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Aus den Briefen eines Feenforschers

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02.07.2003
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Aus den Briefen eines Feenforschers

Studthoff gehörte zu der Sorte Menschen, die niemals etwas geschenkt bekamen und sich alles hart erarbeiten mußten. Genauer gesagt, gehörte er nicht zu dieser Sorte, da er noch weniger als nichts geschenkt bekam und sich alles noch härter als hart erarbeiten mußte. Er hatte nun ein langes tristes Leben verbraucht, ohne je in den Genuß der Dinge, die die irdische Existenz erträglicher machen, zu gelangen. Ich spreche von Luxus. Ich spreche aber auch von ungleich höheren Werten, wie Freunde, Familie und... ja, einfach lieben zu können und geliebt zu werden. Studthoff kannte dies alles nicht. Er war in seinem Überlebenskampf ständig bemüht gewesen, den Mund über der Oberfläche des alles mit sich reißenden Stromes, den man Leben nennt, zu halten, atmen zu können; neben und unter ihm Ertrinkende, über ihm Stärkere, die ihn unter Wasser zu tauchen versuchten.
Denken wir an unsere eigene Situation. Jeder von uns kann doch irgendwann einmal, in einem friedlicheren Teil des Flusses, den ganzen Kopf und sogar die Schultern aus dem Wasser strecken – vielleicht durch ein vorbeitreibendes Stück Holz, an das er sich klammert – richtig tief durchatmen, ohne Wasser zu schlucken. Ein ebenso schönes, wie seltenes Gefühl.
Studthoff war dieses Gefühl jedoch fremd, er hatte nur geschluckt, kaum geatmet. Und er wäre schon bald ertrunken, hätte es da... aber ich will der Reihe nach erzählen.
Gestatten sie mir eine Frage: Glauben Sie an Feen?
Ich kenne Ihre Antwort.
Dennoch oder gerade deswegen sollten Sie diese Geschichte nicht weglegen, sondern lesen und sich mir anschließen.
Studthoff erschien eine Fee (auch wenn Sie nicht daran glauben: Erlauben Sie mir bitte diese Bezeichnung zu verwenden), sie war ein bezauberndes Geschöpf, das auf den ebenso bezaubernden Namen „LaLeLu“ hörte, mit Betonung auf der mittleren Silbe, bitte. Darauf legte sie großen Wert. LaLeLu war eine Fee im besten Sinne. Sie war hübsch, blond, hatte eine gute Figur (ich mein sie war vollbusig, was in diesem Metier nur selten anzutreffen ist) und was das wichtigste war, sie konnte drei Wünsche erfüllen.
Aufmerksame Skeptiker werden jetzt fragen, woher ich denn mein Wissen über Feen, die ihrer Meinung nach sowieso nicht existieren, denn nehme, ja sogar in der Lage sei, Vergleiche bezüglich der Brustgröße anzustellen.
Ein paar Worte dazu:
Ich betreibe seit 16 Jahren Recherchen in dieser Richtung, führe genauestens Buch über Erscheinung und Verhalten dieser für mich faszinierenden Wesen.
Auch wenn ich bis heute nie selbst eine Fee zu Gesicht bekam, was nur eine Frage der Zeit ist, darf ich mich mit Stolz und zu Recht als den führenden Feenforscher unserer Zeit bezeichnen.
Aber zurück zur Geschichte.
LaLeLu, eine wunscherfüllende, zudem vollbusige Fee erschien also dem armen, altgewordenen Studthoff. Purer Zufall? Eine günstige Fügung des Schicksals? Meiner Meinung nach liegt in der Feenerscheinung kein System. Ich meine, welche Fee wem erscheint, ist reiner Zufall. Manch steinreicher Mann ist durch eine Feenerscheinung noch reicher geworden, indem er sich einfach mehr Geld wünschte. Manch armer Mann wurde einfach zu Asche verbrannt, weil die Fee seinen Wunsch nach Weltfrieden als Beleidigung auffaßte. Tja, manche Feen haben auch ihre Launen. Doch nicht so LaLeLu. Sie hatte sich fest vorgenommen, Studthoff alles, wirklich alles zu erfüllen, was er sich wünschen würde. Sie freute sich über diesen Auftrag. Was würde sich wohl ein Mensch wünschen, der sich noch nie im Leben einen Wunsch im Bereich des möglichen gewünscht hatte, wenn nun plötzlich, durch sie, sogar das Unmögliche möglich wurde?
Sie war ganz aufgeregt und zupfte immer wieder an ihrem rosa Glitzerkleidchen, bevor sie durch DAS TOR schwebte. Sie erschien ihm in dem Moment, als er in seiner Küche saß und seine allabendliche Suppe löffelte. Sie war auf alles vorbereitet. Menschen erschraken, schlugen Kreuzzeichen oder liefen schreiend aus der Wohnung, es gab da viele Varianten.
Doch Studthoff sah nicht mal auf. Erwartungsvoll schwebte sie vor ihm, schwebte ein bißchen auf und wieder ab, schwebte zu seiner Linken, schwebte zu seiner Rechten, wurde langsam nervös. Sie zupfte wieder an ihrem rosa Glitzerkleidchen. Wie konnte er sie denn nicht bemerken, der glühende Schein, der sie einhüllte, mußte ihn doch blenden?
Als er nach ewigen Minuten noch keine Reaktion zeigte, wurde sie ungeduldig und glühte noch ein bißchen mehr. Ihr Schein wurde an den tapetenlosen Wänden, der sonst nur durch eine nackte Glühbirne schwach beleuchteten Küche, so stark reflektiert, daß sie ihre Schutzbrille aufsetzen mußte. Wenn jetzt nicht bald was passierte, würde sie wieder davonschweben. Aber rechtzeitig erinnerte sie sich an die Regeln: drei Wünsche waren zu erfüllen. Vorsichtig räusperte sie sich. Sie wollte auch nicht unhöflich erscheinen, sie war ein sehr sanftes, gutmütiges Geschöpf. Irgendwie störte sie ihn ja auch gerade beim Abendessen, oder etwa nicht. Sie mußte sich eben etwas gedulden.
Aber sie hatte noch nie warten müssen. Es war ihr unangenehm. Sie räusperte sich wieder, als sie sich gerade daran erinnerte, daß sie ja hatte warten wollen. Dieser Auftrag war etwas besonderes. Da lohnte sich das Warten sicher. Und jetzt war er ja auch schon fertig mit der Suppe, den letzten Löffel hatte er sich gerade in den Mund geschoben. Was tat er jetzt? Er führte den Teller zum Mund und schlürfte den Rest der Suppe hörbar aus. Das mochte sie nicht. Aber bald würde er das nicht mehr nötig haben. Sie schwebte in Positur und er sah auf.
„Du kommst spät.“
Sie erschrak. Darauf war sie nicht vorbereitet gewesen. Und überhaupt klang seine Stimme sehr schlimm. Sie versuchte noch herauszufinden, warum.
„W-Was?“ Sie merkte, daß sie stotterte und während sie die Schutzbrille hastig auszog und wegsteckte, konnte sie den Blick nicht von ihm abwenden. Seine bohrenden Augen hielten sie gefangen. Um Sicherheit zu gewinnen, spulte sie ihren Standardsatz ab:
„Ich bin LaLeLu. Ich bin eine Fee. Ich bin gekommen, um Dir drei Wünsche zu erfüllen.“
Unbeeindruckt stand Studthoff auf und brachte den Teller zur Spüle. LaLeLu hatte dieser Reaktion nichts entgegenzusetzen und verharrte verwirrt auf ihrem Fleck.
Unvermutet schnell drehte sich Studthoff um und bohrte wiederum seinen Blick in sie.
„Du kommst zu spät!“
Die Fee versuchte zu verstehen, als er seine Worte energisch wiederholte:
„Du kommst viel zu spät!“
Er hielt den Blick einen Moment, für LaLeLu ein halbe Ewigkeit und wandte sich dann dem Spülen des Tellers zu. LaLeLu, die versuchte, die Situation unter Kontrolle zu bringen, sagte mit gespielt energischer Stimme:
„Eine Fee erscheint dann, wenn sie erscheint, keine Sekunde früher oder später.“
Sie hatte noch mehr sagen wollen, aber es war ihr plötzlich entfallen und ihre letzten Worte kamen ihr so kläglich vor. Sie wollte es anders versuchen.
„Was meinst Du mit „zu spät“ ?“
Er ließ vom Teller ab und ging langsam auf sie zu. Diesmal war der Blick nicht so stark.
Auszuhalten.
„Mein ganzes beschissenes Leben warte ich auf Dich und nun bist Du hier.“
Jetzt war er ihr ganz nah.
„Aber zu spät!!“
Sie roch die Suppe aus seinem Mund.
„W-Warum?“
Wieder dieses Stottern.
„Sieh mich an. Ich bin ein alter Mann, kurz vor dem Ende, was könnte ich denn noch wünschen wollen?“
Sofort wollte sie einen Katalog von möglichen Wünschen aufzählen, doch ehe sie sprechen konnte, fuhr er fort:
„Während ich wartete, all die Jahre, meine ich, hatte ich viele Wünsche. Wünsche, die nur Du mir hättest erfüllen können, kein Mensch dieser Erde, nur Du.“
Sie schluckte.
„Die Wünsche änderten sich mit dem Alter, doch nun ist es zu spät, ich habe diese Wünsche begraben, sie sind sinnlos geworden.“
Sie glaubte, eine Träne in seinem rechten Augenwinkel glitzern zu sehen, aber sie konnte sich auch täuschen. Sie fragte nicht, welche Wünsche er gehabt hatte, sie interessierte das Jetzt.
„Ich bin nun hier und drei Wünsche gehören Dir. Laß Dein Leben nicht so zu Ende gehen, wie es bisher verlaufen ist.“
Sie freute sich über den Klang ihrer Stimme, der zu der überirdischen Sanftheit, wie sie nur eine Fee besitzen konnte, zurückgefunden hatte. Ihren Augen gab sie ein verheißungsvolles Strahlen. Und offensichtlich wirkte es. Er lächelte. Er lächelte wirklich. Zuerst hätte man es für eine Krampf in den Mundwinkeln halten können, aber nun bestand kein Zweifel mehr.
Dazu paßten auch seine nun folgenden Worte.
„Du meinst, ich habe jetzt drei Wünsche frei?“
„Ja!“
„Drei Wünsche. Ich kann es kaum glauben. Bist Du sicher? Das ist ja herrlich!“
Er freute sich. Das war ein guter Ausgangspunkt. Doch etwas machte sie stutzig:
Hatte er nicht eben gesagt, Wünschen wäre sinnlos und jetzt diese Euphorie? Noch bevor ihr Grübeln zu einem Ergebnis führen konnte, streckte sie ein Fausthieb zu Boden. Was natürlich bedeutete, daß sie jetzt liegend schwebte, denn Feen halten sich nun mal über dem Boden auf.
Sie kam schnell wieder zu sich, doch kaum hatte sie sich in eine senkrechte Position gebracht, traf sie eine Faust, sie hatte das Gefühl als wären es drei gewesen, in den Magen und sie klappte zusammen wie ein Taschenmesser. Nun bäuchlings schwebend, wurde sie unfreiwillig Mitwirkende einer zirkusreifen Nummer, die zuvor einer Erklärung bedarf.
Das Gesetz, welches eine Fee in der Schwebe hält, ist das gleiche, wie das von der Abstoßungskraft zweier Körper gleicher Ladung oder Polung, wie im Magnetismus beispielsweise. Der Alte stemmte ihr also einen Fuß in den Rücken, stieß sie so bis auf den Küchenboden, ließ sie frei und während ihr Körper hochschnellte – die Abstoßungskraft wirkte wie eine Feder – packte er sie am Kragen und schleuderte sie gegen die nächstliegende Wand.
Aua! Das hatte bis jetzt am meisten weh getan. Verwirrt befühlte sie ihren schmerzenden Rücken. Nicht das der Eindruck entsteht, Feen wären blöd, oh nein, sie sind eben auf aggressives Verhalten einfach nicht trainiert, das ist alles.
Studthoff der glaubte, ihr deutlich gemacht zu haben, was er von ihr hielt, wurde ruhiger und sein Atem verlangsamte sich. Er begnügte sich jetzt damit, sie anzusehen. LaLeLu kam es allerdings so vor, als ob er durch sie hindurchsehe. Sie musterten sich gegenseitig.
LaLeLu konnte nicht begreifen, wie ein so alt und schwächlich aussehender Mann so flink und kräftig sein konnte, überhaupt kam ihr dieser Mann wie ein Raum voller Geheimnisse, vor dessen verschlossener Tür sie stand, vor. Sie hatte doch sein Personalakte genauestens studiert, wie hatte er sie dermaßen überraschen können? Ein fremdes Gefühl stieg in ihr auf, quälte sie; sie konnte es nicht unterdrücken und ließ sich vollkommen von ihm einnehmen. Sie verglich es mit anderen, bekannten Gefühlen und sie entschied sich, es Wut zu nennen, weil es dem, was sie bisher für Wut gehalten hatte, am nächsten kam, nur in einer vielfach potenzierten Stärke. Ja, sie war wütend auf diesen Greis, der statt dankbar zu sein, wie jeder andere normale Mensch, sie angriff und zu verletzen versuchte. Unerhört. Eine Frechheit. Eine nie dagewesene Frechheit der hinterfotzigsten Art. Sie errötete, ob des verbotenen Wortes. Dieses neue Gefühl veränderte sie, veränderte sie in einer Weise, die ihr unangenehm war, aber auch zugleich aufregend erschien. Und so faßte sie, von einem Gefühl beherrscht, das sie noch nicht unter Kontrolle hatte, einen für den Menschenverstand absurden Entschluß: Sie würde diesem Arschloch (diesmal errötete sie nicht mehr) drei Wünsche erfüllen und wenn es sein Leben kosten sollte. Sie hatte sich ihr Leben nicht aussuchen können, sie war nun mal dazu bestimmt, im Dienstleistungssektor zu arbeiten. Wie beschissen dieser Job eigentlich war, war ihr nie bewußt geworden, genauso wie die unsinnige Pflicht, immer scheißfreundlich sein zu müssen. Sie hatte nie an den Pflichten einer Fee – ihren Pflichten – gezweifelt, doch jetzt tat sie es. Mit aller Entschiedenheit. Sie wollte ihr kostbares Leben nicht länger damit vergeuden, die schwachsinnigen Wünsche geistig minderbemittelter Menschen zu befriedigen, sie hatte eigene Wünsche, einen ganzen Haufen sogar. Sie wollte nicht länger Fee sein. Sie würde umschulen auf...ach, darüber würde sie später nachdenken. Jetzt mußte sie erst mal diesem Scheusal drei verdammte Wünsche in den Arsch blasen, Zündschnur dran, anzünden und... Ihre morbide Fantasie war kaum noch zu zügeln. Sie hatte sich wirklich sehr verändert, die Gute.
Unglaubwürdig? Ich denke nicht. Meine Freunde: Können wir von uns behaupten, die Frauen auch nur im geringsten zu verstehen? Antwort: Nein. Die feeische Psyche ist noch weitaus komplizierter aufgebaut, ein unvorhergesehener Faktor, beispielsweise ein fremdes Gefühl, ist in der Lage, ihr ursprüngliches Selbst auszulöschen und was dann geschehen kann...nun, sie sehen es ja selbst.
Haß war nun der Antriebsmotor der neuen LaLeLu und der Schlüssel, mit dem man diesen Motor aufzog und die Puppe zum Laufen brachte, war ihr Auftrag. Drei Wünsche! Das war im Moment der einzig klare Gedanke, den sie fassen konnte. Und als ob diese Veränderung nicht schon erstaunlich genug wäre, so muß noch bemerkt werden, daß sie sich allein innerlich abspielte. Ihre Mimik verriet nichts über das tosende Meer ihrer Gefühle.
Der Alte hatte sich wieder abgewendet und spülte an seinem Teller herum.
„Du hast drei Wünsche frei, nach wie vor“ teilte sie ihm kühl mit.
Studthoff hob die Augenbrauen, sichtlich verdutzt, lachte aber dann verächtlich:
„Du hast’s wohl immer noch nicht kapiert, Du Schnepfe. Du bist zu spät dran. Ich will Deine verdammten Wohltaten nicht, hörst Du!“
Nun war es an ihr, ihn mit einem gezielten Fausthieb zu Boden zu strecken.
Als er erwachte, fand er sich an seinen Stuhl gefesselt, die Fee saß seitlich auf seinem Schoß und betrachtete ihre Fingernägel. Sie bemerkte, daß er bei Bewußtsein war und hauchte mit einer Kälte in der Stimme, die ihn frieren ließ:
„Drei Wünsche. Uns wird schon etwas einfallen, nicht wahr?“
Erst jetzt sah sie ihn an, direkt in die Augen und er erschauderte. Er versuchte zu sprechen, doch ein Taschentuch, sein eigenes, welches in seinem Mund steckte, hinderte ihn daran. Sie nahm es heraus.
„Nun? Haben wir einen Wunsch? Oder vielleicht auch zwei oder drei?“
Sie mußte lachen. Es klang wie die Mischung aus dem Hecheln eines Hundes und dem Öffnen einer ungeölten Tür. Fragen Sie mich nicht, wie das klingen soll, es wurde mir so beschrieben.
„Ich muß Dir etwas beichten.“
Studthoff war aufgrund seiner mißlichen Lage kleinlaut geworden.
Ungeduldig hob sie eine Braue.
„Nun?“
„Mein ganzes Verhalten...ich hatte einfach keine Lust mehr. Ständig kommen Feen zu mir. Einfach ständig. Sie wollten mir drei Wünsche erfüllen, genau wie Du. Aber ich weiß nicht, wie man sich etwas wünscht, ich habe es noch nie getan, ich besitze die Fähigkeit zu wünschen einfach nicht. Tage-, wochenlang belagern mich diese Feen, um ihren Auftrag zu erfüllen, aber ich kann ihnen nicht das geben, was sie wollen. Meine Wünsche. Sie begreifen es nicht.“
Er suchte ihren Augen nach Verständnis ab, doch wie befürchtet, fand er nichts und fuhr fort:
„Weil sie mir langsam lästig werden, versteh‘ mich bitte nicht falsch, erfinde ich die „Du kommst zu spät“ – Masche, die auch sehr gut funktioniert. Es bricht mir jedes Mal fast das Herz, wenn ich ihre enttäuschten Gesichter sehe und sie ohne Erfüllung ihres Auftrages abziehen müssen. Doch bei Dir ist plötzlich alles anders.“
„Mir mußtest Du erst eine Tracht Prügel verpassen!“
„Du begriffst nicht sofort und ich verlor die Geduld. Ich bitte Dich, mir zu verzeihen.“
„Dafür ist es zu spät!“
Sie lachte wieder und es klang... nun, schlimmer als zuvor.
Noch während sie lachte, überlegte er, wie er aus dieser Scheiße wieder herauskommen würde. Die Fee war total irre geworden, das war ihm jetzt klar. Andererseits war es ihm einfach unmöglich, sich etwas zu wünschen. Er konnte es eben nicht. Das sollte sie akzeptieren. Aber Akzeptanz setzte Vernunft voraus und wenn er sie so reden hörte...
Verdammt, vielleicht hätte er eben etwas fester zuschlagen sollen! Konnte man Feen totschlagen? Nein, er war kein Mörder. Es mußte einen anderen Ausweg geben. Außerdem war er gefesselt.
„Nun, was ist?!“
Die Fee wurde ungeduldig, war schon längst ungeduldig.
„Wenn du mich losbindest, können sich meine Gedanken freier bewegen und mir fallen sicherlich drei Wünsche ein.“
„Papperlapapp! Dein Körper ist es, der gefesselt wurde, nicht Dein Geist!“
„Bei uns Menschen ist das anders, als bei euch Feen.“
Ja, so konnte es funktionieren!
„Fesselt man unsere Körper, so sperrt man auch unseren Verstand ein und wir werden unfähig zu denken.“
Berauscht von diesem wunderbaren, jungen Gefühl Wut, erschien ihr dies ein glaubwürdiges Argument zu sein.
Ja, lachen sie nur. Ich selbst mußte ein wenig schmunzeln als ich dies erfuhr.
LaLeLu band ihn los und er tat so, als fülle sich sein Kopf mit den aufregendsten und originellsten Wünschen, vergleichbar mit einem Schwamm, der lange Zeit in der Wüste liegend, aufgehoben und in einen klaren Bergsee geworfen wurde und sich nun mit der herrlichsten Feuchtigkeit vollsaugen darf. Zugegeben ein wirres Bild, aber Studthoff half diese Vorstellung bei seinem Schauspiel, da er keine Ahnung hatte, wie sich echte Wünsche in einem Geist breitmachen können.
Gierig erwartete sie die drei Wünsche des alten Mannes, sie wollte die Erfüllung, ihren Auftrag – ihr wurde übel bei dem Gedanken an dieses Wort – so schnell wie möglich hinter sich bringen und sich viel Zeit für die Rache nehmen. Rache für das, was er ihr angetan hatte.
Doch plötzlich geschah alles anders und sehr schnell.
Die Luft in der Küche wurde von einem hohen Summen erfüllt, ein nerviges Geräusch, wie das einer Stechmücke – Sie kennen diese Sorte? – die des Nachts dicht am Ohr vorbeifliegt, nur um den nächsten Stich anzukündigen. Mit diesem Summen erschienen zwei Feen, größer als LaLeLu, wesentlich heller. Studthoff hätte jetzt eine Schutzbrille gut gebrauchen können. LaLeLu erblindete natürlich sofort. Die Feen umgaben sie, hüllten sie vollkommen ein und noch ehe sie wußte, wie ihr geschah, wurde sie von den beiden, nun, als Wissenschaftler sage ich: absorbiert. Als auch der letzte Rest ihres Körpers verschluckt war, erreichte der Lautstärkepegel seinen Höhepunkt. Doch schon Sekundenbruchteile darauf verschwanden die Feen und das Summen so schnell wie ein Augenzwinkern. Nur die Glühbirne versuchte jetzt noch die Dunkelheit zu verdrängen.
Studthoff versuchte gar nicht erst, das gerade erlebte zu begreifen, er tapste zur Spüle und fingerte im kaltgewordenen, schmutzigen Spülwasser zittrig nach seinem Teller.
Doch statt seines Tellers ertastete er etwas, daß sein aufgeregtes, altes Herz noch schneller schlagen ließ, denn Form und Beschaffenheit dieses Gegenstandes waren unverkennbar, einmalig und obwohl er es noch nie berührt hatte, ergriff die Erkenntnis seinen Magen mit eiserner Hand: Es war ein Feenstab! Bedächtig, zitternd hob er ihn aus dem Schmutzwasser, sehr behutsam, so als könnte eine zu schnelle Bewegung den Stab zu Staub zerfallen lassen. Instinktiv umklammerte er ihn fest mit der rechten Hand und spürte...ja, wie sollte er es beschreiben? Etwas durchflutete ihn, stärkte ihn, pulsierte ihn ihm voller Kraft! DAS mußte Macht sein! Die Macht, wünschen und erfüllen zu können, entfachte nun in seinem Inneren einen Wirbelsturm von Wünschen, so stark, daß sie ihn taumeln ließen und er sich setzen mußte. In diesem Moment sah Studthoff den Stab mit anderen Augen, nicht bildlich, nein, er besaß nun wirklich andere Augen, die weitaus empfindlicher waren und ihm das Universum in einem anderem Licht erscheinen ließen. Sein Herz öffnete sich weit. So weit, daß er einen Herzinfarkt bekam und in ein Krankenhaus gebracht werden mußte.
Da ich mich zu jener Zeit zufällig dort aufhielt, um Recherchen anzustellen, erfuhr ich seine Geschichte als erster und letzter. Bis ich sie Ihnen erzählte, natürlich. Er sollte das Krankenhaus nicht mehr lebend verlassen.
Kurz vor seinem Tod überreichte er mir den Feenstab mit der Bitte, ihn mit in seinen Sarg zu legen, wenn die Zeit gekommen sei. Er wollte nicht, daß seine Macht von irgend jemanden mißbraucht werde, er selbst habe ihn ja nicht benutzen können.
Der alte Mann vertraute mir aus irgendeinem Grund.
Als er tot war, behielt ich den Stab und ich will Ihnen auch sagen, warum.
Er ist der einzige Beweis für die Existenz der Feen und ich werde nicht eher zufrieden sein, bis ich durch ihn Kontakt zu ihnen aufgenommen habe. Täglich verbringe ich mehrere Stunden damit, den Stab in meinen Händen zu halten, genau wie Studthoff es getan hat. Unglücklicherweise verspüre ich nicht das geringste, aber ich bin zuversichtlich:
Eines Tages werde ich etwas spüren. Eine überirdische Macht wird mich durchfluten, genau wie Studthoff es beschrieben hat, mich durchdringen, mein Herz weit öffnen – ich habe ein gesundes, kräftiges Herz, es besteht kaum Infarktgefahr – und ich werde Kontakt mit ihnen aufnehmen, ihre Existenz beweisen.
Noch spüre ich nichts.
Aber ich kann warten.
Eines Tages...


Professor Friedhelm Studthoff, einst angesehener Physiker, Biologe und Philosoph („Die Frau – ein emotionales Labyrinth“ (1995) ; „Das Universum in unserem Kopf“ (1997)), momentan und wahrscheinlich längerfristig Insasse einer bekannten Nervenheilanstalt, deren Name aber hier verschwiegen werden soll, versuchte wiederholt, sowohl dieses, als auch in ihrer Intention ähnliche Schreiben, mittels durch utopische Versprechungen bestochene Pfleger nach draußen zu schmuggeln. Die Anstaltsleitung war in der Lage, dieses Vorhaben zu unterbinden, sieht jedoch in dem, in den Manuskripten enthaltenen Gedankengut keinerlei Gefahr für die Deutsche Gesellschaft, was die repräsentative Veröffentlichung eines seiner Briefe in diesem Forum beweisen soll.
Seine Studenten, die aufgrund seiner stetig wirrer werdenden Vorlesungen, eine Untersuchung veranlaßten, die zur sofortigen Einweisung Studthoffs führte, beschreiben, daß er in den letzten Wochen seines Schaffens immer häufiger mit einem merkwürdig aussehenden Stab gesehen wurde, den er stets krampfhaft fest umklammert, mal in der rechten, mal in der linken Hand hielt.
Bei seiner Einweisung veranlaßten die Ärzte, ihm diesen Stab wegzunehmen, was zunächst zu einem hysterischen Anfall und Schreikrämpfen, später zu Lethargie und kindlicher Trauer führte. Man gab ihm den Stab zurück.
Psychologen beschreiben seinen Zustand als zeitweilig depressiv, verwirrt und nicht therapiefähig.

 
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Mahlzeit!

Zunächst: Herzlich willkommen auf KG.de! :)

Und jetzt geht's los: :D

(Achtung! Spontan-Kritik, deshalb nicht unbedingt ausführlich. Aber vielleicht umso hilfreicher?)

Zuallererst: In welchem Stil bzw. welcher Perspektive wolltest du diese Geschichte schreiben? Aus dem Text heraus lässt sich diese Frage nämlich leider nicht schlüssig beantworten...

Der jovial plaudernde Erzähler, der direkt mit dem Leser in Dialog tritt, ist ca. seit seinem letzten Auftreten in der Literatur des späten 19. Jh. aus guten Gründen ausgestorben. Dieser Schreibstil verlangt, soll er denn in einer Erzählung Verwendung finden, sehr viel Fingerspitzengefühl und absolute stilistische Perfektion sowie eine gewisse Akzeptanz seitens der Leserschaft, die mittlerweile weitesgehend nicht mehr gegeben ist. In diesem vorliegenden Falle finde ich persönlich die Anwendung dieses Stilmittels zudem so extrem ungelungen, dass ich die Lektüre nach dem dritten Absatz spontan beendet habe (hab noch ein paar weitere quergelesen, allerdings mit wenig Genuss...), weil ich diesen, an eine x-beliebige mediokre Lokalzeitungs-Kolumne erinnernden Tonfall und den perspektivischen Wirrwarr, den dein Text darstellt, nicht wirklich dauerhaft ertragen kann. Der im Titel versprochene Briefstil wird ebenfalls nicht eingelöst.

Fazit: Für mich leider unlesbar. Mein Tipp: Den Anfang wech bzw. auf auktorialen oder Brieferzähler umstricken und den Rest dementsprechend gründlichst überarbeiten!

Gruss,
Horni

 

Seid gegrüßt ihr Schreiberlinge, Leser und temporär selbstgekrönte Kritiker,

"Aus den Briefen eines Feenforschers" Eine Geschichte, die in die zauberhafte Welt der Imagination geradezu einlädt. In dieser Erzählung wird der Spagat gewagt zwischen Realität und Fantasie, gelöst durch eine Symbiose beider Ebenen, die durchaus unterhaltsam anmutet. Sicherlich, der Stil kann als ungewöhnlich bisweilen sogar als befremdlich empfunden werden. Nun dieser Umstand macht meines Erachtens nach gerade den Charme der Geschichte aus, sie besticht durch ihren non-konformen Erzählstil, der für einen individuellen Schreibstil spricht.
Die Wahl der Erzählperspektive obliegt glücklicherweise dem Autor und wenn dieser es für notwendig hält, perspektivische Brüche zu konstruieren, dann könnte man dies als Mittel der Verfremdung werten und der poetischen Funktion der Sprache huldigen...

Bedauerlich ist allein die Tatsache, daß eine Geschichte aufgrund ihrer Unkonventionalität und Individualität, nicht zu Ende gelesen wird und somit der Blick auf das Ganze verwehrt bleibt.

Auch ich bin der Meinung, daß an dieser Erzählung gefeilt werden muß, auf struktureller und sprachlicher Ebene. Trotzdem halte ich konstruktive Kritik für hilfreicher, als unqualifizierte Aussprüche wie: "...dass ich die Lektüre nach dem dritten Absatz spontan beendet habe..."
Jedes Werk verdient es, in seiner Gesamtheit wahrgenommen zu werden!

"Aus den Briefen eines Feenforschers" könnte klarer strukturiert werden, vielleicht sollte man den Erzählperspektivwechsel auch auf den auktorialen Erzähler zum personalen Erzähler beschränken und eine einheitliche Zeitform wählen.

Selbst wenn diese Geschichte stilistisch noch nicht ausgereift erscheint, so habe ich das Lesen der Erzählung genossen und bin sehr gespannt auf weitere Beiträge des Autoren.

 

Mahlzeit!

Dann schaun mer doch mal... :D
[Grundsatzpamphlet-Mode ON]

Geschrieben von Penthesilea ...als unqualifizierte Aussprüche wie: "...dass ich die Lektüre nach dem dritten Absatz spontan beendet habe..."
a) Ist diese Aussage nicht "unqualifiziert". Es im Grunde die konstruktivste und ehrlichste Kritik, die ich mir vorstellen kann. Wenn mir jemand sagt, dass bereits die ersten drei Absätze meiner Geschichte so verschraubt und unleserlich und abschreckend sind, dass er/sie/es danach keine Lust mehr hatte, sich länger mit dem Text auseinander zu setzen, dann ist das m.E. ein deutlicher Hinweis darauf, dass mit dem Text evtl. grundsätzlich was nicht stimmen kann... :rolleyes: Warum soviele Autoren immer noch glauben, dass man sich über alle Regeln hinweg setzen, langweiligen und/oder unleserlichen Blabla schreiben und trotzdem verlangen kann, von der Welt als neues literarisches Genie gefeiert zu werden, wird mir auf ewig ein Rätsel bleiben. Wir alle mussten durch diese harte Schule. Aus gutem Grund: Ein Leser, der im Buchladen dein Büchlein aufklappt, entscheidet anhand der ersten drei Sätze(!!!), ob er es kauft oder nicht. Das ist das Killerkriterium, das in der Welt da draussen an Geschichten herangetragen wird. Insofern war meine "unqualifizierte" Äusserung nichts weiter als die Wiedergabe einer allgemein gültigen Methode zur Qualitätsbeurteilung literarischer Texte.

b) Davon ausgehend: Meine Zeit ist kostbar. Wenn ich sehe, dass ein Text zwar gut ist, aber hier und da vielleicht noch Schwächen hat, dann mache ich mir auch die Mühe, mich näher damit zu beschäftigen. Gelingt es dem Autor allerdings nicht, mein Interesse in irgendeiner Form zu wecken, dann ist die Geschichte eben nach drei Absätzen durchgefallen. Dann lautet mein banaler Tipp an den Autor nach wie vor: Schreib was Besseres! :D Das ist legitim, und ich bin mir ziemlich sicher, ich bin nicht der einzige, der nach dieser Methode vorgeht.

c) Sicherlich ist die Wahl der Perspektive eine Entscheidung des Autors. Alles bei einer Geschichte liegt in der Hand des Autors. Es liegt allerdings einzig und allein in der Hand des Lesers, ob er/sie/es sich den Kauderwelsch, der evtl. hinterher dabei rauskommt, auch länger als bis zum ersten Absatz antut. Du kannst von mir aus als Autor in jedem Satz eine andere Perspektive verwenden, alle Sätze rückwärts schreiben, jedes zweite Wort ins slowakische übersetzen...whatever! Aber: Wer als Autor sowas tut, der muss bitte auch mit den Konsequenzen leben können. Dieses ewige rumge :heul: "Buhu, jeder noch so schlechte Text hat es verdient, zu Ende gelesen zu werden..." löst sich spätestens beim ersten Sonnenstrahl der professionellen Verlagswelt ohnehin in ein Staubwölkchen auf... :D

Jedes Werk verdient es, in seiner Gesamtheit wahrgenommen zu werden!
Mag sein. Aber erst, nachdem es wirklich ein Werk ist! Nochmal in aller Kürze zum Mitschreiben:
Ich habe bereits deutlich gesagt, welche eklatanten Schwächen dieser Text m.E. mitbringt - Schwächen, die so gravierend sind, dass sie mich davon abhalten, mehr Zeit als unbedingt nötig mit ihm zu verbringen - und wie man sie evtl. ausmerzen könnte (bei Detailfragen stehe ich dem Autoren gerne zur Verfügung, sofern es meine Zeit erlaubt). Wem das als Kritik nicht reicht bzw. wer damit nicht klarkommt, der sollte...tja, weiss nich...statt dessen Origami lernen? :D

Just my tuppence,
Horni

PS: Herzlich willkommen auf KG.de! :)

 

quo vadis?

Zitat: "Meine Zeit ist kostbar."

Klar, wer keine Zeit hat, verspielt sie (vielleicht) zu seicht. Kostbar verrinnende Zeit schreit dagegen zu ausführlich geformter Polemik, egozentrischer Megalomanie und hilft nicht suizidgefährdeten Autoren, wenigstens die Realität der Kritik zu erfahren.

Bravo, wenn es dem Kritiker auch noch etwas gibt.(unanständige Gedanken, übrigens, sind hier fehl am Platz)

 

Wassendas???:confused:

Sorry, Penthisilea, aber auf solch kryptisches, sinnentleertes Gefasel erwartest du doch nicht allen Ernstes eine Antwort, oder? :dozey:

 

Vielleicht Kleist lesen - man kann natürlich von großen Literaten und Kritikern nicht erwarten, daß sie literarische Eigennamen korrekt schreiben können. :-)

Dein Engagement in diesem chat ist dennoch beachtlich und S p a ß ist natürlich nicht jedermanns Sache!

Zur Erweiterung deines literarischen Wissens, stehe ich dir ebenfalls engagiert, bei Interesse zur Seite.

Mit infantilem Lachgesicht

PENTHESILEA

 
Zuletzt bearbeitet:

Scotty! Alarm auf allen Decks! Invasion der Killer-Germanistik-Studenten vom Jupiter! *flüssigen Käse raushol* :D

Zur Geschichte selber:
Um es noch einmal deutlich zu machen - eine Story, die mir so daherkommt:

Dennoch oder gerade deswegen sollten Sie diese Geschichte nicht weglegen, sondern lesen und sich mir anschließen.
hat bei mir bereits verspielt. Weckt sie doch den (in diesem Fall durchaus begründeten) Verdacht, es könnte allerdings Gründe geben, sie doch wegzulegen. Die einzige Methode jedoch, mich dazu zu bringen, eine Geschichte zu lesen, ist die, eine gute Geschichte zu schreiben! Alles andere fällt für mich persönlich unter die Rubrik "Humbug Komma überflüssiger"...

@Penth...wasauchimmer:
Hmmmm... aus irgendeinem rätselhaften, wenn nicht gar enigmatisch zu nennenden Grunde schiessen mir gerade Begriffe wie "kleinkariert", "arrogant", "Korinthenkacker" u.ä. durch den offensichtlich vollkommen restentleerten Kopf... aber sowas würde ich natürlich niemals schreiben...gar niemals nicht... :engel:

Dass ich der ultimative Klugscheisser vorm Herrn bin, bin ich als erster und mit Begeisterung bereit zuzugeben. Ist Teil meiner Job-Description (Stichwort "Antichrist" :xxlmad: ) Solche Sprüche wie oben zu lesenden solltest du m.E. allerdings erst klopfen, wenn du hier wenigstens einen literarischen Beitrag abgeliefert hast, der mindestens so gut ist wie etwas von deinem Göttervater Kleist (den ich übrigens schon in der Schule - damals, vorm Kriech... - furchtbar öde fand...hat sich an der Uni nicht wesentlich gebessert... :D ). Aber was sehe ich da: "Dieses Mitglied hat keine Geschichten geschrieben..." :susp:
Ca. 80 Zeilen pseudo-lyrisches Rumfaseln im Kritiken-Abschnitt einer m.E. bestenfalls mittelmässigen Geschichte betrachte ich in diesem Zusammenhang als geringfügige Unterqualifizierung... :D

Nix für ungut,
Horni

 

Vielen Dank für deinen herzlichen Willkommensgruß, lieber Horni. :kuss:

Deine Kritik hat mich erstmal geplättet, da die Resonanz auf meine Geschichte bisher positiv war, aber ich wollte es ja so. Nicht zufällig habe ich diese Seite gefunden und ohne langes Rumstöbern beschlossen, meine sechs Jahre alte, ursprünglich für eine Zeitung verfasste und stilistisch hinter meinen heutigen Fähigkeiten zurückliegende Kurzgeschichte zu veröffentlichen. "Warum hast du sie nicht überarbeitet, wenn du heute so viel besser bist?", wirst du, Horni, Häuptling mit der schnellen Feder sofort fragen. Hast recht, immer noch scheue ich mich vor Überarbeitung, ziehe mich bei negativer Kritik eher schmollend zurück als sie konstruktiv umzusetzen. Das soll sich durch die Veröffentlichung meiner Arbeiten in diesem Forum ändern. Ich erkenne, daß du mir helfen willst, Horni, muß aber um zum Kern deiner noch dünnen Kritik zu gelangen, zunächst einmal beleidigende, unpassende, unnötige Ausdrücke erdulden. Schade. Das hilft mir nicht, dich als "wohlmeinenden" Kritiker wahrzunehmen.
Skeptisch reagiere ich, wenn mir jemand erklärt, daß etwas zu recht ausgestorben sei. Gerade dann interessiert mich die Wiederbelebung.
"Dieser Schreibstil verlangt ... sehr viel Fingerspitzengefühl und absolute stilistische Perfektion ... ", eine Floskel, die inflationär von Literaturkritikern und dann gerne im Vergleich mit Alten Meistern verwendet wird. Klar, früher war alles besser, da konnte man noch schreiben ! Warum soll ich mich nur in etwas versuchen dürfen, was ich schon perfekt beherrsche ? Absurd und langweilig.
Ich habe mich durch all deine hier veröffentlichten Texte gearbeitet, nahm mir die Zeit, nicht um etwas zu finden, womit ich dich herabsetzen kann, sondern um dich kennenzulernen, deine Haltung zu verstehen und auch weil du mich ja quasi hier entjungfert hast und so zwischen uns ein spirituelles Band entstand, jedenfalls in meiner rosaroten Fantasie. Auch du wurdest nicht immer glimpflich von der Kritik behandelt (anscheinend ist das hier der Umgangston), es war nicht alles Goldt, womit du glänzen wolltest, hattest aber auch sehr starke Momente. Doch es geht hier nicht um dich, nicht um agressives Geplänkel mit Andersdenkenden, sondern um meine Geschichte und ich hoffe, dir ist es die Zeit wert, mir ein paar detailliertere, sachlich formulierte Tipps zu geben, denn ich halte dich für recht begabt und handwerklich weiter entwickelt als mich, wenn nicht dieses Mal, dann vielleicht bei einem anderen Schreibversuch.

Read you ! :lol:

 

Mahlzeit!

Geschrieben von hahnomat
Deine Kritik hat mich erstmal geplättet, da die Resonanz auf meine Geschichte bisher positiv war
Das hängt immer schwer vom Publikum ab... But no worries, mate: Es tut Nivea als beim ersten Mal... *kalauer*
Hast recht, immer noch scheue ich mich vor Überarbeitung, ziehe mich bei negativer Kritik eher schmollend zurück als sie konstruktiv umzusetzen.
Ein gut gemeinter Hinweis: Dieses Problem solltest du blitzartig hinter dir lassen, sonst wirst du an KG.de nicht viel Freude haben, fürchte ich.
Ich erkenne, daß du mir helfen willst
Edel sei das Hörnsche, hilfreich und gut... :D
Mein Hilfsbereitschaft bestand in diesem Falle eigentlich nur darin, dich kurz und knapp darauf aufmerksam zu machen, dass dein Text in vieler Hinsicht alles andere als das Gelbe vom Ei ist - ich Samariter, unverbesserlicher, der ich bin...
aber um zum Kern deiner noch dünnen Kritik zu gelangen
Sie ist nicht unbedingt dünn - nur auf das Wesentliche beschränkt. Zusammenfassung meiner obigen Aussage: Du schaffst es nicht, mich als Leser an deine Geschichte zu fesseln und verwendest zudem Stilmittel, die mir persönlich die Lektüre verleiden. Wie dicke möchtest du's denn noch???
zunächst einmal beleidigende, unpassende, unnötige Ausdrücke erdulden.
Ich bin manchmal sehr direkt. Fasse mich kurz. Halte mit meiner Meinung nicht hinter dem Berg. Aber zu keinem Zeitpunkt bin ich beleidigend oder persönlich (sowas hebe ich mir für nicht-öffentliche Diskussionen auf). Soll heissen: Wenn du mit diesem Kritkstil nicht klarkommst dann solltest du - und das ist ein absolut freundlicher und wohlmeinender Hinweis! - in deinem eigenen Interesse vielleicht ein anderes Forum suchen. Denn "Wir haben uns alle ganz doll lieb und sagen deshalb nicht, was wir von einer Geschichte wirklich halten tirili"-Foren gibt m.E. schon genug im Netz. Das ist aber nicht Intention dieser Seite. Deshalb gleich noch ein Tipp: Versuche grundsätzlich, eine Kritik an deinen Geschichten nicht persönlich zu nehmen. Wenn hier - teilweise recht harsch und unverblümt - kritisiert wird, dann immer nur die Geschichte! Niemals der Autor!
Das hilft mir nicht, dich als "wohlmeinenden" Kritiker wahrzunehmen.
Mein Primärziel ist es auch nicht, dir den Bauch zu pinseln. Oder um jeden Preis gemocht zu werden. Sondern gute Geschichten zu geniessen und mich über weniger gute öffentlich ärgern zu dürfen. (Und - wenn ich der Meinung bin, dass es die Mühe wert ist - dem Autor evtl. ein bisschen unter die Arme zu greifen mit meiner unqualifizierten Meinung...)
Skeptisch reagiere ich, wenn mir jemand erklärt, daß etwas zu recht ausgestorben sei.
Skeptisch reagiere ich, wenn jemand etwas, das schon zu Lebzeiten nicht gerade der Bringer war, auf Teufel komm raus wieder aus der Versenkung zerren muss... :susp:
"Dieser Schreibstil verlangt ... sehr viel Fingerspitzengefühl und absolute stilistische Perfektion ... ", eine Floskel, die inflationär von Literaturkritikern und dann gerne im Vergleich mit Alten Meistern verwendet wird. Klar, früher war alles besser, da konnte man noch schreiben !
Nope!
Dieses spezielle Stilmittel war m.E. schon immer schrecklich, erfordert in der Tat aussergewöhnliches Feingefühl in der Anwendung, wenn es nicht total blöd wirken soll, und das hat überhaupt nix mit "früher" und "heute" zu tun, sondern mit "find ich gut" und "find ich doof". Es gibt nur ganz wenige Fälle, wo es IMO tatsächlich halbwegs gelungen ist (und selbst da wirkt es auf den heutigen Leser an manchen Stellen befremdlich). Melville wäre ein Beispiel, doch selbst er war sehr vorsichtig damit. Er wusste, wie leicht so etwas plump und aufdringlich und vor allem störend für den Erzählfluss(!) wirken kann.
Warum soll ich mich nur in etwas versuchen dürfen, was ich schon perfekt beherrsche ?
Ich will es mal so ausdrücken: Erst dann, wenn ich einen Blinddarm mit verbundenen Augen und einer Hand auf den Rücken gefesselt operieren kann, fange ich an, über Gehirnchirurgie nachzudenken.
Absurd und langweilig.
Was leider auch auf viel zu viele der hier veröffentlichten Texte zutrifft. Sorry, aber wenn du auch bereits die zwanzigste Mittagspause an eine lausige, lieblos und/oder uninspiriert oder technisch und orthographisch indiskutabel hingeschluderte Story verschwendet hättest, sänke deine Toleranzschwelle ebenfalls irgendwann ein paar Stufen in Richtung "Drei Sätze - Yep oder Tschüss..." Mittlerweile hab ich auch einfach nicht mehr die Zeit und die Lust, mich mit jedem Text, der mir vor die Füsse fällt, intensiv auseinanderzusetzen.
Ich habe mich durch all deine hier veröffentlichten Texte gearbeitet
ALLE!?!? :eek2:
Welch mutiges und törichtes Unterfangen! Hatte er sich das auch vorher gut überlegt??? Naja - ich hoffe, es war nicht allzu schlimm... ;)
Haltung zu verstehen und auch weil du mich ja quasi hier entjungfert hast und so zwischen uns ein spirituelles Band entstand
:eek: Was ich nicht so alles anstelle, wenn ich mich mal fünf Minuten aus den Augen lassen...
Auch du wurdest nicht immer glimpflich von der Kritik behandelt (anscheinend ist das hier der Umgangston)
Yep! Genau das ist hier der Umgangston. Hart aber herzlich. Ich empfinde das mittlerweile als extrem wohltuend. Auf diese Weise erfahre ich nämlich unverzüglich und meist sehr ökonomisch kommuniziert, wann ich Mist geschrieben habe!
dir ist es die Zeit wert, mir ein paar detailliertere, sachlich formulierte Tipps zu geben
Ich kann mich eigentlich nur zunächst in einigen grundlegenden Dingen wiederholen:

- Tu der Geschichte den Gefallen und setzt den Erzähler an jenen Platz, der für ihn vorgesehen ist: In den Hintergrund. Die Geschichte sollte für sich selbst sprechen.

- Im Titel ist von Briefen die Rede - im eigentlich Text allerdings soweit ich das überblicke nicht mehr wirklich. Entweder die Briefe in die Story oder die Briefe aus dem Titel. So isses irgendwie nix.

- Jene Absätze und Dialoge, die ich dann doch noch gelesen habe, wirkten auf mich grösstenteils sehr...naja... sagen wir mal unausgegoren. Es fehlte ein stabiler roter Faden, eine Dramaturgie, ein stilistischer Grundgedanke, eine Atmosphäre, die alles zusammenhält. Versuche, allem in der Geschichte eine eigene Stimme, Farbe, einen Geschmack und Geruch zu geben. Überlege dir, welche Handlung aus dem Leben deiner Protagonisten du erzählen willst und richte alles auf dieses Ziel aus.

Das bedeutet in erster Linie, das Sätze wie

"Dennoch oder gerade deswegen sollten Sie diese Geschichte nicht weglegen, sondern lesen und sich mir anschließen."

oder auch verunglückte Passagen wie diese:

"Sie kam schnell wieder zu sich, doch kaum hatte sie sich in eine senkrechte Position gebracht, traf sie eine Faust, sie hatte das Gefühl als wären es drei gewesen, in den Magen und sie klappte zusammen wie ein Taschenmesser. Nun bäuchlings schwebend, wurde sie unfreiwillig Mitwirkende einer zirkusreifen Nummer, die zuvor einer Erklärung bedarf.
Das Gesetz, welches eine Fee in der Schwebe hält, ist das gleiche, wie das von der Abstoßungskraft zweier Körper gleicher Ladung oder Polung, wie im Magnetismus beispielsweise. Der Alte stemmte ihr also einen Fuß in den Rücken, stieß sie so bis auf den Küchenboden, ließ sie frei und während ihr Körper hochschnellte � die Abstoßungskraft wirkte wie eine Feder � packte er sie am Kragen und schleuderte sie gegen die nächstliegende Wand.
Aua! Das hatte bis jetzt am meisten weh getan. Verwirrt befühlte sie ihren schmerzenden Rücken. Nicht das der Eindruck entsteht, Feen wären blöd, oh nein, sie sind eben auf aggressives Verhalten einfach nicht trainiert, das ist alles."

in deiner Geschichte nichts verloren haben. Was willst du schreiben? Einen Aufsatz? Eine Glosse? Einen Zeitungsartikel? Einen überlangen Witz? Das meine ich mit stilistisch unausgegoren. Dadurch geht der Geschichte auf die Dauer jegliche Spannung, Atmosphäre und - was am wichtigsten ist - Glaubwürdigkeit verloren. Ich persönlich empfinde es als extrem störend, wenn ich zu Beginn einer Geschichte gefragt werde, ob ich an Feen glaube und mir dann im dirketen Dialog irgendwas aufgeschwatz wird. Der m.E. einzig richtige Weg besteht darin, eine Geschichte zu schreiben, die vom ersten Satz an so fesselnd und in sich glaubwürdig ist, dass ich - zumindest für die Dauer der Geschichte - praktisch gezwungen bin, an Feen zu glauben. You get the idea?

denn ich halte dich für recht begabt
:shy: Ach, das sagt du doch nur so...
Ernsthaft: Danke. Aber ich schreibe auch schon seit fast 20 meiner 30 Lebensjahre und die meiste Zeit davon musste ich mich mit handwerklichen Dingen rumplagen.

Soviel zunächst. Ich habe nun tatsächlich "Alien Resurrection" mitten im Showdown auf Pause gestellt und 45 Minuten meiner Zeit auf diese Antwort verwendet. Über mangelnde Zuwendung meinerseits kannst du dich also kaum beklagen... aber nach einer Defloration soll man ja auch nicht gleich die Zigarette ausdrücken und nach Hause fahren... :D
Bei einer überarbeiteten Fassung könnte ich mir evtl. sogar nochmal die Zeit für einen Detailnörgel nehmen. ;)

Gruss,
Horni

 

Alien Resurrection ?? Ich mag den Film sehr, völlig zu Unrecht wird er meiner Meinung nach gescholten. Aber anderes Thema. Danke, daß du noch ein bißchen mit mir kuschelst, bist ja schon ein Netter. :kuss: (haach, das smilie gefällt mir echt sooo gut)
Ich werd den Text mal so überarbeiten, daß der Horni nicht anders kann und sagen muß: "Joh, ganz passabel."
Und dann kann ich befreit und voll motiviert was neues schreiben, so siehts aus. (menno, dein Zynismus steckt an) :p
Noch was schnelles zu deinen Arbeiten: Mir hat nicht alles gefallen und manches hab ich auch nicht gern zu Ende gelesen, reine Geschmacksache, was mir jedoch durchgehend auffiel war, daß du einfach ein sauberes Handwerk besitzt, du gibst dir sehr viel "Mühe" (bessere Worte fallen mir grad nich ein), du feilst an deinen Ideen, an der Struktur, an den zahlreichen Bildern, das ist für mich Ansporn, mehr aus meinen Texten zu machen, nicht so schludrig wie bisher zu arbeiten. Das Wort Sorgfalt fällt mir grade ein. Verstehst mich schon, ich liebe dich, du veränderst gerade mein Leben. So rahm dir das ein, das war das letzte nette Wort. An dich. Von mir. Für heute. *bussi*

 

Hallo!
Mir gefiel die Geschichte ganz gut, aber mir ist folgende Stelle aufgefallen:
"Die Anstaltsleitung war in der Lage, dieses Vorhaben zu unterbinden, sieht jedoch in dem, in den Manuskripten enthaltenen Gedankengut keinerlei Gefahr ..."

"in dem...in den" --- 1.) kein Komma
und 2.)würde ich versuchen es anders zu formulieren, es klingt irgendwie nicht so schön.

Dann der Sinnzusammenhang: die Anstalt sieht keine Gefahr, versucht aber trotzdem, es zu unterbinden. Warum?

Wenn man länger und gründlicher sucht, als ich es jetzt hier getan habe, findet sich bestimmt noch der eine oder andere Fehler, aber so haben die übrigen Kritiker auch noch was zu tun.
Gruß, Svea

 

Danke für deinen Kommentar, Svea ! :kuss:
Nach Hornis Kritik mußte ich befürchten, keinen weiteren Leser zu finden. Ich habe vor, die Geschichte stark zu überarbeiten. Die von dir zitierte Stelle empfinde ich auch als unschön, muß schauen, ob der letzte Absatz überhaupt drin bleibt.
Zum "Logikfehler": Die Anstalt unterbindet grundsätzlich jede Art von Kontaktversuchen von Patienten zur Außenwelt, weil dadurch die "gesunde" Gesellschaft mit dem Keim geistiger Krankheiten infiziert werden könnte. Sie hält den Brief aber für so lächerlich und harmlos, daß sie ihn bedenkenlos veröffentlicht, um damit einen eh schon rufgeschädigten Professor noch weiter zu denunzieren.

Mir gefällt das ganze Konzept nicht mehr so richtig, für Verbesserungsvorschläge bin ich immer dankbar, ich hoffe, du liest dann auch die neue Fassung.

Liebe Grüße

Michael :)

 

Nich erschrecken... ;)

Nach Hornis Kritik mußte ich befürchten, keinen weiteren Leser zu finden.
Soweit simmer noch nich, daß mein Wort ganze Karrieren zerstört... *Reich-Ranicki-Poster streichel* :D

Scherz beiseite - bin grad mal vorbeigeschneit und stolpere über folgendes:

Zum "Logikfehler": Die Anstalt unterbindet grundsätzlich jede Art von Kontaktversuchen von Patienten zur Außenwelt, weil dadurch die "gesunde" Gesellschaft mit dem Keim geistiger Krankheiten infiziert werden könnte.
Ist dies nur in der Welt der Geschichte so? Dann solltest du es irgendwo expliziert erklären. Ansonsten wäre es - im Hinblick auf die Wirklichkeit - ein böser Logikfehler! Für gewöhnlich werden nämlich Kontakte zur Außenwelt nur dann zeitweise unterbunden, wenn dies im Rahmen der Therapie als schädlich für den Patienten betrachtet wird. Kein Psychiater der Welt würde die "Infektion" der "Normalen" als Argument benutzen. Das ist therapeutisch und überhaupt ziemlicher Humbug. ;)
Sie hält den Brief aber für so lächerlich und harmlos, daß sie ihn bedenkenlos veröffentlicht, um damit einen eh schon rufgeschädigten Professor noch weiter zu denunzieren.
Absichtlich? Dies wäre aber eine sehr seltsame Klinik, die aktiv zur Rufschädigung ihrer Patienten beiträgt. Für gewöhnlich werden alle Patientenakten und Dokumente unter Verschluß gehalten. Es sei denn, wie gesagt, daß in der Welt deiner Geschichte andere Regeln gelten. Dies solltest du dann aber innerhalb der Geschichte deutlich machen und glaubwürdig rüberbringen, daß und warum dem so ist. Vielleicht hat die Klinik bzw. der behandelnde Arzt ganz bestimmte Gründe, den Professor zu denunzieren? Vielleicht eine Verschwörung o.ä.? Das ganze sollte sehr stimmig sein, sonst leidet die Glaubwürdigkeit der Story!

Just my tuppence,
Horni

 

Hallo hahnomat,


also ich fand die Geschichte inhaltlich ganz gut, ja zeitweise gar witzig und prädestiniert für die Humor-Rubrik. Zumal die Geschichte sich mit aller Kraft gegen den Mainstream wendet, indem sie die altbewährten Klischees entmystifiziert und entlarvt:

Sie wollte ihr kostbares Leben nicht länger damit vergeuden, die schwachsinnigen Wünsche geistig minderbemittelter Menschen zu befriedigen [...] Sie wollte nicht länger Fee sein. Sie würde umschulen auf...

um nur ein Beispiel zu nennen. Bezüglich der direkten Anrede des Lesers (oder wie man das nennt) kann ich nur sagen, dass dieses Stilmittel dem Leser auch ein bisschen Entgegenkommen und Toleranz abverlangt. Entweder der Leser kann sich den Erzähler als alten Freund vorstellen, mit dem er gerade in ein lockeres und lehrreiches (ziemlich einseitiges ;) ) Gespräch verwickelt ist, oder er scheitert daran und damit womöglich an der ganzen Geschichte. Da muss ich ehrlicherweise einräumen, dass mir der hintergründige Erzähler auch bequemer ist, und auch ich habe Probleme mit der "direkten Adressierung", wie zum Beispiel bei:
Gestatten sie mir eine Frage: Glauben Sie an Feen?
Ich kenne Ihre Antwort.
Da habe ich mich schon etwas auf den Schlips getreten gefühlt, aber sonst ging mir der Text vergleichsweise frei und flüssig über die Bühne.

Bei deiner Überarbeitung solltest Du auf drei Dinge achten:
1. Absätze; damit meine ich nicht nur einmal Enter, sondern eine richtige Leerzeile. Einzelnen Sprechparts (ggf. mit Inquitformeln) reserviere je einen eigenen. Und - schups! - hast Du den ein oder anderen Leser dazu gewonnen.
2. Weniger "ungewohnte" Sprachkonstrukte. Klar, der Weg zur meisterlichen Perfektion geht über viele Fettnäpfchen, aber du solltest auch auf die Flüssigkeit des Textes achten. Erst wenn du deinen astreinen Inhalt in gute Sprache verpacken kannst, kommt er auch gut rüber. Und dazu darf die Sprachartistik nur stellenweise zum Vorschein kommen, quasi das "Sahnehäupchen", das "Tüpfelchen auf dem i" bilden. Dezenz und Bescheidenheit sollte die Devise sein. Diesbezüglich sind Hornis Beiträge in diesem Thread ein famoses Gegenbeispiel ;).
3. Prägnanz: Je weniger stuckes Beiwerk gewichtige Wörter haben, desto besser wirken sie:

Erwartungsvoll schwebte sie vor ihm, schwebte ein bißchen auf und wieder ab, schwebte zu seiner Linken, schwebte zu seiner Rechten, wurde langsam nervös. Sie zupfte wieder an ihrem rosa Glitzerkleidchen. Wie konnte er sie denn nicht bemerken, der glühende Schein, der sie einhüllte, mußte ihn doch blenden?
Als er nach ewigen Minuten noch keine Reaktion zeigte, wurde sie ungeduldig und glühte noch ein bißchen mehr.
=>Erwartungsvoll schwebte sie vor ihn hin, schwebte ein bißchen auf und wieder ab, zu seiner Linken, zu seiner Rechten. Zupfte wieder an sich herum. Warum nur bemerkte er sie nicht? Ihr Schein mußte ihn doch blenden?
(Als er nach ewigen Minuten noch keine Reaktion zeigte, glühte sie noch ein bißchen mehr. <= Gibt's da keine Alternative?)
Ich verbessere Punkt 2: Nur die wirklich gehaltigen Teile des Satzes verdienen auch eine ordentliche Portion sprachästhetische Zuwendung. Der Rest, also das Beiwerk, sollte standardsprachlich, aber leicht angelehnt an der jeweiligen Stilebene sein, um ein flüssiges Fortkommen zugewährleisten.


Soweit, FLoH.

PS@Horni: Solltest Du je über meine Geschichten stolpern, bitte lese nicht. Du verschwendest nur Deine Zeit, glaub's mir! :dozey:

 

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