Allein mit Papa
Allein mit Papa
Nervös nestelte Leonie an ihrer Federmappe, sie konnte gar nicht ihrem sonst so geliebten Deutschunterricht folgen. Heute war wieder der Abend, an dem sie mit Papa allein sein würde. Mutti traf sich donnerstags immer mit ihren Freundinnen. Unbehaglich war ihr bei dem Gedanken daran.
Warum? Sie konnte sich das selbst nicht so richtig erklären, aber irgendwas war an diesen Donnerstagen anders geworden. Hatte sie sich früher darauf gefreut, ihren Papi mal für sich allein zu haben, so machte ihr das seit einiger Zeit Bauchschmerzen.
Langsam trödelte Leonie nach Hause, tief in Gedanken versunken.
Mama verabschiedete sich zu ihrer Frauenrunde. Und nun war sie vollends da, diese unangenehme Spannung, was der Abend bringen würde - allein mit Papa.
Sie schauten fern, sie traute sich gar nicht, zu ihm zu schauen. Dann fing er an, sie zu kitzeln.
Klar musste sie lachen, aber das blieb ihr im Hals stecken, als er sie aufforderte, ihren Pulli auszuziehen und sich mit nacktem Oberkörper bäuchlings über seine Knie zu legen.
Widerwillig leistete sie seiner Aufforderung Folge, sie war es nicht gewohnt, zu widersprechen. Hätte auch gar keine Ausrede gewusst. Denn sie war es, die noch vor einem halben Jahr darum bettelte, so auf seinen Knien liegen zu dürfen. Ebenso nackt, wie sie jetzt war. Denn damals liebte sie das, wenn er mit seinen von der Arbeit rauen Händen ihren Rücken streichelte. Stundenlang hätte sie sich dem hingeben können! Was war nur anders geworden?
Vollkommen verspannt war sie nun, fand keinen Genuss an den Streicheleinheiten.
In ihr arbeitete es. Sie musste das beenden, sie konnte es einfach nicht mehr ertragen!
Leonie nahm all ihren Mut zusammen, befreite sich aus der ihr misslichen Lage, zog ihren Pullover über und sagte zu ihm: „Papa, ich mag das nicht mehr! Heute nicht und auch nächste Woche nicht, es macht mir keinen Spaß mehr!“
Da lachte ihr Vater auf, laut aber warm und offen, und sagte: „Nun ist es soweit, meine kleine Prinzessin wird erwachsen! Nun, wenn du das nicht mehr magst, dann machen wir es nicht mehr. Dann gehen wir eben ins Kino oder wir machen irgendetwas, was du bestimmst!“
Der Stein, der Leonie vom Herzen fiel war groß. Und sie drückte ihren Vater so fest sie nur konnte.