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Als sie tot umfiel

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15.02.2010
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Als sie tot umfiel

Als sie tot umfiel, hörten in der Nachbarkabine ein paar Mädchen-höchstens 15 Jahre alt-auf zu kichern.
-"Das ist niemals Größe 36"
-"Haha, bestimmt ein Druckfehler, du hast ja sonst 34"
Sie hörten den Knall, hielten inne und fingen kurz darauf wieder an, albern zu gackern.
-"Hihi, da ist wohl jemand umgefallen, der nicht in die Hose passt."

Dass sie damit recht hatten, wussten sie natürlich nicht, und so verließen sie die Kabine, ohne gemerkt zu haben, dass nebenan eine Frau gestorben war.

Kurz vorher streifte sich Katrin, 34, klein, irgendwie knubbelig und einem Gnom erschreckend ähnlich, worüber sie sich durchaus bewusst war, eine Hose in Größe 42 über.
Normalerweise hätte ihr die Hose passen müssen.
Also hatte sie selber entweder zugenommen oder sie fiel einfach kleiner aus.
Sie entschied sich für die 2.Variante, denn das Licht der Neonlampen verlieh schon ihrem Gesicht rote Tupfer und dem restlichen Körper Dellen und eine fahle Färbung.
Mehr Übel konnte sie nicht ertragen.

Niederschmetternd war ihr Anblick, allein ihre Augen verrieten anderen eine gewisse Schönheit. Diese Augen waren es auch, denen sie ihren ersten und einzigen Freund verdankte. Ohne sie wäre sie ihm wohl nicht aufgefallen. Untergegangen in der Masse. Untergegangen zwischen Hübschen, Interessanten, Spannenden, Attraktiven.
Unter den dichten, schwarzen, zu eng stehenden Augenbrauen, lugten stahlblaue Knöpfe hervor, geziert von vielen Wimpern.
Auf den ersten Blick waren sie nicht hübsch, aber in kurzen Momenten war ihr Blick so klar und faszinierend, wie kaum ein anderer.
Ein Lichtblick sozusagen.
Ihr Mund, fein geschnitten, von einem dunklen Rot getränkt, anregend im Kontrast zu den schwarzen Haaren.
Für sich genommen, Gesichtszüge, die in einer anderen Konstellation als außerordentlich schön angesehen würden.

Ich betrachte dich im Kleinen und liebe dich im Großen. Das hatte ihr Freund immer gesagt und war ganz nah an ihr Gesicht herangekommen, sodass er entweder nur ein Auge, die Wimpern, Wangenknochen, Mundwinkel sah.
Gut, ihre Brüste hingen wie platte, vertrocknete Waschlappen an ihrem sonst straffen, etwas zu kräftig gebauten Körper herunter.
Aber er hatte sie geliebt. Irgendwann war er es Leid,
ihr auf die Frage: „ Wieso liebst du mich eigentlich“ antworten zu müssen.
Seine erst so liebevollen Antworten wandelten sich mit der Zeit zu einem knappen: „Darum“ und als er Schluss machte war seine Begründung, er könne niemanden lieben, der sich selbst nicht liebe.

Katrin wurde erst 2 Stunden später gefunden.
Eine Kundin hatte sich beschwert, dass die Kabine zu lange besetzt war.

 

Hallo fennsen,

zuerst einmal "Willkommen" und viel Spaß hier in der community.

Danke für Deinen ersten Beitrag, den ich soeben gelesen habe.

Sie ist gut zu lesen, recht gegenständlich und mich hat interessiert, wie sie weitergeht, sodaß ich sie von Anfang bis zum Ende gelesen habe.

So ganz ist mir aber nicht klar geworden, was Du mit ihr aussagen wolltest: Ein "hässlicher" Mensch, der, unglücklich mit seinem Äußeren, tot in der Kabine eines Bekleidungshauses umfällt und niemand merkt es. Ist es das?

Das ist schon ein bißchen wenig, sorry.

Und noch etwas:

(...)Wüsste Katrin von ihrem eigenen Tod wäre sie sicherlich froh darüber, nicht zuhause gestorben zu sein, hätten die Katzen sie doch genüßlich angeknabbert. (...)

Hmm, als Katzenkenner weiß ich natürlich, dass Katzen tote Menschen nicht anknabbern, somit ist der Satz natürlich falsch...

Das wars von mir. Bitte lass Dich nicht entmutigen und mach weiter hier!

Gruß, Buddy

 

Hallo Buddy,


Zwei Sachen:

-Wenn man von Wohnungskatzen ausgeht, fangen sie an zu knabbern, sobald sie ein paar Tage kein Futter mehr bekommen haben.
Vielleicht sind meine Katzen auch nur komisch, aber sie stützen meine Theorie, wenn sie ständig versuchen von meinen Fingern etwas abzubeißen.

-Muss eine Geschichte immer eine weltbewegende, unglaublich interessante Aussage haben???
Ich finde, dass es reicht zu erzählen, was passiert ist(passieren könnte,manchmal passiert seltsamerweise).
Nicht die gesamte Geschichte hat eine Aussage, sondern nur einige Stellen. Manche können sich vielleicht in ein paar Sätzen wiederfinden oder eine kleine "Wahrheit" entdecken.

Aber danke für deinen Beitrag, wie du siehst, habe ich die Stelle mit den Katzen dann doch rausgenommen und arbeite natürlich auch weiterhin an der Aussage, vielleicht fällt mir ja noch was Weltbewegendes ein...

 

Hallo fennsen,

im Grunde genommen geht es mir wie Buddy:
Die Geschichte ist ansich gut lesbar, jedenfalls hab ich sie gerne bis zum Ende gelesen, aber ich hatte gehofft, dass da noch etwas kommen könnte, das mich besonders bewegt.

Leider erschöpft sich die Geschichte inhaltlich in recht wenig Aussage und das empfinde ich als Talentverschwendung, denn warum paarst du nicht einen ordentlichen Schreibstil, den du hast, mit einem spannenden Plot?

Jedenfalls fehlt mir in dieser Geschichte der Tiefgang und am Ende fragt man sich, was das nun alles aussagen soll.

Ich finde im Gegensatz zu dir, nicht, dass man einfach nur erzählen kann, was passiert und das dann genügen soll.
Für wen schreibst du?
Für dich selbst? Dann veröffentliche es auch nicht.
Wenn du aber für einen Leser schreibst, dann schlüpfe doch mal in seine Haut und überlege dir, ob dieser Leser von dieser Geschichte unterhalten wird oder eher nicht.

Vielleicht sind meine Katzen auch nur komisch, aber sie stützen meine Theorie, wenn sie ständig versuchen von meinen Fingern etwas abzubeißen.
Deine Katzen sind nicht komisch. Aber sie stützen auch keineswegs deine Theorie. Sie knabbern an einem Lebenden. Wie kommst du darauf, zu behaupten, sie täten es dann auch bei einer Leiche? :D
Sie knabbern an deinen Fingern übrigens, weil sie dich verdammt lecker finden, aber nicht als Essbares, sondern, weil du ihnen gefällst. Das, was sie da mit dir machen und du wirst mir bestätigen, dass sie zum Teil sehr höflich und zärtlich zubeißen, ist eine Art Zuneigungsbekundung und als genau diese solltest du sie auch erwidern, wenn du ihnen eine Freude machen willst.
Dazu musst du zum Glück nicht ihre Pfoten anknabbern, sondern sie einfach mal ein wenig durchkraulen und knuddeln.
Viel Vergnügen bei deinen Katzen und hier auf kg !

Lieben Gruß
lakita

 

ich habe es als Gesellschaftskritik gelesen: gegen die Oberflächlichkeit (dazu die Beschreibungen der vermeintlichen Hässlichkeit der Prota), gegen Ignoranz und auf-sich-selbst-bezogensein (die Teenies in der Kabine nebena.) usw.
Da wird von einer anonymen, unsichtbaren Frau erzählt, die unbemerkt direkt neben und unter uns lebt - und dort auch stirbt. So in die Richtung von "Toter Rentner lag ein Jahr unbemerkt in seiner Whg". Böse, ichbezogene, gleichgültige Welt. Ja, das Leben ist kein Ponyhof.

Abgesehen davon, dass ich moralsaure Zeigefingergeschichten nicht besonders mag, liest sich deine KG flüssig und sauber.

 

Hallo fennsen,

herzlich willkommen hier!

Das Motiv deiner Geschichte gefällt mir.
Jemand der sich selbst nicht mag, kann sich von anderen lieben nicht lassen. Er vertraut der Liebe des Partners nicht und muss deshalb das Warum dauernd hinterfragen. Folge: Trennung.

Die Umkleide als Kulisse ist gut gewählt, es geht ja in diesem Fall ausschließlich um die (desolate) äußere Erscheinung der Frau.

Sie fällt tot um. Damit komme ich gar nicht klar. Warum stirbt sie? Oder ist das eher Effekthascherei des Autors?

Ich meine, Katrins Tod lenkt den Leser vom eigentlichen Thema, dem Schlank- und Schönheitswahn der heutigen Zeit, zu weit ab.

Auch die Katzen aus dem Tierheim machen durch den Tod der Frau keinen Sinn, weil sie nicht an der Stelle stehen, die ihrer Bedeutung angemessen ist. Anders wäre es, wenn Katrin erst in der Umkleide den Entschluss fassen würde, sich Katzen aus dem Tierheim zu holen.

Nachdem Katrin sich damit abgefunden hatte wohl ewig in Enthaltsamkeit zu leben, holte sie sich zwei Katzen aus dem Tierheim.
Da ist die Geschichte zu Ende, alles was dem Thema und dem Motiv dienlich ist, wurde gesagt. Alles Weitere ist eher störend.

Als sie tot umfiel, hörten in der Nachbarkabine ein paar Mädchen-höchstens 15-auf zu kichern.
Fünfzehn Mädchen in einer Kabine?

Gruß

Asterix

 
Zuletzt bearbeitet:

Als sie tot umfiel, hörten in der Nachbarkabine ein paar Mädchen-höchstens 15-auf zu kichern.
Fünfzehn Mädchen in einer Kabine?

Muhaaar :-))


Also hatte sie entweder zugenommen oder sie fiel einfach kleiner aus.

Der Bezug ist verwirrend.

Niederschmetternd war ihr Anblick, allein ihre Augen verrieten anderen, dass sie intelligent war
Diesen Satz begreife ich nicht ganz. Kann man Intelligenz denn (sonst) an einem attraktivem Äußeren erkennen?

Ihr Mund, fein geschnitten, von einem dunklen Rot getränkt, anregend im Kontrast zu den schwarzen Haaren.
Das liest sich eigenartig.

Gut, ihre Brüste hingen wie platte, vertrocknete Waschlappen an ihrem sonst straffen, etwas zu kräftig gebauten Körper herunter.
Würde Oberkörper daraus machen, denn sooo lang sind ihre Brüste hoffentlich nicht?

Keine kleinen Katzen
Ich nehme an, du meinst "jung"?

Geben Sie mir die Schlimmsten Komma die Sie haben,sagte sie der Pflegerin, die sich sichtlich freute, dass sich jemand der Tiere annahm, die für gewöhnlich den Rest ihres Lebens in den Zwingern verbringen mussten.
Ein etwas zu gleichtönender Schachtelsatz.

MfG

 

erstmal vielen Dank für die vielen Beiträge.

Ich muss auch zugeben, dass mir das Ende einer Geschichte oft zu schaffen macht. Habe erst eine gute Idee, verliere aber schnell die Lust und schreibe irgendwas hin.
Ich denke, dass ihr das auch alle gemerkt habt:)
Werde die Geschichte überarbeiten, aber solange mir nichts Spannendes (Besseres)einfällt, bleibt sie leider erstmal so.

 

Würde Oberkörper daraus machen, denn sooo lang sind ihre Brüste hoffentlich nicht?
Dann hingen sie ja eher wie Handtücher denn wie Waschlappen. ;)

Hi fennsen,

ich finde den Text in gewisser Weise manipulierend. Er schreibt mir Wertungen vor, etwa das Katrin hässlich ist, belegt das mit "knubbelig wie ein Gnom" ohne mir diese Knubbeligkeit näher zu bringen. Auch frage ich mich, was denn die Mädchen in der Nachbarkabine hätten tun sollen? Einfach Katrins Intimsphäre verletzen und den Vorhang zur Seite schieben? Die mglw. avisierte Anklage, Mensch kümmerte sich nicht umeinander, könnte hier ja nur gelten, wenn es eine dieser Umkleidekabinen mit Saloontürchen gewesen wäre, bei der man Katrin von außen auf dem Fußboden liegen sehen hätte können.
Das von Asterix herausgelesene Thema finde ich dabei auch viel spannender. Um sich selbst nicht zu lieben, muss man aber nicht unbedingt hässlich sein, sondern es reicht aus, sein eigenes Schönheitsideal nur immer am öffentlichen zu messen.

Liebe Grüße
sim

 

Hallo @Sim,

ich finde den Text in gewisser Weise manipulierend. Er schreibt mir Wertungen vor, etwa das Katrin hässlich ist, belegt das mit "knubbelig wie ein Gnom" ohne mir diese Knubbeligkeit näher zu bringen.

ich lese gerade T.C.Boyle. In seinen Büchern wimmelt es von solchen Aussagen/Beschreibungen. Beispiel: "... sie war nicht viel größer als ein Kind aber so robust wie ein Hydrant." Das würde hier, hätten "wir" es geschrieben, verrissen oder zumindest sanft kritisiert. Wie groß ist ein Kind? Wie robust ist ein Hydrant? Dennoch weiß ist in allen Fällen was gemeint ist; da ich eine persönliche Vorstellung von einem Gnom habe, weiß ich wie die beschriebene Person aussieht.

Also: Mich stört das "knubbelig wie ein Gnom" nicht.

@fennsen,
fühl Dich durch meine Aussagen nicht angegriffen. Ich weiß, wie schwer es ist, Leser für eine Geschichte zu begeistern. Ich habe hier schon einige eingestellt, sind auf den Folgeseiten unter "Allgemein" zu finden und musste immer wieder Lehrgeld bezahlen. Besonders immer dann, wenn man denkt, man hätte eine gute Geschichte geschrieben, kommt die Kritik und auch oftmals die Frage nach der Aussage der Geschichte. Da müssen wir alle durch! Orientiere Dich an den positiven Aussagen und versuche, aus Deinen Schwächen Stärken zu machen. Einen guten Anfang hast Du bereits gemacht.

Gruß, Buddy

 

@buddy: :D
danke, danke. aber nein, ich lasse mich nicht entmutigen.wirklich nicht.
bin dankbar für jede kritik.
aber auch nicht jede kritik muss ich für bare münze nehmen.
ich werde trotzdem dran arbeiten=)

 

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