Anna
Anna
Anna stand in der Mitte des Zimmers.
Die ersten, zaghaften Strahlen der Morgensonne schienen auf ihr makeloses Gesicht.
Sie schloss die Augen und lächelte glücklich. Sie dachte an den gestrigen Abend. Es war eine schöne Feier gewesen. Alle waren gekommen. Alle, die ihr am Herzen lagen. Für die Gäste war es eine Party, wie viele. Doch für Anna war es eine Abschiedsfeier. Es war immer wieder etwas Besonderes, wenn Sie wieder gehen musste. Sie öffnete ihre Augen wieder und sah sich in dem Zimmer um. Überall standen noch benutzte Gläser, schmutziges Geschirr und die Reste vom Buffet. Sollte sie das alles noch aufräumen? Sie entschied sich lieber in den Garten zu gehen.
Kühl war die Luft, kühl und rein. Barfuß lief die junge Frau über den Tau benetzten Rasen zum Pool, streifte den Morgenmantel ab und sprang ins Wasser. Ein letztes Mal genoss Sie das erfrischende Nass und schwamm ein paar Bahnen mehr als gewöhnlich. Gerade war Sie wieder aus dem Pool gestiegen und hatte sich zum trocknen in die Sonne gelegt, als es an der Haustüre klingelte.
Sie waren pünktlich. Eigentlich waren Sie ja immer pünktlich. Anna stand auf, ging durchs Haus und öffnete. Die beiden Männer sahen sie auffordernd an. „Kommst du bitte, es ist soweit.“ Anna sah an sich herab. „Ich ziehe mir nur schnell was über.“ „Das ist nicht nötig, du kannst so mitkommen. Das weißt du doch.“ Die junge Frau nickte zustimmend, schloss die Türe hinter sich und folgte den Beiden. Einer der Männer zog ein Etui aus seiner Jackentasche. Anna hasste diesen Vorgang. Der Mann nahm eine Spritze heraus und hielt sie Anna entgegen. „Willst du es vielleicht lieber selbst machen?“ Sie drehte widerwillig den Kopf zur Seite. „Wie du willst.“
Es brannte, als die Nadel sich in ihre Vene bohrte. Anna konnte diese Prozedur nicht ausstehen, aber es musste sein. „Bald hast du alles vergessen.“......das waren die letzten Worte die sie hörte bevor es dunkel wurde.
Es dauerte nicht lange bis der Lichtpunkt auftauchte. Anna hörte Geräusche, Stimmengewirr. Wo war sie? Was war geschehen? Sie hatte Angst. Die Stimmen wurden lauter und das Licht immer greller. Anna schrie vor Panik.
Freudestrahlend legte die Hebamme der Mutter das Neugeborene in die Arme „Es ist ein Mädchen!“