Was ist neu

Am Arsch der Welt

Seniors
Beitritt
01.09.2005
Beiträge
1.170
Zuletzt bearbeitet:

Am Arsch der Welt

Als das Licht seiner Scheinwerfer auf den gefesselten Mann fiel, dachte Norman zunächst an eine optische Täuschung. Es war dunkel, es war spät, er war müde. Dass er seit einer guten Stunde über Feldwege und Landstraßen fuhr und bei seiner Suche nach einem Weg zurück in Zivilisation langsam die Geduld zu verlieren begann, tat der Zurechnungsfähigkeit seiner Augen sicher auch keinen Gefallen.
Dann kam der nackte Körper näher und weigerte sich, zu verschwinden, egal wie oft Norman die Augen zukniff, öffnete, mit den Fingern darin herumrieb, zukniff und wieder öffnete. Einen Moment lang zog er in Betracht, einfach in die andere Richtung sehend vorbeizufahren. Ihn zu ignorieren, sich einzureden, er habe sich das alles nur eingebildet. Spätestens in einer Stunde alles vergessen zu haben, so wie es immer klappte, wenn er mal ein Tier überfahren hatte.
Stattdessen nahm er den Fuß vom Gas, schaltete runter und bremste schließlich.
„Meine Fresse ...“, flüsterte Norman. Er ließ den Motor laufen. Wer immer den panisch mit den Augen rollenden Fettsack mit Seilen und so an den Baum gefesselt hatte, dass der mit den Füßen den Boden nicht berührte – er war entweder kräftig oder nicht allein gewesen. In beiden Fällen wollte Norman nicht erst den Wagen starten müssen, falls der oder die Täter sich noch in der Nähe aufhielten. Außerdem ...
Norman holte die Gaspistole, die er gekauft hatte, als er nach Berlin gezogen war, aus dem Handschuhfach. In der Metropole, hatte er damals gedacht, konnte man ja nie wissen. Er wäre nie auf den Gedanken gekommen, dass er die Waffe einmal im Niemandsland zwischen dem Zuhause seiner Eltern und seiner Wohnung in der Bundeshauptstadt in die Hand nehmen würde. Wozu? Zum Schutz gegen tollwütige Kühe vielleicht?
„Guten Abend“, sagte Norman. Es klang hilflos und verstört, aber es war das Erste, was ihm in den Sinn kam und er hatte das Gefühl, etwas sagen zu müssen. Er ging zu dem Gefesselten und ließ die Autotür offen stehen. Aus dem Inneren des Wagens hörte man das Gebrabbel einer Radiotalkshow. Irgendwer hatte irgendwem den Orgasmus vorgetäuscht.
Der Mann am Baum war aus der Nähe als Junge erkennbar, auf keinen Fall älter als zwanzig. Er war gigantisch, voluminös, ausladend – seine Nacktheit ersparte Norman kein einziges Detail eines Körpers, der ungefähr um das dreieinhalbfache über seinem Idealgewicht lag. Juli-Mücken, den Beulen nach zu urteilen so groß wie Babyhände, hatten sich sichtlich über das wehrlose Fleisch gefreut und dessen Träger wohl an den Rand es Irrsinns getrieben. Die Haut des Opfers musste einmal weiß gewesen sein, von der Art, die entweder weiß bleibt oder einen Sonnenbrand kriegt. Jetzt war sie purpurn.
Norman löste das zum Knebeln verwendete Taschentuch und sah dabei in Augen, die hinter dicken Brillengläsern vor Angst starrten. Als der Knebel fort war, fiel dem Opfer etwas aus dem Mund, das gelb war und ein Geräusch machte, als es auf den Boden fiel. Norman betrachtete das Objekt und identifizierte es als Quietscheente, ein ungefiederter Plastikfreund, wie er Ernie in der Sesamstraße die Stunden in der Badewanne versüßte.
Als Norman wieder hochblickte, sah er, dass auch der Gefesselte die Ente betrachtete, die eben noch im Speichel seiner Mundhöhle gebadet hatte. Der Dicke sah auf und Norman in die Augen. „Fragen Sie nicht. Machen Sie mich los und lassen sie uns abhauen. Schnell!“
„Aber– “
„Schnell!“
„Was ist passiert?“, fragte Norman und suchte nach Stellen, an denen er die Seile lösen konnte.
„Ist egal“, winselte der Dicke mit tiefer Stimme. „Ist jetzt egal. Wir müssen hier weg. Wir müssen hier weg.“ Immer wieder sah er in die Richtung, aus der sein Retter gekommen war. Norman hatte mittlerweile begonnen, die Seile mit seinem Feuerzeug zu lösen. Glücklicherweise waren sie dürr genug, um durchgeschmort zu werden.
Als Norman sah, dass der Gefesselte offenbar jemanden erwartete, begann auch er, nervös die Straße entlag zu blicken. Der Mond strahlte in seinem bleichen Licht und machte alle ohnehin nicht vorhandenen Straßenlaternen überflüssig. Gut zwei Kilometer weit konnte man den Biegungen und Geraden der Straße mit den Augen folgen, dann erst verschluckte eine Melange aus Dunkelheit und Entfernung sie und entzog ihren weiteren Verlauf dem menschlichen Sehapparat.
„Was ist denn da?“, fragte Norman.
„Nichts“, hechelte der Dicke. „Noch nichts. Sie sind Gott sei Dank rechtzeitig gekommen. Sie haben nicht damit gerechnet, dass hier um die Uhrzeit noch jemand vorbeifahren würde.“
„Sie?“
„Binden Sie mich bitte los und dann lassen Sie uns weg hier!“
Das letzte Seil riss. Der Dicke fiel vornüber und plumpste mit einem peinlichen Laut auf den Boden wie ein Pfund dicken weißen Specks auf die Theke des Schlachters.
Der Befreite hastete zum Auto und winkte Norman zu, dass er ihm folgen solle. „Kommen Sie! Wir müssen weg hi-“
In der Entfernung strahlten jetzt Scheinwerfer. Motorengeräusche kamen näher. Für einen Moment erstarrte der Dicke. Norman dachte in erster Linie daran, was ein nächtlicher Vorbeifahrer von ihnen beiden denken sollte, wenn er die Nacktheit des einen und all das auf dem Boden herumliegende Equipment sah.
„Das ist er!“, schrie der Dicke.
„Was?“, fragte Norman. „Wer ist das?“
„Bauer Winkelstein!“, schrie der Dicke und drehte sich mit entsetztem Gesicht zu seinem Retter um. Norman zuckte die Schultern.
„Oh Gott, es ist ein Landwirt“, sagte er. „Der Himmel steh uns bei.“
Der Dicke sah Norman fragend an. „Winkelstein … nein, natürlich sagt ihnen das nichts. Er kommt, um mich zu holen. Ich sollte ihm geopfert werden.“
Norman glaubte, das Fragezeichen über seinem Kopf in der Luft schweben zu spüren.
„Verdammt!“, schrie der Dicke und schlug auf das Dach des Wagens.
„Hey!“, rief Norman. „Du spinnst wohl!“
„Lassen sie uns endlich fahren, er kommt näher! Ich erzähle ihnen alles unterwegs!“
Norman setzte sich in den Wagen, nachdem er das Dach gestreichelt und dabei dem Befreiten einen bösen Blick zugeworfen hatte. Bevor er die Tür zuschlug und das Auto startete, erkannte er das Geräusch des sich nähernden Gefährts als das Knattern eines Traktorenmotors.

„Wie heißt du?“, fragte Norman den Dicken, der sich panisch im Wechsel immer wieder umdrehte und in den Rückspiegel sah.
„Tobias. Können Sie nicht schneller fahren?“
„Von mir aus können wir uns duzen. Wer ist das hinter uns?“
„Das habe ich Ihnen doch schon gesagt. Sein Name ist Winkelstein.“
„Und warum hast du Angst vor ihm?“
„Weil dies seine Nacht ist und ich sein Opfer.“
„Hat er dich an den Baum gefesselt?“
„Nein. Das war das Dorf. Heute Nachmittag schon.“
„Du hast da seit heute Nachmittag gehangen? Ist denn kein Auto vorbeigekommen?“
„Es kommt nie ein Auto, wenn sein Tag ist. Ich weiß nicht, wie du es geschafft hast, aber … Kannst du nicht bitte schneller fahren, verdammt, er ist schon so nah.“
„Wer ist er?“
Tobias schlug die Hände vors Gesicht. „Kannst du nicht einfach fahren?“
„Nein. Aber ich kann anhalten und mit dir zusammen auf deinen Freund warten, wenn du mir nicht sagst, was hier los ist.“

„In den Sechzigern kamen vier Männer ins Dorf und behaupteten, Winkelstein habe als Aufseher in einem KZ in Polen gearbeitet. Sie wollten ihn mit nach Israel nehmen. Winkelstein entkam ihnen und versuchte hintereinander, sich auf verschiedenen Höfen zu verstecken. Einer nach dem anderen verriet ihn. Alle hatten sie Angst, denn die Männer hatten Pistolen. Schließlich wurde Winkelstein auf einem Acker erschossen. Die Männer erklärten sich in abgehackten Sätzen und gaben Winkelsteins Sohn – seine Frau war ein Jahr zuvor an Krebs gestorben – ein Foto, dass seinen Vater in SS-Uniform zeigte, Anweisungen gebend an einem Graben, vor dem ungefähr zwanzig Menschen standen. Frauen, Kinder und alte Leute. Beschämt verscharrten die Dorfbewohner Winkelsteins Leichnam in einem Loch auf demselben Acker, auf dem er erschossen worden war.“
„Also ist es sein Sohn, der jetzt hinter dir her ist?“
Tobias schüttelte den Kopf. „Ein Jahr später kehrte Winkelstein zurück. In der Kleidung, in der sie ihn begraben hatten. Mit getrocknetem Blut auf seinem Rücken, wo ihn die Kugeln getroffen hatten. Er ging zu jedem Hof im Dorf und sagte, dass er ein Opfer wolle, von nun an jedes fünfte Jahr an seinem Todestag, als Wiedergutmachung für die Feigheit, mit der man ihn im Stich gelassen hatte. Er-“
„Moment.“ Norman rieb sich mit einer Hand die Augen. „Die Geschichte ufert da ein bisschen aus. Erzählst du mir gerade, dass der alte Nazi als so ’ne Art Zombie zurückgekehrt ist?“
„Willst du hören, wie es weiterging, oder nicht?“
Norman schüttelte den Kopf. „Ja. Doch. Sicher. Erzähl.“
Tobias warf einen nervösen Blick in den Rückspiegel. „Fahr bitte schneller. Nach den ersten fünf Jahren verweigerten sie Winkelstein das Opfer. Viele waren mittlerweile überzeugt, einer Art kollektiven Wahnvorstellung zum Opfer gefallen zu sein, als sie damals Winkelstein nach seinem Tod gesehen hatten. Doch in den Wochen und Monaten, nachdem sie ihm sein Opfer hätten geben sollen, erging es dem Dorf furchtbar. Missernten, Epidemien unter den Tieren. Kinder ertranken in Brunnen oder wurden von Hunden zerfleischt, mit denen sie ein Leben lang gespielt hatten. Als sich der Todestag Winkelsteins zum zehnten Mal näherte, zogen die Erwachsenen Strohhalme. Die Frau mit dem kürzesten, Eva Brenndeck, wurde an einen Baum vor der Ruine des Winkelstein-Hofes gefesselt. Am nächsten Morgen war sie verschwunden. Die Missernten hörten auf, die Tiere starben nicht mehr. Den Brenndeck fand man eines Tages erhängt in seiner Scheune. Zuvor hatte er im Suff in der Dorfkneipe erzählt, er hätte mit seinem Pflug eine Furche in den Acker gegraben, die an einer Stelle in die Erde hineinführe. Wie in eine Höhle. Er behauptete, daraus seine Frau weinen gehört zu haben.“
Norman spürte etwas Kaltes seine Arme entlang krabbeln. „Wir werden gerade von einem traktorfahrenden Zombie verfolgt?“
„Ein Zombie, ein Gespenst, ein Vampir, ein Werwolf, was weiß ich. Wenn du hier aufwächst, machst du dir nicht viel aus solchen Geschichten. Wir wissen, was Angst ist, weil jeder von uns schon einmal im Dunkeln auf einem Feldweg unterwegs war. Wir brauchen keine mumifizierte Furcht, konserviert auf Buchseiten oder auf eine silberne Scheibe gebrannt.“
„Liest du gern?“
„Was?“
„Du redest so.“
„Oh, er kommt vom Land und sagt ‚dessen’ statt ‚dem sein’, ruft das Völkerkundemuseum an.“
Norman lachte. Die Lichter des Traktors kamen im Rückspiegel näher.
„Verdammt, ich fahre achtzig. Dem müsste doch längst der Motor um die Ohren geflogen sein. Und wann zum Teufel ist diese scheiß Landstraße zu Ende?“
„Heute Nacht“, Tobias starrte ins Leere, „gar nicht. Es ist seine Nacht.“
Norman schaltete runter und setzte zum Rechts ranfahren an.
„Was tust du? Bist du wahnsinning?“, schrie Tobias panisch.
„Ich nicht, nein. Aber ich glaube, hier im Hinterwald ist euch irgendwas in den Saft getropft. Ich habe eine Decke im Kofferraum, falls du dir was vor die … privaten Teile legen willst. Ich würde das wollen.“

Der Traktor blieb in zehn Metern Entfernung stehen. Norman sah, dass es sich um ein altes Ding handelte, dass jemand mit Tierknochen und Sensenklingen bearbeitet hatte, bis es aussah wie eine Requisite aus einem Mad Max-Film. Die Gestalt, die das Gefährt steuerte, trug eine blaue Latzhose. Ein Hut warf einen Schatten aufs Gesicht, so dass man es nicht erkennen konnte.
Norman stellte sich auf die Straße ins Licht der Scheinwerfer. Auf dem Beifahrersitz hatte Tobias sich in Embryonalstellung zusammengezogen und gab kindliche Wimmerlaute von sich, hier und da durchsetzt von unanständigen, höchst erwachsenen Flüchen. Norman breitete provokativ die Arme aus.
„Hören Sie, ich weiß nicht, was für Perversitäten hier bei euch am Arsch der Welt abgehen, und es interessiert mich auch nicht. Sie machen mir keine Angst, indem sie mit einem getunten Trecker hinter mir herfahren und jetzt da sitzen und bedeutsam schweigen. Was mir Angst macht, ist die Tatsache, dass meine Tanknadel sich dem roten Bereich nähert und diese verdammten Felder kein Ende nehmen wollen. Ich würde mich also freuen, wenn wir uns jetzt wie erwachsene Menschen verhalten und Sie mir den Weg zurück auf die Hauptstraße zeigen könnten.“
Der Mann in der Latzhose bewegte sich so plötzlich, dass Norman zusammenzuckte. Mit mechanischen, roboterhaften Bewegungen stieg er vom Traktor herab und ging auf ihn zu. Norman spürte sein Grinsen einfrieren.
„Hören Sie …“
Das Mondlicht begann, das Gesicht unter dem Hut zu erhellen. Norman sah graue Haut und Zähne, deren Zahnfleisch sich viel zu weit zurückgezogen hatte.
„Hey!“ Er zielte mit der Gaspistole auf den Man mit Hut. Der blieb stehen. Norman lächelte unsicher.
„Ja, das hab ich mir gedacht. Plötzlich hast du keine Lust mehr, mich zu verarschen, was?“
Der Mann in der Latzhose nahm seinen Hut ab. Norman schrie. Er sah dunkele, gelbschwarze Augen aus tiefen Höhlen starren. Aus einem Nasenloch schlängelte sich ein Wurm. Norman drehte sich um und lief ungebremst in den Ellbogen von Tobias. Er spürte das Bewusstsein aus seinem Kopf laufen wie das Wasser aus einem umgekippten Goldfischglas.

Eine Backpfeife ließ Norman erwachen. Er schrie, bekam noch eine Backpfeife und hörte auf zu schreien. Vor ihm stand Tobias, in seine Sachen gekleidet, die ihm viel zu klein waren. Hochwasserhose über nackten Füßen, den Schuhen hatte er erst gar keine Chance gegeben. Unter dem karierten Hemd hatte sich der Bauch seinen Weg gebahnt. Ein Knopf war abgerissen.
Tobias machte eine Geste wie jemand, der einen kläffenden Hund geschlagen hatte und jetzt in einer Drohgebärde andeuten wollte, dass im Falle eines Lautgebens noch mehr Prügel dort warteten, wo die letzten hergekommen waren.
Norman wollte etwas sagen. Er hatte den Mund voll. Er sah an sich herab und stellte fest, dass er sich in derselben mitleiderregenden Position befand wie Tobias, als er ihn kennen gelernt hatte. Aber man hatte ihn nicht an einen Baum an der Straße gefesselt. Norman sah sich um, so sehr es ihm seine Lage erlaubte, und fand seine Glieder mit Stricken an ein altes Kutschrad fixiert. Er sah auf das, was von den Häusern eines Bauernhofes übrig geblieben war. Die Scheune zu seiner linken bestand fast nur noch aus den Streben, die einst das Dach, nur noch rudimentär vorhanden, gehalten hatten. Und von irgendwoher trug der lauwarme Mittsommernachtswind einen Gestank, wie Norman ihn noch nie zuvor gerochen hatte.
Neben Tobias trat der Mann in der Latzhose. Norman quiekte panisch wie ein Kind, so sehr es der Knebel zuließ. Gefesselt und nackt fühlte er sich so verletzlich wie nie zuvor in seinem Leben. Tobias gab ihm eine Backpfeife.
„Scht!“ Norman warf seinen Kopf abwechselnd von links nach rechts. Tobias schlug ihn erneut. „Scht!“
Der Mann in der Latzhose hatte seinen Hut nicht mehr auf. Er griff nach seinen lichten grauen Haaren und begann, sich die Haut vom Kopf zu ziehen. Norman versuchte zu schreien und spürte etwas Raues an seinem Gaumen kratzen, so dass ihn Brechreiz schüttelte. Tobias lachte.
Der Mann in der Latzhose hatte unter der grauen Haut, den langen Zähnen und den gelben Augen das Gesicht eines unintelligent schielenden Jungen in Tobias’ Alter. Er grinste und legte dabei Zähne frei, die kaum anders aussahen die der Maske, die er jetzt in der Hand hielt.
Tobias lächelte, während Normans Gesicht von Unverständnis zu Entsetzen wechselte, als der Schielende seinen Penis in die Hand nahm und begann, ihn zu drehen wie die Temperaturregelung einer Heizung.
„Wir sind dieses Jahr tatsächlich dran“, sagte Tobias. Als er merkte, dass Norman ihm nicht folgen konnte, schlug er seinen schielenden Partner auf den Hinterkopf. Der heulte auf, ließ von Normans Glied ab und sagte etwas, dass so unartikuliert klang, als hätte er eine Rinderzunge im Mund.
„Wir sind dran, der etwas einfach gestrickte Dennis hier und ich.“ Norman sah zu Boden. Erbrochenes lief aus seinen Mundwinkeln und tropfte ihm aus der Nase.
„Iih“, sagte Tobias teilnahmslos. „Dran mit der Nahrungssuche. Weißt du, wie viele Autos hier im Jahr durchkommen?“ Tobias griff dem schielenden Dennis an den Gürtel und zog ein Anglermesser aus einer ledernen Scheide. Er verschwand hinter dem Rad. Tobias spürte schneidenden Schmerz und versuchte einmal mehr vergeblich, zu schreien.
Als Tobias wieder vor ihm stand, hielt er in der linken Hand seinen Zeigefinger und in der rechten den Mittelfinger. Das Mondlicht wurde von dem goldenen Ring reflektiert, den eine Ex-Freundin ihm geschenkt hatte.
„Ein, zwei Stück vielleicht“, sagte Tobias und untermalte das Gesagte anschaulich mit Normans Fingern. Dann begann er an einem zu lutschen wie an einem Eis am Stiel. Dennis winselte wie ein Hund am Tisch, draußen im Garten beim Grillabend. Tobias gab ihm mit genervtem Blick den anderen Finger. „Hier am, wie du es richtig nanntest, Arsch der Welt, musst dir was einfallen lassen, wenn du ein Auto anhalten willst. Du musst Fantasie haben.“ Er deutete verächtlich auf Dennis. „Und leider sind wir keine Kolonie kreativer Genies, wenn du verstehst, was ich meine. Ich weiß nicht, wie viele Tage und Nächte hintereinander ich mich immer wieder von diesem Deppen hier an den Baum habe fesseln lassen. Aber letzen Endes“, Norman hörte seine Knochen knacken, als Tobias seinen Mittelfinger in zwei Teile biss, „hat es ja doch gefruchtet. Die Anderen werden sich sehr freuen.“
Die Anderen. In diesem Moment war Norman sicher, dass es kein furchtbareres Wort in der deutschen Sprache gab.
Tobias trat gegen das Wagenrad. Eine quietschende, rostende Konstruktion ließ das Rad sich um die Längsachse drehen.
Tobias sah eine Einbuchtung in einem Feld, eine Enklave begrenzt durch kopfhohes Gestrüpp. Er befand sich in dieser Einbuchtung zusammen mit alten, kaputten Autos, einige besser, einige weniger gut in Schuss, die meisten auf dem Weg zum Wrack. Der neueste war sein Polo, bei dem lediglich eine Scheibe eingeschlagen war. Und jetzt konnte er auch den Gestank einordnen, der ihm die ganze Zeit in der Nase gebrannt hatte.
Er sah andere Gefangene, die genau wie er an Wagenräder gebunden waren. Alle tot. Einige besser, einige weniger gut in Schuss. Aber keiner von ihnen war noch vollständig.
„Wir sehen uns zum Frühstück“, hörte er Tobias hinter sich sagen. Dennis machte die Laute nach, die er gehört hatte, und klang dabei wie ein betrunkener Papagei. Dann entfernten sich ihre Schritte.

 

Hallo Proof

wie ich sehe bist du schon erfahrener hier. Daher umso mehr die Frage, was hat dich den bei diese kg geritten?

Hier am, wie du es richtig nanntest, Arsch der Welt, musst dir was einfallen lassen, wenn du ein Auto anhalten willst. Du musst Fantasie haben.
Das ist doch totaler Quatsch. Wie wärs mit einem einfachen völlig fantasielosen Baum/Steine irgendein nicht zu umfahrendes Hindernis auf dem Weg.
Ich habe von einem Jungen gelesen, den man nackt an einer belebten Straße an einem Baum gebunden hatte. Der Junge ist an Unterkühlung gestorben. Obwohl ihn viele im Scheinwerferlicht gesehen haben müssen ist keiner auf die Idee gekommen, auch nur anzurufen.

Und der Rest? Tja. Der Täter, der eigentlich will, dass das Opfer anhält, fordert ihn auf weiterzufahren. Und das Opfer, das allen Grund hat weiterzufahren, hält einfach an, obwohl die Situation so bedrohlich ist (sie werden sogar verfolgt!).

Und dass die Hinterwäldler immer alle doof und menschfressend sind, ist jetzt auch nicht das originellste.


Stilistisch ist das vielleicht toll, da hab ich keine Ahnung. Aber inhaltlich finde ich das jetzt nicht so gelungen. Tut mir leid

Texter

 

Hallo Proof,

Dass er seit einer guten Stunde über Feldwege und Landstraßen fuhr und bei seiner Suche nach einem Weg zurück in Zivilisation langsam die Geduld zu verlieren begann, tat der Zurechnungsfähigkeit seiner Augen sicher auch keinen Gefallen.
Sind Augen zurechnungsfähig? "seiner Zurechnungsfähigkeit" oder "der Zuverlässigkeit seiner Augen" hielte ich für besser.

Mit dem plötzlichen "Wozu?" wusste ich im ersten Augenblick nichts anzufangen. Vielleicht "Wozu auch?" Es ist aber auch gut möglich, dass ich als einziger dieses Problem habe, mit der Zurechnungsfähigkeit meiner Augen ist es heute nicht weit her...

Glücklicherweise waren sie dürr genug,
Ohne es begründen zu können: Das klingt für mich komisch. Eventuell "dünn"?

dann erst verschluckte eine Melange aus Dunkelheit und Entfernung sie und entzog ihren weiteren Verlauf dem menschlichen Sehapparat.
Da hätte ich "der Reichweite des menschlichen Sehapparates" draus gemacht, denn so wie es dasteht wirkt es auf mich unvollständig.

Der Dicke fiel vornüber und plumpste mit einem peinlichen Laut auf den Boden wie ein Pfund dicken weißen Specks auf die Theke des Schlachters.
Schöner Vergleich.

„Oh Gott, es ist ein Landwirt“, sagte er. „Der Himmel steh uns bei.“
:lol: Das ist irgendwie gut.

Ein Jahr später kehrte Winkelstein zurück.
Nazi-Zombies! :eek: Der amerikanische Alptraum wird wahr!

Wenn du hier aufwächst, machst du dir nicht viel aus solchen Geschichten.
Klingt ein bisschen eigenartig, wenn man bedenkt, dass die Leute eine Frau geopfert haben.

Der Mann in der Latzhose nahm seinen Hut ab. Norman schrie. Er sah dunkele, gelbschwarze Augen aus tiefen Höhlen starren. Aus einem Nasenloch schlängelte sich ein Wurm.
Das nenn ich mal einen wirklich klassischen Schockeffekt.


Tja, die "no-go-area" Brandenburg mal anders. ;) Ich fand die Geschichte recht interessant. Als Leser fragt man sich dauerhaft, wie es denn nun weiter gehen möge, aber Horror kam bei mir nicht auf. Dies hat mehrere Gründe.
Zum einen wirkt die Handlung doch recht gewollt. Was ist denn das für eine Masche, um sich einen Autofahrer zu schnappen? Die Verkleidung, das Vertrauen darauf, dass der Autofahrer noch einmal anhält... und wer schlägt denn jemanden mit dem Ellenbogen k.o.? Viel einfacher wäre es gewesen, das Opfer einfach zu überwältigen, während oder nachdem es den Nackten befreit.
Das hinterwäldlerische Kannibalendorf fand ich in seiner althergebrachten Unoriginalität dann doch eher zum :sleep:
Aber gut, das sind ja eher Kleinigkeiten. Womit ich bei deinen Geschichten meist ein Problem habe, ist etwas, das ich schon bei deinem "Rosenkavalier" bemängelte: Die Innenwelt der Personen ist mir einfach zu flach und beliebig. Nachdem der Protagonist beispielsweise gefesselt erwacht wird dem Leser ausschließlich und erst mit einer gewissen Verzögerung, mitgeteilt, dass er sich "verletzlich fühlt". Das Abschneiden seines Fingers ist "ein schneidender Schmerz". Und dann kommt gaaar nichts mehr... Ach doch, er sinniert darüber, wie unschön doch das Wort/die Wörter "die Anderen" sei.
Und diese Beliebigkeit der Gefühlswelt schafft es leider auch teilweise in die Handlung - wie gesagt, ein Kannibalendorf ist noch kein so besonders außergewöhnlicher Einfall. Und wenn man etwas nutzt, das an sich nicht neu ist, so sollte man doch den Versuch unternehmen, es dem Leser wie etwas Neues zu präsentieren, es für sich neu zu erfinden. Eben das tust du leider nicht, viel mehr scheint es mir, als würde davon ausgegangen, dass der Leser weiß, wovon die Rede ist.

„Wir sehen uns zum Frühstück“
Das zum Beispiel ist abgedroschenst. (Man beachte den Superlativ.)

Ich wollte die Geschichte damit keinesfalls verreißen. Du schreibst sehr routiniert, aber diese Routine ist eben auch gefährlich. In der Geschichte steckt mir (besonders was die Gefühlswelt betrifft) viel zu viel "Na-ihr-wisst-schon" - der Tod jeder Horrorgeschichte als solcher.


Gruß,
Abdul

 
Zuletzt bearbeitet:

Guten Abend,

Texter:

wie ich sehe bist du schon erfahrener hier. Daher umso mehr die Frage, was hat dich den bei diese kg geritten?

Als ob Erfahrung je irgendwen davor bewahrt hätte, Murks zu verzapfen. Da wäre ja Cell nie geschrieben, Showgirls nie gedreht, Load und Reloaded wären nie aufgenommen worden. Und Hitler wäre auch nicht Reichskanzler geworden.

Das ist doch totaler Quatsch. Wie wärs mit einem einfachen völlig fantasielosen Baum/Steine irgendein nicht zu umfahrendes Hindernis auf dem Weg.

Dann würde meine Geschichte nicht mehr funktionieren. :D

Der Täter, der eigentlich will, dass das Opfer anhält, fordert ihn auf weiterzufahren.

Er setzt halt auf umgekehrte Psychologie.

Ich habe von einem Jungen gelesen,

Tja, Realität und Horrorgeschichten, da gibt's schon mal die eine oder andere Differenz. Warte kurz, im Keller hat irgendwas gestöhnt, ich gehe mal gerade allein nachsehen, was das gewesen sein könnte.

Und das Opfer, das allen Grund hat weiterzufahren, hält einfach an, obwohl die Situation so bedrohlich ist

Die ganze Geschichte vom Zombiebauer erscheint ihm schlicht zu abwegig. Und er soll ja Recht behalten ...

Und dass die Hinterwäldler immer alle doof und menschfressend sind, ist jetzt auch nicht das originellste.

Noch unorigineller ist es, sich einen Western anzusehen und anschließend Beschwerde einzureichen, weil Cowboys und Indianer drin vorkamen. ;)

Danke für deine Kritik!

Ali:

Was ist denn das für eine Masche, um sich einen Autofahrer zu schnappen?

Ja, weit hergeholt ist wohl noch ziemlich geschmeichelt. :lol: Liegt daran, dass ich ursprünglich ganz woanders hinwollte. Eigentlich sollte der Zombiebauer ein Zombiebauer sein, dann habe ich eine Folge Geschichten aus der Gruft geguckt und da MUSSTE ich einfach irgendeinen Twister einbauen.

Die Innenwelt der Personen ist mir einfach zu flach und beliebig.

Hmmm ... Für achtseitige Geschichten find ich sie eigentlich ganz o.k.

Das Abschneiden seines Fingers ist "ein schneidender Schmerz"

Was denn auch sonst?

wie gesagt, ein Kannibalendorf ist noch kein so besonders außergewöhnlicher Einfall

Kein Scheiß?

es dem Leser wie etwas Neues zu präsentieren, es für sich neu zu erfinden

Ich glaube, da sind meine Ansprüche etwas niedriger als deine. Wenn ich das in jeder fünften Geschichte schaffe, bin ich mit der Ouote (noch) vollauf zufrieden. Wer bringt schon mehr? Selbst unter den Profis?

Eben das tust du leider nicht,

Ja, aber im Grunde erzähle ich ja auch nicht wirklich eine Kannibalendorfgeschichte. Ich missbrauche diesen Stereotyp lediglich für die Pointe.

viel zu viel "Na-ihr-wisst-schon"

Wie gesagt: Die TCM/Hills have eyes etc.-Statisten sind nur für den finalen Schocker gut. Das hier keine Grenzen verschoben werden ... ich fasse es als Beleidigung auf, sollte tatsächlich jemand davon ausgehen, dass ich mir darüber nicht im Klaren sei.

Vielen Dank auch dir für deine Ausführlichkeit!

Grüße
JC

 

Hallo again Proof,

Liegt daran, dass ich ursprünglich ganz woanders hinwollte. Eigentlich sollte der Zombiebauer ein Zombiebauer sein, dann habe ich eine Folge Geschichten aus der Gruft geguckt und da MUSSTE ich einfach irgendeinen Twister einbauen.
Irgendwie hatte ich schon beim Lesen vermutet, dass der Zombiebauer zunächst echt sein sollte. Daher rührt dann wahrscheinlich auch die etwas außergewöhnliche Fangmethode.
Ach ja, die Geschichten aus der Gruft und die Twister. :Pfeif: Versteh mich nicht falsch, die Serie ist Klasse, aber die Twister sind teilweise an so langen Haaren herbei gezogen...

Was ich aber eigentlich noch los werden wollte ;) :

Hmmm ... Für achtseitige Geschichten find ich sie eigentlich ganz o.k.
Da würde ich dir wirklich empfehlen, den Schluss noch einmal zu lesen und dabei genau auf die Passagen zu achten, die die Innenwelt des Protagonisten betreffen. Es sind verflucht wenige, die auch ziemlich schlicht ausfallen.
Es muss ja keine seitenlange Abhandlung sein, aber etwas mehr Panik, etwas mehr Schmerz dürfte es dann doch sein.
Das Abschneiden seines Fingers ist "ein schneidender Schmerz"

Was denn auch sonst?
Mit dem von dir zitierten Satz wollte ich lediglich ausdrücken, dass mir auch hier die Schilderung der Empfindungen zu flach ist. Ein schneidender Schmerz - das klingt so nach: Ich hatte nach dem Ausdauerlauf Seitenstechen...
Dem Kerl werden ein paar Finger abgeschnitten! Das ist ein wahnsinniger Schmerz!
Und das sollte der Leser meiner Meinung nach auch mitgeteilt bekommen.

Ich hoffe, ich konnte mich dir ein wenig verständlicher machen.

 

Hallo Proof,

ich mag deine Geschichten und habe mich gefreut, eine neue von dir zu finden, aber - die hier ist leider kein großer Wurf. Nichts gegen Nazi-Zombies, nichts gegen Hinterweltler-Kannibalendörfer und absolut nichts gegen originelle Geschichten mit unvorhergesehenen Wendungen - aber Hinterweltler-Kannibalendörfer, die vortäuschen, dass sie jemandem einem Nazi-Zombie opfern, um Frischfleisch anzulocken ... nein. Das funktioniert einfach nicht. Der Mann hält an, als er den gefesselten Jungen sieht, okay. Aber warum schlägt ihn dann nicht einfach jemand k.o. und fertig?

Kleine Sachen, die mir auffielen:

Er sah dunkele, gelbschwarze Augen

dunkle

Tobias griff dem schielenden Dennis an den Gürtel und zog ein Anglermesser aus einer ledernen Scheide. Er verschwand hinter dem Rad. Tobias spürte schneidenden Schmerz und versuchte einmal mehr vergeblich, zu schreien.

Das dürfte wohl eher Norman sein.

Ich will keineswegs sagen, dass es nicht gut geschrieben ist oder dass ich mich beim Lesen nicht stellenweise amüsiert hätte. Aber der Plot funktioniert nicht. Wärst du mal lieber beim Nazi-Zombie geblieben! :)

Grüße von Perdita

 

Als pure Unterhaltung funktioniert die Geschichte meines Erachtens nach, vor allem auch deshalb, weil sie die richtige Länge hat, um sie in einem Stück durchzulesen.
Klar: Logisch betrachtet ist das Ganze von Osten nach Westen völliger Quatsch - warum schlagen die den Typen nicht gleich nieder? Wie ernähren die sich von ein, zwei Fahrern, die jährlich vorbeikommen? Wozu die ganze Hetzjagd? Warum hält Norman an? etc.
Andererseits: Die Wirklichkeit beweist doch, dass nicht immer alles Sinn ergibt. Meist sogar überhaupt keinen. Und gerade das Horror-Genre baut auf der Prämisse der Unwirklichkeit auf.

Und, ja; Recht unoriginell ist das Menschenfresser-Dorf natürlich auch. Angesichts deiner flotten Schreibe, die vor allem von deinen mitunter witzigen Metaphern lebt, finde ich das vernachlässigbar.

In ein paar Tagen werde ich die Story wieder vergessen haben, was nicht an meinem schwachen Gedächtnis liegt, sondern daran, dass sie einfach nichts Besonderes, sondern mehr oder weniger Massenware ist. Aber, hey: Sie hat mich gut unterhalten und das ist doch schon eine Menge. Viele andere Geschichten schaffen nicht einmal das.

Fazit: Wenig originell, nicht besonders raffiniert, streckenweise ein bisschen zu albern, aber solide Unterhaltung. Ich habe die Story gerne gelesen, wie die meisten aus deiner mit Blut getränkten Feder.

 

Salut les enfants,

Abdul:

Dem Kerl werden ein paar Finger abgeschnitten! Das ist ein wahnsinniger Schmerz!

Das stimmt, aber ich finde es immer beeindruckend, wenn Schreiber mich mit einfachen Worten, ohne Superlative des Leids, zusammenfahren lassen. Vielleicht eifere ich einfach einem anderen Stil nach. Unbewusst natürlich, da ich dir spontan weder Beispiele noch Namen nennen kann. Der Vorführeffekt halt. Aber ich werde mal versuchen, mich bei der nächsten Geschichte deiner Worte zu erinnern.


Perdita
:

Der Mann hält an, als er den gefesselten Jungen sieht, okay. Aber warum schlägt ihn dann nicht einfach jemand k.o. und fertig?

Des Rätsels Lösung verbirgt sich in meiner ersten Antwort an Abdul.

Wärst du mal lieber beim Nazi-Zombie geblieben!

Nazi-Zombiebauer. Man muss das Kind schon beim Namen nennen. Danke für deine Kritik!

Rainer:

Als pure Unterhaltung funktioniert die Geschichte meines Erachtens nach, vor allem auch deshalb, weil sie die richtige Länge hat, um sie in einem Stück durchzulesen.

Na wenigstens etwas.

Die Anmerkungen zur Logik überspringe ich jetzt mal ...

In ein paar Tagen werde ich die Story wieder vergessen haben,

Gib mir deine Telefonnummer, dann rufe ich dich an und erinnere dich daran, sie nochmal zu lesen.

Viele andere Geschichten schaffen nicht einmal das.

Könntest du den Satz umschreiben? Viele andere Geschichten schaffen das nicht. Wäre gut für mein Ego.

Danke auch dir für ... Ja, Grüße von der gesprungenen Platte.

Und was ich vergessen habe:

Achmed:

und wer schlägt denn jemanden mit dem Ellenbogen k.o.?

Fast jeder. Ellenbogen an den Unterkiefer = Licht aus. Du kannst mir glauben oder es mit einem guten Freund ausprobieren.

Greetz
JC

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Proof,

also, ich finde, Rainer hats auf den Punkt gebracht: Das Ding ist echt unterhaltsam. Genau die richtige Länge, eine schöne lockere Schreibe und die Handlung: Richtig geil horrorgeschichtenmäßig.

Sorry, nicht sehr konstruktiv aber es hat eben einfach nur Spaß gemacht. Und unter uns: Mir hat sogar die Kannibalendorfgemeinschaft gefallen :D

Gruß! Salem

 

Hi.

Ich muß mich leider den anderen anschließen. Du hast ein paar Ansätze drin, aus denen man was machen könnte, aber Du machst es nicht. Stattdessen machst Du hemmungslos den Stoff für mehrere lange Geschichten durch absolut langweilige Klischees kaputt.

 

Morgen,

Salem:

Das Ding ist echt unterhaltsam. Genau die richtige Länge, eine schöne lockere Schreibe und die Handlung: Richtig geil horrorgeschichtenmäßig

Danke! Hoffe, du hast das nicht im Vollrausch geschrieben ...

Felix:

Ich muß mich leider den anderen anschließen.

Die Eröffnung liebe ich ja. Dies ist fürwahr ein deutsches Forum.

Du hast ein paar Ansätze drin, aus denen man was machen könnte, aber Du machst es nicht. Stattdessen machst Du hemmungslos den Stoff für mehrere lange Geschichten durch absolut langweilige Klischees kaputt.

Auch wenn's wirkt, als würde ich patzig auf Negativkritik reagieren: Geht's vielleicht eine Idee präziser?

Danke für deine Kritik!


Grüße
JC

 

Hey,

„In den Sechzigern kamen vier Männer ins Dorf und behaupteten, Winkelstein habe als Aufseher in einem KZ in Polen gearbeitet. Sie wollten ihn mit nach Israel nehmen. Winkelstein entkam ihnen und versuchte hintereinander, sich auf verschiedenen Höfen zu verstecken. Einer nach dem anderen verriet ihn. Alle hatten sie Angst, denn die Männer hatten Pistolen. Schließlich wurde Winkelstein auf einem Acker erschossen. Die Männer erklärten sich in abgehackten Sätzen und gaben Winkelsteins Sohn – seine Frau war ein Jahr zuvor an Krebs gestorben – ein Foto, dass seinen Vater in SS-Uniform zeigte, Anweisungen gebend an einem Graben, vor dem ungefähr zwanzig Menschen standen. Frauen, Kinder und alte Leute. Beschämt verscharrten die Dorfbewohner Winkelsteins Leichnam in einem Loch auf demselben Acker, auf dem er erschossen worden war.“
Boah, also bis dahin hab ich mich echt gut amüsiert. Spritzige Schreibe, tolle Situation. Aber das hier ist doch einfach blöd. Der Typ ist frisch vom Marterpfahl gezogen worden und erklärt in allerbestem Erklär-Deutsch die Lebensgeschichte dieses Typen. „Seine Frau war ein Jahr zuvor an Krebs gestorben“ bildet da den Höhepunkt.
Natürlich ist das lustig gemeint, diese absurde Geschichte, aber die muss – wenn dann – anders verpackt werden. Oder man lässt es einfach weg, aber so mit dem Holzhammer, nee, du, echt nicht.
Okay, edit: Mit dem Wissen vom Ende her ergibt es einen Sinn (er hat die Geschichte auswendig gelernt), aber trotzdem ist es ziemlich doof. ;)

Ich weiß nicht, wie viele Tage und Nächte hintereinander ich mich immer wieder von diesem Deppen hier an den Baum habe fesseln lassen. Aber letzen Endes“, Norman hörte seine Knochen knacken, als Tobias seinen Mittelfinger in zwei Teile biss, „hat es ja doch gefruchtet. Die Anderen werden sich sehr freuen.“
Und jede Nacht kommen da tausend Fliegen an und verwandeln seine Haut in Purpur?

Also grundsätzlich: Du kannst gut schreiben, wirklich gut schreiben. Die Dialoge sind spritzig (bis auf den einen), ist ein schöner, bisschen überdrehter Humor (Ruft das Völkerkundemusem an), die Atmosphäre finde ich sehr gelungen, vor allem am Anfang. Aber der Plot mit dieser Wende zum Ende hin ist wirklich unsinnig, finde ich. Da ist diese total bescheuerte Idee mit dem Nazi-Zombie irgendwie cooler. Vor allem weil eben das ganze Tra-Ra völlig unmotiviert ist. Warum erklärt er ihm die ganze Geschichte, wenn er ihn nur bewusstlos schlagen muss? Ich weiß, ich weiß, es ist eine halbe Hommage und sie soll in erster Linie Spaß machen, und das täte sie auch durchaus, aber dieses Plot-Hole ist wie ein schwarzes Loch, das zieht richtig viel Qualität aus dem Text.

Bis zum Ende hin war es ein sehr starker Text, aber das Ende zieht das Ganze dann leider ins triste Mittelmaß hinunter. Also: Die meiste Zeit über sehr gerne gelesen und dann nicht mehr so. ;)

Gruß
Quinn

 

Ich versuchs ein wenig präziser:
Die Geschichte mit dem KZ-Aufseher und den Mossad-Agenten ist gut, weil zur Abwechslung mal deutsch. Und dann kommt der Bauer als lebender Toter zurück und fordert ein Opfer, mit dem obigen zusammen wird das feinster Trash. Schon fast ein bischen Sleepy Hollow für Arme^^ Du bist auf einem guten Weg und machst es dann durch die Hinterwäldler-Kannibalen-Sache kaputt.
Z.B. die Stelle, wo der eine Bauer seine Frau aus der Erdfurche schreien hört ist schon wieder etwas ganz anderem betrachtet man es vor dem Hintergrund des gigantischen deutschen Märchenschatzes. Es passt nicht ganz in die Trashgeschichte.
Andererseits bietet alleine dieser Märchenschatz stoff für hunderte moderner Gruselgeschichten!

Dann ist Deutschland wiederum nicht mehr besonders groß und extrem dicht besiedelt. Vor diesem Hintergrund wirkt so ein extrem abgeschiedenes Dorf/Straße (hier kommt nur zweimal im Jahr einer vorbei) unglaubwürdiger als in den unendlichen Weiten des mittleren Westens oder so.

Zudem hatte mich die Geschichte zu Anfang sehr stark an den Klassiker "Die Lotterie" erinnert und ich hatte gehofft, es ginge in diese Richtung. Oder in Richtung des einen deutschen Horror-Filmes mit dem armen Dorf in den Alpen, die erst ihre Kinder opfern mußten um dann Silber zu finden.

Also meine ich, Du hast aus einer gigantischen Fülle von Möglichkeiten Dich selbst beschnitten!

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Quinn,

Und jede Nacht kommen da tausend Fliegen an und verwandeln seine Haut in Purpur?

Ja. Abgefahren, oder? :D Land halt.

der Plot mit dieser Wende zum Ende hin ist wirklich unsinnig

WAS? Das hör ich ja wohl zum ersten Mal! So eine Unverschämtheit!

Ich weiß, ich weiß, es ist eine halbe Hommage

An was?

dieses Plot-Hole ist wie ein schwarzes Loch, das zieht richtig viel Qualität aus dem Text

Cooles Wortspiel! :)

Die meiste Zeit über sehr gerne gelesen und dann nicht mehr so.

Freut mich erst und dann weniger. So ist das Leben ...

Danke für deine toll formulierte Kritik!

Grüße
JC

Felix Florian:

Dein Fax kam gerade rein, aber ich muss jetzt los. Antwort folgt bald in diesem Theater!

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Felix,

weil zur Abwechslung mal deutsch

Für mich ist das keine Abwechslung, meine Geschichten spielen fast ausschließlich in Deutschland und die Protagonisten sind Deutsche. Ich bin schließlich keine zwölf Jahre alt ...

ein bischen Sleepy Hollow

Der Tim Burton-Film oder Irvings Geschichte? Bei beiden sehe ich nicht so ganz den Zusammenhang ...

die Stelle, wo der eine Bauer seine Frau aus der Erdfurche schreien hört ist schon wieder etwas ganz anderem betrachtet man es vor dem Hintergrund des gigantischen deutschen Märchenschatzes. Es passt nicht ganz in die Trashgeschichte.

Was spricht dagegen, solche Elemente miteinander zu verbinden? Mal abgesehen davon, dass ich (bewusst) keine Märchen im Kopf hatte, als ich diese Stelle schrieb. Glaubst du nicht, dass es sich hier eher um Geschmackssache handelt, wenn es darum geht, was wozu passt und was sich gut miteinander verbinden lässt?

Andererseits bietet alleine dieser Märchenschatz stoff für hunderte moderner Gruselgeschichten!

Klingt so, als wolltest du das dringend mal loswerden. :D

Dann ist Deutschland wiederum nicht mehr besonders groß und extrem dicht besiedelt. Vor diesem Hintergrund wirkt so ein extrem abgeschiedenes Dorf/Straße (hier kommt nur zweimal im Jahr einer vorbei) unglaubwürdig

Schon mal in Mecklenburg Vorpommern gewesen? Da hört die Autobahn auch schon mal mitten in Walachai einfach so auf.

Zudem hatte mich die Geschichte zu Anfang sehr stark an den Klassiker "Die Lotterie" erinnert

So ein Zufall, die hab' ich letztens meine Englisch-Nachhilfekinder lesen lassen. Ich musste ziemlich viel erklären und übersetzen, deshalb hat es am Schluss ein bisschen gedauert, bis der Groschen fiel, aber dann, oh Mann, aufgerissene Augen, runterklappende Kiefer und "Boa, ist das fies, Alta" ... Herrlich.

Oder in Richtung des einen deutschen Horror-Filmes mit dem armen Dorf in den Alpen, die erst ihre Kinder opfern mußten um dann Silber zu finden.

Kenn ich nicht.

Also meine ich, Du hast aus einer gigantischen Fülle von Möglichkeiten Dich selbst beschnitten!

Du weißt ja, was Dirty Harry über Meinungen sagt. :dozey: Nein, nur Spaß, danke für deine Kritik.

Grüße
JC

 

Hi Proof,

nette Ausgangssituation, doch von der Befreiung des Dicken an wird die Geschichte immer unglaubwürdiger. Der Beschreibung nach ist Bauer Winkelstein wirklich eine Art Zombie, die Leute im Dorf fressen Menschen, in einer bestimmten Nacht kann die Landstraße endlos lang sein, kurz: Diese Welt funktioniert auf eine andere Weise als die mir bekannte. ;)

Die Geschichte stimmt irgendwie nicht. Der Stil ist natürlich top. Macht nichts, niemand kann jedesmal eine erstklassige Geschichte schreiben.

Regards,

Berg

 

Hallo Berg,

ja ... Aus Schaden wird man klug. Diese Geschichte ist unter vollkommen chaotischen Bedingungen (also jetzt von in meinem Kopf her drin) entstanden, ich wollte erst hierhin, dann dahin, und zum Schluss dann noch eine ganz dolle Pointe ...

Schuss in Ofen hält das Backblech warm.


Grüße
JC

 

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom