Was ist neu

Am See

Seniors
Beitritt
20.10.2002
Beiträge
2.639
Zuletzt bearbeitet:

Am See

„Komm sofort her, Muschi!“

Adrian pfeift durch die Finger. Darum habe ich ihn schon immer beneidet, nie habe ich das gelernt.
Die Colliehündin dreht den Kopf, verlangsamt ihr Tempo und bleibt schließlich stehen.

„Bei Fuß!“
Langsam kommt sie uns entgegen getrottet. „Brav.“

Den Hund ausgerechnet Muschi zu nennen, ist natürlich Adrians Idee gewesen. Es ist ja auch sein Hund. Eine Schnapsidee. Als er mir am Telefon davon erzählt hat, vor etwa einer Woche, hat er noch in den Hörer geprustet. Dabei hat er sie schon seit über drei Jahren.
Sie ist ein Witz auf vier Beinen, die einen lachen sich tot, wenn sie Adrian nach ihr schreien hören, die anderen drehen sich pikiert weg.

Langsam schlendern wir am Ufer des Weihers entlang, Adrians Hand liegt auf Julias Hintern. Besitzdemonstration: Meins, Hände weg.
Viele haben vor uns den selben Gedanken gehabt. An ein paar Stellen steigt der Rauch von Kohlefeuern in die Luft, der Geruch nach Schweinefett und angebranntem Fleisch hängt über dem blaugrünen Wasser. Kinder kreischen.
Etwas abseits zwischen den Büschen finden wir schließlich eine Stelle, wo wir die Badematten und die alte Decke ausbreiten können.
Muschi wedelt wie verrückt, schleckt mir kurz die Hand, guckt nach ihrem Herrchen. Der zieht sich gerade das T-Shirt über den Kopf.
Vorsichtig schlängelt sie sich einen Weg zwischen Schilf und Gräsern, und mit einem Satz ist sie im Wasser. Ein paar Schlingpflanzen kleben ihr am Fell und man sieht ihr die Begeisterung an, als sie durchs Wasser paddelt. Es sieht ungeschickt aus.

„Willst auch eine?“, reißt mich Adrian aus den Gedanken. Ich stehe noch immer, habe gar nicht bemerkt, wie er sich neben Julia auf die Decke gesetzt hat. Jetzt hält er mir eine Selbstgedrehte entgegen, Van Nelle, wie immer, wie früher, wie vor sechs, sieben Jahren.
Ich hab aufgehört …

„Ja, gern, danke … “

„Drehst du mir auch eine?“, fragt Julia missmutig und es klingt eher wie ein Befehl. Sie hat nur noch den Bikini an, ihre Haut ist sonnengebräunt. Es ist nicht das erste Mal in dem Sommer, dass sie hier liegen …

Anfangs bin ich sauer gewesen, als ich sie gesehen habe. Dass Adrian einfach seine neue Flamme mitschleppt, obwohl ich eigentlich mit ihm reden will, nach so vielen Jahren, finde ich nicht okay.
Zumal er sie selbst erst seit knapp zwei Wochen kennt, im MGM abgeschleppt, guter Fang, oder? Und im Bett eine Kanone, hat er mir zugezwinkert, während sie die Matten im Kofferraum verstaut hat.

Zumindest eine verdammt gute Figur hat sie, das muss ich ihr lassen. Schöne Brüste und einen knackigen Hintern.

Ich setze mich zu den beiden auf die Decke, bitte um das Feuerzeug und ziehe mir den Rauch in die Lungen.
Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie Adrian seine Hand auf Julias Bauch legt.

Es hat sich eigentlich nichts geändert. In der Schulzeit sind wir hier den ganzen Sommer über gewesen, Ferien, keine Ferien, egal. Adrians Freundinnen haben schneller gewechselt, als ich mir ihre Namen merken konnte, eine hübscher als die andere, nach ein paar Tagen langweilig. Beim Vögeln merkst du wenigstens noch, dass du lebst, Nico, hat er früher oft gesagt.

Er ist der Mädchenschwarm, nicht ich. Seit fast einem halben Jahr keinen Sex mehr, soweit zu meiner Bilanz. Seit Iris mich aus ihrer Bude geschmissen hat. Seit ich in ein kleines, untervermietetes Zimmer am Stadtrand gezogen bin.
Die Besitzerin der geräumigen Wohnung ist eine ältere Dame, die mir angeboten hat, sie „Mutti“ zu nennen. Sie ist froh, dass sie nicht mehr allein auf den 120 Quadratmetern ist und ihr jemand bei „Männerarbeiten“ zur Hand geht.

