Was ist neu

Atya

Mitglied
Beitritt
08.11.2004
Beiträge
90
Zuletzt bearbeitet:

Atya

„Weißt du“, sagt der gealterte Graf, die Hand in die Seite gelegt, „an mir liegt es nicht“, und glaubt, damit alles geklärt zu haben. Stille folgt. Erst kurz, dann über die Zeit, die es braucht, eine Antwort zu fassen, hinaus. Der Bedienstete, der rechts von der Tür, schweigend, namenlos und bestimmt nicht angesprochen, überlegt, ob er noch Wein holen soll, beschließt jedoch – den Abstieg in den feuchten Keller scheuend - es sein zu lassen.
„Ich mach doch gar nichts. Ich bin einfach da. Ich kann doch erwarten, dass man sich mir gegenüber einigermaßen vernünftig verhält.“ Der Graf überdenkt diesen Satz noch einmal und wiederholt das letzte Wort mit dem akustischen Äquivalent eines Ausrufezeichens. „Verhält!“
Der Graf stellt sein Glas ab und geht mit weichen, eleganten („zu eleganten für einen Mann“, dachte Doris –Gott habe sie selig- die Köchin jedes Mal) Schritten zum Fenstersims. Die Vorhänge.
„Du bist dumm, Edgar“, eine glasklare Stimme durchschneidet den Raum, „Dumm. Dumm und eingebildet“, folge der Spur aus glitzernden Äther, die sie hinterlässt, „aber mach dir nichts draus“, bis zum mit dunkelrotem Samt beschlagenen Sofa, auf dem Valeria, die blutjunge Schwester des Grafen, liegt, „es fällt niemandem auf“.

„Ich werde doch noch Wein holen“, denkt der Butler und lässt den Edgar und die Baronesse allein.

Der Graf am Fenster /die Vorhänge/ blickt auf den Wald hinab. Alles, von dem Schloss bis zu den sich vage am Horizont erhebenden Wäldern, gehört ihm. Alles, einfach alles. Zum Beispiel der Wald. Und der Regen. Edgar liebt den Regen.
Seine Lippen ziehen sich zu einer feinen Linie zusammen. „Ich hasse dieses Wetter.“ „Du siehst auch ganz blass aus“, Valeria setzt sich auf. Ihr Kleid rutscht dabei ein wenig runter und entblößt ihre porzellanfarbene Schulter, „trink mal wieder.“
Er leckt sich über die Zähne: „Ja, ich müsste wirklich mal wieder.“ Die Flagge mit dem Familienwappen hängt schon seit Jahren auf Halbmast. Nach langen, verzweifelten, doch ergebnislosen Versuchen dem Abhilfe zu schaffen, hatte sich Edgar in sein Schicksal ergeben. Seine Flüge wurden kürzer und leidenschaftsloser und am Ende hörte er ganz auf die Burg zu verlassen.
Die Vorhänge, sie sind so weich.

In diesem Augenblick fühlt sich der Butler auf einmal so jung wie noch nie. Es ist, als laufe er die Treppe zum ersten Mal hinunter.

„Ich hab ja sooooo gut geschlafen“, sagt die Baronesse und streckt sich, sichtlich entspannt.
„Ist ja auch fast schon Mitternacht. War wohl spät gestern, Schwesterherz?“ „Schon möglich. Im Gegensatz zu dir führe ich nämlich ein Leben.“ Sie beugt sich vor und das goldene Zeichen über ihrem Dekolltée baumelt hin und her.

„Ich könnte glatt zwei Stufen auf einmal nehmen“, denkt er und – von seiner eigenen Spitzbübischkeit überrascht- tut es auch. „Ha, sogar drei!“

„Der Regen wird auch nicht weniger, er scheint einfach nur kurz Luft zu holen…“ Valeria überlegt, blinzelt, „Du langweilst mich, Edgar. Die Welt ist nicht geschaffen worden, nur um dir das Leben schwer zu machen.“ „Das verzögerte Sterben, meinst du wohl.“ Zieh sie zu, zieh sie bloß zu.

