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Angriff der Riesenmücken

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31.10.2003
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Angriff der Riesenmücken

Der feine Niederschlag hüllte die Straßen und Häuser der Stadt in tristes Grau. Am Horizont leuchtete die dunkle Wolkenfront einen Moment lang auf, das Grollen folgte kurz danach. Der Regen wurde heftiger, bildete Schleier, die vom Wind über die Straße gefegt wurden. Dann wieder Niesel.
Der Wind flachte für einen kurzen Moment ab, schien sich zu ducken unter dem drohenden Herannahen der schwarzen Macht am Firmament. Dann brach er hervor ohne Warnung, peitschte das Wasser um die Häuserecken.

Ian Catrall blickte durch das schmierige Glas seines Fensters an den dicken Eisenstäben vorbei. Regen, endlich Regen! Er hauchte gegen die Scheibe, malte ein Herz mit dem Zeigefinger. Dann wischte er es fort.
Er sah die gegenüberliegenden, in strenger Reihe angeordneten Einfamilienhäuser durch den Schleier der stobenden Tropfen. Gab es überhaupt noch Familien?
Vereinzelte Stahltüren öffneten sich, Menschen lugten hervor. Viele blickten ängstlich zum Himmel.
Ian lächelte. Es gab tatsächlich immer noch welche, die sich noch nicht daran gewöhnt hatten; die sich wohl auch niemals daran gewöhnen würden. Hoffnungslos. Als Futter vorprogrammiert.
Er sah einen weißhaarigen Mann auf der gegenüberliegenden Straßenseite, die dürren Arme in die Luft gestreckt, den Mund weit geöffnet. Seine Zunge genoss die kühlen Tropfen.
Ian erkannte den bebenden Brustkorb des Alten; wahrscheinlich schrie er irgendetwas. Sein dünnes Shirt war im Nu durchweicht und die Rippenknochen wurden sichtbar. Doch das schien ihn nicht weiter zu stören, er begann sogar mit seinen nackten Füßen in den Pfützen, die sich mittlerweile überall gebildet hatten, zu tanzen.
Weitere Personen kamen aus den Häusern, taten es ihm gleich. Viele lachten, alle waren bewaffnet.

Ian wandte den Blick ab. Seit Conns Verschwinden war ihm nicht mehr zum Lachen zumute. Er ging durch das kleine Zimmer der Wohnung seiner Eltern. Vaters Tod vor – waren es zwei oder drei Monate? – hatte ihn zum Einsiedler gemacht. Mutter war bereits vor über einem Jahr gestorben.
Conn hatte er vor etwa einem Monat kennengelernt.
Das Quietschen der Bodendielen nahm Ian nicht mehr wahr, ebenso wenig das breite Bett – ihre Spielwiese, wie Conn immer lachend bemerkt hatte.
Ian würde auch hinausgehen. Der Regen musste ausgenutzt werden, denn danach war es umso schlimmer. Er vermisste Conn.

Strähnen hatten sich auf sein Gesicht gelegt, als Ian wenig später mit eingezogenem Kopf über die Straße ging. Tropfen fielen von den Haarspitzen hinab auf seine Jacke. Alles war durchnässt. Der Wind hatte an Intensität zugenommen, peitschte die Kälte durch den Stoff.
Ein reges Treiben herrschte in der Stadt. Kinder spielten in Pfützen, Männer trugen Kisten mit Vorräten, bewaffnete Frauen waren überall postiert und blickten in den Himmel, der immer noch aus einer ununterbrochenen, grauen Schicht bestand.
Ian zog einen kleinen Handkarren hinter sich her. Ein Mann mit einem Karton überholte ihn. „Hallo, Ian“, rief er und rannte weiter.
„Hallo“, sagte Ian, ohne zu wissen, wer ihn da gerade begrüßt hatte. Mit seinen fünfundzwanzig Jahren war er der jüngste Mann im Ort. Und als der alte Mr. Carpenter beim letzten Angriff ums Leben gekommen war, ging hier alles drunter und drüber. Es war auch der Angriff, als Conn …
Seine Augen begannen zu brennen. Viele hatten ihr Leben gelassen. Sechsundachtzig hatte er den Reverent kurz danach sagen gehört. Es hatte ihn nicht interessiert, nichts hatte ihn danach noch interessiert. Conn.

* * *

„Ian!“
Der Ruf ließ ihn lächeln, bevor er die Augen aufschlug. Die mühsamen Nachwirkungen des Schlafs, die ihn sonst immer wie in Trance aus dem Bett klettern ließen, waren sofort verschwunden. Noch einmal hörte er Conns Stimme aus dem Garten.
Ian schwang sich aus dem Bett. Conns Geruch lag noch auf jeder verschwitzten Pore seines nackten Körpers. Er sprang in seinen Slip und lief zur Terrassentür.
Für einen Moment musste er seine Augen zusammenkneifen, der frühe Morgen war zu hell. Dann tauchte Conn in sein Blickfeld. Er hockte auf dem Rasen, seine blonden Haare waren noch zerzaust, und er war nackt. Er lächelte sein Lächeln, bei welchem Ian jedes Mal am liebsten sein Glück in den Himmel geschrieen hätte. Doch er tat es nicht, sah ihn einfach nur an, und das heiße Brennen, das seinen Magen augenblicklich erfüllte, ließ seine Mundwinkel zucken.

Conn streckte seine Flügel aus, die frühe Sonne ließ die filigranen Adern darauf bunt glänzen. Conn war ein Halbengel, ein Abfallprodukt der Engelmacher.
„Das machst du mit Absicht“, rief Ian zu ihm hinüber.
Conn legte gespielt den Kopf zur Seite. „Was meinst du?“
„Du weißt genau, was ich meine.“
„Klär mich auf.“ Conn klappte die Flügel ein und stand auf.
Ian schloss für einen kurzen Moment die Augen, genoss den frühen Morgen, den er tief in sich hineinatmete. Als er sie wieder öffnete, stand Conn vor ihm, und für einen winzigen Augenblick zuckte Ian zusammen. Er hatte sich noch immer nicht an die Schnelligkeit seines Freundes gewöhnt. Dann lächelte er wieder.
„Was meintest du?“, flüsterte der Halbengel.
Ian stellte wieder einmal fest, dass Conn wie immer gut roch. Noch nie hatte er auch nur den Ansatz von Mundgeruch bei ihm wahrgenommen. Beschämt blickte er zur Seite; er konnte sich lebhaft vorstellen, wie die Armee der Bakterien zwischen seinen Zähnen wütete, und das wollte er wahrhaftig seinem Gegenüber nicht zumuten.
„Warte hier“, sagte er schnell und sprang zurück.
Der muskulöse Körper Conns glänzte.
„Ich mach mich kurz frisch.“
„Hey. Du hast mir nicht gesagt, was ich mit Absicht mache.“
Ian stürmte ins Haus. „Deine Flügel“, rief er, kurz bevor er über die Schwelle rannte. „Du breitest sie mit Absicht aus, weil du weißt, dass es mich anmacht.“
Conn blickte seinem Freund hinterher. Er konnte Ian nicht verstehen; für die anderen waren die Halbengel Abschaum. Sie zogen ihre Kinder beiseite, wenn Conn über die Straße ging. Niemand sprach ihn an. Es war beinahe so, als habe er die Pest. Oder schlimmer noch, als sei er eins von diesen Biestern. Dabei hatten sie ihn gemacht, damit er genau gegen diese kämpfte.
Er blickte an sich hinab, sah die Muskeln, die sich unter seiner braungebrannten Haut abzeichneten. Er sah seinen Schwanz, die krausen Haare, die ihn zierten. Er war genau wie sie. Aber eben nicht ganz genauso. Und trotzdem liebte Ian ihn. Oder lag es gerade an der Tatsache, dass er anders war?
Er stellte sein Lächeln ein, blickte in den Himmel. Blitzschnell klappten die Flügel hervor, dann war Conn hinter dem Haus verschwunden.

* * *

„Mister Catrall! Mister Catrall!“
Ian blickte von seinem Handkarren auf. Der Wind peitschte die Tropfen gegen sein Gesicht, und er hatte Mühe, etwas zu erkennen. Er kniff die Augen zusammen, schirmte sie mit der Hand ab. Dann sah er das Mädchen auf der anderen Straßenseite.
Winkend kam sie auf ihn zugelaufen, versuchte dabei den großen Pfützen auszuweichen. Meist gelang es ihr nicht. Die durchweichte Kleidung hatte sich wie eine zweite Haut um ihren ausgemergelten Körper geschlungen.
Ian wischte sich durchs Gesicht. Der Regen war heftiger geworden, ebenso wie das Treiben auf der Straße. Jeder schleppte irgendwelche Kisten oder zog sie an Handkarren hinter sich her.
Der alte Malcolm Hansen fuhr mit seinem Traktor und dem Anhänger mit dem riesigen Trinkwasserbehälter an ihm vorbei. „Brauchst du was, Ian?“
„Danke, Mister Hansen“, brüllte Ian durch das Dröhnen des Dieselmotors. „Aber ich hab noch über fünfhundert Liter.“
Hansen machte den Motor aus. „Bedank dich bei deinem Dad, der Herr hab ihn selig, dass er das Ding in euren Garten gebaut hat.“
„Das tu ich, Mister Hansen.“
„Anfangs haben wir noch über ihn gelacht. Scheiße, Ian, er war ein guter Mann.“ Der Diesel sprang wieder an, dröhnte, als Hansen das Gaspedal trat.
„Ich weiß“, murmelte Ian.
„Machs gut, Junge.“
Der schwere Traktor walzte über den Asphalt, hinüber auf die andere Straßenseite, wo eine Frau mit ihrer Schrotflinte winkte.
Jetzt sah Ian auch wieder das gestikulierende Mädchen. „Mister Catrall!“, rief sie noch einmal.
Ian fand es immer seltsam, wenn ihn jemand Mister Catrall nannte. Irgendwie kam er sich dann alt vor.
„Mister Catrall.“ Sie keuchte als sie vor ihm stehen blieb, hustete mehrmals. Ihr nasses Haar hing wirr in ihrem Gesicht, an der Seite hing das, was wohl einmal geflochtene Zöpfe gewesen waren.
Ian legte die Plastikfolie über den Wagen, ging in die Hocke und sah sie an. Ihr Gesicht war weiß, viel zu weiß, wie er fand. Jetzt erkannte er auch die schusssichere Weste, die das Mädchen trug und den schweren Gurt mit dem Revolver im Halfter. Er stieß hörbar die Luft aus.
„Wer bist du?“
Sie sah ihn an, und Ian blickte in blutunterlaufene Augen.
Die Kleine bemerkte seinen entsetzten Blick. „Ich habe die letzten Nächte nicht geschlafen. Wir haben keine Gitter vor den Fenstern, wissen Sie? Und da muss ich aufpassen. Ma ist sehr krank.“
Ein schwerer Knall ließ beide zusammenzucken. Ian sah sich um, konnte aber nichts Außergewöhnliches entdecken. Es hatte sich angehört wie die Fehlzündung eines Autos, doch weit und breit war keines zu sehen. Die meisten waren eh nicht mehr fahrtüchtig; Kraftstoff war rar. Die Lebensmittellaster aus Elko, die in unregelmäßigen Abständen die Halle außerhalb der Stadt füllten, hatten noch welchen. Und der alte Mister Hansen mit seinem Traktor.
Am Horizont platzten die ersten Sonnenstrahlen an einigen Stellen durch die Wolkendecke. Ein Regenbogen entstand.
Bald würde der Regen aufhören, und dann würden sie wieder kommen. Er sollte sich beeilen.
„Wer bist du, Mädchen? Und was willst du?“
Das Mädchen folgte seinem Blick. „Wie lange wird es noch dauern?“
„Nicht mehr lange. Also sag mir, um Gottes Willen, was du willst.“
„Wir brauchen Ihre Hilfe, Mister Catrall.“
Ian wurde hektisch. Noch einmal zerrte der Wind an seiner Jacke, doch dann spürte er, wie dieser langsam abflachte.
„Ma braucht Ihre Hilfe. Sie ist sehr krank.“
Ian fragte sich, wie alt die Kleine wohl war. Es gab nur noch wenige Kinder in der Stadt. Die Kinder fielen ihnen immer am schnellsten zum Opfer. Vielleicht sieben oder acht?
„Mister Catrall?“
Er blickte in die roten Augen.
„Werden Sie meiner Ma helfen?“
„Mädchen, wie soll ich deiner Ma helfen? Was hat sie denn?“ Er sah den Regen, der ihr Gesicht hinunter lief. Oder waren es Tränen?
„Sie hustet so schrecklich. Manchmal kommt Blut raus.“ Die kleinen Hände begannen zu zittern.
„Und was soll ich da tun, Mädchen?“
„Mein Name ist Rose, Mister Catrall. Rose Miller. Wir wohnen ganz am Ende der Straße. Das letzte Haus, wissen Sie?“
Ian kannte die Millers. Zumindest vom Reden her. Sein Dad hatte immer gesagt, dass Misses Miller eine Säuferin sei. Und Mister Miller prügele seine Familie. Und die Kinder seien verwahrlost.
„Was ist denn mit deinem Dad?“
„Der ist doch schon lange tot, Mister Catrall.“
„Das tut mir Leid, Rose.“
„Ihr Vater hat noch versucht, ihn zu retten. Aber das Gift hatte schon seinen ganzen Bauch in Brei verwandelt. Ich hab das gesehen.“
Ian schluckte. „Ich kann deiner Ma nicht helfen.“
„Aber Ihr Vater hat doch auch geholfen.“
„Mein Vater war Arzt. Ich bin es nicht. Warum gehst du nicht zu Mister Jenkins? Er ist jetzt der Doc.“
Die Kleine begann nervös mit den Füßen zu patschen. Ihre Finger klemmte sie hinter den Patronengurt. „Das weiß ich, doch Doc Jenkins ist seit dem letzten Angriff nicht mehr da.“
Ian stand auf. Ja, der letzte Angriff. „Ich bin kein Arzt, Kleine.“ Er nahm die Plane von seinem Karren, holte zwei kleine Kisten heraus und klemmte sie sich unter die Arme. „Es tut mir Leid.“
Noch einmal blickte er auf das Mädchen, das ihn mit leicht geöffnetem Mund anschaute.
„Der Regen wird gleich aufhören. Bis dahin solltest du zu Hause sein.“ Dann ging er hinein. Es gab noch viel zu tun.

* * *

„Du riechst so gut.“
„Danke. Scheint ein angenehmer Nebeneffekt der Genmanipulation zu sein.“
Ian presste seine Wange fester an Conns Brust. Eine ganze Weile lagen sie nur so da, und für Ian war in diesem Moment alles so wie früher. Wie früher, als er noch klein war, genauso wie die Mücken.
„Gibt es eigentlich noch mehr von euch?“ Er hob seinen Kopf.
Conn hatte die Augen geschlossen, und Ian befürchtete, dass er eingeschlafen sei. Er bewunderte seine makellosen Gesichtszüge. Wie war es möglich, dass ein Mensch so perfekt aussah? Und wie konnte dieser Mensch ihn lieben? Mensch ... War Conn überhaupt ein Mensch?
Ian grinste, doch es sah gezwungen aus. Klar war er ein Mensch. Halbengel waren aus Menschen gemacht. Oder?
„Natürlich.“
Ian erschrak. Conn hatte gesprochen ohne dabei den Mund zu öffnen. Oder hatte er es nur übersehen?
„Kannst du meine Gedanken lesen?“
Jetzt öffnete Conn doch die Augen, legte die Stirn in Falten. Dann lachte er laut. „Wie kommst du denn darauf?“
„Na deine Antwort gerade. Ich hatte darüber nachgedacht, ob Halbengel Menschen sind, und dann hast du ´natürlich´ gesagt.“
Wieder lachte Conn. Ian war verwirrt, doch es klang gut.
Der Halbengel richtete sich auf. „Du hattest gefragt, ob es noch mehr von uns gibt.“
„Oh. Ja, stimmt.“
„Und zu welchem Ergebnis bist du bei deiner gedanklichen Analyse gekommen? Sind wir Menschen?“
„Seid ihr?“
„Nun, wir sehen doch zumindest wie welche aus. Na ja, bis auf …“ Conn deutete mit dem Daumen auf seinen Rücken. Ian sah die oberen Ansätze der eingeklappten Flügel. Hier im abgedunkelten Schlafzimmer wirkten sie schorfig. Ian strich sanft mit dem Finger darüber. Sie fühlten sich weich an, obwohl er wusste, dass unter der hautähnlichen Schicht ein harter Knochen lag.
„Fühlst du das eigentlich?“
„Das fragst du mich jedes Mal. Fühlst du es, wenn ich deinen Schwanz streichle?“
Ian lächelte. „Ich habe noch keinen anderen Halbengel gesehen.“
Conns Miene wurde ernst. „Sie haben Tausende von uns gezüchtet. Zunächst schien es ja auch erfolgversprechend zu sein. Zumindest hatten wir das erste Mal seit Monaten überhaupt den Hauch einer Chance.“
„Dauert es lange?“
„Was meinst du?“
Ian druckste herum. „Na, bis ihr fertig seid.“
„Zwei Monate etwa. Am Längsten dauern die Flügel. Und dann müssen wir ja noch lernen, damit umzugehen.“
„Eigentlich gibt es viel zu wenige von euch.“
Conn stand auf und ging zum Fenster. Die Flügel lagen eng an den Körper gepresst. Ian legte sich auf den Bauch, beobachtete seinen Freund. Er nahm das Kissen, knuddelte es zusammen und legte seinen Kopf darauf. Es roch nach Conn, und Ian atmete tief ein.
„Wir waren nur die Vorstufe. Halbengel eben. Sie haben immer weiter geforscht. Sie haben immer bessere Züchtungen hervorgebracht. Bis die wahren Engel fertig waren. Die wahren Engel werden die Menschheit vor ihrem Untergang bewahren. Sie sind schneller, sehr viel schneller.“
Ian hatte auch noch nie einen wahren Engel gesehen. Er hatte es immer für ein Gerücht gehalten. Ein Gerücht, das von irgendwelchen noch lebenden hohen Tieren in die Welt gesetzt worden war. Ein Gerücht, das die letzten noch lebenden Menschen irgendwo auf der Welt beruhigen sollte. Oder was auch immer.
Doch dann war Conn in sein Leben getreten.
„Und sie sind unverwundbar. Sagt man zumindest.“
„Hast du Lust zu ficken?“
Conn drehte sich um, und ein warmes Lächeln entstand um seinen Mundwinkel. Dann klappte er die Flügel aus.


Ein lautes Klopfen an der Haustür ließ Ian aufblicken. Sein Oberkörper ruhte auf den Flügeln Conns, er genoss seine sanften Atemzüge.
Der Halbengel schlief.
Ian erhob sich, wünschte für einen Augenblick, er könne fliegen. Sanft würde er sich erheben, schwebend vom Bett gleiten. Er wollte Conn nicht aufwecken. Immer wenn Conn wach war, wirkte er rastlos. Ian hatte das Gefühl, er müsse Conn hinterherlaufen, ihn in seine Nähe bannen, damit er nicht auf einmal verschwunden war.
Vorsichtig berührte er die Haut mit seinen Lippen. Er liebte die Flügel, sie machten Conn so unendlich außergewöhnlich. Wenn Ian irgendwann einmal die Möglichkeit erhalten würde, er würde sich ebenfalls ´verwandeln´ lassen. Und dann würden er und Conn fliegen. Weit weg, nur sie beide.
Erneut klopfte es. Lauter.
„Ja“, flüsterte Ian, entstieg vorsichtig dem Bett. Es quietschte.
Die Gitterstäbe vor dem Fenster unterteilten das Zimmer in längliche Sonnenparzellen. Ein Schattenstab hatte sich über das Bett gelegt, schien Conn in zwei Hälften zu zerschneiden. Sein Rücken hob und senkte sich sanft.
Ian wollte verweilen, den Moment genießen, doch draußen stand jemand vor der Tür; ein Eindringling, ein Zerstörer dieses friedvollen Augenblicks. Ian hasste ihn.
Er griff nach seiner Jeans, zwängte sich hinein. Er musste ein wenig seinen Bauch einziehen, damit er den Knopf schließen konnte.
Scheiße, ich werde dick, und das trotz des guten Sex.
Conn murmelte etwas, streckte einen Flügel zur Seite.
Ian rannte zur Tür, als das Klopfen wieder einsetzte und diesmal nicht enden wollte.
„Ich komme!“, brüllte er und hoffte gleichzeitig für den Störer, dass es wichtig war.

„Ian, Junge, ich dachte, du wärst nicht da.“
„Mr. Carpenter.“ Ian wich zur Seite, als sich der Mann mit den beiden Krücken an ihm vorbei in die Wohnung drängte.
Vor dem Haus erkannte Ian Carpenters Wagen. Hinter dem Steuer hockte Jesse Pork. Er winkte.
Ian verzog die Mundwinkel, ließ die Tür ins Schloss fallen, ohne den alten Mann weiter zu beachten. Er hasste Jesse Pork, alle im Ort hassten Jesse Pork.
Er soll diese Viecher gezüchtet haben, sagt man. Hat sie auf seiner Farm anstelle von Kühen gehalten. Er soll sogar dafür gesorgt haben, dass sie regelmäßig Futter bekommen haben.
Aber was soll´s? Ändern ließ sich jetzt nichts mehr. Vielleicht hatten Leute wie Jesse Pork ja indirekt dafür gesorgt, dass es überhaupt Halbengel gab. Dafür, dass es Conn gab.

Mr. Carpenter war inzwischen in die Küche gehumpelt und hatte sich an dem großen Esstisch niedergelassen. Seine Krücken lagen auf dem Holz.
Ian sah, wie er sich mit den großen Händen durch das graue, schulterlange Haar fuhr. Ja, Mr. Carpenter hatte viel zu große Hände, fand er. Und irgendwie schien dieser alte Mann in den Siebzigern stehen geblieben zu sein. Das lange, schon fast ungepflegt wirkende Haar, das wallende Hawaihemd. Das alles passte doch nicht zu einem Mann, der in einer normalen Welt mit Sicherheit schon sein wohlverdientes Rentenalter genießen würde.
„Hast du einen Kaffee, Junge?“ Carpenter blickte in seine Handflächen.
„Ich kann einen aufsetzen.“
„Ja, das wäre gut.“

Während Ian auf die tiefschwarzen Tropfen blickte, die glucksend aus dem Filter liefen, versuchte er in Richtung Schlafzimmer zu lauschen. Er wollte zu Conn, sich an diesen warmen Körper schmiegen.
Langsam drehte er sich um.
Noch immer war der Blick von Mr. Carpenter gesenkt. Ian konnte nicht von sich behaupten, dass ihm dieser Mensch sympathischer war als der alte Jesse Pork. Schließlich waren die beiden Freunde. Und auch, wenn Mr. Carpenter den Vorsitz über den Ort übernommen hatte, so war es Ian doch zuwider, ihm hier gegenüberzustehen.
Damals, als seine Eltern noch lebten, war Carpenter des Öfteren hier gewesen. Ihn und Dad schien eine undefinierbare Freundschaft verbunden zu haben, die Ian nicht nachvollziehen konnte. Und Mutter damals wohl auch nicht.
Ian blickte über den alten Körper hinweg auf das Fenster. Es war viel zu hell. Silhouettenhaft konnte er die Gitterstäbe ausmachen, doch alles drumherum war in gleißendes Licht gehüllt. Ian kniff die Augen zusammen, sah tanzende Lichtreflexe, die vor seinen Lidern zuckten.
„Junge, wir werden C. Falls verlassen.“
Ian zuckte zusammen. Er wusste nicht, was ihn mehr erschreckt hatte, dass Mr. Carpenter die drückende Stille so plötzlich unterbrochen hatte, oder die Tatsache, dass er den Ort verlassen wollte.
„Hast du gehört, was ich gesagt habe, Ian?“ Jetzt blickte Carpenter auf, und seine Augen wirkten müde.
„Ja, habe ich. Was soll das heißen?“
„Das heißt, dass Jesse und ich für heute Abend eine Versammlung einberufen werden. Die meisten wissen schon Bescheid. Curnie Falls ist nicht mehr zu halten.“
Die Kaffeemaschine röchelte.
„C. Falls ist nicht mehr zu halten? Was meinen Sie damit, Mr. Carpenter?“
„Jesse und ich waren heute unten am Snow-Water-Lake.“
Ian legte den Kopf schief. „Und?“, fragte er vorsichtig, als Mr. Carpenter wieder nach unten blickte und keine Anstalten unternahm, weiter zu reden.
„Heute früh waren wir da.“ Er blickte wieder auf. Für einen Moment schien es, als befände er sich in einer Art Trancezustand. Seine Augen wirkten glasig, sahen durch Ian hindurch. Dann schüttelte der Alte seinen grauen Hippieschopf. „Was macht der Kaffee, Junge?“
Ian rieb seine Arme. Es fröstelte ihn. Er blickte zur Tür, hoffte Conn dort zu sehen, doch der Türrahmen war leer.
„Was macht der Kaffee, Junge?“, wiederholte Carpenter.
Ian drehte sich um, öffnete den Schrank vor seinem Gesicht und holte zwei Tassen hervor. Er mochte Carpenter nicht; er mochte ihn wahrhaftig nicht.
Draußen heulte ein Hund. Langgezogen klang es, wie das weit entfernte Auf und Ab einer Sirene. Sollte es tatsächlich noch freilaufende Hunde geben?
Ian goss die dunkle Flüssigkeit in die Becher, dann ging er hinüber zum Tisch und stellte eine der Tassen zwischen die Krücken.
„Danke, Junge. Wie sagt man so schön? Heißer Kaffee am Morgen ersetzt jeden guten Fick.“
„Was ist mit dem See, Mr. Carpenter?“
Der Alte schlurfte. „Ah, das tut gut.“
„Das sagten Sie bereits.“ Wieder fröstelte es Ian. „Was ist mit dem See?“
Carpenter sah ihn an, und diesmal waren die Augen klar. „Larven, Junge. Der See ist voll von Larven.“
Ian schluckte, presste die Hände fester um die heiße Tasse. Er wollte zurück zu Conn, wollte sich in seine starken Arme schmiegen, wollte sich von ihm beschützen lassen. Jetzt!
„Wenn sie ausgewachsen sind … Nun, Junge, ich brauche dir nicht zu erzählen, was passieren wird. Bis jetzt haben wir viele von diesen Viechern hier. Und sie kommen nur in der Dämmerung. Okay“, wieder blickte er in seine Tasse, „manchmal verirren sich ein paar von ihnen auch tagsüber hierher. Vereinzelte. Aber in ein paar Tagen ist die Entwicklung dieser Brut im See vollendet. Und dann werden es keine vereinzelten mehr sein, die sich tagsüber hierher verirren. Niemand wird diesen letzten Angriff überleben, Junge. Niemand!“
Ian spürte das Zittern in seinem Körper. Es entstand in seinem Rücken, raste durch die Knochen in jeden Winkel.
„Es werden Millionen sein, Junge. Millionen. Der See ist voll.“

* * *

Der Regen hatte aufgehört.
Vereinzelte Sonnenstrahlen stachen durch die immer noch dichte Wolkendecke. Glänzende Pfützen lagen wie zertretene Quallen auf dem Asphalt, labten sich an der schwülen Luft. Spätestens wenn die Sonne durchbrach, würden sie ihrem vorbestimmten Schicksal des gasförmigen Aggregatzustands entgegenschweben, würden die Luft schwängern mit ihrer Feuchtigkeit. Würden sie anlocken, millionenfach.
Ian ließ die Haustür ins Schloss fallen, schob die beiden dicken Metallriegel in ihre Verankerung.
Er zog seine durchnässte Jacke aus, ließ sie auf den Boden fallen. Die Arme taten ihm weh, auch die Schultern. Irgendwie war Ian ein Jammerlappen, ja, und irgendwie war er auch ein wenig stolz darauf.
Aber Jammern war tabu. Wer jammert, verliert. Und Verlierer werden Opfer. Futter, nur noch leere, verschrumpelte Hüllen. Ein Stich genügte.
Diese Viecher saugten Verlierer aus, ließen nur diese leeren Hüllen zurück. Hüllen menschlichen Abschaums. Sie lagen verkümmert in all ihrer Jämmerlichkeit, und man konnte zusehen, wie das restliche Gift sie zersetzte. Jammerlappen lösten sich auf. Wie die Pfützen in der Sonne.

Ian ging in die Küche, stieg über die Kartons, die er vor wenigen Minuten hier abgestellt hatte. Er würde die Lebensmittel gleich in den Kühlschrank packen. Vermutlich auch nicht.
Er nahm den Barhocker, der neben dem Schrank stand, schob ihn unter das Fenster und setzte sich. Die Straßen waren leer, die Türen verschlossen. Auch die meisten Schießscharten.
Ian dachte an das kleine Mädchen. Wie war noch mal ihr Name? Er wusste es nicht mehr, es interessierte ihn auch nicht. Futter. Kinder und Jammerlappen waren Futter. Vielleicht würde sie den nächsten Angriff noch überleben. Vielleicht. Schließlich hatte sie es bisher ja auch geschafft.
Warum schickten sie eigentlich keine Engel?
Wie oft hatte er sich diese Frage gestellt, und wenn er nicht Conn kennen gelernt hätte, so hätte er jeden ausgelacht, der ihm von dieser fliegenden Wunderwaffe in Menschengestalt erzählt hätte.
Aber warum hatte er noch keinen von ihnen gesehen? Klar, ein unbedeutender Ort wie Curnie Falls war es nicht wert, dass man in ihn investierte. Schließlich konnten die Engel nicht überall sein. Zuerst große Städte, wie Elly, Currie, Spring Creek vielleicht auch noch. Da waren die wichtigen Menschen. Politiker. Menschen mit Geld. Mit Macht. Aber hier?
Ein stetes Dröhnen ließ ihn aufhorchen. Es hätte auch seiner Einbildung entstammen können, doch Ian wusste, dass dem nicht so war.
Sie kamen.

* * *

Zum ersten Mal hatte Ian Catrall Angst. Nicht nur dieses komische Gefühl, das man hatte, wenn man etwas Unbekanntem gegenüberstand. Nicht dieses lächerliche Gefühl, verbunden mit leicht erhöhtem Herzschlag, winzigen Schweißperlen auf der Stirn und in den Achselhöhlen.
Diesmal war es echte Angst. Diese Angst, die sich wie ein waberndes Metallband um den Hals legte, den Kehlkopf zu zerdrücken schien.
Ian versuchte zu schlucken. Seine Kehle war verdörrt, wie die trockenen Sträucher vor dem Haus.

Mr. Carpenter stellte die Tasse auf den Tisch und nahm seine Krücken.
„Ich möchte, dass du auch kommst, Junge. Wir treffen uns um drei. Heute Nacht. In der ehemaligen Turnhalle.“ Er stand auf.
„Aber … Mr. Carpenter … wie sollen wir denn von hier weg? Und … wohin?“
„Das werde ich heute Nacht mit euch besprechen. Sag allen, die du bis dahin noch siehst Bescheid. Drei Uhr in der alten Schule.“
Er ging zur Tür, während Ian das Gefühl hatte, sein Arsch sei an dem Holz hinter seinem Rücken festgeklebt. Er wollte noch etwas sagen, doch da war dieses Metallband um seinen Hals.
„Ach, und noch etwas, Ian.“ Mr. Carpenter war stehen geblieben, drehte sich jedoch nicht um. Sein leicht gebeugter Rücken hob sich schwer. „Ich habe deinen Vater sehr geschätzt, Ian. Und deshalb schätze ich auch dich. Ich möchte, dass du uns begleitest. Aber nur du.“
Ian spürte, wie die Kaffeetasse in seiner Hand drohte, ihm aus den Fingern zu rutschen. Was hatte der Alte da gesagt?
„Du weißt schon, was ich meine. Richtig, Junge?“ Jetzt drehte er sich um und blickte Ian direkt in die Augen. „Bestimmte Dinge gehören nicht in diese Welt, Junge. Bestimmte Dinge gehören nicht hierher.“
„Was … was meinen Sie?“
„Mücken, Junge. Riesenmücken gehören nicht hierher. Sie sind nicht von Gott gewollt. Sie sind nicht sein Werk. Genauso wenig wie Menschen mit Flügeln.“
Mr. Carpenter öffnete die Haustür, humpelte über die Schwelle. „Komm allein, Junge!“ Dann ließ er sie ins Schloss fallen.
Ian stand da, fassungslos, starrte auf die schwere Metalltür, durch die der alte Mann gerade verschwunden war. Dumpf vernahm er das Starten eines Motors. Die Tasse in seiner Hand zitterte.

„Ich hoffe, du nimmst dir das nicht zu Herzen.“
Ian fuhr herum und sah Conn im Türrahmen stehen.
„Du hast alles gehört?“
„Hm… Genug.“
„Es tut mir Leid.“ Ian senkte den Kopf, blickte wieder auf die vibrierende Oberfläche des Kaffees.
Kurz darauf spürte er, wie Conn eine Hand auf seine Schulter legte. Augenblicklich umgab dieses beschützende Gefühl der Wärme seinen Körper. Ian wollte sich fallen lassen. Ein Kloß breitete sich in seinem Hals aus; diesmal war es keine Angst.
„Soll ich ihm hinterher fliegen und auf sein Auto scheißen?“
Ian lachte. Sein Blick war verschleiert. „Danke.“
„Wofür?“
Ian strich mit dem Finger über Conns Lippen. „Dafür, dass es dich gibt.“
„Oh, mein Gott, Ian. Gleich brauchen wir keine Gleitcreme mehr. Dieses Geschleime ist ja fast unerträglich.“
„Ich wollte doch auch mal romantisch sein.“ Ian wischte über seine Augen.
„Lass uns eine Runde fliegen.“ Conn nahm seinen Arm weg.
„Fliegen?“
„Ja, fliegen. Ich trage dich. Wir genießen die letzten Stunden.“
„Ich … ich würde ganz gern noch duschen.“
„Na dann los!“ Conn schlug ihm auf die nackte Schulter. Es klatschte laut, und Ian konnte förmlich den entstehenden, roten Fleck spüren. Doch es störte ihn nicht. Selbst wenn Conn ihm den Schädel abschlagen würde, würde es ihn nicht stören.
„Beeil dich“, sagte der Halbengel und küsste ihn. „Ich warte draußen. Werde mich ein wenig warm machen.“ Conn zwinkerte.
„Flieg nicht weg“, sagte Ian. „Ich beeil mich.“

Auf dem Weg ins Bad sah er, dass die einfallenden Sonnenstrahlen, die den Holzboden bedeckt hatten, plötzlich verschwanden. Er sah es, noch bevor das Surren in seine Ohren platzte. Er sah es, noch bevor Conns entsetzlicher Schrei folgte.

* * *

Ian lag auf dem Bett.
Er hatte die Arme ausgestreckt und blickte zur Decke. Beinahe sah er aus wie ein Engel. Die Kleidung lag, bis auf die Unterhose, auf dem Boden, sah aus, wie der aufgetürmte Wäscheberg, den seine Mutter immer anhäufte, wenn sie Waschtag hatte.
Sein Haar war zerzaust.
Die Kartons mit den Lebensmitteln standen noch immer da, wo er sie vorhin hingestellt hatte, der Barhocker noch immer unter dem Fenster.
Er hatte die Augen geschlossen.
Ian dachte an das kleine Mädchen. „Mein Name ist Rose, Mr. Catrall. Rose Miller.“
Ja, Rose Miller hieß sie. Jetzt wusste er es wieder. Ihre Mutter war krank. Sie hustete Blut.
Das hohe Summen wurde lauter. Ian presste die Lider fester aufeinander.
Die Millers hatten keine Gitter vor den Fenstern, deshalb musste die kleine Rose die ganze Nacht über ihre Augen offen halten. Und die Mutter war Alkoholikerin.
Ein Schuss fiel. Kurz darauf ein zweiter.
Rose Millers Augen waren rot unterlaufen. Sie trug eine kugelsichere Weste. Warum eigentlich? Ian verzog den Mund. Vielleicht, weil der Vater sie schlug. Nein, Mr. Miller war tot. Lange schon. Sein Leib war zu Brei zerschmolzen. Rose hatte es gesehen.
Weitere Schüsse drangen herein. Sie waren da! Und die Dämmerung war noch nicht einmal angebrochen. Der alte Carpenter hatte Recht gehabt. „Millionen von ihnen, Junge. Millionen!“
Glas klirrte.
Ian riss die Augen auf. Das Schlafzimmerfenster war noch heil, also musste es ein anderes sein. Sein Blick fiel auf das Gewehr, das an der Wand lehnte.
Draußen schrie jemand. War es die kleine Rose Miller?
Das Surren wurde schrill, schwoll bedrohlich an, flachte kurz ab, um erneut in einem ohrenbetäubenden Crescendo emporzusteigen. Es schmerzte.
Nein, Rose Miller konnte es nicht sein, die geschrieen hatte; sie wohnte am Ende der Straße. Ihr Schrei würde nicht bis hierher dringen. Nicht bei dem Getöse.
Eine Maschinengewehrsalve durchbrach das kreischende Schwirren.
Ian sah einen gigantischen, haarigen Körper am Fenster vorbeizischen. Ein Blitz folgte. Dann wieder ein Schrei, langgezogen, wie das Heulen des Hundes, das er vor Tagen gehört hatte.
Ein platschendes Geräusch. Jemand kreischte, kreischte so erbärmlich.
Jammerlappen kreischten. Jammerlappen waren Futter. Sie lösten sich auf, wie die Pfützen in der Sonne. Schon ein winziger Tropfen Sekret reichte aus. Ein winziger Tropfen aus dem riesigen Stachel des Angreifers.
Erneut flog etwas am Fenster vorbei, schlug gegen das Haus. Ian hörte, wie in der Küche Teller aus dem Regal fielen und auf dem Boden zerschellten.
Er presste die Hände auf die Ohren. „CONN!“ Sein Schrei kämpfte gegen das ohrenbetäubende Surren an.
„Millionen von ihnen, Junge. Es sind Millionen!“
„Conn! Wo bist du? CONN!“
Ian weinte, warf sich zur Seite in das Kissen. Es roch nicht mehr nach Conn. Er war nicht mehr da. Conn hatte ihn im Stich gelassen.
„Warum hast du das getan?“ Sein Heulen wurde lauter. Jämmerlicher.
Jammerlappen sterben. Waren Futter.
Das Orchester aus Schüssen, Schreien, Surren erreichte seinen Höhepunkt.
„Mr. Catrall, bitte helfen Sie uns!“
Ian presste die Hände fester gegen die Ohren. Sein Kopf schmerzte, die Schreie wurden lauter.
Er konnte das Blut riechen. Blut, das durch das zerbrochene Fenster hereinströmte. Der metallische Geruch übertönte sogar den Gestank, den die Mücken ausströmten.
„CONN!“
Ein lautes Klopfen an der Tür. Ian verstummte. Rotz lief aus seiner Nase, sickerte ins Kissen und bildete mit den Tränen zusammen einen dünnflüssigen Brei auf dem Bezug.
Ian lauschte. Für einen Moment schien die Welt still zu stehen, bis eine erneute Schusssalve die Illusion zerstörte.
Wer hatte da geklopft? Einbildung?
Ein Körper schlug gegen die Gitterstäbe vor dem Schlafzimmerfenster. Ian hörte das Brechen von Knochen. Er sah eine dunkelbraune Wildlederjacke. Ein winziger Spritzer Blut zerplatzte an der Scheibe, bildete einen kleinen Körper mit Flügeln.
Für den Bruchteil einer Sekunde schillernde Facetten, ein behaarter Rüssel.
Ian sprang aus dem Bett, griff nach dem Gewehr.
„Millionen, Junge! Millionen! Niemand wird diesen Angriff überleben. C.Falls ist nicht mehr zu halten.“
„Scheiß was drauf! Schwätzer.“
Er stürmte zur Tür, entsicherte die Waffe.

* * *

Die Tür stand offen. Der Schatten, der noch vor Sekunden das Haus verdunkelt hatte, verschwand abrupt. Wieder schrie Conn.
Ian riss die Tür auf, prallte zurück, als er die zwei Meter hohe Mücke auf der Straße hocken sah. Zum ersten Mal sah er so ein Ding richtig. Die im Verhältnis zum Körper dürren Beine, angewinkelt, der lange, beinahe durchsichtige Hinterleib pulsierte. Etwas bewegte sich darin.
„CONN!“
Sein Schrei ließ das Insekt herumfahren. Ian hatte gar nicht ausmachen können, wie es sich gedreht hatte, so schnell ging es. Die Facettenaugen starrten jetzt genau in seine Richtung, reflektierten in schillernden Farben das Spektrum des Sonnenlichts.
Keine Waffe! Ian hatte keine Waffe. „CONN!“
Er sah eine weitere Mücke über die Häuser der anderen Straßenseite fliegen. Irgendwas hing zwischen ihren klebrigen Beinen.
Ian schlug die Tür zu, rutschte zu Boden, vergrub das Gesicht zwischen seine angewinkelten Knie.

* * *

Ians Wange berührte das kühle Metall der Tür. Er traute sich nicht, sie zu öffnen. Was sollte es bringen?
Der Lauf des Gewehrs liebkoste seine Lippen. Seine Hände zitterten. Ein winziges Zucken des Zeigefingers könnte alles gut werden lassen.
Jammerlappen sind Mückenfutter.
Wieder Schüsse. Schreie.
Carpenter hatte Recht. Keiner würde den letzten Angriff überleben. Vielleicht war das auch gut so. Ja, es war gut.
Etwas drückte gegen die Tür. Ian hörte es nicht, er spürte die Vibration.
Ob die kleine Rose noch lebte?
Hätte er ihrer Mutter helfen können?
Hätte er es versuchen sollen?
„Rose, es tut mir Leid.“
Das Metall der Tür wurde nach innen gedrückt, barst an einer Stelle und gab die Sicht auf einen sägenden Rüssel frei.
Ian wich zurück.
Als die Tür brach, war er schon wieder auf dem Weg ins Schlafzimmer.
Er stellte das Gewehr zurück an die Wand. „Vor kurzem hätte ich dich gebraucht“, flüsterte er, strich über den Lauf und grinste.
Dann legte er sich auf das Bett, nahm das Kissen und drückte es fest an sich.
Conn …

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber Salem!

Auch mir hat Deine Geschichte im Großen und Ganzen recht gut gefallen! :) Vor allem freut es mich, daß Du wieder versuchst, den Horror mehr über die Psyche als durch Blutszenen rüberzubringen. :) :)

Tamira schrieb:
Ich denke, es ist dieses Aufgeben, das doch so überhaupt nicht so deinem Protagonisten passt. Deshalb war es für mich überraschend, da er ja ansonsten nicht dazu neigt, das Handtuch hinzuwerfen. Nur, was sein Leben betrifft! Dahingehend scheint er nämlich sehr ... lebensfroh (?) zu sein.
Hm, das sehe ich nicht so. Seit dem Tod seiner Eltern war er Einsiedler, bis er Conn kennengelernt hat. Er scheint also alleine sehr wenig Lebensenergie zu haben, sondern nur dann, wenn er jemand zweiten hat – wie eine Sucht: Wenn das Suchtmittel da ist, geht es ihm gut, ist es weg, geht es ihm schlecht – entsprechend nennt man das auch Co-Abhängigkeit.
Der Protagonist ist aber scheinbar nicht nur psychisch abhängig von Conn, er verläßt sich auch auf ihn, oder sagen wir: Er fühlt sich sicher, solange er Conn bei sich weiß, sieht ihn als seinen Beschützer. Interessant in dem Zusammenhang sind auch diese Sätze:
Ian fand es immer seltsam, wenn ihn jemand Mister Catrall nannte. Irgendwie kam er sich dann alt vor.
Er ist irgendwie noch ein Kind …
Conn hatte ihn im Stich gelassen.
Keine Waffe! Ian hatte keine Waffe. „CONN!“
… das beschützt werden will. – Deshalb sieht er sich wohl auch nicht in der Lage, den anderen zu helfen.

Hast Du übrigens gewußt, daß Mücken (bei uns heißen sie Gelsen, während Mücken ganz winzigkleine Fliegen sind) den Geruch von Tomatenpflanzen nicht ausstehen können? Pflanz Dir im Frühling Tomaten vorm Fenster (gibt es auch in Fensterkistchengröße) und Du bist sie los. In Deiner Geschichte hätten sie also wohl besser dran getan, sich ein paar Killertomaten zu züchten … :D

So, da ist mal die erste Hälfte meiner Liste, die andere Hälfte kommt morgen, ein bisserl schlafen muß ich auch noch. ;-)

»Der feine Nieselregen hüllte die Straßen und Häuser der Stadt in ein tristes Grau. Am Horizont leuchtete die dunkle Wolkenfront einen Moment lang auf, das Grollen folgte kurz darauf. Der Regen wurde heftiger, bildete Schleier, die vom Wind über die Straße gefegt wurden. Dann wieder Nieselregen.«
– Also, das mit der aufleuchtenden Wolkenfront sehe ich als Blitz (auf den der Donner folgt). Weniger gefällt mir die dreifache Wiederholung von »Regen« – ich würde statt »Der feine Nieselregen« »Das Nieseln« schreiben, und statt »Dann wieder Nieselregen« vielleicht irgendwas mit feinem oder schwächerem Niederschlag? Bei »in ein tristes Grau« würde ich das »ein« streichen (zwei Grau ergäben ja keinen Sinn), und »einen Moment lang auf, das Grollen folgte kurz darauf« liest sich wie ein Reim, würde statt »darauf« »danach« schreiben.

»Dann wischte er es fort, schirmte sein Gesicht mit den Händen ab und presste es dicht gegen das Glas.«
– er schirmte sein Gesicht ab? Meinst Du, daß es draußen gerade so finster ist und drinnen das Licht brennt, sodaß es spiegelt, wenn er die Hände nicht vorhält? Dann schirmte er aber das Licht ab, nicht sein Gesicht. Da sich das Abschirmen aber später bei »Er kniff die Augen zusammen, schirmte sie mit der Hand ab« wiederholt, würde ich das hier ganz weglassen.

»Vereinzelte Stahltüren öffneten sich,«
– Die haben sie sich während einer Woche Dauerregen wohl schnell eingebaut? ;-)

»Viele lachten, alle waren bewaffnet.«
– Sie versuchen, selbst für ihre Sicherheit zu sorgen – haben Lebenswillen –, darum können sie noch lachen.

»Ian wandte den Blick ab.«
– würde da noch »von den Menschen« einfügen, oder wovon er halt sonst den Blick abgewendet hat.

»Seid Conns Verschwinden war ihm nicht mehr zum Lachen zumute.«
– Seit (meinst Du es als zeitlichen Begriff, denke immer an die Zeit, die hat auch hinten ein t. ;-))

»Ihr Tod vor – waren es acht oder neun Monate? – hatte ihn zum Einsiedler gemacht. Bis er Conn vor drei Monaten kennen gelernt hatte.«
– der schon genannten Kritik an diesen beiden Sätzen stimme ich zum Teil zu, wobei ich denke, daß die Reihenfolge nicht stört, wenn Du den ersten Satz vereinfachst, dann liest sich das schon leichter – zudem würde ich da die Wiederholung »Monate« vermeiden: Ihr Tod vor einem dreiviertel Jahr hatte ihn …

»„Hi, Ian“, rief er und rannte weiter.
„Hi“, sagte Ian, ohne zu wissen, wer ihn da gerade begrüßt hatte.«
– würde statt »Hi, Ian« »Hallo, Ian!« schreiben, weil sich die beiden i irgendwie nicht so gut vertragen, und dann grüßen sie auch nicht beide gleich. Jedenfalls würde ich ein Rufzeichen machen, wenn er rief. ;-)

»Conn war ein Halbengel, ein Abfallprodukt der Engelmacher.«
– Ähm, ja, also ich weiß nicht, aber die Bezeichnung »Engelmacher« würde ich hier nicht verwenden. Ich mußte an dieser Stelle lachen, glaube aber nicht, daß Du das so beabsichtigt hattest. ;-) Oder doch? :hmm:

»„Du weiß genau, was ich meine.“«
– weißt

»den er tief in sich hineinatmete.«
– »den er tief einatmete« würde genügen

»„Was meintest du“, flüsterte der Halbengel.«
– du?“, flüsterte

»Die Kinder fielen ihnen immer am Schnellsten zum Opfer.«
schnellsten

»„Das tut mir leid, Rose.“«
»klemmte sie sich unter die Arme. „Es tut mir leid.“«
Leid

»„Du riechst so gut.“
„Danke. Scheint ein angenehmer Nebeneffekt der Genmanipulation zu sein.“«
:lol: Da haben sie das Deo gleich mit eingebaut, wie praktisch!

»Conns Mine wurde ernst.«
– Miene

»Zunächst schien es ja auch erfolgsversprechend zu sein.«
– ohne s: erfolgversprechend (oder auch Erfolg versprechend, finde es aber auch zusammengeschrieben schöner, und erlaubt ist beides)

Alles Liebe,
Susi :)

 

Hi chazar und Tama nochmal, hi Häferl.

So, ich habe, dank eurer Hilfe, noch ein bisschen gebastelt. Im Einzelnen:

@chazar:

Ich habe diese Geschichte ja für ein Remake von "Mr. Carpenter liebt Mücken" gehalten
Kein Remake, eine Art zweiter Teil. Wobei mich das Thema Riesenmücken immer wieder zu Experimenten inspiriert. Aber das sagte ich in einem anderen Kom ja schon.

weil ich lange Zeit dachte, die Mücken hätten gar keine Bedeutung und wären nur eine witzige Umschreibung für die Engel.
auch nicht schlecht ... :D

Ich weiß, dass es dir vor allem darauf ankommt, auf solide Popkornunterhaltung, Kino im Kopf sozusagen.
Das stimmt eigentlich (sollte natürlich u.a. auch hier so sein), aber hier wollte ich doch ein Thema (Verlust eines geliebten Menschen) ein wenig anders rüber bringen.

"Die permantenen sexuellen Anspielungen haben mich dieses Mal allerdings etwas gestört, nicht weil ich prüde bin, sondern einfach deshalb, weil ich sie zu inflantionär eingesetzt sah. Geschmacksache, und da will ich dir auch gar nicht zu Kürzungen raten."
-Hm... ich glaube, da werde ich auch nicht kürzen, da die beiden halt so sind. Zumindest in meiner Vorstellung.

"Inhaltlich... naja. Es fängt vielversprechend an, das ohne Frage, ich war vom Szenario schon gefesselt. Nur leider verschießt du dein Pulver viel zu schnell und am dem Mittelteil flaut es dann schon ordentlich ab."
Snief... dabei dachte ich, da geht es erst los ...


"Diese Engel werden mit viel Aufwand eingeführt und dann erlebt man keinen von ihnen in Aktion. Flügel, Genmanipulation, das ist nicht gerade originell und da du deine Engel dann auch nicht einsetzt in der Geschichte, ihnen kein Profil abgewinnst, lässt du den Leser mit einem Schulterzucken zurück.
Klar, die Engel machen die Geschichte interessant, denn: lässt man sie weg, was bleibt dann? Richtig, ein Angriff der Riesenmücken - und das ist zu wenig."
-Ich gebe dir Recht. "Die Engel" hätte auch jeder beliebige normale Mensch sein können. Eigentlich sind sie nur Mittel zum Zweck (ich fand sie ganz nett).
Worum es mir ging war Ian. Sein Verlust, seine Selbstzweifel, seine latente Todessehnsucht. Alles andere ist Beiwerk.
Womit wir eigentlich ja auch schon beim "Konflikt" wären. MMn trägt Ian sehrwohl einen Konflikt aus. Der innere Kampf mit sich selbst.
Das habe ich versucht durch die ganze Situation darzustellen. Der Konflikt wird gegen Ende durch Selbstaufgabe "gelöst" (kann man da überhaupt von einer Lösung sprechen?)

"Nicht flasch verstehen: das Konzept ist schon interessant, der von dir entworfene Hintergrund würde für einen Roman taugen (wie ein anderer Kritiker schrieb), aber der Plot ist zu wenig für eine Kurzgeschichte."
-Roman? Hm... auch keine schlecht Idee. Ich lass Mr. Carpenter wieder auferstehen, mit Flügeln ... :cool:

Nur meine Meinung
Auf die ich immer noch sehr viel Wert lege!!!

"den Moment genießen, doch draußen wollte jemand eingelassen werden. Ein Eindringling, ein Zerstörer dieses friedvollen Augenblicks. Ian hasste ihn.

Aber, aber... Hass ist doch wohl etwas übertrieben."
- Hier ist auch nicht der echte Hass gemeint. Das sagt man doch manchmal so, wenn man richtig sauer ist.

"Zitat:
Die Kaffeemaschine röchelte, wie ein lungenkranker Krebsinvalide."

Dieser Vergleich ist unpassend, weil er eher makaber-witzig ist und sich dem eher ernst gehaltenen Ton der Geschichte nicht fügt."
-Stimmt. Ist weg!


"Zitat:
„Nun, es ist doch ganz einfach, Junge. C.Falls liegt in der Nähe des Snow-Water-Lake.“ Ian legte den Kopf schief. Da sagte ihm ihr so genannter Anführer nichts Neues. „Und?“, fragte er vorsichtig, als Mr. Carpenter wieder nach unten blickte und keine Anstalten unternahm, weiter zu reden. „Jesse und ich waren am See. Heute früh.“

Hier wird mir viel zu viel im Dialog erklärt.
Wenn er einfach sagt "Jesse und ich waren heute unten am Snow-Water-Lake", dann ist sofort klar, dass der See in der Nähe ist und man spart sich diese etwas billige Einführung."
-Ebenfalls. Super Hinweis. Danke!

"Zitat:
Ein Tropfen im Verhältnis zur Größe der Angreifer.

?"
- Was für den Angreifer (Riesenmücke) ein Tropfen ist, ist für uns vielleicht ein halber Liter.

"Zitat:
„Conn! Wo bist du? CONN!“

Das kommt mir jetzt etwas überzogen vor. Ich würde ihn zuerst das Schlachtfeld sehen lassen, ihn die fliegenden Biester sehen lassen, die in der Dämmerung vielleicht wie Halbengel aussehen. Und dann dieses Zusammenbruch haben lassen."
- Das sehe ich nicht so, denn der Zusammenbruch ist ja eigentlich schon die ganze Zeit in ihm drin. Er kommt halt am Ende richtig raus.
Ich finde die Darstellung der Mücken hier nicht relevant (wobei mir deine Idee mit dem Vergleich mit Halbengeln wieder sehr gut gefällt)

Ganz, ganz herzlichen Dank nochmal für deine Mühe.

@Tama

Ich denke, es ist dieses Aufgeben, das doch so überhaupt nicht so deinem Protagonisten passt.
Doch, er ist eigentlich kein starker Typ. Conn hat ihm Halt gegeben (Häferl hat da ein paar sehr gute Zitate genannt). Eigentlich ist Ian noch ein Kind. Und als Conn dann nicht mehr da ist (er verdrängt ja auch indirekt Conns Tod, indem er immer sagt, Conn sei nicht mehr da, er habe ihn verlassen), dann ist Ian wieder das "kleine" Kind, hilflos, unschlüssig in seinen Handlungen ...
Deshalb hilft er z.B. der Mutter von Rose nicht.


"Korrigiere mich ruhig, aber ich habe bei diesem Dialog das Gefühl, als würde der Prot hier sagen: Ja, ich werde mit ihnen gehen und dich verlassen. Dafür, dass ich weiterlebe. Da er ja Conns Worten "Die letzten Stunden"-etc. nicht widerspricht. Oder willst du damit sagen, dass Conn damit meint, dass sie beide in wenigen Stunden sterben? Wenn ja, fände ich das nicht sehr vorbildlich von einem Engel."
- Letzteres. Conn geht auch nicht davon aus, dass sie den letzten Angriff (wenn die Larven kommen) überleben werden. Vielleicht denkt er aber auch, dass Ian mit den anderen mitgehen wird.


"Es klingt, als wäre er nicht sonderlich betroffen vom Ableben einiger Menschen, sogar dem kommenden Tod des Kindes. Er ist schließlich davon überzeugt, dass sie sterben wird,"
- Ja, ihn interessiert nur sein eigener Verlust.

"Irgendwie war Ian ein Jammerlappen, ja, und irgendwie war er auch ein wenig stolz drauf."
- er zerfällt in Selbstmitleid - dann wieder ein kurzes Aufflackern (Projektion der eigenen Schwächen auf andere: Jammerlappen = Kinder = Mückenfutter) - dann wieder Selbstmitleid bishin zur Kapitulation.

"Nun ja, aber vielleicht bilde ich mir nur ein, dass Conns und Ians Beziehung vor allem auf Sex beruhte."
- Das liegt ua daran, dass sie sich gerade neu kennengelernt haben. Ich meine mich zu erinnern, dass es dann noch so ist ... :hmm:

Liebte Conn nicht wegen der Tatsache, dass Conns Einzigartigkeit auch Ian anders machte. Ihn von der grauen Masse abhob."
-Ich glaube, Ian ist es egal, wen er liebt. Vielleicht liebt er ja sogar Conn, weil er weiß, dass ihm ihn keiner wegnehmen wird.

"Hier stellt sich mir allerdings die Frage, weshalb er sich nicht mit einem Wort damit beschäftigte, Conn in den Tod zu folgen"
-er macht sich ja einmal darüber Gedanken (Gewehrlauf an Lippen); aber er ist zu feige, er ist ja ein Jammerlappen.

Konnte ich ein wenig Licht ins Ganze bringen?
Danke nochmal für deine Erklärung!

@Susi

Zunächst einmal vielen Dank für die Mühe, die du dir gemacht hast.

Auch mir hat Deine Geschichte im Großen und Ganzen recht gut gefallen! Vor allem freut es mich, daß Du wieder versuchst, den Horror mehr über die Psyche als durch Blutszenen rüberzubringen.
Vielen Dank. Ja, manchmal überkommts mich ...


Hm, das sehe ich nicht so. Seit dem Tod seiner Eltern war er Einsiedler, bis er Conn kennengelernt hat. Er scheint also alleine sehr wenig Lebensenergie zu haben, sondern nur dann, wenn er jemand zweiten hat – wie eine Sucht: Wenn das Suchtmittel da ist, geht es ihm gut, ist es weg, geht es ihm schlecht – entsprechend nennt man das auch Co-Abhängigkeit.
Der Protagonist ist aber scheinbar nicht nur psychisch abhängig von Conn, er verläßt sich auch auf ihn, oder sagen wir: Er fühlt sich sicher, solange er Conn bei sich weiß, sieht ihn als seinen Beschützer. Interessant in dem Zusammenhang sind auch diese Sätze:
Zitat:
Ian fand es immer seltsam, wenn ihn jemand Mister Catrall nannte. Irgendwie kam er sich dann alt vor.
Er ist irgendwie noch ein Kind …
Zitat:
Conn hatte ihn im Stich gelassen.
Zitat:
Keine Waffe! Ian hatte keine Waffe. „CONN!“
… das beschützt werden will. – Deshalb sieht er sich wohl auch nicht in der Lage, den anderen zu helfen.
Ich will doch fast sagen: eine nahezu perfekte Interpretation. Danke!

"Hast Du übrigens gewußt, daß Mücken (bei uns heißen sie Gelsen, während Mücken ganz winzigkleine Fliegen sind) den Geruch von Tomatenpflanzen nicht ausstehen können? Pflanz Dir im Frühling Tomaten vorm Fenster (gibt es auch in Fensterkistchengröße) und Du bist sie los. In Deiner Geschichte hätten sie also wohl besser dran getan, sich ein paar Killertomaten zu züchten …"
- Tatsächlich? Wusste ich nicht, aber das haben die alles schon ausprobiert, bis sie dann feststellten, dass die Tomaten die Ursache für den extremen Mückenwachstum waren ... he...he...

Deine Verbesserungsvorschläge habe ich zum größten Teil alle übernommen!
Außer:


»Vereinzelte Stahltüren öffneten sich,«
– Die haben sie sich während einer Woche Dauerregen wohl schnell eingebaut? ;-)
Klar, die Mücken gibts doch schon soo lange.


"»Ian wandte den Blick ab.«
– würde da noch »von den Menschen« einfügen, oder wovon er halt sonst den Blick abgewendet hat."
- Das finde ich eigentlich klar.


"»Conn war ein Halbengel, ein Abfallprodukt der Engelmacher.«
– Ähm, ja, also ich weiß nicht, aber die Bezeichnung »Engelmacher« würde ich hier nicht verwenden. Ich mußte an dieser Stelle lachen, glaube aber nicht, daß Du das so beabsichtigt hattest. ;-) Oder doch?"
- Jup, die "Engelmacher" sind mir ein Begriff. Du musstest lachen? Das war nicht beabsichtigt, der Begriff schon.

"»den er tief in sich hineinatmete.«
– »den er tief einatmete« würde genügen"
- Da gefällt mir meines besser.

Der Rest wurde geändert. Ganz lieben Dank nochmal für deine Mühe!

Euch allen nen lieben Gruß! Salem

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber Salem!

Ja, manchmal überkommts mich ...
Es darf Dich ruhig öfter so überkommen, das liegt Dir offensichtlich.

Ich will doch fast sagen: eine nahezu perfekte Interpretation. Danke!
Das freut mich. :)

aber das haben die alles schon ausprobiert, bis sie dann feststellten, dass die Tomaten die Ursache für den extremen Mückenwachstum waren ... he...he...
Ach so, das wußte ich nicht. Und ich dachte schon, ich könnte C. Falls mit ein paar Tomatenstauden retten und als Heldin in die Geschichte eingehen … Wieder nix. Vielleicht sollten sie doch besser zu altbewährten Hausmitteln wie Knoblauch greifen? :D

Jup, die "Engelmacher" sind mir ein Begriff. Du musstest lachen? Das war nicht beabsichtigt, der Begriff schon.
Ja, also es war mehr ein makabres Lachen, bei der Vorstellung, wie sich das wohl abspielen würde – schließlich brauchen sie dafür ziemlich viele … Abfälle … Aber das wäre eine eigene Geschichte. ;)

Jetzt aber zur zweiten Hälfte meiner Anmerkungen:

»hüllte die Straßen und Häuser der Stadt in ein tristes Grau.«
– weiß nicht, ob Du das überlesen hattest, da es in Deiner Aufzählung der nichtangenommenen Ändernungen nicht vorkommt, wiederhole ich es (sollte kein Drängen sein): würde das »ein« streichen: in tristes Grau

»Dann wieder Niesel.«
– Nieseln, würd ich meinen – der Duden schweigt sich dazu aus, kennt das Wort offenbar gar nicht. Dir schien es aber nicht neu zu sein, da Du es ja verwendet hast. Könntest aber natürlich dudenkonform auch schreiben »Dann nieselte es wieder.«

»Dann brach er hervor ohne Warnung, peitschte das Wasser um die Häuserecken.«
– würde das umdrehen: Dann brach er ohne Warnung hervor, …

»Ian wandte den Blick ab.«
– würde da noch »von den Menschen« einfügen, oder wovon er halt sonst den Blick abgewendet hat.
- Das finde ich eigentlich klar.
Ja, klar ist es schon, aber der Satz wirkt so unvollständig, wenn »wandte … ab« von keinem »von« begleitet wird. ;-) Vielleicht »wandte den Blick von ihnen ab«?

»Er lächelte sein Lächeln, bei welchem Ian jedes Mal am Liebsten sein Glück in den Himmel geschrieen hätte.«
– am liebsten (Duden Nr. 9: »Klein schreibt man Superlative mit am, nach denen man mit »wie?« fragen kann und bei denen »am« nicht durch »an dem« auflösbar ist«)

»Er blickte an sich herab, sah die Muskeln,«
– hinab

»Ich hatte darüber nachgedacht, ob Halbengel Menschen seien,«
– sind

»Ian wollte verweilen, den Moment genießen, doch draußen wollte jemand eingelassen werden.«
– das zweite »wollte« könntest Du evtl. durch »… drängte jemand darauf, eingelassen zu werden« vermeiden.

»Und auch wenn Mr. Carpenter den Vorsitz über den Ort übernommen hatte,«
– auch, wenn

»Er wusste nicht, was ihn mehr erschreckt hatte, dass Mr. Carpenter die drückende Stille so plötzlich unterbrochen hatte, oder die Tatsache, dass er den Ort verlassen wollte.«
– würde nach »erschreckt hatte« einen Doppelpunkt machen (danach klein weiter, da kein vollständiger Satz)

»Die meisten wissen schon bescheid.«
Bescheid

»Die Kaffeemaschine röchelte wie ein lungenkranker Krebsinvalide.«
– ähm …

chazar schrieb:
"Zitat:
Die Kaffeemaschine röchelte, wie ein lungenkranker Krebsinvalide."
Dieser Vergleich ist unpassend, weil er eher makaber-witzig ist und sich dem eher ernst gehaltenen Ton der Geschichte nicht fügt."
-Stimmt. Ist weg!
… er ist noch drin, würde ihn aber auch raustun, vielleicht fällt Dir ja was weniger Makabres ein? ;)

»Was meinen Sie damit, Mr. Carpenter.“«
– mit Fragezeichen

»„Was macht der Kaffee, Junge?“, wiederholte Carpenter noch einmal.«
– er wiederholt seine Frage, aber nicht »noch einmal« (sonst wäre es ja bereits das dritte Mal, daß er fragt)

»Irgendwie war Ian ein Jammerlappen, ja, und irgendwie war er auch ein wenig stolz drauf.«
– würde darauf schreiben

»Er nahm den Barhocker, der neben den Schrank stand,«
– neben dem Schrank

»Ein stetiges Dröhnen ließ ihn aufhorchen.«
– schöner fände ich »Ein stetes Dröhnen«

»Nicht nur dieses komische Gefühl, was man hatte, wenn man etwas Unbekanntem gegenüberstand.«
– ich wäre hier für »das man hatte

»Sag allen, die du bis dahin noch siehst bescheid.«
Bescheid

»„Ach und noch etwas, Ian.“«
– Ach, und

»„Es tut mir leid.“ Ian senkte den Kopf,«
Leid

»Kurz darauf spürte er, wie Conn eine Hand auf seine Schulter legte. Augenblicklich legte sich dieses beschützende Gefühl der Wärme um seinen Körper.«
– zweimal »legte«, Vorschlag: Augenblicklich umgab dieses beschützende Gefühl der Wärme seinen Körper.

»„Dafür dass es dich gibt.“«
– Dafür, dass

»Auf dem Weg ins Bad sah er, dass die einfallenden Sonnenstrahlen, die den Holzboden bedeckt hatten, plötzlich verschwanden. Er sah es, noch bevor das Surren in seine Ohren platzte. Er sah es, noch bevor Conns entsetzlicher Schrei folgte.«
– tolle Beschreibung, ohne das Grauen direkt zu zeigen! Großes Lob! :thumbsup:

»Vielleicht weil der Vater sie schlug.«
– Vielleicht, weil

»flachte kurz ab um erneut in einem ohrenbetäubenden Crescendo emporzusteigen.«
– ab, um

»Sie lösten sich auf, wie die Pfützen in der Sonne. Schon ein winziger Tropfen Sekret reichte aus. Ein Tropfen im Verhältnis zur Größe der Angreifer.«
– irgendwie hat es da was. Ich hab Deine Erklärung schon gelesen, aber das paßt irgendwie nicht. Ich würde schreiben: Ein Tropfen aus dem riesigen Stachel des Angreifers.

»Blut, das durch das zerbrochene Fenster hineinströmte.«
– hereinströmte

»Der metallische Geruch übertönte sogar den Gestank, den die Mücken ausströmten.«
– Wiederholung »-strömte(n)«

»Ein winziger Spritzer Blut zerplatzte an der Scheibe.«
– Blut zerplatzt? :susp:

»Irgendwas hing zwischen ihren klebrigen Beinen.
Ian schlug die Tür zu, rutschte zu Boden, vergrub das Gesicht zwischen seinen angewinkelten Beinen.«
– Wiederholung »zwischen … Beinen«

»„Rose, es tut mir leid.“«
Leid


Alles Liebe,
Susi :)

 

Hallo Susi nochmal.

Geschafft! Habe deine Verbesserungen bzw Rechtschreibfehler übernommen bzw berichtigt.
Vielen, vielen Dank fürs Raussuchen.

»hüllte die Straßen und Häuser der Stadt in ein tristes Grau.«
– weiß nicht, ob Du das überlesen hattest, da es in Deiner Aufzählung der nichtangenommenen Ändernungen nicht vorkommt, wiederhole ich es (sollte kein Drängen sein): würde das »ein« streichen: in tristes Grau
Ups, war überlesen. Sorry!

»Dann wieder Niesel.«
– Nieseln, würd ich meinen – der Duden schweigt sich dazu aus, kennt das Wort offenbar gar nicht. Dir schien es aber nicht neu zu sein, da Du es ja verwendet hast. Könntest aber natürlich dudenkonform auch schreiben »Dann nieselte es wieder.«
Im Bertelsmann steht "Niesel"

»Dann brach er hervor ohne Warnung, peitschte das Wasser um die Häuserecken.«
– würde das umdrehen: Dann brach er ohne Warnung hervor, …
Das möchte ich so belassen. Finde es so dramatischer.

Zitat:
Zitat:
»Ian wandte den Blick ab.«
– würde da noch »von den Menschen« einfügen, oder wovon er halt sonst den Blick abgewendet hat.

- Das finde ich eigentlich klar.
Ja, klar ist es schon, aber der Satz wirkt so unvollständig, wenn »wandte … ab« von keinem »von« begleitet wird. ;-) Vielleicht »wandte den Blick von ihnen ab«?

Auch hier werden wir uns leider nicht einig. Habe deins ausprobiert und es wieder verworfen. gefällt mir so auch besser, wie es ist.


»Er wusste nicht, was ihn mehr erschreckt hatte, dass Mr. Carpenter die drückende Stille so plötzlich unterbrochen hatte, oder die Tatsache, dass er den Ort verlassen wollte.«
– würde nach »erschreckt hatte« einen Doppelpunkt machen (danach klein weiter, da kein vollständiger Satz)
Doppelpunkte mag ich nicht im Satz.

SORRY CHAZAR! Habe ich übersehen. Danke Susi! Jetzt ist es wirklich weg.

Hoffe, ich habe jetzt nichts mehr übersehen. Nochmals ganz herzlichen Dank für dein Engagement an meiner Geschicht. Hat mich sehr gefreut.

Lieben Gruß! Salem

 

Hallo Salem!

Auch wenn ich auf deine Werbebotschaft nicht geantwortet habe, so nahm ich sie doch sehr wohl wahr! :D Und es hat mich gefreut und ich habe mich an die Geschichte gemacht mit einer gewissen Erwartungshaltung.

Und sie wurde ... nicht erfüllt. Für mich zumindest nicht. Ich tu jetzt mal einfach so, als gäbe es noch keine Kritiken (ich weiß, das ist ungehörig, aber die Zeit :shy: )

Du hast uns - mich zumindest - mit dem Ende um eine gute alte, neu erzählte Monsterstory gebracht, die so richtig spannend hätte werden können, in dem Moment, in dem sie abbrach. Ich hatte den Eindruck, als wärst du froh, fertig zu sein, als hättest du dir gesagt, endlich, jetzt mache ich Schluss mit dem Stück ( ich selbst habe seit einiger Zeit ein ähnliches Stück vor, habe auch schon diese Phase gehabt, und daraufhin den Text erstmal weggelegt, um später weiter zu machen [versprochen, wenn ich sie hier reinstelle, gebe ich dir Bescheid]).
Das Ende macht mir den Eindruck, als gehöre es zu einer anderen Geschichte. Zwar durchzieht den gesamten Text dieses Nachdenkliche, destruktive, doch schon wie er angelegt ist, hat er dieses offene, vor sich selbst flüchtende Ende nicht verdient. Ich könnte dir jetzt mit den Handlungssträngen kommen, die aufgelöst gehören, aber, ich glaube, wir unterhielten uns schon, nicht wahr?

Der Titel! Beim Überfliegen der ersten Kritiken habe ich schon gesehen, dass er nicht gut ankommt. Mit Recht. Du baust die Story auf, dass die Existenz der Viecher ein Geheimnis ist, das du nach und nach lüftest (ziemlich geschickt übrigens). Doch gleich in der Überschrift knallst du uns die Lösung dieses Rätsels um die Ohren, so dass ein Reiz der Story schon flöten ist.

Der erste Abschnitt: Schöne kurze Bilder, die sich festsetzen im Hirn. Ich habe mir gedacht, dass der erste Abschnitt ein wenig zu lang ist um einprägsam zu sein, für das Aufblitzen des einen, des entscheidenden Bildes. Eventuell kannst du ihn noch komprimieren?

Die nächsten Abschnitte gefallen mir recht gut, weil sie einen vernünftigen Aufbau präsentieren. Du schaffst dir mit den Andeutungen eine gute Ausgangsbasis, die du später allerdings nicht nutzt. Du baust Kleinigkeiten ein, Hinweise und so, die du allerdings bis zur Mitte der Story auflöst und damit alle Spannung verschießt. Was dann kommt, ist - bis auf Ausnahmen - eine weitere Story, die du ziemlich konventionell erzählst. Allerdings, als Carpenter von

Millionen, Junge! Millionen! Niemand wird diesen Angriff überleben.

spricht, war die Spannung wieder da. Das ist ein Bild, das hätte einem Jack Arnold gefallen, glaube ich. Ich sehe sie direkt vor mir, die zwei Schwarz-WEiß-Gestalten, wie sie sich flüsternd unterhalten "Millionen, es sind Millionen!", im Hintergrund sieht man den See, mit seltsamen Schwaden darüber und eine unheilschwangere, langsam lauter werdende Musik ertönt.

Das kannst du, du musst aber aufpassen - schon wieder :D - nicht ins Klischee abzurutschen.

in strenger Reihe angeordnete Einfamilienhäuser

Seine Augen begannen zu brennen

Er stieß hörbar die Luft aus

noch lebende hohe Tiere

lungenkranker Krebsinvalide

die Angst, die sich wie ein waberndes Metallband um den Hals legte

Ian riss die Augen auf

Rotz lief aus seiner Nase, sickerte ins Kissen...

Alles nur subjektive Sachen, versteht sich, aber einige werden dir auch auffallen.

Die ganze Szene mit Mr.Hansen ist unglaubwürdig, einfach weil so kein Mensch brüllt! Über den Traktorenlärm hinweg kann man keine Sätze sagen wie:

"Bedank dich bei deinem Dad, der Herr hab ihn selig, dass er das Ding in euren Garten gebaut hat"

Ich kann nicht sagen, dass mir die Geschichte nicht gefallen hat, aber ich hätte mir etwas mehr...Riesenmücken erwartet und weniger...Anspruch? zu Ende hin.

Weiß nicht, das ist mein erster Eindruck.

Viele Grüße von hier!

 

Weiß nicht, das ist mein erster Eindruck.
Über den es sich nachzudenken lohnt!

Moin Hanniball (lang ersehnt und befürchtet ... ;) )

Du meinst also tatsächlich, ich hätte mehr auf das eingehen sollen, was ich eigentlich umgehen wollte?
Nun ja, eine Herausforderung wäre es schon, die Mücken entsprechend auszubauen und (wie du sagst) nicht ins Klischee abzudriften. Puh ...

Der Titel, ich sagte bereits was dazu, habe ihn aber gesetzt, weil es eben kein Geheimnis sein sollte, dass es Riesenmücken gibt. Auch die wagen Andeutungen sollten eigentlich nicht darauf hinauslaufen, dass Spannung bezüglich der Viecher aufgebaut wird.
Allerdings hast du mir mit deiner Kritik auch ein klein wenig die Augen geöffnet. Durch den Titel und die Andeutungen erwartet der Leser eventuell mehr.
Okay, ich werde mich dran versuchen ...

Die Hansen-Sache ist auch nachvollziehbar. Stimmt, habe den Traktorlärm tatsächlich nicht berücksichtigt *schandeübermeinhaupt*

Du hast uns - mich zumindest - mit dem Ende um eine gute alte, neu erzählte Monsterstory gebracht, die so richtig spannend hätte werden können, in dem Moment, in dem sie abbrach.
:idee:

Zunächst erstmal vielen Dank für deinen ehrlichen Kommentar (meine Familie wird mich zwar hauen, wenn ich jetzt wieder vor der Geschichte hänge, aber ... du hast es ja so gewollt :D )
Ich muss auch mal schauen, was ich genau tue. Will ich eine aktiongeladene story oder eine, wie diese hier? Schwierig, schwierig ... :hmm:

Bis dahin! Ein grübelnder Salem

 

Hallo Salem

etwas spät ich weiß. muss mich noch einleben...

ich kann mich kurz fassen, weil Hanniball so ziemlich alles gesagt habe, was ich auch meine. und die anderen auch.

tja, den Titel find ich eigentlich gut. man ist sofort drin in der Geschichte. Im Prinzip fand ich den plot nicht schlecht, ich habe nur was anderes erwartet. Natürlich mehr Mücken. Witzig ist auch der Gedanke, dass der Engel und die Mücken was miteinander zu tun haben. Sonst ist es auch ziemlich schwer zu erklären, warum die Bewohner gerade den Engel und Beschützer hassen.

Auch die Sache mit dem Mädchen hat mir nicht sonderlich eingeleuchtet muss ich sagen.

Aber irgendwie doch eine coole kg.

Grüße
Texter

 

Moin Texter.

Schön, mal wieder von dir zu hören.

etwas spät ich weiß. muss mich noch einleben...
Quatsch, freue mich immer, wenn jemand was zu meinen Geschichten schreibt, egal wann.

ich kann mich kurz fassen, weil Hanniball so ziemlich alles gesagt habe, was ich auch meine. und die anderen auch.
Bin auch schon fleißig am Überarbeiten.

tja, den Titel find ich eigentlich gut. man ist sofort drin in der Geschichte.
Wenigstens einer!!! :D
Du hast Recht, ich wollte eigentlich auch kein Geheimnis aus den Mücken machen.

Im Prinzip fand ich den plot nicht schlecht, ich habe nur was anderes erwartet. Natürlich mehr Mücken.
Wird kommen ...


Aber irgendwie doch eine coole kg.
Vielen Dank! Hat mich wirklich gefreut.

Gruß! Salem

 

Hallo Salem

endlich habe ich wieder Mal was von dir gelesen.
Und es macht einfach Spass, sich von deiner Erzählkunst einfangen zu lassen. (Ich sollte wirklich mehr von dir lesen, blabla)

Typisch Hetero, dachte zuerst, Conn sei weiblich, bis der gut gebaute Halbengel sich als Mann entpuppt.

Also, vielleicht bin ich ja ein einfaches Gemüt, aber ich halte es für eine seltsam poetische, wie tragische Endzeitstimmung mit einem Schuss Erotik. Der Horror kommt durch das Weglassen von blutigen Gemezeldarstellungen subtil rüber. Nicht dass es ab und zu auch Splatter sein darf, aber hier passts einfach besser ohne.
(Also nicht jetzt auf Monsterstory umfrisieren, sondern einfach so lassen.)

Kann ein Geruch übertönen?
Ne kann er nicht. Fliegt raus!
Wann? :D


Gerne gelesen.
Lieben Gruss
./

 

Hallo Dot.

endlich habe ich wieder Mal was von dir gelesen.
Endlich höre ich mal wieder was von dir ... :D

Und es macht einfach Spass, sich von deiner Erzählkunst einfangen zu lassen.
Das hört man gern. Vielen Dank!

(Also nicht jetzt auf Monsterstory umfrisieren, sondern einfach so lassen.)
Ne, diese lass ich so. Bin aber dabei, eine neue Version zu schreiben. Da kommen dann die Aktion-und Splatterfans auch ein wenig auf ihre Kosten :Pfeif:
Kann aber noch dauern.


Zitat:
Zitat:
Kann ein Geruch übertönen?

Ne kann er nicht. Fliegt raus!

Wann?

Ups. Demnächst, versprochen ... :shy:

Vielen Dank für deinen aufbauenden Kommentar.

Gruß! Salem

 

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