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Auf, auf und davon

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19.01.2004
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Auf, auf und davon

In der Dunkelheit des Schattens strebt ein kleines blinkendes Licht mit rasanter Geschwindigkeit fort vom Planeten. Die leicht mit Gravitation zu verwechselnde Fliehkraft gewinnt langsam die Oberhand über Petersens Körper, welcher jetzt stetig der ehemaligen Decke entgegensinkt. Die „von Braun“ liegt geringfügig hinter der geostationären Null-G-Bahn, genau dort, wo sich die Baukosten für die schein-bar endlosen Kohlefaserseile und der Nutzen von Schwerkraft die Waage halten, und ist nur noch wenige Minuten entfernt.
Schwerelos und frei im Raum zu treiben ist ein Zustand, der für Petersen und alle seine Kollegen nach langen Jahren der Erfahrung zum Alltag gehört und keine große Beachtung mehr findet. Doch der Anblick des „schönsten aller Wassertropfen im All“, wie es einer seiner Vorgänger einmal beschrieb, den ihm die diamantenen, großflächigen Sichtscheiben ermöglichen, hat für ihn noch immer keinen Deut seiner Anziehungskraft verloren, seit er das erste Mal hier heraufkam.
Tausende von Kilometern unter der mit Technik und Druckbehältern vollgepackten Liftkanzel ruht nachtumschlungen die Erde. Ihr schwarzes Antlitz schmückt ein glitzerndes Diadem aus Millionen kleiner irdischer Lichter – künstliche Sterne und so viele davon, dass es den Anschein macht, sie wür-den es mit ihren großen Verwandten in den schrankenlosen Weiten aufnehmen wollen. Mit einem tiefen Gefühl der Liebe und Zugehörigkeit, trotz der großen Entfernung, genießt Petersen diese Momente seines Berufes ganz besonders. Im leisen Flüstern zitiert er allein für sich die Worte der frühen Weltraumpioniere, welche unter Einsatz ihres Lebens jene denkwürdige Aussicht gewannen, die mittlerweile schon fast zur Routine großer Teile der Menschheit gehört. Sie träumten vom Frieden und der Besserung der Welt. Und heute, nur wenige Jahrzehnte später, scheint es erreicht: Petersen weiß, dass die nunmehr währende Ruhe in den Gemütern der Völker anhaltender und verlässlicher ist als jene, welche die vergängliche Nacht hervorzubringen vermag. Der Mensch ist nicht länger des Menschen Wolf, und die früher oft tückische Technik hat endlich ihr segensreiches Füllhorn ewigen Glücks über alle Erdenkinder vergossen. Neue Technologien machten die Fehler der alten ungeschehen. Verschmutzung, Armut, Krankheit und ein früher Tod fielen ihnen zum Opfer. Grenzenlose Energiemengen aus regenerativen Quellen brachten allerorts den Wohlstand und die Überwindung alter Markt- und Machtstrukturen. Eine Welt für alle Menschen.
Petersen wird fast ein bisschen zu sentimental für seinen eigenen Geschmack. Nicht wenige seiner überschwänglichen Gedanken sind auf die unter nichtirdischen Verhältnissen verstärkte Blutzirkulation im Gehirn zurückzuführen.
Die Ladebucht der Orbitalstation schließt sich wie eine gewaltige metallene Hand um die kleine Kapsel und gewährt nur noch einen finstren Blick auf glattpolierte und in der ewigen Kälte des Raums glitzernde Stahlplatten. Dann rucken die Greifarme den Aufzug in seine Warteposition, und mit der gespenstischen Ruhe, die Petersen auf seiner langen Reise durch das Nichts begleitet hat, ist es ein für allemal vorbei. Das allgemeine Brummen und Dröhnen der Station erfasst die Wände des Fahrstuhls und ist fortan als Hintergrundgeräusch ständig zugegen. In der oberen Ecken signalisiert ein rotes Licht den anstehenden Druckausgleich, doch nur Augenblicke später schlägt es in ein saftiges Grün um und gibt die Tür frei.
Das freundlich lächelnde Gesicht Dr. Millbergs erwartet ihn bereits dahinter.
„Willkommen zurück vom Landgang, Seemann!“, scherzt er zur Begrüßung. Da Petersen um die lange Reihe britischer Marineoffiziere in Millbergs Ahnengalerie weiß, ist er nicht verwundert über diesen unüblichen Empfang und kann sogar angemessen anachronistisch kontern.
„Bitte an Bord gehen zu dürfen, mein Kapitän.“, sagt er in kühler Soldatenmanier.
Das ohnehin schon breite Lächeln Millbergs steigert sich in ein befreiendes beidseitiges Lachen, in dem die Anspannung der letzen Monate zu einem gewaltigen Ausbruch kommt, und der Forschungsleiter klapst Petersen versöhnlich auf den Rücken.
„Ich hoffe Sie hatten ein paar ruhige Tage. Die nächsten Stunden werden sich mit Sicherheit für uns alle sehr aufregend gestalten.“
Während sie durch die weiten, sauberen und dennoch menschenleeren Gänge schlendern, hängen beide ihren eigenen Gedanken nach und sprechen kein Wort miteinander. Diese haben sich in den langen Wochen zuvor in offiziellen Gesprächen, Planungs- und Einweisungstreffen erschöpft, so dass beide jetzt eigentlich nicht mehr das Gefühl haben, über etwas reden zu müssen. Aber auf der Hälfte ihres gemeinsamen Weges in den Forschungstrakt der Station bricht Millberg doch das Schweigen und sagt ganz beiläufig: „Das letzte OK von oberster Stelle ist gestern Nachmittag bei uns eingetroffen. Nur Konkaljew hat noch immer Bedenken.“ Daraufhin bleibt Petersen unerwartet stehen.
„Ich dachte, Sie hätten sie ihm schon längst ausgeredet.“
„Sie wissen doch, wie der alte Sturkopf ist. Er macht sich nur Gedanken um seine Station.“
„Um ehrlich zu sein: ich kann ihn durchaus verstehen. Nachdem ich mir die Berechnungen des Bergström-Effekts etwas genauer angeschaut habe, ist mir durchaus klar, worüber er da redet, wenn er sagt, dass die Parameter etwas eng gesteckt sind.“ Der besorgte Ernst in Petersens Stimme ist unüberhörbar. Millberg versucht ihn zu beschwichtigen:
„Dass dabei große Energiemengen und Physik im Randbereich eine wichtige Rolle spielen, war von Anfang an klar. Und schließlich ist jedes derart große Unternehmen in der Wissenschaftsgeschichte mit Risiken behaftet. Es gibt immer Unwägbarkeiten. Aber man kann uns und der Technik hundert-prozentig vertrauen. Letztendlich hat der Präsident alles bewilligt und den Start für heute angeordnet, denn der Mond steht äußerst günstig.“
Der in 15 Jahren Mitgliedschaft im Raumfahrerkorps der Akademie antrainierte Sinn für die Befehlskette zwingt Petersen unbewusst, sich über seine eigenen Zweifel hinwegzusetzen, denn der Präsident und sein riesiger Beraterstab werden sich nicht geirrt haben. Ohnehin ist die moderne Technik nahezu unfehlbar, wie sie schon oft genug unter Beweis gestellt hat.
Millberg hingegen hat sich jetzt erst so richtig in Euphorie geredet:
„Bedenken Sie, wenn wir Erfolg haben – und ich gehe ganz fest davon aus, denn über 12.000 theoretische Versuchsläufe kamen alle zum gleichen positiven Ergebnis – dann bricht für die Menschheit ein neues Zeitalter unbegrenzten Reisens an. Wir können uns zu jedem L-Punkt im Universum tunneln, sobald wir seine genauen Koordinaten kennen. Der mögliche Nutzen rechtfertigt allemal die geringen Risiken. Das sollten Sie als Testpilot am besten wissen.“
Wie Petersen zugeben muss, sind die Argumente mehr als einleuchtend, und sie gehen beide weiter.
Von automatischen Detektoren, verborgen in der hohen Gangdecke, gesteuert, fährt das große Hauptportal des Forschungstraktes ungefragt zur Seite und verschwindet in der Wand. Dahinter tut sich ein riesiger Raum auf, in dem es vor hellblau bekittelten Technikern und Wissenschaftlern nur so wim-melt. Alle sind gerade damit beschäftigt Ausgaben, Testbögen und Sicherheitsprotokolle von einem Computerterminal zum anderen zu tragen, was nur dazu führt, dass die Papierberge in ihren Händen noch weiter wachsen. Überall klappern Tastaturen, klingen Sprachausgaben oder schnattern die Menschen aufgeregt vor sich hin. Als jedoch Petersen und Millberg deutlich sichtbar in die Kontrollhalle hineintreten, bemächtigt sich ihrer eine allgemeine Stille. Nur ein Drucker im Hintergrund missachtet den geschichtsträchtigen Moment, und spuckt weiter fröhlich dahinsurrend irgendwelche Energiekurven aus. Alle anderen halten für eine Sekunde den Atem an, danach werden Petersen und Millberg in tosendem Applaus gebadet. Aber der gefeierte Pilot winkt schnell ab, da ihm nichts an Vorschußlorbeeren liegt. Millberg hingegen kann es nicht unterlassen, seine eigens für diesen Anlass vorbereitete Dankesrede zu halten, für die er in Wellen zustimmende Rufe und weiteren Applaus erntet. Dann machen sich beide in den medizinischen Untersuchungsraum auf.
„Ich werde es mir heute nicht nehmen lassen, unseren Prometheus selbst zu checken.“, sagt Millberg, wobei er sich auf eine von ihm verwendete Metapher in der Rede kurz zuvor bezieht, und schiebt den Kontrolleur von seinem Stuhl. Derweil hat sich Petersen bereits in der benachbarten Kammer gänzlich entkleidet und in die speziell auf ihn angepasste weiße Untersuchungsform gelegt. Ihr Gegenstück fährt von oben herab und schließt ihn ein in einen künstlichen Kokon, vollgestopft mit präzisester Mess- und Sondierungstechnik. Sogleich füllen sich die Bildschirme vor dem Forschungsleiter mit allerlei Zeigerleben. Über zweihundert Messwerte zucken wild in ihren Skalenbereichen, bis sie allesamt in dem für sie als optimal eingestuften Abschnitt mittig zum Stehen kommen.
„Sie sind in noch besserer Verfassung, als wie Sie uns verlassen haben, scheint mir.“, spricht Millberg freudig in das Mikrofon vor ihm. „Aber ich haben ja mit nichts andrem gerechnet. Und jetzt kommen Sie wieder aus dem Ei raus. Es geht los!“ Ein Pilotenoverall liegt schon für Petersen bereit, und so treffen sich beide nach nur wenigen Minuten erneut im Verbindungskorridor dahinter und gehen die letzten gemeinsamen Meter zum Startdeck. Auch dort herrscht noch das hektische Treiben eines emsi-gen Ameisenhaufens, in dessen Mitte die „Achill“ wie eine Königin von ihren Arbeiterinnen ehrerbietig umsorgt wird. Der kleine Raumgleiter mit dem Antriebsprototypen an Bord erinnert Petersen jedes Mal an eines seiner Spielzeuge aus fernen Kindheitstagen. Die zwei umlaufenden und sich kreuzenden Massegeneratorspulen geben dem Raumschiff das Aussehen eines übergroßen Babyspielzeugs, sind aber der entscheidende Knackpunkt für die Fortbewegung der Menschheit im interstellaren Raum.
Die anwesenden Wissenschaftler beenden hastig alle ihre laufenden Untersuchungen und Arbeiten und geben beim Verlassen des Decks der Reihe nach Petersen die Hand. Begleitet von vielen Glückwünschen und noch mehr freundlichen Hoffnungen, steigt er in die enge Pilotenkabine der „Achill“. Mill-berg beobachtet ihn dabei gedankenversunken. Dann verlässt er als letzter den Hangar und folgt seinen Kollegen in das Beobachtungszentrum. Unter raumgreifendem Rauschen wird die kostbare Luft in versteckte Tanks gesogen, und das Startdeck mitsamt Raumschiff fährt durch die gewaltige Außenluke hinaus in das grenzenlose All. Petersen in der „Achill“ aktiviert auf Befehl vorschriftsgemäß und ü-bungserfahren die herkömmlichen Schubraketen, mit deren Hilfe der Prototyp die vorgegebene Startposition erreichen soll. Diese liegt nur einige hunderttausend Kilometer entfernt, genauer gesagt im Lagrange-Punkt zwischen Erde und Mond – an dem Ort, wo sich die Anziehungskräfte beider vollständig aufheben. Nachdem einige ereignislose Stunden vergangen sind, erreicht Petersen unbeschadet die genauen Koordinaten und beginnt mit den Vorbereitungen zum vielleicht wichtigsten Schritt in der menschlichen Entwicklung seit dem aufrechten Gang – so hat es zumindest Millberg in seiner Rede ausgedrückt.
Die Spulen leuchten unter Zugabe von Energie in mystischem Blau auf, und die Anzeigen auf den Bildschirmen in der „Achill“ und der „von Braun“ spielen planmäßig verrückt.
Einen letzten Blick aus dem Backbordfenster werfend, sieht Petersen die gewaltige Erdsichel, wie sie im Lichte eines neuen Morgens wächst und die alte Nacht vertreibt. Er wird der Menschheit heute ein grandioses Geschenk machen, denkt er sich – das Geschenk unumschränkter Freiheit im Universum.
„Nun machen Sie mal los. Die Marsstation wartet schon auf Sie.“, flachst Millberg über Funk.
„Vielleicht sollte ich etwas dem Moment angepasstes sagen?“, überlegt Petersen laut vor sich hin. „Irgendwas in der Art wie ‚Ein kleiner Schritt...’ oder vielleicht: ‚Auf, auf und davon’?...“
„Ist bereits alles vom Computer aufgezeichnet und an die Medien weitergegeben.“, gibt Millberg durch, und Petersen schwört ihn dabei grinsen zu hören. Er zählt einen kleinen rückwärtigen Countdown.
Dann drückt er den großen, roten, mehrfach gesicherten Startknopf des Antriebs.
Eine Heisenberg’sche Unwägbarkeit ändert eines der Milliarden Bits im Prozessorregister des Feldge-nerators von der benötigten Null auf eine unglückliche Eins. Dieses Ereignis verschiebt in der vierzehnten Stelle hinter dem Komma den Feldradianten nach oben. Daraufhin zieht der Gammakompensator verstärkt Energie, und der Massegenerator fällt in den überkritischen Bereich.
Die Spulen, anstatt mit erhöhter Betamasse den Raum zu biegen, durchbrechen diesen im selben Augenblick mit infiniter Alphamasse.
Die „Achill“ wird zum neuen Schwerkraftzentrum des Sonnensystems. Schon beginnen die ersten Schotts der „von Braun“ unter der ungewohnten Belastung zu ächzen und zu klappern. Der riesige künstliche Satellit zerbricht in tausend Teile und das versammelt Wissenschaftlerteam stirbt im kurzen Moment der Dekompression. Erde und Mond verlassen ihre Jahrmillionen alten Bahnen und schlingen sich in langen, rotglühenden Materiearmen um das entstandene Loch im Raum. In einem Nu ist die Menschheit dem Universum ausgemerzt. Auch alle anderen Planeten und schließlich die Sonne selbst entrücken ihres Zentrums und versiegen nach kurzem Kampf im gierig schwarzen Schlund. Das Sonnensystem verschwindet, wie alsbald die gesamte Galaxie.
All die fernen Orte, zu denen man gehofft hatte reisen zu können, fallen in einem Punkt zusammen. Die feine Struktur der Raumzeit im Kosmos zerbricht wie dünnes Glas. Das ganze All zerrinnt im verbleibenden finsteren Nichts.
Mit einem menschlichen Wimpernschlag ist alles Leben in ihm ausgelöscht. Von der kleinsten Protozelle bis zum höchsten Geist bleibt nichts erhalten – nur Petersen.
Von all der äußeren Verheerung und Zerstörung im multidimensionalen Innern des Massenfeldes der „Achill“ behütet, betrachtet er fassungslos die verrücktspielenden Armaturen vor ihm.
‚Trotz aller hypothetischer Versuchsläufe hat es wohl gerade beim Test eine Anomalie gegeben.’, überlegt er kurz sachlich. Dann betätigt er den Nottaster, woraufhin die Energie in den Spulen nachlässt.
Die düstere, schwere Dunkelheit aus Materie wandelt sich in den gleißend hellen Strahlenball, der aller Zeit und allem Raum einen Anfang gibt. Die „Achill“ zerbricht unter dem Massenungleichgewicht, und im Moment seines Todes, da er selbst ungeschützt ins Nichts hinausgeschleudert wird, betrachtet Petersen fasziniert die Geburt eines neuen Universums.

 

Hi Hagen,

nette Idee, die Du da verarbeitest. Allerdings habe ich zwei Kritikpunkte: zum Einen bin ich nicht sicher, daß die Heisenbergsche Unschärfe solche Effekte haben kann. Wenn mich mein, zugegebenermaßen nur noch rudimentäres Physikwissen nicht trügt, sagt sie etwas darüber aus, wie genau man alle Informationen zu einem Objekt erfassen kann. Die Bits eines Rechners sind aber doch immer über Intervalle definiert und sollten sich davon nicht beirren lassen. Ein besserer Grund ist meiner Meinung nach der gute alte Murphy.
Zweitens wirkt der sehr lange Vorlauf sehr träge und erfordert einiges an Geduld. Ebenso ist es mit den Personen: sie werden kaum, und wenn, dann sehr schablonenhaft skizziert, so daß es mich nicht wirklich gestört hat, als sie am Ende alle verschlungen wurden. Weniger Umfang in der Technikbeschreibung und mehr Aufwand für die Protagonisten, sowie ein deutliches Straffen der Vorbereitungen würden der Geschichte vielleicht gut tun.

Gruß

SilentSoul

 

Hallöle SilentSoul,

Und erst mal danke :) . Mit der Heisenberg'schen Unschärferelation geb ich dir recht, wobei es vielleicht besser wäre daraus einen nicht näher definierten Quanteneffekt zu machen.

Dass die handlungstragenden Personen nicht tief genug durchleuchtet sind, mag auch stimmen. Aber ich wollte mich dabei gar nicht so sehr in Charakterstudien verlieren. Die Geschichte war vielmehr ein (weiterer) Abgesang auf den menschlichen Technikglauben und den Fortschrittsgedanken mit dem maximal möglichen katastrophalen Ende.

Ich würde in erster Linie auch gern etwas über die Lesbarkeit hören wollen, da ich immernoch an soewtas wie einem Stil arbeite. Damit meine ich, ob der Text holperig ist oder unausgewogen und wenn ja an welchen Stellen.

 
Zuletzt bearbeitet:

ein (weiterer) Abgesang
Anders gesagt: Du wärmst eine uralte Idee auf. Jemand macht eine Erfindung, probiert sie aus, und, oh Wunder, so ein Pech, es geht schief.
Gäääähn.
Auch die epische (d.h. langweilige) Einführung und das überflüssige Vorgeplänkel machen die Geschichte nicht besser. Dann ist da dieses pseudowissenschaftliche Techno-Gefasel von wegen Alphamasse, Massenfeld ... der große Wissenschaftler und natürlich ein großer, roter Knopf. Welches Klischee hast Du eigentlich ausgelassen? Hm, richtig, die grünen Männchen :rolleyes:

Aber ich will sachlich bleiben und versuchen, auf Deine letzte Frage einzugehen.

Zunächst einmal sollten Kurzgeschichten mitten in der Handlung beginnen. Alle Nebensächlichkeiten sind uninteressant. Du könntest locker mit "Dann drückt er den großen, roten, mehrfach gesicherten Startknopf des Antriebs." beginnen und alles davor weglassen.
Dummerweise wäre die Story dann auch sofort zuende. Das liegt halt an der simplen Idee. Wie wäre es, wenn der Wissenschaftler von moralischen Zweifeln geplagt wird, darüber in Streit gerät, von seiner Frau verlassen wird, weil er ein Workaholic ist und seine Kinder vernachlässigt (in einer Rückblende) und sein Bruder ihn umbringt, kurz bevor er den roten Knopf drücken kann? Das wäre eine Handlung, wenngleich keine geniale. Aber da wären Menschen, mit denen man mitfiebern könnte.

Du siehst: Eine spannende Handlung ist das A und O.
Sprachlich habe ich gar nicht so viel einzuwenden, die Wahl des Präsens halte ich für eine sehr gute Idee, einige Bilder sind recht nett: "Der Mensch ist nicht länger des Menschen Wolf, und die früher oft tückische Technik hat endlich ihr segensreiches Füllhorn ewigen Glücks über alle Erdenkinder vergossen" klingt ganz prima, obwohl es inhaltlich in seiner pauschalen Form höchst zweifelhaft ist, aber es zeigt zumindest, dass Du mit Sprache umgehen kannst.

Also, Du solltest hauptsächlich Hirnschmalz in die Entwicklung guter Ideen investieren. Dann lesen wir uns bestimmt wieder. Als kleinen Input verweise ich auf:
SF des 21. Jahrhunderts

 

Tachi Uwe,

Oh man, damit hast du mich echt vernichtet. :shy:

Die mangelnde Tiefe und Experiementierfreude in Geschicht und Personenbeschreibung sehe ich echt ein. Aber war das wirklich so schlecht?

Ich zum Beispiel finde auch Freude daran, manchmal nur einen interessanten Ausblick auf technische Innovationen zu bekommen, ohne dass ein allzu großes Bimbamborium (wie Menschen und ihre kleinen Alltagsprobleme) eine Rolle spielt. Als Beispiel sie hier genannt "2001-Odyssey im Weltraum", wo der Zuschauer nach den Affenszenen 30 Minuten den unkommentierten Flug zur Orbitalstation und danach zum Mond erleben darf. Genial (Wohlgemerkt: ICH VERGLEICH MICH NICHT MIT KUBRICK ODER ARTHUR C. CLARKE! ) und zugleich doch spannungslos.

Aber vielleicht quäle ich den Leser doch zu sehr durch handlungslose Szenerien. Ich verspreche hiermit zukünftig fesselndere Charaktere in den Mittelpunkt zu stellen, soweit es mir möglich ist ;)

Nochmal kurz zu Uwe:
War wie gesagt vor allen Dingen eine schreibtechnische Übung, an der du anscheindend von der praktischen Seite her nichts weiter auszusetzen hattest, oder?

Dann werd ich fortan mehr Augenmerk auf den Inhalt als auf den Satzbau legen.

Danke
Hagen


PS: fehlende Klischees: Es gab auch keine Strahlenwaffen und Energieschilder. Außerdem war mein Forschungsleiter nicht wirklich verrückt. :p

 

Zu der Szene in 2001: Ja, das war eine genau genommen langweilige Szene, die trotzdem genial ist.
Aber 2001 ist ein 2 Stunden langer Kinofilm. Dein Text ist eine Kurzgeschichte. Daher verbietet sich ein Vergleich; in Kurzgeschichten haben langweilige Szenen einfach nichts zu suchen.
Ach ja, eine Zeitreise mit Paradoxon gab es auch nicht, aber genug davon ;)
Sprachlich habe ich in der Tat nichts weiter auszusetzen. Wenn Du Dir eine richtig spannende Handlung ausdenkst und diese ohne Längen erzählst, bin ich auf Dein nächstes Werk gespannt.

 

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