„Was machstn jetzt so, wir haben uns ja ewig nicht mehr gesehen“, fragt Adrian.

„Ich bin auf der Suche nach einem Job“, antwortet ich, „Seit dem Studium nur Absagen.“

Er räkelt sich auf der Decke. „Was hast du nochmal gemacht, Architektur?“

Automatisch nicke ich. „Ja … zur Zeit ist der Arbeitsmarkt mies.“ Ich will nicht über meine erfolglosen Bewerbungen reden.

„Und du?“

„Hab vor ein paar Wochen die Lehre abgebrochen, die Arbeit am Bau ist der reinste Knochenjob.“ Er grinst. „Noch dazu jetzt, wo es so heiß ist, da lieg ich lieber hier rum.“

Das ist typisch Adrian. Keine abgeschlossene Lehre? Egal. Hauptsache jetzt geht's ihm gut und er braucht nicht über die Zukunft nachzudenken. Was hat er vor der Lehre überhaupt gemacht? Ich will nicht fragen. Irgendwie sollte ich das wissen.
Dass er immer noch bei seinen Eltern wohnt, habe ich schon letztes Wochenende beim Telefonieren mitbekommen.
Ich habe seit meinem Umzug nur noch sporadisch, dann lange Zeit gar nichts mehr von ihm gehört , und die Idee, mich mit ihm in Verbindung zu setzen, ist mir spontan gekommen. Also habe ich bei seinen Eltern angerufen, um zu erfahren, wie ich ihn erreichen kann …

Muschi klettert das Ufer hinauf, hechelnd und nass, einen dünnen Ast im Maul. Ihr Fell trieft. Kurz bevor sie uns erreicht, bleibt sie stehen und schüttelt sich. Ein ganzer Regen trifft Julia, die ihr am nächsten liegt. Das Mädchen schreckte hoch, ihr Blick ist angeekelt. Ein paar kleine Algen sind auf ihrer Milchkaffeehaut gelandet.

Früher hat es uns nie etwas ausgemacht, dass der See spätestens Anfang August umgekippt ist, wir sind dennoch immer baden gegangen. Jetzt habe ich keine Lust mehr, in die Brühe zu steigen, die von einem schmierigen Film aus Sonnenöl überzogen ist.

Adrian lacht. Julia schaute ihn wütend an.

„Blödes Vieh, lass das gefälligst“, zischt sie.

„Ab ins Wasser“, ruft Adrian. Er nimmt einen Stein vom Ufer und wirft ihn in den See. Sofort springt die Hündin nach, sucht, paddelt, erwischt ihn natürlich nicht. Hunde sind dumm. Sie merken sich nie, dass Steine sinken.
Dafür stieben ein paar Enten auseinander, die sich bis in Ufernähe vorgetraut haben. Muschi ist begeistert.

Von da an wird es zum Spiel. Wann immer die Hündin aus dem Teich klettern will, werfen Adrian und ich Steine, um sie davon abzulenken.
Ich bin ganz froh über diese Beschäftigung, ich weiß ehrlich gesagt nicht recht, worüber ich mit ihm reden soll. So können wir wenigstens ab und zu einen Kiesel werfen und über den Hund lachen.

Unter einem der Steine findet Adrian ein verschmutztes Kondom. Klar, dass er es Julia vor die Nase halten muss: „Hey Süße, Lust auf einen Quickie?“
Ich grinse, während er ein paar herbe Worte zu hören bekommt. Ich kann mir gut vorstellen, dass er das Gummi sogar vor einiger Zeit selbst hier weggeworfen hat, früher ist der See immer einer seiner Lieblingsplätze gewesen.

Julia hat sich wieder beruhigt, und liegt jetzt auf dem Bauch, um ihre Hinterseite zu bräunen. Der Bikinistring ist mehr als knapp, und Adrian massiert mit einer Hand ihre Pobacken.
Ich fühle mich fehl am Platz.

Langsam wird es kühler. Über dem Wasser tanzen Mückenschwärme.
Irgendwann schlägt Adrian vor, wieder zu fahren. Eigentlich bin ich froh darüber. Julia steht ohne ein Wort auf und zieht sich ihr T-Shirt und den kurzen Rock wieder über.

Adrian reißt ein paar flache Witze, als wir zum Auto zurück gehen.
Er nutzt jede Möglichkeit, um Muschi zu sich zu rufen und über die Gesichter der anderen zu lachen.
Er hat nicht an den Sonnenstand gedacht, und so ist sein roter Golf eine einzige Sauna. Eigentlich ist es der Wagen seiner Eltern, aber Adrian benutzte ihn dauernd. Er kümmert sich nicht um das Geschimpfe von seinem Vater, erzählt er, als wir einsteigen.

Sie setzen mich am Bahnhof ab, ich habe noch viel Zeit. Ich weiß nicht, wie ich mich verabschieden soll. Bis bald? Ciao? Mach's gut? Lauter Floskeln.

„Meld dich, wenn du wieder in der Stadt bist, okay?“
Er guckt mich an, seine Haare zerzaust, ein bisschen Sonnenbrand auf der Nase.

„Ja, klar, mach ich … bis bald, Adrian“, antworte ich und weiß, dass ich lüge.

 

Hi Maus,

eine Geschichte über das Auseinanderleben, atmosphärisch dicht. Selbst an den alten Plätzen ist es mit den alten Freunden nicht mehr so, wie es war, auch wenn sich kaum etwas geändert zu haben scheint. Man ist nur im unterschiedlichen Tempo gegangen.

Das hast du gut und sehnsuchtsvoll engefangen. Hat mir sehr gut gefallen.

Einen lieben Gruß, sim

 

Hallo Maus

mir hat deine Geschichte auch sehr gut gefallen. Sie ist wie aus dem Leben gegriffen. Schade, dass es wirklich sehr oft passiert, dass Freundschaften so oder ähnlich enden.
Dadurch dass du den Hund Muschi miteingebaut hast, bekam die Geschichte noch einen aufgelockerten, lustigen Part ab.
Mit der an sich selbst gestellten Frage, was Adrian für eine Lehre angefangen hat und der Feststellung selbst nicht zu wissen was er früher arbeitete, wurde deinem Prot. auch schon bewusst, dass sie sich voneinander entfernt haben.
Eine kleine Geschichte, die uns allen sicher bekannt vorkommt, da wir Freundschaften gewinnen aber auch verlieren.

Einen schönen Abend wünscht dir

Morpheus

 

hello Maus ,

eine gelungene, sehr runde Geschichte, die sprachlich einwandfrei eine unangenehme Stimmung wiedergibt, wie sie wohl jeder kennt. Brillant der Einfall mit dem Hund, sonst hätte ich die Gedankengänge zu düster gefunden.
Ich denke aber, etwas mehr Neid auf die hübsche Freundin hätte es ruhig sein dürfen, angesichts der sechsmonatigen Enthaltsamkeit sogar sabbernder Geifer ;-)

'Besitzdemonstration: Meins, Hände weg.' - ich glaube, solche Gedanken machen sich eher Frauen, Männer haben einfach nur ihre Hand gern da. Aber witzig ist die Zeile allemal!

'Dass Adrian einfach seine neue Flamme mitschleppt, obwohl ich eigentlich mit ihm reden will, nach so vielen Jahren, finde ich nicht okay.' Eigentlich auch ein Gedankengang, der für Männer eher untypisch ist. Besonders im Angesicht eines von der Natur begünstigten Mädels ;-)

War trotz der durchschimmernden Traurigkeit sehr schön zu lesen, Kompliment!

Viele Grüsse vom gox

 

nicht mal Tippfehler? :schiel:

Hallo sim, illu, Morpheus und gox!

Danke für das Lob, ich freu mich total, dass ich Euch ein bisschen Athmosphäre vermitteln konnte. :bounce:
Ihr habt die Geschichte genau so verstanden, wie ich sie schreiben wollte.

@gox: kommt wohl auf den Mann an, ob er Neid oder nicht empfindet. Hier wollte ich hauptsächlich herausarbeiten, wie sich Nico durch Julia noch mehr fehl am Platz vorkommt - er hat den Eindruck, die beiden wären zeitweise lieber ohne ihn da. Deswegen habe ich Julia auch erst mit eingebaut, um den hohen Grad der Fremdheit noch zu unterstreichen.
Aber: ich geb natürlch zu, dass ich mich nicht ganz einfach tu damit, mich in Männer hineinzuversetzen. ;)
Vor allem was den sabbernden Geifer anbetrifft .... egal. ;)

vielen Dank an Euch!
liebe Grüße

Anne

 

Hey Maus!

nicht mal Tippfehler?
:naughty:
Dooooohooooch:
Langsam schlendern wir am Ufer des Weihers entlang, Adrinans Hand
liegt auf Julias Hintern.
Adrians :D

Hmpf, jetzt muss ich wohl auch noch was zu der Geschichte sagen, oder? Naaguuut... hat mir sehr gut gefallen - auch wenn ich anfangs minimal verwirrt war (die ersten paar Absätze), wer der Erzähler ist. Aber das hat sich ja dann schnell geklärt.
Zu bemängeln hab ich eigentlich nichts weiter, eine sehr schöne und atmosphärische Geschichte, die an eigene verflossene Freundschaften erinnert - an die schönen Zeiten, die man zusammen hatte, usw. *seufz* Aber um ehrlich zu sein, so schön die alten Zeiten mit den Leuten waren, vermiss ich die Leute nicht wirklich, bzw. trauer denen nicht so wirklich nach. ;)

Liebe Grüße
Ally

 

hallo Alli!

Danke, Fehler ist raus: :)

Und Dein Lob freut mich sehr ... :bounce:

liebe Grüße
Anne

 

Sinkende Steine wie? :)
Die KG hat mir sehr gut gefallen sie transportiert einfach eine Atmosphäre :hmm: die mitreißend ist.
Eine kleine runde Geschichte mit nettem Schreibstil.
Nice

 

Komisch, irgendwie reizen mich diese Lobeshymnen zum Widerspruch.

Das Erste, was alleine durchs Ansehen auffällt ist, ist ein formaler Aspekt. Du machst zwei verschiedene Arten von Absätzen. Einen durch einen einfachen Zeilenvorschub, einen anderen durch Zeilenvorschub und Leerzeile.

Nimm dir irgendein Buch oder irgendeine Zeitschrift. Du wirst feststellen, dass es dort jeweils nur eine Art von Absatzkennzeichnung gibt. In der Regel wird ein neuer Absatz durch einen einfachen Zeilenvorschub begonnen plus Einrückung der ersten Zeile des neuen Absatzes. Ich selbst füge hier auf KG.de zum Beispiel nur deshalb eine Leerzeile hinzu, weil es besser lesbar ist. Ein neues Kapitel wird - ebenfalls in der Regel - durch Zeilenvorschub plus Leerzeile plus Nicht-Einrücken der ersten Zeile gekennzeichnet. Es gibt Abweichungen - aber du wirst nirgends zwei verschiedene Arten von Absätzen finden, weshalb du dir das schnellstmöglichst wieder abgewöhnen solltest. <grübel> Ich hab das schon mal irgendjemandem erklärt. Ich hoffe, das warst nicht du. Es ist doch sehr ermüdent, sich zu wiederholen und ins Leere zu reden.

Das Zweite - ich habe nur die ersten Sätze gelesen, dann bin ich zum Ende gesprungen und dann habe ich diese Kritik formuliert. Gelesen habe ich:

Maus schrieb:
„Komm sofort her, Muschi!“

Adrian pfeift durch die Finger. Darum habe ich ihn schon immer beneidet, nie habe ich das gelernt.
Die Colliehündin dreht den Kopf, verlangsamt ihr Tempo und bleibt schließlich stehen.

„Bei Fuß!“
Langsam kommt sie uns entgegen getrottet. „Brav.“

Den Hund ausgerechnet Muschi zu nennen, ist natürlich Adrians Idee gewesen. Es ist ja auch sein Hund. Eine Schnapsidee. Als er mir am Telefon davon erzählt hat, vor etwa einer Woche, hat er noch in den Hörer geprustet. Dabei hat er sie schon seit über drei Jahren.
Sie ist ein Witz auf vier Beinen, die einen lachen sich tot, wenn sie Adrian nach ihr schreien hören,


Gut, hab ich mir gedacht, einen Hund Muschi zu rufen, wie eine Katze, ist wohl wirklich ziemlich albern. Dann kommt dein Nebensatz:


Maus schrieb:
die anderen drehen sich pikiert weg.

Weshalb drehen sich die anderen pikiert weg? Nur weil einer seinen Hund wie eine Katze ruft? - Es hat, naiv wie ich bin, etwas gedauert, bis ich das verstanden habe.

Du unterstellst dem Leser, sofort mit "Muschi" eine bestimmte Bedeutung zu assoziieren. Diese Verallgemeinerung ist nicht nur nicht zulässig, sondern ich als Leser habe sie zudem als ärgerlich-beleidigend empfunden.

Klaus

 

Hallo Maus,

Du hast schön beschrieben, wie es um die Beziehung der beiden `Freunde´ bestellt ist. So muss die Beschäftigung mit dem Hund dazu herhalten, Unsicherheit und Verlegenheit zu überspielen. Letztlich ist dem Erzähler klar, dass die ganze Beziehung keine Zukunft haben kann. Nicht ganz klar ist, warum er so ein Frauenheld sein kann, er geht ja auch nicht gerade galant mit seiner Freundin um.
Der Hundenamen wird wohl kaum so einen starken Effekt auf die Mitmenschen haben, wie geschildert.
Ungünstig (ständig denkt man, es würde ein neuer `Schauplatz´ eingeführt) finde ich auch die ganzzeiligen Absätze, besonders als Abgrenzung zu einem Dialog, der doch zum Geschehen eines Absatzes gehört.


Zitat:
Ich stehe noch immer, habe gar nicht bemerkt, wie er sich neben Julia auf die Decke gesetzt hat.
- dass („wie“ würde sich auf die Art und Weise seiner Bewegungen beziehen).

Was hat er vor der Lehre überhaupt gemacht? Ich will nicht fragen. Irgendwie sollte ich das wissen.
- „Irgendwie“ kommt mir seltsam vor, da er es halt nicht weiß. `Eigentlich´ finde ich passender.

Liebe Grüße,

tschüß... Woltochinon

 

Hallo Klaus!

Danke für formale Hinweise, das werd ich mir näher anschauen.

Ich wollte durch diesen Namen eigentlich genau eine Sache erreichen: eine nähere Charakterisierung von Adrian. Später im Text wird sein Charakter noch an anderen Beispielen und Verhaltensweisen (die aus meiner Sicht keinen Anlass zu einer ärgerlich-beleidigten Reaktion geben) verdeutlicht. Der Name war für mich schlicht eine indirekte Möglichkeit zur Charakterisierung.
Die Geschichte ist aus der Sicht eines etwa 25 jährigen Mannes erzählt. Auch besagter Adrian ist in diesem Alter, und die Charaktere der beiden würden meiner Meinung nach nicht denken „die Leute drehen sich pikiert weg, weil sie den Namen als weibliches Geschlechtsteil deuten“. Den Protagonisten ist die Doppeldeutigkeit einfach klar.

Ich hab drüber nachgedacht, dass Du meinst, ich würde jedem Leser unterstellen, sofort eine bestimmte Bedeutung zu assoziieren. Der Erzähler und Adrian tun dies, dem Leser wird es jedoch meiner Ansicht nach nicht unterstellt. Wenn er dies nicht assoziiert, hat er dennoch ein Bild, dass man eben normalerweise den Hund nicht wie Katze nennt, und kann auf Adrians Charakter Rückschlüsse ziehen (albern, etwas verquer … ). Somit ist es meiner Ansicht nach nicht notwendig, dass der Leser das Wortspiel in beiden Varianten versteht, eine reicht mir schon.
Außerdem gebe ich Hinweise im Text, wie es eben noch verstanden werden kann – zum Beispiel durch das Wort pikiert, ich gebe dem Leser die Hilfe, um beides zu erfassen.
Eine Unterstellung wäre es, würde ich die Hinweise weglassen und wäre diese Art des Verständnisses für den Text essentiell und die einzig mögliche.

Ich wollte niemanden beleidigen, oder ihm eine bestimmte Denkweise unterstellen. Es tut mir Leid, wenn dies doch geschehen ist.


@ Nice – Danke für Dein Lob. :)

Hallo Wolto!

Danke, freut mich sehr, wenn Du die Beziehung der beiden so verstanden hast. Frauenheld: es gibt halt auch verschiedene Frauen ;) und die, die sich so mir nichts dir nichts in einer Disco abschleppen lassen, sind vielleicht auch die, die von Adrians (gutem?) Aussehen und seinen Witzen beeindruckt sind. Muss halt zusammenpassen.

Die Absätze werde ich wohl noch umändern.

Vielen Dank für die beiden Detailanmerkungen, da geht mir die Umgangssprache durch: ;) Ich werde beides ändern.

schöne Grüße

Anne

 

Hallo Maus!

Den Hund ausgerechnet Muschi zu nennen, ist natürlich Adrians Idee gewesen.
In unseren Breitengraden - den bayerischen nämlich - da tituliert man gerne Katzen so. Ich finde das immer total - unangebracht. Lass es mich so formulieren.

Ich hab aufgehört …

„Ja, gern, danke … “

Woher kenne ich das? Ach ja, von mir...

Ein paar kleine Algen sind auf ihrer Milchkaffeehaut gelandet.
:thumbsup:

Ich habe da eigentlich wirklich nichts zu beanstanden, kurz und knapp, dicht beschrieben, fesselnd, tolle Formulierungen, wirklich gut.

In diesem Sinne
c

 

Maus schrieb:
Danke für formale Hinweise, das werd ich mir näher anschauen.

Richtig so. Eine gesunde Skepsis ist immer angebracht, egal wie bestimmt einer daherkommt. (<g> Recht hab ich trotzdem.)

Maus schrieb:
Ich wollte durch diesen Namen eigentlich genau eine Sache erreichen: eine nähere Charakterisierung von Adrian. Später im Text [...]

Du solltest dich hüten, den Leser bereits am Anfang eines Textes vor den Kopf zu stoßen, indem du ihm Ansichten unterstellst, die er nicht (zwangsläufig) hat. Es nützt dir überhaupt nichts, wenn du Zeilen später deine Äußerung erklärst. Der Leser ist vorher schon weg und futsch. Nimm die Leser hier auf KG.de nicht als Maßstab, denn das sind gutwillige Leser, vor allem der lieben kleinen Maus gegenüber. Du kannst dem Leser jede Aussage verkaufen, dazu musst du sie allerdings im Text ausreichend vorbereiten und sie ihm nicht einfach vor den Latz knallen.

Und ich wette mit dir, dass ganz speziell Katzenbesitzer, für die das Rufen ihrer Katze mit "muschi, muschmusch" selbstverständlich ist, über deine Verallgemeinerung eine leichte Verstimmtheit zeigen werden. Hm. Im Duden steht zwar nichts darüber, aber ich könnte mir vorstellen, dass "Muschi" als Katzenbezeichnung und Katzenruf eine regionale Besonderheit ist. Ich jedenfalls bin damit aufgewachsen.

Klaus

 

Hi Maus,

auch mich erinnert deine Geschichte an alte Freundschaften.
Damals hat man geglaubt sie würden ewig halten.

Ein Umzug, anfängliche Telefonate. Jahre dazwischen. Das Wiedersehen.
Leere, Entteuschung, Schulterzucken. Ein bisschen Wehmut. Vergessen.
So ist nun mal das Leben.

So, nun mal zu Muschi.

Man stelle sich vor: Zwei Jungs am Badesee. Viele andere drumherum. Ältere
und Gleichaltrige. Der Hund oder auch eine Katze, läuft ins Wasser( ach nee, Katzen gehen ja nicht ins Wasser, egal)
Der Junge ruft: "Muschi, komm her!"
Die Mädels am See schauen sich entsetzt nach dem Frevler um.
Die älteren Damen schütteln den Kopf, die Jugend wird auch immer unverschämter.
Keiner hat sofort bemerkt, dass es sich um den Hund handelt.

Ist es da nicht normal, dass das dem Jungen peinlich ist? :shy:
Mehr hast du doch garnicht ausdrücken wollen, nichtwahr?!

Eine schöne erinnere dich Geschichte.

lieben Gruß,
coleratio

 

Hallo chazar, danke Dir für Dein Lob. :)

Hallo Klaus nochmal!

Du solltest dich hüten, den Leser bereits am Anfang eines Textes vor den Kopf zu stoßen,
hier gebe ich Dir eigentlich recht,
indem du ihm Ansichten unterstellst, die er nicht (zwangsläufig) hat.
hier dachte ich, bereits in der ersten Antwort erläutert zu haben. Ich möchte diese Diskussion an dieser Stelle nicht breittreten, kann Dir dazu allerdings gerne eine email schreiben.

Du kannst dem Leser jede Aussage verkaufen, dazu musst du sie allerdings im Text ausreichend vorbereiten und sie ihm nicht einfach vor den Latz knallen.
Das kann man diskutieren. Oder man „knallt dem Leser erstmal was vor den Latz“, das kann einen Text interessant machen. (Wenn es nicht reiner Selbstzweck und Provokation ist) ;)

Was die Verstimmtheit der Katzenbesitzer angeht: Katzen so zu locken ist in Bayern durchaus gebräuchlich. Und: meine Familie hat selbst seit Jahren Katzen ;)

Hallo coleration!

Danke auch für Deine Gedanken und das Lob. Allerdings muss ich gestehen, dass ich Dein Statement zum Thema Muschi nicht ganz begriffen habe … :shy:

Schöne Grüße
Anne

 

Nicht?
hm, vielleicht hab ich ja was missverstanden :hmm:
War es nicht so, dass sich jemand darüber aufgeregt hat, das es deinem Prot unangenehm war, seinen Hund Muschi zu rufen?

Wenn ja, wollte ich nur erklären, das ich deinen Prot verstehen kann.

Wenn nicht, dann vergiss den Kommentar :sealed:
Bin jetzt zu müde es nochmal nachzulesen. :shy:

schönen Gruß
col.

 

Hallo Maus,

Wir haben Mitte März und ich bin gezwungenermaßen täglich am Schneeschieben. Was ist das doch für eine Abwechslung, in eine Mittsommeratmosphäre hineingezogen zu werden, die man - wie die anderen auch schon nostalgisch angehaucht bemerkten - kennt! :)
Ich lag auch jahrelang an Baggerseen und betrachtete die Stöckchenwerferei von Mitbadenden; da das aber ein FKK-See war, hätte sich wahrscheinlich nur ein breites Grinsen auf den Gesichtern über den Muschi-Ruf beobachten lassen :D.
Diese Diskussion darüber ist köstlich.

Mir hat die KG sehr gut gefallen: Klar, wenn man sich so "heimisch" in der Geschichte fühlt...

„Ja, klar, mach ich … bis bald, Adrian“, antworte ich und weiß, dass ich lüge.

das "lügen" finde ich überflüssig oder einfach etwas zu eindeutig zum restlichen Kontext.

Lieber Gruß
bernadette

 

Hallo bernadette!

Ja, der richtige Zeitpunkt für eine Sommer-Sonne-Badegeschichte - mir hängt der Schnee langsam auch zum Hals raus! Schön, dass Du sie noch einmal ausgegraben hast. :)
Freut mich, dass sie Dir gefallen hat! Ja, die Diskussion ... ich bin immernoch am Überlege, ob ich den Hund nicht umnennen soll, aber mir fällt irgendwie kein wirklich guter anderer zweideutiger Name ein. Schön, dass Du drüber schmunzeln kannst. Das lügen am Schluss ist schon ein sehr starkes Wort, das stimmt. Allerdings wollte ich dadurch die Entfremdung noch deutlicher machen ... vielleicht lässt es sich noch weicher umformulieren.

Vielen Dank,
Anne

 

Hallo Maus,

es ist immer erschreckend, wenn man Menschen wiedersieht, mit denen man Jahre zuvor soviel Zeit verbracht hat. Eine gute Zeit wahrscheinlich noch. Und dann merkt man, dass man sich in unterschiedliche Richtungen entwickelt hat, oder wie in Adrians Fall, in gar keine. Eigentlich ist er zu beneiden, lebt er doch in den Tag hinein, ohne sich mit Verantwortung zu quälen. Wenn er Glück hat, dann kann er dieses Leben noch lange führen, wenn nicht, dann verpasst er leider den Anschluss und es gibt keinen Platz mehr für ihn in der Gesellschaft.
Ich habe deine Geschichte genossen. Sie ist sehr gut geschrieben und beschreibt eine passende Atmosphäre. Ich hoffe, dass man trotz der fortschreitenden Zeit und des damit verbundenen Älterwerdens, sich einen Platz in seinem Innern behält, der immer ein wenig wie Adrian ist. Ein Hauch unbefangener Jugend, ohne Sorgen, ohne Probleme.

Einen lieben Gruß...
morti

 

hallo morti!

fast hätte ich Deine Antwort übersehen, deswegen auch erst jetzt meine Reaktion ... :shy:
Vielen Dank erstmal! Es freut mich, dass Du die Geschichte genießen konntest. Immer ein bisschen Adrian wäre nicht schleht, nur das ganze Leben ein ganzer Adrian ...

liebe Grüße
Anne

 

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom