Was ist neu

Bäume blühen, Freuden vergehen

Mitglied
Beitritt
19.01.2022
Beiträge
5
Zuletzt bearbeitet:

Bäume blühen, Freuden vergehen

Ich starb während der Tage, als die Bäume wieder blühten. In der Nähe meines Wohnhauses gab es einen wunderschönen Park. Früher war er mal ein Friedhof gewesen. Beinahe jeden Tag im Winter durchquerte ich diesen Park, da ich zu meiner Liebe lief. Er war mir oft ein Hindernis auf einem tristen Weg. Dann verließ sie mich und ich hatte keinen Grund mehr dahinaus zu gehen, bis ich sah, dass die Bäume wieder blühten.

Die ersten Schritte waren zaghaft. Dann erkannte ich die Chance und floh öfters in den Park. Sobald die Sonne sich zeigte, ging ich raus, lief weltvergessen und unbeirrt durch helle Wiesen, suhlte mich im Blütenschnee. Stunde um Stunde lag ich in Gräsern, sah spielende Hunde, Rehe und Hasen, verlor mich träumend in Baumkronen und in sternenklaren Nächten. Mit jedem neuen Tag erfreute ich mich über die Blätter der Laubbäume. Zwar verstand ich nie viel von Bäumen, ich wusste aber immer das Wichtigste über sie: Sie sind wunderschön. Jeder Baum hat eine eigene Ästhetik und Aussagekraft. Jeder Baum ist von Hoffnung und Inspiration durchdrungen. Einen Baum in diesem Park hatte ich besonders gerne. Ich lag nicht oft unter ihm. Umso öfter aber dachte ich an ihn. Manchmal sogar, wenn ich unter einem anderen Baum lag und für einen Moment die Augen schloss.

Kein Freund war je mir lieber als die freie, florierende Natur im Frühjahr.

Es gab immer ein Zurückkommen. Auch im Frühling war ich am Ende des Tages oder der Nacht immer gezwungen zurück nach Hause zu gehen. Zurück in die Einsamkeit. Weg von den Hunden, weg von den lila Sträuchern und den Vögeln, weg von Leidenschaft und Hoffnung. Zurück in mein Schlafzimmer.

Als ich mein Handtuch zum letzten Mal im nicht gemähten Gras ausbreitete, wollte ich daran noch nicht denken. Ich war schon seit einigen Stunden auf den Beinen und habe mich gerade erst wieder einigermaßen vom Aufwachen erholt. Ich zog mein Shirt aus, um es mir um die Stirn zu binden. Ich mochte es bei gutem Wetter meine Kette auf meiner Brust kleben zu sehen
Ich drehte eine Zigarette, rauchte sie und las ein Buch dabei. Die Stunden gingen dahin, ich wurde hungrig und rauchte dagegen. Ich las weiter, vertrat mir zwischenzeitlich die Beine, streckte mich und sah den Menschen zu. Ich wurde hungriger, aß Nüsse und rauchte.


Als ich abends durch die Tür zu meiner Wohnung ging, kam mir mein Magen hoch. Ich kotzte lange und ich kotzte Magensäure. Als ich wieder zu Kräften kam, stand ich auf, um am Fenster zu rauchen. Ich schwankte und erblickte mich selbst im Spiegel – entstellt und zerfressen. Aus meinem linken Auge frisst sich ein Ungeziefer. Auf meiner Stirn läuft Blut aus einem Pickel. Ich fühlte mich müde und ausgelaugt.

Eine Kerze brannte neben mir, als ich rauchte. War die Flucht nicht vergeblich, wenn jeder Frühling vorbeigeht und jeder Tag hier an dieser Stelle endet?
Ich rauchte weiter.
Irgendwann erlosch die Kerze und mein Schlafzimmer wurde stockdunkel.


Kein Freund war je mir lieber als die freie, florierende Natur im Frühjahr. Im Frühling lebte ich gern.

 

Hey @Herb ,

und Willkommen bei uns Wortkriegern!

Dein Einstand hat viel Schönes, doch am Ende weiß ich gar nicht so richtig, was ich davon halten soll. Du hast es mit Seltsam getagt, und das ist es wohl auch, aber für mich nicht unbedingt auf eine gute Art. Aber der Reihe nach :)

Während dieser Tage fingen die Bäume an zu blühen. Wenn ich an diesen Tagen, die mein Leben beendeten, durch den Park lief, vergas/vergaß ich die Welt und suhlte mich im Blütenschnee.
Ich mag den Anfang! Im Blätenschnee wälzen ist ein sehr schönes Bild.

Meine Seele fand mit jedem Tag neue Dinge, über die sie strahlen konnte.
Im Profil schreibst Du:
Ich strebe einen rauhen und ungeschliffenen Schreibstil an,
Ich sag mal, der Satz ist das komplette Gegenteil :D Der riecht arg nach Kitsch.

Jeden Tag (oder zumindest an allen Tagen, an denen ich es konnte) erfreute ich mich über die Blätter der Laubbäume.
Der Satz ist auch so ... ach Gottchen und ehrlich gesagt, braucht der Text den gar nicht, denn seine Liebe zu den Bäumen wird im nächsten Absatz ja völlig klar.

Ich war nie Einer gewesen, der was Bäumen verstand – ich konnte vielleicht mit Glück noch eine Eiche von einer Buche unterscheiden. Dennoch wusste ich dieses Eine über die Bäume: Sie sind wunderschön. Jeder Baum hat eine eigene Ästhetik und Aussagekraft. Jeder Baum ist von Hoffnung und Inspiration durchdrungen. Das war für mich das einzig Wichtige, was ich über Bäume wissen musste. Einige Bäume hätte ich sogar als meine Freunde bezeichnet. Auch in diesem Park gab es so einen Baum. Ich lag nicht oft an/unter? ihm. Umso öfter aber dachte ich an ihn. Manchmal sogar, wenn ich unter einem anderen Baum lag und für einen Moment die Augen schloss.
Der Absatz ist auch so dermaßen süß und verklebt. Ehrlich, manchmal ist weniger einfach mehr:

Ich war nie Einer gewesen, der was Bäumen verstand – ich konnte gerade mal eine Eiche von einer Buche unterscheiden. Dennoch wusste ich: Jeder Baum hat eine eigene Ästhetik. Einige Bäume hatte ich als sogar als meine Freunde bezeichnet. Auch in diesem Park gab es so einen. Ich lag nicht oft unter ihm. Umso öfter aber dachte ich an ihn.

Das ist jetzt nur als Beispiel gedacht, so, wie ich! denke. Du musst das natürlich nicht genauso denken.
Aber eines solltest Du wirklich ändern:
Einige Bäume hätte ich sogar als meine Freunde bezeichnet.
Nein, er hätte nicht vielleicht, sondern er hat!

Während dieser Tage war die Welt voller Chancen und Liebe.
So wird das nix mit dem harten Stil ;) Das ist ja mal Kitsch pur. Kann man auch wirklich einfach streichen.

Leider hatten auch meine schönsten Tage am Ende doch ihre Schattenseiten.
Abgesehen davon, dass das jetzt ne Floskel ist, um deren Inhalt wirklich jeder weiß, und ich das so nie in einer Geschichte verwenden würde, schlage ich auf jeden Fall die Streichung vor.

So war ich auch während meines letzten Frühlings nicht stark genug, um mich nicht zurück nach Hause zu zwingen.
Den Satz musste ich bestimmt drei mal lesen und ihn dann so verstanden, er brachte im letzten Frühling nicht mehr die Kraft auf nach Hause zu gehen. Er ist da einfach unter diesem Baum bis zum heutigen Tag liegen geblieben, ja? Oder doch doppelte Verneinung und er konnte sich zwingen?

Zurück in meine neue alte Heimat.
Hä? Neu oder alt oder ganz anders gemeint? Keine Ahnung. Vielleicht auch einfach streichen, weil es doch sehr verwirrend ist.

Außerdem mochte ich esKOMMA meine Kette bei gutem Wetter auf meiner Brust kleben zu sehen.

Ich ging ran, sah sie und sie sah wohl mich. Ich sah auch mich selbst; und konnte das Leben nicht länger durch die Blume sehen.
Floskel und Zuckeralarm und denk mal drüber nach, das einfach zu streichen.

Ich ging ran, sah sie und sie sah wohl mich. Ich sah auch mich selbst; entstellt und zerfressen. Aus meinem linken Auge fraß sich ein Ungeziefer. Auf meiner Stirn lief Blut aus einem Pickel.

Während dieser Tage fingen die Bäume an zu blühen; im Frühling lebte ich gerne.
Tja, was will der Text mir sagen? Die Bäume sind Freunde, weil sie nicht über sein Äußeres urteilen? Keine Ahnung, ich weiß es wirklich nicht. Aber vielleicht finden andere etwas. Ich kann ja nur für mich sprechen und darauf musst Du keinen Pfifferling geben.

Aber ich mochte gern, wie er da im Park liegt und die Bäume ihm Heim und zugleich Freund sind. Gerade wenn er da am Ende seines Lebens steht. Ja, so lässt es sich doch sterben ...

Wichtig, das sind alles nur Vorschläge und meine Meinung/mein Empfinden. Das heißt nicht, dass Du davon irgendwas genauso sehen sollst. Du darfst alle Vorschläge auch gern als Kompost unter Bäume kippen.

Beste Grüße, Fliege

 

Halli hallo,

ich habe gerade deine Geschichten gelesen und wollte mal ein bisschen meine Meinung dazu abgeben. Ist natürlich alles nur mein persönlicher Geschmack.

Also nach dem ersten Mal lesen, stand mir ein ziemlich dickes Fragezeichen im Gesicht und ich muss gestehen auch jetzt, nach dem zweiten Mal, verstehe ich immer noch nur die Hälfte von dem Geschriebenen.

Wenn ich an diesen Tagen, die mein Leben beendeten, durch den Park lief, vergas ich die Welt und suhlte mich im Blütenschnee.
Fangen wir mal vorne an. Mit dem Satzt habe ich zwei Probleme. Zum einen finde ich der Einschub "die mein Leben beendeten" stört ein bisschen den Lesefluss, und das sofort am Anfang der Geschichte. Zum anderen denke ich, du solltest der Geschichte erstmal ein bisschen Platz zum Atmen geben und den Lesenden den Hauch einer Chance, sich in das Setting einzufinden, bevor du anfängst, irgendwelche Doppeldeutigkeiten einzubauen. Ich würde das einfach weglassen.

Stunde um Stunde lag ich in Gräsern, sah spielende Hunde, Rehe und Hasen, verlor mich träumend in Baumkronen und in sternenklaren Nächten.
Den Satz finde ich ziemlich gut, weil er so ein poetisches Frühlingsgefühl vermittelt. Da könnte ich mir sogar vorstellen, dass ein/zwei Adjektive mehr, dem Ganzen ein noch verträumteres Gefühl geben; etwas kitschig poetisches. So was à la "Stunde um Stunde lag ich in frischgrünen Gräsern, sah spielende Hunde, Rehe und Hasen, verlor mich träumend in endlosen Baumkronen und in sternenklaren Nächten"

Jeden Tag (oder zumindest an allen Tagen, an denen ich es konnte) erfreute ich mich über die Blätter der Laubbäume.
Das finde ich ein bisschen unnötig, ich meine sind die Blätter irgendwie wichtig, oder haben eine Doppeldeutigkeit, die ich nicht verstehe? Wenn nicht, würde ich den Satz einfach weglassen, wenn du in dennoch stehen lässt, dann würde ich die Klammern durch Kommata austauschen und das "an denen ich es konnte" durch etwas Spezifischeres ersetzen (warum konntest du es nicht?)

Ich war nie Einer gewesen, der was von Bäumen verstand
Ich war nie Einer gewesen, der was Bäumen verstand – ich konnte vielleicht mit Glück noch eine Eiche von einer Buche unterscheiden. Dennoch wusste ich dieses Eine über die Bäume
Bei den beiden Wörtern bin ich mir nicht sicher, ob die wirklich groß geschireben werden, da muss jemand was zu sagen, der mehr von Rechtschreibung versteht als ich.

Einige Bäume hätte ich sogar als meine Freunde bezeichnet
Hier würde ich mich entscheiden, sind es deine Freunde oder nicht.

Ich lag nicht oft an ihm
bei ihm/ unter ihm?

Leider hatten auch meine schönsten Tage am Ende doch ihre Schattenseiten.
Da kann man mehr rausholen. Du könntest eine Metapher einbauen, dass Bäume ja auch Schatten werfen oder so, wenn du schon so viel über Bäume redest ;)

So war ich auch während meines letzten Frühlings nicht stark genug, um mich nicht zurück nach Hause zu zwingen.
Vielleicht fängst du den Satz nicht mit "So" an. Das mache ich selbst auch manchmal, bei Geschichten, aber ich glaube, dass liest sich gar nicht mal so gut. Außerdem hat mich die doppelte Verneinung voll raus gebracht, was aber wahrscheinlich an mir liegt, aber ich musste den Satz gefühlt fünfmal lesen xD

Zurück in meine neue alte Heimat
Check ich nicht, da reicht mein metaphorischer Sinn nicht für aus.

Zurück in die Einsamkeit. Weg von den Hunden, weg von den lila Sträuchern und den Vögeln, weg von Leidenschaft und Hoffnung. Zurück in mein Schlafzimmer.
Wohingegen ich das wieder echt gut finde.

Noch war es aber nicht so weit und ich mochte auch noch nicht daran denken, als ich ein Handtuch im nicht gemähtem Gras ausbreitete und mein Shirt auszog, um es mir um die Stirn zu binden.
Ich würde nach "nicht so weit" einen Punkt oder sowas machen. Damit das mehr unterstrichen wird und nicht in dem langen Satz untergeht.

Ich bekam einen … Videoanruf … und freute mich darüber ein wenig.
Irgendwie zu wenig. Freust du dich, oder nicht, und besonders wie und warum freust du dich. Würde ich ein bisschen mehr ausschmücken.

Ich sah auch mich selbst;
Aus meinem linken Auge fraß sich ein Ungeziefer. Auf meiner Stirn lief Blut aus einem Pickel.
Das ist irgendwie ziemlich eklig xD aber das finde ich gut, nur auch hier würde ich es noch mehr ausschmücken. Wenn du schon von Ungeziefer in deinem Auge schreibst, dann auch richtig.

Während dieser Tage fingen die Bäume an zu blühen; im Frühling lebte ich gerne.
Tja, und bei dem Satz habe ich dann aufgegeben :S Soll das als Kontrast nochmal dienen, oder soll das darauf anspielen, dass sie dich doch als toll ansieht, oder soll es zeigen das die Welt sich weiter dreht, auch mit deinen (inneren) Verletztungen?

Versteh mich nicht falsch, ich sehe schon Potenzial in der Geschichte und ich mag auch Geschichten, die viel Freiheit für Interpretation lassen. Mein Problem mit dieser Geschichte ist, dass es zu wenig Anhaltspunkte gibt, um die Geschichte zu verstehen und zu genießen (besonders weil ich manchmal das Gefühl hatte, du versuchst es extra wirr zu schreiben, hängst dich dabei aber ein bisschen auf). Aber es ist eben auch keine surrealistisch-verrrückte Geschichte, die durch ihre Absurdität wieder an Witz gewinnt; die Geschichte schwebt irgendwo schräg dazwischen.

Also zusammenfassend würde ich sagen, die Geschichte braucht eine Überarbeitung, wobei du dich darauf fokussieren solltest, der Geschichte erstmal etwas Platz zu geben und bestimmt Anhaltspunkte festzulegen, um dann Interpretationsräume zu schaffen.

Sorry, wenn sich der Kommentar jetzt sehr kritisch anhört, ist alles nur mein Geschmack und sind alles nur Vorschläge, die zum Drübernachdenken anregen sollen.

Schöne Woche dir noch

 
Zuletzt bearbeitet:

@Fliege
Hallo, vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast die Geschichte zu lesen. Tatsächlich ist sie (zumindest sprachlich) alles andere als rauh und widerspricht dem Ziel, welches ich in meinem Profil angegeben habe. An manchen Stellen habe ich es tatsächlich etwas zu gut gemeint und den Honig viel zu dick aufgetragen. Bei der nächsten Überarbeitung werde ich deine Hinweise zur Kenntnis nehmen und sie mit einarbeiten.

Er ist da einfach unter diesem Baum bis zum heutigen Tag liegen geblieben, ja? Oder doch doppelte Verneinung und er konnte sich zwingen?
Naja fast. Er konnte sich nicht davon abhalten nach Hause zu gehen. So hätte ich es besser formulieren können. Das erzählende Ich befindet sich in einem Spannungsfeld. Der Frühling kommt zurück und damit auch seine Lebensfreude. Hinter ihm liegt ein langer grauer Winter, in welchem er eingesperrt war und die Blüten vermisst hat. Jetzt gibt es, zumindest für die Zeit seiner Spaziergänge, wieder schöne Momente.
Diese Stelle soll den Grundkonflikt der Figur darlegen. Er ist kein fröhlicher Mensch. Er ist zerfressen von inneren Parasiten und flüchtet sich im Frühling in den Park, verbringt dort ganze Tage in den Wiesen, einfach nur um nicht wieder nach Hause zu müssen.

Der Satz ist auch so ... ach Gottchen und ehrlich gesagt, braucht der Text den gar nicht, denn seine Liebe zu den Bäumen wird im nächsten Absatz ja völlig klar.

Ja, hast Recht. Fliegt raus.

Hä? Neu oder alt oder ganz anders gemeint? Keine Ahnung. Vielleicht auch einfach streichen, weil es doch sehr verwirrend ist.

Vielleicht werde ich es streichen. Mal schauen. Ich verstehe jedenfalls die Verwirrung.
Er kehrt zurück in seine alte Heimat, welcher er aber eine Weile entfliehen konnte. Er hat zwischenzeitlich woanders unterkommen können. Jetzt muss er in seine "neue" Heimat, welche er aber schon von früher kennt. Deshalb ist es auch seine alte Heimat.
Ich habe es mir so vorgestellt, dass er über den Winter eine Kurzzeitbeziehung hatte und woanders gewohnt hat. Jetzt endete die Affäre und er muss zurück in seine verhasste Wohnung.


Aber vielleicht finden andere etwas. Ich kann ja nur für mich sprechen und darauf musst Du keinen Pfifferling geben.

Ich bin dankbar für deine Meinung. Auch wenn du mit der Geschichte selbst nicht viel anfangen konntest, hast du mir dennoch ein paar gute Tipps gegeben. Danke dafür.


Tja, was will der Text mir sagen? Die Bäume sind Freunde, weil sie nicht über sein Äußeres urteilen? Keine Ahnung, ich weiß es wirklich nicht

Das soll der Text nicht sagen. Dieser Frühling ist der letzte, den der Ich-Erzähler je erlebt hat.
Irgendwas ist irgendwann nach dem Videotelefonat passiert. Was passierte, weiß ich selbst nicht. Aber er hat es nicht überlebt.
Als er sich beim Videotelefonat selbst sieht, zeigt sich die Selbstwahrnehmung des Erzählers. Er hasst sich. Er findet sich grässlich, unausstehlich und widerlich. Deshalb sieht er, wie sich Ungeziefer aus seinem Auge frisst und all die anderen ekelhaften Dinge.

Ziel der Geschichte ist nicht irgendeine Moral zu vermitteln. Es ging mir vielmehr darum in einer eher experimentellen Weise über die belebende Wirkung des Frühlings zu schreiben. Der Erzähler blüht auf in dieser Jahreszeit. Aber auch der Frühling und die Bäume sind nicht in der Lage, den Erzähler langfristig aufzumuntern und ihm zu helfen.

Es ist durchaus gewollt, dass die Geschichte den Leser mit vielen offenen Fragen zurücklässt. Allerdings habe ich dafür wohl an den falschen Punkten zu viel Verwirrung gestiftet.
Beim nächsten Mal werde ich mir etwas mehr Zeit nehmen und die Geschichte besser planen. Diese hier entstand sehr spontan, aus einer Laune heraus und leicht übermüdet im Bett. Zu Beginn wusste ich selbst nichtmal wo ich mal enden werde. Das kam alles erst im Schreibprozess - vermutlich ist dabei einiges an Gedanken, die zum Verständnis der Geschichte beitragen könnten, verloren gegangen.

Wie auch immer. Danke für deine Zeit, schöne Woche noch!
Herb

@Lukas Nue
Hallo Lukas, auch dir danke ich für dein Zeit und fürs Lesen!
Ich konnte einiges aus deinem Kommentar mitnehmen.

Fangen wir mal vorne an. Mit dem Satzt habe ich zwei Probleme. Zum einen finde ich der Einschub "die mein Leben beendeten" stört ein bisschen den Lesefluss, und das sofort am Anfang der Geschichte. Zum anderen denke ich, du solltest der Geschichte erstmal ein bisschen Platz zum Atmen geben und den Lesenden den Hauch einer Chance, sich in das Setting einzufinden, bevor du anfängst, irgendwelche Doppeldeutigkeiten einzubauen. Ich würde das einfach weglassen.

Denke, dass du Recht hast. Die Lesenden werden ziemlich abrupt ins Geschehen geworfen.
Du vermisst also ein paar Sätze in denen die Stimmung und die äußeren Umstände vermittelt werden. Verstehe ich das richtig?
An irgendeiner Stelle möchte ich aber erwähnen, dass der Erzähler während dieses Frühlings stirbt. Darauf baut für mich die gesamte Geschichte auf.

Das finde ich ein bisschen unnötig, ich meine sind die Blätter irgendwie wichtig, oder haben eine Doppeldeutigkeit, die ich nicht verstehe? Wenn nicht, würde ich den Satz einfach weglassen, wenn du in dennoch stehen lässt, dann würde ich die Klammern durch Kommata austauschen und das "an denen ich es konnte" durch etwas Spezifischeres ersetzen (warum konntest du es nicht?)

Die Blätter haben keine Doppeldeutigkeit. Es sind nur Blätter und sie sind schön.
Der Absatz kommt dennoch raus. Ist zuviel des Guten.


Hier würde ich mich entscheiden, sind es deine Freunde oder nicht.

Es sind seine Freunde. :)

bei ihm/ unter ihm?

Unter ihm. Hört sich so schöner an. Danke!

Da kann man mehr rausholen. Du könntest eine Metapher einbauen, dass Bäume ja auch Schatten werfen oder so, wenn du schon so viel über Bäume redest

Darüber musste ich schmunzeln. Ich werde darüber nachdenken:thumbsup:

Check ich nicht, da reicht mein metaphorischer Sinn nicht für aus.

Siehe meine Antwort an @Fliege

Ich würde nach "nicht so weit" einen Punkt oder sowas machen. Damit das mehr unterstrichen wird und nicht in dem langen Satz untergeht.

Gute Anmerkung. Stimme dir zu.

Irgendwie zu wenig. Freust du dich, oder nicht, und besonders wie und warum freust du dich. Würde ich ein bisschen mehr ausschmücken.

Naja, der Erzähler freut sich schon darüber. Scheinbar ist es eine Person, die er gerne hat, aber der Zeitpunkt ist möglicherweise nicht passend. Es gibt viele mögliche Gründe, warum er sich "ein wenig" darüber freut.
Ich werde drüber nachdenken, ob ich das verändern möchte.

Tja, und bei dem Satz habe ich dann aufgegeben :S Soll das als Kontrast nochmal dienen, oder soll das darauf anspielen, dass sie dich doch als toll ansieht, oder soll es zeigen das die Welt sich weiter dreht, auch mit deinen (inneren) Verletztungen?

Nö, nichts der gleichen. Da steht keine größere Bedeutung hinter. Es wird nur gesagt, dass die Bäume blühen und, dass das Leben zu dieser Zeit einigermaßen erträglich wurde. Ich mochte diesen letzten Satz eigentlich, da der Anfang wieder aufgegriffen wird und der Leser daran erinnert wird, dass der Erzähler inzwischen tot ist.

Sorry, wenn sich der Kommentar jetzt sehr kritisch anhört, ist alles nur mein Geschmack und sind alles nur Vorschläge, die zum Drübernachdenken anregen sollen.

Dafür bin ich hier. Wenn ich liebe Worte im übermaß brauche, gehe ich woanders hin. :p
Danke, dass du deine Gedanken mir mir teilst.

Schöne Woche wünsche ich dir ebenfalls.

Ich bin noch nicht ganz mit dem Forum vertraut. Ist es gewünscht Überarbeitungen nochmal als Kommentar zu teilen?

Liebe Grüße

 

Hallo @Herb
Bitte direkt im Eingangsposting überarbeiten. Siehe Hilfe.
Viel Erfolg, Gruss dotslash

 

Hey @Herb ,

da steckt in deinem Kopf sehr viel mehr Idee, als was der Text transportiert, was ich persönlich schade finde, denn es ergibt ja nach hinten raus auch alles einen Sinn. Allgemeine Regel beim Schreiben, wenn der Autor im Nachhinein seinen Text erklären muss, dann liegt das am Text, nicht am Leser :D

Der Frühling kommt zurück und damit auch seine Lebensfreude. Hinter ihm liegt ein langer grauer Winter, in welchem er eingesperrt war und die Blüten vermisst hat. Jetzt gibt es, zumindest für die Zeit seiner Spaziergänge, wieder schöne Momente.
Ja gut, das steht ja am Anfang. Vielleicht zum Ende hin, das noch mal aufgreifen?
Diese Stelle soll den Grundkonflikt der Figur darlegen. Er ist kein fröhlicher Mensch. Er ist zerfressen von inneren Parasiten und flüchtet sich im Frühling in den Park, verbringt dort ganze Tage in den Wiesen, einfach nur um nicht wieder nach Hause zu müssen.
Das steht da aber so gar nicht drin, finde ich aber wichtig. Leerstellen sind ja gut und schön, aber wenn sie so groß sind, dass dem Leser alle Türen offen stehen und egal ist, durch welche er (durch eine an den Haaren herbeigezogene Interpretation tritt), dann wird der Text beliebig, und na ja, wenn ich mir eine Geschichte ausdenken, will, schreib ich eine. Als Leser will ich aber eine lesen.
Er hat zwischenzeitlich woanders unterkommen können. Jetzt muss er in seine "neue" Heimat, welche er aber schon von früher kennt. Deshalb ist es auch seine alte Heimat.
Ich habe es mir so vorgestellt, dass er über den Winter eine Kurzzeitbeziehung hatte und woanders gewohnt hat. Jetzt endete die Affäre und er muss zurück in seine verhasste Wohnung.
Wie soll man darauf kommen? Und ist das eigentlich wichtig?
Das soll der Text nicht sagen. Dieser Frühling ist der letzte, den der Ich-Erzähler je erlebt hat.
Irgendwas ist irgendwann nach dem Videotelefonat passiert. Was passierte, weiß ich selbst nicht. Aber er hat es nicht überlebt.
Oh, oh, oh. Aber Du solltest das wissen. Wenn Du schon die Leerstelle nicht füllen kannst, wie soll es der Leser dann tun?
Als er sich beim Videotelefonat selbst sieht, zeigt sich die Selbstwahrnehmung des Erzählers. Er hasst sich. Er findet sich grässlich, unausstehlich und widerlich. Deshalb sieht er, wie sich Ungeziefer aus seinem Auge frisst und all die anderen ekelhaften Dinge.
Allerdings finde ich ja, wenn der Typ sich innerlich zerfrisst, ist das doch ein gutes Todesmotiv. Wozu braucht es dann noch das Telefonat? Wenn Du dich darauf konzentrierst, dass das Ungeziefer schon letztes Jahr da war, nur innerlich von mir aus - und ihn jetzt auch an seiner verbliebenen Hülle nagt, ihn komplett auffrisst, sagen wir Selbstzweifel, Sorgen, Depressionen - daran kann man schon sterben. Von ganz allein.
Seine eigene Unzufriedenheit, Unzulänglichkeit, sein Pessimismus - such Dir was aus - der killt ihn, raubt ihm sämltliche Lebensgeister. Und wenn er da im Winter nicht in den Park konnte, er im Grau des Winters in seiner Bude hockte, na, dass schlägt schon auf Gemüt, auf die Stimmung. Dann hat er im Winter doch gut sein Ungeziefer züchten können.
Ziel der Geschichte ist nicht irgendeine Moral zu vermitteln. Es ging mir vielmehr darum in einer eher experimentellen Weise über die belebende Wirkung des Frühlings zu schreiben. Der Erzähler blüht auf in dieser Jahreszeit. Aber auch der Frühling und die Bäume sind nicht in der Lage, den Erzähler langfristig aufzumuntern und ihm zu helfen.
Moral hat auch nichts in Geschichten zu suchen. Und das hier ist ja eine Geschichte. Du musst sie dem Leser nur auch erzählen und nicht darauf hoffen, er phantasiert sie sich selbst zusammen. Nicht immer einfach auszuloten, wieviel Info der Leser braucht, wie groß die Leerstellen sein dürfen, damit er trotzdem vom Autor sicher durch den Text geführt wird.
Es ist durchaus gewollt, dass die Geschichte den Leser mit vielen offenen Fragen zurücklässt.
Nein. Gern können aus einer Geschichte sich weitere Fragen ergeben, wie z.B. wie es mit den Prot. weitergeht und sie können auch gern allgemeine Fragen aufwerfen. Die Geschichte selbst, muss aber erzählt werden. Ist sie nur wie paar Farbklekse auf der Leinwand, wo sich jetzt jeder einen Wald, ein Porträt oder eine Obstschale zusammenreimen kann, wird das Leseerlebnis immer unbefriedigend. Ich möchte doch wenigstens wissen, ob ich mich es mit einem Wald oder einer Obstschale zu tun habe.

Schnell, schnell ist selten gut. Dafür braucht es schon viel Handwerkskunst, ziemlich viel, damit sich das am Ende gut ausgeht. Und ja, so als blutiger Anfänger hat man da so seine Träume. Kennen wir alle!

Ja hau rein, bin sehr gespannt, wie der Text sich verändert.Ich glaub an Dich!
Beste Grüße!

 

Hey @Fliege.

Mich gibt es noch und ich habe mich über deinen Kommentar gefreut.
Ich hatte in den letzten Tagen wenig Zeit fürs Schreiben und noch weniger für das Forum hier.
Ich habe mir deine/ eure Gedanken zu Herzen genommen und die Geschichte einmal grundlegend überarbeitet.
Wie du selbst gesagt hast - Gutes braucht Zeit. Deshalb wird es evtl erst in einer Weile ein Update geben. Will zumindest noch ein/ zweimal drüber gehen.

Ja hau rein, bin sehr gespannt, wie der Text sich verändert.Ich glaub an Dich!
Beste Grüße!

Wirklich lieb von dir! Dankeschön.

Beste Grüße

 

Hallo zusammen. @Fliege @Lukas Nue

Ich habe den Text nun überarbeitet und dabei versucht eure Ratschläge mit einfließen zu lassen.
Ich bin der Meinung, dass der Text nun einer stringenteren Handlung folgt und allgemein besser verständlich ist. Was denkt ihr?

Liebe Grüße
Herb

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom