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Thema des Monats Alles ist schwarz

Seniors
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31.10.2003
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Alles ist schwarz

Es stinkt.
Dutch kann nicht einordnen, wonach. Die Luft ist schwer, fühlt sich an, als würde er Wasser einatmen. Dutch will die Augen öffnen, als er feststellt, dass sie bereits offen sind. Alles ist schwarz.

Er atmet schneller, flacher. Das Keuchen dringt in seinen Kopf, klingt dumpf. So dumpf wie diese Luft.
Ein Schmerz entsteht in seinen Schultergelenken. Dutch realisiert, dass seine Arme in die Höhe gestreckt sind. Der Schmerz wird spitzer, fühlt sich an, als würde jemand eine lange Nadel in die Gelenkpfanne schieben und darin herumrühren. Er will die Arme sinken lassen, doch es geht nicht.
Die Kehle schmerzt. Ausgetrocknet.

„Hallo?“, krächzt er irgendwann. Oder war es nur ein Wunschdenken? Augenblicklich übertrifft das Brennen seiner Kehle das Bohren in der Schulter. Dutch will schreien, sieht sich auf einem weiten Feld, die Arme hoch in den blauen Himmel gestreckt, sein Gesicht grinst, und er schreit – doch er bleibt still, schluckt nur. Allein das schmerzt schon genug.

Dutch stellt fest, dass er auf etwas Kaltem steht. Ein Steinfußboden?
Seine Beine fühlen sich bleiern an, wie dicke Säcke, deren schwammiger Inhalt sie nach unten zieht. Er will sich setzen, doch etwas hindert ihn daran.
Seine Handgelenke.
Dutch blickt nach oben, sich der wagen Hoffnung hingebend, dort etwas zu erkennen. Nur einen winzigen Lichtreflex. Doch da ist nichts. Alles schwarz!
Jetzt pflanzt sich der Schmerz durch seine Arme nach oben, erreicht die Handgelenke, entfackelt ein Brennen, das Dutch die Zähne aufeinander pressen lässt.
Er ist aufgehängt. An den Handgelenken aufgehängt.
Er spürt seinen Brustkorb. Etwas Schweres scheint auf ihm zu lasten. Doch das liegt nur an der verbrauchten Luft.

Die Ausdünstungen seiner Achseln dringen zu ihm hinauf. Er spürt die Hitzewellen, riecht den scharfen Schweiß.
Dutch hat noch nie nach Schweiß gestunken. Peinlichst war er darauf bedacht, seine Achseln sauber zu halten. Jeden morgen duschen, und abends auch. Und zusätzlich gaben ihm Vierundzwanzig-Stunden-Deos die Sicherheit, jeden noch so hektischen Tag geruchsfrei zu überstehen.
Wie lange hing er schon hier?

Einige Minuten später hat er den Versuch aufgegeben, seine schmerzenden Handgelenke von den Fesseln zu befreien.
Sie sind aus Metall! Man hat ihn wahrhaftig an Metallschellen aufgehängt!
Er reckt sich, spürt die Ketten, deren Glieder beinahe melodisch aneinanderschlagen.
Er hängt an der Decke irgendeines Raumes. Mit Ketten und Metallschellen. Wie im Mittelalter. Und es gibt kein Licht. Nur Gestank.
Die Tränen merkt er erst, als sie ihm salzig über die Lippen in den trockenen Mund laufen.
Ein winziger Funke blitzt vor seinem geistigen Auge auf. Er sieht sich Stufen hinabsteigen. Graue Stufen. Er winkt. Lächelt.
Eine Frau mit langen, dunklen Haaren winkt zurück. Sie lächelt ebenfalls, eine Zeitung fällt zu Boden. Sie blickt hinab, heb sie wieder auf. Dutch sieht die großen Lettern: VERSCHWUNDEN!
Ein Hund steht neben ihr.

„Ist hier … jemand?“ Der Satz kostet ihn dermaßen Kraft, dass er am Liebsten laut aufgeschrieen hätte. Wenn da nicht das Brennen in seiner Kehle wäre.
Wie ist er hierher gekommen?
Wer ist diese Frau?
Sein Schädel ist so leer. Kein Gedanke, keine Erinnerung. Nur diese Zeitung. Wochenlang schon dieselbe Headline.
Der Hund bellt. Dutch steigt in ein Auto, riecht das Leder.

Was ist das für ein Gestank?
An seine eigenen Ausdünstungen hat sich Dutch inzwischen gewöhnt. Doch was ist das andere?
Es riecht sauer. Er kennt es.
Erbrochenes. Ja, es stinkt nach Kotze! Eindeutig!
Aber da ist auch noch etwas anderes.

Dutch bewegt seine Zehen, sie fühlen sich dick an. Irgendwie geschwollen. Vorsichtig schiebt er den Fuß nach vorn. Seine nackten Zehen tasten. Der Boden ist uneben. Grober Stein, oder schlecht verlegter Zement.
Noch ein bisschen weiter. Der Schmerz in seinen Handgelenken und in der Schulter schwillt an, wie ein Ballon, der kurz vorm Platzen steht.
Noch weiter.
Sein Zeh berührt etwas. Warm. Weich.
Dutch verliert das Gleichgewicht, rutscht weg. Sein Schrei hallt durch den Raum, als die Metallschellen sich in sein Fleisch bohren. Er spürt, wie Haut reißt. Ein Knacken in seiner Hand, so laut, dass er es hört. Der Schmerz explodiert.

Es dauert lange, bis sich sein Schrei in ein abgehacktes Stöhnen verwandelt.
Dutch konnte noch nie Schmerzen ertragen, selbst das Schneiden an einem Stück Papier, ließ ihn immer weiß werden, und es dauerte eine Ewigkeit, bis der kalte Schweiß auf seiner Stirn verschwand und sein Puls eine halbwegs normale Frequenz anstrebte.
Doch all das Erlebte ist nichts gegen den Schmerz, der sich im Moment durch seinen Körper bohrt, einer ausgehungerten Armee Maden gleich, die sich durch einen faulenden Kadaver frisst.
Dutch beginnt zu weinen. Er versucht, mit seinen Füßen wieder Halt zu finden, den Druck der Schellen zu verringern.
Speichel rinnt über seine Lippen, und er heult weiter. Das Paradoxon wird ihm bewusst. Sein Hals ist trocken, doch sein Mund produziert Speichel.
Etwas fließt seinen Arm hinunter, sammelt sich in seinem Achselhaar, um dann an der Seite seines Körpers seinen Weg fortzusetzen.

Es dauert ewig bis der Schmerz pochend stagniert. Er scheint zu lauern, ausgehungert und jederzeit bereit, wieder hervorzuspringen.
Es ist der Moment, als Dutch das Schmatzen hört.
Augenblicklich hält er den Atem an, für einen Moment nur. Er lauscht in die Schwärze. Sie umschlingt ihn, wie ein heißes Tuch, legt sich auf sein nasses Gesicht, droht ihn zu ersticken.
Etwas schmatzt. Kurz darauf ein Reißen. Ähnlich dem Reißen an einer Rolle Leukoplast.
Tapsen.
Nackte Füße tapsen auf Stein. Schnell. Unkontrolliert.
Jemand versucht zu flüchten, schießt es Dutch durch den Kopf.
Dann beginnt es von vorn. Schmatzen … Reißen … und dazwischen immer dieses flüchtende Tapsen.

Dutch ist nicht allein. Er ist nicht allein in diesem schwarzen Raum.
Was passiert da vor ihm?
Schmatzen, Reißen.
Wo war das Tapsen?
Irgendjemand flüstert.
Dutch atmet noch flacher. Versucht zu lauschen.
Es sind eindeutig Stimmen. Doch sie sind so leise, dass Dutch lediglich erkennt, dass es sich um welche handelt.
Ein beißender Gestank erreicht seine Nase. Kot!
Dutch spürt, wie sich sein Magen zusammenzieht. Reiß dich zusammen!
Er atmet ganz flach durch den Mund.

Ein metallisches Poltern. Etwas ist umgefallen. Oder wurde hart auf dem Steinfußboden abgestellt.
Dutch zuckt zusammen. Für einen Augenblick registriert er, dass der Schmerz in seinen Armen nicht mehr da ist.
Liegt am Adrenalin.
Ein Windhauch berührt seinen Körper. Ist er nackt? Wieder bricht eine Schweißwelle aus ihm empor. Sein Herz rast.
Die Geräusche sind verstummt. Das Flüstern auch.
Dutch lauscht.
Stille. Er möchte schreien: Macht weiter! Bitte macht weiter! Alles, nur nicht diese Stille.
Dann hört er Schritte.
Ganz leise, aber Dutch hört, wie sich jemand nähert.
Er schließt die Augen, lässt den Kopf hängen. Jemand kommt auf ihn zu.
Ich muss mich tot stellen. Zumindest ohnmächtig.
So ein Quatsch bei der Dunkelheit ist es eh egal.

Dutch möchte weglaufen. Wo ist er? Was geht hier vor?
Ein Atmen direkt vor seinem Gesicht.
Der Atem stinkt faul, übertüncht sogar den Gestank nach Kot und Erbrochenem.
Etwas berührt seinen Hals, drückt leicht neben den Kehlkopf.
Dutch möchte schreien, doch er bleibt still. Seine Waden beginnen zu zittern. Er spürt einen pulsierenden Druck in seiner Blase.

„Lebt er?“ Ein Flüstern.
„Ja.“ Der faule Atem schlägt in sein Gesicht. Er stinkt nach verwestem Fleisch.
Dutch presst die Lider zusammen.
Die Berührung an seinem Hals verschwindet.
„Wann nehmen wir ihn?“
„Morgen.“

Schritte entfernen sich leise.
Dutch reißt die Augen auf.
Alles ist schwarz.

 

Oh Mann, ich glaube, hier ist Vorstellungskraft gefragt.

Mich würde interessieren, ob man sich unter dieser Situation was vorstellen kann. Oder lasse ich Euch mit dem Gefühl zurück, dass was fehlt?

Auf jeden Fall: Viel Spaß beim Lesen!

 
Zuletzt bearbeitet:

Wieso muss immer ich die erste sein?! *g*


Fundsachen:

Das Hineinsaugen in die Lungen strengt an.
Warum so kompliziert? Weshalb nicht einfach atmen?

Dutch blickt nach oben, sich der wagen Hoffnung hingebend
Ich glaube, vagen.

Jetzt pflanzt sich der Schmerz durch seine Arme nach oben,
Entweder verpflanzt oder pflanzt sich fort. (Ich tendiere aber zu Leterem)

Sie waren aus Metall, hatte er festgestellt! Man hatte ihn wahrhaftig an Metallschellen aufgehängt.
Das »!« ist am Ende des falschen Satzes, mE.

Einige Minuten später hatte er den Versuch aufgegeben, seine schmerzenden Handgelenke von den Fesseln zu befreien.
Sie waren aus Metall, hatte er festgestellt! Man hatte ihn wahrhaftig an Metallschellen aufgehängt.
Er hatte sich gereckt, so gut es ging, und hatte die Ketten gespürt.
Er hing an der Decke irgendeines Raumes. Mit Ketten und Metallschellen. Wie im Mittelalter. Und es gab kein Licht. Nur Gestank.
Tempusfehler, mE. Es sei denn, mir entgeht ein wichtiges Detail, das zeigt, dass hier Absicht dahinter liegt.

Der Satz kostete ihn dermaßen Kraft, dass er am Liebsten laut aufgeschrieen hätte.
Hm, auch hier. Irgendwas versteh ich nicht ganz.

Es dauert lange, bis sich sein Schrei in ein abgehacktes Stöhnen verwandelt.
... bis sich sein Geschrei ...
Ich finde, ein einzelner Schrei kann nicht soo lange dauern, da geht einem ja die Puste aus. ;)


Oh, Wunder über Wunder, ich verstehe die Story nicht, Salem. *g* Auch nicht nach jetzt mehrmaligem Lesen.
Ich verstehe weder, weshalb sein "Kopf so leer ist", noch, wieso er überhaupt dort hängt. Oder was es mit dem Auto auf sich hat. Oder weshalb er zum Schluss die Augen aufreißt.

Zuerst dachte ich an die Hölle, an ihre Qualen und Spielchen. Doch weshalb fehlen dann dem Prot alle seine Erinnerungen? Die Hölle wäre nicht halb so erschreckend, könnte man sich an sein »Leben« zuvor nicht mehr erinnern. (Ich denke nämlich, bei dieser Frau handelt es sich um seine Frau, seinen Hund, schließlich winkt sie ihm lächelnd zu)

Aber wenn es nicht die Hölle ist, was ist es dann? Eine Art Komatraum, nachdem er im neuen Sportwagen seine Frau und den Hund tot gefahren hat, selbst sich jedoch lediglich eine Kopfverletzung zuzog? Nein, das glaube ich ja noch weniger. Passt nicht zu dir.

Und jetzt hör ich auf, mit diesen dürftigen Interpretationsversuchen, bevor es wieder ausartet. Überlasse es Leuten, die es besser können. Ignoriert mich. Klappe zu. :sealed:


Tamira

 

Oh, Wunder über Wunder, ich verstehe die Story nicht, Salem. *g* Auch nicht nach jetzt mehrmaligem Lesen.
Oh ... dabei gibt es überhaupt nix zu verstehen. Das Thema war doch "Dunkler Raum". Also nix sehen.
Alle anderen Sinne sollten angesprochen werden.
Hier wacht jemand ohne Erinnerung (wie drückt man sich vor Erklärungen??? :cool: ) in einem dunklen Raum auf.
Da setzt die Geschichte ein. Eine Beschreibung von Empfindungen in absoluter Dunkelheit.
Stell dir einfach vor, du würdest das erleben. Alles um dir herum sagt dir nichts. Du fühlst nur, riechst nur, hörst nur. Und weißt nichts.
Das ist die Geschichte.

Ich verstehe weder, weshalb sein "Kopf so leer ist", noch, wieso er überhaupt dort hängt. Oder was es mit dem Auto auf sich hat.
Erinnerungen!!!

Aber wenn es nicht die Hölle ist, was ist es dann?
Ein Raum. Ein dunkler Raum.

Du siehst, meist muss man sich gar nicht sooo viele Gedanken machen. Einfach nur empfinden!!! :D

Vielen Dank fürs Lesen und Interpretieren. Fehlerchen werde ich ausbessern!

Gruß! Salem

 

Moin Salem!

Der Prot ist an eine Wand gekettet, wahrscheinlich in einem Keller, Verlies oder ähnlichem. Er weiß nicht, wie er dorthin gekommen ist. Wurde er entführt?
Sicher ist nur, dass seine Mitgefangenen (?) ein Faibel für Menschenfleisch entwickelt haben, vor allem für totes Menschenfleisch. Anscheinend hat der örtliche Bestellservice Pleite gemacht. Deshalb lassen sie den Prot noch ein paar Tage hängen. Bis es soweit ist, fressen sie einen seiner Leidensgenossen, der schon ein wenig besser abgehangen ist.

Soweit ist die Geschichte relativ klar. Das "Warum" und das "Wie" werden jedoch nicht geklärt. Hier liegt eigentlich auch mein einziger Kritikpunkt. Die äußeren Umstände bleiben ungeklärt, somit reduziert sich die Geschichte auf eine Zustandsbeschreibung. Diese ist dir jedoch gut gelungen. Auch die verschiedenen Sinneseindrücke baust du geschickt ein.

Salem schrieb:
Eine Beschreibung von Empfindungen in absoluter Dunkelheit.
Stell dir einfach vor, du würdest das erleben. Alles um dir herum sagt dir nichts. Du fühlst nur, riechst nur, hörst nur. Und weißt nichts.
Das ist die Geschichte.
Unter diesem Gesichtspunkt ist dir die Geschichte gelungen. Dieses langsame Aufwachen, Begreifen und das Einsetzen der Panik, die sich schließlich zur Todesangst steigert, das funktioniert alles und schafft auch eine beklemmende Atmosphäre.
Ich fände die Geschichte jedoch mit einer äußeren Rahmenhandlung kompletter, es reicht mir auch schon ein Andeutung. So bleibt es eine gelungende Fingerübung, die mir aber trotzdem gefallen hat.

J

 

Moin Jorgo.

So bleibt es eine gelungende Fingerübung, die mir aber trotzdem gefallen hat
Ja, das war sie auch. Hat ne Stunde gedauert ... :shy:


Der Prot ist an eine Wand gekettet, wahrscheinlich in einem Keller, Verlies oder ähnlichem. Er weiß nicht, wie er dorthin gekommen ist. Wurde er entführt?
Sicher ist nur, dass seine Mitgefangenen (?) ein Faibel für Menschenfleisch entwickelt haben, vor allem für totes Menschenfleisch. Anscheinend hat der örtliche Bestellservice Pleite gemacht. Deshalb lassen sie den Prot noch ein paar Tage hängen. Bis es soweit ist, fressen sie einen seiner Leidensgenossen, der schon ein wenig besser abgehangen ist.
Nette Interpretation. Habe tatsächlich festgestellt, dass verschiedene Varianten möglich sind.
Meine Idee war eine andere, aber das ist hier ja egal. Der Leser soll sich wie der Prot fühlen.

Soweit ist die Geschichte relativ klar. Das "Warum" und das "Wie" werden jedoch nicht geklärt. Hier liegt eigentlich auch mein einziger Kritikpunkt.
Gebe ich dir Recht. Mal sehen, wo ich noch was einbauen kann.


schafft auch eine beklemmende Atmosphäre.
Vielen Dank!

Da fällt mir doch noch eine weitere Ungereimtheit ein: Warum "hantieren" die Anderen eigentlich im dunkeln? :Pfeif:

Dank dir für den Kom und das Lesen!

Gruß! Salem

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Salem,

spannende Geschichte und in gewisser Weise Kino fürs Kopf.
Hat mir gefallen, weil die Angst, Unsicherheit und Beklemmung Dutchs greifbar wird.
Als ich fertig war, habe ich mich gefragt, ob ich mehr Erklärungen brauche. Die Antwort ein klares Jein ;).

Interessieren würde es mich schon, warum Dutch in dieser Lage ist. Aber: Dann wäre es wohl nicht mehr die Geschichte, die es jetzt ist. Das Nebulöse gefällt mir, macht den Reiz aus. Insofern würde jede weitere Erklärung die bedrückende Stimmung, die mich beim Lesen erfasst hat, wahrscheinlich abmindern.
Übrigens auch eine Geschichte, bei der es Spaß machen wird die Kommentare zu lesen, weil sie viel Interpretationsmöglichkeiten offenlässt.

Für mich zum Beispiel war die Frau nicht seine eigene, so wie es Tamira verstanden hat, sondern der Köder, mit dem er in die Falle gelockt worden ist. Deshalb auch die kaum vorhandenen Erinnerungen. Ob es so gedacht wahr, weiß nur der Autor. Wenn überhaupt ;).

Was mich beim Lesen zunächst verwundert hatte, war der Umstand; dass Dutch die Ankömmlinge nicht um Hilfe bittet. Bei aller Furcht, in seiner Lage scheint es mir am Logischten, sich bemerkbar zu machen. Könnte ja Hilfe sein. Aber offenbar weiß er instinktiv, dass er von ihnen nichts Gutes zu erwarten hat?

Das Schmatzen hat mich noch nicht aufs Menschenfressen gebracht, erst der faulige Atem. Trotzdem ist diese Sichtweise für mich kein Muss, ich lese nicht unbedingt Kanibalismus daraus.

Meine allererste Intension war, hier wird jemand (warum auch immer gefoltert). Er ist in einem Folterkeller gelandet, und er ist nicht der erste und einzige, der hier war oder ist. wWahrscheinlich kam mir der Gedanke, weil ich gerade ein ziemlich heftiges Buch über die Zustände in Ruanda gelesen habe, wo Leute am helligten Tag plötzlich verschwinden, eben um umgebracht oder gefoltert zu werden. Ein Exempel also, das statuiert werden muss.

Spannend ist und bleibt die Hilflosigkeit. Deswegen noch ein ganz anderer Interpretationansatz, der mir beim Lesen spontan im Kopf geisterte. Das ganze erinnerte mich ein bisschen an jemanden, der im Wachkomma liegt, irgendwie doch noch eine Menge fühlt und mitbekommt, und dennoch in einer anderen Welt gefangen ist, in der er sich nicht seinem Umfeldverständlich machen und deshalb auch nicht entrinnen kann.

Ein bisschen hat mich auch an den Film Saw erinnert.

Spannende Geschichte

LG Sebastian

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Salem!

Also mich stört es eher gewaltig, dass ich nicht einmal andeutungsweise ein Bild von der Situation bekomme. Am Ende will ich als Leser doch wissen, warum ich meine Zeit mit der Geschichte verbracht habe, oder? Da lasse ich auch die - nicht selten benutzte - Rechtfertigung "Fingerübung" nicht gelten.

Ansonsten ist die Geschichte recht spannend zu lesen und hat ein Potential, das du wegen des Fehlens der Hintergründe nicht wirklich ausschöpfst.

Wenn der Prot keine Erinnerungen haben soll, woher weiß er dann, dass er sich früher zweimal täglich geduscht hat und keine Schmerzen ertragen konnte? Es scheint doch eher so, als würde er sich nur nicht an die Umstände erinnern, die ihn in diese Situation brachten.

Du benutzt außerdem zwei verschiedene Zeitformen, einmal Präsens und einmel Präteritum. Ich nehme nicht an, dass das Absicht war? Einen Zweck erfüllt es irgendwie nicht.

Und da gibt es noch den Geruch, den Dutch anfangs nicht identifizieren kann. Also wenn es der Kotgeruch war, hätte er doch früher drauf kommen müssen, oder?

Dutch will schreien, sieht sich auf einem weiten Feld, die Arme hoch in den blauen Himmel gestreckt, sein Gesicht grinst, und er schreit

Dieses Bild fand ich sehr gelungen. Der Reizentzug lässt sein Gehirn halluzinative Bilder erzeugen. Davon sollte die Geschichte mehr bieten. :thumbsup: :thumbsup:

Ciao, Megabjörnie

P.S.: Mir fällt gerade auf, dass da einmal zu viel Schreien vorkommt. Die Dopplung empfinde ich als störend.

 

Hi Salem!

Ich glaube nicht, dass "Fingerübung" eine Ausrede sein kann, eher eine Beschreibung. Sicher Fingerübung wird es sein, die Story, allerdings merkt man es ihr auch an. Leider.

Teilweise kommt sie sehr schludrig daher, eine Überarbeitung hätte ihr gut getan.
Es geht beim dritten Satz schon los:

Die Luft ist stickig, schwer.

Meiner Meinung nach ist der Ausdruck stickig und schwer in Beziehung zu Luft abgegriffen und verbraucht. Kann mir nichts drunter vorstellen, tut mir Leid. Vergleiche!! - Das gilt auch für den Rest der Geschichte - Vergleiche, die mich anregen.

Das Hineinsaugen in die Lungen

warum nicht das Einsaugen oder noch einfacher und prägnanter: das Atmen? oder Luft holen?

Dutch will die Augen öffnen, als er feststellt, dass sie bereits offen sind.

Abgesehen davon, dass das Augenöffnen eine unwillkürliche Angelegenheit ist, man somit also nicht feststellen kann, dass man sie nicht geöffnet hat, so ist das Wort offen und öffnen zweimal vorhanden (das Aas das).

Dann im Absatz: Einige Minuten später...
fällst du plötzlich in die Vergangenheitsform. Habe ich was nicht mitgekriegt oder ist das nur ein Versehen? Wenn ja - Überarbeitung! :Pfeif:


selbst das Schneiden an einem Stück Papier, ließ ihn immer weiß werden, und es dauerte eine Ewigkeit, bis der kalte Schweiß auf seiner Stirn verschwand und sein Puls eine halbwegs normale Frequenz anstrebte.

Das würde ich weglassen, ich glaube, das würde wirken ohne den Nachsatz.

einer ausgehungerten Armee Maden gleich

einer Armee ausgehungerter Maden gleich -sie werden es dir danken! :D

Es sind eindeutig Stimmen. Doch sie sind so leise, dass Dutch lediglich erkennt, dass es sich um welche handelt

Der zweite Satz und davon der zweite und der dritte Teilsatz sind ein wenig unglücklich formuliert. Du möchtest ausdrücken, dass die Stimmen leise sind, dass man das Gesprochene nicht versteht. Das ginge auch anders, denke ich.

Dazu dauert es bei dir lange, dann dauert es eine Ewigkeit. - Wiederholungen am Beginn der Absätze.


Mir ist das Ganze zu unausgegoren. Und damit meine ich nicht, dass es keine Erklärung für das Geschehen gibt. Damit kann ich leben, ich bin raus aus dem Alter für vorgefertigte Erklärungen. :D Nein, leider merkt man dem Teil an, dass es ein Schnellschuss ist:

Ja, das war sie auch. Hat ne Stunde gedauert ...

Noch eine Stunde dazu und sie wär vielleicht runder geworden. Es hat den Anschein, als hättest du alle Gedanken, die dir kamen sofort zu Papier gebracht. Das ist unordentlich und unspannend.
Spannend wurde es immer dann, wenn es konkret, wenn es körperlich wurde: z.B.

Dutch bewegt seine Zehe...

Durch das Thema ist das Interesse schon vorgegeben, was mir in deiner story fehlt, ist die Ordnung.

Viele Grüße von hier!

 

Aloha Svg, Megabjörnie und Hanniball.

Vielen Dank für euren Kommentar. Äußerst interessant.

@SVG

spannende Geschichte und in gewisser Weise Kino fürs Kopf.
Wow, ein sehr nettes Kompliment (siehste Hanniball ??? :D )


Übrigens auch eine Geschichte, bei der es Spaß machen wird die Kommentare zu lesen, weil sie viel Interpretationsmöglichkeiten offenlässt.
Was mir auch bei deinem Kom am meisten Spaß gemacht hat. Ich finde, du lieferst eine interessante Interpretation ab. Sehr schön.
Vielleicht wird ja dadurch auch der Titel deutlicher ... :schiel:

Ob es so gedacht wahr, weiß nur der Autor. Wenn überhaupt .
He...he... klar hat der Autor auch eine Sicht durch das Dunkle.
Aber wie ich ja bereits sagte, wollte ich mit dieser Geschichte, dass sich der Leser in den Prot hineinversetzt. Und für ihn ist auch alles dunkel. Gemein, nicht?!

Was mich beim Lesen zunächst verwundert hatte, war der Umstand; dass Dutch die Ankömmlinge nicht um Hilfe bittet.
Ich denke, das liegt an der Situation. Die Geräusche, die er vorher hört, der Geruch, das alles sagt ja nichts Gutes ...


Ein bisschen hat mich auch an den Film Saw erinnert.
Jau, der war heftig!

@Megabjörnie

Also mich stört es eher gewaltig, dass ich nicht einmal andeutungsweise ein Bild von der Situation bekomme.
Nach Hanniballs Kommentar werde ich das Ding eh noch mal arg überarbeiten müssen; vielleicht bau ich ein bisschen was ein. Aber wenn, dann wirklich nur ein bisschen!

Da lasse ich auch die - nicht selten benutzte - Rechtfertigung "Fingerübung" nicht gelten.
Das sollte hier auch keine Rechtfertigung für irgendwelche fehlende Dinge sein. Fingerübung ist auch nicht negativ gemeint. Ich meine damit, eine schnell geschriebene Geschichte, ohne viel Recherche. Man schreibt, wie man die Situation gerade "sieht".

Ansonsten ist die Geschichte recht spannend zu lesen
Thx!


Wenn der Prot keine Erinnerungen haben soll, woher weiß er dann, dass er sich früher zweimal täglich geduscht hat und keine Schmerzen ertragen konnte? Es scheint doch eher so, als würde er sich nur nicht an die Umstände erinnern, die ihn in diese Situation brachten.
Das kann wirklich so sein. Man erinnert sich an bestimmte Dinge nicht, andere hingegen weiß man. Zum Beispiel Dinge des alltäglichen Lebens.

Du benutzt außerdem zwei verschiedene Zeitformen,
Das ist Schluderigkeit. Wird berichtigt!

@Hanniball

DU HAST MICH GEZWUNGEN!!! Trotz Zeitmangels ... Und das hat man nu davon ... :heul:

Teilweise kommt sie sehr schludrig daher, eine Überarbeitung hätte ihr gut getan.
Werd noch mal drübergehen. Versprochen!


Zitat:
Die Luft ist stickig, schwer.

Meiner Meinung nach ist der Ausdruck stickig und schwer in Beziehung zu Luft abgegriffen und verbraucht.

Also ich find ihn gut. Heißt doch, dass die Luft abgegriffen und verbraucht ist ... :D

Vergleiche!! - Das gilt auch für den Rest der Geschichte - Vergleiche, die mich anregen.
Aber wenn ich welche einbringe, schimpfst du auch. Ich wills mal versuchen.

Zitat:
einer ausgehungerten Armee Maden gleich


einer Armee ausgehungerter Maden gleich -sie werden es dir danken!

:shy:

Zitat:
Es sind eindeutig Stimmen. Doch sie sind so leise, dass Dutch lediglich erkennt, dass es sich um welche handelt


Der zweite Satz und davon der zweite und der dritte Teilsatz sind ein wenig unglücklich formuliert. Du möchtest ausdrücken, dass die Stimmen leise sind, dass man das Gesprochene nicht versteht. Das ginge auch anders, denke ich.

Auch das finde ich eigentlich passend. Ich denke, ich werde es lassen.

aber, wie gesagt, ich werde noch mal nacharbeiten.

Ich danke euch nochmal für eure Mühe.

Lieben Gruß! Salem

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Salem,

zuerst Details, zur Abwechslung...

Dutch will die Augen öffnen, als er feststellt, dass sie bereits offen sind. Alles ist schwarz.
Das hat mich - im Gegensatz zu Hanniball - überhaupt nicht gestört. Wenn es wirklich richtig finster ist, dann kann man schon mal versuchen, bewusst die Augen zu öffnen, eben weil es normalerweise eine unbewusste Aktion ist.

Und zusätzlich gaben ihm Vierundzwanzig-Stunden-Deos die Sicherheit, jeden noch so hektischen Tag geruchsfrei zu überstehen.
Bist du nun unter die Werbetexter gegangen? Denn so liest es sich ... :D

Wie lange hing er schon hier?
Tempus!!
Zuerst Präsens, jetzt Vergangenheit... warum?

oder schlecht verlegter Zement.
Kann man Zement verlegen??

selbst das Schneiden an einem Stück Papier
Na, na, ist der Mann oder Maus?
Das finde ich zu sehr übertrieben.
Aber du setzt sogar noch eins drauf:
bis der kalte Schweiß auf seiner Stirn verschwand und sein Puls eine halbwegs normale Frequenz anstrebte.

Liegt am Adrenalin.
Mhm?
Ja, mag sein, aber muss man das explizit betonen in diesem Fall. Ich fand den Satz unpassend.

So ein Quatsch bei der Dunkelheit ist es eh egal.
Quatsch, (Komma)
Zudem: Quatsch scheint mit etwas untertrieben in der Situation.
Und: was ist mit Nachtsichtgeräten? (Man denke an die Endszene in "Das Schweigen der Lämmer")

----------

Mich würde interessieren, ob man sich unter dieser Situation was vorstellen kann. Oder lasse ich Euch mit dem Gefühl zurück, dass was fehlt?
Nee, es fehlt nix, finde ich.
Ich finde sogar, dass diese Geschichte hier eine deiner stärksten ist, die ich in letzter Zeit von dir gelesen habe. Das mag jetzt überraschen, aber ich finde sie dicht. Du erzählst nicht viel, aber die Geschichte ist ja auch nicht allzu lang. Und du bringst die Panik gut rüber, auch wenn es mir meist viel zu übertrieben ist... (der Schmerz macht ihn fast wahnsinnig, explodiert, Brennen... :bla: ) Das ist einfach zu viel für meinen Geschmack.
Das Ende hingegen gefällt mir sehr gut, eben weil es offen ist und eigentlich gar nicht klar ist, wer und wann und was überhaupt: die Phantasie des Lesers macht den Horror - so auch bei diesem Ende! (Muss der Atem des "Bösen" aber faulig sein? Übertrieben! [Du wirst sehen, das Lieblingswort dieser Kritik])

Zusammenfassend: ich finde den Text dicht, das Ende gelungen (weil offen), nur stilistisch ist mir diese Geschichte teilweise zu übertrieben geraten (wie immer nur mein höchsteigener Senf).
Ach, originell ist die Idee nich besonders. Aber egal!

In diesem Sinne
c

 
Zuletzt bearbeitet:

Nee, es fehlt nix, finde ich.
Ich finde sogar, dass diese Geschichte hier eine deiner stärksten ist
Und das aus deinem Munde ... :bounce:

Moin Chazar,

schön, mal wieder von dir zu hören!

Na dann mal zu deinen Details, zur Abwechslung...

Zitat:
Dutch will die Augen öffnen, als er feststellt, dass sie bereits offen sind. Alles ist schwarz.

Das hat mich - im Gegensatz zu Hanniball - überhaupt nicht gestört. Wenn es wirklich richtig finster ist, dann kann man schon mal versuchen, bewusst die Augen zu öffnen, eben weil es normalerweise eine unbewusste Aktion ist.

Ich denke auch, dass es so nicht geht, obwohl ich so wie deine Erklärung gedacht habe. Aber vielleicht fällt mir noch was ein.

Zitat:
Und zusätzlich gaben ihm Vierundzwanzig-Stunden-Deos die Sicherheit, jeden noch so hektischen Tag geruchsfrei zu überstehen.

Bist du nun unter die Werbetexter gegangen? Denn so liest es sich ...

Das sollte es auch. :D

Zitat:
Wie lange hing er schon hier?

Tempus!!
Zuerst Präsens, jetzt Vergangenheit... warum?

Ich dachte, ich hätte alle Tempusfehler ausgemerzt ... Habe festgestellt, dass es für mich total schwer ist, im Präsens zu schreiben.

Zitat:
oder schlecht verlegter Zement.

Kann man Zement verlegen??

Ja, ich glaube man nennt es so. Lasse mich von einem Fachkundigen aber gern belehren.

Zitat:
selbst das Schneiden an einem Stück Papier

Na, na, ist der Mann oder Maus?
Das finde ich zu sehr übertrieben.

Was? Mich müssen sie immer wiederbeleben, wenn mir sowas passiert!!!

Den Rest diesbezüglich überarbeite ich nochmal.

Und: was ist mit Nachtsichtgeräten? (Man denke an die Endszene in "Das Schweigen der Lämmer")
War auch meine Idee. Aber vielleicht hat der Prot dSdL ja nicht gesehen ...


Nee, es fehlt nix, finde ich.
Ich finde sogar, dass diese Geschichte hier eine deiner stärksten ist, die ich in letzter Zeit von dir gelesen habe.
Hatte ich den Satz eigentlich schon zitiert?


Ach, originell ist die Idee nich besonders. Aber egal!
Stimmt.

Danke dir für den netten Kommentar. Werde nochmal drüberarbeiten.

Gruß! Brodin ... äh... Salem

 

Lieber Salem!

So, nachdem ich mich die letzten Tage mehr bei den Vorab-Kritiken herumgetrieben habe, komm ich jetzt endlich mal wieder dazu, hier ein bisschen zu lesen. :)
Das Thema hast Du wohl gut getroffen, die Beschreibungen sind grauslich (im Sinn von horrormäßig ;)), ein bisschen mehr Geschichte hätte es aber sein können. Also, ich hätte eigentlich schon gern gewußt, was da vor sich geht. So ist es eher nur eine Beschreibung seiner momentanen Lage, bzw. des Moments, in dem er diese realisiert. Kein Davor, kein Danach. Einzig, daß er verschwunden ist und offenbar eine Frau hatte, erfahre ich als Leser, alles andere bleibt im Dunkeln (so war das mit dem Thema wohl nicht gemeint… :D). Also, ein bisschen würde ich da schon noch dran basteln.

Bastelhilfe für den schon bestehenden Teil der Geschichte: ;)

»Dutch will die Augen öffnen, als er feststellt, dass sie bereits offen sind.«
– Er stellt also fest, daß sie bereits offen sind und will sie daraufhin öffnen? Vorschlag: öffnen und stellt fest, dass

»Ein Schmerz entsteht in seinen Schultergelenken.«
– Ja, man kann ihm richtig beim Wachsen zusehen! ;) Vorschlag: Er spürt ein Ziehen in seinen Schultergelenken.
»Dutch realisiert, dass seine Arme in die Höhe gestreckt sind. Der Schmerz wird spitzer, fühlt sich an, als würde jemand eine lange Nadel in die Gelenkpfanne schieben und darin herumrühren.«
– Die ganze Schmerzbeschreibung scheint mir eher unrealistisch zu sein, besonders das Herumrühren, da ja offenbar keine Bewegung da ist, sondern »nur« sein Gewicht an seinen Armen/Schultern hängt. Häng Dich mal eine Weile auf eine Reckstange oder so, dann weißt Du, ob da etwas ist, das umrührt. ;)
»Er will die Arme sinken lassen, doch es geht nicht.«
– Das würde ich ihn schon oben bemerken lassen, wo seine Arme in die Höhe gestreckt sind. Alternativ könntest Du aber auch einbauen, daß sie wie eingeschlafen wirken (weil wenig Blut…), und er deshalb kaum etwas spürt. Dann wäre das glaubwürdiger, daß er erst so nach und nach seine Lage erkennt – so denke ich mir nämlich wenige Sätze später, daß er die Metallschellen doch längst bemerkt haben muß, so wie das weh tun muß. Wenn er aber schon so ein Gefühl des Absterbens in den Armen hat, dann glaube ich das eher. ;-)
– Statt »doch es geht nicht« würde auch ein einfaches »vergeblich« reichen. (Nicht zuletzt, weil kurz danach gleich noch ein »doch« kommt.;-))

»Seine Beine fühlen sich bleiern an, wie dicke Säcke, deren schwammiger Inhalt sie nach unten zieht.«
– deren schwammiger Inhalt ihn nach unten zieht.

»Er will sich setzen, doch etwas hindert ihn daran.
Seine Handgelenke.«
– »doch etwas hindert ihn daran« wirkt so künstlich Spannung erzeugend, würde gleich schreiben: doch seine Handgelenke hindern ihn daran.

»das Dutch die Zähne aufeinander pressen lässt.«
– Da wir bisher nur mit dem Protagonisten Bekanntschaft gemacht haben, könntest Du ruhig öfter »er« und »ihn« verwenden, statt den Namen so oft zu wiederholen.

»Jeden morgen duschen, und abends auch.«
– Jeden Morgen

»Die Tränen merkt er erst, als sie ihm salzig über die Lippen in den trockenen Mund laufen.«
– würde »bemerkt« statt »merkt« und »rinnen« statt »laufen« schreiben.

»Der Satz kostet ihn dermaßen Kraft, dass er am Liebsten laut aufgeschrieen hätte.«
– am liebsten

»Wochenlang schon dieselbe Headline.«
– dieselbe Schlagzeile, Überschrift, derselbe Titel, …

»Seine nackten Zehen tasten.«
– würde »tasten umher« schreiben

»schwillt an, wie ein Ballon, der kurz vorm Platzen steht.«
– fände »der kurz vorm Platzen ist« schöner, oder einfach »wie ein Ballon kurz vorm Platzen.«

»selbst das Schneiden an einem Stück Papier, ließ ihn immer weiß werden,«
– keinen Beistrich nach Papier

»Dutch beginnt zu weinen. Er versucht, mit seinen Füßen wieder Halt zu finden, den Druck der Schellen zu verringern.«
– in diesem und im Absatz davor nennst Du wieder ziemlich häufig seinen Namen, was nicht nötig wäre. Würde aber hier den Versuch, Halt zu finden, dem Weinen voranstellen, sodaß ihm erst das Mißlingen dieses Versuchs die Tränen in die Augen treibt. So, wie es jetzt ist, erfahren wir eigentlich gar nicht, ob ihm der Versuch gelungen ist. Danach heult er zwar weiter, hat aber gleichzeitig schon wieder Platz im Kopf, um sich über das Paradoxon Gedanken zu machen. Wäre das Weinen eine Folge des Versuchs, wäre das klarer.

»Speichel rinnt über seine Lippen, und er heult weiter.«
– Speichel rinnt über seine Lippen, Tränen über seine Wangen.

»Etwas fließt seinen Arm hinunter, sammelt sich in seinem Achselhaar, um dann an der Seite seines Körpers seinen Weg fortzusetzen.«
– Meinst Du damit Blut? Dann würde ich das deutlicher machen, z.B. »Etwas Warmes«. »fließen« finde ich ein bisserl übertrieben, und wenn es nur eine Seite des Körpers war, würde ich links oder rechts dazuschreiben, ansonsten »an den Seiten«.

»Es dauert ewig bis der Schmerz pochend stagniert.«
– ewig, bis

»Doch sie sind so leise, dass Dutch lediglich erkennt, dass es sich um welche handelt.«
– zweimal »dass«, Vorschlag: … leise, Dutch kann lediglich erkennen, dass …

»Für einen Augenblick registriert er, dass der Schmerz in seinen Armen nicht mehr da ist.«
– »registriert« gefällt mir nicht so, ebenso »nicht mehr da ist«, Vorschlag: Einen Augenblick lang bemerkt er, dass er den Schmerz in seinen Armen nicht mehr spürt. (Adrenalin, denkt er, bevor ein Windhauch seinen Körper berührt).

»Ist er nackt?«
– Das hätte er spätestens, als das Blut (oder was auch immer es war) an seinen Seiten hinuntergeronnen ist, bemerken müssen. ;-)

»Stille. Er möchte schreien: Macht weiter! Bitte macht weiter! Alles, nur nicht diese Stille.«
– Er könnte vielleicht auch sein Blut pulsieren hören.

»Der Atem stinkt faul,«
– faulig (oder will er nichts arbeiten?)

»Der faule Atem schlägt in sein Gesicht.«
– hier auch: Der faulige Atem


Liebe Grüße,
Susi :)

 

Hi Susi.

Vorab einen ganz, ganz riesigen Dank für deine Mühe.
Nach dem ersten Lesen sieht es so aus, als würde ich wieder viele deiner Ideen/Vorschläge übernehmen, wenn du gestattest.

Werde mich in den nächsten Tagen an eine Überarbeitung machen. Vielleicht fällt mir dann auch ein ganz klein wenig mehr Erklärung ein :cool:
(Und ich werde die überarbeitete Version nicht in einem neuen Thread posten, versprochen! :D )

Lieben Gruß! Salem

 

Hallo Salem,

da hast du mir (fast) meine Idee vorweggenommen, auch wenn mein Beitrag zum Thema doch noch etwas anders ausfallen wird – und wahrscheinlich sowieso erst Anfang Dezember.

Ich tendiere ebenfalls zu der Gruppe von deinen Kritikern, die sich etwas mehr Rahmen um die Geschichte wuenscht, allerdings nicht sehr viel, denn sonst laeufst du Gefahr, die dichte und packende Atmosphaere zu verlieren, die du meisterhaft aufbaust. Du hast die Ansaetze dazu bereits, und verstehst auch, sie einzubauen, ohne den Fluss der Geschichte zu stoeren.

Ein winziger Funke blitzt vor seinem geistigen Auge auf. Er sieht sich Stufen hinabsteigen. Graue Stufen. Er winkt. Lächelt.
Eine Frau mit langen, dunklen Haaren winkt zurück. Sie lächelt ebenfalls, eine Zeitung fällt zu Boden. Sie blickt hinab, heb sie wieder auf. Dutch sieht die großen Lettern: VERSCHWUNDEN!
Ein Hund steht neben ihr.
Kurze, fragmentartige Erinnerungsfetzen, gerade genug um nicht zu vergessen, dass dein Protagonist in voelliger Dunkelheit an den Handgelenken aufgehaengt ist.

Leider zerreist du aber dann die Atmosphaere brutal, wenn du ploetzlich Begebenheiten und Erklaerungen einbaust, die mit dem Hintergrund und der Persoenlichkeit des Charakters zu tun haben, jedoch rein gar nichts mit der Geschichte.

Dutch hat noch nie nach Schweiß gestunken. Peinlichst war er darauf bedacht, seine Achseln sauber zu halten. Jeden morgen duschen, und abends auch. Und zusätzlich gaben ihm Vierundzwanzig-Stunden-Deos die Sicherheit, jeden noch so hektischen Tag geruchsfrei zu überstehen.
...
Dutch konnte noch nie Schmerzen ertragen, selbst das Schneiden an einem Stück Papier, ließ ihn immer weiß werden, und es dauerte eine Ewigkeit, bis der kalte Schweiß auf seiner Stirn verschwand und sein Puls eine halbwegs normale Frequenz anstrebte.
Es interessiert mich nicht, ob Dutch sich jeden Morgen duscht, und ihn im diesem Moment genauso wenig. Das Gleiche gilt fuer die Schmerzen, mach es kurzer praegnanter:Dutch hasste Schmerzen. Mehr braucht es nicht, und die hektische, panische Atmosphaere bleibt gewahrt.

Das zum Groben. Im Feinen hat mir dein Stil an einigen Stellen sehr gut gefallen, an anderen dafuer umso weniger. Einige davon haben die anderen bestimmt schon kritisiert oder gelobt, ader doppelt gemoppelt haelt schliesslich besser.

Die Luft ist schwer, fühlt sich an, als würde er Wasser einatmen.
Brilliante Metapher!
Ein Schmerz entsteht in seinen Schultergelenken. Dutch realisiert, dass seine Arme in die Höhe gestreckt sind. Der Schmerz wird spitzer, fühlt sich an, als würde jemand eine lange Nadel in die Gelenkpfanne schieben und darin herumrühren.
Ich glaube nicht, dass Schmerz quantifizierbar ist. Befrei dich von dem Ein. Realisieren ist in meiner Vorstellung ein langsamer Vorgang, der Ueberlegung mit einbezieht. Stelle es als Fakt dar, denn so praesentiert es sich Dutch auch. Dutchs Arme sind in die Hoehe gestreckt. Der letzte Satz ist dafuer wieder umwerfend gut, ich hatte viel zu viel Kopfkino, als ich das gelesen habe.

Sie sind aus Metall! Man hat ihn wahrhaftig an Metallschellen aufgehängt!
Was fuer eine Frechheit, dabei weiss doch jeder, dass man Leute nur an Holz aufhaengt. Sorry, aber fuer mich wirkt das, als sei Dutch empoert ueber die Tatsache, dass die Schellen aus Metall sind.

[Der Schmerz] scheint zu lauern, ausgehungert und jederzeit bereit, wieder hervorzuspringen.
Perfekt!

Er lauscht in die Schwärze. Sie umschlingt ihn, wie ein heißes Tuch, legt sich auf sein nasses Gesicht, droht ihn zu ersticken.
Etwas schmatzt. Kurz darauf ein Reißen. Ähnlich dem Reißen an einer Rolle Leukoplast.
Hier ist die Atmosphaere zum Greifen dicht.

Für einen Augenblick registriert er, dass der Schmerz in seinen Armen nicht mehr da ist.
Liegt am Adrenalin.
Ist das ein biologischer Fakt oder eine Vermutung deines Charakters?

Ein Windhauch berührt seinen Körper. Ist er nackt?
Um das festzustellen, benoetigt man keine Augen. Im selben Moment, in dem er sich die Frage stellt, weiss er auch die Antwort.

Stille. Er möchte schreien: Macht weiter! Bitte macht weiter! Alles, nur nicht diese Stille.
Du hast wunderbar erfasst, wie die Angst, eine weitere Sinneswahrnehmung einzubuessen, die Panik in deinem Protagonisten aufkommen laesst.

Er schließt die Augen, lässt den Kopf hängen. Jemand kommt auf ihn zu.

Schritte entfernen sich leise.
Dutch reißt die Augen auf.
Alles ist schwarz.
Die letzten zwei Saetze sind ein geniales Finish. Zudem hast du sie sogar noch logisch eingeleitet und dem Leser mitgeteilt, dass Dutch die Augen geschlossen hatte – nur falls jemans sich nach diesen Saetzen noch ueber so was Gedanken macht, anstatt seinen Herzschlag erstmal wieder unter Kontrolle zu bringen.

Wie du deine Atmosphaere aufbaust und verdichtest, darum beneide ich dich. Zerstoer es nicht, nur weil du denkst, deinem Protagonisten einige Charakterzuege auf die plumpe Art und Weise mitzugeben. „Show, don’t tell!“ :D

Thomas

 

Hi Salem!

Er atmet schneller, flacher. Das Keuchen dringt in seinen Kopf, klingt dumpf. So dumpf wie diese Luft.
Den Vergleich find ich unpassend, denn die Luft klingt ja nicht dumpf.

„Ist hier … jemand?“ Der Satz kostet ihn dermaßen Kraft, dass er am Liebsten laut aufgeschrieen hätte. Wenn da nicht das Brennen in seiner Kehle wäre.
An dieser Stelle widerholst du, was der Leser längst weiß.

Das Paradoxon wird ihm bewusst.
:hmm:

Etwas schmatzt. Kurz darauf ein Reißen. Ähnlich dem Reißen an einer Rolle Leukoplast.
Schön!

Mir sind einige Wörter aufgefallen, die wirklich sehr oft vorkamen (Brennen, schwarz, Dutch, ...). Zumindest erschien es mir so - vielleicht auch deshalb, weil du z.B. sehr oft (mE zu oft) erwähnst, dass es dunkel ist.

Jemand erwacht gefesselt in einem dunklen Raum, fragt sich, was los ist, erinnert sich an seine Familie und es stellt sich heraus, dass er von Menschenfressern gekidnappt wurde, naja. Als Fingerübung finde ich die Geschichte ganz nett, etwas mehr Handlung dürfte aber ruhig sein.

Bin schon gespannt auf die Überarbeitung :D (und darauf, wann meine Story fertig wird ... :shy: )!

Seaman

 

Hi Salem,

eine wirklich düstere Geschichte. Ein nicht enden wollender Albtraum.

Ich habe die Meinungen der anderen Kritiker noch nicht gelesen, (ausser Tamis) :shy:

Für mich liest sich deine KG, wie ein Ausschnitt aus einem Roman. Wie Dutch in diese Horrorsituation gekommen ist, wird nicht klar. Muss aber auch nicht unbedingt sein, denke ich.
Das Grauen in deiner KG, hast du mal wieder hervorragend rüber gebracht.
Und manchmal, liegt in der Kürze die Würze. Ich sehe die Szene genau vor mir.
(Auch wenn es dunkel dort ist) :D
Eine Idee kam mir beim Lesen in den Sinn.
Bei den schmatzenden, reissenden Wesen, in dem dunklen Raum, denke ich an die Augenlosen. Sind es vielleicht Abtrünnige? Eingesperrt in einem Verliess? Hin und wieder bekommen sie ein Opfer geliefert, lassen es gut abhängen, um es dann mit Genuss zu verspeisen? Oh Mann :aua:

Wie auch immer, deine kleine KG ist dir mal wieder gut gelungen.
Salemgeschichten muss man einfach lesen ;)
Freue mich auf deine Nächste.

ganz lieben Gruß, coleratio

 

Holla Salem,
ich hab die Geschichte damals sofort gelesen, als du sie reingestellt hast. Jetzt will ich auch mal ein wenig dazu sagen:

Dutch will die Augen öffnen, als er feststellt, dass sie bereits offen sind.
Guuhuuttt

Peinlichst war er darauf bedacht, seine Achseln sauber zu halten. Jeden morgen duschen, und abends auch. Und zusätzlich gaben ihm Vierundzwanzig-Stunden-Deos die Sicherheit, jeden noch so hektischen Tag geruchsfrei zu überstehen.
Ich weiß nicht, aber wenn du schon eine Charakterisierung hier machen willst, anstatt der Protagonist "nur" als ein Opfer darzustellen, dann mußt du dem aber (finde ich jedenfalls) auch im Bezug zur Geschichte setzen. Und die paar Sätze hier an Charakterisierung reichen mir auch nicht.
Die bösen Menschen da könnten Dutch ja gerade wegen seinem Sauberkeitswahn ausgewählt haben??

Sie blickt hinab, heb sie wieder auf.
hebt

dass er am Liebsten
liebsten

Es dauert ewig bis der
ewig, bis

Bis darauf, dass die Charakterisierung des Protagonisten misslingt, hat mir die Geschichte gefallen. Spannend, wie eben von dir gewohnt, erzählt. Überaus grausam, die Vorstellung, darauf warten zu müssen, gegessen zu werden.
Als wäre er Schlachtvieh... das aber nicht gemästet wird.

Wie gesagt, baue den Charakter weiter aus oder mach ihn beliebig. Aber diese Halbherzigkeit find ich nicht so gut.

Starsailor

 

Moin Thomas, Seaman, Coleratio und Ike.

Ich bin ja richtig baff. Ganz herzlichen Dank für diese ausführlichen und netten Kommentare.
Ich denke mal, dass ich es schaffe, am Wochenende drüber zu arbeiten.
Danach gehe ich näher auf eure Kommentare ein.

Bis dahin! Salem

 

Hi Salem

Mir hat die kg nicht so sehr gefallen. Tut mir leid. Das was Starsailor über die Charakerisierung sagt, kann ich mich nur uneingeschränkt anschließen. Die Sauberkeit macht den Menschen nicht sympatisch. Ich meine aber, dass für diese Art von kgs die Sympatie für den Protagonisten unerlässlich. Schließlich leidet dieser und der muss dann halt mitleiden, sonst funktioniert das meines Erachtens nach nicht. Eine Referenz für diese Art von kgs ist sicher the pit and the pendulum von E A Poe.

Dutch will die Augen öffnen, als er feststellt, dass sie bereits offen sind.
Hab ich schon chazar gesagt. Das nehm ich ihm nicht ab. Das Augenlid wird genau wie ein Finger von Nerven und Muskeln bewegt. Bei den Augenlidern ist es noch wichtiger zu wissen, in welcher Position sie sich gerade befinden, weil sonst die Augen austrocknen können.

Wenn du diese kg überarbeiten willst, solltest du dich im Wesentlichen um die Charakterisierung kümmern (was ja auch irgendwo deine Stärke ist), dann könnte die Story recht gut werden.

Grüße
Texter

 

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