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Böse Machenschaften

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08.02.2006
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Böse Machenschaften

Der Regen trommelt laut an die Scheibe. Es regnet nun schon seit Tagen, so dass das öffentliche Leben auf den Straßen der Stadt fast komplett zum Erliegen gekommen ist. Es ist wieder einer dieser Tage, die Manfred Gerhardt in seinem Büro verbringt. Als Chef eines der führenden Pharmaunternehmen Deutschlands gibt es für ihn immer viel zu tun. Gerade beschäftigt er sich mit den Verkaufszahlen des vergangenen Jahres, als die Tür zu seinem Büro aufgestoßen wird und mit einem lauten Krachen gegen die Wand schlägt. Manfred schaut auf und blickt in die zusammengekniffenen Augen eines jungen Mannes. Das Gesicht kommt ihm bekannt vor, aber er weiß nicht woher. Während er versucht, eine Verbindung zwischen sich und dem Mann herzustellen, baut sich dieser vor ihm auf und zischt: „Ich weiß ganz genau, was hier läuft und ich habe Beweise dafür.“ Manfred lehnt sich zurück und fährt sich mit seiner Hand langsam durch sein Haar, dass bereits völlig ergraut ist.
„Ich weiß nicht, wovon Sie reden und haben Sie überhaupt schon mal gehört, dass man anklopft bevor man ein Zimmer betritt?“ entgegnet er gelassen.
„Sie haben meine Tochter auf dem Gewissen und ich werde es nicht zulassen, dass Sie ungeschoren davon kommen.“
„Junger Mann, jetzt mal ganz langsam, ich weiß nicht was ich mit dem Tod ihrer Tochter zu tun haben soll. Am besten beruhigen Sie sich erst mal und dann lasse ich Ihnen einen Kaff-“
„Hören Sie bloß auf mit dieser Heuchelei! Ich habe wie gesagt Beweise.“ Mit Schwung knallt der Mann Manfred einen Umschlag auf den blank polierten Schreibtisch. „Überweisen Sie bis nächsten Montag 100.000 Euro auf das angegebene Konto und niemand erfährt etwas.“ Mit einer schnellen Bewegung und ohne ein weiteres Wort zu verlieren, dreht sich der junge Mann um und verlässt eilig das Büro.
Manfred verliert plötzlich seine Fassung, er meint keine Luft mehr zu bekommen und lockert mit einem gehetzten Griff seine Krawatte. Eine ungesunde Blässe überzieht sein Gesicht und er trommelt mit den Fingern auf den Tisch. Ruckartig verlässt er seinen wuchtigen Ledersessel und geht zum großen Fenster des Büros. Von hier hat er einen einmaligen Blick über die Stadt.
„Karl?“ Ein sehr kleiner und unscheinbarer Mann Mitte vierzig, betritt das Büro seines Chefs und bleibt in respekvollem Abstand stehen.
„Ich nehme an Sie haben alles mitbekommen?“
„Ja, Chef!“
„Dann wissen Sie ja, was sie zu tun haben. Ich verlasse mich auf Sie und nun verlieren Sie keine Zeit mehr, es eilt.“


Detektiv Peter Lang betritt sein Büro und hängt Mantel und Hut an den Kleiderständer in der Ecke. Schon nach kurzer Zeit hat sich unter seinem Mantel ein kleiner See gebildet. Voller Unbehagen wirft Peter einen Blick auf den Stapel Akten auf seinem Schreibtisch. Viel lieber würde er sich mal wieder um einen aufregenden Fall kümmern, als seine Zeit mit Papierkram zu verbringen. Mit einem lauten Seufzer lässt er sich auf seinen Stuhl fallen und will gerade beginnen sich durch die Papierstapel zu kämpfen, als es an der Tür klopft.
Kurz darauf betritt eine junge Frau das Zimmer. Das nasse Haar hängt ihr ins Gesicht. Rote, verquollene Augen mit schwarzen Rändern lassen auf eine lange Nacht schließen. Unruhig blickt sie sich im Zimmer um und erblickt Peter Lang hinter seinem Stapel Akten. Dieser erhebt sich und geht langsam auf die Frau zu. Beruhigend legt er ihr seine rechte Hand auf die Schulter und führt sie langsam zu einem Stuhl, der sich gegenüber seines eigenen Platzes befindet. Dankbar nimmt die Frau das Angebot an, sinkt in sich zusammen und bricht in Tränen aus.
Der Detektiv beschließt, ihr die Zeit zu lassen, die sie braucht und kümmert sich erst einmal um ein Taschentuch und eine Tasse Kaffee, die die Frau mit einem angedeuteten Lächeln entgegennimmt.
„Er ist weg und Sofie und...Sie müssen mir helfen“, schluchzt die Frau.
„Immer der Reihe nach. Wer ist weg und wer ist Sofie?“
„Alles ist kaputt, durchwühlt, ich habe Angst!“ Sie blickt ihm flehentlich in die Augen.
"Jetzt sagen Sie mir doch erst einmal Ihren Namen."
"Namen? Ach so, entschuldigen Sie bitte...Bergner."

Es war ein hartes Stück Arbeit, aber nach einigen guten Worten, mehreren Tassen Kaffee und zwei Packungen Taschentüchern wusste Lang ungefähr was passiert war. Am vorigen Abend hatte der Ehemann von Frau Bergner, mit einem dicken Umschlag in der Tasche, die gemeinsame Wohnung verlassen.
Er wollte weder sagen, was in dem Umschlag war, noch wohin er wollte und er ist nicht zurück gekommen. Gegen drei Uhr nachts hatte sie es vor lauter Sorgen nicht mehr ausgehalten und sich auf die Suche gemacht. Normalerweise hätte sie sich sicherlich nicht so sehr aufgeregt, aber erst vor vier Wochen war die gemeinsame Tochter Sofie gestorben und sie brauchte ihren Mann nun umso mehr. Sie war beinahe überall und hatte sich erst um sechs Uhr früh wieder auf den Heimweg gemacht, in der Hoffnung, ihren Mann dort vorzufinden. Stattdessen war aber die gesamte Wohnung auf den Kopf gestellt. Verzweifelt hatte sie sich an die Polizei gewandt, die bisher aber keinen Schritt weiter gekommen ist.

Wenig später steht Peter in besagtem Zimmer und blickt sich um. Die beiden Betten sind auseinander gezogen und völlig zerwühlt. Man hatte sogar die Matratzen aufgeschnitten und das Füllmaterial herausgezerrt. Spielkarten liegen überall im Zimmer verteilt, der Inhalt der Schubladen liegt auf dem Boden. Was hatten die Einbrecher nur gesucht? Der Detektiv beginnt nun das Chaos systematisch zu durchsuchen. In einer Ecke des Zimmers stößt er auf die Verpackung eines Asthmamedikaments. „Haben Sie oder Ihr Mann Asthma?“ fragt er beiläufig.
„Oh nein, das ist noch von Sofie. Sie hatte Asthma. Mein Mann meinte immer das Medikament wäre Schuld an ihrem Tod und er werde es beweisen.“
„Kann es sein, dass er deswegen gestern Abend unterwegs war?“
„Ich weiß es nicht...ich hoffe es nicht.“ schluchzend birgt sie ihr Gesicht in den Händen. Auf ihrem Schoß liegt ein Notizbuch in dem sie noch zuvor geblättert hat.
„Ich werde die Verpackung mitnehmen und melde mich bei Ihnen, sobald ich mehr weiß.“ Sein Blick bleibt an dem Notizbuch hängen. „Darf ich fragen, was das für ein Buch ist, dass sie da auf ihrem Schoß haben?“ Verwirrt blickt sie ihn an. Sie folgt seinem Blick.
„Das Buch? Ach, das gehört meinem Mann. Es ist eine Art Tagebuch.“
„Würden Sie mir das Buch eine Weile zur Verfügung stellen? Vielleicht findet sich darin etwas Interessantes.“ Es fällt ihr nicht leicht, doch sie gibt ihm das Buch widerstebend. Lang verlässt das Zimmer und lässt die Frau allein in ihrem Schmerz.

Lang sitzt an seinem Schreibtisch. Gleich würde seine Auftraggeberin kommen und er ist gespannt, was sie ihm zu berichten hat. Nachdem er ihre Wohnung verlassen hatte, war er sofort zur nächsten Apotheke gegangen und sein Verdacht hatte sich zu bestätigt. Jahrelange Berufserfahrung hatte ihn gelehrt jedem noch so geringen Hinweis nachzugehen. Das Medikament war gar nicht zur Nutzung zugelassen. Man hatte Sofie als Versuchskaninchen benutzt. Durch die Lektüre des Tagebuches stieß Lang auf weitere Indizien, die ihm halfen die Beweise zu untermauern, die bis dato nicht vor Gericht verwendet werden konnten. Sofie hatte die Medikamente nicht aus der Apotheke, der Arzt hatte ihr das Präparat direkt mit nach Hause gegeben. Lang hatte den behandelnden Arzt mit den gesammelten Indizien konfrontiert. Dieser wiegelte zwar zunächst alles ab, war aber nicht in der Lage, dem Druck lange Stand zu halten und rückte schon nach kurzer Zeit mit den Fakten raus. Der Pharmaunternehmer Gerhardt habe ihn für einen mehr als angemessenen Lohn beauftragt, das Medikament an Asthmapatienten zu testen, da er sich damit den Durchbruch auf dem Pharmaziemarkt erhoffte. Den Tod der kleinen Sofie habe niemand gewollt.
Mit diesen Beweisen schickte er die Frau erneut zur Polizei. Er ist sehr zufrieden mit sich und wartet nun ungeduldig auf ihr Eintreffen.

Kurz darauf erscheint sie auch schon. Sie ist ganz in schwarz gekleidet, ihr Gesicht gleicht einer Maske, doch sie scheint gefasst zu sein. Ohne Umschweife berichtet sie kurz von den neuesten Ermittlungen. Die Polizei war sehr erfeut über das Material, denn sie haben den Pharmakonzern von Herrn Gerhardt schon lange im Verdacht. Leider sei es ihnen aber nie gelungen, handfeste Beweise gegen ihn zu sammeln. Sie scheinen zuversichtlich, dass sie ihn nun überführen können. Der Ehemann der Frau wurde tot in einem Waldstück am äußeren Stadtrand entdeckt. Die Frau drückt Lang noch einen Umschlag mit seinem Lohn in die Hand und geht dann ohne ein weiteres Wort oder eine Geste des Abschieds.
Nachdenklich blickt Lang der Frau nach. Für ihn ist der Fall somit abgeschlossen, für sie wird er es nie sein.

 

Hallo Rumaz,

au Mann: Knall auf Fall gehts da zu!

Am Anfang war da noch Stimmung drin. Mit schönem Erzählrhythmus.
Ich merkte, dass Du da einige Erzählideen vorbereitet hattest.

Nur hast Du wahrscheinlich (wie ich auch immer) die Länge der Geschichte unterschätzt und wolltest fertig werden.

Dann ging nämlich das Ganze immer mehr in einen Tatsachenbericht ohne Erzählqualitäten über.

Irgendwann habe ich dann so schnell gelesen, wie Du geschrieben hast. Sprich nur noch überflogen.

Schade. Der Anfang war gut.

LG
WU

 

Danke für die Antwort,

ja, du hast vollkommen recht.

Ich denke mal, dass man mit der Story auch ein ganzes Buch oder einen ganzen Tatort gestalten könnte.
Das ist mir auch aufgefallen, wollte aber irgendwie ne Kurzgeschichte draus machen.

Muss das nochmal überdenken, denke ich.

 

Hallo Rumaz!

„Ich nehme an Sie haben alles mitbekommen?" „Ja, Chef!" „Dann wissen Sie ja, was sie zu tun haben. Ich verlasse mich auf Sie und nun verlieren Sie keine Zeit mehr, es eilt." - Allgemein, um die Lesbarkeit deines Textes zu erhöhen: Immer, wenn ein anderer redet, einen Zeilenumbruch machen, also so:
„Ich nehme an Sie haben alles mitbekommen?"
„Ja, Chef!"
„Dann wissen Sie ja, was sie zu tun haben. Ich verlasse mich auf Sie und nun verlieren Sie keine Zeit mehr, es eilt."
- Übrigens klingen deine Dialoge ziemlich hölzern. Kurzes Gegenbeispiel: "Sie wissen ja, was Sie zu tun haben. Schwirren Sie ab." Oder so ähnlich.

"Voller unbehagen" - Unbehagen

"als es an die Tür klopft" - Als es an der Tür klopft oder als jemand an die Tür klopft.

"Dunkle Ränder unter den Augen lassen auf eine lange, unruhige Nacht schließen, sie sind rot und verquollen." - Auf den Satzbau achten. 'Sie sind rot und verquollen' bezieht sich so nämlich auf die dunklen Ränder.

"Unruhig blickt sie sich im Zimmer um und erblickt Peter Lang hinter seinem Stapel Akten." - Das mit den Aktenstapeln ist aber ein Klischee aus einem drittklassigen Fernsehkrimi. Außerdem solltest du Wortwiederholungen vermeiden, hier blickt und erblickt.

"Die Frau scheint sich sichtbar zu enspannen. Erschöpft sinkt sie auf dem Stuhl zusammen und bricht in Tränen aus." - Ist für mich ein Wiederspruch. Vielleicht könntest du das umformulieren. (Übrigens: WW: Stuhl)

"angedeuteten lächeln" - Lächeln

„Er ist weg und Sofie und...Sie müssen mir helfen." schluchzt die Frau. - Zeichensetzungsfehler. Das muss folgendermaßen aussehen: „Er ist weg und Sofie und ... Sie müssen mir helfen", schluchzt die Frau.

"Am vorigen Abend hatte der Mann der verzweifelten Dame mit einem dicken Umschlag die gemeinsame Wohnung verlassen." - Das ist aber kompliziert. Ich würde vorschlagen, der Dame einen Namen zu geben, lass den Detektiv im vorigen Absatz einfach danach fragen. Außerdem wäre es nützlich, den Satz etwas umzustellen. Vorschlag: Am vorigen Abend hatte der Ehemann von Frau Soundso die gemeinsame Wohnung verlassen, mit einem dicken Umschlag in der Tasche.

"Verzweifelt hatte sie sich an die Polizei gewendet, da diese aber keine verwertbaren Beweise finden konnte, haben sie den Fall direkt wieder aufs Eis gelegt." - Bei einer durchwühlten Wohnung? Unglaubhaft. Außerdem heißt es gewandt, nicht gewendet und auf Eis, nicht aufs.

"Spielkarten liegen auf dem Boden verteilt, der Inhalt der Schubladen liegt auf dem Boden." - WW
"Er war selbst Asthmatiker und das Präparat kam ihm gleich verdächtig vor." - Solche Zufälle sind immer äußerst unglaubwürdig.

"Dieser wiegelte zwar zunächst alles ab, war aber nicht in der Lage, dem Druck lange Stand zu halten und rückte schon nach kurzer Zeit mit den Fakten raus." - Ebenfalls unglaubwürdig. Außerdem fällst du hier in einen extrem berichtenden Stil ab, da wird es langweilig.

"Mit diesen Beweisen schickte er die Frau erneut zur Polizei." - Also bitte! Kann er nicht selbst zur Polizei gehen?

"Der Ehemann der Frau wurde tot in einem Waldstück am äußeren Stadtrand entdeckt. Für ihn kam jede Hilfe zu spät." - Ja, das ist bei Toten nunmal so.

"Das ist mir auch aufgefallen, wollte aber irgendwie ne Kurzgeschichte draus machen." - Sicher lässt sich aus dem Stoff auch eine gute Kurzgeschichte machen. Beispiele findest du in dieser Rubrik viele. Also: Einfach lesen.

Grüße
Chris

 

Hallo Chris Stone,

danke für die vielen Anregungen. War mir gar nicht bewusst, dass ich noch so viele Fehler drin habe.:hmm:

Werde mir noch einmal ein paar Gedanken machen.


Rumaz

 

Hi Rumaz,

Es regnet nun schon seit Tagen, so dass das öffentliche Leben auf den Straßen der Stadt fast komplett zum Erliegen gekommen ist.
Du kannst das „nun“ löschen, da es nur unnötig füllt. Meiner Meinung nach solltest du vielleicht auch „der Stadt“ löschen, da es den Satz etwas in die Länge zieht, obwohl das sicherlich Geschmackssache ist ;)

Es ist wieder einer dieser Tage, die Manfred Gerhardt in seinem Büro verbringt.
Irgendwie funktioniert dieser Satz nicht richtig, da bei mir die Einleitung „Es ist wieder einer dieser Tage“ die Erwartung auslöst, dass du diese Art von Tag auch beschreiben würdest. Zum Beispiel: Es ist wieder einer dieser Tage, an dem alles schief läuft.
Dieser Beispielsatz passt zwar nicht in die Kurzgeschichte, aber ich hoffe du verstehst was ich meine.

Als Chef eines der führenden Pharmaunternehmen Deutschlands gibt es für ihn immer viel zu tun.
Ich empfinde diese Satz als etwas störend. Du solltest die Information über Manfreds Job entweder anders einflechten – genauso wie die Tatsache, dass er immer überbeschäftigt ist – oder nach diesem Satz anführen, was er immer so zu tun hat. Im folgenden Satz erfährt der Leser zwar, dass sich Manfred mit den Verkaufszahlen beschäftigt, aber den Übergang von dieser Information zur folgenden, empfinde ich nicht flüssig genug.

Manfred lehnt sich zurück und fährt sich mit seiner Hand langsam durch sein Haar, dass bereits völlig ergraut ist.
Bei diesem Satz musste ich etwas stocken, da mein Kopf nicht begreifen konnte, dass da „ergraut“ steht ;) Irgendwie schaut es so aus, als ob sein Haar in den letzten Minuten ergraute, was jetzt zum Abschluss gekommen ist.

Unruhig blickt sie sich im Zimmer um und erblickt Peter Lang hinter seinem Stapel Akten.
Du solltest vielleicht eine andere Formulierung für „Stapel Akten“ finden, wie zum Beispiel „Papierhaufen/Papierberg“ und „seinem“ mit „dem“ tauschen, da der Leser seit der ersten Erwähnung weiß, dass es der Stapel des Detektivs ist.

Er wollte weder sagen, was in dem Umschlag war, noch wohin er wollte und er ist nicht zurück gekommen.
Ich würde es besser finden, wenn du „und er ist nicht zurückgekommen“ streichen würdest, da der Leser, durch die folgenden Sätze weiß, dass der Ehemann nicht zurückkam.

Lang verlässt das Zimmer und lässt die Frau allein in ihrem Schmerz.
Der Zusatz nach dem „und“ ist meiner Meinung zu übertrieben moralisch, könnte man getrost streichen.

Nachdem er ihre Wohnung verlassen hatte, war er sofort zur nächsten Apotheke gegangen und sein Verdacht hatte sich zu bestätigt.
Ohne „zu“. Außer du wolltest schreiben „um seinen Verdacht zu bestätigen“ was ich besser finden würde.

Nachdenklich blickt Lang der Frau nach. Für ihn ist der Fall somit abgeschlossen, für sie wird er es nie sein.
Ein guter Satz, mit einem schön melancholischen Unterton.

Zum Stil kann ich nur wiederholen was zuvor bereits erwähnt wurde, er ist viel zu Berichtartig, man kann sich nur relativ schwer die Situation und das gesamte Geschehen vorstellen. Du solltest unbedingt Zustände nicht nur als Fakt beschreiben, sondern für den Leser verständlich machen, wie sich dieser Zustand anfühlt.

Das Gesicht kommt ihm bekannt vor, aber er weiß nicht woher.
Zum Beispiel bei diesem Satz. Du solltest die Überlegungen, woher er diesen Mann wohl kennt besser herausschreiben, als nur zu sagen „er weiß nicht woher“. So klingt es einfach zu trocken und verleitet nicht unbedingt zum Weiterlesen.

Ich empfand überhaupt den ersten Absatz als recht schwierig zu Lesen und ich habe glaube ich für den ersten Absatz auch am längsten gebraucht, bis ich ihn durch hatte. Nach einiger Zeit hast du es besser geschafft, flüssiger zu Schreiben, wobei sich die Kurzgeschichte – wie bei den anderen Kritiken erwähnt – in einen üblichen Bericht gewandelt hat.

Auch die Dialoge sind mir persönlich zu leblos, du könntest einiges an Atmosphäre aufbauen, wenn du die Dialoge etwas bearbeiten würdest.

Der Inhalt der Kurzgeschichte hat mir auch nicht besonders gut gefallen, da er viel zu konstruiert wirkt, manchmal sogar unglaubwürdig. Vor allem im ersten Absatz und der Geldforderung des Vaters, war ich schon sehr verwirrt, da ich mir nicht vorstellen kann, dass ein Vater einfach so mal Schadenersatz fordert und dafür den Pharmakonzern laufen lässt. Da er ja die Beweise hat, kann er den Konzern nicht nur verklagen, er könnte auch Schadensersatz fordern und das gleiche Geld – wenn nicht sogar mehr – einfordern.

Einige Sätze, wie zum Beispiel der letzte Satz, haben mir gut gefallen, auch steckt Potential in der Kurzgeschichte, dass man, mit etwas Überarbeitung der Schwachstellen, freisetzen könnte, wobei du nicht auf die Länge der Kurzgeschichte schauen solltest :)

mfG

 

Hi Rumaz

Erstmal ins Detail:

Rumaz schrieb:
„Karl?“ Ein sehr kleiner und unscheinbarer Mann Mitte vierzig, betritt das Büro seines Chefs und bleibt in respekvollem Abstand stehen.
„Ich nehme an Sie haben alles mitbekommen?“
„Ja, Chef!“
„Dann wissen Sie ja, was sie zu tun haben. Ich verlasse mich auf Sie und nun verlieren Sie keine Zeit mehr, es eilt.“

1. Warum sollte der Mann den Pharmakonzern erpressen? (siehe Charybdis)
2. Der Chef schaut nicht mal nach, was da für "Beweise" existieren, sondern heuert gleich einen gedungenen Killer an, der den Typ kalt macht?
Normalerweise würde ein derartig hohes Tier erstmal einen schmierigen Anwalt damit bemühen, um rauszufinden, ob das überhaupt so kritisch ist.
3. Man bekommt in der gesamten Geschichte nicht ein einziges mal einen Hinweis darauf, um was für "Beweise" es sich da handelt. Das macht die Story recht unglaubwürdig, da ich hier als Leser tatsächlich in die Zuschauerränge verbannt bin und nicht in die Geschichte "hinein" komme.

Es war ein hartes Stück Arbeit, aber nach einigen guten Worten, mehreren Tassen Kaffee und zwei Packungen Taschentüchern wusste Lang ungefähr was passiert war. Am vorigen Abend hatte der Ehemann von Frau Bergner, mit einem dicken Umschlag in der Tasche, die gemeinsame Wohnung verlassen.

Hier fängst du plötzlich an, Zeiten zu wechseln.
In der Gegenwart zu schreiben, ist sehr, sehr schwierig, ich würde dir empfehlen, erst einmal mit normaler, erzählerischer Vergangenheit anzufangen, sonst bekommst du gerade bei schwierigen Formulierungen wie z.B. solchen in der Geschichte nochmals erzählten Passagen wie "Am vorigen Abend hatte..." große Probleme.
Wenn du nämlich Gegenwart durchhalten möchtest, würde der obige Satz korrekterweise
"Es ist ein hartes Stück Arbeit, aber nach einigen guten Worten, mehreren Tassen Kaffee und zwei Packungen Taschentüchern weiß Lang ungefähr, was passiert ist. Am vorigen Abend hat der Ehemann von Frau Bergner mit einem dicken Umschlag in der Tasche..."
lauten. Und bei dieser Zeitform auch noch Spannung aufrecht zu erhalten ist extrem schwer.

Vielleicht solltest du auch nochmal über deinen Protagonisten nachdenken. Im Allgemeinen scheint er mir zu charakterlos, ohne irgendwelche besonderen Eigenschaften - ein 0-8-15 Mensch, der zufällig Privatdetektiv ist.
Ein Vorschlag von mir wäre, die ganze Geschichte aus der Ich-Perspektive des Detektivs zu schreiben. Dann kannst du nämlich dadurch Spannung aufbauen, dass du die Lösung des Falls (Pharmaboss lässt wütenden Vater umbringen) nicht gleich schon vorweg nimmst, sondern deine Hauptfigur durch Kombinieren und evtl. einem direkten Dialog mit besagtem Boss zur Lösung finden lässt. Im Moment bleibt die Spannungskurve deiner Geschichte leider auf dem Tiefpunkt, was von der Idee her wirklich nicht sein müsste.

Also: Geh nochmal dahinter und denk mal über den Vorschlag mit der Ich-Perspektive nach :)
Weiter so!

Gruß Pesse

 

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