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Aschenkur

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10.10.2006
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Aschenkur

„we few, we happy few, we band of brothers“​
Shakespeare, Henry V​

Der schwarze Walter hatte einen Lindwurm im Gedärm. Die Scheißerei plagte ihn seit Harfleur. Fuß um Fuß schritt er am Ufer eines Flusses entlang, von dem keiner recht wusste, wie er hieß, und bei jedem Geräusch, das er aus dem Wald hörte, schreckte er auf und dachte: Die Franzosen sind da.
Auch jetzt wieder. Ein Knacken im Gebüsch, schon hatte er die Hand am Langbogen auf seiner Schulter, doch es schlug sich nur ein wackrer Kamerad aus dem Wald, der sich den Wanst hielt. Mit gehobenen Händen lief er auf den schwarzen Walter zu und rief „Ich ergebe mich, o mächtiger Schweinehirt! Möge mich dein Pfeil niemals erlangen.“ Dann wischte er die Hände an Walters Hose ab und setzte sich in der Kolonne neben ihn.
„Wenigstens hab ich was gelernt“, murrte Walter und trottete weiter.
„Ich auch!“, behauptete der Bastard.
„Du bist kein Pfarrer“, murrte der rote Edd von der anderen Seite.
„Sehr wohl! Ich beweise es dir. Schweinehirt!“, rief er. „Was war dein Vater?“
„Schweinehirt“, murmelte der schwarze Walter, der dieses Gespräch schon viel zu oft geführt hatte.
„Und deiner, meine Schönheit, was war deiner?“
„Jäger“, sagte der rote Edd.
„Und du bist?“
„Jäger“, sagte der rote Edd.
„Und nun begibt es sich eben, dass euer aller Lieblingskamerad der Sohn eines wohlbelesenen Pfarrers war. Was mich, quod libet delentantur, eben auch zu einem ebensolchem Quidem macht!“
„Quod was?“, fragte der rote Edd.
„Das ist Latein! Die Sprache haben wir uns ausgedacht, damit nicht jeder dahergelaufene Schweinehirt in unsere geheimsten Mysterien eingeweiht wird!“
„Verstehe. Pastor?“
„Ja?“
„Du stinkst nach Scheiße.“
Als der Bastard zu einer Erwiderung ansetzen wollte, stupste ihn Walter mit dem Ellenbogen in die Rippen und deutete mit dem Kopf über seine Schulter. Da ritt ein Edelmann, schwer gepanzert auf einem armseligen weißen Gaul, klappte sein Visier hoch und sagte: „Spart euch die Luft fürs Laufen. Es ist noch weit bis Calais.“
„Wenn die Franzosen uns nicht vorher kriegen“, sagte der rote Edd.
„Dich haben sie wohl schon gekriegt“, sagte der Edelmann und ritt weiter.
„Ich weiß gar nicht, was er hat“, sagte der rote Edd und drehte seinen Kopf so, dass Walter auch die linke Seite seines Gesichts sehen musste. Dort wo ihn die Sehne seines eigenen Langbogens geküsst hatte. „Die Damen in Harfleur haben sich jedenfalls nicht beschwert“.
Der rote Edd fasste sich kräftig in den Schritt und Walter rannte in den Wald. Der Lindwurm rief.

Das bisschen Geld war es kaum wert, dachte Walter, als ihm braunes Wasser aus dem Leib rann. Dieses Scheiß Land mit dem Scheiß Wasser und dem Scheiß Fluss.
Vor Harfleur hatte der Bastard noch gesagt: „Frankreich wäre gar nicht so schlecht, ohne die Franzosen!“
Und der rote Edd hatte noch gesagt, dass auch er plane, Frankreich zu erobern. Nicht wie die feinen Herren mit dem Schwert, sondern lieber mit dem Schwanz. „Den Boden musst du mir noch zeigen, auf dem meine Saat nicht aufgeht!“
Aber das war vor Harfleur gewesen. Bevor sie die Ruhr erwischt hatte und bevor diese froschfressenden Franzosen es auf eine Belagerung hatten ankommen lassen. Jetzt hatten sie ein Heer am Arsch und kamen nicht über den verdammten Fluss nach Calais und der verdammte König ließ marschieren und marschieren. Jeden Morgen vor Sonnenaufgang, wenn Walter schon wach lag, hörte er die Leichensammler durchs Lager streifen.
„Und wieder ein paar weniger“, flüsterte der rote Edd dann, wenn er schon wach war, drehte sich um und schlief weiter.
Der Bastard sagte dann etwas auf Latein mit vielen Q’s und V’s, meinte: „Der hat es hinter sich“, rollte sich auf die Seite und schlief weiter.
Aber der schwarze Walter konnte nicht mehr schlafen.
Gott, der Lindwurm brachte ihn um. Sein Arsch war wund, als hätte er ihn mit einem der Kräuter abgewischt, an denen die Schweine starben, wenn sie sie fraßen.
Klirren im Gehölz, dabei konnte er die Kolonne noch sehen, trotzdem zog Walter das Kurzschwert. Die Franzosen kannten den verdammten Wald. Zwar sagte der rote Edd immer: Der König schickt schon seine Kundschafter. Aber der rote Edd sagte auch, dass die Franzosen Jesus gekreuzigt hätten, und in ihrer Stadt, Paris, zu einem goldenen Kalb beteten. Und dass eine französische Muschi nach Rosenblüten duftete und ihre Ärsche eng und feucht seien, sagte der rote Edd auch.
„Was tust du da?“, fragte ihn eine Stimme.
„Ich scheiße, wenn es genehm ist.“
„Ist es“, sagte die Stimme. Wieder eine schwere Rüstung, wieder irgendein Lord. Die brauchten das doch nicht. Die hatten doch ihr Land und ihre Leute und mussten nicht, nur weil ein paar Schweine das falsche Kraut gefressen hatten, nach Scheiß Frankreich ziehen. Der schwarze Walter verstand so vieles nicht.
„Dysenteria?“, fragte der Mann.
„Walter“, sagte Walter.
Der Mann nahm ein paar Blätter vom Boden, steckte sie sich in den Mund und kaute auf ihnen herum, dann hob er etwas Erde auf und aß sie. „Wegen der Übersäuerung“, sagte er. „Das hilft.“
Walter machte sich in die Kolonne, beeilte sich, zu Edd und dem Bastard aufzuschließen. Als er sie endlich erreicht hatte, flüsterte er: „Wir sind verloren. Wir werden von erdfressenden Idioten kommandiert.“
„Wenigstens waren deren Eltern verheiratet“, sagte der rote Edd.
„Und wenigstens müssen die beim Rasieren noch aufpassen, sich nicht zu schneiden“, sagte der Bastard.
So trotteten sie weiter.

„Komm“, sagte der rote Edd, während sie kampierten und zeigte in Richtung des schwarzen Wagens.
„Da fällt dir der Schwanz ab“, sagte der Bastard.
„Willst du wirklich eine Trosshure mit Scheißerei ficken?“, fragte Walter.
Edd kratzte sich über die nässende Wunde, die früher mal eine Gesichtshälfte war, nickte und spuckte dann aus.
„Ja, dieser Sohn des heiligen Vaters“, erklärte er dann feierlich, „soll mit französischem Saft am Lendenschwerte ins Paradies ziehen!“
„Kannst du denn nur übers Ficken reden?“, fragte der Bastard.
„Ist mir schon klar, dass deinesgleichen Probleme mit gesunder Leidenschaft hat. Ich hoffe nur, dass meine Söhne mir nicht gram sind, nur weil ich nicht gleich jede vor den Pfarrer zerre, die mir gefällt.“
Der Bastard hob einen Finger und setzte an, etwas zu sagen, überlegte es sich dann doch anders, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und schloss die Augen.
„Wenn es Gott nicht gefallen würde, dass wir ficken“, murrte der rote Edd. „Warum macht es dann soviel Spaß?“
Der schwarze Walter hoffte inniglich, dass der Bastard schon schlief und einige Momente lang sah es auch so aus, als hätten sie eine ruhige Nacht vor sich. Doch schließlich schüttelte der Bastard den Kopf, setzte sich auf, hob den Finger und begann über Versuchungen zu dozieren und über einen Garten und Quo vadis! Ja? QUO VADIS, frage ich!
Walter verließ das Zelt und schlug sich erneut in den Wald.

Quinn zündete sich mit dem Zippo eine Zigarette an, während die anderen Freizeit hatten. An ihm ging gerade ein Freibauer mit Langbogen vorbei und aus den Geräuschen im Wald war klar zu erkennen, dass auch ihn die Ruhr erwischt hatte. Angewidert wandte sich Quinn ab und dachte, dass er der Familientradition hätte folgen und nach dem Historik-Studium Taxifahrer hätte werden sollen, statt das Studium nach zwei Semestern zu schmeißen und einen auf Fremdenführer zu machen.
Und was für eine Bagage sie ihm wieder zugeteilt hatten! Jedesmal bekam er die Freak-Show!
„Mann, Mann, Mann!“, sagte der Junge, ein zwanzigjähriger Vollarsch, der tatsächlich fast immer seine Mutter im Schlepptau hatte. Der Junge stellte sich neben Quinn und zündete sich auch eine Zigarette an. „Das ist so geil. Ja, echt wie in echt.“
„Scharf beobachtet.“
„Und die können uns echt nicht-“
„Nein.“
„Aber wir die.“
„Ja.“
„Sehen, mein ich.“
„Genau.“
„Auch anfassen?“
„Nein.“
„Mann, Mann, Mann: Ist das geil.“
„Da“, sagte Quinn. „Der schwarze Wagen da drüben.“
„Ja?“, fragte der Junge, als hätte Quinn ihm grade erzählt, dass es zu Weihnachten ein V-Girl gab.
„Muschis“, flüsterte Quinn und der Junge dackelte verzückt ab, während Quinn die Zigarette austrat.

„Es ist fantastisch, wirklich fantastisch“, sagte die Mutter, die er vor einem Lagerfeuer fand. „Wenn man sich das überlegt. Man ist ja unsterblich. Ist doch so, oder? Vielleicht, überlegen Sie sich das mal. Man lebt ja ewig, wenn man dabei beobachtet werden kann.“
„Das ist sehr tiefsinnig“, sagte Quinn und verdrehte die Augen.
„Ich dachte, es ist mehr wie Fernsehen früher, aber es ist ja echt. Die leben! Die leben ja richtig.“
„Dieser Mann da zum Beispiel!“, sagte sie und deutete auf einen armen Tropf, der kreidebleich im Gesicht war und morgen oder spätestens übermorgen an der Ruhr krepieren würde. „Schauen Sie, wie er leidet“, sagte die Mutter und ging nun um ihn herum. „Dieses tiefe Uneinssein mit dem Schicksal. Er wurde gezwungen zu töten. Von der warmen Brust seiner Mutter hat man ihn gerissen und nun das Gesicht. Dieser unvorstellbarer Gram. Dieser Grimm, der ihn plagen muss.“
Der Soldat sah tatsächlich mitleiderregend aus, bis ihm ein gewaltiger Furz entwich, der das Feuer entfachte. „Der plagt mich schon seit Harfleur!“, schrie er dann und seine Kameraden johlten und wieherten.
„Genießen Sie doch noch ein bisschen das Odeur“, sagte Quinn. „Wir werden nicht mehr lange hierbleiben.“
„Ach, wohin geht es denn dann? Hoffentlich nicht schon zur Schlacht.“
„Nein, nein, das dauert noch. Wir schauen uns mal die Franzosen an.“ Dann noch die Rede, ergänzte er in Gedanken, ein paar Minuten Regen in der Dunkelheit und dann die Schlacht. Ein achtstündiges Gemetzel, das ihn schon beim ersten Mal schnell gelangweilt hatte.
„Haben Sie eigentlich meinen Sohn gesehen?“
„Nein. Dachte, der wär bei Ihnen.“
„Er ist noch so zart, wissen Sie.“

Die letzte Mitreisende war auch die einzige, deren Gesellschaft Quinn länger als zwei Minuten ertragen konnte. Auch wenn sie ein verwöhntes Miststück war, das von Papa die Reise bezahlt bekommen hatte.
Er fand sie in einem der Planenzelte, wo sie über einem kräftigen Mann hockte.
„Hey“, sagte er.
Das Mädchen hüpfte mit dem Po auf dem Brustkorb des Mannes auf und ab und natürlich auch durch ihn hindurch.
„Albdruck!“, schrie sie. „Verstehen Sie!“
„Ja“, sagte Quinn und schaute über seine Schulter, in der Hoffnung, noch irgendwie einen Ausweg aus diesem Leben zu erkennen.
„Vielleicht bin ich nun – Ha! – der Ursprung dieses Mythos! Und alles, was wir über Albträume wissen und so, kommt von –“, wieder hüpfte sie energisch, „genau diesem Moment!“
„Gut möglich“, sagte Quinn und verdrehte die Augen. Wenigstens ist sie scharf, dachte er.
„Da!“, schrie sie. „Er hat sich bewegt! Sehen Sie doch, er hat sich bewegt. Er spürt mich!“
Nun kauerte sie neben seinem Ohr und schrie: „Du wirst steeeeeeerben! Der Herr will es! Geh nicht nach Agincourt! Du wirst steeeeeeerben!“
Voll Freude strahlte sie Quinn an.
„Sehen Sie! Ich ändere die Zukunft.“
Diese phasenverschobene Projektion zur Tour nach Agincourt ist eintausenddreihundertachtundvierzig Mal durchgeführt worden, dachte Quinn. Es ist sicher, vollidiotensicher, dachte er mit einem Blick auf das scharfe Mädchen. Keiner hier hat irgendein Hirnleiden oder spricht in Zungen oder weiß der Geier was. Das hatte man alles genau untersucht, bevor es überhaupt das erste Mal genehmigt wurde. Deshalb musste er auch jedem, der ihn – als hätte er überhaupt Ahnung davon – fragte, ob man nicht mal eben fix: Kreuzigung Jesu, bestimmt auch geil, antworten: Dies sei im Moment aus technischen Gründen nicht möglich, aber man arbeite daran.
„Ja“, sagte Quinn. „Aber seien Sie doch bitte vorsichtig.“ Fügte dann noch mit raunender Märchenerzähler-Stimme hinzu: „Die Menschheit ist vielleicht nicht bereit, einen anderen Weg zu gehen, als den, den sie gegangen ist.“
„Hä?“, fragte das Mädchen.
„Kommen Sie“, sagte Quinn. „Ich will Ihnen da hinten noch was zeigen.“
„Moment noch“, sagte das Mädchen, beugte sich zu dem Mann hinunter und flüsterte: „Steeeeeerben!“

Als der schwarze Walter wieder ins Zelt kam, hörte er das gleichmäßige Schnarchen des roten Edd, aber mit dem Bastard war irgendwas nicht in Ordnung. Er atmete schwer und zitterte am ganzen Körper. „Edd, Edd“, rief Walter und beugte sich über den Bastard, der plötzlich die Augen aufriss, ihn wie einen Geist anstarrte und ihm einen gewaltigen Schwinger gegen den Kopf donnerte.
Die Welt wurde schwarz um den schwarzen Walter.

„Walter, Walter?“
Der riesige Schädel des Bastards genau vor seinen Augen.
„Ich dachte, du willst mich umbringen.“
Walter reckte den Kopf zur Seite und spie Galle aus Regionen seines Magens, von denen er gar nicht wusste, dass es sie gab. Dass da überhaupt noch was drin ist, dachte er benommen.
„Warum bei den Sieben Höllen sollte ich so was tun?“, fragte er. Seine Augen schmerzten, also schloss er sie.
„Ich hab einfach geträumt. Schlecht geträumt.“
„Dich plagt dein Gewissen“, murrte der rote Edd von der anderen Seite. „Ich schlafe wie in Abrahams Schoß und träume von …“
„Agincourt“, hörte Walter jemanden sagen. „Agincourt. Da können Sie mal richtige Männer in Aktion sehen. Aber schön wird das nicht. Es ist ziemlich eklig und lang. Ein Gemetzel.“
„Aber auch aufregend, oder?“, fragte nun eine Frauenstimme.
„Wenn man auf so was steht, klar.“
„Und der König?“
„Kommen Sie.“

„Oui, oui! Isch zeige eusch nün, wie wir die elenden Engländer bezwüngen!“, sagte ein kleiner Franzose und Quinn musste an dieser Stelle jedes Mal schmunzeln. Das Übersetzungsprogramm musste jemand zusammengebaut haben, der sich für ziemlich komisch hielt.
„Wer ist das?“, flüsterte das scharfe Mädchen neben ihm. „Auch ein König?“
Klar, dachte Quinn. Jede halbwegs passabel aussehende Frau verknallte sich in den Scheiß Heinrich den Fünften.
„Das ist Charles d’Albret. Er wird die französische Armee befehligen.“
„Warum denn kein König?“, wollte das Mädchen wissen.
„Im Moment sitzt Karl der Sechste auf dem Thron Frankreichs“, sagte Quinn mit seiner Seminarstimme. „Die Geschichte hat ihm zwei Beinamen gegeben. Le Bien-Aimé, der Vielgeliebte.“
„Das klingt aber nett“, sagte die Mutter.
„Und Le Fou, der Wahnsinnige.“
„Oh“, sagte die Mutter.
„Paranoide Schizophrenie oder so was. Wahrscheinlich würde er versuchen, sein Schwert zu essen, wenn man ihm eins geben würde.“
„Cool“, sagte der Junge.
„Weißt du, wie Pyrrhus gestorben ist?“
„Nee, wie denn?“
„Hat in einer Stadt gekämpft und ein Soldat hat ihn mit einem Speer verletzt. Als er sich zu ihm umdrehen und ihn töten wollte, hat die Mutter dieses Soldaten einen Dachziegel auf ihn geworfen und ihn damit erschlagen.“
„Und?“
„Nichts, fiel mir nur grad ein.“
„Kommen wir nun zu le Demonstration!“, sagte Charles d’Albret und hatte auf einmal einen Langbogen in der Hand. „Dies is die bevorzugte Waffe unserer Feinde! Sie ’aben nicht den Mut, sich uns wie wahre Männer zu stellen.“
Dann zeigte er dem versammelten Heer einen schweren Plattenpanzer, den er in einigem Abstand von einem Diener hochhalten ließ, der arme Kerl hatte an dem Panzer schwer zu schleppen. Charles d’Albret feuerte einen Pfeil auf den Panzer, der wirkungslos an der dicken Stahlschicht abprallte.
„E Voilà! Der Sieg gehört uns!“
„Auch kluge Menschen sagen manchmal furchtbar dumme Sachen“, sagte Quinn und sah sich die Reihe des Heeres an. „Das ist das französische Heer.“
„Das sind echt viele“, sagte der Junge.
„Es sind vor allem schwer gepanzerte Edelmänner, deren Väter und ältere Brüder in den Schlachten von Crecy und Poitiers getötet, beschämt und gedemütigt wurden. Naja, vielleicht auch nur eins von den dreien. Charles d’Albret hat einen Schlachtplan erstellt. Das ist der Typ mit dem Bogen. Drei Wellen sollen angreifen, mit den Edelmännern in einer wichtigen Position auf den Flanken, aber da alle denken, der Kampf dauert nur ein paar Wimpernschläge-.“ Quinn schaute in den Himmel. Nein, sah nicht nach Regen aus. „- denken sie, dass sie in der ersten Reihe kämpfen müssen, um überhaupt noch etwas Ruhm abzukriegen. Sehen Sie sich ruhig etwas um. Sie werden siegesgewisse, junge Menschen treffen. Die schon überlegen, was sie mit dem Lösegeld für die englischen Adligen so alles kaufen können und die bald alle von Krähen gefressen werden. In vierzig Minuten geht es weiter.“
„Und es ist wirklich kein König da?“, fragte das Mädchen.
„Ich zeig Ihnen ein paar Herzöge“, sagte Quinn und nahm das Mädchen bei der Hand.

„Wenn ich’s euch doch sage, ich habe Stimmen gehört.“
„Ich hab dich da wohl am Schädel erwischt“, sagte der Bastard.
Der rote Edd drehte den Kopf knackend im Nacken und sagte: „Ich hab auch Stimmen gehört, O mon amour, bitte nischt so ’art, isch bin nur schwäschliche Nüdeln gewöhnt.“
„Die Franzosen werden uns bei Aschenkur stellen!“
Ein Wiehern, der schwarze Walter drehte den Kopf und ein Visier wurde nach oben geklappt: „Woher will ein Bauer etwas von den Plänen der Franzosen wissen?“
„Nichts, nichts, edler Herr“, sagte der Bastard schnell. „Wir haben nur gescherzt.“
Dunkel- und hartäugig musterte der Edelmann den schwarzen Walter, sein Blick ging ihm durch und durch. „Die Franzosen streiten sich untereinander. Wir werden bald die Somme überqueren und in Calais einschiffen. Aschenkur“, sagte der Edelmann und lachte blechernd. „Wo soll das überhaupt sein?“
Als der Lord weitergeritten war, flüsterte Walter leise: „Das Gemetzel wird lang und furchtbar sein.“

„Meine Damen, mein Herr, wir befinden uns am Vorabend der Schlacht von Agincourt, am 24. Oktober 1415. Morgen ist der Sankt Crispians Tag. Ein in Vergessenheit geratener Feiertag. Der berühmte Dichter William Shakespeare hat die Rede, die Sie gleich hören werden, und die von niemand anderem als König Heinrich dem Fünften gehalten wird, in seinem gleichnamigen Drama etwas, sagen wir, ausgeschmückt. Das Drama wird Ihnen sicher allen ein Begriff … nein? Nun gut. Lauschen wir den Worten seiner Majestät.“
Quinn zündete sich eine Zigarette an und starrte verächtlich auf die scharfe Tussi, die fast schon sabbernd neben dem König stand und ihn anhimmelte.
Der Junge neben ihm sagte: „Ein Maschinengewehr und diese ganzen Ritter.“
„Ja“, sagte Quinn und nickte. „Das denk ich auch oft.“
„Dass so viele von ihnen morgen nicht mehr da sein werden“, sagte die Mutter und tätschelte ihren Sohn, der sich unter ihrem Griff wand.
Weit hinten im Heerlager gab es leichte Unruhen. Ein paar Rufe wurden laut. Das war Quinn bei den früheren Reisen nie aufgefallen. Wahrscheinlich war er da noch ganz bei Shakespeare gewesen, und hatte im Geiste die karge Ansprache des Königs durch die Worte des Dichters ersetzt: Wir kleine Schar, wir wenigen. Ach ja, denn Morgen ist Sankt Crispians-Tag. Die eigentliche Rede hatte sich auf das Anrufen Gottes, ein paar wüste Beschimpfungen der Franzosen und das Versprechen auf französische Weiber beschränkt.
Das Mädchen versuchte gerade ihre Zunge in das Ohr des Königs zu stecken. Enttäuschung reihte sich an Enttäuschung.

„Er hat Aschenkur gesagt!“, beharrte der schwarze Walter.
„Das ist ein Zufall“, sagte der Bastard. „Du hast doch gehört. Ein paar Hundert Bewaffnete Mann. Wir werden den Himmel schwarz färben mit unseren Pfeilen.“
„Ich hab vorhin einen Kundschafter getroffen. Er sprach von vierzigtausend“, sagte der rote Edd.
„Ach, wer hört denn auf irgendwelche eichelfressenden Waliser? Die können doch nicht mehr als ihre Nasen zählen.“
„Das mit Aschenkur ist schon ein sehr seltsamer Zufall.“
Der Regen drosch gegen die Zeltplane.
„Zugegeben“, sagte der Bastard.
„Und du hast doch auch so schlecht geträumt“, sagte der schwarze Walter.
„Ja“, sagte der Bastard und kratzte sich übers Kinn.

Quinn stand neben den anderen auf einem Acker und schrie gegen das Toben des Sturmes an. „Das ist das Feld von Agincourt. Es wird die ganze Nacht über schwer regnen. Das Feld ist frisch gepflügt worden. Der Regen wird es aufweichen und in einziges Matschfeld verwandeln. Die schwer gepanzerten Franzosen werden bis zu den Knien in den Matsch sinken und wenn sie die Engländer endlich erreicht haben, werden sie kaum noch die Kraft haben, das Schwert zu heben. Außerdem können hier vielleicht hundert Mann nebeneinander laufen, sie behindern sich gegenseitig und stürzen übereinander. Die leicht gepanzerten englischen Bogenschützen werden im Nahkampf noch die französischen Ritter zu Hunderten erschlagen. Die Franzosen werden eine katastrophale Niederlage erleiden.“
„Aber die Reiterei?“, schrie der Junge.
Dann war es still und die Sonne brannte auf das Matschfeld. Quinn konnte die beiden Armeen sehen. Die schimmernden Rüstungen und flatternden Banner der Franzosen und das müde abgekämpfte, dunkle Heer der Engländer.
„Kommen Sie“, sagte Quinn und lief auf ein paar Bogenschützen zu.
„Sehen Sie, sie hauen Holzpflöcke in den weichen Boden. Da kommt die Reiterei!“

„Ich hör sie wieder!“, schrie der schwarze Walter und spannte den Bogen.
„Ruhig jetzt!“, schrie der Korporal.
„Aschenkur!“, schrie der Bastard.
Die schwer gepanzerten Streitrösser schossen auf sie zu, die dünnen Pflöcke würden sie kaum aufhalten können.
„Scheiße, Scheiße, Scheiße“, brüllte der rote Edd.
Matsch spritze auf.
„Schießt“, schrie der Korporal.
Der schwarze Walter ließ den Bogen fallen, drehte sich um und rannte um sein Leben.

Quinn beobachtete mit Entsetzen, wie die linke Flanke der Engländer unter dem Ansturm der französischen Ritter zusammenbrach, ohne dass die Reiter die Bogenschützen überhaupt erreicht hatten. Als ein Pferd durch das Mädchen geschossen kam, stürzte sie zu Boden. Etwas, auf das sich Quinn eigentlich gefreut hatte, doch jetzt starrte er sie entsetzt an und fragte: „Mein Gott, was haben Sie getan?“ Nur dass er gar nicht das fragte, sondern etwas ganz anderes.
„Moi?“, antwortete das Mädchen.

 

Hey Pupsi!

Du hast zu viel von diesem Spiel gespielt - aber wenigstens war's keine Zeitverschwendung, die Geschichte hat mir nämlich sehr gut gefallen - die Charaktere sind wie immer gut getroffen - der rote Edd ist natürlich sehr cool, musste bei ihm sehr oft lachen. :) Der schwarze Walter - ist er wirklich schwarz oder ist das einfach so eine Bezeichnung, weil ... keine Ahnung, weil der ein hässliches, schwarzes Muttermal auf der Nase hat? Man leidet mit ihm. Und der Bastard ist auch gelungen.
Ich mag auch diese Parallelgeschichten - wobei einem natürlich das Schicksal der Mittelaltertypen mehr interessiert, als die der Snobs, die es sich leisten können, bei so einem Programm mitzumachen - ich würd da auch gerne mitmachen, aber pfff, gibt bestimmt interessantere Sachen als Aschenkur, :) warum wurde gerade das entwickelt? Weil alle Menschen auf Schlachten stehen? Oder weil der Autor sich damit auskennt - die Menscheitsgeschichte hat doch wirklich Interessanteres zu bieten - aber gut, ich gebe mich damit zufrieden. Es gibt eigentlich nichts zu bemängeln - ich hab die Geschichte wirklich gerne gelesen - jeden einzelnen Satz, alles sitzt - manchmal verfallen die Figuren einem modernen Slang wie "Ja, Mann" - so als Beispiel jetzt. Aber sonst war, glaub ich, alles in Ordnung.

Ach ja:

Quinn zündete sich mit dem Zippo eine Zigarette an,
Das ist zwar witzig - weil Selbstironie und so - aber lass das bitte in Zukunft, weil das doch zu sehr an eine gewisse Lea Victoria erinnert, die sich selbst gern gefeiert hat. :P

Empfehlenswerte Geschichte, aber ich mach's nicht.

JoBlack

 

Hallo Pupser!

Mir scheint, du variierst hier noch ein bisschen das Thema aus "Königspatt": Die kleinen Leute entscheiden die Schlacht, und damit den Gang der Geschichte. Nicht die Edelleute, sondern eben die, die aus der Scheiße oder aus der Asche kommen, Walter ist ja Schweinehirt. So habe ich eben auch den Titel verstanden: Aschenkur. Schön in diesem Zusammenhang, dass der eine Edelmann Erde frisst (Übrigens, hast du das von T.C. Boyle gestohlen? ;)) Walter beschließt nicht zu kämpfen und nimmt Reißaus, und so siegen dann doch die Franzosen.

Walter und Quinn: beide sind passsive Beobachter, sie sind eigentlich der gleiche Typ, jemand ohne Absichten, Ziele und Ideale, der in einer Situation gefangen ist, aus der er hinaus will, Quinn sieht ja auch einmal über die Schulter, um einen Ausweg aus seinem Scheiß-Job zu sehen.

Die historischen Fakten hast du sicher richtig recherchiert, aber mittelalterliche Atmosphäre kommt nicht wirklich auf. An manchen Stellen hast du die Sprache etwas angepasst, aber sonst, die Art, wie die Leute reden, ihre Meinungen, Lebensanschaungen usw - da ist wenig von mittelalterlicher Mentalität drinnen, aber das ist ja nicht so tragisch. ;)

Ja, sehr vergnügliche Geschichte, die ich sehr gerne gelesen habe. :)


Der Schwarze Walter hatte einen Lindwurm im Gedärm
du musst dich entscheiden, ob du es groß oder klein machst
schon hatte er die Hand am Langbogen auf seiner Schulter
ich würde: "auf seiner Schulter" streichen, diese doppelte örtliche Bestimmung mit Präposition klingt nie gut
Als der Bastard zu einer Erwiderung ansetzten wollte
ansetzen
und drehte seinen Kopf so, dass Walter auch die linke Seite seines Gesichts sehen musste.
sehen konnte
Sein Arsch war wund, als hätte er ihn mit einem der Kräuter abgewischt, an denen die Schweine starben, wenn sie es fraßen.
Nur weil die Schweine dran sterben, muss einem noch lange nicht der Arsch davon wund werden, soll heißen, da fehlt mir etwas die innere Logik.
„Ist es“, sagte die Stimme und kam hinter einem Baum ins Blickfeld
"hinter einem Baum hervor" und: Die Stimme kam ins Blickfeld? ;)
Der Mann nahm ein paar Blätter vom Boden, steckte sie sich in den Mund und kaute darauf rum, dann hob er etwas Erde auf und aß sie. „Wegen der Übersäuerung“, sagte er. „Das hilft.“
Hat ihm das ein Alternativmediziner empfohlen? :D Schreib wenigstens „Gicht“ statt „Übersäuerung“
„Ist mir schon klar, dass deinesgleichen Probleme mit gesunder Leidenschaft hat. Ich hoffe nur, dass meine Söhne mir nicht so gram sind, nur weil ich nicht gleich jede vor den Pfarrer zerre, die mir gefällt.
„so“ streichen – das ist so eine Stelle, bei der ich nicht gerade ein Mittelalter-Feeling bekomme – „gesunde Leidenschaft“ und dass man vor der Ehe keinen Sex haben darf – das sind alles Dinge, die sicher erst lange nach dem Mittelalter so gesagt hätten werden können
Ja? QUO VADIS, frage ich!
Walter verließ das Zelt und schlug sich erneut in den Wald
Der Sohn eines Schweinehirten versteht auf einmal Latein? ;)
er der Familientradition hätte folgen sollen und nach dem Historik-Studium Taxifahrer hätte werden sollen
das erste "sollen" kannst du streichen
Vielleicht, überlegen sie sich das mal
groß: Sie
„Schauen Sie wie er leidet.“,
Komma: Schauen Sie, wie ...
Dachte der wär bei ihnen
Komma: Dachte, der - groß: Ihnen
Er fand sie in einem der Planenzelte
Planenzelt
Der riesige Schädel des Bastard
Bastards
und übergab Galle aus Regionen seines Magens, von denen er gar nicht wusste, dass es sie gab
Wortwiederholung, Vorschlag: spie Galle aus Regionen
Ein Gemetztel
Gemetzel
Weißt du, wie Pyrrhus gestorben ist?“
„Nee, wie denn?“
„Hat in einer Stadt gekämpft und ein Soldat hat ihn mit einem Speer verletzt. Als er sich zu ihm umdrehen und ihn töten wollte, hat die Mutter dieses Soldaten einen Backstein auf ihn geworfen und ihn damit erschlagen.“
„Und?“
„Nichts, fiel mir nur grad ein.“
:D
Sie ’aben nicht den Mut sich uns wie wahre Männer zu stellen.“
Komma: Mut, sich …
die sie gleich hören werden
groß: Sie
Das Drama wird ihnen sicher allen ein Begriff
groß: Ihnen
„Er hat Aschenkur gesagt!“, beharrte der schwarze Walter.
„Das ist ein Zufall“, sagte der Bastard. „Du hast doch gehört. Ein paar Hundert Bewaffnete Mann. Wir werden den Himmel schwarz färben mit unseren Pfeilen.“
„Ich hab vorhin einen Kundschafter getroffen. Er sprach von vierzigtausend“, sagte der rote Edd.
„Ach, wer hört denn auf irgendwelche eichelfressenden Waliser? Die können doch nicht mehr als ihre Nasen zählen.“
„Das mit Aschenkur ist schon ein sehr seltsamer Zufall
Das verstehe ich nicht, was denn für ein Zufall eigentlich?
Quinn beobachtete mit Entsetzen wie die linke Flanke der Engländer unter dem Ansturm der französischen Ritter zusammenbrach
Komma: Entsetzen, wie ...


Gruß
Andrea

 
Zuletzt bearbeitet:

>„Ist es“, sagte die Stimme und kam hinter einem Baum ins Blickfeld.<

Hallo Quinn,

da tustu uns auf sieben Seiten DINA 4/TNR 12 pt. einzeilig, elf Seiten Manuskript DINA 4 Courier New 12 pt. wahrlich ein Lustspiel an, in dem eine Schlacht aus dem Hundertjährigen Krieg mit unserer Zeit verquinnt, äh, verquickt wird, wobei die Kriegsteilnehmer unsere heutige Sprache sprechen -

>hey< zur Begrüßung, da tut dem Bastard was >echt< leid und ficken zB, wobei beim letzteren der Hinweis erlaubt sei, dass >Baggage< eigentlich nicht von "baggern" kommt.

Das erinnert ein wenig an "Das Leben des Siegfried" (gerade in Worms ausgelaufen) oder besser, weil haltbarer "... des Brian". Ich enthalte mich eines Kommentars zur Schlacht selbst - das kann jeder selbst ergooglen (Azincourt oder auch Agincourt eingegeben, und schon ist man mittendrin. Selbst wenn's wie "Aschenkur" klingt, das einzugeben funktionierte dann doch nicht.).

Zu den Schnitzern hat Andrea schon einiges gesagt, aber beim Black Walter favorisierte ich die Schreibweise "black W.", was mir irgendwie der "red Edd" flüstert.

Aber Jo hat mE gut daran getan, den Text nicht zu empfehlen, denn der Text hat neben der unfreiwilligen Komik, die o. g. Zitat liefert -

ist mir doch noch nicht passiert, eine Stimme ins Blickfeld zu bekommen -,

nur eine einzige wirklich witzige Stelle:

>Der Schwarze Walter verstand so vieles nicht.
„Dysenteria?“, fragte der Mann.
„Walter“, sagte Walter.<

Ja,
was hab ich da geschmunzelt -
wahrscheinlich wie Quinn beim Pidgin-Übersetzungsprogramm. Auch die Entdeckung des Lindwurms fürs Zwicken im Gedärm gefällt. Aber das war's dann auch, denn der Text stinkt - kann auch gar nicht anders sein, nicht nur weil zwölf Mal der Wortstamm "scheiß" verwendet wird und weitere anrüchige Stellen aufkommen (das Soldatenleben ist halt deftig).

>„Moi?“, antwortete das Mädchen<, "mais non", schließt der alte Adam aus Utrecht und fragt sich allein: Warum nur Shakespeare?

Gruß

Friedel

 

He Quinn,

prächtige Unterhaltung lieferst du da ab. Erinnert natürlich an alte Zeitreisegeschichten, aber das tut dem ganzen keinen Abbruch. Dafür ist es einfach zu sauber und unterhaltsam geschrieben.
Dennoch fühlte ich mich etwas um den Schluss betrogen. Da baust du so gekonnt auf das Schlacht-Finale zu und dann enthältst du es dem leser vor. ;)
Die Pointe - voraussehbar, oder zumindest keine große Überraschung. Aber das muss es ja auch nicht immer sein.
Das mit der modernen Sprache hat mich nicht gestört. Im Prinzip legitimierst du das ja durch den Text.

Einige Vertipper sind noch drinnen. Habe nicht nach gesucht, sondern einfach die gepickt, die mir aufgefallen sind:

murmelte der schwarze Walter , der dieses Gespräch schon viel zu oft geführt hatte.
leerstelle vorm Komma
Gesicht war und morgen oder spätestens übermorgen an der Ruhr krepieren würde. „Schauen Sie wie er leidet.“, sagte die Mutter
Punkt in der WR weg
nur ein paar Wimpernschläge.“ Quinn schaute in den Himmel. Nein, sah nicht nach Regen aus. „denken sie, dass sie in der ersten Reihe kämpfen müssen, um überhaupt noch etwas Ruhm abzukriegen.
dieser Redebegleitsatz kann so nicht eingepunktet werden - mit Kommas ginge das schon
Das Mädchen versuchte gerade ihre Zunge in das Ohr des Königs zu stecken. Enttäuschung reihte sich an Enttäuschung.
:lol:
„Und du hast doch auch so schlecht geträumt“; sagte der schwarze Walter.
Semikolon? ;)

Rundum gut unterhalten gefühlt.
grüßlichst
weltenläufer

 

So unterschiedlich sind die Geschmäckle, und's ist gut so.

Aber ich hab noch'n Nachtrag zu meinem Vortrag vom Vortag und weil's sonst noch keiner bemängelt hat:

Zu der surrealistisch wirkenden Zeile
>Als ein Pferd durch das Mädchen geschossen kam, stürzte sie zu Boden<
stell ich mir die Frage, wer oder was ist mit dem Personalpronomen gemeint?

Das Pferd oder das Mädchen oder gar beide?

Bei den erstgenannten Varianten >stürzte ES zu Boden<, im letzten Falle >STÜRZTEN sie zu Boden.<

Na, dann will ich nicht weiter stör'n!

Tschüss

Friedel

 

Hey Jo,

Du hast zu viel von diesem Spiel gespielt - aber wenigstens war's keine Zeitverschwendung, die Geschichte hat mir nämlich sehr gut gefallen - die Charaktere sind wie immer gut getroffen - der rote Edd ist natürlich sehr cool, musste bei ihm sehr oft lachen. :) Der schwarze Walter - ist er wirklich schwarz oder ist das einfach so eine Bezeichnung, weil ... keine Ahnung, weil der ein hässliches, schwarzes Muttermal auf der Nase hat? Man leidet mit ihm. Und der Bastard ist auch gelungen.
Das freut immer, wenn Figuren ganz gut ankommen. :)

Ich mag auch diese Parallelgeschichten - wobei einem natürlich das Schicksal der Mittelaltertypen mehr interessiert, als die der Snobs, die es sich leisten können, bei so einem Programm mitzumachen - ich würd da auch gerne mitmachen, aber pfff, gibt bestimmt interessantere Sachen als Aschenkur, :) warum wurde gerade das entwickelt? Weil alle Menschen auf Schlachten stehen? Oder weil der Autor sich damit auskennt - die Menscheitsgeschichte hat doch wirklich Interessanteres zu bieten - aber gut, ich gebe mich damit zufrieden.
Wird an einer Stelle ja schwach damit zu erklären versucht, dass es hier keine Menschen mit Hirnleiden gäbe ... jaaaaa, hätte auch gottweißwas sein können. ;)
Die Snob sind halt Geschichts-Touristen, so ähnlich wie eine Schulklasse aus Obererkenschwick auf Abschlussfahrt in Rom.

Es gibt eigentlich nichts zu bemängeln - ich hab die Geschichte wirklich gerne gelesen - jeden einzelnen Satz, alles sitzt - manchmal verfallen die Figuren einem modernen Slang wie "Ja, Mann" - so als Beispiel jetzt. Aber sonst war, glaub ich, alles in Ordnung.
Den "modernen" Slang könnnte ich ja noch rausnehmen, wenn er wirklich stört, ich fand das gar nicht so schlimm.

Das ist zwar witzig - weil Selbstironie und so - aber lass das bitte in Zukunft, weil das doch zu sehr an eine gewisse Lea Victoria erinnert, die sich selbst gern gefeiert hat. :P
Ich heiß ja nu auch nicht Quinn wie Andrea Andrea heißt, und mir fiel kein Name ein. Wenn's Selbstironie gewesen wäre, hätte er die Braut gekriegt!

Danke dir für den Kommentar

Hallo Andrea,

Mir scheint, du variierst hier noch ein bisschen das Thema aus "Königspatt": Die kleinen Leute entscheiden die Schlacht, und damit den Gang der Geschichte. Nicht die Edelleute, sondern eben die, die aus der Scheiße oder aus der Asche kommen, Walter ist ja Schweinehirt. So habe ich eben auch den Titel verstanden: Aschenkur.
Also die Schlacht bei Agincourt. Das war etwas, was eigentlich an 99 von 100 Malen ganz anders ausgeht. Da hätte nur geringfügig was anders laufen müssen und die Franzosen hätten die abgemetzelt (was - unter uns - an der Geschichte nicht viel geändert hätte ... es war ein eher bedeutungsloses Rückzugsgefecht, wenn man so will). Und so eine Panik in der Schlacht kann sich da wirklich wie ein Feuer ausbreiten.

Schön in diesem Zusammenhang, dass der eine Edelmann Erde frisst (Übrigens, hast du das von T.C. Boyle gestohlen? )
Nein, von Marquez.

Walter und Quinn: beide sind passsive Beobachter, sie sind eigentlich der gleiche Typ, jemand ohne Absichten, Ziele und Ideale, der in einer Situation gefangen ist, aus der er hinaus will, Quinn sieht ja auch einmal über die Schulter, um einen Ausweg aus seinem Scheiß-Job zu sehen.
Ja.

Die historischen Fakten hast du sicher richtig recherchiert, aber mittelalterliche Atmosphäre kommt nicht wirklich auf. An manchen Stellen hast du die Sprache etwas angepasst, aber sonst, die Art, wie die Leute reden, ihre Meinungen, Lebensanschaungen usw - da ist wenig von mittelalterlicher Mentalität drinnen, aber das ist ja nicht so tragisch.
Das war nu jetzt auch nicht historisch oder so. :) Also das hab ich auch gar nicht im Sinn gehabt, man kann dann so halbherzig vortäuschen, man wolle die "orginal" reden lassen, aber das find ich ganz furchtbar, deshalb hab ich's nichtmal versucht. Ehm, jo. Ich kann ja noch das Gröbste rausnehmen, wenn es die Leute wirklich stört. Danke dir für den Kommentar und den vielen Kleinkram
Quinn

Hallo weltenläufer!

Freut mich, dass die Geschichte so bei dir angekommen ist, wie geplant. Ich mag sie selbst ja auch lieber als die Kiosk-Nummer! (Was ich hier schreiben kann, weil es keiner liest!)

Schön das zu lesen
Quinn

Hallo Friedrichard,

lustlos antworte ich dir auf deinen Kommentar: Ehm, tjo. Den Zurodnungsfetisch der deutschen Sprache teile ich nicht; ich finde es abartig das grammatikalische Geschlecht so zu feiern, dass man zu einem armen Mädchen tatsächlich "ES" sagt. Die Stimme kommt ins Blickfeld - da kann man auch mal erwarten, dass der Leser sich denkt: AHA! Könnte damit der Typ gemeint sein, zu dem die Stimme gehört?
Nein! Natürlich nicht! Man muss da extra schreiben: Der Typ, zu dem die Stimme gehört, kommt ins Blickfeld!

Also diesen Zuordnungsfetisch der deutschen Sprache kann ich mir nicht erklären. Den von jemande vorgehalten zu bekommen, der zu Texten, bei denen Konrad Duden nur mit dem Weihwasserschwenker herangegangen wäre, sagt: "OOOOH! Eigene Grammatik entwickelt! Löblich! Löblich!" ist schon irgendwie bitter.

Ansonsten hat es dir nicht gefallen ... ja. Gut. Ich kann's nicht ändern, ich glaube, damit es dir hätte gefallen können, hätte es drei Möglichkeiten gegeben:
1. Der Text hätte eine andere Stoßrichtung gehabt und wäre eher in Richtung Historie und Linguistik gegangen
2. Der Autor des Textes hätte nicht eine Woche vorher, Aren-Fens Text kommentieren dürfen
3. Nicht ich hätte den Text geschrieben.

Also von daher: Danke dir für den Kommentar, aber in meiner schriftstellerischen Entwicklung hat mich das nun nicht gerade meilenweit nach vorne gebracht :)
Quinn

 

Hi Quinn,

ich habe lange gewartet mit meinem Kommentar, weil ich gehofft habe, dass ich mit der Zeit alles verstehen werde. Es gibt nämlich ein zwei Sachen, die mich irritieren und die Zuordnung „seltsam“ reicht nicht, um mich damit zu versöhnen.

Die Irritationsmomente und meine Erklärungsversuche: :)

„Aschenkur“

Das deutsche Wort ist phonetisch dem „Agincourt“ nah (wenn auch nicht identisch!). Aber deine Figuren sprechen Englisch! „Ash“ und „cure“ sind da von der Aussprache schon ziemlich weit entfernt, als dass sie ein Engländer in „Agincourt“ hören würde. Damit ist „Aschenkur“ die akustische und textexterne Interpretation des deutschen Autors. Ich weiß nicht so ganz, was ich davon halten soll.


„Mein Gott, was haben Sie getan?“ Nur dass er gar nicht das fragte, sondern etwas ganz anderes.
„Moi?“, antwortete das Mädchen.

„Nur dass er gar nicht das fragte, sondern etwas ganz anderes“. -
Beim ersten Lesen sah ich das als Verarschung. Mittlerweile schiebe ich den Satz auf die Veränderung der geschichtlichen Ereignisse. So gesehen ist es wiederum nett.

Trotzdem verstehe ich dann das „moi?“ nicht: Warum ist das Mädchen plötzlich Französin? *grübel

Abgesehen von diesen zwei Sachen, mit denen meine Logik nicht klar kommt, finde ich die Geschichte toll! Ich mag die Umgangssprache, in der erzählt wird, das Freche und Anschauliche der Geschichte, und auch das, was erzählt wird. Wieder kann man viel und verschiedenes hineininterpretieren und man amüsiert sich auch. Wäre ich nicht an den genannten Punkten ratlos, die als einzige den Lesesog gestört haben, würde ich den Text ohne weiteres empfehlen! Kompliment aber für das neue Szenario auf dem historischen Schauplatz, für die wirklich coole Verknüpfung von alt und neu! Und das ohne dass das Motiv der Zeitreise verstaubt daherkommt!

Gruß
Kasimir

 

Hallo Kasimir,

in "Aschenkur" spricht niemand Englisch, obwohl die Schreibweise "Agincourt" engl., besser Normannisch ist. Das engl. Agincourt mit frz. Akzent ausgesprochen ergibt dann ungefähr ein dt. Aschenkur. Spräche das niedere Volk darin engl., klänge es vom Thema her etwa so: >I will show myself a tyrant: when I have fought with the men I will be civil with the maids, I will cut off their heads.< / >The heads of the maids?< / >Ay, the heads of the maids, or their maidenheads; take it in what sense thou wilt<, was schön den Zusammenhang von Aggression und sexueller Gewalt zeigt, wenn auch von einem der größten, wenn nicht dem größten Wortkünstler überhaupt und dann auch noch fast zwo Jahrhundert nach der Bataille d'Azincourt, engl.: Battle of Agincourt formuliert und nicht dem Scheiß König, sondern den Bediensteten der Familie Capulet ins Maul gelegt.

Die Bedeutung der Schlacht mag gering sein, aber sie sorgte dafür, dass durch die frz. Niederlage der Scheiß Krieg eine Generation länger dauerte. Was ja sehr unbedeutend ist.

>Was Heine vergaß< und in der Folge auch Du,

lieber Quinn,

gilt zwar als Weisheit aus der Binse, bleibt aber dennoch wahr: >Auch kluge Menschen sagen manchmal furchtbar dumme Sachen<, die mE einzig zitierfähige Stelle aus >Aschenkur<, sieht man von dem dreimal Scheiße des roten Edds ab, was ein gutes Urteil für Deinen Text als auch für Deine Antwort gibt:> Lustlos antworte ich dir auf deinen Kommentar ...<

>Den Zurodnungsfetisch der deutschen Sprache< teilstu nicht. Was meinstu mit "Zusammenhang" und "Fetisch" hier auf kg.de und/oder allgemeiner in Sachen Literatur/Sprache? Unter Zusammenhang verstand ich bisher den ein Wort/eine Wendung umgebenden Text als inner(sprachlichen) Kontext oder die stillschweigend unterstellte Situation zwische Sender/Empfänger, Autor-Leser, Sprecher-Hörer als äußeren/außersprachlichen Kontext, durch den sich so etwas wie Bedeutung bildet, dass Deine Mutmaßungen über den Grund, warum ich diesen Text überhaupt gelesen hätte mich mehr belustigen als Aschenkur und die meisten seiner direkten Vorgänger. Zum Grund komm ich gleich, doch zunächst zum "Fetisch", der mir als kultischer Gegenstand bekannt ist, dem ursprünglich von Kulturen im westafrikanischen Raum eine - mir verborgen bleibende - Macht zugesprochen wird, wie im Neoliberalismus der unsichtbaren Hand. Was hat Aberglaube mit der dt. Sprache, insbesondere Grammatik zu tun? Und warum dieses Fluchtverhalten zB >das grammatikalische Geschlecht so zu feiern, dass man zu einem armen Mädchen tatsächlich "ES" sagt< und > Die Stimme kommt ins Blickfeld - da kann man auch mal erwarten, dass der Leser sich denkt: AHA! Könnte damit der Typ gemeint sein, zu dem die Stimme gehört?<, die wahrscheinlich allein durch Flüchtigkeitsfehler entstanden sein mögen. Ach, ich vergaß, Quinn ist unfehlbar, da fällt's schwer, Flüchtigkeiten einzugestehen.

>Also diesen Zuordnungsfetisch der deutschen Sprache kann (Quinn sich) nicht erklären. Den von jemande(n) vorgehalten zu bekommen, der zu Texten, bei denen Konrad Duden nur mit dem Weihwasserschwenker herangegangen wäre, sagt: "OOOOH! Eigene Grammatik entwickelt! Löblich! Löblich!" ist schon irgendwie bitter<, dass ich gleich wein. Aber wie fair ist es, einen Dritten - und wir werden sehen, auch noch einen Vierten - hier einzubeziehen, der nun gar nix für meine Haltung kann?

>Ansonsten hat es dir nicht gefallen ... ja. Gut<, nee, eher schlecht. Offensichtlich sind wir zum Lobhudeln bestimmt.

Und dann kommt der Höhepunkt des Flachsinns: >. Ich kann's nicht ändern, ich glaube, damit es dir hätte gefallen können, hätte es drei Möglichkeiten gegeben:
1. Der Text hätte eine andere Stoßrichtung gehabt und wäre eher in Richtung Historie und Linguistik gegangen
2. Der Autor des Textes hätte nicht eine Woche vorher, Aren-Fens Text kommentieren dürfen
3. Nicht ich hätte den Text geschrieben.<

1. Kein Text kommt ohne Sprache aus, ein talentierter Schreiber aber ohne Linguistik. Und welche (Kurz)Geschichte käme ohne historia aus? Selbst Dein Flachsinn nicht (in diesem Fall Bataille d'Azincourt vs. Battle of Agincourt. Wer da etwas wirklich bewegendes und überhaupt nicht komisches erfahren möchte, der sehe sich Bressons "Lancelot du Lac" an (dt. Lancelot, Ritter der Königin), in dem die Überlegenheit der Bogenschützen gegenüber schwerfälligen Panzerreitern dargestellt wird, die buchstäblich auf dem Schrotthaufen der Geschichte enden.
2. Wie käme ich dazu, jemand vorzuschreiben, wen, was und wie er kommentiere?
3. Noch besser: der Text wäre nicht als Lustspiel geschrieben worden, zumindest nicht als Ohnesorg oder gar Millowitsch.

Und abschließend > ..., aber in meiner schriftstellerischen Entwicklung hat mich das nun nicht gerade meilenweit nach vorne gebracht<, aber doch an nichts gehindert, Baggage kommt hier doch vom Baggern.

Nix für ungut

Friedel

 

Ich mach mir gar nicht die Mühe, dein Geschwafel zu lesen; in der Hoffnung, derselbe, der's letztes Mal gelöscht hat, macht's auch diesmal. :)

 

Willkommen bei den Sch'tis.....
Da sagt doch der Autor, ihm gefalle diese Geschichte besser als seine vom Kiosk, und meint, dies hier mal offen sagen zu können, da es ja doch keiner lese! Weit gefehlt, mein Lieber und Asche über dein Haupt!
Trotz umgangssprachlicher Diarrhoe, wohlgesetzter historischer Fakten und dem Spiel mit den Ebenen gefällt mir die Kioskgeschichte viiiiel besser. Nein, ich fühle mich nicht gut unterhalten, nachdenken muß ich auch nicht, alles ist mir zu bemüht auf Wirkung aus, und dies sage ich aus meiner bescheidenen, nach zweimaligem Lesen entstandenen Haltung, ohne persönlichen Angriff, verstiegene Spiegelfechtereien, aber mit herzlichstem Gruß.
Jutta

 

Das hat nichts mit den Sch'tis zu tun, meine Texte sind mir einfach nur zu Schade, dass sie dafür herhalten, den Mitteilungsblähungen Herrn Friedrichards ausgesetzt zu werden, weil sonst keiner mit ihm spielen will.

Und ja, wenn ich das so sage, seh ich klar wie ein idiot aus. Die Alternative wäre, mich ein ums anderemal mit dem Scheiß auseinanderzusetzen oder wie beinahe der komplette Rest des Forums ihn und alles, was seine Aufmerksamkeit erregt, zu meiden.

Ich bin hier wegen Texten und Textarbeiten, nicht damit mich irgendeiner mit seinen verqueren Ansichten belästigt und man irgendwo in einem riesigen Mitteilungs-/Gedankenbrei zwischen Neoliberalismus und Normandie sich die paar Brocken rauspicken kann, die ein gesunder Verstand auch hätte schreiben können. Dafür bin ich nicht hier. Und wenn ich deshalb der Buh-Mann bin und meine Texte nicht mehr gelesen oder kommentiert werden, ist das halt so. Aber man kann auch nicht in seinen Texten für Zivilcourage und gesunden Menschenverstand einstehen, und wenn der erste halbirre Foren-Troll kommt, den Schwanz einziehen und ihn mit mildem Lächeln einfach gewähren lassen.

Nur zur Klärung: Er hatte schon was auf meine Antwort geschrieben - das wurde von einem Moderator gelöscht - ich nehm an Seltsem war's. Das kann er natürlich nicht auf sich sitzen lassen, sondern kommt und schreibt ein paar Tage später eine ähnliche Antwort.

Nochmal: Ich hab's satt. Ich muss mir das nicht geben. Ich werde mir das nicht gefallen lassen.

 
Zuletzt bearbeitet:

Ich schlage vor, ihr gebt es euch beide nicht und angesichts dessen, dass ihr nicht miteinander reden könnt, ohne euch zu beleidigen, es zu lassen!

 

Hi Quinn,

Auch mich hat deine Geschichte gut unterhalten. Ich denke aber, dass der Verlauf der Spannungskurve noch zu wünschen übrig lässt: Die Pointe verliert durch ihre Vorhersehbarkeit und so wäre es wohl doch angemessen gewesen, zumindest bei der Schlacht am Ende etwas dicker aufzutragen. Es muss ja nicht ausufern - aber dieser knappe Absatz ist mir doch zu dünn.

Auffällig, wenn auch gar nicht unbedingt im negativen Sinne, fand ich, wie unmittelalterlich der Mittelalter-Teil daherkommt. Ein wenig fühlt man sich als sähe man so eine (unselige) "progressive" Faust-Inszenierung, bei der es dem Regisseur etwa darum geht, aus Goethes Stoff den Beweis für die Richtigkeit der marx'schen Thesen herauszuschälen. Deine Figuren wirken alle nicht als seien sie mit dem historischen Kontext tatsächlich verwoben, mehr als trügen sie Kostüme und seien ebenfalls Zeitreisende. Aber vielleicht steckt dahinter ja große Geschichtsphilosophie ...? ;)


Gruß,
Abdul

 

Hallo Kasimir,

„Aschenkur“

Das deutsche Wort ist phonetisch dem „Agincourt“ nah (wenn auch nicht identisch!). Aber deine Figuren sprechen Englisch! „Ash“ und „cure“ sind da von der Aussprache schon ziemlich weit entfernt, als dass sie ein Engländer in „Agincourt“ hören würde. Damit ist „Aschenkur“ die akustische und textexterne Interpretation des deutschen Autors. Ich weiß nicht so ganz, was ich davon halten soll.

Naja, in der Geschichte sprechen sie deutsch. :) Also die Immersion, dass da so und so gesprochen wird, gehört für mich schon zur suspension of disbelief.

„Nur dass er gar nicht das fragte, sondern etwas ganz anderes“. -
Beim ersten Lesen sah ich das als Verarschung. Mittlerweile schiebe ich den Satz auf die Veränderung der geschichtlichen Ereignisse. So gesehen ist es wiederum nett.

Trotzdem verstehe ich dann das „moi?“ nicht: Warum ist das Mädchen plötzlich Französin? *grübel

Er sagt "etwas ganz anderes", weil er plötzlich auch Französisch spricht, das ist der Witz hier. Sie haben nun doch die Geschichte verändert, das Programm bricht zusammen und aufeinmal sprechen sie französisch.

Abgesehen von diesen zwei Sachen, mit denen meine Logik nicht klar kommt, finde ich die Geschichte toll! Ich mag die Umgangssprache, in der erzählt wird, das Freche und Anschauliche der Geschichte, und auch das, was erzählt wird. Wieder kann man viel und verschiedenes hineininterpretieren und man amüsiert sich auch. Wäre ich nicht an den genannten Punkten ratlos, die als einzige den Lesesog gestört haben, würde ich den Text ohne weiteres empfehlen! Kompliment aber für das neue Szenario auf dem historischen Schauplatz, für die wirklich coole Verknüpfung von alt und neu! Und das ohne dass das Motiv der Zeitreise verstaubt daherkommt!
Die Geschichte sollte schnell sein, richtig Spaß machen und unterhalten. Das war die Aufgabenstellung dahinter für mich. Mittlerweile wurde mir selbst der Spaß an der Geschichte ja durch und durch verhagelt, wie man sehen kann.

Aber freut mich, wenn sie dir gefallen konnte
Gruß
Quinn

Hallo Jutta,

Da sagt doch der Autor, ihm gefalle diese Geschichte besser als seine vom Kiosk, und meint, dies hier mal offen sagen zu können, da es ja doch keiner lese! Weit gefehlt, mein Lieber und Asche über dein Haupt!
Die hier gefällt mir halt besser. :) Das hat ja nichts mit Asche über irgendwelche Häupter zu tun, sondern ist eine Geschmacksfrage.

Trotz umgangssprachlicher Diarrhoe, wohlgesetzter historischer Fakten und dem Spiel mit den Ebenen gefällt mir die Kioskgeschichte viiiiel besser. Nein, ich fühle mich nicht gut unterhalten, nachdenken muß ich auch nicht, alles ist mir zu bemüht auf Wirkung aus
Jo, es ist halt, "nachdenken" ja, das unterscheidet die Geschichten deutlich, das hier die Verpflichtung zur Interpretation nicht so stark gegeben ist, sondern dass man den Text ungefiltert sich so reinballern kann, wenn man das möchte.
Dass der Text jetzt darauf reduziert wird, dass dreizehn oder vierzehnmal einer "Scheiße" sagt, gehört zu den Sachen, die mich ärgern.

Danke auch dir für deine Rückmeldung
Quinn

Hallo Abdul,

Auch mich hat deine Geschichte gut unterhalten. Ich denke aber, dass der Verlauf der Spannungskurve noch zu wünschen übrig lässt: Die Pointe verliert durch ihre Vorhersehbarkeit und so wäre es wohl doch angemessen gewesen, zumindest bei der Schlacht am Ende etwas dicker aufzutragen. Es muss ja nicht ausufern - aber dieser knappe Absatz ist mir doch zu dünn.
Ein Schlachtengemälde? Hm, wäre eine Möglichkeit gewesen, hätte die Erzählstimme aber wahrscheinlich überfordert. Zumal ja gar keine richtige Schlacht aufkommt, die wird ja schon im Keim beendet.
Vorhersehbar ist es wahrscheinlich schon ja, der Weg dahin sollte halt Spaß machen.

Auffällig, wenn auch gar nicht unbedingt im negativen Sinne, fand ich, wie unmittelalterlich der Mittelalter-Teil daherkommt. Ein wenig fühlt man sich als sähe man so eine (unselige) "progressive" Faust-Inszenierung, bei der es dem Regisseur etwa darum geht, aus Goethes Stoff den Beweis für die Richtigkeit der marx'schen Thesen herauszuschälen. Deine Figuren wirken alle nicht als seien sie mit dem historischen Kontext tatsächlich verwoben, mehr als trügen sie Kostüme und seien ebenfalls Zeitreisende. Aber vielleicht steckt dahinter ja große Geschichtsphilosophie ...?
Wir wissen ja ohnehin nicht, wie die Leute damals wirklich gesprochen haben, wir wissen nicht, welche Rede Heinrich der Fünfte da gehalten hat. Wir können mutmaßen, dass es unter Soldaten zu jeder Zeit rauh im Ton zuging und dass in jedem Soldatenlager die Rede von Weibern und Kacken ist, wahrscheinlich auch (vielleicht in der Schweizergarde des Papstes nicht ... oder bei religiösen Kriegerorden).
Man weiß wohl über die Schlacht, dass das englische Heer die Ruhr hatte und ziemlich gebeutelt war, aber ich fänd's lächerlich, da nun zu versuchen mit "HÖRT! HÖRT! Er saget, er sprächet die Wahrheit, mich dünkt die Franzacken usw." zu kommen. :) Es hat aber nichts mit einer Geschichtsphilosophie zu tun, sondern erschien mir als passende Sprachwahl für die Geschichte.
Also wenn man das mittelalterlich hätte machen wollen, dann hätte das schon extrem gut sein müssen, um zu wirken.
Und mal unter uns, ich hab mir vorgenommen ,nur das zu schreiben, was ich selbst gern lesen würde. Und mal angeommen, die ersten drei Absätze der Geschichte wären in einem Versuch verfasst worden, 600 Jahre altes englisch/französisch/normannisch wiederzugeben, dann wär ich nach drei Zeilen raus gewesen.

Danke auch dir für deinen Kommentar
Quinn

 

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