Was ist neu

Außerhalb der Zeit

Seniors
Beitritt
07.05.2004
Beiträge
1.807
Zuletzt bearbeitet:

Außerhalb der Zeit

Die meisten Geschichten haben einen Anfang und ein Ende. Diese hat nur ein Dazwischen – und vielleicht nicht einmal das.

„Susan.“
Gewimmel in der Einkaufspassage, hunderte Menschen, aber seine Stimme habe ich sofort erkannt. Er sieht mich einfach nur an, mit seinen bernsteinfarbenen Augen. Wie damals. Mitten auf der Straße, ich werde geschoben und gerempelt – und doch sind da nur er und ich. Zwischen uns die vergangenen Jahre.
Er wird gleich gehen, denke ich. Er wird sagen, dass es schön war, mich wieder einmal zu sehen.
„Fahren wir an den See?“ Er fragt, als wäre es völlig normal. Als würden wir ständig zusammen irgendwohin fahren.
Er wird ein bisschen rot und zum ersten Mal löst er seinen Blick von mir und sieht auf den Boden. „Tut mir leid. Blöde Idee.“
„Gerne“, sage ich.

Das Autoradio wummert die aktuellen Charthits vor sich hin. Es ist viel zu laut, um sich zu unterhalten, aber das macht nichts. Worte braucht es nicht, es ist einfach nur schön, dass er da ist.
Draußen ziehen Wälder, Kornfelder und Bauernhäuser vorbei. Die Vergangenheit ist so greifbar, als könnte ich einfach zurückreisen und alles anders machen. Aber so läuft das Leben nicht. Vielleicht gibt es uns eine zweite Chance. Ich muss lächeln. Irgendwo in meinem Hinterkopf sehe ich mich schon im Brautkleid. Aber das wäre keine Chance, sondern ein Märchen.
Der Gedanke, er könnte längst verheiratet sein, sticht plötzlich in meinem Herz. Vielleicht ist er ein Familienvater, der ein bisschen Abwechslung sucht. Meine Hände beginnen unkontrolliert zu zittern. Ich werde wütend und stelle das Radio abrupt ab.
Er sieht mich an und da sind Fragen in seinen Augen. Er sagt nichts und wendet seinen Blick wieder der Straße zu. Ich beginne zu schwitzen.
„Das Gedudel macht mich wahnsinnig“, sage ich, weil ich das Gefühl habe, irgendetwas sagen zu müssen. Er nickt nur.

Die Sonne ist schon längst hinter dem Horizont verschwunden, als wir uns auf einen Steg setzen und unsere Beine in das Wasser baumeln lassen.
Wir sitzen nah beieinander, zu nah. So nah, dass ich seinen Atem spüren kann. Nur eine kleine Bewegung und ich könnte seine Haut berühren und meine Finger in seinem weizenblonden Haar vergraben. Er sieht mich an. Seinen Blick zu ertragen fällt mir schwer und ich starre in den Himmel und lasse meine Beine so heftig baumeln, dass ich uns nass spritze. Wir lachen.

Und dann ist es wieder still und ich kann den Mond sehen, der zwischen ein paar Birken hindurch spitzelt. Wir müssen reden, denke ich.
Er räuspert sich, öffnet den Mund, schließt ihn wieder, streicht mit den Fingern über das Holz und ich weiß, dass er gleich etwas sagen wird, aber ich weiß nicht, ob ich es hören möchte. Er kramt aus seiner Hosentasche eine zerdrückte Zigarettenschachtel heraus.
„Möchtest du?“
„Du rauchst?“, frage ich.
„Nicht wirklich. Manchmal.“
Ich nehme eine Zigarette und lehne mich rauchend an ihn. Damals, denke ich, saßen wir auch so da.

Es war kalt und sein Arm lag auf meiner Schulter. Irgendwo in der Nähe: laute Musik und grölende Klassenkameraden. Schulabschluss, Zeltparty und vor uns die große Freiheit. Sie schmeckte bitter an jenem Abend. Ich wusste nicht, wohin mein Weg mich führen würde, in welche Stadt, zu welchem Studium. Nur eines wusste ich: Er hatte in meiner Zukunft keinen Platz.

Vielleicht denkt er gerade auch an diesen Abend. Vielleicht hört er noch einmal die Worte, die ich damals sagte. Dass es keine Chance für uns gibt, Jans wegen. Weil Jan der Richtige ist, während er mir nur ein bisschen Herzklopfen und ein paar wehmütige Träume bedeutet. Ich möchte gerne reden, darüber, dass ich mich schon ein paar Monate später von Jan getrennt habe. Aber es spielt keine Rolle.

„Hast du es je bereut?“, fragt er mich. Seine Stimme klingt beiläufig, aber das Schimmern in seinen Augen zeigt, wie wichtig es ist. Mehr als nur eine Frage.
„Manchmal“, sage ich.
Aber nicht oft, denke ich. Wie viel Platz kann das Bereuen einnehmen, wenn man mit dem Menschen nur ein paar flüchtige Augenblicke geteilt hat?
Ich denke gelegentlich an ihn, wenn ich nachts nicht schlafen kann und an jenen Tagen, die einem all die vergebenen Chancen des Lebens vorhalten.
„Schade, dass wir nicht die Zeit zurückdrehen können“, flüstere ich. Es ist ein blöder Satz, ich weiß das.
„Möchtest du das wirklich?“
„Nein.“ Wir grinsen und die Geister verschwinden wieder in der Vergangenheit. Er klopft mir auf die Schultern, als ich mich am Rauch verschlucke.
„Du kannst immer noch nicht rauchen“, sagt er.
„Und ich fühle mich wie siebzehn.“

„Komm“, sagt er, steht auf und hilft mir hoch. „Wir bleiben heute Nacht hier.“
„Hier? Es ist viel zu kalt.“
„Da hinten ist ein Gartenhaus.“
„Wem gehört es?“
Er zuckt nur mit den Schultern, ich muss kichern und jetzt fühlt es sich wirklich an, als wäre ich in die Vergangenheit gereist.

Er sieht unter Steinen nach und hebt schließlich mit einem triumphierenden Lächeln den Schlüssel hoch.
„Wusste ich es doch“, sagt er.
Meine Hände sind feucht und mein Herz klopft viel zu schnell. Es hilft auch nichts, dass ich mir in Erinnerung rufe, dass ich inzwischen erwachsen bin.

Die Luft in dem Häuschen ist abgestanden, ich taste nach dem Lichtschalter.
„Nicht“, sagt er. „Vielleicht gehört das Haus jemandem in der Nähe.“
Er schließt die Tür hinter uns und versperrt sie von innen. Es ist dunkel und ich kann ihn kaum sehen, nur fühlen kann ich ihn. Und dann nimmt er mich in den Arm. Er hält mich ein bisschen fester, als es nötig wäre und ich spüre seinen Herzschlag und seinen Atem. Und ich rieche ihn, seine Haut, ein Geruch, für den ich keinen Namen kenne. Ich weiß nur, dass ich ihn schön finde.

Am anderen Ende des Häuschens finden wir ein Matratzenlager. Er legt sich hin und ich kuschle mich ganz dicht an ihn. Vor ein paar Minuten dachte ich noch, wir würden miteinander schlafen. Jetzt weiß ich, dass es dazu nicht kommen wird. Es genügt auch so. Einfach bei ihm zu liegen und sich für einen Moment vorzustellen, dass es immer so sein könnte. Jeden Abend.

Der Zauber ist verflogen, als wir am nächsten Morgen aufstehen. Ich bin nicht mehr siebzehn Jahre alt. Sein Blick weicht meinem verlegen aus. Und während ich gestern mit der Stille zufrieden war, so überschlägt sich heute meine Stimme. Ich rede und rede und all das, obwohl es nichts mehr zu sagen gibt.

Schweigend sitzen wir im Auto und ich sehe ihn noch einmal an. Und ich versuche den Menschen hinter seinen schönen Augen zu finden, aber es gelingt mir nicht. Weil ich ihn nie kannte.
Ich möchte weinen, und weiß nicht einmal genau warum. Vielleicht, weil ein wir nur außerhalb der Zeit existiert.

„Schade“, sagt er, als er vor meinem Haus anhält. Sanft berühre ich ihn an der Wange und mein Herz trickst mich pochend aus, spielt mir vor, dass es doch eine Chance geben könnte. Er beugt sich vor und unsere Lippen treffen sich. Vielleicht irgendwann, denke ich.

 

Hallo Bella,
mir hat deine Gechichte gefallen, weil sie richtig schön "romantisch" ist.
I love it :D :)
Das verzagte Herz der Protagonistin, das einerseits sucht und sich dennoch scheut ..., ist bei mir angekommen.
Vielleicht ist es auch gut so, denn wenn unsere Vorstellungen, auch die von Liebe, desillusioniert sind, was bleibt denn noch?:shy:

dahingeschmolzene und liebe Grüße,

Goldene Dame

 

Hi Bella,

in der Liebe verhalten wir uns alle wie Teenager. Da brechen wir auch im reifen Alter mal in Gartenhäuser ein. Deine Protagonistin schwankte und schwankt zwischen Verstand und Gefühl und scheint, weder dem einen noch dem anderen zu trauen. Entsprechend melancholisch und unzufrieden ist der Unterton deiner Geschichte. Und es ist treffend, denn es hebt den Text ein bisschen von anderen Reflexionstexten über längst gefallene Entscheidungen ab.
Und viele Menschen sind ja mit solchen Gedanken beschäftigt. Es werden sich also viele wiederfinden in diesem Text.

Details:

Sie retten die Situation und wenn nicht gibt es trotzdem ein Happy End.
mE Komma nach "nicht". Der Dudenkorrektor lässt aber beides zu.
Den Vergleich mit dem Film finde ich etwas allgemein. So wird er zu oft genutzt und stimmt überdies nicht. Auch im Film gibt es ja, das Gestammel. Mein Vorschlag würde in die Richtung gehen, dass im Film selbst das Gestammel und die Wortlosigkeit geistreich wirken.
Er wird sagen, dass es schön war mich wieder einmal zu sehen.
nach war aber definitiv ein Komma.
"Ich würde gerne mit dir an den See fahren."
Das ist natürlich Geschmacksache, mir erscheint der Satz aber für das erwähnte Gestammel zu vollständig und direkt. Ich würde ihn entweder ganz weglassen oder weglassen und sie stattdessen nach seinem Auto Ausschau halten lassen.
Vielleicht ist er ein Familienvater, der ein bisschen Abwechslung sucht. Meine Hände beginnen unkontrolliert zu zittern Ich werde wütend und stelle das Radio abrupt ab.
Punkt nach zittern fehlt.
Vielleicht hört er noch einmal die Worte die ich damals sagte.
Worte, die
Dass es keine Chance für uns gibt, wegen Jan.
s mag kleinlich sein, da diese Form durchaus akzeptabel ist und wahrscheinlich von 99% aller Autoren so verwendet wird. Doch ich frage mich, was du hier zum Genitiv sagen würdest. ;)
Ich denke gelegentlich an ihn, wenn ich nachts nicht schlafen kann - oder wenn ich einen alten Klassenkameraden treffe und mich frage, was wohl aus ihm geworden ist.
Hier verlierst du den Bezug durch die Satzstellung. So fragt sie sich, was aus dem Klassenkameraden geworden ist, den sie zufällig getroffen trifft. Den kann sie ja aber fragen.
"Und ich fühle mich wie Siebzehn."
meine ständige Unsicherheit, aber der Dudenkorrektor will "siebzehn" klein.

Lieben Gruß, sim

 

Moin Bella!

Eine Geschichte über Trennung und Wiedersehen, über alte, fast vergessene Gefühle und das Wiederentdecken - und im Endeffekt natürlich auch über das wieder zueinander Finden.
Schönes Thema, gefällt mir.

Im Detail:

„Fahren wir an den See?“ Er fragt das so, als wäre es völlig normal. Als würden wir ständig zusammen irgendwohin fahren.
So schön ich den Einfall auch finde, ein kurzes "Wie geht's?" oder dergleichen vor der See-Frage wäre wohl realistischer.
Er fragt das so, als wäre es völlig normal.
Streichenswert; das "das" noch mehr als das "so".
„Tut mir leid“, sagt er. „Blöde Idee.“
Ebenfalls streichenswert. Die Perspektive ist schon auf ihn gerichtet und du vermeidest dieses "sagt er, sage ich".
Draußen ziehen Wälder, Kornfelder und Bauernhäuser vorbei. Es sieht aus wie die Szenerie eines Heimatfilms.
Der zweite Satz macht den ersten, meiner Meinung nach, etwas kaputt. Auch weil ich als Leser in diesem Moment denke, Susan kenne solche Szenerien nur aus den Heimatfilmen im Fernsehen.
Nur eine kleine Bewegung und ich könnte seine Haut berühren und meine Finger in seinem weizenblonden Haar vergraben.
Um penibel zu sein: Wer blondes Haar als "weizenblond" bezeichnet, beschreibt ländliche Idylle nicht wie "die Szenerie eines Heimatfilms".
Seinen Blick zu ertragen fällt mir schwer und ich starre in den Himmel und beginne so heftig mit den Beinen zu baumeln, dass ich uns nass spritze.
Für mein Sprachverständnis können die Beine nicht aktiv baumeln, man kann sie nur baumeln lassen.
Und dann ist es wieder still und ich kann den Mond sehen, der zwischen ein paar Birken hervorspitzelt.
"Spitzeln" kann ich nicht so recht mit dem Mond verbinden, außerdem würde ich "hindurch" bevorzugen.
Er kramt aus seiner Hosentasche eine verbeulte Zigarettenschachtel heraus.
Um penibel zu bleiben: Wie sieht eine "verbeulte Zigarettenschachtel" aus? Durch ihre Bauart sind Zigarettenschachtel eigentlich ziemlich beulen-resistent. Vielleicht "zerdrückt"?
Dass es keine Chance für uns gibt, wegen Jan. Weil Jan der Richtige ist, während er mir nur ein bisschen Herzklopfen und ein paar wehmütige Träume bedeutet.
Hier würde ich mir für den Lesefluss einen zweiten Vergleich der beiden im gleichen Format wünschen, "Weil Jan ... , während er ...".
Aber, reine Geschmackssache.
Seine Stimme klingt beiläufig, aber das Schimmern in seinen Augen zeigt, wie wichtig es ist.
Ein letztes Mal penibel: Wenn die Sonne schon längst untergegangen ist und der Mond gerade erst auf, dann fehlt ein wenig die Lichtquelle, um dieses Schimmern der Augen wahrnehmen zu können.
Er legt sich hin und ich kuschle mich ganz dicht an ihn. Vor ein paar Minuten dachte ich noch, wir würden miteinander schlafen. Jetzt weiß ich, dass es dazu nicht kommen wird. Es genügt auch so.
Tut mir leid, Bella, aber hier machst du es dir ein wenig zu einfach. Wenn du die beiden schon in dem Häuschen übernachtet lässt, kannst du diese Thematik nicht so einfach und pauschal abhandeln, zumindest nicht in so einer kurzen Form.
Der Zauber ist verflogen ...
Dieser Absatz gefällt mir sehr gut, vor allem der plötzliche Redefluss Susans.
Schweigend sitzen wir im Auto und ich sehe ihn noch einmal an. Seine bernsteinfarbenen Augen, das weizenblonde Haar.
Das ist für meinen Geschmack etwas zu viel der naturverbundenen Romantik, auch wenn die Idee, am Ende noch einmal die Farbe der Augen und Haare aufzugreifen, lobenswert ist.
Vielleicht, weil wir beide nur außerhalb der Zeit funktionieren.
Schöner Satz, schöner Gedanke. Aber bitte tausche das "funktionieren" gegen ein weniger technisches Verb aus.
Der Versuch eines Vorschlags: "Vielleicht, weil ein wir nur außerhalb der Zeit existiert."

