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Aufzug in die Ewigkeit

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14.09.2009
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Aufzug in die Ewigkeit

„Eine 1,0 in der Bachelorarbeit, ba-ba-ba-baby! Ba-ba-ba-baby!“ Matthias tanzte über den Bürgersteig. Eben hatte er die Note erfahren und schon war er im schönsten Moment seines Lebens. Und in seinem letzten.
Er hörte das Quietschen und Hupen erst, als er aus dem Blickwinkel bereits den Kühlergrill sah. Der junge Mann starrte den LKW mit aufgerissenen Augen an, bis er nur noch Zentimeter von ihm entfernt war. Er wandte sich ab, schlug die Arme über den Kopf, duckte sich und kniff die Augen fest zusammen. Und dann kam... nichts. Kein Knall, kein Aufprall.
Matthias öffnete langsam die Augen und schaute sich um. Wände. Beige. Ein Aufzug?
„Hallo?“ Die Stimme wankte zaghaft. War alles nur ein Traum?
„Hallo!“ seine Stimme klang nun etwas kräftiger.
„Hallo Matthias.“ Eine Stimme erklang. Sie drang aus einem Lautsprecher in der Ecke zu ihm. Er kannte die Stimme.
„Sind Sie nicht die Frau, die immer die Telefonansagen macht? Kein Anschluss unter dieser Nummer und so?“
„Ich wurde für dich als vertrauenswürdig eingestuft. Die Stimmen werden hier individuell ausgewählt.“ säuselte die Dame.
„Hier? Was heißt das?“
„Es tut mir Leid, Ihnen das mitteilen zu müssen, aber Sie sind bei einem Autounfall vor 20 Sekunden verstorben. Falls es Sie beruhigt, der Notarzt wurde umgehend verständigt und ist bereits auf dem Weg zu Ihren Überresten.“
„Tot? Warum sollte mich ein Notarzt beruhigen? Wird er mich wiederbeleben?“
„Nein.“
„Sie verarschen mich, oder? Hey, bin ich bei Versteckte Kamera?“
„Unsere Analysen haben ergeben, dass Sie kein Fan dieser Fernsehserie sind. Aber wir haben festgestellt, dass Aufzüge beruhigend auf Sie wirken. Damit sind Sie einer von wenigen.“
„Na toll. Was soll denn jetzt werden? Ich hab doch eine Familie, eine Freundin. Was wird aus denen?“
„Sie werden es überleben. Wenn Sie es wünschen, können Sie Ihre Liebsten viermal im Monat als Geist heimsuchen, aber wir raten davon ab. Das führt meistens zu Chaos, auch wenn Ihre Absichten guter Natur sein mögen.“
„Kaum zu glauben.“ Matthias kratzte sich am Kopf. Warum hatte er keine Angst? „Warum habe ich keine Angst?“
„Sie sind tot. Ihre Gefühle sind mit Ihnen gestorben. An Ihrem Bestimmungsort werden Sie einen Gefühlssatz verabreicht bekommen, der Sie an Ihre Umgebung anpasst.“
Matthias konzentrierte sich einen Moment. Er konnte die Bewegungen des Fahrstuhls nicht einschätzen. „Ja, wo wir gerade von meinem Bestimmungsort reden... Geht es nach oben oder unten?“

 

hallo Seelenschmid, ich fand die Kg nett, kurz und schmerzlos. Liest sich gut vom Stil her

„Sind Sie nicht die Frau, die immer die Telefonansagen macht? Kein Anschluss unter dieser Nummer und so?“
„Ich wurde für dich als vertrauenswürdig eingestuft.
hihi...witzige Stelle. Mich hat nur gestört, dass sie zu schnell zum Ende gekommen ist. Hätte gerne noch weiter gelesen :-)
lg

 

Hey Seelenschmied,

richtig gut gelungen, wie ich finde. Hat mir Spaß gemacht dieses kleine Häppchen, auch wenn es sich um den Tod dreht. Wer weiß schon, wie es danach weiter geht? Vielleicht ja so wie in Deiner kleinen Geschichte, würde ich mir fast schon wünschen ;).

Ich muss Engelchen zustimmen, ich hätte auch gerne noch weitergelesen. Der Ort, an dem Dein Prot. landet, hätte mich auch interessiert, jedenfalls ob oben oder unten.

Danke, schnell und gerne gelesen,

Giraffe :)

 

Hallo Seelenschmied,

ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen: Ich las, fühlte mich sehr gut unterhalten, es war spaßig und denn war plötzlich Schluß. Da hätte gerne viel mehr kommen können.

Gruß
Lemmi

 

Hallo Engelchen, Giraffe und Lemmi,

erstmal vielen Dank fürs Lesen und für eure netten Kommentare. Es freut mich, dass euch dieses "Häppchen" gefallen hat. Leider bin ich momentan ziemlich im Uni-Stress, weshalb ich meine kreative Ader etwas eindämmen muss (sonst fließt davon noch zuviel in die wissenschaftlichen Arbeiten ;)).
Die Idee für das Thema schwebte mir schon seit längerem im Kopf herum, doch um einen weiteren Schritt zu gehen (nämlich in Richtung Bestimmungsort), habe ich noch nicht genug spannende Ideen, die ins Gesamtkonzept passen. Bislang sind da nur ein paar vage Vorstellungen, die mit etwas mehr Substanz gefüttert werden wollen. Aber ich verspreche euch, dass Matthias irgendwann an seinem Bestimmungsort ankommt. ;)

Liebe Grüße,
Seelenschmied

 

Hallo Seelenschmied,

sehr gut gelungene Geschichte ohne Ausgang, so dass man sich selbst noch Gedanken machen kann, wie es wohl weitergeht oder wie man selbst die Geschichte weitergehen lassen könnte/würde, hier gibt es sehr viele Ansätze.

Sehr gut gelungen, weiter so.

Viele Grüße

Istrier

 

Moin Seelenschmied,


Ja, mir hat der Text auch ziemlich gut gefallen. Die Idee an sich ist sicherlich nicht gerade die neuste und den ein oder anderen meiner Meinung nach etwas schwachen Gag hast du auch drin, aber das Ganze ist schön geschrieben und insgesamt sehr unterhaltsam. Vor allem die Dialoge fand ich gelungen, weil lebhaft.

Ich fand die Geschichte auch nicht zu kurz. Dem Thema, das wirklich sehr oft als Grundlage für Geschichten gedient hat, eher angemessen. Länger hätte sie kaum sein dürfen. Die Pointe am Schluss hat mir auch gefallen und ist eine tolle Auflösung für das Aufzugthema.

Wird er mich wiederbeleben?“
„Nein. Sie sind endgültig tot.“
Schöner Gag. Hier könntest du den Dialog aber noch knackiger machen, indem du das "Sie sind endgültig tot" weglässt. Ein einfaches Nein kommt einfach trockener.

 

Tach Seelenschmied,

tja, nach oben oder unten? Eindeutig nach unten. Wer solch schwarzhumorigen Geschichten schreibt, sollte sich auf einen ziemlich warmen Platz nach dem Ableben einrichten.
Spass beiseite. :-)

Schön knackig, aber zu kurz. Da meine meine Vorposter schon recht. Daraus könnte man mehr machen.

lg
Dave

 

Hallo istrier, gnoebel und Dave Nocturn,

@ Istrier
vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren. Es freut mich, dass die Geschichte dir gefallen hat. Das hört man immer gern. :)

@gnoebel

Ich fand die Geschichte auch nicht zu kurz. Dem Thema, das wirklich sehr oft als Grundlage für Geschichten gedient hat, eher angemessen. Länger hätte sie kaum sein dürfen.
Ich bin ehrlich gesagt ganz baff. Ist das Thema wirklich schon so oft verwendet worden? War mir nicht bewusst.
Vielen Dank für deine Anregungen und netten Worte.
Schöner Gag. Hier könntest du den Dialog aber noch knackiger machen, indem du das "Sie sind endgültig tot" weglässt. Ein einfaches Nein kommt einfach trockener.
Da hast du Recht und das werde ich ändern. :)

@ Dave Nocturn

Schön knackig, aber zu kurz. Da meine meine Vorposter schon recht. Daraus könnte man mehr machen.
Erstmal vielen Dank. Eine Fortschreibung der Ereignisse ist schon in Planung. Mittlerweile hat sich auch ein ziemlich genaues Bild des Bestimmungsortes und der Ereignisse herauskristalisiert. Evtl. wird ja eine Serie daraus. Jetzt fehlt mir nur noch die Zeit das zu schreiben. :)
Euch allen vielen Dank fürs Lesen, Kommentieren und für die Anregungen.

Liebe Grüße,
Seelenschmied

 

Hi Seelenschmied,
ich mag Kurzgeschichten, die tatsächlich kurz sind und eine Pointe haben. gerne gelesen!


„Ich wurde für dich als vertrauenswürdig eingestuft. Die Stimmen werden hier individuell ausgewählt.“ säuselte die Dame.

Aber wir haben festgestellt, dass Aufzüge beruhigend auf Sie wirken.

„Sie sind tot. Ihre Gefühle sind mit Ihnen gestorben.

aber ich verstehe nicht, wieso extra analysiert wurde, was auf den Prot "beruhigend" wirkt (Stimme, Aufzug), wenn er sowieso nicht zu ängstigen ist, da er keine Angst empfinden kann/seine Gefühle gestorben sind

Gruß Schmidt

 

Hallo Schmidt,

aber ich verstehe nicht, wieso extra analysiert wurde, was auf den Prot "beruhigend" wirkt (Stimme, Aufzug), wenn er sowieso nicht zu ängstigen ist, da er keine Angst empfinden kann/seine Gefühle gestorben sind

Was fällt dir ein, meine Idee ad absurdum zu führen? :heul:
Nein, Spaß beiseite. Das ist eine sehr gute Frage. :) Ich hatte da schon die Hintergrundidee im Kopf, die über diese Geschichte hinausgeht. Himmel und Hölle als individuell gestaltete Orte. Dementsprechend würde sich auch der Bestimmungsort an den Vorlieben/Abneigung orientieren (und da werden dann ja Gefühle verabreicht).
Muss ich mir mal Gedanken machen, ob ich das hier ein wenig umschreibe. Vielen Dank auf jeden Fall für die Anmerkung.

Liebe Grüße,
Seelenschmied

 

Tach Seelenschmied!

Ja, die Geschichte war unterhaltsam. Die Dialoge hätten für meinen Geschmack etwas geschliffener und knackiger daherkommen können. Das Ende finde ich passend, kurz und schmerzlos.


LG
flash

 

Hallo Seelenschmied,

die Geschichte war witzig, hat mir gefallen.

So ist das doch immer oder, man freut sich über etwas zu sehr und dann kommt das Negative, als warte jemand darauf. - Bachelorarbeit bestanden und ... tja, das wars, bye bye :-)

Die Dialoge waren gut und das Ende passend.


mfg
Geert

 

hallo falshback, hallo Geert,

es freut mich, dass die Kurzgeschichte bei euch Anklang gefunden hat. Das hört man immer gern. :)

Liebe Grüße,
Seelenschmied

 

Ich finde die Geschichte vor allem sehr witzig, weil ich jedes Mal auf dem Weg von der Uni nach Hause meinen Kommilitonen erzähle, dass ich bestimmt, wenn ich meine Bachelorarbeit geschrieben und bestanden habe, auf dem Weg zur S-Bahn von einem Wagen erwischt werde und alles umsonst war (nein bin nicht suizidgefährdet, geht vielen so)

Daher hat es für mich einen hohen Identifikationsfaktor^^

Und ansonsten auch ne lustige Geschichte, die vielleicht in ihrer Erzählung hätte länger ausfallen können.

Frohe Weihnachten

 

hallo Kompakt,

es freut mich immer ganz besonders, wenn ich von "Leidensgenossen" höre, die sich mit den Figuren in meiner Geschichte identifizieren können. :)
Ich denke übrigens, dass es nicht nur ein Uni-Phänomen ist, sondern dass jeder Mensche, der sich etwas hart erarbeitet hat, Angst hat (bewusst oder unbewusst), dies wieder zu verlieren.
Zur Länge der Erzählung kann ich nur wiederholen, dass ich für weitere Passagen bereits Ideen habe, diese sich aber nicht wirklich zu einer passenden Gesamtidee einen wollen. Und zu einer Aneinanderreihung von Passagen kann ich mich nicht durchringen, deshalb muss das Projekt erst noch etwas warten. Soweit kann ich nur sagen, dass die Zäsur des unbestimmten Zielortes ein dankbarer Punkt war, um die Geschichte abzubrechen/pausieren zu lassen. Da ist dann nämlich im Falle der Fortsetzung auch ein Anknüpfungspunkt gegeben. Vielen Dank fürs Lesen, Kommentieren und Kritisieren.

Liebe Grüße,
Seelenschmied

 

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