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Außerirdische gibt es nicht
"Außerirdische gibt es nicht."
"Bitte?"
"Sehen sie es doch mal so: Es ist viel leichter zu behaupten, dass es Außerirdische gibt, als die Behauptung aufzustellen, dass es sie nicht gibt."
"Ja und? Ich verstehe ihre Argumentation nicht ganz."
"Ich bin einfach noch nie einem Außerirdischen begegnet, wie soll ich da behaupten können, es gäbe sie? Aber ich bin durchaus bereit, sollte ich eines Tages einem begegnen, meine Meinung zu revidieren."
"Sehr löblich Professor, sehr löblich. Nur wie würden sie die vielen Einwohner unsrer zahlreichen Kolonien auf fremden Planeten bezeichnen?"
"Oh, mein junge, sie sind gut. Sie sind wirklich gut. Tatsächlich sind diese Menschen auf fremden Planeten geboren, also außer-irdisch. Da haben sie Recht, man darf nicht alles über einen Kamm scheren. Die Außerirdischen, die den meisten vorschweben sind doch vollkommen andersartig aussehende Wesen; Wesen aus einer fremden Kultur, die sich unabhängig von der unsrigen entwickelt hat. Was seinerseits unsinnig ist."
"Wie meinen?"
"Na, dass diese Wesen so andersartig aussehen sollen ist unsinnig. Wenn es sie gibt - das ist natürlich nur rein hypothetisch gesprochen-"
"Natürlich-"
"Wenn es sie gibt, dann dürften sie uns sehr ähnlich aussehen."
"Das verstehe ich nicht ganz. Unabhängig von uns entwickelte, intelligente, Wesen sollen so aussehen wie wir?"
"Richtig. Eines muss man sich immer wieder vorstellen: Die Natur, ja das Universum hat seine Muster. Die Evolution verläuft immer in bestimmten Bahnen, die es immer wieder zum selben Ergebnis führt. Nur auf einigen wenigen Planeten kann Leben entstehen und nur auf eine bestimmte Weise. Schon seit Jahrhunderten kursiert diese Vorstellung in den Köpfen vieler Wissenschaftler. Einige meiner Kollegen haben mehrere Dissertationen darüber verfasst. Ich kann ihnen später noch die Quellen schicken."
"Das fände ich überaus freundlich von ihnen. Jetzt habe ich aber noch eine Frage."
"Und die wäre?"
"Was glauben sie, ist die Absicht dieser Wesen?"
"Absicht?"
"Was werden sie wollen, wenn sie einmal Kontakt mit den Menschen aufgenommen haben?"
"Meinen sie nicht, dass noch Zeit ist darüber nachzudenken, wenn sie einmal hier eintreffen sollten?" Der Reporter hob eine Augenbraue und blickte den Professor erwartungsvoll an. "Kommen sie schon, die Leute interessiert das!" Der Professor seufzte. "Man kann nicht wissen, was diese Rasse, die wir nicht kennen und die es wahrscheinlich nicht gibt, wollen wird. Sie könnten dasselbe wollen wie wir. Vielleicht sogar auf allen Ebenen: Sie könnten Freunschaft schließen wollen, sie könnten uns erforschen wollen oder sie könnten unseren Lebensraum beanspruchen wollen. Vielleicht könnten sie uns sogar ausrotten wollen. Man weiß es nicht."
Der Reporter blickte noch einmal freundlich den Professor an, gab ihm die Hand, steckte sein Aufnahmegerät ein und ging zur Tür. "Ich danke ihnen." Seine Augen glommen verräterisch im Halbdunkel des Zimmers, aber der Professor sah es nicht. "Immer wieder gerne", antwortete er.