Trotz meiner stellenweise völlig unromantischen Herangehensweise an deine Geschichte kann ich sagen, dass sie mir gefällt.
Und wie immer hoffe ich natürlich, dass du mit meiner Kritik etwas anfangen kannst.

J

 

Vielen Dank euch drei für eure Rückmeldungen.
Ich bin sehr erleichtert, dass die Geschichte nicht durchgefallen ist, weil es die erste seit Monaten ist, die ich beende und mit der ich einigermaßen zufrieden bin.

@Goldene Dame

Dein positives Feedback baut mich gerade so auf, das kannst du dir gar nicht vorstellen.
Es freut mich sehr, dass die Geschichte bei dir angekommen ist und auf die "dahingeschmolzenen Grüße" bin ich natürlich ganz besonders stolz.

@Sim

Die Intention meiner Geschichte hast du gut zusammengefasst.

Hier meine ich allerdings Kritik herauszulesen:

Und viele Menschen sind ja mit solchen Gedanken beschäftigt. Es werden sich also viele wiederfinden in diesem Text.

Das ist momentan ein Problem mit meinen Geschichten bzw. eines, weil ich so lange nicht geschrieben habe und ich mich momentan noch nicht an eine richtig "persönliche" Geschichte herangewagt habe.
MMn sind Geschichten, in denen sich jeder wiedererkennen kann, nicht unbedingt positiv und sie bleiben nicht hängen.
Aber nächstes Mal gibt es etwas anderes... :) Die neue Geschichte ist schon (fast) fertig in meinem Kopf, ich muss sie nur noch aufschreiben.

Aber so richtig herauslesen, ob es dir gefallen hat, konnte ich nicht.

Danke auch für deine Detailanmerkungen. Ich habe alle übernommen.

Die Sache mit dem Film habe ich komplett gestrichen - du hast recht, das wird sehr oft genommen.

Zitat:
Dass es keine Chance für uns gibt, wegen Jan.

s mag kleinlich sein, da diese Form durchaus akzeptabel ist und wahrscheinlich von 99% aller Autoren so verwendet wird. Doch ich frage mich, was du hier zum Genitiv sagen würdest.


*schäm*
Ok, wieder einmal erwischt. Und dabei hab ich neulich noch ganz eingebildet jemandem gesagt, dass ich das jetzt drauf hab. Wie muss das dann heißen? Jans wegen?

Zitat:
Ich denke gelegentlich an ihn, wenn ich nachts nicht schlafen kann - oder wenn ich einen alten Klassenkameraden treffe und mich frage, was wohl aus ihm geworden ist.

Hier verlierst du den Bezug durch die Satzstellung. So fragt sie sich, was aus dem Klassenkameraden geworden ist, den sie zufällig getroffen trifft. Den kann sie ja aber fragen.

@Z-P

Auch dir herzlichen Dank für deine Anmerkungen. Die Fehler habe ich verbessert.

Es ist schön zu hören, dass ich nicht in diese Romantik-Kitsch-Schiene gerutscht bin. Manchmal bin ich mir da nämlich selber unsicher. :)
Was den Humor angeht bzw. dass er gerade Romantikgeschichten besonders würzt, muss ich dir recht geben. Hier hatte ich allerdings nicht das Gefühl, dass es passt und ich muss zugeben, dass ich mir da immer sehr schwer tu. Obwohl manche Geschichten dann gerade deswegen lächerlich klingen, weil der Schuss Humor fehlt. Ich werde mal sehen, ob ich für die Zukunft daran arbeiten kann.

Doch unterm Strich: Dafür dass ich wirklich nur auf nonkonforme Romantik stehe, was dies hier nicht wirklich ist, hat es mir doch ziemlich gefallen. Und berührt, aber Pst.*g*

Vielen Dank. :)

Lieben Gruß, Bella

 

Aber so richtig herauslesen, ob es dir gefallen hat, konnte ich nicht.
Naja, dass es mir nicht so sehr gefallen hat, liegt ja nicht daran, wie du die Geschichte geschrieben hast, sondern eher am Thema. Für meinen persönlichen Geschmack kannst du aber nicht. Und ich denke, da es ein Thema ist, das viele beschäftigt, ist es auch gut, Geschichten darüber zu schreiben.
Und auch ich kenne natürlich die Vorstellung, des was wäre, wenn ich mich damals anders entschieden hätte. Im Fall dieser Geschichten wäre bei mir wohl eine längere entstanden, das Wiedersehen noch viel mehr Rahmen für das, was damals passiert ist und über Jan wäre mehr gekommen. Als Leser habe ich es in so einem Fall gern, mich auch in das Damals versetzen zu können, es mitzufählen und miterleben zu können. Aber das, wie gesagt, ist Geschmacksache.
*schäm*
Ok, wieder einmal erwischt. Und dabei hab ich neulich noch ganz eingebildet jemandem gesagt, dass ich das jetzt drauf hab. Wie muss das dann heißen? Jans wegen?
Es geht inzwischen beides. Aber ch fände "Jans wegen" würde es schlicht literarischer machen. ;)

Lieben Gruß, sim

 
Zuletzt bearbeitet:

Nein, Bella, diese Geschichte wird nicht durchfallen, wenn auch sie sich nicht sehr heraushebt aus dem Meer von Geschichten vom Typ Weißt du noch? oder Hätte ich damals nicht …

Aber sie hebt sich heraus, dies vor allem durch die Glaubwürdigkeit, die uns die Erzählerin durch ihre Reaktionen vermittelt: Sie schaltet das Radio ab, stellvertretend für ihre Gedanken, und sie spritzt mit dem Wasser, weil sie die Nähe nicht mehr ertragen kann. Sie ist zutiefst Weib, und er einer, dem zu Recht geschieht, was ihm geschieht, weil er seine Gefühle nicht äußern kann, ja das schon in seiner Jugend nicht konnte.

