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Copywrite Auf einem Eisberg

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22.10.2011
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Auf einem Eisberg

Manche Nächte sirren in einem Ton, der sich tief in den Verstand gräbt. Ich schalte die Nachttischlampe an. Carla zuckt. Schweiß überzieht ihr Gesicht. Schön ist es – und fremd - wie eine von Firnis überzogene Maske. An der Schläfe pocht eine Ader. Ich will ihr über die Stirn streichen, sie beruhigen, doch kurz bevor ich die Falte zwischen ihren Augen berühre, ziehe ich die Hand zurück.
Leise stehle ich mich hinaus und fürchte, dass Carla im Schlaf spricht. Und mehr noch fürchte ich zu verstehen, was sie sagt.

Im Bad hängt mein Faschingskostüm. Eigentlich wollte ich im Bademantel zum Ball, ein Handtuch über der Schulter, aber Carla meinte, das kapiere niemand. Na gut, dann eben das alte, karierte Flanellnachthemd. Hauptsache, ich muss kein Pilot sein oder Pirat oder irgendein anderes Dicke-Eier-Gepose. Jetzt ist das Hemd mit Rotweinflecken übersät.
Ich dusche, mache Kaffee, decke den Tisch und schalte die Musikanlage ein. Alles wie immer am Wochenende. Muss ja weitergehen. Ich schneide Obst, verquirle Eier, hacke Lauchzwiebeln. Im Player läuft Every man is evil yes and every man's a liar. Ich drehe lauter. Ist das Sixteen Horsepower? Oder schon Woven Hand? Egal. Auf jeden Fall gute Musik. Nur der Text ist dümmlich. Obwohl, denke ich, manchmal passt er. Auf Frank zum Beispiel. Oder auf mich. Ich biege das Grün der Zwiebeln zu einem Bogen und schneide weiter. Aber wen belüge ich? Ein scharfer Schmerz reißt mich aus den Gedanken. Nur ein kleiner Schnitt. Ich werfe das Messer auf die Küchenplatte.
Als ich Geräusche aus dem Bad höre, stecke ich eine Kerze an. Ja, es soll weitergehen. So ein Leben gibt man doch nicht einfach auf. Und schon gar nicht wegen eines kleinen Faschingsflirts.
Carla zieht den Morgenmantel eng um sich, als sie hereinkommt. „Grad richtig“, sage ich. Meine Stimme klingt kratzig. Ich räuspere mich und setze erneut an. „Bissel weiß bist du halt nach der Tanzerei. Aber sonst. Geht doch.“ Endlich trägt die Stimme, auch wenn sie aufgesetzt klingt. Carla flüstert etwas und lässt sich auf einen Stuhl fallen, dann fasst sie sich an ihren Bauch.
Hastig greife ich nach einem Brötchen und beiße hinein. „Bin hungrig“, sage ich. Carla erhebt sich abrupt und schenkt sich Kaffee ein. Mit so heftigen Bewegungen, dass die Kanne scheppert. Sie setzt sich zurück an den Tisch, starrt vor sich hin, umschließt die Tasse mit beiden Händen, formt eine Halbkugel, ganz fest, ganz eng, als wäre die Tasse die einzige Wärmequelle in der Kälte. Dann führt sie die Handtassenkugel zum Mund und schlürft.
Ein neues Lied hat angefangen. Way down we go. Dieser Isländer, den sie jetzt überall spielen. Ich stelle mir vor, ich wäre mit Carla auf einem riesigen Eisberg. Dort gäbe es wenigstens keine Kinderwagen. Nur uns beide.
Die Lampe an der Decke summt. Ich schalte sie aus. Carla sitzt ganz still da, die Schultern hochgezogen, die Tasse immer noch am Mund. Ich mag keine Kinder, Carla. Ich habe dir das nie gesagt. Aber ich habe mich für dich gefreut, als du schwanger warst. Für uns.
„Hast du toll gemacht gestern Abend“, sage ich. „Einfach mal ausgehen nach der schweren Zeit. Die Hürde nehmen. Und Zack.“ Ich bemerke erst jetzt, dass das Messer wieder in meiner Hand liegt und ich zum Takt meiner Worte auf das Schneidbrett hacke. Es rutscht mir aus der Hand und fällt hinunter.
Carla schaut herüber, rollt mit den Augen und schlürft erneut von ihrem Kaffee.
„Doch, ich finde schon, das war …“ Wieder ist etwas falsch mit meiner Stimme, zu schnell, zu langsam, zu nervös, zu sicher, als hätte ich vergessen, wie man gut und richtig spricht. Ich massiere mir den Hals. „Gut. Ja. Gut war das. Man muss nur wollen.“ Dann trete ich ans Fenster und schaue hinaus. Ich presse den Vorhangstoff zwischen meinen Händen, verzwirbele ihn zu Wülsten. Als ich loslasse, bleiben Falten zurück.


Ich habe sie gesehen gestern Abend auf dem verdammten Maskenball. Sie und Frank an der Bar. Ich dachte erst, was für ein schönes, verliebtes Paar, der Pirat und die Frau mit dem Tüllhütchen. Erst, als sie sich küssten, erkannte ich die vertraute Neigung ihres Kopfes. Wie ein Schlag war das. Direkt ins Herz. Meine Frau und mein Freund. Ich starrte sie an. Die Küsse. Die Hände. Die Blicke. So ein inniges Verschmelzen. Ich wandte mich ab. Und gleichzeitig ertappte ich mich dabei, wie ich doch immer wieder zu den beiden hinstarrte. Dann drehte ich mich weg, endgültig, und hastete davon, mein dämliches Kostüm hochgerafft über die Waden, um nicht zu stolpern. Ein Trottel im Flanellnachthemd.
Die Nonne, mit der ich vorher getanzt hatte, hielt mich auf. „Deine Frau?“, sagte sie. Ich schwieg. Irgendwo dahinten im Raum war unser Tisch. Vielleicht saß Babs jetzt dort im Nixenkostüm und wartete auf ihren Frank. Ich hoffte nur, sie ginge ihn nicht suchen.
Die Nonne drückte meine Hand. „Die traut sich ja was, deine Olle. Machs ihr doch nach.“ Mit Schwung zog sie mich auf die Tanzfläche und presste sich an mich. Ihre Brüste, der Bauch - wie Kissen. Sie schob ein Bein hoch bis in meinen Schritt, warf den Kopf zurück und lachte. Ich griff in ihren Nacken und küsste sie, saugte an ihren Lippen, biss hinein in das zarte Fleisch. Sie schrie auf und schlug mir spielerisch an den Kopf. Am Rand der Tanzfläche stand ein süßes Straßenmädchen mit grellem Make-up und sah uns zu. Als sie meinen Blick auffing, lächelte sie. Ich zog sie hinein in unsere Umarmung, legte meine Arme um die Schultern beider Frauen und wirbelte sie im Kreis, küsste mal links, mal rechts, mal blond, mal braun, mal sündig, mal gottgeweiht. Ich genoss die Lippen, die Körper, die Schenkel, die Brüste, den wilden Taumel, bis mir schwindlig wurde. Heftig stieß ich die Frauen von mir, fast brutal. „Sack“, hörte ich noch. Und Gekicher. Dann taumelte ich davon.
Draußen fiel Schnee. Ich blieb stehen und zwischen Ballbesuchern, Taxis und Rauchern breitete ich die Arme aus und öffnete den Mund. Ich war ein Baum, ich war Äste, ich trank Frost.
Ein Zombie rempelte mich an. „Hier Alter. Besser als Schnee saufen.“ Er drückte mir eine Flasche Wodka in die Hand und einen Schirm, dann rülpste er und stieg in ein Taxi. Ich kehrte zurück in den Saal.

Nur drei Straßen weiter war es, im Sabrosa. Carla lästerte normalerweise über meinen Hang zu gutem Essen und Feinschmeckerlokalen. Wölbt den Bauch und leert den Beutel, sagte sie immer. Aber heute hatte sie mich unbedingt hier treffen wollen. Sie saß schon am Tisch, als ich reinkam, und winkte mir zu. Vor ihr stand eine Flasche. „Champagner“, sagte sie und schenkte mir ein Glas ein. Sie selbst trank Mineralwasser. Ich hob mein Glas. „Wie kommts?“ Carla trank einen Schluck, ein Tropfen perlte über ihre Unterlippe. Sie kicherte, dann kramte sie in ihrer Handtasche. „Voila“, sagte sie und hielt einen weißen Umschlag in der Hand. Sie wedelte ihn vor meinem Gesicht hin und her, dann hob sie ihn hoch über den Kopf wie einen Siegerpokal. „Trommelwirbel“, rief sie und betonte jeden einzelnen Konsonanten, dazu klopfte sie mit den Fingerknöcheln der anderen Hand auf den Tisch. Mit einer dramatischen Geste riss sie den Umschlag auf und zog ein Ultraschallbild heraus.
„Siehst du“, sagte sie und wies mit dem Finger auf eine Stelle. „Unser Baby.“ Ihre Stimme klang hoch und silbrig. Ich sah nur einen Punkt.
Und dann redete Carla. Über Augenfarbe und Namen und Strampelhöschen und Elternzeit und wohin wir ziehen würden. Ihre Augen strahlten, als ob helle Lampen in ihrem Inneren leuchteten.
„Ich freue mich“, sagte ich.
„Jetzt freu dich doch mal richtig.“
„Aber das tu ich doch.“
Sie hob ihr Glas. „Jetzt sind wir endlich ganz.“
„Aber wir sind doch schon ganz.“
„Ach du immer“, sagte sie, „du weißt genau, was ich meine.“
Ja - das wusste ich - und dachte an Empfängnisvögeln und an die Enttäuschungen, wenn es nicht geklappt hatte, und an Tränen und Gespräche, die sich um Kinder drehten und, wenn sie beendet waren, von neuem begannen, und ich dachte daran, dass ich mir gar nicht sicher war, ob ich jetzt schon ein Kind wollte. Oder überhaupt. Aber Carlas Augen strahlten.
„Jetzt haben wir endlich eine Zukunft.“
Ich legte meine Hand auf ihre. „Alles, was du willst“, sagte ich.

Es ging ganz schnell. Als ich nach der Notoperation zu ihr durfte, lag sie noch in einem Überwachungszimmer. Schwestern huschten durch den Raum, die Türen standen offen, so dass jeder von draußen reinschauen konnte. Neben Carlas Bett lag eine Frau im OP-Hemd, die leise schnarchte. Carla hatte den Kopf zur Wand gedreht. Ihre Augen waren geschlossen. Ich ergriff ihre Hand. Sie war kalt und leblos. Ich streichelte ihre Finger. Jeden einzelnen. Als sie mich endlich anschaute, war ihr Blick leer. „Alles weg“, sagte sie.
„Ja“, antwortete ich und wusste nicht weiter.

Irgendwann kam der Herbst. Und ein Frühjahr und wieder ein Herbst.
„Wollen wir nicht mal wieder zum Markt gehen?“
„Ich habe zu tun.“
„Komm Carla, du musst doch mal vor die Tür. So kann das doch nicht weitergehen. Frische Luft, ein Glas Wein. Blauer Himmel und bunte Blätter. Das hast du doch früher so geliebt.“ Carla saß vor ihrem Laptop, irgendwelche Kalkulationen. Sie klappte den Rechner zu, als sie meinen Blick sah. Ich setzte mich neben sie und legte vorsichtig die Hand auf ihre Schulter. Carla drehte sich zur Seite, so dass meine Hand abrutschte.
„Ach Carla, Schatz.“
Sie schüttelte den Kopf. „Jetzt frag doch nicht immer.“
„Aber was ist denn nur?“
„Was mit mir ist, fragst du?“ Es klang höhnisch.
„Jetzt sei doch nicht so.“
„Ich soll nicht so sein? Wie soll ich denn sein? Wie soll man sein, wenn einem ein Kind aus dem Leib geschnitten wird?“
Hilflosigkeit überkam mich. Wie eine schwere Welle. Was sollte man darauf antworten? Dass ich das auch nicht wusste? Dass es keine richtige Antwort gab?
„Komm Carla, lass uns trotzdem los. Wir können über den Dammweg zum Markt.“
„Den Dammweg? Warum den Dammweg?“ Carla lachte.
„Du sagst doch immer, du kannst keine Frauen mit Kinderwagen sehen. Der Dammweg ist eng.“
Carla schaute mich an, Ungläubigkeit lag in ihrem Blick. Und noch etwas anderes.
„Das sagst du doch immer.“
Und dann wusste ich, was in dem Blick lag, es war Verachtung. Carla stand auf und ging hinaus. Die Tür fiel hinter ihr ins Schloss. Ich war müde.


Wann haben die Nächte begonnen zu sirren? War es, als Carla im Krankenhaus lag oder erst danach? Oder schon vorher? Ich reibe mir über die Augen. So müde. Wir leben. Jeder für sich. Zwei Hälften, die kein Ganzes sind.
Das Leuchten in Carlas Augen ist erloschen. Nur gestern Nacht, als sie bei Frank saß, da ist es wieder aufgeflammt.
Herzensprojekt hatte sie ihr Baby genannt.
Nein, Carla, ich mag keine Kinder. Und noch weniger Kinder, die sterben. Und am wenigsten mag ich Herzensprojekte.
Noch einmal reibe ich mir über die Augen. Das Grau draußen verschwimmt zu Linien und Mustern. Im Player laufen mittlerweile die Stones. Our love was like the water, that splashes on a stone.
Ich drehe mich um und schaue Carla an. Da sitzt sie. Den Oberkörper aufgerichtet. Die Sommersprossen heben sich von ihrem blassen Gesicht ab. Erwartungsvoll schaut sie mich an. Als hinge alles von diesem einen Moment ab. Alles. Sie ist so wunderschön. Selbst jetzt.
„Achim“, sagt sie. „Welche Augenfarbe habe ich?“
Ich zögere. “Graublau“, sage ich leise.
„Aha.“ Carla wendet sich ab und schaut hinaus. Ihre Hände liegen immer noch um die Tasse, bilden eine warme Kugel. Oder einen runden, kleinen Bauch.
Und dann weiß ich es. Was wird aus einem Mann, dessen Frau nur glücklich sein kann, wenn sie ein Kind hat? Die den Verlust zelebriert wie einen Gottesdienst und will, dass der Mann der Messdiener ist? Er macht sich zum Affen. Zu einem riesigen, unbeholfenen Affen.
Ich stehe auf und schalte den Player aus. Draußen beginnt es wieder zu schneien. Schwere Flocken, die den Pfad zur Straße zudecken. „Kennst du denn meine Augenfarbe?“, frage ich.

 

Hallo Novak,

nur als kurze Rückmeldung: Nun gefällt mir dein Text als Ganzes, als Einheit.

Der Rückblick hat in ihm nun seinen besonderen Stellenwert erhalten: Ich empfinde ihn nicht mehr als den befremdlichen 'Erklärblock' der ersten Version. Psychologisch gut nachvollziehbar zeichnest du den gedanklichen Weg deines Protagonisten nach, wie er beginnt, Carla, aber auch sich selber einzuordnen, beide realistischer zu sehen, wie er ihren Kinderwunsch und ihre Art, mit der Fehlgeburt umzugehen, als das wahrnimmt, was es ist: Von Anfang an ein egoistisches Unterfangen, in dem er am Ende zum töpelhaften Statisten geworden ist, in dem seine Gedanken, seine Interessen unwichtig sind, nicht wahrgenommen wurden und werden. Sein letzter Satz fasst das Resultat seiner Gedankenreise wunderbar zusammen.
Aber, indem er ihn ausspricht, zeigt sich auch sein neu gewonnenes Rückgrat. Ein sehr schönes Ende, das die Möglichkeit einer Lösung und die vage Chance auf eine gemeinsame Zukunft in sich birgt.

Tolles Copywrite.

Liebe Grüße
barnhelm

 
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Liebe Novak,

ja, jetzt ist sie rund, die Geschichte, und ich wiederhole mich gern noch einmal: So stelle ich mir Copywrite vor. Man setzt sich intensiv mit der Vorlage auseinander und dann geht's ans Werk. Es ist natürlich besonders schön, wenn man - wie es manchmal der Fall ist -sowieso schon vorher Fragen an den Ursprungstext hatte. Ich glaube, das macht den Einstieg leichter. Mir hast du eben jetzt die Fragen beantwortet, die ich auch an peregrinas Geschichten hatte.

Bestimmt bist du jetzt vom Abenteuer Copywrite angetan, wenngleich natürlich ein enger Zeitrahmen immer die große Herausforderung ist.:D. Pensionäre wie ich haben's da leichter ... oder irre ich mich da?

alles gut;)
wieselmaus

Nachtrag: Wer sagt' denn? Gerade habe ich Flieges Kommentar zu Maskerade gelesen. Da geht es also noch weiter mit der 'Mädchengeschichte'. Ganz schön spannend (für Mädchen bis ins hohe Alter).

speedy w.

 
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Liebe Anne49
Gleich zweimal hast du dich gemeldet und mehr als doppelt so hilfreich. Vielen Dank dafür, die Korrekturen aus deinem ersten Post hatte ich eh gleich eingedost, denn da hattest du einfach überall recht, und daher beziehe ich mich in meiner Antwort hauptsächlich auf deine zweite Antwort.

Du hast das sehr ausgebaut, mit dem Verlust des Kindes. Wobei ich mich jetzt schon wieder frage, ob es nicht vielleicht gut war so, wie es gekommen ist. Ob die beiden es denn MIT Kind geschafft hätten?!
Ich glaube nicht, aber was kann man da schon wissen. Für diese Frau meiner Geschichte ist ein Kind ja schon sehr "notwendig". Und so wirklich miteinander reden tun die beiden nicht.

Wieder ist etwas falsch mit meiner Stimme, zu schnell, zu langsam, zu nervös, zu sicher, als hätte ich vergessen, wie man gut und richtig spricht.
Hier frag ich mich, ob das 'gut und' weg könnte. An Adjektiven ist ja kein Mangel in diesem Satz und so vom Gefühl her würd mir 'wie man richtig spricht' genügen.
Da muss ich mal schauen. Leuchtet mir ein. Ich dachte erst, du beziehst dich auf die Adjektive insgesamt. Da wäre ich nicht mitgegangen, weil ich ja einen Grund hatte, damit will ich ja zeigen, dass es immer falsch ist, egal, wie er redet. Und seine Unsicherheit dadurch grundsätzlich geworden ist. Aber diesen kleinen Teilsatz – ja, da ist was dran. Überlege ich.

Ich habe sie gesehen gestern Abend auf dem verdammten Maskenball.
Hier nun muss ich an die Diskussion über die Funktion des Punktes denken, um den Lesefluss ins Stocken zu bringen, um Rhythmus zu erzeugen. Vielleicht auch erst ein Punkt, dann ein Komma:
'Ich habe sie gesehen. Gestern abend, auf dem verdammten Maskenball.'Diese Verunsicherung von Joachim, für mich würde es helfen, da mal zwischendurch Luft holen zu können.
Könnte man so machen, wie du es sagst, aber mir kams schon auf eine gewisse Atemlosigkeit an.

Erst, als sie sich küssten, erkannte ich die vertraute Neigung ihres Kopfes.
Ja, ich hab hier auch Probleme mit der Glaubwürdigkeit, dass er sie nicht sofort erkennt.
hell hatte das auch, aber da kann ich euch leider nicht helfen. :D

Hilflosigkeit überkam mich.
Ich bin weiß Gott nicht die Hohepriesterin des Show, don't tell, aber das hier ist Tell, gell? - von Hessin zu Hessin gesprochen und gereimt ... :D
Ja, das ist eher getellt, denn man könnte das Gefühl in seiner Verlaufsform zeigen. Aber ach je, sicherlich denke ich auch noch mal drüber nach, aber manchmal meine ich, man muss nicht jeden einzelnen Schritt zeigen. Man kann auch manchmal etwas zusammenfassen oder kanalisieren.

„Du sagst doch immer, du kannst keine Frauen mit Kinderwagen sehen. Der Dammweg ist eng.“
Und das ist schon brutal, dass er ihr das so direkt sagt! In der alten Fassung fand ich es megasympathisch, dass er mit ihr einen anderen Weg gehen wollte. Aber jetzt, ihr das so zu sagen?? Boah, ist schon fies! Willst du das so, ist das Absicht?
Ich verstehe gar nicht, warum das so brutal und fies sein soll. Aber wenn das bei dir so ankommt? Hmm, dann ist das so. Eigentlich hatte ich damit unterstellt, sie hat ihm das schon vorher mal gesagt, dass sie keine Kinderwägen mehr sehen kann. Darauf bezieht er sich ja auch. Und er denkt jetzt quasi mit. Er plant voraus, was sie einwenden könnte. Will sie einfach überreden, sich mal mit rauszugehen. Er ist pragmatisch, sachlich. Hab das bei Kerlen schon oft erlebt, dass die so sind. Bei Weiberleut übrigens auch. Also Anne, ich verstehe es echt nicht, was daran brutal sein soll. In der anderen Fassung fragt er sie gar nicht, da habe ich das allgemein geschrieben, dass er andere Wege geht. Da war das zusammengefasst, eher berichtet, wie sich die Beziehung entwickelt.
Also im Moment lasse ich diese Stelle noch so, man könnte sie ein bisschen umgestalten, klar, kann man immer, aber irgendwann muss man auch einen Schluss setzen und vor allem, und das ist das Wichtigste, es muss mir eben auch klar werden, warum ich das sollte. Ich will hier zeigen, dass er mitdenkt, dass er etwas vorwegnimmt, dass er es eigentlich sehr gut meint, aber vorschnell ist, ja, und sehr pragmatisch und dadurch ungeschickt ist, aber brutal und fies, das entnehme ich daraus einfach nicht. Ihre Reaktion, Verachtung zu empfinden, so liest er ja ihren Blick, finde ich persönlich auch sehr übertrieben, sehr egozentrisch, weil sie sein Motiv gar nicht mehr wahrnimmt/wahrnehmen will oder kann. Sie ist in ihrer Trauer untergegangen. Eigentlich wollte ich zeigen, dass alle seine Bemühungen unwirksam bleiben, eher das Gegenteil von dem hervorbringen, was er anstrebt.

Ich trau es mich fast nicht, zu fragen, aber brauchst du denn dringend die beiden Sätze mit dem Affen? Ich finde die Bilder davor so unglaublich stark, so großartig: den Gottesdienst, den Messdiener. Für mich wird das durch den Affen gleich wieder plattgetrampelt. Das ist dann der Bilder-Overkill. Ich hab das doch in der ganzen Geschichte schon erlebt, das hast du mir doch gezeigt, wie Joachim sich zum trotteligen Affen macht, wie hilflos er ist, so dass ich ihn am liebsten in dem Arm nehmen möchte.
Ach was, trauen soll man sich immer. Wo kämen wir denn da hin. Ich kann ja nein sagen. Und in einer anderen Antwort hatte ich schon mal geschrieben, dass ich mit der Stelle ein paar Probleme habe. Ja, du hast schon ein Gespür, dass da was zuviel sein könnte. :D im Moment kann und will ich es noch nicht wegmachen, aber deine Argumentation arbeitet in mir. :D

Dein Kompliment für den letzten Satz macht mich total glücklich.
Lieben Dank Anne, das ist schon wahnsinnig hilfreich, wenn jemand zweimal schaut und einem ein feedback gibt, ob die Verbesserungen auch geklappt haben.
Dankedankedanke.
Viele Grüße von Novak


Liebe peregrina
Auf deinen Kommentar war ich ja am allermeisten gespannt. Und erwartungsvoll und ängstlich. Und zum Glück habe ich dich nicht enttäuscht. Hättest du die Berge sehen können, die mir da vom herzen gepurzelt sind, du hättest einen Lift drauf bauen müssen, so hoch waren die.


Das war eine kluge Entscheidung, die KG aus Achims Sicht aufzurollen. Und ich denke und hoffe, dass du damit seine Ehre gerettet hast. Er hat die Chance bekommen, zu einem greifbaren, sympathischen Mann zu reifen.
Ja, die Entscheidung war wahrscheinlich irgendwo logisch. Weil man das männliche Pendant zu der Tragik ausmalen will. Ich fand, die Geschichte schrie danach. Aber das ging auch nur so gut, weil deine Geschichte eben so viele spannende Elemente enthält. Der Konflikt als solcher war das schon. Ich fand das beim Kopieren dann irre, wie man die Personen wahrnimmt, wenn man die jeweils andere Perspektive wählt und die Eckpfeiler der Geschichte, die Grunddaten ein wenig in diese Richtung dreht. Schon wird eine Person von Grund auf anders wahrgenommen. Ob mir das hier gelungen ist oder nicht, keine Ahnung, aber darum geht es mir auch gerade gar nicht, sondern darum, dass ich glaube, das ist mit eine Sache, die ich am Schreiben so ungemein spannend und wichtig finde. Eben dieses Perspektivische. Ich denke mir manchmal, dieses bewusste Schlüpfen in eine einem eigentlich fremde Perspektive kann den Horizont ganz schön erweitern, einen vielleicht auch toleranter machen? Ja, manchmal frage ich mich das. Aber ich schweife ab.

(In meinem Text steht er ja mehr wie ein dummer August da und ich kann mir nicht vorstellen, dass ich so gekonnt in seine Gedankenwelt hätte schlüpfen können.)
Das glaube ich nicht, du hast nur die andere Perspektive gewählt, weil du das so wolltest. Aber können tätst du das auch. Das merkt man an deinen Texten. Ich denke mir, die Frau aus deiner Geschichte muss ihn ja aus ihrer Sicht als ignorant wahrnehmen.

Beim ersten Lesen war ich sehr gerührt, mit wie viel Einfühlungsvermögen du die Stimmung, die Schwingung zwischen dem Paar getroffen hast. Da ist für mich nichts Fremdes, sondern nur Vertrautheit im Umgang miteinander. So hab ich die beiden während des Schreibens gesehen und das weiß ich noch genau, weil ich immer noch unter dem Eindruck stehe, ist ja noch nicht sooo lange her.
Ich hab mich wahnsinnig gefreut über diese Einschätzung, aber ich bin mir nicht sicher, ob das jetzt noch so siehst. Durch die neuen Szenen ist die Frau ja doch schon etwas mehr in die Richtung getrieben, dass sie im Kind ein Ideal sieht und wenig Gespür hat für die Schwingungen, die er aussendet. Obwohl, ein Gespür hat sie schon, sie will es nicht wahrnehmen.

Schönes Ende übrigens, erst der Erkenntnisprozess ein Affe zu sein, dann der Übergang zum aufrechten Gang. Die Frage, ob denn Carla seine Augenfarbe kennt, das hat was von entschlossenem Ruder rumreißen. Gefällt mir.
Ja, so war es gemeint. Ich bin froh, dass es so ankommt. Wenn etwas den beiden hilft, so denke ich mir meine Geschichte, dann wohl nur, wenn sie anfangen, auf Augenhöhe miteinander zu reden.

Peregrina, ich danke dir fürs Lesen, fürs motivierende Lob und ich muss es nochmal sagen, ich bin einfach froh, dass ich deine Geschichte kopieren durfte. Es war einfach eine meiner Lieblingsgeschichten von dir. Und noch eine Sache. Ich mag den Schluss meines Copys so sehr. Diese Umdrehung der Frage. Aber ganz ehrlich, ohne dich wär das nie und nimmer möglich gewesen. Das ist eben auch ein wichtiges Lehrstück für mich. Danke dafür.

Liebe Grüße zurück von Novak


Liebe barnhelm
auch dir dankedanke danke. Ich antworte dir auch (der Kürze halber) gleich auf beide Kommentare. Du hast dich ja auch zweimal gemeldet. Und das hat für mich dann auch schon gleich noch ein bisschen mehr die Überarbeitung gelohnt.

Das Ende und die Perspektive an sich gefielen dir ja von vorneherein. Du schriebst im ersten Kommentar, dass der Schluss gut sei, so wie er gemacht ist. Und das war für mich dann schon mal ein wichtiger Punkt, dass er ankommt als Entschluss des Mannes. Als ein Wendepunkt zum Bisherigen. Auch mit der Perspektive an sich hattest du kein Problem, sondern der Mann hatte Kontur bekommen. Also komme ich mal auf den Hauptpunkt und auf den ersten Gedankenschub, den du ausgelöst hattest mit dem Hinweis auf den monolithischen Block. Erst hatte ich ein bisschen rumgerätselt, ob du auch die Ballszene meinst. Das hätte ich nicht so verstanden oder teilen können. Aber du schreibst dann das hier:

Auf mich wirkt dieser Absatz in dieser Form und in diesem Zusammenhang etwas unecht und hölzern. Das sind nicht seine Gedanken, das ist ein Bericht über das Vorangegangene.

Besonders an dieser Stelle habe ich mich gefragt, wem er das eigentlich erzählt.
[BIm letzten Winter hätte unser Kind kommen sollen.
Ich kannte den Blick, den Carla dem Piraten geschenkt hatte. Ich kannte ihn von jenem Abend im Juni. … Wir gingen nicht mehr die Fuhrstraße zum Markt, sondern den Dammweg, weil dort weniger Kinderwägen waren, ich lernte kochen und Carla schweigen. Ich lernte, das Wort „Kind“ zu meiden und ich lernte, dass das falsch war. [/B]

Da bin ich ins Nachdenken geraten. Gemerkt hatte ich ja eh schon, dass das eher zusammenfassend ist, als erzählt. Und die Hinweise von hell und Peeperkorn haben dann bestätigend gewirkt. So richtig gerafft hatte ich es hier aber noch nicht, was da gefehlt hat. Über die Lösung dazu habe ich recht üppig nachgedacht. Ich hab dann die Lösung gewählt, Szenen zu zeigen, die diese Wandlung, die in ihm passiert, verdeutlichen.
Über deine zweite Rückmeldung war ich dann saufroh.
Der Einfachheit hallber zitiere ich mal deine Interpretation:

Der Rückblick hat in ihm nun seinen besonderen Stellenwert erhalten: Ich empfinde ihn nicht mehr als den befremdlichen 'Erklärblock' der ersten Version. Psychologisch gut nachvollziehbar zeichnest du den gedanklichen Weg deines Protagonisten nach, wie er beginnt, Carla, aber auch sich selber einzuordnen, beide realistischer zu sehen, wie er ihren Kinderwunsch und ihre Art, mit der Fehlgeburt umzugehen, als das wahrnimmt, was es ist: Von Anfang an ein egoistisches Unterfangen, in dem er am Ende zum töpelhaften Statisten geworden ist, in dem seine Gedanken, seine Interessen unwichtig sind, nicht wahrgenommen wurden und werden. Sein letzter Satz fasst das Resultat seiner Gedankenreise wunderbar zusammen.
Dass es egoistisch ist, sehe ich auch so. Die Frau meiner Geschichte sieht eigentlich nichts anderes als ihren Wunsch. Und vielleicht ist das auch mit ein Grund, weshalb sie sich so schlecht von dieser für sie schädlichen Trauer lösen kann. Aber zu dem Unterfangen, also der Wunsch nach einem Kind, gehören ja in der Regel zwei. Und da konnte die Situation so stark auch nur sich zuspitzen, weil er nichts sagt. Eigentlich nie. Er teilt den Kinderwunsch so star wie sie von vorneherein nicht. Aber er sagt ja auch nie so recht was dazu. Und warum er sich so verhält, das bleibt im Dunkeln. Es könnte sein, weil er sie so liebt, dass er ihr letztendlich keinen Wunsch abschlagen will. Ich habe eher diese Fassung gewählt. Es könnte auch sein, dass das Familienideal (nur mit Kind ist man "echt") auch ein wenig in ihm wirkt. Zumindest kann und weiß er nichts dagegenzusetzen. Es ist eher eine Abwehr, keine Auseinandersetzung.
Das ist oft nur angedeutet oder als Subtext zu bemerken, aber was ich halt zeigen wollte, man muss sich ja auch zum Tölpel "machen" lassen (wollen). Und um diese Wandlung ging es mir. Ob dann sein Entschluss tragfähig wird, ob es klappen wird, der Beziehung einen neuen Inhalt zu geben, keine Ahnung.

Barnhelm, das Copy hat einfach Spaß gemacht, wenn es für mich auch in eine sehr intensive Zeit gefallen ist, privat gesehen. Man merkt das ja auch, wie sehr ich insgesamt mit allem im Rückstand bin. Mit den Antworten – das ist bei mir nichts Neues, aber eben auch mit den Kommentaren zu den anderen Geschichten. Da bin ich sonst viel viel schneller. Aber es war trotz des Zeitdrucks sehr spannend für mich. Ich glaube, das Wichtigste, was ich mal wieder gelernt habe, war, dass man sich seinen Plan, sein Motto, einfach immer wieder klar machen muss. Jetzt hattet ihr mir geholfen. Beim nächsten Mal schaffe ich das vielleicht hoffentlich wieder alleine. Denn eigentlich weiß ich das ja nur zu gut. Aber auch wenn nicht. Ich bin grad mal wieder recht begeistert von der gegenseitigen wunderbaren Unterstützung.
Liebe Barnhelm, vielen Dank für alles.
Viele Grüße von Novak

 
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Lieber Friedrichard,

Ja der Lennon, es ist schon erstaunlich, wie gut seine Texte sind – und wie kritisch. Ich bin auch immer wieder erstaunt, welche Liedtexte dir zu den Geschichten einfallen. Ich könnte das gar nicht, wie machst du das eigentlich?


Routine ist ein gefährlicher Begleiter, vielleicht sogar "Gefährder" und potentieller Tod einer lebendigen Beziehung, selbst wenn Routine das Leben an sich einfacher macht,
Und manchmal ist sie auch Rettungsanker, ein wenig hatte ich das auch hier intendiert.

Du kriegstden Geschlechtertausch hin, als wärstu selbst mal ein Bursche gewesen (wobei mir einfällt, dass ich bei unserer ersten Begegnung hierorts -
Mann, das ist ein echt tolles Kompliment. Ich weiß noch, wie Herr Lollek, erinnerst du dich noch an den? In einer Geschichte mal sagte, mein Protagonist sei ein echtes Weichei. Also ich finde das schon schwierig, wenn man perspektivisch das Geschlecht wechseln muss. Wenn ich aber auch ketzerisch behaupte, dass es manchmal leichter ist, sich da durchzuwursteln, wenn die Leser nicht wissen, was der Autor selbst ist. Männlein oder Weiblein. Aber klar, das ist natürlich ganz arg ketzerisch. :)

Die Konjunktive habe ich verbessert oder sie sind einer Streichung (des Gesamtsatzes) zum Opfer gefallen. Ansonsten geht es mir da oft, dass ich einerseits genau weiß, wie er gebildet wird, ich entscheide mich dann trotzdem ganz explizit dagegen, weil es mir gerade in der Ichform unnatürlich vorkommt. Zumal, wenn der Protagonist, der Erzähler, kein Mensch ist, der voll korrekt redet. Personal erzählt, aber in der Erform eben fiele mir das deutlich leichter. Von daher ist dein Konjunktiv-Hinweis immer ein kleiner Anreiz für mich, mich einfach noch mal selbst zu prüfen.
Ganz anders war das aber mit den Kinderwägen. Das muss ich echt mal erzählen. Weißt du, dass ich zuerst nicht den leisesten Schimmer hatte, was du überhaupt meinst? Ich dachte ganz ernsthaft (seit mittlerweile Dekaden), dass das der korrekte Plural des Wortes Kinderwagen ist. Ich musste echt erst mal nachgucken, um dir zu glauben. Ich hab dann noch ein bisschen weiter geforscht und gemerkt, dass es dazu einen Plural 2 gibt. Ich schick dir mal den Link.
[url]https://de.wiktionary.org/wiki/Kinderwagen[/URL]
Kinderwägen wird im Süddeutschen verwendet.
Ich habe es trotzdem durch den Plural 1 ersetzt, weil das einfach gebräuchlicher ist.

Das "über die Stirn streichen" habe ich so gelassen. "Streicheln" – da sträubt sich alles in mir. Der Kerl ist in dem Moment zu keiner zärtlichen Regung wie streicheln fähig. Er wäre mit dem Finger über die Falte gefahren, mehr bestimmt nicht, weil er viel zu viele Aversionen hat in dem Moment. Und er kanns ja dann auch noch nicht mal.

Alles andere habe ich schon verbessert.

Lieber Friedel, ich danke dir sehr für dein genaues Lesen, für deine Gedanken und deine lieben Worte. Das tut einfach oft gut.
Wir sehen uns (hoffentlich) bald bei deinem Copy. Ich freue mich schon drauf. Es ist bestimmt so ganz und völlig anders als alle anderen Texte. Und genau darauf freu ich mich wie gesagt.
Liebe Grüße von Novak


Liebe Rina Wu, das fand ich schön, dass du mal wieder hier bist. Es hat mir leid getan zu hören, dass du momentan belastet bist. Ich wünsch dir einfach mal alles Gute und viel Kraft, wofür auch immer.

ich empfinde deinen Text wie eine schwere Decke, die sich beim Lesen über die Schultern legt. Mich trifft sowas immer mitten rein, dieses Thema der gescheiterten Beziehung, die sich beide Partner aber noch nicht eingestehen möchten.
Ich glaube, das berührt einen so, weil es etwas ist, das jeden von uns trifft, getroffen hat oder treffen wird. Und das oft mehrmals. Man kennt ja die Tragik, die Umbrüche, die das mit sich bringt. Und dass das ganze Leben sich manchmal dadurch völlig umkrempelt. Die schwere Decke beim Lesen ist ein schönes Bild dafür.

Bei mir war es tatsächlich so, dass ich mit Achim mitgefühlt habe. Die Frage ist ja, was kann er tun, um Carla mit ihrem Kummer zu helfen? Klar, man kann einerseits sagen, er stellt sich dumm an mit seiner Küchenpsychologie, andererseits ist es auch schwierig, für eine solche Situation die richtigen Worte zu finden. Sagt man also besser nichts mehr? Dann ist die Gefahr groß, sich noch weiter voneinander zu entfernen. Was ich sagen will: Ich verstehe seine Hilflosigkeit sehr gut.
Ja, das ist so, es gibt Situationen, da ist alles falsch. Egal, was man macht. Da kann man noch so mitfühlend sein oder so versiert im Reden. Ist schön, dass das für dich zum Ausdruck gekommen ist.

Was Carla durchmacht, kann er natürlich nicht wirklich nachempfinden. Einfach, weil er so etwas NIE selbst erleben wird. Erleben kann.
Nein, kann er nicht. Aber es wird auch Situationen geben, wo umgedreht Carla sein Leid nicht nachvollziehen kann. Ich will das nicht verharmlosen, aber ich will einfach sagen, dass – egal, was es ist - es Mitgefühl braucht. Von der einen Seite, aber eben auch die Bereitschaft, sich mit seiner Trauer und seiner Situation auseinanderzusetzen von der anderen Seite.

Ich empfinde Carla als anstrengend. Ja, sie hat etwas erlebt, was schmerzhaft ist und sie geprägt hat, aber muss das alles von Achim aufgefangen werden? Ich bin mir nicht sicher, was sie verlangt. Ich persönlich denke, egal um was es geht, die meiste Arbeit muss man mit sich selbst leisten. Man selbst muss die Dinge verarbeiten, die einen bedrücken. Ich glaube, von dem Partner oder Freunden zu erwarten, dass sie dabei helfen können oder alles auffangen sollten, ist falsch. Man kann Unterstützung erwarten, aber verarbeiten muss man das ganz allein.
Ja, das sehe ich auch so. Ich bin manchmal erstaunt, wie das Schreiben von Geschichten einen manchmal dazu bringt, sich eine Sache klarer zu machen. Man denkt so schnell, der Partner müsse alles verstehen und/oder mitempfinden. Aber ich denke das wie du, man kann nicht erwarten, dass jemand anderes einem die Situation löst. In dem Fall von Carla hier aus meinem Copy wäre es für sie wahrscheinlich besser gewesen (und damit für beide) wenn sie sich professionell hätte helfen lassen. Ich glaube mit mancher Situation ist ein Mensch einfach überfordert, die Carla hier in meiner Geschichte ist nicht in der Lage, aus der Trauer rauszukommen. So will ich sie zumindest zeichnen. Und das ist anstrengend, weil sich dann jemand in seinem Elend auch umtreibt und sehr vorwurfsvoll und moralisch wird dem anderen gegenüber. Aber das alles führt jetzt zu weit. Aber du siehst, auch bei mir geht so einiges im Kopf los.

RinaWu, danke auch für das Nennen der schönen Stellen. Die Stelle mit dem Baum und dem Frost trinken, ich liebe die selbst. Das sind manchmal so Perlchen (sag ich dazu) wo ich einfach nur dankbar bin, dass das manchhmal einfach so über einen kommt.
Für das schöne Ende aber gebührt Peregrina der Dank. Ohne ihren Originaltext wäre ich nicht darauf gekommen, die Frage umzudrehen.

Liebe RinaWu, vielen Dank für deinen Besuch und deine Gedanken. Ist immer schön, wenn ich deinen namen unter einer Geschichte lese.

Lieben Gruß von Novak

Und jetzt kommt der Mann, der mir am meisten zu denken gegeben hat. Lieber Peeperkorn, ein großes, ein sehr großes Dankeschön für deinen Kommentar.
Es ist einfach so, dass du nicht nur sehr analytisch an einen Text gehst, du bist auch in der Lage, das so klar zu machen, dass man als Autor merken kann, wo der Has begraben ist. Man merkt halt daran, wie sehr du deine eigenen Geschichten gewohnt bist zu durchdringen und zu untersuchen und in ihrer Wirkung zu beurteilen. Du kannst auch die Wirkungszusammenhänge erklären und verdeutlichen. Und das alles ist einfach meisterlich. Zu dem Problem, das ich mir mit der Geschichte selbst gemacht habe, habe ich ja in der einen längeren Antwort schon was geschrieben. Ich bin wirklich erst durch deine Nachfragen darauf gestoßen, dass ich hier die Prämisse aus den Augen verloren hatte bzw. Sie mir gar nicht richtig klar gemacht habe. Ein handwerklicher Fehler, der mir eigentlich hätte auffallen müssen. Aber ist halt nicht.
Ich hatte schon ein komisches Gefühl bei den Rückblenden, weil die auch weniger auserzählt, denn zusammenfassend geschreiben waren.
Also tausend Dank.

Dass dir die Maskenballszene gut gefallen hat, hat mich saumäßig gefreut, ich war mir nicht ganz sicher, wie sie in dem Zusammenhang wirkt, du hast mir da ein wenig Sicherheit gegeben.

Ob ich allerdings dein Problem mit dem "Gemachten" des Textes, also die Übergänge und die Musikeinsprengsel etc. ausgeräumt habe, glaube ich zwar nicht, ich hab manchmal ein bisschen was gemildert oder gekürzt, aber ob das das Problem ernsthaft ausräumt. Okay, das weiß ich nicht, glaube ich auch nicht.
Aber wie auch immer, in dem anderen Bereich hast du mir total weitergeholfen.

Das ist, wage ich mal zu behaupten, eine klassische Art und Weise, eine Geschichte aufzuziehen, und daran ist bestimmt nichts verkehrt.
Hier aber hatte ich das Gefühl, mir als Leser wird der Kopf unters Wasser gedrückt, damit ich auf den Grund blicken kann:
Ja, kann ich nachvollziehen, aber ich weiß auch nicht so recht, wie ich das wegkriegen soll. Ich kann nur festhalten, eine der Stellen, diese hier:
Ich kehrte zurück in den Saal.
Im letzten Winter hätte unser Kind kommen sollen. (...) In ihrer Hand hielt sie ein Ultraschallbild.Das fand ich dann wieder weniger gelungen.
ist ja durch meine Überarbeitung abgeändert und die getellte Passage ist durch Szenen ersetzt worden. Und ich denke, das war für das Problem eine zentrale Stelle. Vielleicht (hoffentlich) hat sich dein Eindruck dadurch etwas relativiert.

Falls du hingegen gar nie die Absicht hattest, den Text so aufzuziehen, wie ich das jetzt dargestellt habe, du gar kein Aufdecken von Hintergründen intendiert hast, sondern diese zweite Schicht, das verlorene Kind, von Anfang an mitschwingen lassen wolltest, dann frage ich mich, was genau der Fokus des Textes ist. Wie Achim mit der Situation umgeht? Womöglich. Dann aber braucht der Text eher lange, bis die Sachen ausgelegt und die Situation dargestellt ist. Wenn Achims Entwicklung hin zur Selbsterkenntnis dargestellt sein sollte, dann käme dies eher zu kurz. Die Wendung am Ende wird ja nicht ausgearbeitet, eher angedeutet, wirkt eher wie eine Pointe des Textes, nicht als dessen Fokus.
Das war es, das hatte mir die Augen geöffnet. Das Ende kommt wie eine Pointe. Muss ja wie eine Pointe kommen, so wie es bisher gebaut ist. Ich hatte einfach den roten Faden und das, was ich erzählen wollte, aus den Augen verloren. Peeperkorn, ich kann nur hoffen, ich hab durch die Überarbeitung in deinen Augen nichts verschlimmbessert. Aber wenn doch – wenigstens habe ich es probiert.
Tausend tausend Dank, wieder einmal für deine Textanalytik, deinen scharfen Blick und deine so wunderbar konstruktive und wohlwollende Art, einem das zu erklären.
Einen ganz lieben Gruß von Novak


Und jetzt zu dir, lieber hell.

Ich bin gespannt ob und wo du an deiner Geschichte feilen wirst.
Aber natürlich feil ich!!!!
Erst mal hatte ich alle stilistischen Knüddelchen rausgefriemelt und dann bin ich noch an die inhaltliche Überarbeitung gegangen. Und ich hab sooooo biel geändert, das kannst du dir gar nicht vorstellen. Aber soll ja auch so sein, wenn der Kommentator recht hat.


Manche Nächte sirren in einem Ton, der sich tief in den Verstand gräbt.
Das liest sich schön, ja, aber ich bekomme diesen Ton im Kontext leider nicht zu hören. Auch nicht im übertragenem Sinn. Der schöne erster Satz steht für mich irgendwie recht isoliert im Raum, finde ich.
Das ist eine der wenigen Stellen, die ich so gelassen habe. Aber ich habe das Sirren der Nächte stärker in den Text einbezogen. Das taucht jetzt später noch einmal auf.

Du schreibst:

... zudem hat er Gedanken wie "Manche Nächte sirren in einem Ton", "wie eine von Firnis überzogene Maske", "Ich war ein Baum, ich war Äste, ich trank Frost", und er sagt den letzten Satz, der ihn sehr verletzlich und sensibel wirken lässt. Und auf der anderen Seite wirkt, spricht und verhält er sich, ja, dumpf irgendwie, geistlos und plump. Ich finde die Figur einfach widersprüchlich. Falls du ihn so angelegt haben solltest, fehlt mir ein Bindeglied, das mir Achim nachvollziehbarer machen, mir die Zerrissenheit näherbringen könnte - was mir die Figur glaubhafter erscheinen ließe. Vielleicht ist der Text auch zu kurz, ich weiß nicht. Ach, keine Ahnung, ob du verstehst, was ich meine.
Ja, das war so angelegt. Ich will ihn widersprüchlich haben. Grundsätzlich ging es mir darum, einen Kontrast herzustellen zwischen seinem Innenleben und dem, was er sagt. Ein bisschen in die Richtung, dieser Mann hat verlernt zu sprechen. Ob das jetzt greifbarer geworden ist durch die weiteren Szenen, das kann ich nur hoffen. Ich zumindestens empfinde es aber so.

Was und wie er denkt, finde ich teilweise nicht geschlechterspezifisch genug (klar, mag ein Vorurteil sein),
Nix da!

So, was habe ich alles abgeändert. Du siehst es beim Nachlesen ja eigentlich selbst, aber vielleicht hast du keine Lust mehr, es genau zu prüfen.
Also – die Sache mit der Maske – die kleine, tiefe Falte ist weg, als die Adjektive meine ich – der Satz mit dem im Schlaf sprechen – ohhh, so viel, ach, vielleicht zähle ich besser auf, was ich NICHT geändert habe.

Grad richtig ... Bissel weiß bist du halt nach der Tanzerei. Aber sonst. Geht doch ... Bin hungrig ...
Das ist die erste wörtliche Rede von ihm, und klar, du willst ihn hier begründeterweise einsilbig halten, aber das ist schon sehr einsilbig, wirkt schon etwas grenzdebil. Ich würde mir da etwas mehr Fleisch auf den Rippen wünschen. Sonst wundert mich schon deswegen überhaupt nicht mehr, dass sie mit Frank rummacht.

Das hab ich nicht geändert. Mal davon ab, dass ich dich ganz schön gemein finde. Nur weil er ein bisschen schlampig spricht, gleich betrügen. Aber deswegen hab ichs natürlich nicht gelassen, sondern ich find das passend. Grund s.o. der Kontrast.

... umschließt die Tasse mit beiden Händen, formt eine Halbkugel, ganz fest, ganz eng ...
Ich kann nerven, ich weiß, aber wolltest du den Bezug so? Sollte das Feste und Enge nicht eher das Umschließen näher erläutern?
Hab ich gelassen, weil meiner Ansicht nach der Bezug beim Lesen auf die gesamte Handlung bezogen wird.

Dann führt sie die Handtassenkugel zum Mund und schlürft.
Ich weiß, Novak, du machst das gerne, und du kannst das auch wirklich gut, aber so denkt und erzählt kein Mann. Never ever - behaupte ich jetzt einfach mal.
Hä? Was mache ich gerne, ich versteh das grad nicht. Und meinst du ernsthaft, ein Mann käme nicht auf Handtassenkugel? Meinst du das wäre geschlechterspezifisch? Ich fass es nicht. Aber gut, vielleicht ist das so. Trotzdem kann ich das mir selbst nicht antun, das rauszuschmeißen, nur weil Kerle so fantasielos sind. :D

Ich dachte erst, was für ein schönes, verliebtes Paar, und sie passen so gut zusammen, der Pirat und die Frau mit dem Tüllhütchen. Erst, als sie sich küssten, erkannte ich die vertraute Neigung ihres Kopfes
Finde ich unglaubwürdig.
Nee, das bleibt, ist noch eine Stelle, die ich lassen will. Hab ich selbst mal so ähnlich erlebt. Ich arbeite da gerade ein Trauma ab. Nee, ist gelogen, aber es klingt gut.

Vielleicht saß Babs jetzt dort im Nixenkostüm und wartete auf ihren Frank. Ich hoffte nur, sie ging ihn nicht suchen.
Babs erwähnst du genau ein mal. So, als wenn du sie unbedingt erwähnen müsstest, wegen der Vorlage. Ich würde sie weglassen.
Und, wieso hoffte er das? Wäre doch nachvollziehbarer, wenn er sich das Gegenteil wünschte, oder? Welchen Grund hat er denn, Frank zu verzeihen, zu schonen, zu schützen? Ich finde das nicht angelegt im Text.
Die Babs habe ich nicht wegen der Vorlage reingebaut. Ich bin noch am Überlegen, ob sie gänzlich rausgeschmissen wird, ich wollte die Beziehungen, also das Freundschaftsverhältnis zwischen ihnen zeigen. Der Satz, dass er hofft, die geht den Frank nicht suchen, kann man übrigens auch andersherum auslegen, und so war er auch gemeint. Dass er wegen Babs Angst hat, dass sie suchen geht. Nicht wegen diesem blöden Frank. Er will nicht Frank schützen, sondern Babs. Und damit wollte ich eigentlich seine freundliche, überlegende Art zeigen. Das war der zweite Grund, weshalb ich den Blick auf idesen Tisch eingebaut habe.

Der Rest ist eh geändert oder ersetzt. Und dein Hinweis, im Moment würde nicht gezeigt sein, dass er der Messdiener ist, sondern dass sie mit Frank rumgemacht hat, hat mir die Augen noch ein bisschen mehr geöffne. Barnehlm und Peeperkron hatten schon Vorarbeit geleistet. Und ich konnte jetzt in dem komprimierten Hinweis klarer sehen, dass die Geschichte eine falsche Gewichtung hat.

„Kennst du denn meine Augenfarbe?“, frage ich.
Der Schlusssatz ist toll. Der gibt dem Ganzen diese bestimmte Wendung, der gibt mir eigentlich erst den tieferen Einblick in Achim.
Ich hoffe, der tiefere Einblick ist jetzt noch deutlicher unterfüttert.


Lieber hell, danke für deine Genauigkeit, sag bitte nie wieder, du seist kleinlich, das ist ganz wunderbar, wie sehr ich deinem genauen Blick vertrauen kann. Das ist was Tolles und nichts Kleinliches. Ich selbst kann das nicht in der Genauigkeit wie du. Beim Inhalt merke ich immer sehr viel, bin sehr aufmerksam, wenn ich anderer Leute Texte lese. Aber wenn es um Bezüge, um Stil oder Sprachholperer geht, brauche ich nicht nur viel Zeit, besonders bei meinen Texten, sondern muss auch in einer sehr komischen Art lesen, so ganz konzentriert auf einen bestimmten Fokus, also nach Wiederholungen scannen, Bezüge kontrollieren etc. So mit Stilelement-Augen. Das erfordert nicht nur viel Zeit, sondern auch eine hohe Konzentration, die ich nicht immer habe. Zudem lasse ich Texte oft eine ganze Zeit lang vor sich hingammeln und les den für eine Woche oder länger gar nicht mehr. Und erst dann kann ich wieder diesen Spezialblick anstellen. Hier jetzt hatte ich den Text zwar mehrfach überarbeitet, mindestens fünfmal. Aber bei meinen sonstigen Texten sind die Überarbeitungsschritte gut und gerne doppelt so viele, wenn das man reicht.
Manchmal wäre Papyrus wohl nicht schlecht, denke ich manchmal. Aber noch sträube ich mich dagegen.
Bei dem Einstellen dieses Textes hatte ich weder die Muße dazu noch die nötige Konzentration. Von daher war dein Eindruck, dass ich unter Zeitdruck geschrieben hätte, auf jeden Fall eine richtige Wahrnehmung.

Lieben Dank noch einmal für alles.

Viele Grüße von Novak

 

Manche Nächte sirren in einem Ton, der sich tief in den Verstand gräbt.

Ich frage mich, warum ist das so? Das ist ein toller Einstieg, aber da weckst du was, und dann will ich mehr wissen? Was sind sirrende Nächte? Warum graben genau die sich in den Verstand? Was genau passiert da? Ein guter, präziser Satz. Sonst top.

Schweiß überzieht ihr Gesicht. Schön ist es – und fremd - wie eine von Firnis überzogene Maske.

Tolles Bild, zweimal überziehen/überzogen. Mach doch einen Satz draus. Besserer Sound, denke ich, was meinst du?

Und mehr noch fürchte ich zu verstehen, was sie sagt.
Ist geschickt gemacht, ein Cliffhanger fast. Aber ich würde das rausnehmen. In dem Satz davor steckt das alles drin, nicht explizit, aber subtil. Warum fürchtet sie sich? Furcht ist stark. Der Rest sorgt für eine Beunruhigung beim Leser. Finde ich.

Alles wie immer am Wochenende. Muss ja weitergehen.

Lieber elliptisch erzählen. Auslassen. Fände ich hier besser, passender. Nicht zu schnell auf den Punkt kommen. Die Situation langsamer entfalten fände ich schöner. Und: du hast doch ein total starkes Bild mit der Schnittwunde - sagt alles, entpackt die Atmo sehr schön. Unaufmerksam, abgelenkt, der Leser denkt: Warum?

Auf jeden Fall gute Musik. Nur der Text ist dümmlich. Obwohl, denke ich, manchmal passt er. Auf Frank zum Beispiel. Oder auf mich.

Das Songzitat spricht für sich. Sonst verrätst du zuviel, finde ich. Lass den Leser ruhig an der langen Leine, er folgt dir. Er will wissen, was da Sache ist.

„Bin hungrig“, sage ich.
Finde ich gut, aber noch besser, wenn er sie fragen würde. So wirkt es sehr selbstzentriert, und im Grunde will er ja ein wenig schleimen.

Carla erhebt sich abrupt und schenkt sich Kaffee ein.
Erheben klingt so dramatisch. Ich würde das vielleicht nüchterner machen, klarer gestalten, und auch mehr die Handlungen sprechen lassen.

Mit so heftigen Bewegungen, dass die Kanne scheppert.
Die heftigen Bewegungen raus. Weil: Carla steht auf und schenkt sich Kaffee ein. Die Kanne scheppert. Oder so. Da nimmst du diese bewertende Nähe heraus. Du schenkst dem Leser diese Ebene sozusagen. Er konstruiert sich diese Stimmung, er sieht das wie ein Film vor sich ablaufen.

Die Szene mit dem Maskenball ist schwierig. Mich stört die zweite Frau, die ihn da so schamlos anbaggert. Das wirkt nicht authentisch. Ich würde mir mehr Voyeurismus von ihm wünschen. Er sieht etwas, was die beiden ja nicht mehr haben, eine totale Demütigung, und er kann sich aber nicht abwenden. Total intensive Szene. Diese zweite Frau wirkt überfrachtet, auch so deus ex machina, eine direkte Rache sozusagen, die aus dem Himmel fällt. Vielleicht auch die Szenen, die danach kommen, irgendwie da reinschneiden, wie ein Delir, eine stream of conciousness, Schnitt auf Schnitt, Erinnerung auf Erinnerung, und dann wieder zurück zu dem Küchentisch, zu dieser seltsamen Ruhe.

Es ging ganz schnell.
Ich glaube, wenn ich es so bedenke, wäre dieser Absatz, der danach folgt, mein Anfang. Ich kann dir gar nicht so genau sagen, warum. Aber etwas passt in diesem Text nicht, er ist nicht richtig gewichtet, vor allem gegen Ende hin. Da ist diese harmlose Affäre eine Gegenwicht zum Kinderwunsch und kann dadurch aber nur verlieren. Im Grunde haben sich beide schon verloren, nur wird ihm das durch diesen einen Augenblick wieder und vollumfänglich bewusst. Da fehlt mir etwas. Wie es mit war bevor das alles losging. So ist da nur die Abwärtsspirale, die er empfindet, ein Entgleiten, ein Faß ohne Boden. Ich würde mir ein Gegenwicht zu dieser Negation wünschen, dem Leser zeigen, auch die beiden waren mal so glücklich wie sie jetzt mit Frank in diesen entrückten Momenten.

Draußen beginnt es wieder zu schneien. Schwere Flocken, die den Pfad zur Straße zudecken. „Kennst du denn meine Augenfarbe?“, frage ich.

Bester Satz. Es müsste noch ein Thread für beste letzte Sätze geben. Dieser hier würde ihn sicherlich anführen.

Also, liebe Novak, ein Text, der berührt, der die Einsamkeit der Menschen, ihre Enge, das Schicksalshafte unglaublich gut einfängt. Einige Sachen sind mir beim Lesen aufgefallen, aber wie gesagt, ist alles Geschmack und du kannst dir nehmen, was du okay findest.

Gruss, Jimmy

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo kayoshi
wir kennen uns noch nicht, umso mehr habe ich gefreut, dass du in mein Copy reingeschaut hast.
Und – na klar, über wohlwollende Kommentare freue ich mich natürlich. Ich freue mich, sehr sogar, dass dir meine Umsetzung des schweren Themas zugesagt hat.
Über diese Zusammenfassung hier musste ich ziemlich lachen, das mochte ich, weil ich genau wusste, woran ich bin:

Ich hab die Geschichte ungefähr so gelesen: Häkchen, Häkchen, Häkchen, Dicke-Eier mag ich nicht, Häkchen, Häkchen, Häkchen, was?, Kaleo kommt doch nicht aus Island!, Häkchen, Wägen?, guck ich gleich mal bei Duden nach, und dann bis zum Ende durchgehend weitergehende Häkchen.
Aber die dicken Eier lass ich trotzdem drin. Ich kann das zwar nachvollziehen, dass man den Ausdruck als komisch empfindet oder gar als einen Bruch, aber ich mag sowas ja gerade. Und ich charakterisiere den Protagonisten damit natürlich auch ein bisschen, wenn ich ihn lieber in einem Flanellhemd zum Fasching gehen lasse, denn als Pilot oder Pirat. Und ihn das auch mit dem entsprechenen Ausdruck niedermachen lasse. Und am liebsten wäre ihm der Arthur Dent aus "Per Ahalter durch die Galaxis" gewesen. Ein bissel verloren muss er sich sowieso gefühlt haben, in seiner Situation, da ist so ein Reisehandtuch mit dem man sogar durchs All driften kann, sehr zweckdienlich. :)
Freut mich auch, dass du die Tanzszene mochtest. So ein Eifersuchtsanfall kann ganz unerwartete Reaktionen auslösen. :)

Vielen Dank, kayoschi, dass du vorbei geschaut hast. Und wie schön, dass du so viel kommentierst. Da merkt man, jemand meint es ernst.
Also vielen Dank noch einmal für deinen Besuch und bis vielleicht bald einmal wieder und dann ja vielleicht auch bei einer deiner Geschichten.
Viele Grüße von Novak


Lieber Isegrims
ich geh gleich mal in medias res:

hört sich jetzt vielleicht strange an, aber ich finde, der Text könnte gewinnen, wenn er in einer auktorialen Perspektive geschrieben wäre. Dann würde man nicht über Wörter wie „Firnis“ stolpern, sich fragen, ob der wirklich denkt, wie du es beschreibst. In der Ich-Perspektive wirkt er wie ein Intellektueller auf Sinnsuche.
Nein, finde ich gar nicht strange, diese Idee. Ich war da auch am Überlegen, ob ich das nicht mache, aber, der für mich größere Haken an der Geschichte (als die Sprachebenen) war der unfertige Plot bzw. Seine Gewichtung. Ich glaube, übrigens, dass dadurch (also durch die zusätzlichen Ebenen) auch die Sprachebenen stärker verzahnt sind, denn der Protagonist wird ein klein wenig stärker in seiner Wandlung gezeigt - von einem ganz normalen Mann zu jemandem, der hilflos und verunsichert ist und schon gar nicht mehr weiß, wie er richtig sprechen soll. Natürlich kontrastieren Innenwelt und die Wahrnehmungen und ihr sprachlicher Ausdruck dann stärker mit dem Geschehen und der Selbstdarstellung in der Außenwelt, das gehört fast dazu, will ich sagen, dass es da eine Differenz geben muss. Es wird aber eben auch nachvollziehbarer aus meiner Sicht, dass und warum es diesen Kontrast gibt. Ich befürchte allerdings, das dir das nicht genügt, ist ja so eine Art Steckenpferd von dir. :)

Warum er sie bei der Küsserei beobachtet und nichts unternimmt, sie in Ruhe lässt, bleibt ein Rätsel.
Die meisten Leute, die ich kenne, würde in dieser Situation nichts machen. Die machen hinterher vielleicht Terz, aber nicht in der Situation. Und dieser Mann würde goarnix machen. Der will sich doch nicht so herausheben.

Auch warum er mit den beiden Mädels nichts anfängt, oder mit einer von ihnen, seine Lethargie, weist auf einen unsicheren, in sich gekehrten Mann hin, der sich für kaum etwas interessiert und sich in seiner Innenschau selbst bemitleidet.
Wieso sollte er denn mit einem der Mädels was anfangen. Es war ja eher eine Übersprungshandlung, die ihn da agieren lässt. Das wird ihm klar. Und ich finde, das weist eigentlich auf das Gegenteil von Selbstmitleid und Desinteresse hin. Im Gegenteil, er will es viel zu sehr seiner Frau recht machen. Gegen sein eigenes Bedürfnis. Ich würde also eher sagen, er sollte lieber mal an seine Bedürfnisse denken und sich nicht so viel für alles, was seine Frau angeht, interessieren, das bekäme ihm vielleicht besser. Du siehst, ich seh das so ganz anders als du. Aber was soll man machen, wenn die eigene Person so ganz anders ankommt, als man sich das wünscht, dann lässt sich das nicht ändern.

könntest vielleicht besser auf den Rhythmus achten, die Wogenbewegung der Gedanken, dieses Auf und Ab nachahmen, gerade wenn sich die Emotionen hochpeitschen.
Was meinst du damit? Klingt interessant, aber ich hab grad keine Vorstellung, wie du das meinst.

Ohne Anspruch auf Vollständigkeit – trotzdem noch mal paar Einzelheiten zu deinen Vorschlägen:
Zu der Augenfalte:

hier würde auch ein Adjektiv genügen: klein oder tief
gebongt, ist schon weg. Ebenso der Satz zu den Musiktiteln, mit beidem hattest du Recht.
Am Überlegen bin ich noch, ob ich den Affen ganz rausstreiche. Mal sehen.

Die von die gelobten Stellen hab ich jetzt nicht mehr erwähnt, aber ich bin immer total froh, weißt du ja, geht dir ja selbst so.

viele Grüße und ich hoffe, du bist mittlerweile den Unbilden der Natur entronnen oder wenigstens im Warmen
Beides, beides.

Lieber Isegrims, ich danke dir sehr für deinen Besuch, für deine Hinweise und Gedanken. Nicht zuletzt auch für das Nennen schöner Textstellen, ich bin da immer ein Stück weit drauf angewiesen. Es streicht sich schnell mal was und dann ists futsch.

Viele liebe Grüße an dich von Novak


Liebe Fliege

Mich interessiert das! Und die Szenen tun der Geschichte für mein Empfinden gut. Sie verleihen ihr Struktur und einen Schwerpunkt.
Gottseidank. Du warst die erste, die sich dazu geäußert hatte und ich war richtig richtig froh. Ich fand ja schon, ich hatte so einiges geändert. Und da kann sich auch leicht mal der gesamte Ton einer Geschichte verschieben.

Dann führt sie die Handtassenkugel zum Mund und schlürft.
Was für ein schönes Wort.
Ja, gell? Ich fand schon immer, dass es Frauen gibt, die so Kaffee trinken. Oft sind das so kleine zierliche Frauen und dann kriegt man immer so ein große Schwester- oder Muttergefühl. Ich glaube, dieses Gefühl wollte ich mir zunutze machen. Und dann wurde die Handtassenkugel daraus. Ich habe übrigens immer nur Frauen so trinken sehen, noch nie Männer. Aber mit Männern schon gesprochen, dass das denen auch auffällt. Die kriegen dann auch immer ähnliche Beschützergefühle. Finde ich eine ulkige Sache.

„Hast du toll gemacht gestern Abend“, (...) Wieder ist etwas falsch mit meiner Stimme, zu schnell, zu langsam, zu nervös, zu sicher, als hätte ich vergessen, wie man gut und richtig spricht. Das ist wirklich ein dämlicher Spruch, den er da zu Beginn ablässt. Aber genau solche dämlichen Sachen sagt man eben in solchen Situationen. Ich mag übrigens, wie Du seine Unsicherheit an den Tisch bringst, seine Zweifel, Hoffnungen, seine Verletztheit, seine Angst, kurz, seine Zerissenheit der ganzen Situation wegen.
Ja, das ist ja auch der Endpunkt einer ganzen Entwicklung. Es ist wohl unglaublich schwer, den richtigen Ton, den richtigen Satz zu finden, wenn man jemanden trösten will. Da ist oft alles falsch. Ach, ich hab das selbst schon so oft merken müssen. Und wenn das – wie hier – in einer Situation entsteht, die ohnehin schon aufgeladen ist, und auf jemanden trifft, die sich gar nicht trösten lassen kann, dann wird das umso schwerer.

Dann drehte ich mich weg, endgültig, und hastete davon, mein dämliches Kostüm hochgerafft über die Waden, um nicht zu stolpern. Ein Trottel im Flanellnachthemd.
Mein Lieblingsbild in der ganzen Geschichte.
Eines von meinen auch. Man muss aber auch sagen, es war Pergrina, die die geile Idee hatte, ihn ins Flanellnachthemd zu stecken.

Ich war ein Baum, ich war Äste, ich trank Frost.
Lass Dir das Bild von niemanden ausreden! So ein verdammt schöne Perle.
Danke. Ich hätte die nicht weggestrichen. Auch wenn paar gemurrt hätten. Hat aber eigentlich keiner. :)

Nur drei Straßen weiter war es, im Sabrosa. Carla lästerte normalerweise über meinen Hang zu gutem Essen und Feinschmeckerlokalen.
Den Übergang finde ich nicht so gelungen. PQ wäre an dieser Stelle wahrscheinlich auch angebracht. Zumindestens würde es auf die zeitliche Einordnung hinweisen.
Okay, da werde ich nochmal überlegen. Zeitliche Einordnung stimmt, die wäre nicht schlecht. Aber klingt einfach so blöde. Ich schau mal. Mir fällt bestimmt noch was ein. Aber später. Im Moment muss ich mal an die anderen Copys.

Diese fünf kurzen Zeilen erzählen eigentlich schon die ganze Geschichte. So dicht, so kurz, und mit einem Subtext, der einen ganzen Roman füllen könnte. Wirklich groß!
Wenn ich es lese, kommt es mir immer sprachlich holprig vor, ich hab bestimmt schon wieder eine Stunde nur an dieser Stelle gesessen. Der Sound passt für mich noch nicht ganz. Aber du hast völlig recht, da steckt eigentlich schon alles dahinter, alles wird an-, aber nicht ausgesprochen.

„Jetzt haben wir endlich eine Zukunft.“
Das ist ja auch total traurig irgendwie. Ist ja ganz nett so mit dir, aber ohne Kinder sind wir nur halb, wir brauchen ein Kind, sonst taugt das alles mit uns nix. Ist jetzt bisschen übertrieben formuliert, aber im Prinzip steht das so da. Fühlt sich sicher nicht wie eine Liebeserklärung an.
Nein, so gar nicht. Eigentlich ist es sogar ein ziemlicher Affront. Ich denke, auch dem Kind gegenüber. Ich würd als Kind nicht dem Anspruch genügen müssen, die Zukunft meiner Mutter oder meiner Eltern sein zu müssen. Das klingt bisschen so, als müsste man mit seiner Existenz jemand anderem Sinn geben.

Irgendwann kam der Herbst. Und ein Frühjahr und wieder ein Herbst.
Mag ich in der Formulierung nicht unbedingt. Aber Geschmackssache.
Irgendwann kam der Herbst, das Frühjahr und wieder ein Herbst.
Meinst du damit die Punkte, und meine vielen "unds"? Oh, das kann sein. Ich hab das so schnell geschrieben, ja schreiben müssen, das kann gut sein, dass da was nicht ganz so schick und hübsch aufgebrezelt ist. Ich schau noch mal. Okay.

Das ist auch so ein Ding. Diese Hilflosigkeit in der man gefangen ist, und die letztendlich den Blick vernebelt. Zumindest seinen. Er sich ungenügend fühlt, er all die Schuld für die Situation, in der die beide gefangen sind, auf sich nimmt, sie gar nicht erst in Frage stellt. Gesellschaftlich, moralisch vorgegeben. Und jetzt, da ich diese Zeilen schreibe, da macht dieses Fremdgehen auch auf einmal so viel Sinn. Es verändert die Blickrichtung. Auf einmal darf er ihr wieder Schuld zuschreiben.
Beim ersten Lesedurchlauf habe ich mich gefragt, warum sie da fremdgeht, was ihre Motivation ist, ab davon, dass die Vorlage es vorgibt, aber hier in deiner Geschichte, unabhängig der Vorlage? Und wo ich jetzt alles so aufdrödel, ja, klar, die beiden haben lange was angestaut, der Ausbruch muss irgendwann erfolgen, die müssen sich irgendwann entladen. Und Carla in diesem Fall zuerst.
Wow, das ist ein toller Gedanke. Ich hatte das nicht so intendiert, aber es stimmt, was du sagst. Durch die neuen Szenen spürt man eben auch die ungesagten und unausgelebten Bedürfnisse beider. Auch dass er in dieser Situation, also nach dem Fremdgehen, in der Lage ist, nach seiner Augenfarbe zu fragen, also sie daran zu erinnern, dass es auch um ihn geht, das wird erklärlich durch ihr Scheißverhalten. Oder man kann es jedenfalls so interpretieren. Die Schuld eines anderen macht einen auch frei. Man muss nicht mehr nur auf sein eigenes Unvermögen starren.

Ein sehr viel besseres Ende, das neue.
Hä, aber das Ende ist doch gar nicht neu. Ist völlig identisch. :)

Aber die Frage zielt gar nicht wirklich darauf. Es ist eher die Frage: Was siehst du dahinter? Weißt du, wie es dahinter aussieht?
Ah ja. Wahrscheinlich wirkt das Ende jetzt anders durch die neuen Szenen. Kann durchaus so sein.

Ich finde, du hast durch die Szenen das Ruder gut übernommen. Es überhaupt erst in die Hand genommen. Und für mich fährt diese Geschichte einen ziemlich geraden Kurs auf einem echt traurigen Gewässer.
Danke für diese Einschätzung. Die macht mich gerade ziemlich glücklich.

Ich wünsch dir ein wunderbares Novemberwochende mit blauem Himmel und bunten Blättern und trockenen Füßen.
Ganz ganz liebe Grüße an dich.
Novak

Lieber alexei

ich fang gleich mal an mit einer Sichtung deiner Vorschläge:

„Aber sonst. Geht doch.“
„Aber sonst … geht noch“ fände ich schöner.
So wirklich erschlossen hat es sich mir nicht, warum das besser sein sollte. Kann man machen klar, aber der Unterschied?
„Ich stelle mir vor, ich wäre mit Carla auf einem riesigen Eisberg. Dort gäbe es wenigstens keine Kinderwagen. Nur uns beide. “
Besser wäre es so: „Island hat so große Eisberge. Sehr kalt, aber wenn ich uns Carla dort wären, gäbe es wenigstens keine Kinderwägen.“
Da finde ich deines weniger rhythmisch und auch redundant. Dass Eisberge kalt sind, steckt ja schon in dem Wort Eisberg drin. Vielleicht willst du auf eine andere Betonung raus? So ganz klar ist es mir nicht geworden.

„Sie ist so wunderschön.
Das kannst du streichen.
Ich schau mal, aber erst mal, hab ich beschlossen, mach ich eine kurze Eisbergpause. Will erst mal fertig antworten. Und auch endlich mal die anderen fertig kommentieren. Dich zum Beispiel. :) Dann ist immer noch Zeit.
„Kennst du denn meine Augenfarbe?“, frage ich.“
Seine Augen sind schwarz.
Hehe.

Lieber alexei, deine Streichungs- und Änderungsvorschläge prüfe ich sicherlich noch mal in Ruhe. Ich geb in den Antworten immer erst einen vorläufigen Stand bekannt, man weiß ja nie, was einem noch auffällt, wenn man sich nochmal ein oder zwei Stunden mit dem Text und der Sichtung der Kommis gönnt.
Ich danke dir für dein Vorbeischauen, für dein Lesen und deinen Eindruck. Und dass du sie tragisch und schön findest, Mann, das freut mich einfach sehrsehrsehr. Nicht zuletzt auch das Nennen schöner Stellen. Das macht das Sortieren leichter.
Viele liebe Grüße an dich von Novak


Liebe speedywieselmaus, ich danke auch dir ganz arg für deinen nochmaligen Besuch. Du hattest die Geschichte ja vorher schon gemocht, da ist die Angst groß, dass man sie für diesen Leser verschlechtert, wenn man etwas abändert, gut, dass dir die Geschichte jetzt ganz und vollständig rund vorkommt. Und alles gut ist. :)

Es ist natürlich besonders schön, wenn man - wie es manchmal der Fall ist -sowieso schon vorher Fragen an den Ursprungstext hatte. Ich glaube, das macht den Einstieg leichter.
Das war bei mir so. Und das macht den Einstieg definitiv leichter. Auch die Wahl wird dadurch erleichtert. Und manchmal dauert das ja.

Bestimmt bist du jetzt vom Abenteuer Copywrite angetan, wenngleich natürlich ein enger Zeitrahmen immer die große Herausforderung ist.. Pensionäre wie ich haben's da leichter ... oder irre ich mich da?
Ich weiß noch nicht. Angetan bin ich natürlich schon, war eine ulkige Erfahrung. Allerdings hab ich es einfach nicht so mit Zeitdruck. Auch wenn ich zu diesem erlesenen Kreis der Pensionäre gehöre, also gar nicht mehr arbeite, habe ich einfach nie Zeit. Zu aufwendige und zu zeitraubende Hobbies. Und zu viele. Und leider auch immer mal wieder ein paar Sorgen privater Natur. Aber das gehört eher in eine PM. Hier hat das nichts zu suchen.
Erklärt vielleicht nur, dass ein enger Zeitrahmen für mich schon eine Herausforderung ist, abergenau genommen ist es wahrscheinlich für jeden eine Herausforderung. Und ich bin echt ganz schön lahm. Das muss mal gesagt sein.
Viele liebe Grüße in den Schwarzwald von Novak

 

Liebe Novak,

bitte, bitte streich den Affen nicht! Das ist ein so schönes männliches Bild für einen verunsicherten Mann. Das hat was Plakatives, daran kann er sich festhalten. Keine Frau sagt von sich, dass sie sich nicht zum Affen machen lassen will. Ich sehe es als Ausdruck einer männlichen Urangst!

Gruß
wieselmaus

 

Hallo Novak,

laut Paragraf 5 der Copy-Verordnung vom Soundsovielten ist festgelegt, dass der Kopierte einen Wunsch frei hat und somit direkten Einfluss auf die Kopie nehmen kann. Darauf möchte ich mich berufen, wenn ich um Erhalt der Formulierung bitte: "... macht sich zum Affen. Zu einem riesigen, unbeholfenen Affen."
Es ist und bleibt ein starkes Bild, das zu Achims Empfindungen und Gedanken gehört.

Du siehst, liebe wieselmaus, es ist alles geregelt.

Liebe Grüße,
peregrina

 

Hehe, ihr seid mir schon zwei, ihr zwei beiden.
Also - alles klar, so viel charmanter Power kann ich nicht widerstehen.
Außerdem häng ich ja selbst an dem Affen.

 

hell schrieb:
Dann führt sie die Handtassenkugel zum Mund und schlürft.
Ich weiß, Novak, du machst das gerne, und du kannst das auch wirklich gut, aber so denkt und erzählt kein Mann. Never ever - behaupte ich jetzt einfach mal.
Hä? Was mache ich gerne, ich versteh das grad nicht. Und meinst du ernsthaft, ein Mann käme nicht auf Handtassenkugel? Meinst du das wäre geschlechterspezifisch? Ich fass es nicht. Aber gut, vielleicht ist das so. Trotzdem kann ich das mir selbst nicht antun, das rauszuschmeißen, nur weil Kerle so fantasielos sind.
Na, ich meinte, dass du gerne mit Neogolismen spielst. Und die gelingen dir meist auch sehr gut. Mir fehlt die Zeit jetzt, Belege anzuführen (Krabbelkette z.B.). Aber ich täusche mich doch nicht, oder?
In dem Fall hier ist das auch schon ganz nett, ja: Halbtassenkugel. Aber es will mir einfach nicht zum Erzähler passen (unabhängig jetzt vom Geschlecht, wobei ich eben nicht glaube ..., ja, du weißt schon) und wäre für mich beinahe ein klassisches Beispiel für: Kill your darlings ;).
Übrigens, ich habe schon damit gerechnet, dass du das nicht ändern wirst, was ja natürlich auch völlig okay ist. Ich lese da halt den Autor und höre nicht den Erzähler. Aber: So what!


Gruß


hell

 

Hey Novak :)

Das mit den Vorschlägen war nur etwas ganz subjektives von mir. Ich weiß selber nicht genau, warum ich persönlich eine Sache schöner finden würde als die andere. Ich hoffe dennoch, dass ich dir behilflich sein konnte.

Liebste Grüße,
Alexei

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber jimmysalaryman

Manche Nächte sirren in einem Ton, der sich tief in den Verstand gräbt.

Ich frage mich, warum ist das so? Das ist ein toller Einstieg, aber da weckst du was, und dann will ich mehr wissen? Was sind sirrende Nächte? Warum graben genau die sich in den Verstand?

Okay, erst mal freu ich mich saumäßig, dass dir der Satz gefällt. Ich glaub, das ist wohl immer so, wenn jemand einen lobt, dessen Texte einem wegen des Sounds, den der draufhat, sehr gefallen. Ich weiß schon, was du meinst, hell hat auch schon drauf hingewiesen, dass der Satz nicht wirklich eingelöst ist. Auch wenn ich ihn in der Überarbeitung später im text nochmal aufgenommen habe. Ich denke drüber nach. Nicht nur das, ich denke, du hast recht. Ich bin jetzt grad nur am Friemeln (soll nachdenken heißen) ob ich eine Nachtszene ergänze, was mir inhaltlich nicht so ganz einleuchtet, jedenfalls bisher nicht. oder ob ich es hier ergänze. Wahrscheinlich probiere ich es einfach mal. Im Moment befürchte ich noch, dann zu sehr redundant zu werden. Egal, Hinweis ist angekommen.



Schweiß überzieht ihr Gesicht. Schön ist es – und fremd - wie eine von Firnis überzogene Maske.

Tolles Bild, zweimal überziehen/überzogen. Mach doch einen Satz draus. Besserer Sound, denke ich, was meinst du?
Ja, defintiv. Und die Wiederholung hatte ich echt nicht gemerkt.


Und mehr noch fürchte ich zu verstehen, was sie sagt.
Ist geschickt gemacht, ein Cliffhanger fast. Aber ich würde das rausnehmen. In dem Satz davor steckt das alles drin, nicht explizit, aber subtil. Warum fürchtet sie sich? Furcht ist stark. Der Rest sorgt für eine Beunruhigung beim Leser. Finde ich.

Ist auch angekommen. Ich prüf mal, wie sich das anhört. Und ja, ich versteh sehr gut, was du meinst, ich dränge den Leser noch viel zu stark, aus Angst, dass er nicht versteht. Das ist es, gell?

Alles wie immer am Wochenende. Muss ja weitergehen.
Lieber elliptisch erzählen. Auslassen. Fände ich hier besser, passender. Nicht zu schnell auf den Punkt kommen. Die Situation langsamer entfalten fände ich schöner. Und: du hast doch ein total starkes Bild mit der Schnittwunde - sagt alles, entpackt die Atmo sehr schön. Unaufmerksam, abgelenkt, der Leser denkt: Warum?
Okay, auch das ist angekommen. Ist im Prinzip immer dasselbe. Wenn ich mich frage, warum es drin steht, könnte ich eigentlich immer dasselbe sagen. Ich hab wohl Schiss, der Leser verpasst was. Hier zum Beispiel, dass es eine Routine ist. Und dass er unbedingt an Routine festhalten will. Ist eine Entscheidung, die man da als Autor trifft. Manchmal fühlt sich das für mich gut an, nur so andeutend und subtil zu bleiben, manchmal bin ich zu zögerlich. Ist wohl auch ein Prozess.

Auf jeden Fall gute Musik. Nur der Text ist dümmlich. Obwohl, denke ich, manchmal passt er. Auf Frank zum Beispiel. Oder auf mich.

Das Songzitat spricht für sich. Sonst verrätst du zuviel, finde ich. Lass den Leser ruhig an der langen Leine, er folgt dir. Er will wissen, was da Sache ist.

Definitiv ja. Kommt raus.

„Bin hungrig“, sage ich.
Finde ich gut, aber noch besser, wenn er sie fragen würde. So wirkt es sehr selbstzentriert, und im Grunde will er ja ein wenig schleimen.

Carla erhebt sich abrupt und schenkt sich Kaffee ein.
Erheben klingt so dramatisch. Ich würde das vielleicht nüchterner machen, klarer gestalten, und auch mehr die Handlungen sprechen lassen.

Mit so heftigen Bewegungen, dass die Kanne scheppert.
Die heftigen Bewegungen raus. Weil: Carla steht auf und schenkt sich Kaffee ein. Die Kanne scheppert. Oder so. Da nimmst du diese bewertende Nähe heraus. Du schenkst dem Leser diese Ebene sozusagen. Er konstruiert sich diese Stimmung, er sieht das wie ein Film vor sich ablaufen.

Hast recht. Manchmal brauch ich wohl noch ein bisschen Mut. Und ein Auge wie deines. :)


Die Szene mit dem Maskenball siehst du dann kritisch. Kann ich aber nachvollziehen. ich hab ja auch dieses Hinguckenmüssen drin. Und das wäre von der Logik der Geschichte her der passende Fortgang, dass er sich selbst demütigt und neidisch ist durch dasŜtarren. Und wenn er dann irgendwann abbricht, dann ginge die Agression wohl eher von ihm aus, nicht von einer Frau, die ihn zum Tanzen auffordert. Vielleicht ändere ich das sogar noch. Denn es ist wenig nachvollziehbar, warum die Nonne soich so ranschmeißt. Ich glaube, ich war schon auch ein wenig hingerissen von dem Faschingskostüm. Und dem Kontrast, den das hemmungslose Benehmen dazu darstellt.

Vielleicht auch die Szenen, die danach kommen, irgendwie da reinschneiden, wie ein Delir, eine stream of conciousness, Schnitt auf Schnitt, Erinnerung auf Erinnerung, und dann wieder zurück zu dem Küchentisch, zu dieser seltsamen Ruhe.
Ja, das war meine Alternative. Ich bin dann den bequemeren Weg gegangen, hab die Erinnerungen durch rückblendende Szenen hochgearbeitet. Das ist mir leichter gefallen als das andere in der Kürze der Zeit. Aber vielleicht wäre deines die spannendere und auch literarischere, weniger klassische Lösung. Ich weiß es nicht.

Es ging ganz schnell.
Ich glaube, wenn ich es so bedenke, wäre dieser Absatz, der danach folgt, mein Anfang. Ich kann dir gar nicht so genau sagen, warum. Aber etwas passt in diesem Text nicht, er ist nicht richtig gewichtet, vor allem gegen Ende hin. Da ist diese harmlose Affäre eine Gegenwicht zum Kinderwunsch und kann dadurch aber nur verlieren. Im Grunde haben sich beide schon verloren, nur wird ihm das durch diesen einen Augenblick wieder und vollumfänglich bewusst. Da fehlt mir etwas. Wie es mit war bevor das alles losging. So ist da nur die Abwärtsspirale, die er empfindet, ein Entgleiten, ein Faß ohne Boden. Ich würde mir ein Gegenwicht zu dieser Negation wünschen, dem Leser zeigen, auch die beiden waren mal so glücklich wie sie jetzt mit Frank in diesen entrückten Momenten.
Eigentlich ist das ja immer wichtig, dass man ein Gegengewicht setzt. Einen Grund für ein Paar und sein Zusammenleben und -bleiben. Hier hab ich mich damit etwas schwer getan, ich weiß. Dass ich davon ein Bewusstesein habe, zeigen solche Stellen, wo er sie beruhigen will odeer sie schön findet. Aber das ist natürlich im Vergleich zu deinem Ansatz eher karg. Hier kam es mir auf seine Wandlung an und die Befreiung aus dieser scheinbaren Selbstverständlichkeit, dass ein Kind unbedingt dazugehört, man ohne Kind unvollständig ist. Aber ich kann es sehr gut nachvollziehen, was du meinst. Manchmal erstaunt es mich, wieviele Entscheidungen man in so einer Geschichte trifft. Und nur einige laufen bewusst ab. :)

Lieber jimmy, dein Lob bedeutet mir sehr viel. Die Sachen, die du mir geschrieben hast, kann ich nicht nur alle nachvollziehen. Es ist auch so, dass ich immer wieder daraus lerne.
Ich erzähle gerne bunt und mit vielen Adjektiven und manchmal derben Sprachbildern. Und ich telle gerne und finde das auch manchmal gut. Aber so der sprachgewaltige leidenschaftliche Erzähler bin ich eben nicht. Und könnt ich auch gar nicht und will ich auch nicht, auch wenn ich es manchmal gerne lese.
Ich sehe das so. Es braucht eben verdammt arg dolle auch das Reduzierte. Sonst überfrachtet man und bläst einen Text zur Geschwätzigkeit auf. Und was ich da probiere, und vielleicht auch mal ansatzweise hinkriege, das habe ich überhaupt nur durch dich gelernt. Da bist du schon einzigartig konsequent. Und davon profitiere ich. Es ist echt oft so, dass ich insgeheim auf eine Szene gucke und mich frage, ob ich nicht vielleicht gerade bewerte oder redundant bin, und frag mich, was du dazu sagen würdest. Ist echt so, aber du siehst, oft traue ich mich dann doch noch nicht zur Reduktion und trau dem Leser zu wenig zu.
Jedenfalls danke ich dir sehr für deinen Besuch, deine konstruktiven Hinweise und natürlich auch für das Lob.

Viele Grüße zurück an dich.
Novak


Und last but not least: Danke hell für die Antwort. Jetzt hab ichs verstanden, was du meintest. Die Neologismen. Ja da ist was dran. Ob die Krabbelkette nun von mir stammt, weiß ich selbst nicht mehr, ist ja auch wurscht, ich weiß jedenfalls, was du meinst. Das hat mir im wahren Leben schon manchmal einen Streich gespielt.

Mit "kill your darlings" das siehst du schon richtig. Ich schmeiß das so ungern raus. Kann ich (noch - ganz klein geschrieben) einfach nicht.
Dass du die Erzählstimme meintest und nicht eine geschlechtsspezifische Sprechweise, das war mir eigentlich schon klar (also wenn ich so im Nachhinein drüber nachdenke) Ich glaube, ich wollte mich wohl auch ein bisschen künstlich aufregen und dumm stellen. Und vielleicht auch, dich ein bisschen necken.
Aber diese Neologismensache - ich behalte die mal im Hinterkopf, dass man die nicht immer vor lauter Freude an der Wortschöpfung in die Geschichten reinschmeißt. Muss halt auch passen. Das ist die Botschaft, die ich auf jeden Fall entnehme.
Danke für die Antwort, bis denn bald mal wieder
Novak

 

Huhu Novak,

genau deshalb hab ich gesagt, ich trau mich kaum, dir die Affensätze zur Streichung vorzuschlagen. Weil ich geahnt habe, wie viele Fans die haben.
Okay, ich werf noch ein paar Bananen rüber! :D

Ja, und ich fühl mich reich beschenkt von dir durch das, was du mir unter die Miesmuschel geschrieben hast.

LG, Anne

 

Hallo Novak,

Manche Nächte sirren in einem Ton, der sich tief in den Verstand gräbt.
Das ist ja mal ein starker erster Satz. Das mach neugierig, da will ich mehr von.
Du nimmst das ich einmal gen Ende auf, aber so richtig verwendest du es nicht. Es bleibt bei einer starken Idee, die sich nach meinem Empfinden aber nicht im Text verwurzelt. Aber das ist mir erst nach dem Lesen aufgefallen, würde es auf keinen Fall streichen. Vielleicht ist mir die wahre Bedeutung auch entfleucht?

Die Geschichte geht mir unter die Haut. Sie ist unangenehm, berührt dort, wo es wehtut. Das Ende macht die Geschichte für mich perfekt. Das Aufwachen. Schön symbolisch, das Ausschalten der Musik, das aufstehen. Ich denke, hier wird jemand nicht länger den Affen machen.

„Siehst du“, sagte sie und wies mit dem Finger auf eine Stelle. „Unser Baby.“ Ihre Stimme klang hoch und silbrig. Ich sah nur einen Punkt.
Und dann redete Carla. Über Augenfarbe und Namen und Strampelhöschen und Elternzeit und wohin wir ziehen würden. Ihre Augen strahlten, als ob helle Lampen in ihrem Inneren leuchteten.
„Ich freue mich“, sagte ich.
„Jetzt freu dich doch mal richtig.“
„Aber das tu ich doch.“
Sie hob ihr Glas. „Jetzt sind wir endlich ganz.“
„Aber wir sind doch schon ganz.“
„Ach du immer“, sagte sie, „du weißt genau, was ich meine.“
eine großartige Szene, so gut, die könnte in einem Ratgeber abgedruckt sein. Hier wird der ganze Konflikt wunderbar deutlich, ohne irgendwelches blabla

Ich könnte noch mehr Szenen zitieren, aber ich belass es mal dabei. Für mich ist das alles rund, ich kauf das so ab.

grüßlichst
weltenläufer

 

Liebe Novak

Ich finde die Überarbeitung sehr spannend.

Aufzudecken, dass hinter der Faschingsgeschichte mehr steckt, und dass sozusagen das verlorene Baby zwischen den beiden steht, das war nicht der Punkt, das wollte ich tatsächlich von vorneherein mitschwingen lassen. Möglicherweise habe ich es aber auch damit zu sehr übertrieben, aus lauter Furcht, man könnte das als Leser nicht realisieren, worum es geht, denn ich kann ja nicht voraussetzen, dass alle Leser die Originalgeschichte kennen. Worum es mir, das merke ich aber erst jetzt so richtig, tatsächlich ging, war, seine Kehrtwende zu zeigen, den Moment, wo er ausbricht aus dem bisherigen Trott.

... hast du geschrieben und dann - oberflächlich betrachtet - was völlig Paradoxes gemacht, denn du hast genau die Stellen, die vom verlorenen Baby handeln, ausgebaut. Der Effekt ist nun aber, dass die Sache dadurch ans Tageslicht gerät, sodass ich als Leser nicht mehr den Eindruck habe, ich müsste das entdecken (und daher darauf den Fokus lege). Nun lese ich das auch nicht mehr als Andeutung einer Erklärung, sondern als Voraussetzung für das eigentliche Geschehen. Für mich sehr interessant, zeigt sich doch, dass der Fokus nicht durch die Textmenge gesteuert wird, sondern darüber, welche Schichten eines Textes wie transparent gemacht werden, was Vordergrund, was Hintergrund ist.

In meinen Augen ist die Überarbeitung sehr gelungen. Ich freue mich.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe Novak,

ohne weitere Kommentare zu kennen, gleich in den Text hinein:

wie eine von Firnis überzogene Maske.
das liest sich für mich, als wäre sie tot :eek:

Der Kontext sagt natürlich, dass dem nicht so ist, aber die Beschreibung lässt mich eher schaudern als dass ich dem "schön" folgen kann.

Und mehr noch fürchte ich zu verstehen, was sie sagt.
Das weckt natürlich die Neugierde :D

Eigentlich wollte ich im Bademantel zum Ball, ein Handtuch über der Schulter, aber Carla meinte, das kapiere niemand.
der scheint ja Humor zu haben

Ein scharfer Schmerz
wie fühlt sich ein scharfer Schmerz an? Ich habe mich schon öfters in die Finger geschnitten (wer wohl nicht?), das würde ich aber nicht als scharf bezeichnen, sondern eher stichig, also ganz kurz, dann wieder gut.

„Hast du toll gemacht gestern Abend“, sage ich.
Würde mein Mann so mit mir reden, hätte ich ein Problem :Pfeif:, das ist wie ein Eltern-Kind-Lob. Vielleicht hast du das auch extra so gewählt, um seine Unsicherheit noch zu verstärken?
Ich bemerke erst jetzt, dass das Messer wieder in meiner Hand liegt und ich zum Takt meiner Worte auf das Schneidbrett hacke.
Sehr schön.

Wieder ist etwas falsch mit meiner Stimme, zu schnell, zu langsam, zu nervös, zu sicher, als hätte ich vergessen, wie man gut und richtig spricht.
Diesen Satz mag ich sehr.


Diese ganze Szene finde ich stark beschrieben. Die ganze Unbeholfenheit quillt aus alle Poren des Erzählers.


Ich habe sie gesehen gestern Abend auf dem verdammten Maskenball.

Wieso diese Satzkonstruktion?- und nicht so:

Ich habe sie gestern Abend auf dem verdammten Maskenball gesehen .

Sie und Frank an der Bar. Ich dachte erst, was für ein schönes, verliebtes Paar, der Pirat und die Frau mit dem Tüllhütchen. Erst, als sie sich küssten, erkannte ich die vertraute Neigung ihres Kopfes.
Also gibt es mindestens 20 Frauen mit Tüllhütchen, dass er nicht schon beim Hinschauen erkennt, dass es seine Frau sein muss? Er hat sie doch schon mit diesem Hütchen gesehen? Das ist doch ein extremes Erkennungsmerkmal. Dann blickt er es erst, als sie Frank küsst wegen der Kopfneigung? :hmm:
Die Nonne, mit der ich vorher getanzt hatte, hielt mich auf. „Deine Frau?“, sagte sie.
Also das finde ich etwas konstruiert. Wenn er doch schon weggerannt ist, war er doch weiter von Carla und Frank entfernt. Und in dem ganzen Trubel erkennt die Nonne dann das Dilemma? Ich fände es schlüssiger, wenn der Erzähler noch dastünde und starrt, während die Nonne auf ihn zukommt und fragt, ob das seine Frau sei.

Draußen fiel Schnee. Ich blieb stehen und zwischen Ballbesuchern, Taxis und Rauchern breitete ich die Arme aus und öffnete den Mund. Ich war ein Baum, ich war Äste, ich trank Frost.
Ein Zombie rempelte mich an. „Hier Alter. Besser als Schnee saufen.“ Er drückte mir eine Flasche Wodka in die Hand und einen Schirm, dann rülpste er und stieg in ein Taxi. Ich kehrte zurück in den Saal.
:thumbsup:


Ihre Augen strahlten, als ob helle Lampen in ihrem Inneren leuchteten.
Ich bin ja erwiesenermaßen nicht der Grammatikprofi unter uns, aber dieser Satz kommt mir komisch vor.
Für mich stimmiger wäre:
Ihre Augen strahlten, als würden helle Lampen in ihrem Inneren leuchten.
oder:
Ihre Augen strahlten, als ob helle Lampen in ihrem Inneren leuchten würden.
oder:
Ihre Augen strahlten, als leuchteten helle Lampen in ihrem Inneren. (und das ob weg)

„Ich freue mich“, sagte ich.
„Jetzt freu dich doch mal richtig.“
„Aber das tu ich doch.“
Gefällt mir auch sehr gut.


Es ging ganz schnell. Als ich nach der Notoperation zu ihr durfte, lag sie noch in einem Überwachungszimmer. Schwestern huschten durch den Raum, die Türen standen offen, so dass jeder von draußen reinschauen konnte.

einen Blick hineinwerfen / hineinschauen


Neben Carlas Bett lag eine Frau im OP-Hemd, die leise schnarchte. Carla hatte den Kopf zur Wand gedreht. Ihre Augen waren geschlossen. Ich ergriff ihre Hand. Sie war kalt und leblos. Ich streichelte ihre Finger. Jeden einzelnen. Als sie mich endlich anschaute, war ihr Blick leer. „Alles weg“, sagte sie.
„Ja“, antwortete ich und wusste nicht weiter.
Ein treffender Dialog. Statt Hand ergreifen fände ich Ich nahm ihre Hand in dem Kontext weicher.

„Ach Carla, Schatz.“
Sie schüttelte den Kopf. „Jetzt frag doch nicht immer.“
„Aber was ist denn nur?“
„Was mit mir ist, fragst du?“ Es klang höhnisch.
„Jetzt sei doch nicht so.“
„Ich soll nicht so sein? Wie soll ich denn sein? Wie soll man sein, wenn einem ein Kind aus dem Leib geschnitten wird?“
Sie kommt aus ihrem Schmerz nicht heraus und bürdet ihn ihrem Partner mit auf. Das ist irgendwie kindlich-trotzig, irgendwie versteht man sie auch. Nur wird seine Geduld auch mal am Ende sein.


Und dann weiß ich es. Was wird aus einem Mann, dessen Frau nur glücklich sein kann, wenn sie ein Kind hat? Die den Verlust zelebriert wie einen Gottesdienst und will, dass der Mann der Messdiener ist? Er macht sich zum Affen. Zu einem riesigen, unbeholfenen Affen.
Ich stehe auf und schalte den Player aus. Draußen beginnt es wieder zu schneien. Schwere Flocken, die den Pfad zur Straße zudecken. „Kennst du denn meine Augenfarbe?“, frage ich.

Das finde ich eine sehr starke Szene. Er hat genug. Ich kann ihn verstehen.
Am Ende gibt es kein Richtig und kein Falsch. Es gibt einfach nur Entscheidungen.

Liebe Novak, du hast in meinen Augen ein bewundernswertes Copywrite hingelegt.
Sehr feinfühlig, das Gespür für einfache Dialoge, die es in sich haben und ein Ende, das für Achim wünschenswert war, denn egal was er gemacht hätte, wäre er immer der Depp gewesen.

Großes Lob :thumbsup:

Liebe Grüße
bernadette

 

Lieber weltenläufer, Peeperkorn
liebe bernadette
ich melde mich erst Anfang der nächsten Woche ausführlich, aber danken wollte ich schon mal vorweg für eure Kommentare, die zeit und die Gedanken. Ich hab mich sehr gefreut, von euch zu lesen.
Bis dann
Novak

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo weltenläufer

ich fang gleich mal an:

Du nimmst das ich einmal gen Ende auf, aber so richtig verwendest du es nicht. Es bleibt bei einer starken Idee, die sich nach meinem Empfinden aber nicht im Text verwurzelt. Aber das ist mir erst nach dem Lesen aufgefallen, würde es auf keinen Fall streichen. Vielleicht ist mir die wahre Bedeutung auch entfleucht?
Ich befürchte, dir ist nichts entfleucht. Anderen ist das auch schon aufgefallen, dass ich es aus dem Satz wenig mache. ich greife ihn später zwar wieder auf. Aber beim Leser kommt das offensichtlich nicht als Ausgestaltung dieses Satzes an.
Ich will mit dem Satz sagen, dass die ganze Grundkonstellation ihrer Beziehung, Carlas Reaktionen, hier zum Beispiel ihr Zucken, ihm zusetzen tags eben, aber auch nachts. Und dass dies sein Leben beeinträchigt. Irgendwie war ich auf der Suche nach einem Satz, der das von vorneherein klarstellt und ich hatte gehofft, dass er für sich selbst spricht. Naja, tut er wohl nicht. Klar lass ich ihn stehen. Hab aber auch im Hinterkopf, mal zu gucken, ob da nicht noch eine Spur mehr geht. Aber das muss ich sehen und weiß auch nicht, ob ich das überhaupt noch machen werde.

Die Geschichte geht mir unter die Haut. Sie ist unangenehm, berührt dort, wo es wehtut. Das Ende macht die Geschichte für mich perfekt. Das Aufwachen. Schön symbolisch, das Ausschalten der Musik, das aufstehen. Ich denke, hier wird jemand nicht länger den Affen machen.
Toll, dass das genau so bei dir ankommt, macht mich mächtig mächtig froh.

Auch über das Lob für die eine Szene, wenn Carla ihm die Schwangerschaft erzählt, hab ich mich total gefreut. Das Witzige ist, ich hab da gar nicht groß dran rumgeschrieben, die ist mehr oder weniger aus mir herausgeflossen. Ein Beispiel dafür, dass Schreiben auch ganz manchmal ohne tierische Mühe geht.

Lieber welti, ich grüße dich zurück, vielen Dank für deine Zeit und deine Gedanken. Hat mir Spaß gemacht, dein Besuch.


Lieber Peeperkorn
Als ich deinen Namen las, hab ich kurz einen Herzstolperer entdeckt, nein, natürlich keinen echten, ich will nur sagen, ich war total gespannt, was du schreiben würdest, denn immerhin warst du es, der in Kombi mit anderen mir so "zugesetzt" :) hat = mir wirklich was klar gemacht hat, so dass ich
einfach überarbeiten wollte.

Ich finde die Überarbeitung sehr spannend.
Das klang dann schon mal ganz okay.

.. hast du geschrieben und dann - oberflächlich betrachtet - was völlig Paradoxes gemacht, denn du hast genau die Stellen, die vom verlorenen Baby handeln, ausgebaut.
Das Verrückte ist, dass ich mir auch das gar nicht wirklich klar gemacht hatte. Es stimmt ja, dass ich jetzt all das ausbaue. Warum ich es (eher wohl unbewusst) tat, war, dass ich die Beziehung zwischen den beiden aufs Korn nehmen wollte.

Der Effekt ist nun aber, dass die Sache dadurch ans Tageslicht gerät, sodass ich als Leser nicht mehr den Eindruck habe, ich müsste das entdecken (und daher darauf den Fokus lege). Nun lese ich das auch nicht mehr als Andeutung einer Erklärung, sondern als Voraussetzung für das eigentliche Geschehen.
Das stimmt. Das habe ich mir so vorher noch nie überlegt, aber es ist richtig, das, was ich nur andeute, erhält ein viel größeres Gewicht als das Ausgeführte oder Vorausgesetzte. Dass man das als Leser macht, also den Andeutungen, den Rätseln nachzugehen, ob das wohl etwas ist, was man automatisch beim Lesen liebt? Man sich als Autor auch genau auf dieses Aufdeckungsgelüst des Lesers verlassen kann? Beim Krimi und beim Horror war mir das eh immer klar, aber im Prinzip gilt das dann wohl auch für stinknormale Alltagsgeschichten.
In der dargestellten Voraussetzung, also in dem Geschehen um das Baby, tauchen jetzt neue Andeutungen auf, die den Finger aber auf etwas ganz anderes legen. Das war grad mal wieder ein echtes Lehrstück für mich.

Für mich sehr interessant, zeigt sich doch, dass der Fokus nicht durch die Textmenge gesteuert wird, sondern darüber, welche Schichten eines Textes wie transparent gemacht werden, was Vordergrund, was Hintergrund ist.
Ja, das stimmt wohl. wenn ich wohl auch noch bisschen brauche, um mir das wirklich bewusst zu machen.
Ich freue mich wirklich sehr, dass dir die Überarbeitung gefallen hat.
Lieben Gruß an dich

und ein schönes Wochenende wünscht Novak euch beiden.

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe bernadette

vielen Dank für deine große Mühe und dein genaues Auge. Ich hangele mich der Schnelligkeit halber einfach mal an deinen Einwänden und Nachfragen entlang.

wie eine von Firnis überzogene Maske.
das liest sich für mich, als wäre sie tot

Der Kontext sagt natürlich, dass dem nicht so ist, aber die Beschreibung lässt mich eher schaudern als dass ich dem "schön" folgen kann.

Genau auf diesen Effekt, wie du ihn hier spürst, das Ambivalente und das Schaudern, kam es mir an. Er liebt sie immer noch, findet sie daher auch schön. Aber gleichzeitig ist Distanz und Kälte entstanden.

Ein scharfer Schmerz
wie fühlt sich ein scharfer Schmerz an? Ich habe mich schon öfters in die Finger geschnitten (wer wohl nicht?), das würde ich aber nicht als scharf bezeichnen, sondern eher stichig, also ganz kurz, dann wieder gut.
Ich empfinde das "Stichige", was du meinst, als scharf.

„Hast du toll gemacht gestern Abend“, sage ich.
Würde mein Mann so mit mir reden, hätte ich ein Problem , das ist wie ein Eltern-Kind-Lob. Vielleicht hast du das auch extra so gewählt, um seine Unsicherheit noch zu verstärken?
Ja, hab ich extra gewählt. Es stimmt ja, wie du es empfindest, dass der hier so von oben herab spricht. Oder formell oder was auch immer. Der hat in der Beziehung durch die gesamte Situation verlernt, mit seiner Frau gescheit zu sprechen - und er ist mit seinen Alltagsweisheiten nicht in der Lage, ihr weiterzuhelfen. Er ist hilflos, muss aber helfen.


Ich habe sie gesehen gestern Abend auf dem verdammten Maskenball.
Wieso diese Satzkonstruktion?- und nicht so:

Ich habe sie gestern Abend auf dem verdammten Maskenball gesehen.

Weil ich durch die Nachstellung einen anderen Rhythmus erzeugen will, eine Verzögerung erstens und dadurch eine Betonung des Maskenballs.

Also gibt es mindestens 20 Frauen mit Tüllhütchen, dass er nicht schon beim Hinschauen erkennt, dass es seine Frau sein muss? Er hat sie doch schon mit diesem Hütchen gesehen? Das ist doch ein extremes Erkennungsmerkmal. Dann blickt er es erst, als sie Frank küsst wegen der Kopfneigung?
An dieser Stelle bin und bleibe ich extrem hartnäckig. Du bist nicht die einzige, die das bezweifelt hat. Und trotzdem bleibe ich dabei. Nicht das Tüllhütchen ist der springende Punkt, sondern die Ungläubigkeit. Er WILL es nicht begreifen, KANN sich das eigentlich nicht vorstellen, und genau deswegen erkennt er sie erst spät. Er hätte sie auch einfach nur eine halbe Minute später erkennen können, an gar nichts außer, dass es ihm dann erst zu Bewusstsein kommt, dass das seine Frau ist.

Die Nonne, mit der ich vorher getanzt hatte, hielt mich auf. „Deine Frau?“, sagte sie.
Also das finde ich etwas konstruiert. Wenn er doch schon weggerannt ist, war er doch weiter von Carla und Frank entfernt. Und in dem ganzen Trubel erkennt die Nonne dann das Dilemma? Ich fände es schlüssiger, wenn der Erzähler noch dastünde und starrt, während die Nonne auf ihn zukommt und fragt, ob das seine Frau sei.
Guter Einwand, muss ich überlegen, wie ich das noch extra einbaue. In meiner Vorstellung steht er tatsächlich und glotzt und die Nonne steht ein Stück hinter ihm, beobachtet das alles, und als er wegrennt, folgt sie ihm. Ich dachte, das kann man aus der Anordnung herauslesen und schlussfolgern, dass es so gewesen sein muss. Wie gesagt, ich überlege jetzt, noch was einzubauen.

Ihre Augen strahlten, als ob helle Lampen in ihrem Inneren leuchteten.
Ich bin ja erwiesenermaßen nicht der Grammatikprofi unter uns, aber dieser Satz kommt mir komisch vor.
Für mich stimmiger wäre:
Ihre Augen strahlten, als würden helle Lampen in ihrem Inneren leuchten.
oder:
Ihre Augen strahlten, als ob helle Lampen in ihrem Inneren leuchten würden.
oder:
Ihre Augen strahlten, als leuchteten helle Lampen in ihrem Inneren. (und das ob weg)
Also ganz kurz, was das Pragmatische angeht: ich schnappe mir einfach mal deinen letzten Satz und baue ihn ein, weil er eleganter und glatter ist als meine "als ob"-Konstruktion.
Trotzdem wollte ich noch zu den anderen Sätzen was Grammatikalisches sagen. Vielleicht interessiert es dich ja, ich hatte jedenfalls das Gefühl. Mein ursprünglicher Satz ist grammatikalisch schon korrekt. Ich habe den Konjunktiv II verwendet: leuchteten, sprächen, läge. Den benutzt man dann, wenn man etwas ausdrückt, was nur vorgestellt ist, dazu zählt dann auch ein mit "als ob" eingeleiteter Vergleich. Der KII wird gebildet, indem man die Konjunktivendung an den Präteritumstamm des Verbs anhängt. Bei den starken Verben hört man die Konjunktiv II Form gleich raus, weil der Vokal sich im Vergleich zur Grundform ändert: fände, käme. Bei den schwachen Verben hört man keinen Unterschied zum Indikativ. In diesem Fällen wird daher sehr oft die "würde-Form" benutzt, um Missverständnisse (zum Beispiel in der indirekten Rede) zu vermeiden. In dem Satz, den ich geschrieben hatte, muss man das nicht, weil der Vergleich, also das Irreale klar ist.
Insgesamt wird die Konjunktiv II Form sehr häufig durch die würde-Form ersetzt, das ist normaler sich verändernder Sprachgebrauch. Manchmal finde ich die würde-Form klanglich nicht so dolle und auch umständlicher. Umgedreht gibt es oft auch KII-Formen, die übertrieben klingen. Und in einem Dialog würde ich die korrekte Konjunktiv II Form so gut wie nie einsetzen - außer vielleicht bei sehr besonderen Protagonisten. Kommt einfach drauf an. :)

einen Blick hineinwerfen / hineinschauen
Okay

Ein treffender Dialog. Statt Hand ergreifen fände ich Ich nahm ihre Hand in dem Kontext weicher.
Wird auch geschnappt.

Sie kommt aus ihrem Schmerz nicht heraus und bürdet ihn ihrem Partner mit auf. Das ist irgendwie kindlich-trotzig, irgendwie versteht man sie auch. Nur wird seine Geduld auch mal am Ende sein.
Ja, so sehe ich das auch. Trauer ist nicht leicht zu ertragen. Und es gibt wohl Dinge, an denen Menschen ein ganzes Leben lang laborieren. Und Menschen, die aus ihrer Trauer nicht mehr herausfinden, sind für andere schwer zu ertragen. Aber die sind auch oft nicht in der Lage, aus der Trauer rauszuhelfen, sondern kommen mit "Sprüchen" und Alltagsweisheiten. Carla hätte, das habe ich irgendwann schon in einer anderen Antwort geschrieben, Hilfe gebraucht. Aber eben nicht durch den Partner oder einen nahen Angehörigen, sondern durch jemand anderen, einen Profi.


Liebe bernadette, dein Lob und der Austausch mit dir bedeuten mir sehr sehr viel. Ich hab mich ganz arg darüber gefreut.

Viele Grüße an dich zurück

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe Novak,

dazu:

Guter Einwand, muss ich überlegen, wie ich das noch extra einbaue. In meiner Vorstellung steht er tatsächlich und glotzt und die Nonne steht ein Stück hinter ihm, beobachtet das alles, und als er wegrennt, folgt sie ihm. Ich dachte, das kann man aus der Anordnung herauslesen und schlussfolgern, dass es so gewesen sein muss. Wie gesagt, ich überlege jetzt, noch was einzubauen.

Ich würde einfach das : und hastete davon in und wollte davon hasten oder sowas ähnliches, also dass er es zwar vorhatte, aber erst im Begriff ist, wegzu ... fliehen/gehen/stürmen.
Ich denke, im Konjunktiv davonhasten ist komisch, weiß zwar nicht warum, aber es kommt mir eher wie ein Eindruck von etwas vor und nicht wirklich ein Tun. :shy: Kann man das verstehen?


Und danke für den grammatikalischen Exkurs :)
Hatte ich schon mal erzählt, dass ich in den Schuljahren 5-7, in denen immer abwechslend Aufsätze und Diktat/Grammatik als Arbeiten geschrieben worden sind, regelmäßig beim Diktat eine 1 und bei der Grammatik eine 6 einkassiert habe? Das gab dann die 3,5 und mit den Aufsätzen, die meist zwischen 1 und 1,5 waren, kam ich dann doch immer auf eine Zwei im Zeugnis, deswegen habe ich mich da nie angestrengt, das war mir zu öde :D. Glücklicherweise gibt es ja euch hier, die mir tapfer zur Seite stehen, wenn es mal knirscht :thumbsup:

Liebe Grüße
bernadette

 

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