@ saffron: Herbst im Titel gefiele mir nicht – dann wäre die Thematik irgendwie etwas übertrieben. Denn das ganze ist ja keine typische Jahreszeitengeschichte.
@ Juschi: Es existiert eine zweite Variante des Textes, in der die von dir angesprochenen Sätze fehlen. Mir gefällt die Geschichte jedoch offensichtlich mit besser – ich halte sie für abgerundeter. Version zwei hat ein sehr offenes Ende, aber dadurch kam ich mir als mein eigener Kritiker etwas allein gelassen vor.
"betrachten" war für mich hier ein Widerspruch zu der Aussage, dass er nichts wahrnimmt.
Da hast du natürlich Recht. Werde ich sofort ändern, sobald ich mich für eine Variante entscheiden kann.
@ Marius Manis:
Der Alte Mann, der seine Frau verloren hat.
Dabei fing es doch schon an, interessant zu sein: Der Herbst, das Verwelken das Sterben,...
Warum reduzierst du hier auf eine Ebene? Die von dir angesprochenen Themen werden durch das Vorhandensein einer weiteren Erzählebene nicht verdrängt. Im Gegenteil – der Text hebt sich von der „deprimiert und schlechtes Wetter“ Ebene ab und bekommt im Nachhinein noch so etwas wie eine (vorausgegangene) Handlung.
Wenn Du auf den Tod der Frau nicht verzichten willst, dann stell ihn doch einfach mal an den Anfang. Spätestens, wenn Du Deinen Text nach dem Verzicht auf diese "Pointe" prüfst, wirst Du merken, ob sie gut geschrieben ist, Aussagekraft und Atmosphäre hat.
Ich sehe das ganze nicht als Pointe, sondern als Konsequenz. Am Anfang würde die Information allerdings die Erzählweise des Textes stören – es handelt sich hier um ein gewisses „Herauszoomen“ – sowohl räumlich als eben auch zeitlich, und diese Bewegung will ich nicht unterbrechen – sie war für mich das eigentlich Reizvolle am Text.
…eindeutig nicht der Schluss, auf den die Geschichte hinarbeitet.
Vielleicht war es nur nicht der Schluss, den
du erwartet hast?
Der Leser erwartet hier mehr.
Mehr oder weniger? Ich verstehe dich hier so, als wolle er ein überspitztes Ende á la Selbstmord… Meinst du nicht eher auch, dass die zwei von Juschi angesprochenen Sätze gestrichen werden sollten? Wäre das dann “mehr“? Wär schön, wenn du diesen Gedanken etwas präzisieren könntest.
@ moonay:
Tja, da kann ich wohl nur Danke sagen.
@ Woltochinon:
der einmal gewählte Blickwinkel bleibt bestehen.
Ich halte es für wichtig, die Erzählperspektive nicht zu ändern, weil das meinem Erfahrungen nach meistens schief geht.
Die vorhergehenden Gedanken sind nicht zwingend abhängig von diesem Ereignis.
Nein, sind sie nicht. Sollten sie? Ich finde die gewisse Allgemeingültigkeit, (die aber trotzdem mit einem individuellen Schicksal verknüpft ist) in dieser Form eigentlich recht spannend.
…wie es der Brockhaus von einer Kg. verlangt „eigenwillig aufgefassten Vorgänge“

Was meint der Brockhaus damit? Es muss sich alles aus sich selbst heraus ergeben? Dem widerspreche ich – dann wären viele schöne Texte nicht mehr sehr reizvoll – die Form einer Kurzgeschichte sollte mMn so frei als möglich gehalten werden (aber trotzdem noch mit Handlung und „Geschichte“), um viele Variationen zu ermöglichen.
Was wolltest Du aussagen?
Das bleibt eigentlich deiner Interpretation überlassen – ich interpretiere in den Text ein großes Stück Einsamkeit alter Menschen, aber dies ist nur meine subjektive Interpretation, die man als Leser nicht teilen muss. Ein anderer liest hier vielleicht eine Geschichte über den Herbst – in all seinen Bedeutungen, auch als Zu Ende gehen eines Lebens. Die Geschichte sollte für sich selbst sprechen, so dass jeder sie individuell aufnehmen kann.
@ Bella
Das Ende fand ich auch etwas zu hart.
Warum denn? Auch in deinem Bild sah er Menschen sterben.
Der letzte Satz machte dieses Bild mit einem Schlag wieder kaputt und damit nimmst du dem Leser eigentlich das, was er sich selbst aufgebaut hat.
Eigentlich nicht. Er
ist sehr einsam. Er
sieht zu, wie alles stirbt, und er
hat Erfahrungen mit dem Tod gemacht. Das stimmt doch alles. Nur ob es ihm jedes Jahr so geht, sei dahin gestellt – vielleicht ist dies ja der Auslöser für die nächsten Herbste, die ebenso ablaufen – aber irgendwann beginnt jede Deprimiertheit, und seine beginnt hier/ hat hier begonnen.
Sicherlich Geschmackssache, aber: "Er friert, obwohl... ", fände ich an der Stelle besser.
Ja, Geschmackssache – hab mir die Version aber auch überlegt. Nur so drückt es mehr Passivität aus, die ich hier für wichtig empfinde.
Euch allen vielen Dank fürs genaue Lesen und die echt tollen Kritiken – begründet, stichhaltig und konstruktiv. Das ist nicht selbstverständlich, und ich finde es toll, dass ihr euch diese Mühe gemacht habt. Danke.