Und obwohl sich dieses Wiedersehen in scheinbar idealer Umgebung abspielt (beide sind Erwachsen und haben doch Zeit, spontan eine Nacht wegzubleiben, ohne daß sie das irgend jemandem kommunizieren müssen), kommt es aus nicht deutlich gewordenen Umständen nicht zu Vereinigung – so können die beiden weiter träumen von was wäre wenn, und das ist genau das, was diese Geschichte so liebens- und lesenswert macht: Wir alle haben solche Träume.

Im Übrigen muß ich Don Jorgo fast in allem zustimmen, auf jeden Fall ist der Satz, der mit „Fahren wir an den See?“ beginnt ein bißchen unglücklich gewählt. Um ein Wiedersehen so zu beginnen, müßte eine tiefe, Jahre überbrückende Verbundenheit zwischen den beiden herrschen, und das ist nachweislich nicht der Fall, hier lügt uns die Geschichte etwas vor.

Dion

EDIT: Was ich vergessen habe, zu erwähnen: Die ersten beiden Sätze sind entbehrlich, weil den Leser bevormundend – er sollte schon selbst herausfinden, was das für eine Geschichte ist.

 

Hallo Bella!

Mich lässt deine Geschichte etwas unbefriedigt zurück. Sie ist gut aufgebaut und verständlich geschrieben, aber ab und zu gleitet sie doch zu sehr in den Ton von Kitschromanen ab. Auch fehlt mir einiges.
Eine Liebesgeschichte zu schreiben gehört wohl zu einem der schwierigsten Dinge überhaupt, und zwar deswegen, weil es schon so viele gibt. Man muss da ganz neue Worte, einen ganz neuen Ton finden, damit es legitim wird, noch eine weitere zu schreiben. Und das schaffst du nicht ganz.

und doch sind da nur er und ich. Zwischen uns die vergangenen Jahre.
und vor uns die große Freiheit. Sie schmeckte bitter an jenem Abend. Ich wusste nicht, wohin mein Weg mich führen würde, in welche Stadt, zu welchem Studium. Nur eines wusste ich: Er hatte in meiner Zukunft keinen Platz.
Das klingt alles so allgmein. Ich fühle das Besondere der damaligen Situation nicht, da wird zu wenig an Information geliefert. Ja, ich denke, ein Autor muss bei so einer Geschichte dem Leser vermitteln, und noch dazu, wenn da eine Ich-Erzählerin spricht, dass es um eine wahre Geschichte geht. Und das funktioniert nicht, wenn die Besonderheit der Umstände nicht näher geschildert wird. Weder die der äußeren noch die der inneren Umstände.
Und warum hat der Typ gerade „weizenblonde“ Haare und „bernsteinfarbene“ Augen. Das ist mir z.B. eine zu „verdächtige“ Beschreibung. Wie viele Männer in Unterhaltungsromanen haben nicht genau diese Haarfarbe und solche Augen? Wär schön, wenn dir da was anderes einfallen würde. Wenn die Protagonistin wirklich starke Gefühle für ihn hat, wie es doch scheint, dann würde sie sein Haar und seine Augen anders beschreiben. Du musst dem Leser das Gefühl vermitteln, das der Mann für die Heldin etwas Besonderes ist, und das kommt nicht rüber mit „geborgten“ Beschreibungen.
Er hält mich ein bisschen fester, als es nötig wäre und ich spüre seinen Herzschlag und seinen Atem. Und ich rieche ihn, seine Haut, ein Geruch, für den ich keinen Namen kenne. Ich weiß nur, dass ich ihn schön finde.
Ja, die Stelle gefällt mir schon besser, aber der Erzähler erscheint genauso wenig gewillt, sich der Geschichte und dem Erzählen und Beschreiben hinzugeben, wie sich die Heldin dem Mann in der Geschichte oder ihren Gefühlen hingeben will.
versuche den Menschen hinter seinen schönen Augen zu finden
Ja, und ich würde gerne wissen, warum zur Hölle seine Augen „schön“ sind! Und das mit dem Menschen hinter den Augen finden, klingt wieder sehr nach Allgemeinplatz.
Irgendwie scheint diese Geschichte etwas zu unterdrücken. Willst du nicht ZU persönlich werden? Und auch vom Inhalt her: Alles bleibt so vage und unausgesprochen. So gesehen passt natürlich auch das Ende. Es herrscht doch eine gewisse Sprachlosigkeit zwischen den beiden. Ich weiß schon, nichts ist schwieriger als offen zu sprechen, wenn sehr tiefe Gefühle im Spiel ist. Aber trotzdem: Sie verbringen eine Nacht miteinander und nachher weiß sie noch immer nicht, ob er eine Familie hat oder nicht, obwohl sie das zuerst wütend macht?

Noch eine kleine Anmerkung:

Ich denke gelegentlich an ihn, wenn ich nachts nicht schlafen kann und auch. Und an jenen Tagen, die einem all die vergebenen Chancen des Lebens vorhalten.
Ich verstehe das „auch“ hier nicht.

Viele Grüße
Andrea

 

@Don,

sorry, dass ich erst jetzt antworte, vorhin haben wir uns mit unseren Kommentaren überschnitten.

Danke für die große Mühe, die du dir gemacht hast und die vielen Detailanmerkungen. Die meisten habe ich übernommen, deswegen werde ich hier nur auf die anderen eingehen.

So schön ich den Einfall auch finde, ein kurzes "Wie geht's?" oder dergleichen vor der See-Frage wäre wohl realistischer.

Ok, hier muss ich dir recht geben. Momentan habe ich keinen guten Einfall parat. Ich werde das ändern, sobald ich eine Idee habe.

Der zweite Satz macht den ersten, meiner Meinung nach, etwas kaputt. Auch weil ich als Leser in diesem Moment denke, Susan kenne solche Szenerien nur aus den Heimatfilmen im Fernsehen.

Ich habe den Heimatfilm jetzt gestrichen, weil ich mir von Anfang an unsicher war. Allerdings ist der Heimatfilm vielleicht anders rübergekommen, als ich mir das vorgestellt habe. Du kennst sicherlich diese Szenerie: Irgendwelche Berge, Felder, Sonnenschein... diese "Kotzromantik". :D Darauf habe ich mich bezogen.

Hier würde ich mir für den Lesefluss einen zweiten Vergleich der beiden im gleichen Format wünschen, "Weil Jan ... , während er ...".
Aber, reine Geschmackssache.

Die Stelle gefällt mir momentan noch ganz gut, aber ich werde mir das in ein paar Tagen nochmal ansehen.

Ein letztes Mal penibel: Wenn die Sonne schon längst untergegangen ist und der Mond gerade erst auf, dann fehlt ein wenig die Lichtquelle, um dieses Schimmern der Augen wahrnehmen zu können.

Ok, du hast recht. Aber ich mag diese Stelle total. Ich werde mir etwas einfallen lassen, das eine bessere Lichtquelle garantiert.

Tut mir leid, Bella, aber hier machst du es dir ein wenig zu einfach. Wenn du die beiden schon in dem Häuschen übernachtet lässt, kannst du diese Thematik nicht so einfach und pauschal abhandeln, zumindest nicht in so einer kurzen Form.

Ähm ja... du hast recht. Ich hab schon befürchtet, dass das jemand sagen wird. Auch hier mometan keine richtige Idee. Wird aber nachgeholt.

Es freut mich, dass dir meine Geschichte gefallen hat. Und ja - natürlich konnte ich mit deiner Kritik etwas anfangen. Vielen Dank nochmals.

@Sim

Ok, ich verstehe was das meinst. Die Vergangenheit auszuleuchten hätte sicherlich auch ihren Reiz gehabt, allerdings wäre das dann auch eine ganz andere Geschichte gewesen. Ein bisschen wollte ich ja hier das Augenmerk auch darauf lenken, dass auch vertane Chancen manchmal nicht mehr als Träume sind.

Es geht inzwischen beides. Aber ch fände "Jans wegen" würde es schlicht literarischer machen.

Ok, das ändere ich noch. :)

Danke für deine erneute Rückmeldung.

@ Dion

Das die Geschichte sich thematisch nicht sonderlich heraushebt, war mir klar. Und einen neuen Aspekt habe ich dem Ganzen ja auch nicht unbedingt beigefügt. :) Schön, dass meine Geschichte wenigstens durch die Glaubwürdigkeit ihrer Charaktere überzeugen konnte.

Mit der Eingangsfrage habe ich Don Jorgo bereits zugestimmt - sie kommt tatsächlich etwas unvermittelt. Aber ich werde da noch etwas einbauen.

Herzlichen Dank für deine Rückmeldung.

@Andrea H.

Lieben Dank auch dir für dein Feedback.

Es ist schade, dass ich das Besondere an der damaligen Situation nicht vermitteln konnte. Ich könnte die Passage von der Vergangenheit noch etwas ausbauen - allerdings war die Situation damals so besonders, weil die Umstände einfach gepasst haben. Vielleicht kennst du das, das man an manchen Tagen mit manchen Menschen das Gefühl hat, dass einfach alles stimmt. Ohne dass es eine große Vorgeschichte gibt und ohne, dass es tatsächlich stimmt.
Was das weizenblonde Haar angeht, so werde ich darauf verzichten und es einfach nur "blond" sein lassen. Allerdings bestehe ich unbedingt auf die bernsteinfarbenen Augen. :) Sie sind von jemandem entliehen und MÜSSEn einfach in der Geschichte sein. :D Das sie eine Standartaugenfarbe für Helden aus Kitschromanen sind, war mir übrigens nicht bewusst.

Ja, und ich würde gerne wissen, warum zur Hölle seine Augen „schön“ sind!

Hier unterscheiden wir uns wahrscheinlich ein bisschen - ich persönlich mag zu ausführliche Beschreibungen im Romanen nicht. Ich selbst habe es lieber, wenn man sich selbst seine Gedanken dazu machen kann und die Fantasie nicht durch allzu viele "Vorgaben" eingeschränkt ist.

Und das mit dem Menschen hinter den Augen finden, klingt wieder sehr nach Allgemeinplatz.

Hier muss ich dir recht geben. Ich werde zusehen, dass ich hier noch eine etwas individuellere Beschreibung finde.

Irgendwie scheint diese Geschichte etwas zu unterdrücken. Willst du nicht ZU persönlich werden? Und auch vom Inhalt her: Alles bleibt so vage und unausgesprochen. So gesehen passt natürlich auch das Ende. Es herrscht doch eine gewisse Sprachlosigkeit zwischen den beiden. Ich weiß schon, nichts ist schwieriger als offen zu sprechen, wenn sehr tiefe Gefühle im Spiel ist. Aber trotzdem: Sie verbringen eine Nacht miteinander und nachher weiß sie noch immer nicht, ob er eine Familie hat oder nicht, obwohl sie das zuerst wütend macht?

Ich befürchte, meine Geschichte hat bei dir nicht funktioniert.
Die beiden kannten sich kaum, schon damals nicht. Es gab eigentlich nicht mehr als einen einzigen besonderen Abend, an den sie immer wieder gern zurückdachte und sich fragte, was aus ihnen hätte werden können. Da sie sich nicht besonders gut kennen gibt es auch nicht großartig Themen, die sie bereden könnten. Sie haben sich ja nicht getrennt oder so.
Und dass sie ihn nach Kind und Familie fragt liegt daran, dass sie erkennt, dass es keine Rolle spielt. Sie gehören nicht zusammen, unabhängig davon ob er gebunden ist oder nicht. Aber vielleicht wäre es noch ein interessanter Aspekt herauszustellen, dass er keine Familie hat.

Ich verstehe das „auch“ hier nicht.

Hoppla. Das ist noch von der Überarbeitung stehen geblieben. Wird geändert.

Nochmals danke für deine Kritik. Obwohl ich nicht in allen Punkten mit dir übereinstimme, so hat sie mich doch zum Nachdenken angeregt und ich überlege, ob ich die Vergangenheitspassage weiter herauszuarbeiten. Manches wird dann vielleicht klarer. Und ich werde an ein paar "ausgelutschten" Formulierungen arbeiten.

Lieben Gruß, Bella

 

Hi Bella

Sehr schöne Geschichte. Erinnert mich vom Thema her stark an meinen ersten Vorstoß in die Romantik-Ecke :)

Ich konnte mich sehr gut in die Protagonistin einfühlen und die tragische Stimmung kam sehr gut rüber. Ansonsten ist eigentlich das Meiste schon gesagt.
Was mir allerdings besonders gefallen hat: Du schaffst es, viel Gefühl und auch einen Hauch Erotik in die Geschichte zu bringen, ohne dabei auf das öde Hollywood-noch-schnell-zusammen-in-die-Kiste-gehüpft abzudriften, was ein großer Gewinn für deine Geschichte ist!

Freue mich auf mehr von dir!

Gruß Pesse

 

Hallo Bella,

gefallen hat mir deine Geschichte, weil sie so unscheinbar daherkommt. Das Ende, man rechnet mit allem, nur dann klingt es leise aus.
Fast etwas zu dramatisch für meinen Geschmack ist dann aber, als sich die Protagonistin noch die Tränen zurückdrücken muss. Das hätte ich weggelassen, ist aber Geschmacksache.

Details:

Du rauchst?“, frage ich.
„Nicht wirklich. Manchmal.“
Ich nehme eine Zigarette und lehne mich rauchend an ihn. Damals, denke ich, saßen wir auch so da.
Wenn sie damals auch schon so da saßen - warum ist sie dann verwundert darüber, dass er raucht?

Wie viel Platz kann das Bereuen einnehmen, wenn man mit dem Menschen nur ein paar flüchtige Augenblicke geteilt hat?
Gute Frage, aber ich denke, es hängt nicht von der Zeit ab, sondern von der Wucht des Erlebnisses.

In diesem Sinne
c

 

@Pesse

Es freut mich, dass du mit meiner Geschichte etwas anfangen konntest. Was das Thema angeht: Na ja, das Neueste ist es nicht gerade. Ich schätze, dass sich schon viele Autoren an einem sehr ähnlichen Thema versucht haben. :)

Was mir allerdings besonders gefallen hat: Du schaffst es, viel Gefühl und auch einen Hauch Erotik in die Geschichte zu bringen, ohne dabei auf das öde Hollywood-noch-schnell-zusammen-in-die-Kiste-gehüpft abzudriften, was ein großer Gewinn für deine Geschichte ist!

Danke, das freut mich.

Freue mich auf mehr von dir!

Und über so was freut sich doch jeder Autor am Meisten. :) Vielen Dank für´s Lesen.

@someday

Sobald einer deiner Geschichte unter Romantik/Erotik erscheint, muss ich sie lesen.

Danke.

Auch diesmal ist dir eine gute Geschichte gelungen, über die Vergangenheit, die die Gegenwart einholt und möglichlicherweise in der Zukunft forgeführt wird.

Jepp und ob es eine Fortsetzung gibt bleibt der Fantasie des Lesers überlassen.

Glaube sogar, das ist der erste Fehler, den ich je in einer Geschichte gefunden habe.

Oh je, das klingt jetzt nicht nach einem Kompliment. :D Aber ich hab den Fehler jetzt ausgebessert.

Vielen Dank auch dir fürs Lesen und gut finden.

@Chazar

Huch, du bist auch noch da? Schön.
Freut mich, dass du meine Geschichte gelesen und gut gefunden hast. Vielen Dank.

Fast etwas zu dramatisch für meinen Geschmack ist dann aber, als sich die Protagonistin noch die Tränen zurückdrücken muss.

Na gut. Du hast schon recht. Ich streich das.

Wenn sie damals auch schon so da saßen - warum ist sie dann verwundert darüber, dass er raucht?

Stimmt, Logikfehler. Ich lasse sie fragen, ob er immer noch raucht.

Zitat:
Wie viel Platz kann das Bereuen einnehmen, wenn man mit dem Menschen nur ein paar flüchtige Augenblicke geteilt hat?

Gute Frage, aber ich denke, es hängt nicht von der Zeit ab, sondern von der Wucht des Erlebnisses.


Ich bin mir da auch unsicher, aber ich schätze, dass ein Mensch, mit dem man nur ein paar Stunden verbracht hat, einfach nicht so viel Raum einnehmen kann wie einer, den man eventuell schon Jahre kannte. Aber ich weiß auch nicht.

Danke nochmals.

Liebe Grüße euch allen, Bella

 
Zuletzt bearbeitet:

Ciao Bella,

den Fahrplan für deine Geschichte gibst du am Anfang selbst vor: Die meisten Geschichten haben einen Anfang und ein Ende. Diese hat nur ein Dazwischen – und vielleicht nicht einmal das.

Und es erfüllt sich dann auch. Mich hat die Geschichte nicht ganz erreicht, weil ich zu wenig erfahre. Es sind nur ein paar Informationstupfer, aber ein paar mehr hätte ich schon gebraucht, um zu verstehen, was die beiden da eigentlich machen. Warum sie es machen.

Sie treffen sich nach Jahren wieder und fahren sofort zusammen an einen See, wo sie sogar übernachten. Es liest sich aus deinem Text nicht heraus, wie nahe sich die beiden waren, im Gegenteil, mir scheint es damals eher eine flüchtige Romanze ohne tiefe Wurzeln gewesen zu sein. Aber was verbindet die beiden dann doch so sehr, dass scheinbar immer noch eine gegenseitig derart magische Anziehungskraft besteht, sie zu diesem spontanen Ausflug zu animeren?

Du "verweigerst" in deiner Beschreibung klare, nachvollziehbare Begründungen für diesen romantischen Ausbruch der beiden - oder aber mir mangelt es an der notwendigen Fantasie, eher sparsame Andeutungen zu einem passenden Bild zusammenzufügen.

Ich glaube nicht, dass du die KG nun unheimlich verlängert müsstest, es würden ein paar mehr Erklärungen zu Beginn völlig ausreichen, und es müsste etwas mehr Begrüßungsdialog stattfinden. So wirkt es fast, als ob die beiden sich plötzlich nach Jahren zufällig wiederbegegnen, und er fragt als erstes "Gehen wir zu mir oder zu dir" (Ich hoffe, du verzeihst mir dieses etwas überspitzte Beispiel).

Die Geschichte lässt sich gut lesen und du verstehst es, mit wenigen Worten Stimmungen und Bilder zu erzeugen. Die Dialoge (mit Ausnahme des Einstiegs) wirken realistisch.

Vielleicht war er früher der Abenteurer, der Undurchschaubare, der Unzuverlässige, der Verwegene, der Mädchenschwarm schlechthin, ein Typ, bei dem man nie wusste, was er als nächstes tut. Vielleicht hat sie sich deshalb gegen ihn und für Sicherheit und Verlässlichkeit entschieden. Vielleicht hat sie sich seiner Anziehungskraft damals nur mühsam und schwer entziehen können. Und nun, kaum dass sie sich wiederbegegnen, brennt das alte Feuer sofort wieder. So könnte es gewesen sein. Aber dafür fehlen mir ein Anhaltspunkte. Möglicherweise müsstest du die faszinierende Ausstrahlung des Prots etwas stärker betonen.

Ich denke, der Einstieg ist es, an dem du noch mal werkeln müsstest.

Grüße von Rick

 

Hallo Bella,

ich schlängele mich schon seit zwei Tagen um deine Geschichte, lese sie, überlege. Jetzt mal meine Gedanken dazu:

Ich mag Geschichten wie diese, in der die Melancholie der Stimmungsträger ist.

Entgegen Andrea, die die Frage in den Raum stellt:

Irgendwie scheint diese Geschichte etwas zu unterdrücken. Willst du nicht ZU persönlich werden?

kommt bei mir das Gefühl durch, dass sie konstruiert ist und deswegen manchmal für mich - auch in logischer Hinsicht - nicht paßt. Die Prot hat für mich widersprüchliche Gedanken, so:

Weil Jan der Richtige ist, während er mir nur ein bisschen Herzklopfen und ein paar wehmütige Träume bedeutet
also ein wenig Geknutsche, Händchenhalten, fertig.

Irgendwo in meinem Hinterkopf sehe ich mich schon im Brautkleid. Aber das wäre keine Chance, sondern ein Märchen.
Dann dieses für mich nicht nachvollziehbare Gedankenspiel. So tief hat war die Beziehung doch gar nicht?

Die Vergangenheit ist so greifbar, als könnte ich einfach zurückreisen und alles anders machen. Aber so läuft das Leben nicht. Vielleicht gibt es uns eine zweite Chance.
Das läßt vermuten, sie hätte all die Jahre immer wieder reumütig an ihn gedacht.

Aber nicht oft, denke ich. Wie viel Platz kann das Bereuen einnehmen, wenn man mit dem Menschen nur ein paar flüchtige Augenblicke geteilt hat?
Hier bekommt der Leser mitgeteilt, dass sie ihn aber nur flüchtig kennt.

So schwanke ich die ganze Geschichte durch. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich zuwenig von den Prots weiß, um das richtig einschätzen zu können.
Zum Schluß dann weiß sie aber, dass die Realität ein wir nicht zuläßt.
So kann ich die Prot nicht richtig greifen, was mich etwas unzufrieden macht, wenn ich die Geschichte als solche auch mag :).

Der Anfang ist in meinen Augen überarbeitungswürdig. Lass sie doch bitte noch zwei, drei Sätze sagen, bevor er mit ihr an den See will :shy:.

Dann die Szene in und mit der Hütte: :Pfeif:

Es ist dunkel und ich kann ihn kaum sehen, nur fühlen kann ich ihn.

Am anderen Ende des Häuschens finden wir ein Matratzenlager. Er legt sich hin und ich kuschle mich ganz dicht an ihn.
Im Dunkeln gefunden und dann einfach hingelegt, obwohl doch alles so muffig riecht. Wer weiß, wie die Matraze aussieht... aber außerhalb der Zeit sind das spießige Banalitäten ;)

Vor ein paar Minuten dachte ich noch, wir würden miteinander schlafen. Jetzt weiß ich, dass es dazu nicht kommen wird. Es genügt auch so. Einfach bei ihm zu liegen und sich für einen Moment vorzustellen, dass es immer so sein könnte. Jeden Abend.

Jeden Abend in einem muffigen Hüttchen neben ihm liegen :hmm:

Der Zauber ist verflogen, als wir am nächsten Morgen aufstehen.
Manchmal gibts zuwenig Fleisch im Text. Wie auch hier.

Sanft berühre ich ihn an der Wange und mein Herz trickst mich pochend aus, spielt mir vor, dass es doch eine Chance geben könnte. Er beugt sich vor und unsere Lippen treffen sich. Vielleicht irgendwann, denke ich.

Die Prot merkt, dass ihr Herz sie austrickst und denkt dann doch ein Irgendwann. Was will das Mädel denn?

Bella, die Geschichte hat ein gutes Gerüst. Für meinen Geschmack müßte es aber mehr menscheln, es müßten ein paar Dinge beim Namen genannt werden. Dadurch würde sie sicher länger werden, was du wiederum vielleicht nicht magst.

So lese ich sie und denke, dass sie auf mich melancholisch wirkt, aber nicht richtig wirkt.

Lieber Gruß
bernadette

 

Vielen Dank Rick und Bernadette für eure ausführlichen und hilfreichen Anmerkungen.

@Rick

Und es erfüllt sich dann auch. Mich hat die Geschichte nicht ganz erreicht, weil ich zu wenig erfahre. Es sind nur ein paar Informationstupfer, aber ein paar mehr hätte ich schon gebraucht, um zu verstehen, was die beiden da eigentlich machen. Warum sie es machen.

Ok, ich verstehe was du meinst und ich habe vor, die Passage in der Vergangenheit ein bisschen auszuarbeiten. Es stehen wirklich sehr wenige Informationen da und die Prots könnten einem sicher näher kommen und besser verstanden werden, wenn ich hier noch weiter aushole.

Sie treffen sich nach Jahren wieder und fahren sofort zusammen an einen See, wo sie sogar übernachten. Es liest sich aus deinem Text nicht heraus, wie nahe sich die beiden waren, im Gegenteil, mir scheint es damals eher eine flüchtige Romanze ohne tiefe Wurzeln gewesen zu sein. Aber was verbindet die beiden dann doch so sehr, dass scheinbar immer noch eine gegenseitig derart magische Anziehungskraft besteht, sie zu diesem spontanen Ausflug zu animeren?

Das mit der magischen Anziehungskraft ist so eine Sache - ich glaube einfach daran, das es die gibt. Deswegen würde ich diesen Punkt nur sehr ungern ändern.

Ich glaube nicht, dass du die KG nun unheimlich verlängert müsstest, es würden ein paar mehr Erklärungen zu Beginn völlig ausreichen, und es müsste etwas mehr Begrüßungsdialog stattfinden.

In Ordnung. Den Begrüssungsdialog werde ich in jedem Fall ändern. Das ist wohl wirklich sehr unrealistisch.

Ich denke, der Einstieg ist es, an dem du noch mal werkeln müsstest.

Mache ich, versprochen. Ich arbeite gerade nur noch an etwas anderen (das ist schon in den letzten Zügen) und möchte das jetzt noch fertigstellen. Die Überarbeitung dieser Geschichte erledige ich dann nächste Woche.

@Bernadette

Ich freue mich, dass du meine Geschichte zumindest im Ansatz magst.

also ein wenig Geknutsche, Händchenhalten, fertig.

Ja. So dachte ich das. Mehr oder weniger. Vielleicht hofft sie, dass daraus mehr entstehen könnte, wähernd sie mit Jan schon länger zusammen ist. (Sollte ich vielleicht herausstellen). Ich dachte einfach daran, dass zwischen den Beiden eine magische Anziehungskraft herrscht, sie deswegen aber nicht gleich ihre Beziehung gefährden möchte.

Dann dieses für mich nicht nachvollziehbare Gedankenspiel. So tief hat war die Beziehung doch gar nicht?

Ok, vielleicht ist das übertrieben. Ich überlege, das zu streichen.

Das läßt vermuten, sie hätte all die Jahre immer wieder reumütig an ihn gedacht.

Ja, aber das habe ich doch weiter unten geschrieben. Dass sie zumindest manchmal an ihn gedacht hat.

Aber ich verstehe, worauf du hinaus willst und werde meine Protagonistin nochmal einer eingehenden Prüfung unterziehen.

Vielleicht liegt es auch daran, dass ich zuwenig von den Prots weiß, um das richtig einschätzen zu können.

Ich werde versuchen zumindest die Prota begreifbarer zu machen, bei ihm würde ich lieber darauf verzichten, weil meine Prota selbst nicht so viel über ihn weiß.

Der Anfang ist in meinen Augen überarbeitungswürdig. Lass sie doch bitte noch zwei, drei Sätze sagen, bevor er mit ihr an den See will .

Auf jeden Fall. :)

Im Dunkeln gefunden und dann einfach hingelegt, obwohl doch alles so muffig riecht. Wer weiß, wie die Matraze aussieht... aber außerhalb der Zeit sind das spießige Banalitäten

Ähm ja... so habe ich mir das gedacht. :D Na gut, ich lasse es nicht ganz so muffig riechen und sie können ja noch einen Blick auf die Matraze werfen.

Jeden Abend in einem muffigen Hüttchen neben ihm liegen

Ich dachte das wäre klar, dass sie nicht das muffige Hüttchen meint sondern das neben ihm Liegen. Wie könnte ich das besser zum Ausdruck bringen?

Die Prot merkt, dass ihr Herz sie austrickst und denkt dann doch ein Irgendwann. Was will das Mädel denn?

Naja, sie ist eine Frau die nicht immer weiß was sie will. :D

Vielen Dank für deine ausführliche Kritik. Ich weiß jetzt woran die Geschichte krankt und werde einige deiner Anregungen bei der Überarbeitung einpflegen. Aber die - wie gesagt - erst nächste Woche, da ich heute noch meine neue Geschichte fertigstellen möchte. (Tausend Ideen nach der Schreibblockade. :))

Lieben Gruß, Bella

 

Tja, Bella, ganz ehrlich, mir hat sie nicht so gefallen. Also, klar, sie ist nicht schlecht und tausend Geschichten, bei denen ich gut drunter schreibe, sind schlechter als die hier. Aber wer deine anderen Geschichte (und vor allem die letzte) gelesen hat, der kann hier mit meiner Meinung nach nicht zufrieden sein.

Irgendwie lese ich so eine Unsicherheit deinerseits aus der Geschichte heraus. Du wolltest aus einem tollen Gedankenansatz etwas machen - dieser Entzauberung, diesen Illusionen die man sich gegenüber einer Person aufbaut, die man eigentlich überhaupt nicht kennt. Aber dann hat die Geschichte nicht die normale Klarheit. Weiß nicht, ob du mit einem Zeichenlimit schreiben wolltest, oder was weiß ich. So wirken große Teile deiner Geschichte für mich mehr wie ein flüchtiger Tagtraum mit einem literarischen Ende.
Nimm die erste Szene, die ist weit nicht so klar geschrieben, wie normalerweise bei dir. Also diese beiden Leute haben sich anscheinend seit Jahren nicht gesehen, was ich allerdings auch erst später richtig checke. Hier jedoch fragt der Typ, ob sie nicht mal eben zum See fahren wollen. Du selbst sagst, dass es nicht normal ist, aber trotzdem suggestierst du mir erst einmal, dass sie sich dann vielleicht ein bisschen auseinandergelebt haben, vielleicht drei, vier Monate nicht gesehen haben. Ansonsten würde man doch soetwas nicht fragen, selbst wenn einmal etwas besonderes zwischen den beiden gewesen war. Und so einen Unterschied zwischen Realität und Traumwelt finde ich immer etwas komisch.
Diese Linie kann man weiterführen, später sitzen sie dann am See und übernachten in einem Häuschen, das da eben steht und offen ist. Soetwas hat für mich eher die Form eines Traumes, als einer Geschichte.

Verstehst du damit meine Kritik. Wie man sieht, finden viele Leute diese Art von Geschichte schön. Ich hätte es aber besser gefunden, wenn du die Geschichte etwas mehr in die Realität geholt hättest, die Aktionen der Prots vollkommen nachvollziehbar wären. Vielleicht hätte es gereicht, wenn du die Szenen etwas mehr ausgebaut hättest. Eigentlich bin ich mir sogar recht sicher. Weil dann hätte man sich besser drauf einlassen können und vielleicht wäre es mir dann gar nicht aufgefallen, dass die Geschichte so ein bisschen in den Kitsch reicht;).

Keine Ahnung, ich überleg grad, wie ichs sonst anders gemacht hätte und ich hab keine Ahnung. Also bitte versteh mich nicht falsch, die Geschichte ist nicht schlecht, aber mAn nicht dein Niveau. Aber vielleicht liegt mir diese Geschichte auch einfach nicht...

Lieben Gruß

Thomas

 

Hallo Tommy,

vielen Dank für deine ehrlichen Worte und die Mühe, die du dir gemacht hast, um alles auf den Punkt zu bringen.
Es ist so: Grundsätzlich mag ich diese Geschichte, weil ich die Stimmung mag, die sich durch zieht. Allerdings ist sie weit davon entfernt, dass ich mit ihr zufrieden bin. Es war - wie gesagt - die erste seit langem, bei der mir das Schreiben wieder Spaß gemacht hat und mit der ich zumindest halbwegs zufrieden war. Sie war sozusagen eine "Vorbereitung" für "Das Leben ist Heute". Eine Geschichte, um wieder in Schreibfluss zu kommen...

Den Gedankenansatz bzgl. Entzauberung und Illusion fand ich auch sehr schön und das war irgendwie die Idee, die ich dazu hatte. Ich sehe jetzt aber, dass ich es mir an vielen Stellen zu einfach gemacht habe - gerade am Anfang oder auch, dass sie einfach so am See übernachten. Ich werde diese Stellen auf jeden Fall überarbeiten, um sie wenigstens ein bisschen realistischer zu machen.

So wirken große Teile deiner Geschichte für mich mehr wie ein flüchtiger Tagtraum mit einem literarischen Ende.

Ja, da hast du schon recht.

Ich hoffe, dass ich aus der Geschichte noch etwas herausholen kann, wenn ich mich auf deine und die Kritikpunkte der anderen konzentriere.
Auf jeden Fall sollen die Charaktere ein bisschen menschlicher und damit nachvollziehbarer werden. Momentan kann man darüber wirklich nur die Achseln zucken.

Ich werde mein Bestes versuchen, aber ein bisschen romantisch und märchenhaft muss die Geschichte schon bleiben. :)

Danke und lieben Gruß, Bella

 

Na super, da macht dir damit das Schreiben grad mal wieder Spaß und ich komm daher und pflück sie auseinander;).

 

Hallo Bella,
(der Anfang der kg erinnert mich an eine meiner eigenen. Vielleicht habe ich sie deshalb gelesen ;) )
diese kg ist zwar schon etwas älter, aber ich bewahre sie gerne vor der Vergessenheit, weil sie es verdient hat. Der Plot ist zwar nicht neu und die Auflösung der Geschichte nicht sehr überraschend, aber dennoch berührt sie einen auf eine ruhige, stille Art, weil (so denke ich) jeder schon einmal in einer solchen oder ähnlichen Situation war.
Noch mal jung sein und sich verhalten wie ein Teenager. Versuchen zu begreifen, ob man etwas verpasst hat oder nicht. Das Alte gegen das Neue abwägen etc. Das sind Gedanken, die sich in deiner Geschichte wiederfinden und in jedem von uns. Schön geschrieben. Oft auf den Punkt gebracht.
So muss eine kg aussehen :)

Einen lieben Gruß...
morti

 

Hallo morti,

vielen Dank, dass du immer wieder meine alten Geschichten ausgräbst. :-)

Auch heute mag ich diese Geschichte noch, bin aber nicht mit ihr zufrieden. Ich muss zusehen, dass ich sie mir irgendwann nocheinmal vornehme und sie zu dem mache, was ich mir eigentlich vorgestellt habe.
Es freut mich aber, dass sie dir gefallen hat.

Einen lieben Gruß, Bella

 

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom