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Amelie

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26.08.2008
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Amelie

Ich weiß das Titel und Nick gleich sind, doch hoffe ich das dies nicht für allzu große Verwirrung sorgt. Viel Spaß beim lesen, ich hoffe es gefällt.


Carmen sitzt zusammengekauert in ihrem Sessel. In dem Zimmer ist es stockdunkel, nicht einmal ein paar Sonnenstrahlen verirren sich durch das Rollo, so weit ist es zugerammt. Sie ist allein, und sie will auch niemanden um sich haben. Nicht jetzt, nicht später, nicht morgen – am besten nie wieder.
Vor ihr auf dem Couchtisch liegt ein Brief, sie nimmt ihn zur Hand und liest ihn zum wiederholten Male:

„Carmen,
es tut mir leid. Doch so wie es jetzt ist, geht es nicht weiter. Nicht nur du leidest unter der Situation. Und dennoch tust du so, als wärst nur du in einer schwierigen Lage. Wie es mir bei der ganzen Sache geht, interessiert dich nicht. Lange Zeit habe ich gedacht, dass du lediglich Zeit brauchst. Ich gab dir Zeit … und jetzt? Es ist über sechs Monate her. Carmen, irgendwann kann auch ich nicht mehr. Wie lange denn noch?
Wenn du wenigstens Emotionen zeigen würdest, schreien, wüten, toben würdest – doch nichts dergleichen. Du sitzt meistens still in einer Ecke und schweigst. Manchmal habe ich das Gefühl, dass du weinen möchtest, doch du hast mit der Zeit so viel geweint. Irgendwann versiegen die Tränen.
Sicher, es ist schrecklich solch einen großen Verlust zu erleiden, doch muss das Leben nicht irgendwann weitergehen? Ich weiß genau was du denkst. Aber glaube nicht, dass es mir nicht genau so geht wie dir. Nicht nur du hast ein Kind verloren, es war auch mein Kind. Nicht nur du hast eine Tochter verloren, es war auch meine Tochter. Und obwohl ich mindestens genauso trauere wie du, machst du mir stillschweigende Vorwürfe. Deine Vorwürfe wären eher zu ertragen, würdest du sie endlich mal aussprechen. Doch auch das tust du nicht.
Ich ertrage diese Stille nicht mehr!
Ich glaube, es ist besser wenn ich gehe. Nicht für immer, nur für eine Weile. Damit du deine Trauer verarbeiten, damit du wieder ins Leben finden kannst. Denn offensichtlich konnte ich dir nicht zurück ins Leben helfen.
Es tut mir leid, ich bin in deinen Augen sicherlich ein Feigling. Aber ich muss dir da widersprechen. Ich bin lediglich ein Mann, der auch nicht mehr weiter weiß.
Ich liebe dich.
Kuss Torsten“

Er liebt sie? Wenn er sie liebt, warum verlässt er sie jetzt?
Tränen bahnen sich ihren Weg über Carmens Gesicht. Sie fängt heftig zu weinen an, Schluchzer durchzucken den abgemagerten Körper. Warum? Warum tut er das? Sie braucht ihn doch! Sie braucht ihn jetzt, mehr denn je. Wie konnte das passieren? Ihr kleines Mädchen – tot. Amelie …
Warum konnte sie nicht hören? Wieso ist sie auf die Straße gerannt? Wie oft hatten ihre Eltern ihr erklärt die Straße zu meiden. So oft. Zwar wohnen sie an einer ruhigen Straße, doch selbst hier fahren Autos mit verantwortungslosen Fahrern.

Ja, verantwortungslos war er. Der Unfallfahrer. Es war am 12. April 2008. Die Sonnenstrahlen kitzelten Amelie an der Nase. „Mama, komm lass uns zum Spielplatz gehen.“, bat sie ihre Mutter. „Später. Ich muss erst noch etwas fertig schreiben. Dann können wir gern spielen gehen.“
„Schaukelst du dann wieder mit mir?“, fragte Amelie mit leuchtenden Kinderaugen. Carmen lächelte „Ja du kleine Nervensäge“ und stupste mit dem Finger an ihre Nase. „Aber erst, wenn ich hier fertig bin. Geh doch zu deinen Puppen. Oder frag Papa ob er dir hilft ChouChou zu suchen.“ Die Kleine zieht eine Schnute „Ich will nicht mit ChouChou spielen. Beim letzten Mal hat sie mich gezwickt.“

ChouChou ist eine silbergraue Karthäuser Katzendame mit der Amelie das letzte Mal etwas zu sehr herum gezerrt hat. Sie hat das Mädchen nicht gekratzt oder gar gebissen, nur etwas in den Finger gezwickt.

Carmen guckt ihre Tochter an, „Amelie bitte, lass mich das schnell fertig machen. Dann gehen wir auf den Spielplatz.“

Über eine Stunde musste sich Amelie noch gedulden, aber dafür ging auch ihr Papa mit.

Um zum Spielplatz zu gelangen, mussten sie eine Straße überqueren. Amelie war ein kluges Mädchen für ihr Alter, immerhin war sie erst fünf Jahre alt. Und ihre Eltern erklärten ihr auch oft genug dass sie am Straßenrand warten solle. Was ging an diesem Tag nur in dem kleinen Kopf vor? Anstatt wie immer am Straßenrand zu warten, rannte sie einfach los. Bevor ihre Eltern sie erreichen konnten, kam ein Auto um die Kurve geschossen und erwischte den kleinen Körper. Das Mädchen wurde in die Luft geschleudert und blieb regungslos am Boden liegen. Carmen und ihr Ehemann rannten sofort zu ihr und auch der Autofahrer stieg gleich aus um zu gucken was mit dem Kind war.
Während Carmen ihre Tochter in den Armen wiegte und versuchte sie wach zu behalten, rief Torsten Krankenwagen und Notarzt. „Mein Gott, ich habe sie nicht gesehen.“, versuchte der Fahrer sich herauszureden. Er wollte zu dem kleinen Mädchen gehen, doch Torsten hielt ihn davon ab. „Wagen Sie sich nicht in die Nähe meiner Tochter.“ Die beiden Männer gerieten in einen Streit. "Sie hätten langsamer fahren sollen. Das hier ist keine Landstraße!" In diesem Augenblick schrie Carmen nach ihrem Mann „Torsten, sie spuckt Blut! Oh mein Gott …“
In der nächsten Sekunde stand er neben seiner Frau. Verzweifelt guckt sie ihn an, "Wann kommt denn endlich der Krankenwagen?"

Es kam den beiden wie eine halbe Ewigkeit vor, bis der Krankenwagen, der Notarzt und die Polizei kamen. Während Carmen bei den Sanitätern mitfuhr, blieb Torsten bei den Polizeibeamten.

Später als er im Krankenhaus ankam, saß seine Frau in der Notaufnahme und wartete. Ärzte und Krankenschwestern eilten an den besorgten Eltern vorbei. Und dann kam sie, ihre Tochter, sie wurde direkt in einen OP Saal geschoben. Carmen wollte sie aufhalten „Was ist mit ihr? Wo bringen Sie sie hin? Das ist meine Tochter. Wo bringen Sie sie hin?“ Doch keiner der Anwesenden antwortete ihr. Die Beine der jungen Frau schienen nachzugeben und Torsten konnte sie in letzter Sekunde stützen, bevor sie zusammenbrach.

Stundenlang warteten die beiden darauf, dass sich ein Arzt bei ihnen melden würde. Und irgendwann wandte sich auch einer an die beiden. „Sie sind Herr und Frau Michaelis?“ Die beiden nicken. „Es tut mir leid Ihnen mitteilen zu müssen das …“ Bevor der Arzt seinen Satz beenden konnte, schrie Carmen auf „Nein! Nein! Nein bitte nicht!“ Und sackte in sich zusammen. Torsten versuchte seiner wimmernden Frau aufzuhelfen, doch sie ließ ihn gar nicht an sich ran „Carmen steh bitte auf.“ Doch Carmen blieb auf dem Boden zusammengekauert, wie ein Häufchen Elend. Der Arzt erklärte Torsten, dass Amelie viele innere Blutungen und Knochenbrüche hatte. Amelie wäre nicht mehr zu retten gewesen. Und er fragte, ob sie ihre Tochter noch mal sehen wollen. Carmen sah ihren Mann an und er verstand ihren Blick. Er half ihr hoch und stützte sie auf dem Weg zu ihrer Tochter. Auf den Weg, ihren kleinen Engel ein letztes Mal zu sehen.

Da lag sie, ihre Kind. Das Gesicht ganz blass, aber sie sah aus als würde sie lediglich schlafen. Carmen ging zu ihr hin und streichelte ihr Gesicht. Sie erschrak und schaute ihren Ehemann an „Sie ist kalt. Warum ist sie schon so kalt?“ Torsten nahm seine Frau in den Arm, da er befürchtete ihre Beine würden sonst wieder nachgeben. „Sie ist tot, da wird man nun mal kalt.“ Sie sah ihn an und ihre Lippen begannen zu bibbern. Tränen bildeten sich in ihren Augenwinkeln und bahnten sich einen Weg über das Gesicht der Frau, die er so liebte. Torsten nahm zärtlich ihr Gesicht in seine Hände und legte ihren Kopf an seine Brust. Sie begann zu wimmern „Warum?“, fragte sie immer wieder. Doch auf diese Frage konnte niemand eine Antwort geben.

Wochen später, Amelie war beigesetzt worden, war Carmen nicht mehr dieselbe. Sie war nur noch ein Schatten ihrer selbst. Es verging kaum ein Tag an dem sie sich nicht die Fotos ihrer Tochter ansah. Mit Tränen in den Augen formten ihre schweigenden Lippen immer dasselbe Wort, „Warum?“

Jedes Mal wenn ihr Mann an das Grab ging und sie fragte ob sie mitkommen wolle, antwortete sie immer das gleiche „Ich will nicht. Ich kann das nicht. Ich muss immerzu daran denken, wie sie … da unten...“, sie unterbricht sich um ein Schluchzen zu unterdrücken „...liegt. In der kalten Erde. Wir haben ihr nicht einmal ihr Lieblingskuscheltier mit auf den Weg gegeben. Sie hat dort doch niemanden!“ Und wieder brach die zierliche Frau in Tränen aus.

Torsten versuchte sie zu trösten, er wollte mit ihr wegfahren damit sie abschalten könne. Doch sie funkelte ihn nur wütend an „Wie soll ich abschalten? Meine Tochter ist tot!“ An diesem Tag geschah es zum ersten Mal, das Torsten die Geduld verlor. „Deine Tochter? Hast du etwa vergessen das es auch meine Tochter war? Mein Gott Carmen, es ist nun schon drei Monate her! Irgendwann müssen wir auch mal weiterleben.“ Carmen steht auf und versetzt ihrem Mann eine Ohrfeige „Wie kannst du nur so herzlos sein?“ und stürmt aus dem Zimmer.

Darauf sprachen die beiden wochenlang, ja sogar monatelang nicht mehr miteinander. Er war unsicher. Egal was er tat, es war nicht gut genug. Auf den Friedhof ging er auch immer alleine. Und dann fasste er, nach sechs Monaten, den Entschluss allein zu verreisen.

Früher sprachen sie immer darüber, dass sie gern nach Venedig wollten. Und genau dahin wollte er auch. Sollte Carmen sich daran erinnern, würde sie wissen wo sie ihn finden wird.

Und nun saß sie da, allein in einer leblosen Wohnung. Das Telefon klingelt, doch sie hat keine Lust ranzugehen. Wozu auch? Der Anrufbeantworter springt an und zu hören ist die süße Stimme, die Carmen so schmerzlich vermisst, „Hallo ihr habt versucht uns anzurufen, doch wir sind nicht da. Aber ihr könnt was auf den Anrufbeantworter sagen. Tschüß.“ Und es hinterlässt auch jemand eine Nachricht, doch wer das ist interessiert Carmen nicht. Sie hört den AB sowieso nie ab. Langsam erhebt sie sich aus ihrem Sessel, geht auf den Apparat zu und drückt die Wiedergabetaste. Ihre Mutter … „Schatz ich bin es. Torsten hat bei mir etwas für dich hinterlassen. Bitte hole es ab. Ich habe dich schon so lange nicht mehr gesehen. Ich liebe dich mein Kind, und hoffe du stattest mir bald einen Besuch ab.“
Warum sollte sie zu ihrer Mutter gehen? Sie will gar nicht wissen was ihr Mann bei ihrer Mutter gelassen hat. Carmen löscht die Nachricht und geht ins Bad. Auf dem Weg dahin meint sie ein Lachen zu vernehmen. Sie dreht sich in die Richtung des Lachens, nein das hat sie sich nur eingebildet. Als sie die Tür öffnet ist es wieder da. Ein Lachen. Ein Kinderlachen. „Amelie?“ Das ist doch ihr Lachen, sie würde dieses Lachen überall und zu jeder Zeit wieder erkennen. Carmen rennt ins Kinderzimmer „Hab ich dich!“, doch im Kinderzimmer ist niemand. Enttäuscht verlässt Carmen das Zimmer ihrer Tochter wieder.
Kaum hat sie der Zimmertür den Rücken zugekehrt ist es wieder da, das Lachen. Wollt ihr euch über mich lustig machen, denkt sie. Sie geht ins Bad, wäscht sich ihr Gesicht und betrachtet ihr Antlitz im Spiegel. Die einst strahlend grünen Augen, waren nur noch matt, verquollen und gerötet. Ihre braunen Haare hingen schlaff und fettig herunter. „Wie du aussiehst…“ Und da! Da ist es schon wieder, ein Lachen. Carmen geht ans Fenster und da sieht sie, sie. „Amelie?“, flüstert sie. Das kleine Mädchen guckt nach oben, direkt zu Carmen und winkt lachend hinauf. Ein seltsames Lächeln huscht Carmen über die Lippen und sie stürmt in der nächsten Sekunde nach draußen. Das Mädchen läuft weg und Carmen ihr hinterher „Amelie warte! Verlass mich bitte nicht noch einmal.“ Doch das Mädchen hört nicht auf sie und läuft direkt auf die Straße zu. Ein Auto kommt um die Kurve, nein nicht noch einmal! Carmen stürzt auf das kleine Mädchen zu und reißt sie an den Schultern von der Straße weg. Durch den Ruck von Carmen stürzen beide zu Boden. Keine Sekunde später kommt eine kreidebleiche Frau auf die beiden zugelaufen. „Oh mein Gott Marie! Ist dir was passiert?“ Das Mädchen guckt Carmen an und lächelt dann ihrer Mutter zu. „Nein Mama, mir geht es gut. Ich habe nur ein paar blaue Flecken. Die Frau hat mich gerettet.“ Carmen die, die Kleine noch festhält lässt von dem Kind ab. Es ist nicht Amelie! „Vielen Dank, Sie haben meiner Tochter das Leben gerettet.“ Sie steht auf, klopft sich den Schmutz von den Sachen und setzt zum Gehen an, doch das Mädchen hält sie zurück. „Kommst du mit zum Spielplatz?“ Dieses Lächeln, dieses Strahlen in den Augen, sie erinnert Carmen so sehr an Amelie. Carmen lächelt matt und nickt.

Auf dem Spielplatz tobt Marie herum, rutscht, schaukelt und klettert am Klettergerüst hoch und runter. Carmen beobachtet das Kind. „Warum sind Sie so traurig?“ Sie guckt die Mutter des Mädchens an. „Vor sechs Monaten wollten mein Mann und ich auch mit unserer Tochter hierher gehen um zu spielen. Aber dazu sollte es nicht kommen, Amelie starb. Sie wurde an der Stelle umgefahren, an der beinahe Ihre Tochter angefahren worden wäre.“ Carmen hält sich die Hand vor dem Mund, wieder beginnt sie zu bibbern und die Tränen brechen wieder durch. Die fremde Mutter nimmt sie in den Arm und Carmen weint. Sie weint und erzählt dieser Frau die ganze Geschichte.

Als sie fertig ist und sich wieder einigermaßen gefasst hat, entschuldigt sie sich. „Sie brauchen sich doch nicht zu entschuldigen. Jeder Mutter und jeden Vater würde es nicht anders ergehen. Aber ich würde Ihnen empfehlen, langsam wieder Kontakt mit dem Leben aufzunehmen. Das Lachen was Sie gehört haben, dass war bestimmt Ihre Tochter. Sie schickte Sie als Schutzengel für meine. Wären Sie nicht gewesen, wäre meine Tochter jetzt vielleicht tot.“ Carmen nickt nur. Sie hat ja recht, aber warum fällt es ihr nur so schwer sich wieder zu erheben, sich aufzurichten? Die Frau lächelt sie an „Gehen zu Ihrer Mutter. Nähern Sie sich wieder Ihrem Mann. Ich vermute er wartet nur auf ein Zeichen von Ihnen.“ Ein schwaches Lächeln huscht über Carmens Lippen „Ja da haben Sie recht. Danke fürs Zuhören. Ich muss jetzt auch gehen.“
Als sie gehen will, hält sie eine kleine Hand fest. „Gehst du schon?“
„Ja.“
„Wohin?“
„Zu dem Papa meiner Tochter.“ Marie lächelt und geht zu ihrer Mutter „Komm Mama, ich möchte jetzt gern einen Pudding. Kochst du mir welchen?“

Nervös steht Carmen vor der Wohnungstür ihrer Mutter und überlegt ob sie nun klingeln soll oder nicht. Sie hat sich so lange nicht blicken lassen, will ihre Mutter überhaupt noch etwas von ihr wissen? Carmen entscheidet sich doch zu klingeln. Es vergeht eine kurze Zeit bis sich die Tür öffnet und ihre Mutter sie anstarrt als sei sie ein Geist. Nur um sie in der nächsten Sekunde zu umarmen „Oh mein Kind, mein liebes Kind! Wie lange habe ich auf dich gewartet.“ Und Carmen bricht in Tränen aus. „Mama, ich habe dich vermisst!“ Ihre Mutter nimmt zärtlich das Gesicht ihrer Tochter in die Hände „Ich dich auch. Komm, wir gehen in die Küche, ich koche uns einen Kaffee und wir …“ Doch Carmen unterbricht sie „Nein, ich möchte gern nur das abholen was Torsten dir hier gelassen hat. Aber ich komme bald wieder, versprochen.“ Ihre Mutter lächelt und geht in die Wohnung, um wenig später mit einem länglichen Briefumschlag zurückzukommen.
„Den hat er mir vor ein paar Tagen gebracht.“ Carmen betrachtet den Umschlag. Was ist da wohl drin? Und öffnet ihn. Zum Vorschein kommt ein Flugticket „Oh mein Gott! Ein Ticket nach Venedig.“ und dazu ein kurzer Brief.

„Liebe Carmen, wir sprachen immer davon das wir Venedig unsicher machen wollten. Ich wollte das immer nur mit dir und Amelie machen, doch nun bin ich alleine hier. Doch ich hoffe das du dies von deiner Mutter abholst, bevor ich wieder zurückkomme. Ich liebe dich und warte im Hotel Casa Nicolò. Für dich ist alles in die Wege geleitet, du brauchst nur noch ins Flugzeug steigen und endlich zu mir zu kommen. In Liebe dein Torsten.“

Ihre Mutter guckt sie an „Und? Was wirst du nun tun?“
„Amelie wollte das ich das kleine Mädchen rette. Und sie würde auch bestimmt wollen, dass ich ihren Papa nicht länger alleine lasse, denn das habe ich ja nun lange genug getan. Ich muss schnell heim und packen.“ Zum Abschied küsst Carmen ihre Mutter und eilt nach Hause.

Am nächsten Tag stand sie nervös an der Rezeption des Hotels und sprach mit der Empfangsdame. Diese rief in dem Zimmer ihres Mannes an, um zu sagen das seine Frau angekommen sei, doch es ging niemand ran. Nervosität erfasste Carmen. Wo war er? Plötzlich legte sich von hinten eine Hand über ihre Augen „Ich habe dich vermisst.“ sie dreht sich um und blickt in die sanften blauen Augen ihres Mannes. „Torsten ich …“ Doch er legt ihr einen Finger auf die Lippen „Scht, sag nichts. Amelie hat mir alles erzählt. Ich wusste du würdest kommen.“

Am Abend unterhielten sich die beiden so lange, wie sie es schon seit langer Zeit nicht mehr getan hatten. Und Carmen wurde wieder glücklich. Auch Amelie fand ihren Frieden, sie hatte es geschafft das ihre Eltern wieder zueinander fanden.

Zwölf Monate später bekamen Carmen und Torsten einen kleinen Sohn, sie nannten ihn Oskar, so wie auch Amelie ihr Lieblingsteddybär heißt.

 

Hallo,

Carmen sitzt zusammengekauert in ihrem Sessel. In dem Zimmer ist es stockdunkel, nicht einmal ein paar Sonnenstrahlen verirren sich durch das Rollo, so weit ist es zugerammt. Sie ist allein, und sie will auch niemanden um sich haben. Nicht jetzt, nicht später, nicht morgen – am besten nie wieder.
Vor ihr auf dem Couchtisch liegt ein Brief, sie nimmt ihn zur Hand und liest ihn zum wiederholten Male:
Das ist eine ganz einfache Faustregel. 3. Person und Präsens klingt nicht wie eine Geschichte, sondern wie ein Protokoll oder ein Bericht. Ich würd das echt nicht machen.

Manchmal habe ich das Gefühl das du weinen möchtest
, dass du

Sicher es ist schrecklich
Sicher, - das fällt unter die Ausrufsregel, glaub ich

Ich weiß genau was du denkst.
Args, jetzt gibt’s zu viele Kommafehler, am Anfang war’s konzentrierter wohl. Nächste Faustregel: Wo ein Verb ist, ist oft auch ein Komma.

Aber glaube nicht dass
Hier fehlt wieder ein Komma, obwohl du das „dass“ richtig hast, also ich geh nicht mehr auf Komma-Fehler ein, da muss man als jemand, der schreibt, einfach durch. Dann muss man die Regeln halt pauken.

Über eine Stunde musste sich Amelie noch gedulden, aber dafür gingen beide Elternteile mit ihr zum Spielplatz.
Das ist ein bisschen kompliziert, aber die Erzählkonstruktion ist arg abenteuerlich. Also die Abfolge, versuch dir mal die einzelnen Absätze gesondert durchzulesen.
Es beginnt da mit diesem Zustandsbericht (3.Person+Präsens), dann der lange Brief in Briefform eben, dann so ein Abschnitt Ich-Erzähler-Bewusstseinsstrom und jetzt hier ein erzählendes Präteritum ... also es wirkt wie Stückwerk. Auch der Zoom flackert, mal wird praktisch aus der Figur erzählt, dann von furchtbar weit weg (Beide Elternteile).

Ob der Fahrer nicht hätte langsamer fahren sollen, immerhin sei dies keine Landstraße sondern eine ganz normale Nebenstraße.
Das wirkt zynisch kalt durch die indirekte Rede. So gefasst und rational. Du findest nicht die richtigen Mittel, um die Szenen zu transportieren.

„Liebe Carmen, wir sprachen immer davon das wir Venedig unsicher machen wollten. Ich wollte das immer nur mit dir und Amelie machen, doch nun bin ich alleine hier. Doch ich hoffe das du dies von deiner Mutter abholst, bevor ich wieder zurückkomme. Ich liebe dich und warte im Hotel Casa Nicolò. Für dich ist alles in die Wege geleitet, du brauchst nur noch ins Flugzeug steigen und endlich zu mir zu kommen. In Liebe dein Torsten.“
Venedig wär wirklich der letzte Ort, wo man hingehen würde, wenn man Trauer verarbeiten will. Warst du da mal? Es ist schon romantisch auf eine morbide, schlammige Art.
Es kippt hier übrigens furchtbar in Kitsch, in eine naive Traumvorstellung, er ist halt in Venedig und hält einfach mal zum genau richtigen Zeitpunkt ein sündhaft teures Hotelzimmer für sie bereit.

Der Verlust eines Kindes ist wirklich ganz schwieriges Material, sich da als Schreibanfänger ranzuwagen kann fast nur schief gehen. Natürlich ist es sehr emotional, aber man hat das dann auch schon oft gesehen und gelesen, von Profis geschrieben, von großen Literaten, da wirkt dann deine Version leider einfach stümperhaft.
Das naive „Alles wird gut Ende“ … ja, ich weiß nicht. Als Literatur funktioniert der Text nicht, vielleicht für Trauerende, das ist aber dann was ganz anderes, das ich auch gar nicht beurteilen kann.

Gruß
Quinn

 

Hallo Quinn,

deine Einschätzung wirkt wirklich sehr plump. Zumal du nicht vergessen darfst, wofür dieses Forum hier eigentlich erschaffen wurde.
Hast du schon einmal daran gedacht, die Gefühle anderer zu verletzen?
Scheint mir nicht so, sonst würdest du mit deinem Wissen nicht so herum posaunen. Konstruktive Kritik mag einerlei sein, aber das Schaffen und Denken eines Jeden ist doch etwas anderes.

Vielleicht solltest du mal darüber nachdenken, wie du dich fühlen würdest, wenn dir jemand eine derartige Kritik vor den Latz knallt. Na, spürst du es?

Und um auf die Sache mit Venedig zu kommen: Ist dir nicht mal in den Sinn gekommen, dass man eine andere Absicht haben könnte, als sich hinter kilometer dickem Glas zu verstecken?

Sicher ist es nicht meine Absicht, deine Kritik schlecht zu machen - an einigen Stellen ist schon etwas dran -, aber es ist doch etwas zu viel des Guten.

Wenn du es anders siehst, dann gut. Dafür ist Meinungsfreiheit schließlich auch da.

Liebe Grüße
Fe

 

Hallo Fe,

hier prallen zwei Welten aufeinander. Dein Interesse gilt dem Autor, meine dem Text.
Ich betrachte es nicht als meine Aufgabe, mit Satinhandschuhen das Ego der Autoren zu streicheln. Dafür gibt es Druckkostenzuschussverlage und damit kann man dann auch Geld verdienen.


Wäre natürlich schön gewesen, wenn du die Geschichte ebenfalls kommentiert hättest, um dann vielleicht mal die Unterschiede aufzuzeigen.

Was du meiner Kritik vorwirft, gerade die Sache mit Venedig, da muss ich mich schon fragen, ob ich mich nicht vernünftig ausdrücken oder du nicht gescheit lesen kannst.

Wie man aus dem hier:

Venedig wär wirklich der letzte Ort, wo man hingehen würde, wenn man Trauer verarbeiten will. Warst du da mal? Es ist schon romantisch auf eine morbide, schlammige Art.
darauf kommen kann, dass ich erwartete, Trauernde würden sich hinter kilometerdickem Glas verstecken, ist mir ein Rätsel.


Quinn

 

Hallo Quinn,

nun wo ich Abstand gewonnen habe, kann ich mich auch zu deiner Kritik äußern.

Ich bin noch am Überlegen ob ich mich geschmeichelt oder beleidigt fühlen soll, weil du mich mit großen Literaten vergleichst. Ich finde dieser Vergleich hinkt. Denn ich bin mir sicher, dass hinter diesen großen Geschichten auch viele Lektoren stehen. Und du willst doch nicht ernsthaft einen Grob- mit einem Feinschliff vergleichen?! Auch kommt es mir so vor, dass du dir meine Geschichte lediglich bis zum Ende durchgelesen hast, um mir meine Kommafehler aufs Brot zu schmieren. Wenn du richtig was zum meckern haben willst, dann lies dir doch Auftragskiller durch. Da könntest du so richtig schon von der Leber weg über meine Kommafehler und alles andere schimpfen.

Zu Venedig. Warst du schon dort? Scheint fast so... Ich habe Venedig nicht eingebaut, damit Carmen ihre Trauer weiter verarbeiten kann, sondern damit sie sich wieder dem Leben und ihrem Mann nähert.

Es ist auch ... merkwürdig, dass dir ein großer, logischer Fehler nicht aufgefallen ist, scheinbar kein Wunder da es ja kein Komma- oder anderer Grammatikfehler ist. Zugegeben er fällt beim ersten Mal lesen nicht auf, aber spätestens beim zweiten Mal. Ich schrieb:
"Carmen sitzt zusammengekauert in ihrem Sessel. In dem Zimmer ist es stockdunkel, nicht einmal ein paar Sonnenstrahlen verirren sich durch das Rollo, so weit ist es zugerammt. Sie ist allein, und sie will auch niemanden um sich haben. Nicht jetzt, nicht später, nicht morgen – am besten nie wieder.
Vor ihr auf dem Couchtisch liegt ein Brief, sie nimmt ihn zur Hand und liest ihn zum wiederholten Male:"

Fällt dir da was auf? Ich denke doch. Das ist ein Fehler der wirklich einschneidend ist.

Ich bin nicht hier, damit man mir mein Ego schmeichelt. Eigentlich bin ich hier, weil mich die Meinung von anderen schon interessiert. Nur finde ich es etwas seltsam, in meiner ersten Geschichte die ich hier vorgestellt hatte wurde mir Kaltherzigkeit vorgeworfen und kaum versuche ich etwas gefühlvolles zu schreiben ist es auch nicht gut.

Jedenfalls konstruktiv ist deine Kritk nicht. Um ehrlich zu sein weiß ich nicht wieso du hier Moderator bist. Aber da ich neu bin, brauch mich das auch nicht zu interessieren.

Und wie hättest du denn mein naives "Alles wird gut" - Ende geschrieben? Carmen und ihr Mann hätten sich bei dir sicher getrennt oder sie hätte sich das Leben genommen und er sich eine neue Frau. Oder wie???

Ich bin mir ziemlich sicher, dass du auf meinen Beitrag etwas antworten wirst. Doch eins sei dir gleich gesagt, ich werde mich zu diesem Thema nicht mehr äußern. Auch wenn mein Erzähstil nicht jedem gefällt, oder auch meine Themen, muss ich es mir nicht geben mir jedes Mal anzuhören wie scheiße ich doch schreibe. Denn genau das ist bisher rübergekommen.

Amelie

P.s. Ja auch hier werden wieder Kommafehler sein, kannst sie ja gern raussuchen.

 

Jedenfalls konstruktiv ist deine Kritk nicht.
Dann weißt du nicht, was konstruktiv bedeutet, behaupte ich. Im übrigen dürfen Moderatoren genauso Verrisse schreiben wie Normalmitglieder auch, zumal der hier nun wirklich nicht schlimm war. Anstatt sich Kritik mal zu Herzen zu nehmen wird hier einer auf beleidigte Leberwurst gemacht und der Fehler sonstwo gesucht, nur nicht bei sich selbst. Ich würde bestimmt nicht hierauf antworten, wenn mir das nicht schon seit einiger Zeit aufen Senkel gehen würde, es sei mir verziehen, ich kann mich grad nicht zurückhalten.
Wenn deine erste Geschichte nicht gut gefunden wurde, probiers nochmal und nimm die Kritik mal ernst, wenns das zweite Mal nicht klappt ist doch auch kein Beinbruch, ich will mal den sehen, dessen zweite KG supertoll war.
Nur finde ich es etwas seltsam, in meiner ersten Geschichte die ich hier vorgestellt hatte wurde mir Kaltherzigkeit vorgeworfen und kaum versuche ich etwas gefühlvolles zu schreiben ist es auch nicht gut.
Ja, die Welt wird eben nicht in schwarz und weiß geschrieben, nur weil etwas nicht kaltherzig ist, ist es nicht automatisch gefühlvoll.
Hier gehts nicht nur darum, Meinungen zu hören, sondern auch darum, an sich zu arbeiten. An solchen Kommentaren wie deinen merkt man halt, wer sich vorher im Forum gründlich umgesehen und sich mit den Gepflogenheiten vertraut gemacht hat. Dann wäre dir vielleicht auch aufgefallen, dass die Fehlerliste von Quinn durchaus harmlos ist, verglichen mit anderen, für die Autoren auch durchaus dankbar sind, kaum vorstellbar was. Zur Qualität eines Textes gehört nunmal nicht nur der Inhalt, sondern auch die Form.
P.s. Ja auch hier werden wieder Kommafehler sein, kannst sie ja gern raussuchen.
Kritiken-Korrigierer sind die wahren Arschlöcher hier, nicht die, die Geschichten kritisieren.

 

Hey Amelie,

wär halt cool gewesen, wenn du die 3 Kommafehler, die ich rausgesucht hab, wenigstens korrigiert hättest. Dafür braucht es keinen Lektor.

Wie auf deine andere Geschichte geantwortet wurde, weiß ich nicht; interessiert mich auch nicht. Dass du Scheiße schreibst, hab ich auch nicht gesagt. Ich hab versucht, dir Schwächen des Textes aufzuzeigen und dir als Autorin die Empfehlung gegeben, es mit einfacheren Themen zu versuchen und an deiner Kommasetzung zu arbeiten.

Moderator bin ich nur wegen meines guten Aussehens, aber weil ich jetzt die ersten Sorgenfalten kriege, werd ich es nicht mehr lange sein. Also keine Sorge.

Gruß
Quinn

 
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Hallo Amelie,

auch auf die Gefahr hin, dass Du vor Wut in die Tasta beißt - jetzt motze ich hier auch noch rum! ;-)
Doch keine Bange - mir ist es nur ein Bedürfnis, Dich gleich zu Beginn auf Deine Kommata- und Grammatikfehler hinzuweisen, da sie beim Lesen unangenehm auffallen. Warum? Einfach deshalb, weil meine Augen mehrfach darüber stolperten und mich daran hinderten, Deinen Text flüssig herunterzulesen. Das finde ich sehr schade und wird Deinem Text nicht gerecht.
Anregung von mir: Beschäftige Dich damit, denn ich gehe davon aus, dass es Dein Wunsch ist, dass Deine Empfindungen an die Leser einwandfrei und ohne unnötige Stolpersteine transportiert werden.
Doch das ist für mich eher nebensächlich. Vielmehr habe ich mich damit beschäftigt, wie der Inhalt auf mich wirkt.

Nicht umsonst wird der Verlust eines Kindes als der schlimmste beschrieben, den man überhaupt erleben kann. In jeder Stadt gibt es Gruppen für "verwaiste Eltern" und es ist unsagbar schwer, aus dieser Trauer zurück ins Leben zu finden. Deshalb finde ich Deinen Text in den ersten zwei Dritteln sehr lebensnah und Du hast Dich darum bemüht, die Trauer eindringlich zu schildern.

Du beschreibst szenenweise recht gut, wie sich Mutter und Vater fühlen. Beschreibst anschaulich deren unterschiedliche Verarbeitungsweise ... und dennoch hinkt für mich das Empfinden an einigen Stellen.
Nur ein Beispiel:
Es liest sich so, als ob Amelies Mama innerhalb nur eines Gespräches in Venedig wieder glücklich wird.
Das kann sich nicht so abgespielt haben, denn Trauerarbeit, das "Loslassen", ist in Wirklichkeit ein zäher, äußerst langwieriger Prozess. Doch ich glaube zu wissen, was Du damit ausdrücken wolltest: Es ist ihr erster Schritt zurück ins Leben.
Das schilderst Du leider nicht, arbeitest es nicht heraus, lässt den Leser mit dieser Frage allein zurück. Deshalb fehlt mir der Bezug dazu und es kommt mir so vor, als ob Du Deine Geschichte zu einem schnellen Ende führen wolltest? So ganz nach dem Motto: Und nu is alles wieder juht - und sie lebten glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende...
Der Satz, "Und auch Amelie fand ihren Frieden...", belegt meine Vermutung und ist überdies für meinen Geschmack mit zuviel Pathos belegt.
Danach folgt: "Zwölf Monate später bekamen Carmen und Torsten einen kleinen Sohn, sie nannten ihn Oskar, so wie auch Amelie ihr Lieblingsteddybär heißt."
Autsch! "... nach Amelies Teddybären", würde mir besser gefallen.

Ich hoffe sehr, dass meine Kritik nicht auch noch "schräg" bei Dir ankommt. Will sagen, dass mich Deine Auseinandersetzung mit dem schwierigen Thema anspricht! Und stellenweise konnte ich die Empfindungen Deiner Protagonisten sogar sehr nahe miterleben und nachfühlen. Doch zum Schluss "verkommen" diese guten Ansätze zu einer Märchenstunde. Deshalb würde es mir gefallen, wenn Du sie überarbeitest - natürlich auch im Hinblick auf die Zeichensetzung und div. anderer Fehler, die aus meiner Sicht jedoch nur Kleinigkeiten sind. ;)

Liebe Grüße
Sua Sponte

 
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Hallo Amelie22,
beim Lesen deiner Geschichte musste ich sofort an den Film, „Wenn Gondeln Trauer tragen“ denken…(in dem auch ein Ehepaar in Venedig versucht, die Trauer um ihre Tochter zu überwinden.)
Dass das Sujet <Verlust eines Kindes>, Trauer, Trauerarbeit ein sehr schwierig zu transportierendes ist, wurde schon erwähnt…
Es literarisch darzustellen, ist vor allem deshalb so schwierig, weil Trauer pure Emotionalität ist, die sich existenziell und zwangsläufig egozentrisch äußert.
Oft hört man: <Jeder trauert anders>, das führt häufig zu Konflikten zwischen Familienangehörigen…jeder durchlebt SEINE Trauer und ist nicht offen für die Signale, die das Gegenüber aussendet.
So willst du das wohl auch in der Ausgangssituation mit gegenseitigem Nichtverstehen der Ehepartner ausdrücken.
Die Protagonistin versteht zunächst die Trauerreaktion des Ehemannes nicht, und er reagiert auf die Hilferufe seiner Frau nicht, wie sie es sich wünschen würde, weil auch er in seiner Trauer gefangen und hilflos ist, …unfähig ihr beizustehen, da er selber Beistand braucht.
In deiner Geschichte zeichnest du den Weg zur gegenseitigen Öffnung, der erneuten Annäherung der Ehepartner mit einem Happyend auf.
Allerdings ist diese Schleife recht unspektakulär, so simpel, fast wie eine notwendige Konsequenz aus dem Brief-Outing des Ehemannes.
Der Leser wird somit vom Mitleiden verschont, er ahnt, er weiß bereits durch den verständnisvoll gehaltenen Brief, dass die Situation positiv ausgeht und atmet auf : <Ha, noch einmal gut gegangen!>
Mir wäre es lieber gewesen, wenn ich mehr Qual, mehr an Ausweglosigkeit, mehr von „der Ehe am seidenen Faden“ , mehr von der Zerstörungskraft der Trauer spüren und gemeinsam mit den Protagonisten durchleiden könnte, anstatt eine sichere Hoffnung zu haben.

Dennoch habe ich deine Geschichte gerne gelesen und halte die Thematik <Trauer> und ihre Facetten der Bewältigung für eine ergiebige Kurzgeschichtenquelle.

Gruß
kathso60

 

Nun, für jeden, der erleben muss, als Elternteil ein Kind zu verabschieden, oder auch nur einen Partner, sei es durch Trennung( schlimm) oder durch Tod( einfach nur unwiederbringlich entgültig) ist das, was in dieser Geschichte passiert plastisch beschrieben. Die Hilflosigkeit, die Agonie, und dennoch diese unglaubliche Spur Leben, die sich immer wieder neue Wege zum geschehen sucht und auch findet ist darin enthalten, und darum fand ich die Geschichte Thematisch gut (be) schrieben.
Lord

 

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