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Andalusien kann sehr kalt sein

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28.11.2014
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Andalusien kann sehr kalt sein

Der leichte Hauch ihres Parfüms kitzelt meine Nase. Sie muss ganz in der Nähe sein, steht wahrscheinlich gleich neben mir, schaut auf mich herab, überlegt, zögert, ahnt vielleicht, dass ich mich nur schlafend stelle.
„Lea“, sagt sie leise, „es wird Zeit. Der Mann mit dem Mietwagen wartet schon.“
Seit Beginn unserer Reise verzichtet sie auf das ‚Tante’. Warum, weiß ich nicht, doch es gefällt mir.
Ich öffne die Augen und sehe in ihr junges Gesicht. Es ist etwas Forschendes darin. Ich frage mich, was sie ihr aufgetragen haben. Acht zu geben, dass ich nichts Unüberlegtes tue, dass ich genug esse, dass es nicht zu viel Wein wird? Was noch? Ich weiß es nicht – und eigentlich interessiert es mich auch nicht.
Julia stellt den Teller mit dem kaum berührten Abendessen auf das kleine Tablett, greift nach der halbvollen Weinflasche, ist unschlüssig, lässt sie stehen und nimmt nur das leere Glas.
„Du hast übrigens vergessen, mich als Fahrer einzutragen.“
Ich schließe die Augen. Noch habe ich keine Lust, über irgendetwas nachzudenken. Gestern an der Rezeption. Das Formular. Schon möglich, dass ich das vergessen habe. Aber das wird sich wohl nachholen lassen.
„Oder möchtest du dich etwa selbst ans Steuer setzen?“
Bevor mich das Ungewohnte dieser Bemerkung erreicht, ist sie schon aus dem Zimmer. Merkwürdiges Mädchen. Ich drehe mich zur Seite, schaue auf die Wand und wünsche mir, einfach so liegen zu bleiben, nichts zu spüren, nichts zu denken.


Durch die perlenden Regentröpfchen des Seitenspiegels sehe ich die graue Autoschlange. Kurve um Kurve schrauben wir uns aufwärts. Julia schaut konzentriert nach vorne und umfasst das Lenkrad, als wolle es sich ihrem Griff entziehen. Ich stelle mir die Fahrer hinter uns vor, wenn unsere Bremslichter wieder einmal viel zu früh aufleuchten.
Endlich eine Gerade. Wir sind auf dem Pass.
„Lass uns eine Pause machen, Julia. Da müsste gleich ein Aussichtspunkt kommen.“

Sie öffnet meine Tür: „Lea, komm, steig doch auch aus!“
Mit dem Radio beschäftigt, schüttle ich den Kopf: „Geh du nur. Mir ist das noch zu kalt.“
„Ach, komm schon.“
Krächzende Geräusche. Der Sucher findet hier oben nur schwer einen Sender.
„Toller Blick.“ Julia muss eine Hand über die Augen halten. „Wie im Flugzeug. Und Schnee liegt da. Schnee! In Andalusien! Jetzt im Mai!“
„Lass nur.“ Ich ziehe die Tür zu mir. „Ich kann mir das alles auch von hier aus ansehen.“
Unverhofft zerreißen harte Klavierschläge die Ruhe des Morgens. Die Stelle kommt mir bekannt vor. Irgendein Russe.
Julia gibt auf und mit einem dumpfen Ton rastet die Tür ein.

Wir sind nicht allein hier oben. Ein junger Mann sucht nach der richtigen Position, um alles gleichzeitig auf’s Bild zu bekommen: seine Begleiterin, das Wolkenmeer unterhalb der kleinen Steinmauer und die sich bis zum Horizont ausdehnende, weißbedeckte Bergkette. Nach dem dritten Versuch scheint der Frau das Hin und Her zu reichen. Sie zieht die dünne Jacke enger zusammen und strebt dem Parkplatz zu.
Die Musik ist ruhiger geworden. Eine Oboe hat ihr poetisches Spiel begonnen. Ich lehne mich zurück und schließe die Augen.

Deine Hand liegt leicht auf meiner Schulter und wir genießen die Stille des Augenblicks. Minutenlang verharren wir schweigend am Rand der kleinen Natursteinmauer. Ich beginne zu frösteln, zwinge mich, unbeweglich zu bleiben. Deine Hand wird schwerer. Und noch bevor ich es höre, weiß ich, was du sagen wirst: „Warte. Gleich. Gib mir nur noch diesen kurzen Moment.“

„Leaaa! Leaaa!“ Der Ruf durchdringt die nun einfallenden Geigen, reißt mich hoch und zwingt mich, zur Seite zu schauen.
Mein Herz beginnt zu rasen. Julia ist auf einen Felsvorsprung geklettert und steht dort mit weit ausgebreiteten Armen, Gesicht und Körper dem weiß-blauen Panorama entgegengestreckt. Ich sehe, dass sie balancieren muss, um ihr Gleichgewicht zu halten. Ich erkenne die Pose und möchte schreien, denn hinter ihr ist kein DiCaprio, der ihr etwas ins Ohr flüstert, der zart ihre Taille umfasst und sie hält, wenn ihr Schwanken stärker wird.
Meine Hand sucht den Fensteröffner.
„Julia, komm sofort da runter! … Julia! … Bitte!“
Sekundenlang steht sie wie erstarrt. Ganz langsam dreht sie sich zur Seite und schaut rüber. Ich kann diesen Blick nicht deuten.
Mit einem gewagten Satz springt sie auf den Schotterboden der Plattform, knickt ein wenig ein, richtet sich wieder auf und kommt zum Auto, begleitet von Paukentönen, die düster über den Platz hallen. Ich habe nicht mitbekommen, dass die Musik irgendwann wilder geworden ist.
Ohne mich anzuschauen, öffnet sie die Tür und setzt sich neben mich.
„Was sollte der Blödsinn?“, frage ich schärfer als beabsichtigt, denn ich muss die jetzt schrill einsetzenden Bläser übertönen. Reflexartig drücke ich den Knopf. Die schroff eintretende Stille hat etwas Theatralisches.
Ich muss ein paar Mal tief durchatmen, bevor ich mich zur Seite drehen kann.
Julia weint, ganz leise. Eine Träne hat sich gelöst und rinnt, eine dunkle Spur hinter sich herziehend, langsam zum Kinn, bleibt kurz hängen und fällt dann auf ihr Bein.
Als ich ihr ein Taschentuch reichen möchte, beginnt sie zu schluchzen.
Wortlos schauen wir auf das im Sonnenschein glitzernde Schneegebirge.

Allmählich beruhigen wir uns. Julia versucht, die Flecken unter ihren Augen mit dem Handrücken wegzureiben, aber sie verschmiert sie nur. Zurück bleiben zwei ausgefranste, dreckige Halbmonde. Sie ist sehr blass. War sie das schon bei unserer Abfahrt?
Ich lege ihr das Taschentuch aufs Bein. Diesmal greift sie danach.
„Komm, Julia. Lass gut sein. Fahren wir weiter.“

Granada. Alles ist anders, ernüchternd: die staubige Öde des Parkareals, die Unzahl der Hinweisschilder, die schreienden Parkplatzwächter, die langen Busreihen.
Das ist nicht das Granada meiner Erinnerung. Ich spüre, wie ich tiefer in meinen Sitz sinke und am liebsten für mich bleiben möchte. Was soll ich hier?
Sie haben mich überredet – ich habe mich überreden lassen. Es war wohl diese leise Stimme, die mir eine Möglichkeit vorgaukelte, hinauszufinden aus diesem Loch, in das ich spätestens am Ende des Tages zurückfalle.
Und natürlich war es meine Schwester, die wie so oft zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen wollte: „Du bist nicht so allein und kommst auf andere Gedanken.“ „Ihr könnt euch schon mal ein bisschen beschnuppern. Wenn Julia dann im nächsten Semester in deine Mansarde zieht, seid ihr euch nicht mehr so fremd.“
Julia macht ihre Sache gut. Sie spricht spanisch, kümmert sich um alles, organisiert, passt auf, dass alles läuft, wie wir es geplant haben, und quält sich für mich sogar durch endlose Serpentinen.
Nur zu sagen haben wir uns nicht viel. Aber wem hätte ich im Moment überhaupt etwas zu sagen, jetzt, da du dich für immer aus dem Staub gemacht, mich allein zurückgelassen hast. Dir würde ich gerne meinen Frust über all das hier anvertrauen, sagen, wie es um den Zauber Granadas bestellt ist.

Andalusien. Unser Andalusien. Das ist dreißig Jahre her. Was mir geblieben ist, sind Bilder, Ausrisse. Eine enge, quirlige Gasse in Sevilla, rotkarierte Decken auf wackligen Tischen, die samtene Kühle des Abends am Fluss, weiß gekalkte Bergdörfer mit endlosen Ausblicken. Und mittendrin wir – nur wir.

„Die Führung beginnt um zwei.“ Julia wedelt mit den Karten. „Wir können aber schon reingehen und uns das eine oder andere ansehen. Hast du eine Idee, womit du anfangen möchtest?“
Ich habe keine Idee, würde mir am liebsten einen schattigen Platz suchen, an dem es ruhig ist, an dem es keine Menschen gibt.
„Weißt du was, Julia. Wir treffen uns gegen zwei am Eingang. Schau dir nur an, was dir gefällt. Ich mach es mir irgendwo bequem.“

‚Bequem’ geht leider nicht. Es gibt hier keine Bänke und wie damals setze ich mich auf eine dieser niedrigen Steinstufen im Halbschatten. Erst als ich sitze, wird mir klar, dass das Aufstehen schwierig sein wird.
Ruhig ist es hier. Nur das stetige Plätschern der kleinen, sich kreuzenden Fontänen. Ein paar Japaner schleichen vorbei, verbeugen sich dafür, dass ich meine ausgestreckten Beine zu mir ziehe. Dann sind auch sie im Palast verschwunden. Der Innenhof ist zu einem sakralen Ort geworden.

Aus dem kühlen Halbschatten der Kolonnaden schauen wir in den Patio, spüren seine Zeitlosigkeit. Du möchtest die Andacht des Ortes nicht stören, murmelst leise etwas von all denen, die hier gelebt haben: Römer, Juden, Araber, engstirnige katholische Könige. Ich höre Namen, die mir nichts bedeuten, die ich gleich wieder vergesse.
„Was glaubst du, was von uns bleibt, wenn wir nicht mehr sind?“, unterbreche ich dich flüsternd.
Du legst den Reiseführer zur Seite. Überlegst. „Wahrscheinlich nicht viel ... Mit Sicherheit keine Paläste.“
Ich strecke meine Beine, lehne mich an eine Säule.
„Meinst du, dass da gar nichts bleibt?“
„Keine Ahnung.“ Eine Strähne meines Haares hat es dir angetan und du wickelst sie um einen Finger.
Ich nehme deine Hand, möchte, dass du mir zuhörst.
„Aber irgendwas muss doch bleiben. Es kann doch nicht sein, dass wir einfach weg sind, so als hätte es uns nie gegeben.“
„Kinder. Man sagt, in unseren Kindern leben wir weiter.“
„Und wenn wir keine Kinder haben? Was dann? Ende – aus – gar nichts?“
Du lässt dir Zeit, greifst wieder nach meinem Haar.
„Erinnerungen.“
„Erinnerungen?“
„Ja, das wird es sein. Erinnerungen der anderen an uns. Vielleicht wird da jemand sein, der uns für irgendetwas dankbar ist, der lächelt, wenn er an uns denkt?“
Du streichst mir das Haar aus der Stirn, schaust mir in die Augen und grinst: „Oder für immer sauer auf uns ist.“
Dir ist nach Zärtlichkeit, nicht nach philosophischem Geplänkel.

Julia ist schon vor mir zurückgekommen. Nach vorne gebeugt sitzt sie auf einer Bank und betrachtet etwas in ihrer Hand. Erst, als ich neben ihr stehe, zuckt sie zusammen und rückt zur Seite – etwas weiter als nötig.
„Na, bist du beeindruckt?“
Sie nickt. „Sehr. Alles ist wirklich sehr schön.“
Wie so oft bricht unser Gespräch einfach ab. Wir sitzen schweigend und schauen auf die Türme der Burganlage.
Die Sache am Pass fällt mir ein. Und ihr Gesichtsausdruck.
„Julia, ist alles in Ordnung mit dir?“
„Ja. Alles okay.“
„Wirklich?“
„Ja. Ja. Alles in Ordnung.“
Sie verschränkt die Arme. Ich verstehe. Aber ich möchte nicht aufgeben.
„Oder ist es etwas mit mir? Du kannst es ruhig sagen.“
„Nein, nichts mit dir.“
Sie dreht sich zu mir. Ihre Augen sind grün mit ein bisschen Braun in der Mitte. Hat sie eigentlich einen Freund?
„Weißt du, Lea. Diese Reise … Das ist deine Reise.“
„Ja, und es ist schön, dass ich dich dabei habe.“ Ich tätschle ihre Hand, doch sie beachtet meine Geste gar nicht.
„Das mit dir ist wirklich nicht ganz leicht.“
Sie schaut zur Burg.
„Du bist da und gleichzeitig nicht da. Du lächelst und bist nett, aber alles eigentlich nur, damit man dich ganz schnell wieder in Ruhe lässt.“
Ihr Blick wird unsicher und sucht Halt an ihren Händen.
„Irgendwie suhlst du dich in deiner Trauer.“
„Ich suhle mich in meiner Trauer? Empfindest du das so?“
„Ja. Und du passt gut auf, dass niemand dich dabei stört.“
Sie hebt den Kopf. „Nur heute morgen, … da oben in der Sierra, als du so wütend geworden bist … Weißt du, da hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, dass du mich überhaupt wahrnimmst.“
Sie holt tief Luft.
„Und außerdem: Es gibt nicht nur dich auf der Welt.“
Es fällt mir schwer, bei dieser Phrase nicht zu lächeln. Doch sie achtet gar nicht auf mich.
„Andere Menschen kommen auch nicht immer weiter, … und wissen nicht, was sie tun sollen. … Auch sie möchten am liebsten einfach liegen bleiben.“
Bevor ich etwas erwidern kann, werden wir abgelenkt.
„Lea, sieh mal, ich glaube, die warten auf uns.“
Wir haben nicht bemerkt, dass sich inzwischen ein paar Leute eingefunden haben, die wie wir an der Führung teilnehmen wollen.
Julia springt auf und läuft winkend zu ihnen.

Ein Bild liegt auf der Bank. Ich nehme es an mich.


Wieder werden die verzweifelten Fahrer in den Autos hinter uns riskante Überholmanöver in Erwägung ziehen.

„Lea, sollen wir oben noch mal eine kleine Pause machen?“
„Ja, warum nicht. Aber …“
Sie errät meine Gedanken: „Keine Sorge. Diesmal ohne Akrobatik.“

Der Aussichtsplatz ist leer. Wir parken so, dass wir vom Auto aus einen Blick nach Osten über die zur Ebene abfallenden Bergketten haben. Sogar das Meer ist zu sehen. Die Abhänge vor uns sind karg und graugrün, das Weiß der Berge im Norden hebt sich scharf ab vom dunklen Blau des Himmels.
Kaum spürbar, aber stetig verändert sich die Szenerie. Die von der untergehenden Sonne angestrahlten Wolken zerrinnen zu pastellfarbenen Streifen und allmählich nehmen die Bergketten den Ton alten Kupfers an. Gleichzeitig vermehren sich die Grautöne über uns, bis zum Schluss die Ebene völlig im Dunkeln liegt und die Lichter der Dörfer aussehen wie weiße Stecknadelköpfe auf dunklen Kissen.

„Lea, schau mal in den Rückspiegel.“
Der Himmel hinter uns ist feuerrot.
„Das ist fantastisch! Komm, lass uns aussteigen!“
Diesmal lasse ich mich nicht bitten. Wir setzen uns auf die kleine Mauer und schauen nach Westen. Während es hinter uns Nacht ist, steht der Himmel über den Bergen vor uns in Flammen. Ich verliere mich in diesen Anblick, kann nicht aufhören, zu schauen, und wünsche mir, dieses Erlebnis endlos zu verlängern. Nach und nach lösen Blau- und Lilatöne das Orange-Rot ab. Dann erst siegt auch dort die Dunkelheit.
Julia neben mir beginnt zu frösteln. Ich lege meinen Arm um ihre Schulter und wundere mich, dass mir nicht kalt ist.
„Was meinst du? Sollen wir weiter?“ Sie sagt es ganz leise. „Oder sollen wir noch ein bisschen bleiben?“
„Nein, ich glaube, jetzt können wir fahren.“

Im Auto fällt es mir ein.
„Julia, …“
„Ja, Lea?“
„Noch etwas.“ Ich knipse das Licht an und fasse in meine Tasche.
„Hier, ich glaube, das hast du auf der Bank vergessen.“
Julia schaut auf das Bild.
„Du hast das?“
Ich reiche es ihr und stumm betrachten wir das winzige Wesen.

All die Fragen, die mir durch den Kopf gehen, seitdem ich das Bild von der Bank genommen habe, drängen nach vorne. Ich wäge ab und verwerfe, fürchte, das Zerbrechliche unserer neuen Vertrautheit durch plumpe Neugierde zu gefährden.

Julia fährt mit dem Zeigefinger über die noch undeutliche Kontur, umrundet sie immer wieder.
Es braucht Zeit, bis ich mich traue, unsere Stille zu durchbrechen.
„Julia, mir ist wichtig, dass du etwas weißt: ...“
Die Feierlichkeit meiner Stimme stört mich und ich beginne noch einmal. Doch es wird nicht besser:
„Weißt du, wie immer du dich entscheiden wirst: …“
Ich stocke wieder. Was rede ich da für einen Blödsinn? Hat sie sich nicht längst entschieden?
„Julia, vor der Zukunft solltest du keine Angst haben.“
„Ja?“
„Dass du bei mir wohnen kannst, das weißt du. Das Haus ist groß genug.“
„Ja.“
Hört sie mir eigentlich zu? Aber ich muss ihr das jetzt sagen, später fehlt mir vielleicht der Mut dazu.
„Da ist noch etwas, was ich dir geben kann.“
„Ja?“
„Sieh mal. Ich habe jetzt viel Zeit, sehr viel Zeit. … Mehr als ich für mich brauche.“
Immer noch liegt ihr Blick auf dem kleinen Bild und ich frage mich, ob sie das, was ich sage, überhaupt erreicht.
Julia hebt den Kopf und lächelt. Und diesmal ist sie es, die ihren Arm um mich legt. Ich spüre, wie sich eine Träne löst und nehme das Taschentuch, das sie mir reicht.

 

Moin, moin barnhelm,

Der leichte Hauch ihres Parfüms kitzelt meine Nase. Sie muss ganz in der Nähe sein, steht wahrscheinlich gleich neben mir, schaut auf mich herab, überlegt, zögert, ahnt vielleicht, dass ich mich nur schlafend stelle.
Ups, wo bin ich denn da? Deine schöne Sprache zieht mich sofort in die Geschichte, ich bin neugierig ...

Warum, weiß ich nicht, doch es gefällt mir.
Ich öffne die Augen und sehe in ihr junges Gesicht. Es ist etwas Forschendes darin. Ich frage mich, was sie ihr aufgetragen haben. Acht zu geben, dass ich nichts Unüberlegtes tue, dass ich genug esse, dass es nicht zu viel Wein wird? Was noch? Ich weiß es nicht – und eigentlich interessiert es mich auch nicht.
Spannend, ich hab noch keine Plan, wo und warum wir da sind, aber die Beziehung der beiden Frauen hast Du mir schon sehr deutlich gemacht. Eine ist jung, soll aufpassen und ist sehr bemüht. Die andere spiegelt sich in dieser Innenansicht und wird also älter sein, hat ein Problem und gerade nicht allzu viel Interesse an Ihrer Umwelt. Empfinde ich als wunderbar eingeführt.

Durch die perlenden Regentröpfchen des Seitenspiegels sehe ich die graue Autoschlange.
Stutzen meinerseits, sorry, manchmal ist meine Wahrnehmung anscheinend verschoben, aber ich lese daraus, das der Seitenspiegel perlt.

Sie öffnet meine Tür: „Lea, komm, steig doch auch aus!“
Mit dem Radio beschäftigt, schüttle ich den Kopf: „Geh du nur. Mir ist das noch zu kalt.“
„Ach, komm schon.“
Krächzende Geräusche. Der Sucher findet hier oben nur schwer einen Sender.
„Toller Blick.“ Julia muss eine Hand über die Augen halten. „Wie im Flugzeug. Und Schnee liegt da. Schnee! In Andalusien! Jetzt im Mai!“
„Lass nur.“ Ich ziehe die Tür zu mir. „Ich kann mir das alles auch von hier aus ansehen.“
Unverhofft zerreißen harte Klavierschläge die Ruhe des Morgens. Die Stelle kommt mir bekannt vor. Irgendein Russe.
Julia gibt auf und mit einem dumpfen Ton rastet die Tür ein.
Mir gefällt Dein Sprachrhythmus, Ganz viele kurze Sätze und dann wieder gut verschachtelt. Und immer klar. Da muss ich noch vieles abschauen und üben.

Eine Oboe hat ihr poetisches Spiel begonnen. Ich lehne mich zurück und schließe die Augen.
Wirklich schön, die Musik in meinem Kopf zu Deinen Bildern

„Leaaa! Leaaa!“ Der Ruf durchdringt die nun einfallenden Geigen, reißt mich hoch und zwingt mich, zur Seite zu schauen.
Warum ruft Julia da? Ich hatte nicht das Gefühl, das Sie an dieser Stelle Zeugen möchte, es ist gefühlt Ihr Augenblick. Vielleicht lese ich es aber auch falsch ...

„Was sollte der Blödsinn?“, frage ich schärfer als beabsichtigt, denn ich muss die jetzt schrill einsetzenden Bläser übertönen. Reflexartig drücke ich den Knopf. Die schroff eintretende Stille hat etwas Theatralisches.
Klasse, die plötzliche Stille passt total gut in meinem Kopf

Allmählich beruhigen wir uns. Julia versucht, die Flecken unter ihren Augen mit dem Handrücken wegzureiben, aber sie verschmiert sie nur. Zurück bleiben zwei ausgefranste, dreckige Halbmonde. Sie ist sehr blass. War sie das schon bei unserer Abfahrt?
Ich lege ihr das Taschentuch aufs Bein. Diesmal greift sie danach.
„Komm, Julia. Lass gut sein. Fahren wir weiter.“
Ich habe verstanden, das die beiden sich eigentlich fremd sind, aber gerade dann erschließt sich mir diese Szene nicht. Gefühlt ist es mir zu kalt. Entweder würde Lea hier mehr tun, als Taschentücher reichen oder Julia wäre ihr Gefühlsausbruch viel unangenehmer vor der "Fremden". Okay, oder meine Empathie ist zu begrenzt, ich bin ein Kopfmensch.

Granada. Alles ist anders, ernüchternd: die staubige Öde des Parkareals, die Unzahl der Hinweisschilder, die schreienden Parkplatzwächter, die langen Busreihen.
Das ist nicht das Granada meiner Erinnerung. Ich spüre, wie ich tiefer in meinen Sitz sinke und am liebsten für mich bleiben möchte. Was soll ich hier?
Das ist für mich Klasse beschrieben, eindeutig eine ältere Frau, die sich verändernden Erinnerungen udn die sie einholende Realität. Schön, was man bei Dir so zwischen den Zeilen lesen kann.

Aus dem kühlen Halbschatten der Kolonnaden schauen wir in den Patio, spüren seine Zeitlosigkeit. Du möchtest die Andacht des Ortes nicht stören, murmelst leise etwas von all denen, die hier gelebt haben: Römer, Juden, Araber, engstirnige katholische Könige. Ich höre Namen, die mir nichts bedeuten, die ich gleich wieder vergesse.
„Was glaubst du, was von uns bleibt, wenn wir nicht mehr sind?“, unterbreche ich dich flüsternd.
Du legst den Reiseführer zur Seite. Überlegst. „Wahrscheinlich nicht viel ... Mit Sicherheit keine Paläste.“
Ich strecke meine Beine, lehne mich an eine Säule.
....
Ich beichte, ich wollte beim ersten Lesen unbedingt wissen, wie es weitergeht und hab die Rückblende einfach quer abgekürzt. Hat sie natürlich überhaupt nicht verdient. Du hast eine wirklich schöne Erzählstimme, ich bin nur zu ungeduldig

„Du bist da und gleichzeitig nicht da. Du lächelst und bist nett, aber alles eigentlich nur, damit man dich ganz schnell wieder in Ruhe lässt.“
Ihr Blick wird unsicher und sucht Halt an ihren Händen.
„Irgendwie suhlst du dich in deiner Trauer.“
„Ich suhle mich in meiner Trauer? Empfindest du das so?“
Hier war ich raus aus Deiner schönen Sprache. "Suhlen" sich bei uns im Norden doch nur Schweine. Mir ist der Begriff für diesen, sich vorsichtig herantastenden Dialog einfach zu hart. "Baden", "aalen" oder "hängen lassen" sind keine wirklichen Lösungen, aber verstehst Du, was ich meine?

Diesmal lasse ich mich nicht bitten. Wir setzen uns auf die kleine Mauer und schauen nach Westen. Während es hinter uns Nacht ist, steht der Himmel über den Bergen vor uns in Flammen. Ich verliere mich in diesen Anblick, kann nicht aufhören, zu schauen und wünsche mir, dieses Erlebnis endlos zu verlängern. Nach und nach lösen Blau- und Lilatöne das Orange-Rot ab. Dann erst siegt auch dort die Dunkelheit.
Das ist so schön

Das Ende, ja, auch mir ist es zu kurz, zu schnell überzeugt, vielleicht nicht offen genug. Aber ich mag die Hoffnung darin, das Positive.
Danke, Barnhelm für diese wirklich schöne Geschichte und einen Blick auf das mir fremde Andalusien (Der Titel hat mich neugierig gemacht, ich hatte dabei auch nicht unbedingt das Wetter im Blick)

Beste Grüße
witch

 
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Liebe greenwitch,

schön, dass du reingeschaut hast.

Zu deinen Anmerkungen:

Zitat von barnhelm
Durch die perlenden Regentröpfchen des Seitenspiegels sehe ich die graue Autoschlange.
Stutzen meinerseits, sorry, manchmal ist meine Wahrnehmung anscheinend verschoben, aber ich lese daraus, das der Seitenspiegel perlt.

Hast ja recht. Das ist so eine Stelle, die auch andere schon angesprochen haben. Einerseits gefällt mir das Bild, andererseits verstehe ich die Kritik. Mal sehen, wie sich das anders formulieren lässt.

Zitat von barnhelm
„Leaaa! Leaaa!“ Der Ruf durchdringt die nun einfallenden Geigen, reißt mich hoch und zwingt mich, zur Seite zu schauen.
Warum ruft Julia da? Ich hatte nicht das Gefühl, das Sie an dieser Stelle Zeugen möchte, es ist gefühlt Ihr Augenblick. Vielleicht lese ich es aber auch falsch ...
Ich möchte das nicht ganz auflösen, weil ich denke, dass das Julia auch nicht ganz klar ist. Du hast recht, einerseits ist das allein ihr Ding, andererseits möchte sie auch Lea aus ihrer Lethargie reißen. Ich glaube, ich lass das einfach mal so ambivalent stehen.

Ich habe verstanden, das die beiden sich eigentlich fremd sind, aber gerade dann erschließt sich mir diese Szene nicht. Gefühlt ist es mir zu kalt. Entweder würde Lea hier mehr tun, als Taschentücher reichen oder Julia wäre ihr Gefühlsausbruch viel unangenehmer vor der "Fremden". Okay, oder meine Empathie ist zu begrenzt, ich bin ein Kopfmensch.
Auch das war von mir eigentlich so gedacht, dass da gefühlsmäßig einiges durcheinandergeht, zumindest, was Julia angeht. Und Lea ist noch zu stark mit sich selber beschäftigt, um auf diesen Gefühlsausbruch einzugehen.

Hier war ich raus aus Deiner schönen Sprache. "Suhlen" sich bei uns im Norden doch nur Schweine. Mir ist der Begriff für diesen, sich vorsichtig herantastenden Dialog einfach zu hart. "Baden", "aalen" oder "hängen lassen" sind keine wirklichen Lösungen, aber verstehst Du, was ich meine?

Ja, das sollte schon in Richtung 'starker' Gefühlsausbruch gehen. Aber ich werde mir deine Anmerkung noch mal durch den Kopf gehen lassen. Ein Ausdruck, der etwas weniger ‚drastisch’ ist, würde es wohl auch tun.

Danke, Barnhelm für diese wirklich schöne Geschichte und einen Blick auf das mir fremde Andalusien

Der Dank ist ganz auf meiner Seite. Ich habe mich über dieses Fazit sehr gefreut. Und was Andalusien angeht, so ist das immer eine Reise wert, sei’s im Westen am Atlantik, im Südosten am Mittelmeer oder in den Bergen mit den schönen weißen Dörfern. Ich für mein Teil habe für April wieder gebucht. (Hört sich an, als habe mich der Tourismusverband engagiert:D.)

Liebe Grüße
barnhelm

 

Liebe barnhelm,

was für eine rührende Geschichte! Ein Leben vergeht, ein neues entsteht, der Kreislauf schließt sich. Als letzten Monat mein Schwiegervater verstarb, da musste ich schmunzeln, als mein Mann sagte, er muss sich jetzt ganz dringend von seinem Enkel trösten lassen. Was für eine Aufgabe für einen Dreijährigen. Aber wenn sich die Welt v.a. um Bagger, Autos und das Grüfflo dreht, ist sie so wunderbar heil.
Ich mag die beiden Frauen. Die zarten Annäherungsversuche, die Unterschiede, ihr Bemühen. Ja, vor allem das Bemühen. Das hast Du wirklich ganz fein in die Zeilen gewebt. Diese Sprachlosigkeit die sich wie ein roter Faden durch den Text zieht.

Granada. Alles ist anders, ernüchternd: die staubige Öde des Parkareals, die Unzahl der Hinweisschilder, die schreienden Parkplatzwächter, die langen Busreihen.
Das ist nicht das Granada meiner Erinnerung. Ich spüre, wie ich tiefer in meinen Sitz sinke und am liebsten für mich bleiben möchte. Was soll ich hier?

Nicht, dass ich schon mal da gewesen wäre, aber an manchen Orten ist es wirklich schwer, seine Erinnerungen wiederzufinden. Ich konnte das so gut verstehen.

Und natürlich war es meine Schwester, die wie so oft zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen wollte: „Du bist nicht so allein und kommst auf andere Gedanken.“ „Ihr könnt euch schon mal ein bisschen beschnuppern. Wenn Julia dann im nächsten Semester in deine Mansarde zieht, seid ihr euch nicht mehr so fremd.“

Findet doch gar kein Sprecherwechsel statt. Warum also zwei mal die wörtliche Rede? Schon klar, weil sie die Sätze ja aus der Erinnerung zitiert, aber verwirrt war ich trotzdem erst mal.

Nur zu sagen haben wir uns nicht viel.

Ja. Wahrlich. Aber auch so wahr, wenn ich mir vor Augen halte, dass die beiden Frauen v.a. wegen des Verwandtschaftsgrades zusammen in diesem Auto sitzen, so eine Art Zwangsgemeinschaft "noch" sind.

Erst als ich sitze, wird mir klar, dass das Aufstehen schwierig sein wird.

Ich mag diese Frau!

Du streichst mir das Haar aus der Stirn, schaust mir in die Augen und grinst: „Oder für immer sauer auf uns ist.“

Wunderbar! :)

„Ich suhle mich in meiner Trauer? Empfindest du das so?“
„Ja. Und du passt gut auf, dass niemand dich dabei stört.“
Sie hebt den Kopf. „Nur heute morgen, … da oben in der Sierra, als du so wütend geworden bist … Weißt du, da hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, dass du mich überhaupt wahrnimmst.“

Da steckt wirklich alles drin. Die Gefühle der beiden, so in diesen Zeilen konzentriert. Respekt.

„Sieh mal. Ich habe jetzt viel Zeit, sehr viel Zeit. … Mehr als ich für mich brauche.“

Eine win-win-Situation für beide. Eine sehr schöne dazu. Sofern Julia sich entschließt, das Kind auszutragen.

Ich hätte gern weitergelesen. Wie die beiden zusammenziehen, wie das Kind in ihre Welt hereinbricht. Doch, ich wollt sie ganz und gar noch nicht hergeben an dieser Stelle. Aber es ist natürlich ein guter Schlusspunkt. Leider.

Liebe Grüße und die besten Wünsche für das neue Jahr!
Fliege

 

Liebe Fliege,

danke für deinen wohltuenden Kommentar.

Ich mag die beiden Frauen. Die zarten Annäherungsversuche, die Unterschiede, ihr Bemühen. Ja, vor allem das Bemühen. Das hast Du wirklich ganz fein in die Zeilen gewebt. Diese Sprachlosigkeit die sich wie ein roter Faden durch den Text zieht.

Das hat mich natürlich sehr gefreut, weil ich das beabsichtigt hatte.

Und natürlich auch darüber:

Ich hätte gern weitergelesen. Wie die beiden zusammenziehen, wie das Kind in ihre Welt hereinbricht. Doch, ich wollt sie ganz und gar noch nicht hergeben an dieser Stelle. Aber es ist natürlich ein guter Schlusspunkt. Leider.

Ja, das geht dir wohl nicht alleine so. Aber meine Geschichte sollte ja nur diesen Moment darstellen, der zeigt, wie sich das Leben wieder in die andere Richtung zu bewegen beginnt. Was danach daraus wird, ist vielleicht Stoff für eine neue Geschichte. Ich könnte mir vorstellen, dass das dann nicht alles so glatt geht. Mal sehen.

Liebe Fliege, nochmals danke und auch dir wünsche ich ein glückliches 2018.

Liebe Grüße
barnhelm

 

Seit Beginn unserer Reise verzichtet sie auf das ‚Tante’. Warum, weiß ich nicht, doch es gefällt mir.

Ich noch mal,

liebe barnhelm,

zu diesem sehr schönen Text um das, was war, was ist und was bleibt als Erinnerung, wenn direkt zu Beginn der kleinen Reise - nach eher kurzer Phase eines Hauches von Misstrauen/Spannung

Ich öffne die Augen und sehe in ihr junges Gesicht. Es ist etwas Forschendes darin. Ich frage mich, was sie ihr aufgetragen haben. Acht zu geben, dass ich nichts Unüberlegtes tue, dass ich genug esse, dass es nicht zu viel Wein wird? Was noch? Ich weiß es nicht – ...

wenn die Barriere der Hierarchie wegfällt, denn wo keine "Tante", da keine "Nichte" und mit dem Wegfall der angestammten Rollen und ihrer Ab- und Begrenzungen innerhalb der Familienhierarchie gleichen beide sich an und Alter ist unter Gleichen kein Problem.

Ja, was war, ist und sein wird lässt nahezu die alttestamentarische Deutung JHWH - etwa: "Ich bin, der ich bin (und sein werde)"* zu. Ich kann mir durchaus den alttestamentarischen Vergleich leisten, ist doch die erste Trägerin des Namens Lea die erste Frau Jakobs und eine Stammmutter des Volkes Israel, lange bevor die Römer die Lautfolge L-E-A als weibl. Form des Löwen nehmen konnten. Nur so viel, im hebr. bedeutet er gänzlich anderes. Will auch keiner wissen ...

Die wirkliche Überraschung ist dann die Wahl des Ortes, worin das alte Al-Andalus der Araber weiterlebt und - wenn es auch nicht schriftlich belegt ist - die Hasdinger, jene Wandalen, die Silvester 406 zwischen Mainz und Kaub mit anderen Ostflüchtlingen den Rhein überquerten (eine Abteilung Burgundionen unter Gibica und Gundahar ließ sich am Rhein nieder und werden in unserer Sagenwelt und dem Namen Burgunds weiterleben) und das latinisierte Westeuropa verheerten und unter Geiserich Nordafrika eroberten ... Wenn man so will, lebt der Name der Wandalen in (W)Andalusien fort. Voltaire lässt sie weiterleben im Wandalismus, aber so verhielten sich in der Spätantike alle Völker incl. der Römer. Aber stell Dir mal vor, Voltaire hätte statt der Vandalen die Goten gestraft! Oder die Baken als letzte der Iberer ...

Aus dem kühlen Halbschatten der Kolonnaden schauen wir in den Patio, spüren seine Zeitlosigkeit. Du möchtest die Andacht des Ortes nicht stören, murmelst leise etwas von all denen, die hier gelebt haben: Römer, Juden, Araber, engstirnige katholische Könige. Ich höre Namen, die mir nichts bedeuten, die ich gleich wieder vergesse.
„Was glaubst du, was von uns bleibt, wenn wir nicht mehr sind?“

paar Trivialitäten

Leaaa! Leaaa!“
Bringt ein "durchdringender" Ruf die Schriftform in die Nähe eines lautmalerischen Comics?

Ich verliere mich in diesen Anblick, kann nicht aufhören, zu schauen und wünsche mir, dieses Erlebnis endlos zu verlängern.
Nach dem ersten Infinitiv wäre m. E. vor der Konjunktion noch ein Komma zu setzen, durch ein bisschen Möbelrücken ließe sich sogar das gesetzte einsparen, etwa so "... Anblick, kann nicht zu schauen aufhören und wünsche mir, ..."

Wie kann man besser schließen als mit der eigenen Antwort zur im Text gestellten Frage:

„Na, bist du beeindruckt?“
Jawoll, ja,
bin ich!

Schönen Abend noch und ein gutes 2018 (kann ja in der möglichen Wiederhoung nicht schaden) vom

Friedel

* Wenn wir bedenken, dass i. d. R. seit dem mosaischen Sinaierlebnis sich dieser JHWH als der Gott der Vorväter (Abrahm, Isaak, Jakob), bezeichnet, wäre auch die Übersetzung möglich "ich bin, der ich war und sein werde"; gelegentlich wird das hebräische Verb für unser "sein" verwendet, JHWH als "der Seiende".

 

wenn die Barriere der Hierarchie wegfällt, denn wo keine "Tante", da keine "Nichte" und mit dem Wegfall der angestammten Rollen und ihrer Ab- und Begrenzungen innerhalb der Familienhierarchie gleichen beide sich an und Alter ist unter Gleichen kein Problem.

Leser, die so fein nachempfinden, wünscht sich wohl jeder Schreiber,

lieber Friedrichard.

Und damit danke ich dir für deinen erneuten Kommentar zu meiner kleinen Episode. Beinahe hätte ich ihn übersehen, weil ich im Moment den Kopf mit anderen Dingen voll habe und nicht so oft im Forum unterwegs bin.

Zum ‚vandalusischen Al’Andalus’:

Ja, auch ich erinnere mich an Geschichtsstunden, in denen uns der Lehrer die verschiedenen Wege der wandernden Völker erklärte und wir von der (wohl eher vermuteten) Entstehung des Namens Andalusien hörten. Eine interessante Vorstellung, wie sich die Vertriebenen aus dem kalten Osten Europas im angenehm warmen Süden für einige Zeit niederließen, bevor sie dann weiter nach Nordafrika mussten.

"Leaaa! Leaaa!“
Bringt ein "durchdringender" Ruf die Schriftform in die Nähe eines lautmalerischen Comics?

Ja, mit dem Lea-Ruf tue auch ich mich etwas schwer. Aber ich weiß nicht, wie ich ein solch durchdringendes Rufen sprachlich anders darstellen sollte.

Komma nach dem Infinitiv ist gesetzt.

Lieber Friedel, ich wünsche auch dir ein angenehmes 2018 und weiterhin eine schöne Zeit hier im Forum.

Liebe Grüße
barnhelm

 

Hallo Barnhelm,

zuerst einmal danke für deine Geschichte. Du hast einen flüssigen Schreibstil, erzählst "leicht" und "sanft". Anders kann ich es nicht ausdrücken.

Ich könnte jetzt eine Menge darüber schreiben, was mir alles gut gefallen hat, ein Teil habe ich oben schon gesagt. Es hat mir Spaß gemacht, die Geschichte zu lesen und zu keinem Zeitpunkt hatte ich irgendeine Langeweile.

Ein paar Dinge sind mir dann aber doch aufgefallen, die mir nicht so gut gefallen:

( ...) jetzt, da du dich für immer aus dem Staub gemacht, mich allein zurückgelassen hast. ( ... )

Der Mann ist gestorben? Soll ihr Gedanke eine Art Vorwurf sein? Das passt nicht zu dieser feinfühligen Frau, würde ich milder formulieren, z.B. "jetzt, da du für immer gegangen bist, ich dich loslassen musste". Oder so ähnlich.

Der Name der doch älteren Frau klingt mir zu modern. Gerade gibt es viele neugeborene Leas, ich würde einen älteren Namen nehmen.

Gar nicht gefällt mir das Bild, das Julia aus der Tasche gefallen ist. Ein Ultraschallfoto eines Ungeborenen? Das ist mir wirklich zu plump. Weißt Barnhelm, Ultraschallfoto, den im Bad vergessenen Schwangerschaftstest, das sind die Klassiker, die in vielen Geschichten immer wieder vorkommen. Hier hätte ich mir eine subtilere Herangehensweise gewünscht, vielleicht sogar mit einem angedeuteten Ende.

Alles in allem aber: Sehr schön!

Liebe Grüße, Freegrazer

 

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