erster Linie um den Inhalt, sondern eher um die Form. Das klang ja auch in anderen Kritiken schon an.

Der ganze "Erzählstrang 2" ist mir zu sachlich, zu hastig heruntererzählt. Da können bei mir auch die wenigen Szenen, in die du ganz einsteigst (das erste Gespräch mit Gerda, das mit Selina und der Abschluss am See) nichts retten, weil ich auch da nicht richtig in die Handlung reinkomme. Das ist aber mein Anspruch an eine Geschichte. Mir geht es zu schnell und, ehrlich gesagt, verwirrt mich auch der Anfang. Ohne deine Erklärungen (warum sie im Auto schläft etc.) hätte ich gar nichts geblickt. Und auch, wenn du sagst, der Leser müsse das am Anfang noch nicht alles wissen: ich finde schon, und ich stehe mit der Meinung ja auch nicht ganz alleine da.
Für dich als Autorin, die das gesamte Setting usw. im Hinterkopf hat, mag alles klar sein. Für mich als Leserin ist es einfach verwirrend. Wie schon lakita tippte ich darauf, dass mit der Beziehung der beiden etwas nicht in Ordnung ist; ich mag es eigentlich, wenn Andeutungen subtil in den Text eingebaut sind, aber das hier ist mir eine Spur zu subtil, um auf eine Tierhaarallergie zu schließen (vielleicht jucken auch Tränen in ihren Augen und sie ist erkältet ...).

Dann schiebst du zur Erklärung Maikes die nächsten Absätze mit einer Art Rückblende hinterher, zwar in die Seminarszene eingebettet, aber für mich als Leser trotzdem zu hastig, zu weit weg. Dann holperst du zu beinahe hundert Prozent "tell" statt "show" durch den Seminarsverlauf, raffst stark. Wenn Selina und Maike sich unterhalten, klingt mir das zu hölzern, zu lehrbuchhaft, und da mir die Figuren bis jetzt fremd geblieben sind und ich nicht nachvollziehen kann, woher sie genau ihr Wissen haben und was sie befähigt, so damit umzugehen, bleibt mir auch diese Szene fern.

Aus all diesen Gründen empfinde ich dann schlussendlich auch die "Badeseeszene" als etwas zu dick aufgetragen. Sie sollte sich als logische Konsequenz aus dem bisher Erzählten ergeben, aber da du mich bis jetzt nicht wirklich erreicht hast, dir nicht wirklich Zeit gelassen hast mit dem, was du mir als Leser erzählen willst, geht das hier jetzt auch an mir vorbei und deshalb kann ich über die Aktion (Bad im kalten See) auch nur den Kopf schütteln.

Das Ende ist dann wieder szenischer erzählt. Aber auch hier bleibst du in Andeutungen. Tim und Tom sind sicher Katzen, könnten aber auch Hunde sein, oder Frettchen, Kaninchen oder sonstwas. Da würde ich mir Hinweise wünschen, um alles besser vor meinem inneren Auge zu sehen. Und dass Maike ihre Allergie überwunden hat, nun, das kann man so lesen, muss man aber nicht.

Ich denke, hier liegt der klassische Fall von Autorenbetriebsblindheit vor, gegen die niemand gefeit ist: Wenn ich eine Geschichte geschrieben habe, ist für mich natürlich alles klar, und ich stelle mir immer vor, sie auch für andere verständlich geschrieben zu haben. Oft fehlt dem Leser aber einfach etwas, was ich übersehen habe. So ist es hier und da hilft auch nicht deine Überzeugung, es stehe alles zwischen den Zeilen. ;)

Inhaltlich kann ich auch nicht viel sagen. Sicher sind viele Krankheiten auch bis zu einem gewissen Grad psychologisch bedingt bzw. können durch Maßnahmen wie die von dir beschriebene gelindert / geheilt werden. Das will ich nicht abstreiten. Fakt ist aber, dass in deiner Geschichte viel zu wenig konkretes rüberkommt. Da sitzen ein paar Frauen in einer Hütte irgendwo in der Pampa, denken sich positive Affirmationen aus, denken an gute Momente und baden in eisigen Seen. Sicher steckt mehr dahinter, aber bei mir kommt nicht mehr an, und wenn ich es richtig verstehe, bei anderen Lesern auch nicht. Wenn das alles so mager ausfällt, kann ich die Geschichte inhaltlich leider nicht wirklich ernst nehmen, so leid es mir tut. Das wäre auch der Fall, wenn die Prot Schachspielen, Karate oder Zen-Buddhismus lernen würde: Die Story, wie du sie erzählst, wäre mir immer zu dünn und zu hastig. Da solltest du nachlegen.

Ich finde das ein ganz wichtiges, sinnvolles Konzept, das sich erst langsam in Forschung und Praxis durchsetzt.

Wenn du es so wichtig findest, dann solltest du ihm mehr Zeit und Sorgfalt gönnen, wenn du eine Geschichte darüber schreibst. Damit meine ich nicht nur die Zeit, die du in deine Geschichte investiert hast - darüber weiß ich natürlich nichts Genaues -, sondern auch die Zeit, die du dem Thema innerhalb der Geschichte zugestehst. Und da hast du verdammt gespart.

Liebe Grüße,
ciao
Malinche

 

Sag bite mal genau, was an der Charakterisierung von Gerda nicht stimmt
Ich will jetzt nicht schon wieder auf den Adjektiven herumhacken, aber du legst ihren Charakter fast auschschließlich über Adjektive fest. Das sind dann aber einfache Feststellungen bzw. für mich als Leser eigentlich sogar nur ne Behauptungen, aber bildlich wird es dadurch nicht.
Warum hatte sie sich diesem grazilen Persönchen anvertraut, das die grauen Haare zu einem Zopf mitten auf dem Kopf zusammenband wie die hässliche Schwester in einem alten deutschen Film!
grazil wie was oder wer? hässlich is auch ein relativer Begriff und sagt hier überhaupt nicht aus, mal ganz davon abgesehen das das eigentlich keine Charakterisierung, sondern eine reine Beschreibung - noch dazu eine stark wertende - ist. Und mehr Charakter gibt es nicht. Du gibst mir absolut kein Detail an die Hand das Gerda oder auch die anderen Prots für mich zu Menschen macht. Ein Mensch hat doch nicht nur äußerliche Merkmale. Überleg doch mal, wenn "deine Gerda" in einem Raum mit zwanzig anderen Menschen wäre. Wodurch würde sie mir auffallen? Oder wenn sie einen Freund hätte, wie würde der sie wohl seiner Mutter beschreiben? Oder ein Blinder, was glaubst du wie würde der Gerda beschreiben, wie würde er sie von anderen unterscheiden?

Das ist genauso als würde ich sagen: Ich war heute im Wald und hab einen wunderschönen Baum gesehen. Der war groß (das sind die meisten Bäume) hatte grüne Blätter (trifft auf mind. 50% aller Bäume zu), einen braunen Stamm (...) ziemlich dicke Äste und irgendwie hingen da noch so kleine braune Dinger dran (Eicheln, Kastanien, Bucheckern, Tannenzapfen?)

Verstehst du worauf ich hinaus will?

 
Zuletzt bearbeitet:

:google: doch mal den Begriff "Salutogenese", dann wird es klar.
nein, das macht es leider noch unklarer, denn nach allem, was ich darüber gelesen und verstanden habe, findet die in der Geschichte nicht statt. Denn Salutogenese bezieht eindeutig die äußeren Faktoren die ein Ungleichgewicht herstellen mit ein. Es geht um Gesundheit, klar, aber die wird nicht durch Affirmationen und Spielen als positiver Stärkung erzielt. Die Gesundheit wird nicht als ein ausschließlich auf den Patienten zurückgeworfenes Gut verstanden, der durch positives Denken seine Allergien los wird.

 

Hi Elisha

Und wo steht, dass sie keine Medikamente nehmen soll?

Du kannst mir glauben: es ist kein Zufall, dass ich diese Geschichte jetzt schreibe, und ich weiß genau, wovon ich schreibe.


Insgesamt bin ich erschüttert, was in meine Geschichte reingelesen wird, was da nicht drin steht. Ich weiß nicht, woran es liegt.


Ich denke der Eindruck ensteht bei mir, weil du in dieser Geschichte durch Auslassung den Leser ermuntern möchtest, seinen Erfahrungsschatz hinein zudenken. Ich mag es auch zwischen den Zeilen zu entdecken, aber ich habe zwischen den Zeilen nicht lesen können, dass die Protagonistin wie ein Hirsch im Badesee nur deshalb röhren musste weil im Bikini kein Platz für das Notfallspray war. :confused: Aber wenn du es geschrieben hättest, nicht wichtige zum Verständnis wichtige Aspekte ausgelassen hättest, wäre mir als Leserin klar ( und immer noch zwischen den Zeilen) gewesen, dass die Medikation nur trügerische Sichherheit bietet. Da du aber gänzlich auslässt, habe ich eher vermutet, dass sie naiv ist. Dazu aus dem Seminar: So schnell stirbt es sich nicht finde ich gerade in Bezug auf diesen Vorfall bedenklich: Hier wird nämlich eine trügerische Sichherheit suggeriert, die lebensbedrohlich ist, denn wenn das Notfallmedikament nicht gleich irgendwo aus dem Hut gezaubert wird, kann die Protagonistin sterben und wenn sie hundert Mal ihr Mantra murmelt.
Oder wolltest du willst mir zu verstehen geben, dass sie es murmeln kann, weil sie sich ihre Atemnot einbildet!:Pfeif: All das kann ich zwischen den Zeilen lesen!

Wenn du also betroffen bist, schreibe lieber nicht davon, denn das ist mit ein Grund für Autorenblindheit. Kenne ich und andere auch:lol:

Nichts für ungut

GD

 

Hallo alle, vielen Dank nochmal für euer Feedback. Da kann ich schon wesentlich mehr mit anfangen.

@Malinche

Danke für deine ausführliche Analyse. Da weiß ich jetzt, wo ich noch mal dran muss.

Das Fazit ist rübergekommen: zu knapp, zu hastig, zu wenige Hinweise.

Die Geschichte sollte unter 10.000 Zeichen bleiben, und deshalb wollte ich sie kompakt erzählen: wenn aber das Mitgefühl oder auch nur das Interesse an den Personen gar nicht erst entsteht, geht das so nicht. Klar.


@ sim

Die Gesundheit wird nicht als ein ausschließlich auf den Patienten zurückgeworfenes Gut verstanden, der durch positives Denken seine Allergien los wird.
Hier stimmen wir einfach nicht überein: Du schreibst diese Aussage meiner Geschichte zu, ich nicht.

Ich sehe Krankheit als ein ganzheitliches Konzept, und in der Geschichte erwähne ich auch Faktoren:
- Stress auf der Arbeit
- Partnersuche
- weiterarbeiten, trotz Allergien
- materielle Auslöser (Pollen, Staub, Tierhaare) ...

Ich habe mir den Aspekt des eigenen Tuns herausgegriffen, weil ich es ein spannendes Thema fand:

Ein Freund von mir hat es vor Jahren geschafft, seinen Heuschnupfen mit Affirmationen und Fantasie ( Anlegen eines magischen Schutzmantels) aufzulösen. Es hat wirklich funktioniert, und wenn Symptome anfangen, weiß er, dass seine Abwehr z.Zt. geschwächt ist, und er legt den Mantel ganz bewusst neu an.

So eine Geschichte wollte ich erzählen (also, was möglich ist) und nicht behaupten, dass nur das der Weg ist.


@Phoenix

Warum hatte sie sich diesem grazilen Persönchen anvertraut, das die grauen Haare zu einem Zopf mitten auf dem Kopf zusammenband wie die hässliche Schwester in einem alten deutschen Film!
grazil wie was oder wer? hässlich is auch ein relativer Begriff und sagt hier überhaupt nicht aus, mal ganz davon abgesehen das das eigentlich keine Charakterisierung, sondern eine reine Beschreibung - noch dazu eine stark wertende - ist.
Genau, wertend sollte es sein. Denn das steht hierbei im Mittelpunkt: Maike ist verletzt, dass sie nicht über ihre Krankheit klagen soll - und reagiert mit Herabsetzung von Gerda.

Und mehr Charakter gibt es nicht. Du gibst mir absolut kein Detail an die Hand das Gerda oder auch die anderen Prots für mich zu Menschen macht. Ein Mensch hat doch nicht nur äußerliche Merkmale. Überleg doch mal, wenn "deine Gerda" in einem Raum mit zwanzig anderen Menschen wäre. Wodurch würde sie mir auffallen?
Das wundert mich, denn Gerda sollte aus der Szene entstehen: eine Frau mit ungewöhnlcihem Äußerem und Lachfältchen, die anscheinend mitkriegt, was in Maike vorgeht und es aufzufangen versteht.

Aber ich geh da noch mal dran.


@Goldene Dame

Aber wenn du es geschrieben hättest, nicht wichtige zum Verständnis wichtige Aspekte ausgelassen hättest, wäre mir als Leserin klar ( und immer noch zwischen den Zeilen) gewesen, dass die Medikation nur trügerische Sichherheit bietet. Da du aber gänzlich auslässt, habe ich eher vermutet, dass sie naiv ist.
Hm. Schon durch Malinche habe ich ja gemerkt, dass ich zu wenig geschrieben habe. Ich bin verunsichert: Da ich nciht geschrieben habe: Leute, nehmt keine Medikamente!, kann ich das jetzt doch nicht im Text dementieren. :confused: Ich fand es auch wichtig zu zeigen, dass Maike nicht einfach alles mitmacht, sondern sich das Gelernte passend macht, auch wenn sie Regeln (wie man eine Affirmation erstellt) missachtet. :hmm: Also: ich denke drüber nach.

Dazu aus dem Seminar: So schnell stirbt es sich nicht finde ich gerade in Bezug auf diesen Vorfall bedenklich: Hier wird nämlich eine trügerische Sichherheit suggeriert, die lebensbedrohlich ist, denn wenn das Notfallmedikament nicht gleich irgendwo aus dem Hut gezaubert wird, kann die Protagonistin sterben und wenn sie hundert Mal ihr Mantra murmelt.
Oder wolltest du willst mir zu verstehen geben, dass sie es murmeln kann, weil sie sich ihre Atemnot einbildet! All das kann ich zwischen den Zeilen lesen!
Zunächst einmal: Man muss ein Mantra nicht murmeln; man kann es auch denken.

Es geht mir um etwas anderes: den Teufelskreis aus Luftnot und Panik, der zu mehr Luftnot führt, zu durchbrechen. Wenn die Bronchien zu sind, kriegt man Todesangst. Da kann der Satz Ich sterbe nicht! Halt bieten. Mir hat das auf jeden Fall geholfen und den Gedankengang ersetzt:
"Scheiße, wenn ich jetzt sterbe, findet mich mein Freund erst morgens. Wie wird er sich erschrecken? Und dann muss er mich mitheruntergelassener Unterhose (war aufm Klo in der Nacht) sitzen lassen, bis der Notarzt den Tod festgestellt hat ..." Erstaunlich, was man sich in so einem Moment zusammendenken kann. *g*

Also, nochmals vielen Dank.

Gruß, Elisha

 

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