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Anders als die anderen

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08.02.2010
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Anders als die anderen

Wir gingen durch die Stadt. Sie war dunkel, vom matten Schein der Straßenlaternen leicht erhellt.
Dunkel waren auch wir gekleidet, kaum hörte man unsere Schritte. Warum wir nachts durch die Stadt spazierten?
Wir suchten die Sterne.
Die anderen blieben zu Hause, gingen in die Disco, schliefen, liebten sich.
Wir gingen spazieren. Doch in dieser Stadt sahen wir die Sterne nicht.
So liefen wir in den Park- jedoch war es zu hell.
Nicht hell genug jedoch, um zu verhindern, was mit uns geschah.
Jemand kam. Er war dunkel gekleidet, kaum hörte man seine Schritte.
Und doch war er nicht wie wir- er ging nämlich nicht einfach nur spazieren, er lief schnellen Schrittes und hatte ein Messer in der Hand.
Wir schreckten zurück, wollten rennen. Konnten nicht. Gelähmt.
Die anderen hätten geschrieen, die anderen hätten sich gewehrt.
Den anderen würde niemand helfen.
Wir schwiegen, wir blieben stehen.
Er kam näher. Sein Messer glänzte im Licht der Straßenlaterne.
Die anderen hätten ihn angeschaut, jede seiner Bewegung beobachtet, doch wir blickten in den Himmel.
Nur dunkler, grauer Dunst.
Er war uns nun so nahe, wir konnten seinen Atem riechen.
Die anderen hätten jetzt Todesangst. Wir suchten die Sterne.
Diese Welt, sie kam uns so falsch vor. Ohne Sterne, voller anderer Menschen.
Diese Stadt- ein Kasten mit Arbeitern. Ein Gefängnis ohne Ausweg.
Diese Welt- Eine Todeskugel.
Lohnte es sich überhaupt, gelebt zu haben?
Ja, für die anderen.
Wir starben doch sowieso. Die anderen wurden geboren, zerstörten und starben.
Das ist ihr Sinn des Lebens.
Wir wurden geboren und suchten die Sterne.
Die anderen suchten sie nie, wir fanden sie nie.
Er fragte uns, ob wir noch einen letzten Wunsch hätten. Alles sei möglich. Die anderen hätten gesagt, Leben, Freiheit...
Doch wir wollten die Sterne sehen. Einfach nur die Sterne sehen.
Natürlich starben wir. Und so waren wir gar nicht so anders wie die anderen.
Uns hatte auch niemand geholfen.
Doch was hätten wir schon erwarten können, in einer Welt ohne Sterne?

 

Niemand ist so uniform wie der, der seine Andersartigkeit beschreit

Moin Fischgesicht,

und herzlich willkommen.

Dein Text ist ein typischer Arroganztext. Ich (Wir) bin (sind) ja so anders. Aber spätestens als dein erzählendes Wir die Stadt als einen Kasten mit Arbeitern bezeichnet, ist für mich die Grenze der Erträglichkeit überschritten.
Vorher beinhaltet er nur widersprüchliche Aussagen, mal ist die Stadt dunkel, dann wieder brennt so viel Licht, dass keine Sterne zu sehen sind, nicht mal im Park, dann ist das Wir zwar vor Angst so gelähmt, dass es zwar wegrennen möchte, aber nicht kann, rühmt sich jedoch dennoch, keine Angst zu haben, da es ja nicht zu den anderen gehört. In dieser Konstellation ist "die Anderen" immer abwertend, stellt das erzählende Wir sich anmaßend über alle, natürlich ohne zu verraten, worauf es sich so viel einbildet.
Details:

Sie war dunkel, vom matten Schein der Straßenlaternen erhellt.
Dann war sie nicht mehr dunkel, wie du selbst ein paar Sätze später auch beklagst.
Warum wir nachts durch die Stadt spazierten?
Muss alles einen Grund haben? Das waren eben wir.
Das liest sich für mich extrem zickig. Außerdem wirft die Rethorik eine Frage auf, die sich gar nicht stellt. Kann in anderen Fällen durchaus ein gutes Stilmittel sein, hier finde ich es eben wegen der Zickigkeit fehl am Platze.
Doch in dieser Stadt sahen wir die Sterne nicht.
So liefen wir in den Park- doch es war zu hell.
WW
verhindern was mit uns geschah
Komma
er hatte einen Grund durch die Nacht zu laufen.
Denn er hatte ein Messer.
Falsche Kausalität. Fast jeder hat ein Messer, damit aber noch lange keinen Grund, Nachts durch die Stadt zu laufen.
Mordlust leuchtete in seinen Augen auf.
auf - Unabhängig von der Redundanz "auf"s stellt sich aber die Frage, wie man das im Dunklen sieht?
Die anderen hätten geschrieen, die anderen hätten sich gewehrt
Auf beide "die" verzichten, du meinst einfach "andere" keine bestimmten anderen.
Den anderen hätte niemand geholfen.
Wenn der Satz nicht ganz überflüssig ist, stimmt er im Timing nicht, sondern muss später platziert werden. Hier verpufft er und erweckt den falschen Eindruck, dem Paar würde noch jemand helfen.
Wir hatten keine Angst, blieben stehen, warteten
Erinnerst du dich noch daran, was du sechs Zeilen weiter oben geschrieben hast?
Diese Welt, sie kam uns so falsch vor.
Ach Gott, solche reflexiver Gedanke im Angesichts eines Messers?
Diese Stadt- ein Kasten mit Arbeitern.
Iiih, da muss man sich ja die Nase zuhalten: Arbeiter? Pfui Teufel, wer hat denn sowas erlaubt?


So kurz der Text auch ist, hier steige ich aus ...

Gruß
sim

 
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Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:

Hallo sim,
In dem Text geht es gar nicht um MICH oder jemanden und mich. Ich habe nie behauptet, anders als die anderen zu sein.
Darum geht es mir auch gar nicht. Es geht darum, was die beiden empfinden.
Für die anderen bemerkten Fehler Danke, ich werde versuchen sie zu verbessern.
Gruß

 

So wenig auch mir der Text gefällt, so unpassend erscheint mir das Attribut "Arroganztext", aber das Attribut selbst finde ich bemerkenswerte Idee :D.

Die Protagonisten machen auf mich eher den Eindruck einer Gang pubertierender Jugendlicher, gerade genau in der Phase wo man das Gefühl hat, die Welt zu verstehen und abgeklärt auf sie hinabschauen zu können.

Wenn man dem Text auf Biegen und Brechen eine Moral abmelken soll, würde ich sagen: Sich betont anders zu fühlen macht betont angreifbar. Mit so einer naiven Abgehobenheit kann einem sogar eine Messerstechmücke gefährlich werden.

Die anderen hätten Angst, die anderen stünden nicht mehr da, nein, sie wären gerannt.
Wir hatten keine Angst, blieben stehen, warteten. Blickten in den Himmel.
Nur dunkler, grauer Dunst.
Er war uns nun so nahe, wir konnten seinen Atem riechen.
Die anderen hätten jetzt Todesangst. Wir suchten die Sterne.
Diese Welt, sie kam uns so falsch vor. Ohne Sterne, voller anderer Menschen.
Diese Stadt- ein Kasten mit Arbeitern. Ein Gefängnis ohne Ausweg.
Diese Welt- Eine Todeskugel.
Ich versuche mir gerade vorzustellen, wie man psychisch beschaffen sein muss, um das so in dieser Situation zu denken. Hat man in der Tat eine Scheißangst, traut sich aber nicht sie zu zeigen? Das gepaart mit einem irren Zusammengehörigkeitsgefühl, Abgrenzungshabitus und bemühte Autosuggestion - ja, vielleicht kann ich mir das so zusammenreimen, ohne dass mir Vor- und Nachkritiker einen Vogel zeigen. :D Aber wahrscheinlich deute ich allzuviel rein und müsste mich nur mit der unfreiwilligen Komik dieses Textes vergnügen.

Wir wurden geboren und suchten die Sterne.
Die anderen suchten sie nie, wir fanden sie nie.
An anderer Stelle, in einem anderen Text, von irgendwelchen anderen Autoren, oder vielleicht du selbst nach soundsovielen Jahren Talentausbildung, hätten diese Sätze vielleicht was hergemacht. Hier wirken sie beliebig und unglaubwürdig. Für mich handelt es sich beim "Wir", wie gesagt, um Jugendliche, die die anderen um die (ihnen fehlenden) "hellen Köpfe" beneiden.

Aber der Text hat auch sein gutes. Einen Bogen. Keinen Spannungsbogen, aber wenigstens einen durchaus passablen Rückbezug:

Den anderen hätte niemand geholfen.
...
Uns hatte auch niemand geholfen.

Doch was hätten wir schon erwarten können, in einer Welt ohne Sterne?
Jaja, traurige Moral: Da kommt man als Gang daher, wird - huch! - total überraschend niedergemetzelt, und kann nicht mal fliehen, weil der Autor meinte, das gehört sich nicht. Weil man so anders sein soll. Wenigstens schafft man es im Todeskampf, noch ein wehmütiges Wort der Resignation und Schlussbilanz an den Haaren herbei zu ziehen.

Vergiss den Text, der war nichts in meinen Augen. Der nächste sei ein Neuanfang bei Null, tabula rasa. Und denk dir auch was beim Schreiben, scheint als hättest du das hier vergessen.

Dennoch, Kopf hoch und willkommen auf kurzgeschichten.de


-- floritiv.

 

Hallo sim,
In dem Text geht es gar nicht um MICH oder jemanden und mich. Ich habe nie behauptet, anders als die anderen zu sein.
Hallo Fischgesicht, das wiederum habe ich auch nicht behauptet, sondern mich ausschließlich auf den Text bezogen. Ob du dich mit deinem erzählenden Ich/wir identifizierst, darüber könnte ich ja nur spekulieren.

Gruß
sim

 

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