„Ich weiß gar nicht, was ich hatte. Es ist hier gar nicht so feucht.“ Besonders die Stufen scheinen gerade trocken und sicher zu sein, wie …nun ja… etwas, was sehr sicher und trocken ist.

„Was wäre, Schwesterherz, wenn ich eines Tages Appetit auf dich bekäme?“ Dunkelviolett wäre heute gut für die Fingernägel. „Du würdest in mir keinen Tropfen von dem finden, was du suchst. Ich bin wie du, vergiss das nicht.“ Die Brust des Grafen hebt und senkt sich erregt. Er tritt auf sie zu. Die Regenwolken lassen einen kleinen Spalt Mond zwischen sich dringen. „Fass mich nicht an!“ Seine Fingernägel werden länger. Ein Blitz, zu früh, kein Problem. Ihre auch. Ein Blitz, diesmal richtig, und die Erinnerung ist wieder da. Der Mob, der Mob und Vater und Fackeln und der Zug auf das Schloss. Nein, nein, tut das nicht, ihr versteht es nicht. Und Pflöcke und Silber und Papa in die Vorhänge gewickelt. Am Fuße der Treppe. Und Schluss. Edgar beruhigt sich.

„Ich nehme den `12er. Und die letzten Stufen zur Treppe kann ich überspringen!“, und springt los mit einer Motorik die man dem alten Mann nicht zutrauen würde.

„Ist es jetzt nicht sowieso Zeit für, du weißt schon … das Opfer?“, fragt Valeria und streicht sich über das lange, tiefschwarze Haar.

Zu Recht.

Der alternde Graf verdeckt die Fenster. Er atmet in ruhigen, beherrschten Zügen.
„Nicht nötig.“

 

Hallo Monty Schwarz!

Der Bedienstete, der rechts von der Tür, schweigend, namenlos und bestimmt nicht angesprochen, überlegt, ob er noch Wein holen soll, beschließt jedoch –den Abstieg in den feuchten Keller scheuend- es sein zu lassen.
Ich mag keine Satzeinschübe… sie reißen Sätze brutal auseinander und mach das Lesen unnötig kompliziert… Noch dazu bringen sie meiner Meinung nach überhaupt nichts. Wozu überhaupt Schachtelsätze? Um zu beweisen, dass man sein Handwerk beherrscht? Das wäre so, als würde man jemanden aufknüpfen, um zu beweisen, dass man den Knoten kann… :schiel:
Ok, ernsthaft: Wenn du sieh magst, lass sie drin, aber um der Lesbarkeit willen, sollten du sie rauswerfen
Der Graf stellt sein Glas ab und geht mit weichen, eleganten („zu eleganten für einen Mann“, dachte Doris –Gott habe sie selig- die Köchin jedes Mal) Schritten zum Fenstersims.
Wozu soll jetzt die Klammer gut sein, bzw der Inhalt :confused: Wen interessiert die Meinung einer toten (!) Köchin? Und warum zum Teufel, steht das mitten im Satz!
ich folge der Spur aus glitzernden Äther, die sie hinterlässt,
wow, jetzt mal langsam… wo kommt der Ich-Erzähler auf einmal her? Und warum kann er die Gedanken des Butlers lesen? Oder ist er gar der Butler… Fragen über Fragen, die sich der Leser NIEMALS stellen darf. Das beweist nämlich, dass du als Schreiber etwas falsch gemacht hast!
Der Graf am Fenster /die Vorhänge/ blickt auf den Wald hinab.
Was sollen die Schrägstriche im Text?
Alles von dem Schloss bis zu den sich vage am Horizont erhebenden Wäldern gehört ihm. Alles, einfach alles. Zum Beispiel der Wald. Und der Regen. Edgar liebt den Regen.
Ahja, das Schloss, der Wald und alles gehört ihm. Zum Beispiel auch der Wald… :shy:
Wieso habe ich das Gefühl, dass du diesen Text nicht richtig überarbeit hast?
„Ich hab ja sooooo gut geschlafen“, sagt die Baronesse und streckt sich, sichtlich entspannt. „Ist ja auch fast schon Mitternacht. War wohl spät gestern, Schwesterherz?“
Immer wenn bei einer direkten Rede der Sprecher wechselt ein Trennzeichen. Am besten gleich ein Absatz. Ich hab mir zuerst gedacht, die Baroness redet mit IHRER Schwester. Dabei hat das der Graf gesagt… (und ich hab mich schon über den Handlungssprung gewundert…. da ist sie noch bei dem Graf und zack in einem Zimmer mit ihrer Schwester)

ok: ich bin verwirrt:
Scheinbar ist das ein Vampir-Story… aber mal nicht das übliche Klischee, das ist schon mal ein Pluspunkt, denn man gar nicht schwer genug wiegen kann. Jedoch: Was passiert jetzt wirklich?
Zuerst haben wir einen Grafen der erklärt, dass es nicht seine Schuld ist… Dann blickt er aus dem Fenster und unterhält sich mit der Baroness (seiner Schwester).
Diesen Zwischeneinschub mit dem Butler versteh ich auch nicht wirklich. Ich meine: warum fühlt er sich so beschwingt? Und, vielleicht noch wichtiger: Warum erzählst du uns das?

Noch kurz zum Stil: Der Anfang ist für mich eine mittlere Katastrophe… Schachtelsätze ohne Ende. Zum Schluss bessert sich das jedoch entscheidend und siehe da: Es gefällt mir. Ab der Hälfte (ungefähr ;) ) mag ich deine Geschichte wirklich. Auch wenn ich noch immer nicht ganz verstehe, worum es wirklich geht. Warum die Fahne auf Halbmast? Warum will der Graf plötzlich seine Schwester beißen? Scheinbar hat er schon seit einiger Zeit auf ein Opfer verzichtet. Warum?

Fazit: Inhaltlich ein wenig unklar, aber die zweite Hälfte gefällt mir trotzdem ;)

mfg
Kerberos

 

Hi Kerberos!

Zunächst einmal vielen Dank für deinen ausführlichen und (gar nicht so selbstverständlich) überaus kompetenten Komentar. Dass du als Höllenhund sofort deinen Herrn herausgerochen hast, ist nicht verwunderlich. Gerade um das Klichée (im eigentlichen Sinne des Wortes) zu vermeiden, hab ich das V-Wort aber tunlichst zu vermeiden gesucht.

Die Kraft, die aus den Schlössern und Grüften der Vampiere hervorbricht, ist die Sexualität. Es hat schon seinen Sinn, dass Stocker sein Buch in einer Zeit und in einem Land geschrieben hat, zu der und in dem man so tat, als hätte der Mensch gar keinen Körper. Edgar jedoch ist alt und kann sich keine (wirklichen) Flüge mehr erlauben. Im Text geht eine Verdichtung in eine andere über: etwas hängt auf Halbmast und zwar nicht unbedingt die Fahne. Bei seiner Schwester ist das was anderes: Ihr typ ist nicht nur akzeptiert, sondern gewünscht. Der Vamp kommt uns von allen (Zeitschrifts-, Internet-)Seiten entgegen. Sie kann leben.

Edgar (und hier erzähl ich einfach etwas ohne zu allegorisieren) löst das Problem, indem er nach und nach seine Bediensteten umbringt. Die Köchin ist ein Hinweis darauf, dass er es schon länger tut (Edgarweiß, dass sobald auch der Butler weg ist, ihm nur noch seine Schwester bleibt, die kann er aber nicht anrühren).

Die Schrägstriche zeigen, dass Edgars Kindheitstraume ihn in verschiedener Form (und nicht nur in der Gewöhnlichen) heimsucht. Hier versuchte ich ein Gefühl in ein Satzzeichen zu übersetzten. Ich dachte, dass wird klar, wegen dem "Äquivalent eines Ausrufezeichens", wo ich es eben andersrum mache. So oder so, er wird es nicht los.

Wald und Wald und Regen und Regen. Edgars Leben ist seitdem er nicht mehr aus Beutezüge geht eine ewige Wiederholung.

Syntax. Ja, mein alter Todfeind. Auch bei merhmaliger Überarbeitung drohen meine Finger zwischen meinen eigenen (!) Sätzen klemmen zu bleiben. Ich werd es trotzdem nochmal versuchen.

Abschließend: Nochmal vielen Dank.

Liebe Grüße,
Monty

 

Achja und Atya ist das ungarische (jajajaja, aber Transsylvanien ist auf der Karte verschmiert) Wort für Vater.

 

Hey Monty,

bevor ich dir was zur Geschichte sage, erst mal Textkram:

und glaubt, damit alles geklärt zu haben.

Erst kurz, dann über die Zeit, die es braucht, eine Antwort zu fassen, hinaus.

Der Bedienstete, der rechts von der Tür, schweigend, namenlos und bestimmt nicht angesprochen, überlegt, ob er noch Wein holen soll, beschließt jedoch –den Abstieg in den feuchten Keller scheuend- es sein zu lassen.
Die - werden durch zwei Leertasten abgetrennt. Hier verstehe ich den Bezug nicht so ganz. Der Diener geht nicht in den Keller, obwohl er...?

(„zu eleganten für einen Mann“, dachte Doris –Gott habe sie selig- die Köchin jedes Mal)
diese Bemerkung stört mich sehr. Was hat sie mit dem Rest der Geschichte zu tun? Und warum quetschst du das "Gott habe sie selig" da so rein?

Die Vorhänge.
tun was?

bis zum mit dunkelrotem Samt beschlagenen Sofa, auf dem Valeria, die blutjunge Schwester des Grafen, liegt
Ein Einschub

„es fällt niemandem auf.“

Der Graf am Fenster /die Vorhänge/ blickt auf den Wald hinab.
Warum stehen die Vorhänge da in /s? Und warum sind sie überhaupt wichtig?

Alles, von dem Schloss bis zu den sich vage am Horizont erhebenden Wäldern, gehört ihm.
Sonst würde ihm nur der Bereich zwischen Schloss und Wald gehören

„Du siehst auch ganz blass aus“, Valeria setzt sich auf.
Mach hier doch einen Absatz, der Sprecher wechselt

Nach langen, verzweifelten, doch ergebnislosen Versuchen, dem Abhilfe zu schaffen, hatte sich Edgar in sein Schicksal ergeben
Die Handlung ist ja abgeschlossen

Seine Flüge wurden kürzer und leidenschaftsloser und am Ende hörte er ganz auf die Burg zu verlassen.
er hörte auf, die Burg zu verlassen? Warum so umständlich, warum nicht einfach "blieb er in der Burg"?

In diesem Augenblick fühlt sich der Butler überraschend auf einmal so jung wie noch nie
Eins der beiden Wörter kann raus

Im Gegensatz zu dir, führe ich nämlich ein Leben.
Komma raus

Valeria überlegt, blinzelt,

Die Welt ist geschaffen worden, nur um dir das Leben schwer zu machen.
Würde das "nur" vorziehen... Ich verstehe hier den Kontext nicht so wirklich.

„Du würdest in mir keinen Tropfen von dem finden, was du suchst.

Ein Blitz, diesmal richtig, und die Erinnerung ist wieder da.

Zu Recht.

Tja, mir geht es da so wie Kerberos. Ich werde nicht schlau aus der Geschichte, auch nach deiner Erklärung nicht. Das ist sehr schön, dass du mir das alles sagst, aber ich habe das Gefühl, dass ich diese Fakten eigentlich nach dem Lesen des Textes kennen sollte und nicht erst nach dem Lesen der Erklärung (oder zumindest ahnen).

Warum wird der Butler wieder jung? Warum spukt auf einmal unmotiviert ein Ich-Erzähler durch den Raum? Nein, diesem Text kann ich leider nichts abgewinnen. Ich finde keinen Zugang.

Trotzdem - gruß
vita
:bounce:

 

Hi Vita!


Auch dir herzlichen Dank für deinen Kommentar. Werde den Textkram ändern, danke, dass du mich darauf aufmerksam machst.

Ja, zu dem Inhalt....hmmh, ja irgendwie finden die Texte, mit denen ich selber zufrieden bin weniger Echo, als solche, an denen es noch Dinge zu verbessern gibt. Aber es ist einfach technisch unmöglich immer auf der höchsten Ebene zu schreiben (oder es zu versuchen...).

Lieben Gruß und ein schönes Wochenende,
Monty

 

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom