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Am Ende
„Wenn du nicht mehr kannst, dann ruf mich und ich werde da sein und diesen Kampf für dich beenden!“
Erinnerst du dich?
Das Versprechen, das du mir gegeben hast, als wir noch klein, im zarten Alter von 4, 5 Jahren waren.
Damals wusste ich noch nicht, wie viel mir dieser Satz einmal bedeuten würde...
Denn jetzt steh ich hier, zwischen all den abgeschlachteten Menschen, die Erde konnte das ganze Blut nicht mehr aufnehmen und so blicke ich auf ein dunkelrotes Meer.
Ich sehe einen Kopf verwahrlost herumliegen; Gedärme, Innereien die aus einem herausquellen und Augen..., überall Augen, die weit aufgerissen und einen mit voller Angst anstarren.
Meine Hände blutverschmiert, zittern, als ich nach dem Amulett suche. Das Amulett, das du mir gegeben hast, damit es mich bei meinen Kämpfen beschützt.
Aber plötzlich will ich es nicht mehr,
ich verzweifle, hab den Drang mich zu verletzen, ersticke unter dem süßlichen Geruch des Blutes.
Nur noch zusammengehalten von der Hoffnung dich wieder sehen zu können schaffe ich es, nicht schreiend die Klinge gegen mich zu erheben.
Als ich dann nach unten sehe, erfasst mich eine Welle der Übelkeit.
Zu meinen Füßen liegt ein Soldat, dessen Körper mit zwei Lanzen durchbohrt wurde.
Ich knie mich nieder und nehme ihm dem silberglänzenden Helm ab. Er hat die Augen geschlossen, so als würde er nur schlafen. Ich streichle ihm über seine erkaltete, zarte Wange. Er war so jung, hatte sein ganzes Leben noch vor sich und nun liegt er hier, unterlegen demselben Schicksal wie die tausend anderen auf dem Schlachtfeld.
Unwillkürlich muss ich an die friedlichen, ruhigen Tage denken die wir zusammen verbracht haben.
Auf einmal fühle ich mich wieder so hilflos und so klein. So winzig klein, dass ich nicht mehr weiß, ob ich überhaupt noch existiere.
Woher kommen bloß wieder diese schrecklichen Gefühle der Hoffnungslosigkeit?
Aber plötzlich bist du da.
Du stehst dort und verdeckst die Sonne, die sich noch in aller Pracht zeigen will, bevor sie untergeht. Der purpurfarbene Himmel umrahmt dein schönes Gesicht und ich kann meine Tränen nicht länger zurückhalte.
Du kniest dich zu mir nieder und stichst du mit deiner eisernen Klinge in mein Herz.
Das Letzte was ich sehe sind deine blauen Augen, die kälter sind, als der eisige Wind der plötzlich um mich streicht. Und der Blick der mich einst so liebevoll ansah, sieht durch mich hindurch...