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Auftrag unbekannt

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18.02.2005
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Auftrag unbekannt

Das Raumschiff fiel wenige Lichtstunden von dem kleinen, roten Stern aus dem Negativraum. Für galaktische Verhältnisse war es ein ziemlich kleines Raumschiff, und seine stumpfgraue, fleckige Hülle zeugte von den vielen Jahrhunderten, die es unterwegs gewesen war, um das Ziel seiner Mission zu erreichen.
Der Bordcomputer hatte es all die langen, stillen Jahre mit einer Perfektion durch die Hälfte der Galaxis gesteuert, die man seinen veralteten und verstaubten Schaltkreisen gar nicht zugetraut hätte. Noch während einige seiner Schaltungen damit beschäftigt waren die fünfköpfige Besatzung aus dem Tiefschlaf zu erwecken, begannen andere seiner Module bereits mit der Auswertung der einkommenden Daten. Das sich vor dem Schiff ausbreitende Sonnensystem wurde gescannt und die Daten dann verarbeitet.
Mit der emotionslosen Sachlichkeit einer Maschine registrierte der Bordrechner, daß nur drei der fünf Menschen nach den reaktivierenden Behandlungen Lebenszeichen zeigten. Die Schaltkreise begannen nachzuforschen und fanden als Ursache für das Ableben der zwei anderen Besatzungsmitglieder schließlich irgendwelche defekten Zuleitungsventile, die im Laufe der Jahrhunderte ihren Dienst aufgegeben und so die Schlafbehälter der beiden Menschen nicht mehr ver- und entsorgt hatten. Der Computer vermerkte den Defekt im Logbuch und begann dann den Kurs des Raumschiffes auf den Planeten zu ändern, von dem die Datenauswertung das positivste Bild gezeichnet hatte.
Bedingt terraähnlich hatte die Positronik die kleine Steinkugel klassifiziert, die ihren alten Mutterstern in einer mittleren Entfernung von vier Millionen Kilometern umkreiste. Eine Sauerstoff-Stickstoff Atmosphäre war vorhanden, und wollte man den Schaltungen und Sensoren des Computers glauben, dann konnte man sogar mit größeren Wassermassen auf der Oberfläche rechnen.
Die Kosten und Mühen des milliardenschweren Unternehmens hatten sich bereits in diesem Augenblick amortisiert.

Drei Männer taumelten ermattet aus ihren Schlafkammern, begrüßten sich wortkarg und versuchten sich dann durch Leibesübungen und einige Minuten unter der Ultraschalldusche wieder zum Leben zu erwecken. Neonröhren sprangen in den all den Jahrhunderten unbenutzten und unbetretenen Räumen an, das Heizsystem wurde auf menschliche Temperaturen hochgefahren, und die stählerne Zigarre, das Raumschiff, erwachte zum Leben.
Der Computer meldete dem Schiffscommander ein unbedeutendes Leck im Wasserkreislauf, doch den Mann, der irgendwann vor unendlich langer Zeit als Commander Fraser die Mission offiziell geleitet hatte, interessierte das nicht sonderlich. Er hockte um den kreisrunden Tisch in der engen Messe und nuckelte an seinen Vitaminkonzentraten. Auch die anderen noch lebenden Mitglieder der Besatzung, Lieutenant Kinley und der farbige Corporal Thomas schienen über den gemeldeten Defekt nicht sonderlich besorgt.
Kinley schob mit einem angewiderten Gesichtsausdruck den Rest seines Vitaminpaketes von sich und lehnte sich in dem leise knarrenden Rohrstuhl zurück.
"Was ist mit Peters und Augley?", seine Stimme klang rauh und ungewohnt in den Ohren der beiden anderen Männer.
Commander Fraser blickte für einen Augenblick von seiner Vitamin-C Tüte auf und hob die Schultern.
"Der....Computer hat eine Fehlfunktion in ihren Tanks festgestellt", erwiderte er dann zögernd mit unsicherem Ton in der Stimme.
"Schade, Peters war in Ordnung", war Thomas' einziger Kommentar.
Wieder kehrte Schweigen ein, bis Lieutenant Kinley es erneut brach.
"Sind wir eigentlich da?"
Fraser hob die Schultern.
"Ich war noch nicht in der Zentrale. Aber ich glaube schon."
"Warum sollte uns der verdammte Computer sonst geweckt haben?", fragte Corporal Thomas und erwartete darauf von keinem seiner Kameraden eine ernstzunehmende Antwort.
Die Drei vertieften sich wieder in ihre Nahrungsaufnahme.
Geräuschvoll schlürfte Commander Fraser seine Tüte leer und schob sie dann achtlos von sich.
"Sagt mal, Jungs, was mir schon die ganze Zeit über durch den Kopf geht: Wo sind wir überhaupt?"
Thomas und Kinley blickten ihren Vorgesetzten fast verständnislos an.
"Ich meine, was war eigentlich noch unser Auftrag? Was....?"
"Ich dachte Du wüßtest das ", brauste Kinley auf, " Dafür bist Du doch der Kommandant".
Fraser rieb sich seinen Vollbart. Man konnte ihm deutlich ansehen, wie angestrengt er grübelte.
"Ich hab schon die ganze Zeit überlegt, aber...."
"Sollten wir nicht irgendwas erforschen?", fragte Thomas leise. Das Gesicht des Commanders erhellte sich.
"Richtig...., ich erinnere mich....Da war irgendein Stern, zu dem sie uns geschickt haben....aber...", dann versank er wieder in Schweigen.
"Laßt uns in die Zentrale gehen. Fragen wir den Computer", entschied Kinley und erhob sich, ohne auf eine Reaktion seines Vorgesetzten zu warten.
Die drei Männer verließen also die Messe und begaben sich durch leere Korridore und die Schlafkabinen in den vorderen Teil des Schiffes. Alles kam ihnen seltsam vertraut vor, so als wären sie schon vor langer Zeit einmal durch diese Räumlichkeiten geschritten.
Die drei Männer zwängten sich in die enge Kommandozentrale und ließen sich auf den drei vorhandenen Sitzen nieder, die vor mächtig imposant aussehenden Armaturenbrettern montiert waren. Unzählige Lämpchen glühten in den verschiedensten Farben, unzählige Zeiger standen auf irgendwelchen Meßskalen und gaben Bericht über Zustand und Lage des Schiffes ab, wenn man in der Lage war diese Instrumente lesen zu können....
Commander Frasers Miene verfinsterte sich zusehens, als seine hilflosen Blicke über die Unzahl von Schaltern und Anzeigen glitten.
"Computer", rief er dann laut, "Was ist unser Auftrag?".
Die Maschine antwortete sofort mit ihrer unpersönlichen Stimme.
"Erforschung des Zielsterns 404 Alpha. Aufklärung der auf Terra empfangenen Radiosignale".
"Aha", machte Lieutenant Kinley und fragte dann:
"Wie lange sind wir unterwegs gewesen?"
"937 Erdjahre", schnarrte die Stimme, die direkt aus dem Gehirn des Schiffes kam.
"Und wie weit sind wir von zuhause weg?", fragte Thomas ein bißchen kleinlaut.
"17356 Parsec".
"Parsec ?", er blickte seine beiden Gefährten unverständlich an.
"Wieviel macht das in Lichtjahren?", wandte er sich dann erneut an den Computer, denn an diese Maßeinheit konnte er sich gerade noch erinnern.
"56580,56 Lichtjahre", meldete die körperlose Stimme mit unumstößlicher Ruhe.
"Donnerwetter, das ist weit", nickte Corporal Thomas dann und rieb sich seinen spärlichen Kinnbart.
"Wir sollten vielleicht mal nach dem Schiff fragen", flüsterte Kinley und warf seinem Vorgesetzten einen ernsten Blick zu. Der Commander nickte und setzte zum Sprechen an.
"Computer, wie ist der Zustand des Raumschiffes?"
"Sekundärhüllenstruktur 94 % intakt", begann der Computer.
"Primärhüllenstruktur 99,5 % intakt. Meteoritendeflektor 3 bis 7 ausgefallen. Instandsetzung vor Rückreise unbedingt nötig. Lebenserhaltungssystem 98 % funktionsfähig. Tertiärwasserkreislauf defekt. Generator 4 ausgefallen.
Lycke - Antrieb 100 % funktionsfähig."
"Ist eine Rückreise möglich?", unterbrach Kinley den Computer in seiner Auflistung.
"Nach Reparatur von Meteoritendeflektor 3 bis 7 ja".
Der Lieutenant blickte Fraser fragend an und flüsterte dann, fast als hatte er Angst, daß der Computer ihn hören konnte:
"Wie repariert man einen Meteoritendeflektor?"
Fraser hob kurz die Schultern.
"Augley war unser Ingenieur".
"Augley ist tot", stellte Thomas von hinten sachlich fest.
"Ja, das stimmt wohl, Augley ist tot", murmelte Fraser fast andächtig.
"Also kann keiner von euch so ein Ding reparieren?". Es war mehr eine Feststellung als eine Frage, was der Lieutenant, der zu Beginn der Mission mal erster Offizier des Schiffes gewesen war, mit einem ernüchterndem Seufzen sagte.
"Ich muß so was auch nicht können", verteidigte sich Thomas augenblicklich. "Ich bin schließlich nur....nur.... verdammt, was war denn noch meine Aufgabe hier....?" . Der Farbige versank in Schweigen.
Seufzend ließ sich Commander Fraser im Sitz des Piloten zurücksinken und blickte aus den Cockpitsichtluken. Die Sterne strahlten im ruhigen Glanz, und fast zum Greifen nah stand eine dunkelrote Sonne im Raum, eine Tatsache, die Fraser für einen Augenblick irritierte.
"Welche Farbe hatte denn noch unsere Sonne?", fragte er in den Raum hinein.
"Richtig, ich war nur der Wissenschaftsoffizier", rief Thomas, der froh war sich endlich wieder an seine ursprüngliche Aufgabe zu erinnern, doch bereits im nächsten Augenblick versank er wieder in mißtrauischem Schweigen.
"Oder war es doch was anderes......?"
"Hey, Kinley", rief Fraser ungeduldig, nachdem ihm keiner auf seine Frage geant-wortet hatte.
"Hm?"
"Welche Farbe hat unsere Sonne?"
"Was weiß ich....", murrte der Lieutenant. "Weiß, glaube ich" fügte er noch hinzu und starrte dann weiter hinaus. Verschwommen konnte er sich an einen strahlend weißen Glutball an einem blauen Himmel erinnern - Szenen, die wie aus einem anderen Leben waren.
"Commander?"
"Ja, Kinley?", Fraser blickte für einen Augenblick in das Gesicht seines ersten Offiziers, das halb im Schatten der nur spärlich beleuchteten Zentrale lag.
"Haben wir versagt, Commander?"
Fraser blickte wieder hinaus auf den roten Glutball. Er glaubte fast seine Wärme spüren zu können, doch das war natürlich eine Sinnestäuschung.
Doch er mußte Kinley die Antwort schuldig bleiben. Für einen Augenblick glaubte Fraser vor seinem geistigen Auge all das aufblitzen zu sehen, was einmal ihre Mission ausgemacht hatte: Ziel, Sinn, Zweck, eine enorme Wichtigkeit ihres Gelingens...
Doch ebenso schnell senkte sich wieder der beruhigende Mantel des Vergessens über seine Gedanken.

Drei Männer saßen in einem kleinen nadelförmigen Raumschiff, mit dem sie vor fast einem Jahrtausend von ihrer Heimatwelt aufgebrochen waren und die halbe Galaxis durchflogen hatten.
Vier Spiralarme lagen zwischen dem kleinen Sternenschiff und einer Welt, auf der die letzten Trümmer der Zivilisation allmählich vom Staub und Sand der Wüsten zugedeckt wurden.
Die einzelnen Nomadenstämme, die nach Nahrung und Beute durch die Wüsten der Erde zogen, wußten nichts mehr von einem Sternenschiff, das einst den stolzen Namen 'New Terra' getragen hatten - Sie wußten nichts von dem einsamen Commander Fraser und seiner Besatzung, und würde die 'New Terra' irgendwann einmal zurück-kehren, dann wäre es für sie, als würden die Götter vom Himmel steigen.
Der Fluch der Zeit hatte sich erfüllt.


- ENDE -

 

Zunächst eine formale Anmerkung: Die Zeichensetzung bei wörtlicher Rede funktioniert so: "Guten Tag", sagte er. Achte drauf, wo Leerzeichen sind und wo nicht, und ändere das in Deinem Text. Ferner sind ein paar Trennungsstriche an Stellen, wo sie nicht hin gehören. Entferne sie bitte.

Und damit komme ich auch schon zur inhaltlichen und stilistischen Kritik. Leider finde ich die Erzählung nicht besonders gelungen. Das fängt bei Kleinigkeiten an, zum Beispiel würde ein Computer nie den Begriff "irgendwelche Ventile" verwenden, sondern genauso akribisch, wie er den Tod der Besatzungsmitglieder feststellt, die exakte Bezeichnung des betreffenden Ventils protokollieren. Dass Du es nicht tust, wirkt wie ein Stilbruch und zerstört die mühsam aufgebaute Atmosphäre.

Du machst weitere Flüchtigkeitsfehler: Es kann nicht angehen, dass ein Raumfahrer nichts mit der Einheit "Parsec" anfangen kann. Die Vergesslichkeit der Raumfahrer ist eine nette Idee, aber es ist dumm, nicht davon auszugehen, dass alle nötigen Informationen in den Datenbanken des Computers gespeichert sind. Und als erstes nach einer möglichen Rückreise zu fragen ... naja.
Okay, Folge des jahrelangen Kälteschlafes ist offenbar eine massive Vergesslichkeit, nichtmal das Missionsziel, das der Computer gerade genannt hat, können die Typen sich für 5 Minuten merken. Diese Idee ist eigentlich recht interessant, aber man hätte mehr daraus machen können.

Weitere kleinere Unzulänglichkeiten: Positronik ist ein Begriff aus den frühen Zeiten von Perry Rhodan. Heute glaubt kein SF-Autor mehr ernsthaft, dass Positronik einmal die Elektronik ablösen könnte, weil der damalige Gedankengang der PR-Autoren leider wissenschaftlich gesehen unsinnig war. Davon abgesehen ist es für eine Kurzgeschichte wie Deine völlig irrelevant, ob Positronik oder Elektronik ins Raumschiff eingebaut ist.
Wenigstens stimmt die Entfernungsangabe von 17000 parsec für die halbe Durchquerung der Milchstraße; ich hoffe, dass das kein Zufall ist, sondern dass Du das nachgelesen hast, wie es sich für einen SF-Autor gehört.

Der Schluss hat leider nichts mit dem Rest der Story zu tun. Du blendest zur Erde um und zeigst dort in ein oder zwei Sätzen eine postapokalyptische Welt, um mit einem pathetischen Schlusssatz zu enden. Das ist mir zu billig und passt nicht zur Geschichte. Du solltest Dich in einer KG dieser Länge bzw. Kürze auf eine Sache konzentrieren - entweder die Vergesslichkeit der Besatzung, ihre Mission, oder auf den Verfall der Zivilisation auf der Erde, oder die Reparatur des Meteoritenschadens, oder die Rückkehr der Raumfahrer. Da Du von allem ein bisschen bringst, wirkt die Geschichte undramatisch und irgendwie unvollständig. Ich würde an Deiner Stelle das Ende völlig neu schreiben. Wenn Du diese Gedanken mit dem Verfall der Zivilisation unbedingt reinbringen willst, genügt ein kurzes Gespräch der Männer:
"Ob wir jemals zurück gelangen?"
"Vielleicht. Vielleicht ist die Erde dann aber auch nur noch eine Wüste."
Ich würde die ganze Erzählung auf das Raumschiff fokussieren. Zeitsprünge von 1000 Jahren oder Raumsprünge von 17000 parsec haben in dieser KG nichts verloren.

Fazit: sprachlich verbesserungsfähig, inhaltlich brauchbare Ansätze nicht konsequent ausgeführt.

Uwe
:cool:

 

Dem kann ich so nicht ganz zustimmen...

Hallo Uwe,

ich bin dankbar für konstruktive Kritik. Ironische Spitzen, wie etwa in der Aussage "Wenigstens stimmt die Entfernungsangabe von 17000 parsec für die halbe Durchquerung der Milchstraße; ich hoffe, dass das kein Zufall ist, sondern dass Du das nachgelesen hast, wie es sich für einen SF-Autor gehört"
halte ich allerdings nicht nur für unprofessionell sondern auch für kontraproduktiv, was den Motivationsfaktor dieses Forums betrifft.
Was deine Kritik das Ende der Geschichte betreffend angeht, muss ich widersprechen. Ich bin absolut der Meinung, dass der Blick auf die Erde wichtig ist - und von einem Zeitsprung kann dabei keine Rede sein. Er verdeutlicht lediglich, dass - egal was die Besatzung auch anstellt - ihre Rückkehr nie gelingen kann, denn das Zuhause, wie sie es kennen, existiert eh nicht mehr - nicht einmal mehr die Spur einer Erinnerung an sie.
Die Akribie deiner Kritik in Ehren - aber nicht der Computer spricht von "irgendwelchen Ventilen", sondern ich als Erzähler.
Die Anleihen an Perry Rhodan - damit hast Du natürlich Recht, aber es ist irrelevant, ob irgendein SF-Autor meint, ob Positronik irgendwann Elektronik ablöst. Ich bin der Meinung, dass jeder Autor mit seiner Fantasie die Rahmenbedingungen für "sein" spezielles Universum festlegt - egal, ob es anderen SF-Autoren zusagt oder nicht. Dennoch bleibt es eine Anleihe, womit Du natürlich Recht hast. Dazu kann ich nur sagen: Diese Geschichte entstand vor beinahe 20 Jahren. Vielleicht hätte ich sie nicht einstellen sollen.

 

Er verdeutlicht lediglich, dass - egal was die Besatzung auch anstellt - ihre Rückkehr nie gelingen kann, denn das Zuhause, wie sie es kennen, existiert eh nicht mehr - nicht einmal mehr die Spur einer Erinnerung an sie.
Das ist aber angesichts der langen Zeitspanne eine Banalität.

Die Schaltkreise begannen nachzuforschen und fanden als Ursache für das Ableben der zwei anderen Besatzungsmitglieder schließlich irgendwelche defekten Zuleitungsventile,
Das "irgendwelche" schreibe ich dem Computer zu, weil das Subjekt in diesem Satz "Die Schaltkreise" lautet. Natürlich kann man es so verstehen, dass der Erzähler es lapidar hinwirft. Aber auch zum Satz zuvor "Mit der emotionslosen Sachlichkeit einer Maschine registrierte der Bordrechner" passt das "irgendwelche" nicht. Finde ich jedenfalls.

es ist irrelevant, ob irgendein SF-Autor meint, ob Positronik irgendwann Elektronik ablöst
Genau. Deshalb bezeichne ich es auch als sinnlos, den Begriff überhaupt zu verwenden. Man bringt sich nur in den Verdacht, FanFiction zu schreiben. Deshalb solltest Du auch nicht von "Deiner Fantasie" in diesem Zusammenhang sprechen, denn "Positronik" ist nicht Deiner Fantasie entsprungen, sondern jener der PR-Autoren.

Sorry wegen der Bemerkung zu der Entfernungsangabe, sie war nicht ironisch gemeint. Die Geschichte macht auf mich nicht den Eindruck, von einem ambitionierten SF-Schreiber zu stammen. Dazu ist die Handlung zu banal und steht auf wackligen SF-Beinen (siehe meine Kritik). Vielleicht habe ich Dich da falsch eingeschätzt. Ich lasse mich gerne eines besseren belehren.

Stell doch mal eine aktuelle Geschichte von Dir rein! Ich bin sicher, Du hast in den 20 Jahren viel dazu gelernt. Bin gespannt.

 
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Hallo Thro Fergat,

hoffe Uwe hat dich jetzt nicht schon vergrault *hier einen mürrischen Seitenblick und ein leichtes Heben der Augenbraue einfügen* ;).

Also: Was ganz ganz wichtig gewesen wäre: Die zeitliche Angabe, dass diese Geschichte uralt ist. Warum? Weil dann die Einordnung stimmt. Ich habe zuhause eine SF-Geschichte von einem elektrischen Rasenmäher, die aus den 20iger Jahren des letzten Jahrhunderts stammt. Ich finde sie sehr sympathisch und - natürlich unfreiwillig - komisch, aber sie hat was. Weil sie alt ist. Hätte jemand eine ähnliche Geschichte hier ins Forum gepostet, hätte ich sie auch verrissen. So! :)

Zur Story: Erinnert mich stark an Alien I, der ja mittlerweile auch ein paar Jährchen auf dem Buckel hat. SCIFI, der Siebziger/Achziger. Und so finden sich auch bei deiner Geschichte die gleichen Impulse, die damals revolutinär waren. Eine Crew ohne Heroismus, die "nur" ihren Job macht. Ein zentraler Rechner. Cryokammern. Eine runde Messe. Etc.

Das kommt auch in deiner Geschichte vor. Nichts Neues also - und auch vor 20 Jahren sicher keine Revolution, sondern ein Anklang an Neues/Bestehendes.

Die Idee mit dem unvollständigen Gedächtnis gefällt mir - doch wie Uwe schon sagte, das hätte man besser dramatisieren können.

Die Handlung bricht plötzlich ab. So genug jetzt, Rückblick zur Erde. Ziele der Mission? Erforschung des Planeten? Alles vage. Seltsam auch folgende Bemerkung:

"Haben wir versagt, Commander?"

Der gefundene Planet dürfte sich in 1000 Jahren kaum verändert haben. Die Crew sollte genau das vorfinden, was sie schon vor ihrem Abflug erwartet hat. Somit wäre der korrekte Satz:

Wann machen wir uns an die Arbeit, Commander?

Fazit: Als altes Schätzchen durchaus interessant zu lesen, aber vom heutigen Standpunkt des Scifi aus betrachtet, bietet sie nichts, aber auch wirklich nichts Neues.

Liebe Grüße

Dante

P.S.: Wie Uwe schon vorschlug: Schick uns doch mal was Aktuelles rein. Los, los arbeiten, Herr Redakteur. :D

 

Hi, Dante,

keine Angst, so leicht bin ich nicht klein zu kriegen.
Danke für Deine Kritik. Du hast natürlich Recht, das mit dem Alter der Geschichte hätte ich schreiben müssen. Hab ehrlich gesagt überhaupt nicht darüber nachgedacht. Und Du hat auch Recht, wenn Du sagst, die Thematik ist an sich nichts Neues. Aber ich weiß auch nicht, ob man immer diesen Anspruch haben muss. Letztlich hat es alles schon irgndwo in irgendwelchen Abwandlungen gegeben. Für mich als Autor ist eher wichtig, ob mich ein Plot fasziniert, den ich dann von meiner Fantasie aus ausbaue.
Ich betrachte mich schon als ambitionierten SF-Schreiber, denn ich schreibe seit meinem sechsten Lebensjahr (ok, das zählte damals noch unter Körperverletzung) Vor vier Jahren haben ich mein erstes Buch verlegt - auch SF. Ich würde hier auch gerne etwas Neues von mir einstellen, aber das Problem ist, dass es wohl den Rahmen sprengen würde, denn ich schreibe eigentlich weniger Kurzgeschichten, als Romane. Ist vielleicht nicht das Richtige für dieses Forum? Gibts hier eigentlich eine Seitenbeschränkung? (oder... hüstel... habe ich die AGBs nicht aufmerksam genug gelesen?)

Viele Grüße

Thro Fergat

 

Ist vielleicht nicht das Richtige für dieses Forum? Gibts hier eigentlich eine Seitenbeschränkung?
Nö, eigentlich nicht. Doch wirst du schnell merken, dass die Anzahl deiner Leser proportional zur Länge deiner Geschichte(n) abnimmt. :D

Somit liegt die maximale Länge irgendwo hier:

Das Menetekel von Cantalupo. (Übrigens ne ganz hübsche Geschichte.)

Ansonsten hat es natürlich einen gewissen Reiz, eine Idee auch mal als Kurzgeschichte auszuformulieren. :)

Grüße

D.

 

Hallo Thro

Man merkt dem Text zwei Dinge deutlich an:

1) dass es nicht dein erstes Schreibwerk war, denn er liest sich ungemein flüssig und angenehm

2) dass er wirklich schon recht alt sein muss. Dantes Alien-Vergleich ist mehr als treffend. Der Einfluß dieses Film auf die damalige SciFi-Autorenschaft ist auch an dir nicht spurlos vorüber gegangen ;)


Zuerst einige Textstellenkommentare:

Für galaktische Verhältnisse war es ein ziemlich kleines Raumschiff,
Was für ein Schei...banaler Vergleich. Selbst ein planetensystemgroßes Raumschiff wäre in galaktischen Maßstäben gemessen winzig :D

schließlich irgendwelche defekten Zuleitungsventile
Ohne die Diskusion neu aufflammen lassen zu wollen, würde ich vorschlagen "irgendwelche" durch ein simples "einige" zu ersetzen.

und die stählerne Zigarre, das Raumschiff,
diese Titulierung gefällt mir nicht. Wie wäre es mit: "der stählerne Zigarrenleib des Raumschiffs"?

Die Kosten und Mühen des milliardenschweren Unternehmens hatten sich bereits in diesem Augenblick amortisiert.
Wie soll denn das gehen? :confused: Kein Witschaftsunternehmen plant tausend Jahre in die Zukunft!


Was bleibt mir zum Text zu sagen? Er fließt ruhig dahin, gewinnt aber immer mehr an Fahrt zum Ende hin. Dank dieses Alien-1-Ambientes düstert die Atmosphäre mehr und mehr ein. Die Verunsicherungen der Prots bezüglich ihrer Aufgabe und ihr recht kühles Gebahren unterstützen diese Entwicklung.
-Kurze Frage zwischendurch: Warum erinnern sie sich an die namen ihrer Kameraden aber nicht an ihre Aufgabe bzw ihren Rang?-
Allerdings scheint mir dann das Ende zu abrupt und ideenlos. Was machen sie danach? Bis an ihr Lebensende im Orbit eines fremden Planeten schweben? Eine Rückreise mit defektem Schiff wagen? In diese Richtung könnte die Geschichte noch einige Entwicklung erfahren.
Ich bin übrigens ebenfalls der Meinung, das diese Umblendung auf die Erde der Geschichte nicht zuträglich ist. Hoffnungs- und Sinnlosigkeit lassen sich sicherlich auch durch Taten oder Gedanken der 3 Prots darstellen.

Insgesamt hinterlässt der Text also den typischen Geschmack schaler SciFi-Durchschnittskost, wobei ich jetzt aber gern bereit bin, das seinem Alter in die Schuhe zu schieben.

Für einen gestandenen Romanautor kann es sicherlich eine sehr wertvolle und interessante Erfahrung sein, einiger seiner Ideen auch mal in Form einer Kurzgeschichte umzusetzen.
Dieses Medium stellt mit seinen stärkeren Restriktionen gewiss eine Herausforderung dar, die es lohnt, angenommen zu werden.

Ich bin also auf weitere Werke von dir gespannt.


gruß
Hagen

 

Hallo!

Die Geschichte hat was.
Vor allem wegen dem letzten Absatz.

Die Pointe wirkt auf mich nicht gerade wie ein plötzlicher Kick, ein Aha-Effekt.
Aber die Dimension der vergangenen Zeit wird abrupt viel größer und die dabei stattgefundenen Veränderungen werden dem Leser deutlich vor Augen geführt.
Besonders die letzten paar Sätze finde ich sehr gelungen.

Aufgefallen sind mir allerlei Kleinigkeiten, wie Wiederholungen und Sachen, die man kürzen könnte bzw sollte.

„Positronik“
Ist das von Isaac Asimov abgeschaut? :-)

„... wollte man den Schaltungen glauben, konnte man sogar mit größeren Wassermassen rechnen ...“
Irgendwie finde ich die Kombination aus Zweifel an den Schaltungen und den *größeren* Wassermassen eine unglückliche Kombination. Dabei beschleicht mich das Gefühl, dass der Computer schon ziemlich blöd sein muss, wenn er keine großen Wassermassen ordentlich feststellen kann. Ich würde entweder weniger Wasser nehmen oder den Zweifel am Computer weglassen.

„Die Kosten und Mühen ... hatten sich in diesem Augenblick amortisiert.“
Beim ersten Lesen konnte ich mit diesem Satz überhaupt nichts anfangen, weil ich ja noch nicht wusste, dass Wasser wertvoll ist. Beim zweiten Lesen machte er dann schon Sinn, weil ich den letzten Absatz kannte. Allerdings sollte eine Geschichte schon beim ersten Lesen Sinn machen. Vielleicht direkter auf das Wasser hinweisen.
„Dies würde die Kosten und Mühen des milliardenschweren Unternehmens sofort amortisieren.“
Das „Dies“ bezieht sich hier eben auf das möglicherweise gefundene Wasser im vorhergehenden Satz.

„begrüßten sich wortkarg“
Die Begrüßung würde ich noch später bringen, um zu zeigen, dass sie so richtig verdreht sind.

„Neonröhren sprangen in den all den Jahrhunderten unbenutzten und unbetretenen Räumen an“
Das finde ich ein sehr kompliziertes Konstrukt. Da muss ich dreimal drüberlesen, um alles mitzukriegen.

„Er hockte um den kreisrunden Tisch“
Eine einzelne Person hockt nicht um einen Tisch herum. Das machen nur mehrere.

Die Nahrungsaufnahme aus den Vitamintüten wird auf kleinem Raum ungefähr fünfmal erwähnt. Das ist mir zu viel. Lass sie doch was trinken und was festes essen, zB Elektrolyt-Lösung und Vitaminwürfel.

Bei den Bezeichnungen der Personen mit Titel, Aussehen, Funktion, Namen habe ich auch Schwierigkeiten, zu folgen. Bei zwei Personen geht das vielleicht noch, weil die immer abwechselnd etwas sagen oder tun, aber bei dreien komme ich da echt durcheinander.

Lieutnant Kinley bezeichnest du zB als Lieutnant Kinley, Kinley, der Lieutnant. Das sind drei Bezeichnungen für eine Person, von denen zwei gar nichts gemeinsam haben. Sieht auf den ersten Blick vielleicht sehr abwechslungsreich aus, finde ich aber zu kompliziert. Wenn du zB Kinley gerade benannt hast, und ihn gleich nochmal benennen musst, nimm doch einfach „er“.

Ich sehe keinen besonderen Nutzen der Umrechnung von Parsec nach Lichtjahren. Gibt es einen? Ich finde, der Computer kann auch gleich von Lichtjahren reden, und Thomas kann dann genausogut sein Donnerwetter bringen.

Trotz dieser Nörgeleien habe ich mich mit deiner Geschichte ganz gut unterhalten.
Das liegt, wie schon gesagt, vor allem am Ende.
Vielleicht solltest du direkter darauf zuarbeiten.

viele Grüße
Johannes Lipp

 

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